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Blick vom Unteren Markt in die Poststraße (um 1905)
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Öffentliche Stadtpumpen (Handschwengelpumpen) in Ibbenbüren - Von Matthias Franke
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Die Plane - Auszug aus ...Anton Rosen, Ibbenbüren, von der Vorzeit bis zur Gegenwart.

In dem Geographie-Lehrbuch von Dr. Guthe (1856) steht auf Seite 823 wörtlich: "Ibbenbüren, an der Plane, besitzt im Schafberg reiche Kohlenlager ..." Man wird heute vergeblich nach dem einst so wasserreichen Gebirgsbach suchen. Wir finden zwar in der Neustadt eine Planestraße, doch durch diese Gegend ist der Bach niemals geflossen. Ohne Zweifel lag die Eizelle für die geschlossene Siedlung an den Ufern dieses Flusses, also in der Umgebung der Brunnenstraße und Bachstraße. Hier stehen noch heute die ältesten Häuser unserer Stadt. Obwohl die Plane als Vorfluter der Aa in den verflossenen Jahrtausenden tiefe Furchen in die heimatliche Flur gegraben hatte, demnach ein reißender Sturzbach gewesen sein mußte, ist sie heute verschwunden.

Das Ibbenbürener Gebiet war in alter Zeit unstreitig reich an Quellen. Sowohl im Tal, als auch auf der Höhe des Schafberges rieselten kleinere und größere Quellen, die teils dem Flußgebiet der Ibbenbürener, teils der Hopstener Aa zueilten. Wenige sieht man noch fließen und auch nicht mehr in alter Kraft. Doch der wasserreichste unter den Quellbächen war zweifellos die Plane. Ihre Quelle lag auf dem Schafberg nordöstlich der Gastwirtschaft Leischulte (Zusammentreffen der Bundesstraßen 65 und 219). Das tiefe Flußbett erstreckt sich längs der Osnabrücker Straße. Nach der Tiefe der Schlucht zu urteilen, muß sie als Gebirgsbach früher reißend gewesen sein. Unsere Vermutung wird noch glaubwürdiger, wenn wir bedenken, daß die Plane bei der "von der Heydt" einen anderen Sturzbach aufnahm, der aus dem östlich gelegenen Bergteich kam. Von den Siedlern der Straße "Am Bergteich" denkt kaum einer daran, daß hier früher ein großer Fischteich lag, der seinen Wasserüberfluß stets der Plane zuführte. Schon immer versuchte der Mensch, die vorhandene Wasserkraft des Sturzbaches auszunutzen. Die im Tal, gegenüber der Gastwirtschaft Leugermann, aufgebaute Welps Schleifmühle dürfte nur den älteren Ibbenbürenern bekannt sein. In dieser Mühle leistete die Plane durch Jahrzehnte gute Arbeit. Das abfließende Mühlenwasser speiste dann die beiden Brandteiche oberhalb der Schmiede Goeke, von deren Vorhandensein sich der aufmerksame Beobachter leicht überzeugen kann.

Auf dem Uphofe, jetzt Heldermann, gegenüber der Post, setzte das schäumende Wasser die dortige Mahlmühle in Bewegung. In ihrem weiteren Lauf brachte sie der öffentlichen Waschanstalt Ibbenbürens, der "Brunne", das klare Waschwasser, wo jahraus, jahrein die fleißigen "Waskewieber" vom frühen Morgen bis zum späten Abend ihre Wäsche wuschen. Nach einem alten Handriß des Pfarrarchivs der Christuskirche wurde das Wasser der Plane auch zu den Gräften der Fluchtburg geleitet. Die leider jetzt nicht mehr auffindbare Skizze zeigte deutlich, daß ein Wasserarm der Plane über die Bahnhofstraße, den Oberen Markt, zwischen Kröner und Silling zur Kanalstraße floß, um sich mit dem Wasser der Kürtelbecke, einem offen über die Große Straße fließenden Bach, zu vereinigen, dann in südlicher Richtung zum Unteren Markt abzufließen, um dort in die offen fließende Plane zu münden. Nach der Vereinigung plätscherte der Bach über die Bachstraße, winkelte dann nach Südwesten, um als Merschbach die Merschwiesen zu bewässern und schließlich bei der Wasserburg Langewiese in die Aa sich zu ergießen.


Nach altgermanischem Brauch wählte man auch hier Quellgebiete zur ersten Ansiedlung. Als solch ein quellenreiches Ansiedlungsgebiet des Schafbergplateaus wird uns in einer alten Pergamenturkunde besonders die Gegend am Oeynhausenschacht bezeichnet. Hier entsprangen mehrere Quellen in einer Mulde, welche östlich von dem ansteigenden Gelände bei den Höfen Engeln und Peters und westlich durch den Weg an der Bronswickschen Mühle begrenzt wird. Die heutige Wegebezeichnung "Quellengrund" wurde hier zu recht erteilt. Der Fußweg nach Mettingen führt durch die genannte Mulde. Auf dem Reckerschen Kolonat (später Lilje, jetzt fiskalischer Besitz) entsprangen weitere Quellen, von denen eine sich in den Brunnen des Reckerschen Hofes, eine zweite sich in den Wasserbehälter auf dem Hofe des Kolonats Bosse, jetzt Wesselmann, ergoß und eine dritte dem Heuerhaus des letztgenannten Kolonats und einer dort liegenden Wiese zufloß. Infolge des Grubenbaues im Jahre 1859 versiegten alle Quellen auf dem Schafberg. Früher vereinigten sich alle diese Quellen in nördlicher Richtung, zur Recker Aa hin.


spacerQuelle: Auszug aus ...
Anton Rosen, Ibbenbüren, von der Vorzeit bis zur Gegenwart.
Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH, 1969,



  Standorte der Stadtpumpen in Ibbenbüren ::  

 
Standorte der Stadtpumpen in Ibbenbüren:
 
  , © Stadtplan Amtsverwaltung Ibbenbüren - Ausgabe 1954  

  1. Oberer Markt 6 - Vor Haus Hoffschulte 5. Roggenkampstraße 16. Schulpumpe der kath. Schule.
  2. Unterer Markt 6 - Vor Nückel/Overmeyer 6. Große Straße 38 - Vor Haus Essman
  3. Brunnenstraße, Öffentliche Waschanstalt "Brunne" 7. Große Straße 42 - Vor Haus Hövel
  4. Kanalstraße 9. Schulpumpe der evang. Schule 8. Die neue Pumpe am Stadtmuseum (2015)






1. Öffentliche Stadtpumpe am Oberen Markt 6 (Vor Haus Hoffschulte) Seite oben
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Der Obere Markt um 1900 mit Blick in die Große Straße.
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Der Obere Markt um 1900 mit Blick in die Große Straße. Am rechten Bildrand
hinter den Kindern steht die Stadtpumpe mit ihren drei Laternen.

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Am linken Bildrand das Haus Elfers. Am Eingang zur Kanalstraße das Haus Möhlmann. (Bildmitte) Das Fachwerkhaus ist das Haus Schröder. Am rechten Bildrand Haus Hoffschulte mit der Stadtpumpe, die 1902 dem Denkmal (Preußendenkmal) zur Erinnerung an die 200jähnge Zugehörigkeit Ibbenbürens zum Königreich Preußen, weichen mußte.

Foto: Börger/Suer



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Der Obere Markt im Jahre 1902 - Auszug aus "Alt-Ibbenbüren" von Friedrich E. Hunsche und Bernhard Holwitt

Der Obere Markt ist vor Jahrhunderten entstanden und wurde später Zentrum des damaligen Oberdorfes, der späteren Neustadt Ibbenbürens. Er war geräumiger als der Untere Markt, und die umliegenden Bürgerhäuser wetteiferten in ihren Fassaden mit dem Baustil der Neuzeit, der sich von der altüberlieferten Fachwerkbauweise löste und vor allem den heimischen Sandstein als Baumaterial benutzte. Wenn der Obere Markt auch seine Grundform nicht veränderte, so wechselte sein Aussehen mehrfach. Fräulein Guste Drees, die ihn täglich vor Augen hat, erlebte mehrmalige, teils wesentliche Veränderungen: die fünfte 1977, als der Platz zum unstreitig schönsten Teil der Fußgängerzone umgestaltet wurde. Im Jahre 1902, dem Jahr der Errichtung des Denkmals, war der Obere Markt neben den ihn umstehenden Geschäfts- und Wohnhäusern ein Zentrum der Gastlichkeit. Theodor Bergschneider hatte damals in seinem Haus (jetzt Apotheke Meyer) zum Markt hin eine Schenke. Wer von den Gästen es vornehmer haben wollte, fand im hinteren Teil des Hauses einen großen Raum mit weißgedeckten Tischen. Im jetzigen Haus Elfers war es umgekehrt: vorne ein Cafe, hinten der Gösmannsche "Bärenstall", eine durch das große Dielentor des ehemaligen Bauernhauses zu betretende Schenke. Wenige Schritte davon lag die Gaststätte der Witwe Kröner (jetzt Buchhandlung Althaus) im - wie es damals hieß - ältesten Haus Ibbenbürens. Ernst Hoffmann, an der Südseite des Oberen Marktes, empfahl seine Gasträume und einen vielverwendbaren Saal (jetzt Schauburg). Am Anfang der Bahnhofstraße lag die Gaststätte Brinkmann, später Averbeck (jetzt Haus Wysada). Zwei Häuser boten dem fremden Gast gute Unterkunft: der Gasthof "Zum Adler" (an der Stelle steht jetzt der Neubau Silling) und der Gasthof "Deutscher Kaiser", seit Januar 1902 Hotel Nolte.


Das Wort "Einkaufszentrum" gab es damals noch nicht, wohl aber die Möglichkeit, am Oberen Markt gut und preiswert einzukaufen: im Hut- und Pelzwarengeschäft Schröder (jetzt Drogerie Nitsche), in der Haushaltswarenhandlung Hoffschulte (jetzt Lindhaus), bei den Schuhmachern Schlömann und Bosse, die beide ihre Geschäfte in etwas zurückliegenden Häusern hatten. Weiter sind zu nennen: das Damenhutgeschäft Henneböhle, die Hoffmannsche Handlung für Weine, Liköre, Zigarren- und Tabakwaren sowie Werkstatt und Laden in dem früher auch für Schulzwecke genützten Haus des Kappenmachers Drees.

Reich war für die damalige Zeit das Angebot an Lebensmitteln in den beiden Kolomalwarenläden Jörgens (jetzt Braunschweig) und Drees (jetzt Textilhaus Löbbers) wie auch in der Feinbäckerei Erpenbeck, später abgerissen, neben dem Wohnhaus Kröner. Im Hause Braunschweig befand sich von 1902 bis 1909 die Ibbenbürener Volksbank.

Zwischen den Häusern Drees und Hoffmann - an der Südseite des Oberen Marktes - befand sich ein Lager für Mühlenprodukte; es ist der Bau, dem die Firma Crespel & Deiters den Erker und den schönen Renaissancegiebel hinzugefügt hatte (jetzt Eigentum Lehrter). Vor dem Hause befand sich eine Fuhrwerkswaage.

Auf dem kopfsteingepflasterten Platz hatte "zur Genugtuung vieler" der Stadtbrunnen weichen müssen für das am 22. Mai 1902 errichtete Denkmal zur Erinnerung an die 200jähnge Zugehörigkeit Ibbenbürens zum Königreich Preußen. Wenn es auch nicht den Gefallen aller fand, so hatte der Obere Markt doch einen neuen Akzent. Ganz besonders wohltuend war der Anblick einer im Sommer kühlen Schatten spendenden prächtigen Linde vor dem Hause Hoffschulte.

Sieht man das Ganze, so war der Obere Markt mehr als ein Zentrum der Gastlichkeit und des guten Einkaufes: Mit dem geschlossenen Kranz von Bürgerhäusern war er auch schon damals Ibbenbürens "Gute Stube".


spacer Quelle:
Auszug aus "Alt-Ibbenbüren" von Friedrich E. Hunsche und Bernhard Holwitt
Herausgegeben von der Ibbenbürener Volkszeitung - 2. überarbeitete und erweiterte Auflage: Dezember 1980
Verlag und Gesamtherstellung: Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH, 4530 Ibbenbüren ISBN 3-921290-03-1

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2. Öffentliche Stadtpumpe am Unteren Markt (Vor Nückel/Overmeyer) Seite oben
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Blick vom Unteren Markt in die Poststrasse (um 1905)
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Blick vom Unteren Markt in die Poststraße (um 1905). Vor dem Fachwerkhaus Nückel
(ehem. Overmeyer/Magnus) steht eine der Ibbenbürener
Stadtpumpen.

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Blick vom Unteren Markt in die Poststraße (um 1905). Am linken Bildrand steht das Haus von Ferdinand Hoffschulte, jetzt Eisen Feldmann. In der Bildmitte - Haus Mager (Rosen Apotheke). Zwischen dem Fachwerkhaus Nückel (ehem. Overmeyer/Magnus) und dem Haus Agnischock (rechts) steht eine der Ibbenbürener Stadtpumpen.


spacer Foto: Ansichtskarte: Sammlung Georg Kipp


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Der Untere Markt um die Jahrhundertwende - Auszug aus "Alt-Ibbenbüren" von E. Hunsche und B. Holwitt

Um den Unteren Markt und rund um die jetzige evangelische Kirche befindet sich der älteste Siedlungskomplex des Ortes und Kirchspiels Ibbenbüren seit der Christianisierung (um 800) und dem Bau der ersten Kirche. Hier laufen die Brunnenstraße, die Marktstraße, die Münsterstraße, die Poststraße und die Kanalstraße zusammen. Über den Unteren Markt führten jahrhundertelang Postlinien zu den Nachbarorten sowie nach Osnabrück und Münster. Zur "City" Ibbenbürens wurde der Untere Markt in der Zeit, als die geistliche und die weltliche Macht sich in einem Abstand von einer guten Steinwurfweite nahekamen.
Die ehrfurchtgebietende evangelische Kirche war jahrhundertelang der religiöse Mittelpunkt Ibbenbürens. In dem Hause Ferdinand Hoffschulte am Unteren Markt (jetzt Feldmann) war von 1816 bis 1821 das Landratsamt des damals neugebildeten Landkreises Tecklenburg. Der Königliche Geheimrat Mauve war nach der Neuordnung Preußens der erste Landrat und hatte hier seinen Amtssitz. Man weiß es, daß bei einer Abstimmung im Kreistag die Stimme eines Ibbenbürener Abgeordneten den Ausschlag gab für die Verlegung des Kreissitzes nach Tecklenburg.


Um die Jahrhundertwende war der Untere Markt noch eine Idylle. Zwar waren die beiden Bäche, die Plane und der Kützelbach, die zuvor offen über den Platz flossen, zum Teil verrohrt und kamen erst jenseits von Sweerings Fabrik wieder ans Tageslicht. Aber Blumen und Ziersträucher gaben dem Unteren Markt in der hellen Jahreszeit eine heute kaum noch vorstellbare Note. Vor allem der im früheren Kreishaus wohnende Kaufmann Ferdinand Hoffschulte machte seinen Vorgarten vom Frühjahr bis weit in den Herbst hinein zu einem wahren Blumenparadies. Auch vor Nückels Bäckerei (jetzt Dreker) war ein sorgfältig gepflegter Vorgarten, den ein grüner Lattenzaun umschloß. Vor dem gastlichen Hause (jetzt Hilckmann), in dem Leydigs Anna lange hinter dem Tresen hantierte, stand ein schöner Birnbaum im Wirtshausgarten.

Zur Freude vor allem der Kinder, die auf dem Schulweg hier vorbeikamen, schaute aus dem kleinen Fenster seines Stalles in der Fleischerei Agnischock (jetzt Brüggen) ein Pferdekopf. Interessiert an allem, was es zu sehen gab, ließ sich der Schimmel gern die Backen tätscheln. Das Pferd hatte einen ungewöhnlichen Ausgang ins Freie: über einen kleinen Flur, durch den Ladenraum der Fleischerei und durch die Eingangstür des Geschäftes nach draußen auf die Straße. Der Schimmel soll sich darüber gar nicht gewundert haben, die Einheimischen auch nicht.

Wenn es Abend wurde und die Dämmerung sich über die Stadt senkte, kehrten die auf dem Platz spielenden Kinder in die Häuser zurück. In der "Uhlenflucht" oder "Schniederfier", wie man diese Stunde des Tages früher nannte, holten Frauen Wasser aus dem Stadtbrunnen vor dem Hause Nückel (jetzt Overmeyer) oder machten Einkäufe. Männer strebten zum Dämmerschoppen bei Leydigs Anna, zur Gaststätte Thalmann oder auch nach Hoffschulte II, wo sie sowohl einkaufen (Eisenwaren) wie auch ein Schnäpschen trinken konnten, sogar bei Selbstbedienung; denn Hoffschulte hatte eine Schnapskonzession.

Wenn der Nachtwächter der Unterstadt die Lampe über dem Brunnen entzündet hatte, wurde es still auf dem Unteren Markt, den die Nacht dann bald in ihren dunklen Mantel hüllte.


spacer Quelle:
Auszug aus "Alt-Ibbenbüren" von Friedrich E. Hunsche und Bernhard Holwitt
Herausgegeben von der Ibbenbürener Volkszeitung - 2. überarbeitete und erweiterte Auflage: Dezember 1980
Verlag und Gesamtherstellung: Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH, 4530 Ibbenbüren - ISBN 3-921290-03-1

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3. Brunnenstraße - Öffentliche Waschanstalt "Brunne" Seite oben
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Brunnenstraße - Öffentliche Waschanstalt "Brunne"
Große Wäsche an der Brunne bis zum Jahr 1907 - Grafik aus "Heimat und Leben" - Nr. 14 vom 4. September 1953


 

Die Brunnenstraße war lange, bevor ihr Bahnhof-, Marktstraße, Breite Straße und Große Straße den Rang abliefen, die wichtigste Verkehrsader der Stadt.1* Jahrhunderte hindurch war die Stelle Bahnhofstraße - Brunnenstraße ein beliebter Platz für die Ibbenbürener Dorfschönen. In einer schlauchartig ausgehöhlten Vertiefung sammelte sich hier das aus dem Erdreich hervorquellende Wasser. Geologisch gesehen war es ein Teil des Planewassers, das durch poröse Erdschichten ins tiefere Erdreich zu dringen vermochte, um in der "Brunne" als Quelle hervorzusprudeln. Vor allem war es das Wasser der Mühl- und Brandteiche oberhalb dieser Quelle, das sich in einer unterirdischen Wasserader den Weg zur Brunne bahnte.


 

Am Anfang der Brunnenstraße befand sich die "Brunne". Das war eine von kristallklarem Wasser einer Quelle gespeiste öffentliche Waschanlage. Wenn das Wasser nicht reichte, konnte noch eine Pumpe zu Hilfe genommen werden. Die Frauen der Stadt hatten hier Gelegenheit, in vier überdachten und zwei offenen Trögen die Wäsche nachzuwaschen.

Das abfließende Wasser vereinigte sich etwa 30 Meter weiter mit dem der Plane. 1* Dieser auf der Höhe des Schafberges entspringende Wasserlauf nahm, ungefähr gegenüber dem jetzigen Gasthof Leugermann, den Fischbach auf, lieferte eine Zeitlang die Kraft für den Betrieb von Welps Hammermühle, floß weiter zur Bahn und unterquerte sie.
Grafik/Skizze - Dechant Konermann >>>

Grafik/Skizze - Dechant Konermann

 

Auf dem Grundstück Heldermann (Uphof) tauchte die Plane wieder auf und floß zwischen den Häusern Scholmeyer und Glosemeyer unter der Bahnhofstraße her zur Brunnenstraße. Hier mußte es sich der Wasserlauf gefallen lassen, säuberlich, mit einem Mäuerchen und einem Staket darauf, eingefaßt zu werden. Die Plane, Brunne oder Bache - alle Namen wurden angewandt - floß offen bis zu Bergschneiders Brennerei.

(Allgemein wird ein Teil der Plane, der in die Brunnenstr. fließt, nach der Vereinigung mit dem Brunnenbächlein als "Brunne" bezeichnet, in der Bahnhofstr. nennt sie sich bis zur Kanalstraße "Plane")

Hier tauchte sie unter. Dann wieder ein kleines Stück offen, traf sie sich auf dem Unteren Markt mit dem durch die Kanalstraße fließenden Kützelbach (Kiördelbiäke). Vereint flossen nun ihre Wasser über die Bachstraße zum Merschweg, überquerten in einem dicken Stahlrohr die Aa, um sich, nach einem Umweg über die Merschwiesen, schließlich doch mit ihr zu vereinen.




  Die "Brunnen-Nymphen"- die Waschfrauen an der Brunne führten ein strenges Regiment

 

Dechant Konermann erlebte die Waschfrauen an der öffentlichen Waschstelle, genannt "die Brunne"
Zu Beginn der Brunnenstraße, zwischen dem Haus Konermann und der Kaisereiche, die 1897 zum 100. Geburtstag des alten Kaisers Wilhelm I. gepflanzt wurde, befand sich eine Waschanlage, wo die Hausfrauen von Ibbenbüren ihre große Wäsche abhielten. Hier sprudelte die Quelle der Brunne, die sehr ergiebig war. Gerne holten sich die Haushaltungen das wohlschmeckende Wasser in Krügen und Flaschen. In einem hohen, steinernen Quell-Kump, der mit einem Holzdeckel zugedeckt war, war die Quelle gefasst. Das Wasser wurde gestaut und man konnte es aus einem Hahn zapfen, der sich an der Nordseite vom Kump befand. An der anderen Seite des Kumpes waren sechs zusammenhängende viereckige steinerne Waschtröge, die jeder nur in halber Breite des großen Behälters ausgeführt waren. Sie waren nicht gemauert, sondern bestanden aus ganzen Bruchsteinbecken. In diese floss das Wasser durch Rillen auf den Zwischenwänden aus dem großen Kump. Die Wasserbecken hatten unten Spundlöcher und sie wurden durch Herausziehen der Zapfen wieder entleert.
Dieses Wasser floss dann in das Bachbett in der Brunnenstraße hinab. Über den Trögen war ein Ziegeldach angebracht, unter dem eine Petroleumlaterne hing. Zum Nordosten befand sich eine Bretterwand, um die kalten Winde abzuhalten, ebenso nach Südwesten gegen die Regenböen. Als ältester Überlebender jener Generation, die an der Brunne groß geworden ist, hat Dechant Konermann, der als Junge den damaligen Waschbetrieb aus nächster Nähe miterlebte, eine anschauliche Beschreibung in seiner humorvollen Art verfasst. Dienstags, mittwochs und donnerstags herrschte hier Hochbetrieb. Das waren die Tage, an denen die Wäsche der ganzen Stadt und nicht nur Stoffwäsche mit der Hand und mit der Wäschezange gewaschen, bzw. in blau gefärbtem Wasser durchgespült wurde. An diesen Tagen roch und rauschte die Brunne von scharfer Lauge und beißender Seife, woran es den "plätschernden Damen" nie fehlte. Was die Hallen-Waschweiber in Paris sind, das waren die Wäscherinnen vor 60 bis 70 Jahren in unserer Vaterstadt.


 

Eine Großmacht, vielleicht sogar die einzige, vor der sich alles beugte. Wehe dem, der es mit der "Partei an der Brunne" verscherzt hatte. Bis zu seinen Ahnen und Urahnen wurden alle Fehler seines Geschlechts in beißenden Geruch verwandelt. Diese "Brunnen-Nymphen" verstanden glänzend ihr Geschäft. Da mochte einer noch so bescheiden, noch so still, noch so demütig an dieser "Spülhalle" versuchen, vorbei zu schlüpfen,er zahlte seinen Tribut der Unterhaltung der nimmermüden Wäscherinnen. Sie waren stolz auf ihre Zangen, stolz auf ihre Großmacht, stolz wie ein Mensch nur sein kann, der in der Welt etwas gilt. Mit jenem römischen Kaiser Caligula stellten sie sich auf den Standpunkt:


 

"Mögen sie uns hassen, wenn sie uns nur fürchten." Und gefürchtet waren sie, aber auf Liebe verzichteten sie. Ihre Führerinnen lebten ehelos, fast wie die Vestalinnen Roms, wohl weil sie glaubten, so am besten die Wache über das heimische Wasser durchhalten zu können. Und so fürchteten sogar wir Jungens sie, was viel heißen will, und ließen uns an den drei Tagen an der Brunne nicht sehen. Oftmals hab ich auf unserm Hof gestanden und auf das gellende Lachen, Keifen und Schimpfen gelauscht. Das Wetzen der nimmer ruhenden Zangen, das Plätschern in den Spülbecken und das Rauschen des Wassers, wenn wieder aus dem Abflussrohr der Zapfen herausgezogen wurde, war mir ein angenehmer Ohrenschmaus. Da ich auch mal von der Mutter das "Stipp-Becken" mit dem heißem Wasser an die Brunne bringen musste, damit sich die Nymphen die klammen Hände aufwärmen konnten, ließen sie mich, wie auch meine Eltern und Geschwister im allgemeinen ungeschoren. Königin unter ihnen war


 

"Jansings Therese",
zu Hause am Gravenhorster Damm bei Wesselmanns, eine große, stattliche Person mit starkem, knochigem Gesicht und einer Stimme, gegen die der ganze Chor nicht aufzukommen vermochte. Sie war unverheiratet und sie war nicht nur wegen ihres Äußeren die Königin an der "Brunne". Ihre Waschfrauenqualitäten waren ganz abnormer Natur. Therese wusste um die Güte des Wassers in den ersten Becken und um das Gesetz: "Wer zuerst kommt, wäscht zuerst." Um ganz sicher zu gehen, brachte sie es fertig, die Nacht vor dem Waschtag auf einer Schütte Stroh in unserem Schuppen zu verbringen und die Morgenröte abzuwarten. So war ihr der beste Platz, der ihr auch gebührte, immer sicher. Die zweite im Bund war

"Vörkels Ilse",
die sich Polizeirechte über die Brunne anmaßte, weil sie in unserem Hinterhaus wohnte, die aber vor Jansings Threse, obwohl auch sie über ein scharfes Organ verfügte, regelmäßig die Segel streichen musste, sie war ebenfalls unvermählt. Aus der Oberstadt kam

Lückings Betty, die eine schlichte, einfache Frau und Freundin unserer Mutter war. Von der Nordstraße her kam


 

Philipps Malchen (Mariechen),
die bei uns Katzenmali hieß, weil sie nie eine junge Katze aus dem Hause gab und nur für ihre Katzen arbeitete. Dann gab es noch die drei "Jennen" (die Johannas)

Menken Jenne, Terhaers Jenne und Kittens Jenne,
die für das Hotel Reese, jetzt Silling, allwöchentlich die Wäsche an der Brunne besorgten, und nach denen das Hotel Reese bei uns das Hotel "Zu den drei Jennen" genannt wurde. Dann war da noch

Hellermanns Sophie
aus der Laumühle, (Lohmühle bei Scholmeyer) die jeden Morgen, auch im strengsten Winter, mit nackten Füßen in den Holzschuhen zur Brunne kam, um das Kaffeewasser zu holen und uns jedes Mal weckte mit dem Ruf: "Oh jesse Gott, watt is't doch kaalt!"


 

Fast jeden Tag und zur selben Spätnachmittagsstunde ging der Postbeamte
Gottfried Trapp

an der Brunne vorbei. Er spielte, so oft er konnte, ich habe ihn deswegen mehrfach abgewartet, den Brunnendamen einen Schabernack. Wenn er es unbemerkt tun konnte, schlich er sich hinter den "Plätschernden" vorbei und brüllte ihnen zu: "Jiä Drügewösskers!" in die Ohren, Dann hörte man das Krijöölen, das Geschimpfe, das Drohen. Das alles quittierte der wackere Postbote, wenn er schon außerhalb der Brunnenhalle war, mit einem meckernden "Hä, Hä, Hä!" Bisweilen lief es bei dem Schelm nicht so glatt ab. Hatte Jansings Therese ihn mit ihrem scharfen Auge kommen sehen, dann machte sie sich fertig und im gegebenen Augenblick klatschte sie ihm ein Stück Nasswäsche um die Ohren, dass er sich nur so schüttelte. Das Triumph-Gelächter des Schwarmes hörte sich an, als ob sich die ganzen Elstern und Eichelhäher der Gemeinde an der Brunne ein Stelldichein gegeben hätten. Menken Jenne hatte das Wort geprägt:
"Usse Jungs meent, datt sei jede Wiärke en rainet Hiämd antrecken müött, ick lott mien Hiämd drai Wierken an, dann iss et noch just so rain äs iähret."

Hellermanns Sophie, die in der Laumühle (Lohgerber-Mühle) zwischen Scholmeyers und Glosemeyers wohnte, rief den Jungen bei gewissen Anlässen gern nach: "Jiä verfluchtte Rekktoratsschöalers!" Auch ihr markanter Ausspruch: "Wenn ick doch bloß männ wüsste, wo de verfluchten Blagen datt verdammte Flöäken (Ärgern) her häbbt?" das als geflügeltes Wort landläufig wurde. Jeden Montagnachmittag hatte der


 

"Graute Wolters"
aus dem Armenhaus seinen Spültag. Er war ein übermäßig großer grauer, am Stock humpelnder Knochenkerl, der jedes Mal je ein Hemd, graue Socken und hin und wieder auch eine geflickte Unterhose aus Baumwollbiberstoff in einem Steintopf zur Brunne schleifte. Der Steintopf, bei uns sind solche Geräte zum Einmachen von Sauerkraut in Gebrauch, benutzte er als Spülgefäß unter dem Wasserhahn des großen Quell-Kumps. Die dafür vorgesehenen Spültröge ignorierte er. Mit einem Stock schlug er meistens auf seine "große Wäsche'' ein. Ihm folgte regelmäßig


 

Bröskamps Bähndken
aus dem Armenhaus, ein dicker Mann, der mit den Händen in Taschen und mit giftigen Blicken den "grauten Wolters" bei seiner Arbeit beobachtete, "Pat und Patachon "! Wenn kein Waschtag war, dann waren wir, die "Höckers Jungens" die Herren der Brunne. Nach einem Herrenessen im "Klub" (Wichernhaus) hatten die Herren D. und R. sich den Spaß gemacht, zur Belustigung der Anwesenden auch eine große Wäsche an der Brunne zu veranstalten. Ein Waschhäuschen aus Pappe war auf der Bühne aufgebaut. Die beiden hatten sich als Waschfrauen verkleidet und nun begann das Durchhecheln der Teilnehmer. Als Jansings Therese davon erfuhr, stieß sie beleidigt die Drohung aus:

"De R., de soll miä mal in de Meute kommen, da slagg ick em een nattet Laken rechts unn links um de Ohren".

Als 1898 die Bergschneidersche Brennerei an der Brunnenstraße erbaut wurde, bohrte man dort einen sehr tiefen Brunnen. Dadurch wurde die Brunne in Mitleidenschaft gezogen und das Quellwasser ließ nach. Man errichtete nun eine Pumpe, an der Seite der Waschtröge nach der Eiche zu, um den Zufluss der Quelle mit ihrer Hilfe wieder zu steigern. Nachdem die Waschanstalt Brunne 1906 bis 1907 abgebrochen wurde, kam diese Pumpe an die Mauer von Konermanns Garten (siehe Foto Hörstebrock). Die Steintröge wurden an den Bauer Wiesmann in Lehen verkauft, der sie auf der Weide als Viehtränke verwendete. Noch heute befindet sich gegenüber dem hinteren Eingang des Hauses Konermann unter der Straßendecke ein Wasserbecken von der ehemaligen Brunne.



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  Quelle ::
Aus "Heimat und Leben": Beilage der Ibbenbürener Volkszeitung.
Nr. 14 vom 4. September 1953 - 21. Jahrgang
- Thema: Geschichtlicher Gang durch Alt-Ibbenbüren
Von der Klosterstraße zur alten Werthmühle / Brunnenstraße früher Hauptverkehrsstraße / Besuch an der Brunne

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4. Öffentliche Stadtpumpe in der Kanalstraße 9 Seite oben

Am Ende der Mauer (Bildmitte) stand einst die Schulpumpe der evangelischen Schule. Zwischen Mauer und
dem Haus war der Eingang zum Pastorat.

  Foto :: Apke - 1961


  Rund um die alte Kanalstraße - Aus Heimat und Leben vom 21.12.1953

Als die „Kürdelbiärke" noch über die Straße plätscherte / Kröners Tempel, altes Wahrzeichen unserer Stadt / Von „Kladden-Nückel" bis „Zum alten Kumpel"

 

Eine alte Kirchenchronik, die den großen Brand von Ibbenbüren im Jahr 1846 beschreibt, nennt die heutige Kanalstraße noch Bachstraße, die von dem Kürdelbach durchflossen wurde, dessen Quelle sich im Keller der früheren Amtssparkasse in der Großen Straße (jetzt Arbeitsamt) befand. Die „Kürdebiärke" floß an Kröners Tempel entlang und vereinte sich auf dem Unteren Markt mit der Plane, die durch die Brunnenstraße herabfloss. Kam man damals von der Großen Straße in die Kanalstraße, so stand rechts, wo heute das Josefstift seinen Vorgarten hat, das Haus der Witwe Hantelmann, die sogenannte Louis Essensche Wirtschaft. Gleich daneben stand Kröners Tempel, ein hohes, altes, stattliches Haus. Früher war es das Salzhaus gewesen und sein Besitzer besaß das Salzmonopol, das der Kaufmann Johann Heinrich Wilhelm Kröner, geb. 1776 in Lengerich, 1822 erhielt. Die Sellerie (das Salzhaus) versorgte Ibbenbüren, Mettingen, Recke und Brochterbeck. Auch Cappeln, Lotte, Wersen, Schale und Halverde mussten mit Salz beliefert werden, das von der Saline Gottesgabe bei Rheine bezogen wurde, im Sommer je Monat 100 und in den Wintermonaten je 200 Zentner.
Der Schenkwirt und Bergmann Wolff vom Dickenberg holte das Salz mit Pferd und Wagen von der Saline. Je Tonne bekam Wolff 15 Silbergroschen. Johann Heinrich Wilhelm Kröner musste eine Kaution von 1000 Taler hinterlegen, um die Verwaltung des Salzmononopols für den Kreis Tecklenburg zu erhalten. Auch wurde ihm die staatliche Stempelhaltung anvertraut. Beide Ämter verwaltete er bis zu seinem Tode 1852. Nach ihm wurde seinem jüngsten Sohn, Friedrich Hermann Arnold Kröner dieses Amt verliehen. Die Sellerie blieb in der Familie Kröner bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Noch heute ist der Name „Solt-Kröner" im Kreis bekannt. 1847 erhielt der Zeichenlehrer und Tischler Johannes Brandt von der Regierung die Erlaubnis, eine chemische Farbenfabrik in Ibbenbüren zu eröffnen. Die Fabrik wurde in Kröners Tempel untergebracht und stellte Grün und Chromgelb her. Im Jahr 1884 wurde sie durch die in Laggenbeck eingerichtete Ockerschlämmerei, das spätere Farbwerk Oranien in den Hintergrund gedrängt, so dass Brandt den Betrieb aufgeben musste. Früher muss der Tempel ein schönes, vornehmes Haus mit großem Garten gewesen sein. Im ersten Stockwerk befand sich ein Saal mit alten Deckengemälden. Ein Amtsrichter bewohnte damals das Haus.


 

Anfang des 20. Jahrhunderts machte es einen verwohnten und baufälligen Eindruck. Unten im Hause war ein kleiner Gemüseladen von Frau Ernst, später Lange, eingerichtet, während die übrigen Räume von armen, teils arbeitslosen Leuten bewohnt waren. Der blinde Blömker, der von seinem Jungen durch die Straßen geführt wurde, war eine typische Erscheinung, die dort ein- und ausging. Dort wohnte auch eine alte Kartenlegerin, die sich rühmte, viel vornehmen Besuch von auswärts zu bekommen, dem sie die Zukunft deutete. Sie hat auch ihren eigenen Tod vorausgesagt. Jedes Jahr zu Weihnachten bekam sie vom Frauenverein einen Korb mit Lebensmitteln und ein neues, im Nähverein gearbeitetes Hemd.
1895 erwarb Pastor Cremann das Haus der Witwe Hantelmann zum Preis von 16.000 Mark für die katholische Gemeinde zum Bau des Josefsstifts. Es wurde eingerichtet und nach feierlicher Einweihung im Jahr 1898 wurde ein Kinderhort eröffnet. Bald darauf folgte eine Handarbeitsschule. Beide Einrichtungen wurden gut besucht. Nach dem Weltkrieg 1918, trat das Josef-Stift auch mit karitativer Hilfe hervor. Für Arme wurde genäht und täglich fand eine Kinderspeisung statt. Zur Erweiterung wurde 1929 Kröners Tempel für 35 000 Mark erworben. Die Bewohner des Tempels wurden im Armenhaus „Wilhelmshöhe" (Wiesenerskamp) untergebracht. Das Richtfest des schönen Erweiterungsbaus konnte 1931 gefeiert werden. Im Jahr 1939 musste ein Lazarett für hundert Verwundete darin eingerichtet werden. Von Mai 1945 bis Februar 1946 besetzten Engländer die Räume des Neubaus. Speisungen für Schulen und Ostflüchtlinge wurden durchgeführt, Armen und Notleidenden nach Kräften geholfen.


 

Der schöne Bruchsteinbau mit seinem gepflegten Garten ist eine Zierde der Stadt. Gegenüber vom Tempel lag das Haus des Schlächters Bayer. An ihm führt der Weg vom Oberen Markt zur Ringstraße (jetzt Schulstraße) vorbei. Da das Haus räumlich sehr beengt war, musste die Metzgerei 1933 aufgegeben werden. Nun kam angrenzend Meesen Höffken mit einem alten Fachwerkbau, der früher zum Brauen von Bier benutzt wurde. Dann folgten vier nebeneinander liegende Häuser, über deren spitze Giebel der Kirchturm herüberschaut. Sie gehören zur Kanalstraße, aber ihre Fronten sind dem Kirchplatz zugekehrt. Zunächst das ehemals Eschmannsche, danach dem Meese gehörende Haus, die Meesenburg, fiel 1923 einem Brand zum Opfer. Heute werden auf seinem Platz Eisenwaren und T-Träger gelagert. Daneben das Haus der Familie Niemöller war bis 1861 vom Lehrer Ernst August Meyer bewohnt und gehörte vorher dem Johann Friedrich Stern. Nun folgt die Wirtschaft Glüsenkamp, jetzt der„Lindenhof", mit einem geschwungenen Renaissancegiebel zum Kirchplatz. Hier war das Stammlokal des Männergesangvereins, der noch heute seine regelmäßigen Übungsabende dort abhält. Als 1920 in Ibbenbüren ein gemischter Chor unter der Leitung des Lehrers Rodenkirchen gegründet wurde,fanden auch in den letzten Jahren seines Bestehens hier die Chorproben statt. Glüsenkamp besaß zwei nebeneinander liegende Häuser an der Kanalstraße, das eine war ehemals im Besitz von Wilhelm Kröner, das andere gehörte der Witwe Johann Bernh. Timpe.


 

Die evangelische Stadtschule, die zugleich Küsterwohnung war, wurde 1800 erbaut. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts herrschten simultane Schulverhältnisse. Im Jahr 1831 wurden die Schulkinder nach Konfessionen getrennt. Die ersten Lehrkräfte waren 1810 Lehrer Eschmann und Fräulein Zurmühlen. Das Lehrergehalt war damals sehr bescheiden und betrug 100 Taler im Jahr. Als evangelischer Lehrer blieb Stephan Heinrich Schächter 1831 an der Schule. Als 1846 der große Brand in Ibbenbüren wütete, waren es die Häuser von Dierkes bis Goldbeck, die als die ersten erfasst wurden. Auch das Schulhaus brannte vollständig nieder und wurde dann aus Bruchsteinen neu aufgebaut. Seine Eingangstür befand sich an der südlichen Giebelseite des Hauses. Über ihr war der Spruch in Stein eingemeißelt: „Muss ich nicht sein in dem das meines Vaters ist?" Als erste Lehrerin wird 1856 Fräulein John genannt. In steter Aufwärtsentwicklung wurden nach und nach vier Lehrstellen geschaffen. 1868 wurde ein Stockwerk für ein zweites Klassenzimmer aufgebaut. Die Schule gehörte von jeher zum kirchlichen Besitz. 1883 wurde sie von der Stadt übernommen mit der Bestimmung, dass sie evangelische Schule bleiben müsste. Falls sie zu einem anderen Zweck verwendet werden würde, sollte das Gebäude an die evangelische Kirchengemeinde zurückfallen gegen Zahlung von etwa 7000 Mark.



 
Lageplan Pumpe in der Kanalstraße
  Karte: Amt Ibbenbüren

 

1884 und 1896 wurden vier weitere Klassenräume durch Umbauten und Fortfall der Küsterwohnung geschaffen. 1898 nach Einrichtung der fünften Stelle wurde Lehrer August Schächter, Sohn des Stephan Heinrich Schächter, zum Hauptlehrer ernannt. Als er 1909 nach fast 47jähriger Tätigkeit aus dem Amt schied, wurde die Hauptlehrerstelle in eine Rektorenstelle umgewandelt, in die Rektor Peters aus Münster berufen wurde. Während der Nazizeit nahm man auf die Bestimmungen des Jahres 1883 keine Rücksicht und richtete die Schule wieder als Simultanschule ein. Aber nach dem Zusammenbruch 1945 wurde sie wieder in eine konfessionelle Schule umgewandelt. Ein Meter breit war die Treppe, die von der Kanalstraße aus zum Eingang der Schule (und zum Kirchplatz) heraufführte. Rechts von ihr befand sich der Determeyersche Garten, der den Platz vor dem Kirchturm einnahm. Ein schmaler Weg führte an ihm entlang zu den Kirchtüren. Der Garten war umgeben von einer niedrigen Bruchsteinmauer, auf der am Sonntagmorgen die jungen Burschen saßen und die Kirchgänger musterten. Erst beim zweiten Lied bequemten sie sich, in die Kirche einzutreten. Das Determeyersche Haus kam später in den Besitz des Viehhändlers Topp aus Soest, der darin einen Fleischerladen einrichtete. Später erwarb Topp einen Bauernhof in Osterledde, wo noch heute seine Nachkommen leben. Nach dem Tod von Topp im Jahr 1911 ging der größte Teil des Gartens in den Besitz der Kirchengemeinde über. Man tauschte für ihn einen Streifen des Kirchplatzes nahe dem Haus aus. So wurde Zugang zur Kirche und zum Kirchplatz erweitert und verschönt.


 

Jetzt ist das Haus Topp im Besitz der Familie Telljohann. Während des letzten Weltkrieges unternahm Telljohann eine Reise nach Dortmund, von der er nicht wieder zurückkehrte. An das Haus von Telljohann reiht sich ein alter Fachwerkbau aus dem Jahr 1624. Er gehört heute zur Marktstraße, aber seine Dielentür führt zur Kanalstraße. Bis 1851 war das Haus im Besitz der Familie Theodor Josephi, heute gehört es dem Korbmacher Schneidewind. Hier stand früher die alte Pastorat, die im Dreißigjährigen Krieg von den Scharen des tollen Christian von Braunschweig geplündert und niedergebrannt wurde. Über seiner rundbogigen Dielentür befindet sich die lateinische Inschrift:

„Friede dem Eintretenden, Heil dem Austretenden in diesem neu wiederhergestellten Hause - 1824“.

Eng und traulich lagen hier die alten Fachwerkbauten beieinander. Nur schmale Pättkes führten zwischen ihnen hindurch. Ein besonders schöner alter Bau ist noch heute das Kaufhaus Overmeyer, vormals Kladden-Nückel, gegenüber dem alten Pfarrhaus. Früher war es im Besitz der Witwe Georg Meyknecht, die darin eine Wirtschaft unterhielt. Zwei Lindenbäume standen rechts und links des Eingangstores. Unweit des Hauses war die Stadtpumpe. Besonders in regenarmer Zeit herrschte hier reges Kommen und Gehen. Durch einen kleinen Hof von Overmeyer getrennt, liegt das Haus des Ofensetzers Krüger, das ehemals im Besitz von Heinrich Niemeyer war und sich in seinem Aussehen in den letzten 50 Jahren kaum veränderte. Die alte Frau Krüger verbrachte die Sommer- und Herbstzeit mit Vorliebe im Wald zum Beeren- und Pilze sammeln. Ihr Mann war nicht nur Ofensetzer, er hatte auch viel Geschick zum Aufhängen von Gardinen.
Sein Nachbar Pelster erwarb das Haus von Gerhard Meyer. Daran lehnte sich ein alter Fachwerkbau, der ehemals Gerhard Wöstmann gehörte und danach Determeyer. Die Witwe Rietbrock ist die älteste Einwohnerin von Ibbenbüren und konnte den 101. Geburtstag feiern. Früher grenzte an Rietbrocks Besitz eine Scheune des evangelischen Pastorats, die tief zurück von der Straße lag. In den alten Chroniken wird die Scheune als auf dem Wehmehof gelegen, bezeichnet. Ehemals war sie ein alter Fachwerkbau mit Strohdach und Stallungen, dessen Dielentür zur Eichenallee in die Wehme führte. Bei dem großen Brand ist das alte Haus verschont geblieben. 1853 wurde für Pastor Giese ein neues Haus (das Pfarrhaus) gebaut. Es war mit Stallungen versehen, da die Pfarrer zu ihrem Lebensunterhalt Landwirtschaft betreiben mussten. Mit Pferd und Wagen fuhren sie über Land, um die zerstreut wohnenden Gemeindeglieder zu besuchen. Zu Pastor Trockels Zeit (1888) wurde das Pfarrhaus durch den Ausbau des Mitteldaches erweitert. Als 1899 das neue Pfarrbesoldungsgesetz in Kraft trat, wurden Diele und Stallungen zu Wohnräumen umgebaut.


 

Hinter dem Wohnhaus befand sich ein Brandteich, in dem zwei Pfarrerskinder beim Spiel den Tod fanden. Man begrub sie unter der alten Esche hinter dem Altersheim an der Gartenmauer des Kolpinghauses. Der Teich wurde in den fünfziger Jahren zugeschüttet. Neben dem Pfarrgarten rechts stand bis vor einigen Jahren die alte Schulpumpe. Dicht dabei liegt das Haus von Kornelius Saatjohann, früher Konrad Schräder. Seine Schwestern besorgten viele Jahre hindurch das Küsteramt in der evangelischen Kirche. Das Eckhaus von Goldbeck-Meese, die Wirtschaft „Zum alten Kumpel", gehört zur Schulstraße. Ein letzter Blick fällt noch auf die malerische Rückseite des alten Krönerschen Hauses. Die drei aneinander geschachtelten Häuser machen einen originellen Eindruck, als wäre eins aus dem anderen herausgewachsen. Über der großen Dielentür steht auf dem Spruchbalken das Psalmwort:

„Habe deine Lust an dem Herrn, er wird dir geben, was dein Herz wünschet. Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird es wohl machen. Kröner 1734."

In frischem Anstrich macht das Haus einen behaglichen Eindruck, auch sein Inneres hat interessante Winkel. Die Front des Hauses liegt am Oberen Markt. Hier hat in alter Zeit der Pranger von Ibbenbüren gestanden.

"Heimat und Leben": Text und Zeichnungen: Helene Hörstebrock.



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"Heimat und Leben": Beilage der Ibbenbürener Volkszeitung.
"Heimat und Leben": Beilage der Ibbenbürener Volkszeitung.
"Heimat und Leben": Beilage der Ibbenbürener Volkszeitung.
"Heimat und Leben": Beilage der Ibbenbürener Volkszeitung.
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  Quelle ::
Aus "Heimat und Leben": Beilage der Ibbenbürener Volkszeitung.
Nr. 17 vom 21. Dezember 1953 - 21. Jahrgang
- Thema: Rund um die alte Kanalstraße

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5. - Öffentliche Stadtpumpe in der Roggenkampstraße (Roggenkampstraße 16 - Vor der Gelben Schule) Seite oben

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Öffentliche Stadtpumpe in der Roggenkampstraße
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Blick von der Schulstraße in die Roggenkampstraße. Links im Bild die Stadtpumpe.vor der Gelben Schule,
dahinter die Rektoratsschule. Rechts im Bild Haus Hantelmann, Roggenkampstraße 23 - Um 1910

spacer Foto: IVZ Archiv

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6. - Öffentliche Stadtpumpe an der Großen Straße - (Große Straße 38 - Vor Haus Essman) Seite oben
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Die Große Straße vor 104 Jahren mit St.- Mauritiuskirche und Stadtpumpe - 1908
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Die Große Straße vor 107 Jahren mit St.- Mauritiuskirche und Stadtpumpe - 1908

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Die drei Mädchen mit den weißen Schürzen stehen vor einer der 6 Stadtpumpen (Handschwengelpumpen) die es damals in Ibbenbüren gab. Der Turm der St.- Mauritiuskirche ragt weit über die kleinen Ibbenbürener Wohn- und Geschäftshäuser. Rechts im Bild das Textilhaus/Manufakturwaren Walther Beermann. 1945 abgebrannt und 1948 ersetzt durch den Neubau des Kaufhauses Schönhoff/Köster. 2012 wurden hier die Nordstadt-Arkaden gebaut. Am rechten Bildrand zweigt die Breitestraße von der Großen Straße nach Osten ab.


spacer Foto: Ansichtskarte (Ausschnitt)): Sammlung Georg Kipp


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Ibbenbüren - Auszug aus ...Wasserversorgung im Tecklenburger Land einst und heute - von Hugo Strothmann

Der Ort Ibbenbüren liegt im Tal. eingebettet zwischen dem Teutoburger Wald und dem Wiehengebirge und wird im Süden von der Ibbenbürener Aa sowie der Umfluth durchflossen. An den Berghängen waren viele Quellen, das Wasser floss dem Ort zu. In dem Heimatbuch ."Ibbenbüren, von der Vorzeit bis zur Gegenwart" 1969 erschienen, beschreibt auf Seite 16 der Autor Anton Rosen die wichtigsten Quellen und den Bachlauf der Plane, an der einst die Besiedlung der Stadt begann. Im Bereich der heutigen Brunnen-/Bahnhofstraße befand sich einst eine Quelle, diese speiste bis etwa 1906 eine öffentliche Waschstelle. Lieferte die Quelle nicht genügend Wasser, konnte mit einer Handpumpe aus einem Schachtbrunnen Wasser zugepumpt werden. Die Waschstelle war laut Anton Rosen) mit einem Ziegeldach und seitlich durch Bretter geschützt. Neben einem Bassin, das mit einem Holzdeckel ver- schlossen war, befanden sich 6 Waschtröge. Dem Bassin konnte nicht nur das Wasser zum Füllen der Waschtröge, sondern auch das nötige Trinkwasser entnommen werden. Bei Dunkelheit erhellte eine Petroleumlampe die Waschstelle.
Das Quell- und Waschwasser floss nach ca. 30 m der vom Schafberg kommenden Plane zu. Die Plane nannte man wohl auch Brunne oder Bache. Im Bereich des Unteren Marktes traf der aus der Kanalstraße kommende Kürtelbach auf die Plane, sie floss nun weiter durch die Bachstraße und den Merschweg, um sich mit der Ibbenbürener Aa zu vereinen. Im Ortskern gab es an einigen Stellen öffentliche Brunnen, auch gab es an fast jedem Haus einen Brun- nen. Einige öffentliche und private Brunnen sollen hier beschrieben und auf Bildern und Zeichnungen dargestellt werden. Die öffentlichen Brunnen waren nachts mit Petroleumlampen beleuchtet. Als um 1900 die Gasversorgung Einzug hielt wurden die Petroleumlampen gegen Gaslaternen ausgetauscht.


spacerQuelle: Wasserversorgung im Tecklenburger Land einst und heute -
von Hugo Strothmann (Autor), Historischer Verein Ibbenbüren e.V. (Herausgeber)
Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH (Oktober 2001)

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7. Öffentliche Stadtpumpe an der Großen Straße - (Große Straße 42 - Vor dem Haus Hövel) Seite oben
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Anwesen Hövel - Große Straße 42 und Abzweig Nordstraße
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Anwesen Hövel - Große Straße 42 (Bildmitte) und Abzweig Nordstraße (nach rechts) - 1933


  Die Große Straße führt nach links, die Nordstraße zweigt nach rechts ab. Die Blickrichtung geht hier stadtauswärts.
Zwischen beiden Straßen liegt das Haus des Architekten Hövel, Große Straße 42. Hier vor der Stirnseite des Hauses stand einst eine der Ibbenbürener Stadtpumpen.

Foto: IVZ Archiv

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8. Eine Stadtpumpe nach historischem Vorbild - 2016 Seite oben
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Einweihung der Stadtpumpe und Eröffnung der neuen Sandsteinroute am 11. 09. 2016
 
 
Einweihung der Stadtpumpe und Eröffnung der neuen Sandsteinroute am 11. 09. 2016 - Foto: Stadtmuseum
 


Eine Stadtpumpe nach historischem Vorbild auf dem kleinen Nachbargrundstück des Stadtmuseums Ibbenbüren
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Eine Stadtpumpe nach historischem Vorbild auf dem kleinen Nachbargrundstück des Stadtmuseums Ibbenbüren
Foto :: Werner Suer - April 2016

Eine Stadtpumpe nach historischem Vorbild auf dem kleinen Nachbargrundstück des Stadtmuseums Ibbenbüren
Eine Stadtpumpe nach historischem Vorbild auf dem kleinen Nachbargrundstück des Stadtmuseums Ibbenbüren
Eine Stadtpumpe nach historischem Vorbild auf dem kleinen Nachbargrundstück des Stadtmuseums Ibbenbüren
- Fotos - M.Franke - Mai 2016    


spacer Aufwertung des historischen Stadtbildes - Das Projekt "Stadtpumpe" geht seiner Vollendung entgegen

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Ein echter Blickfang ist die neue alte Stadtpumpe. Und wenn bald auch die Platzgestaltung abgeschlossen sein wird, hat Ibbenbüren ohne Zweifel einen schönen Treffpunkt mehr. Die Idee zur Errichtung einer Stadtpumpe nach historischem Vorbild geht in das Jahr 2010 zurück. Und mit dem gelernten Steinmetz und Bildhauer Franz Beiermann, im Ruhestand, aber noch voller Tatendrang, fand sich der kompetente Planer des Projekts.
Ehrenamtlich begleitete er das Vorhaben auf dem kleinen Nachbargrundstück des Stadtmuseums. Er hatte die nötigen Kontakte, zeichnete auf Papier einen Aufsteller in Originalgröße und fertigte danach ein 1:5 Modell der Sandsteinummantelung, was im Museum ausgestellt ist. Er begleitete die Verhandlungen mit den Sandsteinbetrieben Schwabe und Woitzel, begutachtete die Herstellung der Werkteile, wählte die jeweils passende Steinfarbe, Maserung und Form der Schichtung aus, sodass sich ein sehr harmonischer Anblick ergibt und endlich auch die Aufrichtung des Bauwerks.


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Von diesen Pumpen gab es mehrere im Stadtgebiet: bei dem Haus Nückel / Overmeyer am Unteren Markt, vor Essmann / Nordstadtarkaden in der Großen Straße, auf dem Oberen Markt vor Hoffschulte, heute Coors und vor Haus Hövel am Eingang der Alten Nordstraße. Bei der alten Waschstelle in der Brunnenstraße, vor der Gelben Schule in der Roggenkampstraße und in der Kanalstraße gegenüber der evangelischen Stadtschule standen kleinere Modelle und so genannte Schulpumpen.

Die Pumpe vor Hoffschulte musste bereits 1902 dem Preußendenkmal weichen. Die übrigen bestanden bis ungefähr 1920. Die Pumpe am Unteren Markt hat wohl schon lange vor 1865 bestanden, wie alte Unterlagen beweisen: Anno 1865 wurde nämlich der Brunnen zum Preis von 130 Thalern, 5 Silberlingen und 8 Pfennigen erneuert.

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Sandstein für die Ummantelung gab es hierzulande genug. Aus diesem Werkstoff entstanden die ersten Steinhäuser Ibbenbürens, natürlich auch die Christuskirche. Man nimmt an, dass das Material hierfür aus dem Steinbruch am Osterberg stammte.
Und wie war das mit der Wasserversorgung davor? 1783 gab es in Ibbenbüren 116 Brunnen. Zwei Pumpenmacher sind für 1825 nachweisbar. Um eine Pumpe bildeten sich auch Pumpennachbarschaften, also mehrere Familien, die das täglich benötigte Wasser hier hoch holten. Eine zentrale städtische Wasserversorgung gibt es erst seit 1936. Nach mehreren Anläufen erbrachte eine Ende November 1932 niedergebrachte, bis in 37 Meter Tiefe führende Bohrung endlich die notwendige Wassermenge.
Der Ausbau des Leitungssystems und die Sicherstellung des nötigen Wasserdrucks durch einen Hochbehälter dauerten 4 Jahre und kosteten 600 000 Mark. In Ibbenbüren Stadt (1936) gab es 1666 Haushalte mit 7823 Personen. Sie sorgten als Abnehmer für die Amortisation der Anlagekosten. Ein Nebeneffekt: Beim Bau des Wasserwerkes hatten 150 "Wohlfahrtserwerbslose" über ein halbes Jahr Arbeit und Brot.



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Öffentliche Pumpen: 1929 gibt es in der Stadt nur noch die Pumpe auf dem Unteren Markt und bei Hövel an der kath. Kirche. Die meisten Leute haben noch Hausbrunnen, deren Wasser teils versiegt und teils sehr schlecht ist. 1783 gab es 116 Hausbrunnen in der Stadt. Es gab noch keine öffentliche Wasserversorgung. (Müller, Das Archiv S. 50). 1936 erfolgten Pumpversuche in Lehen gegenüber der Sommerrodelbahn. Sie erbrachten in 37 m Tiefe einen Wasserzufluss von 600 Kubikmeter pro Tag. Diese Menge schien auszureichen, 1936 bekam Ibbenbüren eine öffentliche Wasserversorgung mit einem Hochbehälter an der Osnabrücker Straße unterhalb von Leischulte. Damit war das Kapitel der öffentlichen Pumpen zu Ende.


  Quelle :: Auszug aus Anton Rosen, Ibbenbüren einst und jetzt. Ibbenbürener Vereinsdruckerei, 1952




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Stadtbrunnen - Auszug aus Wasserversorgung im Tecklenburger Land einst und heute - von Hugo Strothmann

Am 25. Oktober 1865, 11 Uhr, wurde in Ibbenbüren über die Erneuerung des Brunnens am Unteren Markt verhandelt. Zuvor hatte man durch öffentliche Bekanntmachung in den beiden Kirchen und durch Ausruf in der Stadt das Vorhaben bekanntgegeben . Nach dem der Kostenvoranschlag vorgelegt und erläutert worden war, wurde das öffentliche Angebot vorgestellt. Dem Angebot kann man entnehmen, welche Arbeiten verrichtet werden sollten. Der Brunnen ist wohl aus Gründen des Feuerschutzes mit Stufen versehen worden, um über eine Menschenkette das Wasser mit Eimern bis zur Feuerlöschpumpe zu transportieren.


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Der Brunnen im alten Haus der Bäckerei Witte, Klosterstraße 3, hat einen Durchmesser von 0,80 m und soll einst
2 m tief gewesen sein. Am 31.10.1997 war der Brunnen bis auf 0,30 m versandet. Es drückt heute noch Wasser aus dem Brunnen, das durch eine Öffnung im Mauerwerk (etwa 10 x 15 cm) in Bodennähe abfließt. Dieser Abfluss wurde aus dem Grunde gemacht, dass der Keller trocken bleibt. Der Grundwasserdruck muss vormals so stark gewesen sein, dass es nötig war, den Brunnenkopf etwa 1,70 m hoch zu erstellen (fast bis unter die Kellerdecke), damit das Wasser nicht in den Keller floss. Der Brunnen wurde um 1929 gebaut.

Die ehemalige Gaststätte Pötter-Lehmann. Große Straße (gegenüber der Mauritiuskirche) wurde 1997 abgebrochen. Hier befand sich im hinteren Anbau des Haupthauses ein Hausbrunnen. Er hatte am 31.10.1997 eine Tiefe von 2.50 m. Er schaute 0,50 m aus dem Kellerboden. Sein Durchmesser betrug 0,80 m. war trocken und mit einem Betondeckel verschlossen.

Im Haus der einstmaligen Bäckerei Dreker, Alte Münsterstraße 1 (heute Dreker KG) befindet sich ein Brunnen, der um 1910 aus Betonringen hergestellt worden ist. Er schaut 0,40 m aus dem Kellerboden und ist mit einer Holzplatte abgedeckt. Die von mir gemessene Tiefe betrug am 23.1.1998 - 1,40 m, der Wasserstand vom Brunnenrand aus 0,80 m. Der Durchmesser des Brunnens beträgt 1 m. Im Jahre 1992 hat man beim Bau der Fußgängerzone die Versorgungs- und Entsorgungsleitungen erneuert. Als nun der alte Kanal außer Betrieb genommen wurde, konnte das Grundwasser nicht mehr durch den alten, aus Ziegelsteinmauerwerks, gemauerten Kanal abfließen. Das Grundwasser stieg an und in den Kellerräumen zeigten sich feuchte Stellen. Eine mit Schwimmerschalter versehene Tauchpumpe im Brunnen senkte den Wasserspiegel ca. 0,30 m unter Kellerboden-Niveau. Der Keller ist seither wieder trocken.

Ein weiterer Brunnen befindet sich in dem 1910 erstellten Haus des Dr. Otte, Ibbenbüren, Breite Straße 10. Im Kellerboden, in der Mitte des Hauses, ist der Brunnen noch gut zu erkennen, eine Betonplatte deckt die Öffnung ab. Er hat einen Durchmesser von 0,80 m. Tiefe und Wasserstand konnten nicht ermittelt werden. Heute gehört das Haus dem Kreisverband Lernen fördern e.V. In den unteren Räumen befindet sich die Kindertagesstätte "Villa Kunterbunt".

An der Raheneschstraße stand einst das alte Haus Heilemann, um 1850 von Andreas Heilemann erbaut, 1989 von Walter Bergschneider abgetragen und auf dem Grundstück des Hauses "Blaue Ecke", heute Ledder Straße 1, wieder errichtet. Der alte Brunnen, der noch heute vorhanden ist; stand einst etwa fünf Meter westlich des Hauses. Am 8.12.2000 hatte der Brunnen eine Tiefe von 3,65 m, sein Durchmesser betrug 1 m. Er schaute 0,75 m aus dem Boden und ist mit Holzdielen, auf denen schwere Balken liegen, abgedeckt. Der Wasserstand betrug 1 m.



spacer Quelle :: Wasserversorgung im Tecklenburger Land einst und heute
von Hugo Strothmann (Autor), Historischer Verein Ibbenbüren e.V. (Herausgeber)
Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH (Oktober 2001)


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Stadtmuseum Ibbenbüren - Stadtpumpe aus Ibbenbürener Sandstein
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Stadtpumpe aus Ibbenbürener Sandstein, so groß, so hoch und so fein


Manchem Betrachter alter Bilder aus der Stadt ist sicher schon einmal eines dieser säulenartigen Bauwerke aufgefallen.

Na klar, es handelt sich um Stadtpumpen, durch Datierung historischer Fotos lässt sich feststellen, dass bis ca. 1920 solche Pumpen in Ibbenbüren üblich waren. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass es sich hierbei um eine Ummantelung aus Sandstein handelt, 2,50 m hoch, auf manchen Säulen ist noch eine Gaslaterne zu erkennen. Von je her war in Ibbenbüren der Sandstein wichtig. Die ersten Steinhäuser und natürlich die alte Christuskirche sind schon aus dem Werkstoff entstanden. Es ist anzunehmen, dass hierzu schon im Mittelalter das Material aus dem Steinbruch am heutigen Osterberg stammte.

Modell der Stadtpumpe
  Foto Modell Stadtpumpe - Stadtmuseum Ibbenbüren
Stadtpumpen-Modell im Museum

Im Stadtmuseum können Besucher Bilder des Projekts, ein Stadtpumpen-Modell aus echtem Sandstein und ein Papierentwurf in Originalhöhe anschauen.

Die Wasserversorgung in den Häusern wurde entweder durch Quellen oder Brunnen gesichert. Reich war eine Stadt, die ihre Einwohner mit Wasser der öffentlichen Stadtpumpen versorgen konnte. Solche "Säulen" standen am Unteren Markt, am Oberen Markt und an der Großen Straße. In Erinnerung an die alte Zeit sollen die Bürger nun bald wieder westlich des Stadtmuseums auf dem kleinen Nachbargrundstück mit einer neuen "alten" Stadtpumpe echtes Wasser pumpen können. Die kleine Ecke am Anfang der Breiten Straße ist dazu gerade richtig und die Pumpe ist ganz in der Nähe des alten Standorts vor dem Haus Große Straße 34. In Zusammenarbeit mit unseren Ibbenbürener Sandsteinfirmen Schwabe und Woitzel wird die große Pumpen-Ummantelung angefertigt.






Quellen:
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Wasserversorgung im Tecklenburger Land einst und heute
von Hugo Strothmann (Autor), Historischer Verein Ibbenbüren e.V. (Herausgeber)
Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH (Oktober 2001)
Alt-Ibbenbüren - Bilder Berichte Geschichten von Friedrich E Hunsche (Autor), Bernhard Holwitt (Autor)
2. überarbeitete und erweiterte Auflage: Dezember 1980
Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH 1980 Gebundene Ausgabe: 272 Seiten
Ibbenbüren von der Vorzeit bis zur Gegenwart - Von Anton Rosen
Ibbenbürener Vereinsdruckerei, 1969
119 Seiten, Gebunden






spacer Deko Links zum Thema :: Stadtpumpen in der Presse
Ibbenbürener Volkszeitung

  Der „Pumpenvoß“ vom Aatal - IVZ vom 23.04.2016 - http://www.ivz-aktuell.de/lokales/ibbenbueren  






Links zum Thema:  
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spacer WTL - Wasserversorgungsverband Tecklenburger Land http://www.wtl-wasser.de/
spacer Schwengelpumpe, Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Schwengelpumpe






Bücher zum Thema:
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Ibbenbüren von der Vorzeit bis zur Gegenwart
Von Anton Rosen - 1969 - 119 Seiten, Gebunden
Ibbenbürener Vereinsdruckerei, 1969
Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand >>>
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Alt-Ibbenbüren - Bilder Berichte Geschichten - von Friedrich E Hunsche (Autor), Bernhard Holwitt
(Autor) 2. überarbeitete und erweiterte Auflage: Dezember 1980 - Gebundene Ausgabe: 272 Seiten
Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH 1980
Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand >>>
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Wasserversorgung im Tecklenburger Land einst und heute

Wasserversorgung im Tecklenburger Land einst und heute
von Hugo Strothmann (Autor), Historischer Verein Ibbenbüren e.V. (Herausgeber)
Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH (Oktober 2001) - 359 Seiten
Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand >>>
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Banner Seite oben - Ansichtskarte - Unterer Markt - Ibbenbüren 1905 - Ansichtkarte: Sammlung Georg Kipp



© Förderverein Stadtmuseum Ibbenbüren e. V.
Breite Straße 9 - 49477 Ibbenbüren
Stadtmuseum Ibbenbüren
Aktualisiert/Update 16.05.2018
www.stadtmuseum-ibbenbueren.de
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