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Frühgeschichte und Stadtentwicklung - Inhaltsangabe |
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1.
10.000 Jahre Ibbenbüren - Ein Ausflug in die Vor- und Frühgeschichte
- Teil 1 - Von Albert Recknagel
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(Einleitung) Ibbenbüren
hatte schon lange vor der ersten schriftlichen Erwähnung Bewohner. Die Existenz
von Frühmenschen wie dem Homo Erectus und dem Neandertaler ist in Ibbenbüren und
Umgebung (bislang) nicht belegt. Da aber sowohl weiter nordöstlich als auch südlich
Werkzeuge und Knochenreste gefunden wurden und in unserer näheren Umgebung markante,
weithin sichtbare und Schutz gebende Felsformationen vorkommen, kann man davon
ausgehen, dass beide Frühmenschen auch unseren Raum durchstreiften.
Als vor etwa 17.000 Jahren die letzte Eiszeit zu Ende ging, lag die durchschnittliche
Jahrestemperatur in Ibbenbüren noch unter 0° C, so wie heute in Sibirien. In den
nachfolgenden Jahrtausenden erwärmte sich das Klima jedoch beständig, auch wenn
es zwischendurch immer wieder zu Kälteperioden kam. |
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Um die Bewegungen und
Standorte der steinzeitlichen Jäger- und Bauernkulturen zu verstehen, ist ein
Blick auf die Geographie Ibbenbürens hilfreich. Im Gebiet der Stadt
Ibbenbüren stoßen mit dem nordwestdeutschen Tiefland und dem nordwestdeutschen
Mittelgebirge zwei naturräumliche Großlandschaften aneinander. Ibbenbüren wird
geprägt durch den steilen Kamm des Teutoburger Waldes (Dörenther Osning)
und die Schafbergplatte, die bei Osterledde die Höhe von 174 m erreicht. Im nördlichsten
Ortsteil Nieder-Bockraden senkt es sich bis 35 - 40 m und erreicht die Ausläufer
der Feucht- und Moorgebiete des nordwestdeutschen Tieflands. Zwischen Schafbergplatte
und dem Teutoburger Wald liegt die 3 - 5 km breite Ibbenbürener Senke, in der
die Ibbenbürener Aa verläuft. Das Aa-Tal ist naturräumlich betrachtet ein Mittelgebirgstal,
welches nach Nordwesten in die Norddeutsche Tiefebene mit ihren großen unwegsamen
Moorgebieten hineinragte. |
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Die Ibbenbürener Senke
öffnet sich nach Westen zur Ems hin. Der Teutoburger Wald wird vom Bocketal und
bei Dörenthe von zwei Quertälern (Pässen) durchbrochen. Im Süden (Dörenthe)
reicht das Gemeindegebiet in die Ausläufer der flachen Parklandschaft des Münsterlands
hinein. In der herausgehobenen ca. 70 km² großen Ibbenbürener Karbonscholle (Schafbergplatte
mit Dickenberg) stehen die Steinkohlenflöze oberflächennah an. Mit
Eisenerz, Sandstein und Schieferton kommen im Bereich der Schafbergplatte weitere
Bodenschätze vor. Überwiegend ertragsreiche Braunerden bedecken die Schafbergplatte;
an den nördlichen und südlichen Hangfüßen kommen z. T. großflächige Plaggeneschböden
vor. Tab 1: Naturräume auf dem Gemeindegebiet
Ibbenbürens. (Entwurf: G. BERKEMEIER ; Datengrundlage Abb. 92: MEISEL 1961)
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Bis etwa 1860 gab es noch
einen wasserreichen Nebenfluss, die Plane, die vom Schafberg kommend östlich parallel
der Osnabrücker Straße (B 219) verlief und nahe dem ehemaligen Gut Langewiese
in die Ibbenbürener Aa mündete. Die abwechslungsreiche geologische Gliederung
erlaubte unterschiedliche Mikroklimata, die dank ausreichender Wasservorkommen
zu einer Vielfalt an pflanzlicher und tierischer Natur führten und unsere Region
für Jäger und Sammler attraktiv machte. |
| Die
Altsteinzeit - vom Neandertaler zum Homo sapiens |
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Die frühe Anwesenheit
von Jägern und Sammlern im Raum Ibbenbüren ist von daher sehr wahrscheinlich.
Sowohl der nordwestliche Fuß der Schafbergplatte als auch das südliche Vorland
des Teutoburger Waldes könnten bevorzugte Aufenthaltsorte von Großtierjägern gewesen
sein: Im Norden breiteten sich große Moorgebiete aus, im Süden lag eine feuchte
Niederung der westfälischen Bucht. Insbesondere feuchte, versumpfte Bereiche stellten
eine nahezu unüberwindbare Barriere dar. Die angrenzenden trockenen Bereiche der
Gebirgsfüße wurden wahrscheinlich zu Hauptwanderwegen von Menschen und Tieren.
Im Münsterländer Teil des flachen Gebirgsrückens des Osning finden sich zahlreiche
alt- und mittelsteinzeitliche Fundplätze. Sandsteinklippen bilden z.T. Felsdächer
(sog. Abris), die zu allen Zeiten der Urgeschichte als Rastplätze besucht
worden sind. Die ältesten bisher bekannten Funde aus der Westfälischen
Tieflandsbucht - Steingeräte und Reste der Jagdbeute des Neandertalers - reichen
mindestens bis zum Beginn der letzten Kaltzeit (Weichsel-Eiszeit) vor 115.000
Jahren zurück. Der älteste direkte Beleg urgeschichtlicher Menschen in Westfalen
ist das Schädelfragment eines Neandertalers aus Warendorf. Dieser erste (bekannte)
Westfale lebte vor rund 80.000 Jahren. Seine Lebensgrundlage in den baumarmen
Tundren- und Steppenlandschaften dieser Zeit war Großwild, vorwiegend Mammut,
Wollnashorn, Ren und Pferd. Ergänzt wurde die Ernährung durch das Sammeln von
Beeren, Nüssen und Wurzeln. Konkurrenz bekam er jüngst durch den Fund fossiler
Knochenreste und Steingeräte in einer Sandgrube in Coesfeld-Stevede. Sie wurden
auf 119.700 +/- 8600 Jahre datiert, also etwa zu Ende der Eem-Warmzeit bzw. Beginn
der Weichsel-Kaltzeit. Erst gegen Ende der letzten Eiszeit, dem Weichselglazial,
traten in Nordwestdeutschland wieder Jägerkulturen auf. Dank der Klimabesserung,
die in mehreren lang dauernden Schwankungen von Warm- und Kaltphasen um 15.000
v. Chr. einsetzte, begann im Spätpaläolithikum die neuerliche Durchstreifung Westfalens
und des norddeutschen Tieflands. Diesmal durch unsere direkten Vorfahren Homo
sapiens. Sein bisher ältester Nachweis in Westfalen, das Schädeloberteil eines
etwa 35-jährigen Mannes, stammt aus der Blatterhöhle bei Hagen und ist 10.700
Jahre alt. |
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Der anatomisch moderne
Mensch tritt in Mitteleuropa erstmals vor etwa 35.000 Jahren auf. Er scheint sehr
innovativ gewesen zu sein, denn er verbesserte die Zweckmäßigkeit der Waffen und
Geräte erheblich. Höhlenmalereien und Figuren aus Elfenbein und Stein sind erste
Zeugnisse menschlicher Kunst. Berühmt sind die südfranzösischen und nordspanischen
Bildhöhlen (z.B. Lascaux, Chauvet, Altamira) und die Elfenbeinfiguren aus den
Höhlen der schwäbischen Alb (z.B. Hohlefels- und Vogelherd-Höhle). Vergleichbare
Kunstwerke fehlen in Westfalen. Lediglich ein Tonschiefergeröll aus der Balver
Höhle (Märkischer Kreis) trägt (vermutlich) die Gravierung eines Pferdekopfes.
In der Mittelrheingegend um Gönnersdorf und Andernach sind dagegen zahlreiche
Kleinkunstwerke gefunden worden. Durch den grundlegenden Klimawandel
zu Ende der letzten Eiszeit stand der Mensch einer drastisch veränderten Umwelt
gegenüber. Während der wärmeren Allerödzeit (ca. 11.800 - 10.700 v. Chr. in Westfalen)
zogen erstmals nachweisbar Jäger der sog. Federmesser-Gruppe durch die
hiesige, baum- und wildreiche Landschaft mit Birken- und Kiefernwäldern. In der
Düsterdieker Niederung (Westerkappeln) trennt ein lang gestreckter Dünenzug zwei
ausgedehnte Moorgebiete. Auf dieser flachen und trockenen Anhöhe sind zahlreiche
steinzeitliche Fundstellen bekannt, darunter eine Reihe von gut erhaltenen Rast-
und Wohnplätzen. An einer Stelle gelang es, die Standspuren von kleinen ovalen
Hütten zu erfassen. Die Jäger der Federmesser-Kultur jagten Rothirsch, Wildschwein,
Elch und Biber. Neben Speer und Speerschleuder benutzten die Waldjäger jetzt auch
Pfeil und Bogen. Die Pfeile hatten fein bearbeitete Steinspitzen in Form einer
Feder. |
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Neben der Jagd auf Standwild
gewannen Fischfang und das Sammeln von pflanzlicher Nahrung an Bedeutung. Die
Wälder boten ein großes Angebot an essbaren Pflanzen und Pilzen. Besonders
die Haselnuss stellte eine wichtige Nahrungsquelle dar. Einzelne Personen
müssen weit herumgekommen sein, wie von weither mitgebrachte Gesteinsrohmaterialien
zeigen. . | | Federmesser
- aus dem Buch "Rentierjäger der Späteiszeit" von Gernot Tromnau | |
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Als im Frühsommer 10.966
v. Chr. der Laacher-See-Vulkan in der Eifel ausbrach, wurde alles Leben im Umkreis
von mehreren Hundert Kilometern vernichtet. Ob es in unserem Gebiet Überlebende
gab, lässt sich aus Mangel an datierten Inventaren und Überresten nicht sagen.
Kaum 300 Jahre nach dem großen Vulkanausbruch ereignet sich eine neue Naturkatastrophe:
das schnelle Abschmelzen des nordamerikanischen Inlandeises führte dem Atlantischen
Ozean große Mengen Süßwasser zu, senkte die Wassertemperatur und führte zu einer
1000-jährigen Abkühlung auf der nördlichen Halbkugel. Die Nadelwaldzone verschwindet
und die Rentiere, die in unseren Breiten längst ausgestorben waren, wanderten
aus ihren Rückzugsgebieten im Norden und Osten Europas wieder zurück bis an den
Rand der nördlichen Mittelgebirgszone. Nordrhein-Westfalen gehörte nun wieder
in die Zone der kaltzeitlichen Tundren- und Steppenlandschaft, während Süddeutschland
weiter bewaldet blieb. Während dieser sog. Jüngeren Tundrenzeit (10.700
- 9.600 v. Chr.) lebten im nord- und mitteleuropäischen Flachland vorwiegend spezialisierte
Rentierjäger der Stielspitzengruppe, nach einem Fundort bei Hamburg auch
als Ahrensburger Kultur bezeichnet. Ihre Standorte wechselten innerhalb
eines großen Schweifgebietes im jahreszeitlichen Rhythmus, dem Zug der Rentiere
angepasst. Als Behausungen dienten Rundzelte. Stielspitzen, Kratzer, Stichel und
retuschierte Klingen sind charakteristische Steinartefakte dieser letzten altsteinzeitlichen
Kultur. Aus Rengeweih wurden Hacken und Harpunen gefertigt. |
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Aufgrund einzelner Funde
von Stielspitzen an den Herkensteinen und auf der benachbarten Margarethenegge
bei Tecklenburg-Ledde, können hier Jagd- und Rastplätze dieser Rentierjäger angenommen
werden. Über Jahrtausende nutzten Jägergruppen die Herkensteine als
markante Wegmarke, Lagerplatz und "Hochsitz". Die Felsvorsprünge erlauben einen
weit reichenden Blick über die nördlich anschließende, flachere Landschaft und
das frühe Erkennen der Rentierherden am Horizont. | |
Herkensteine | |
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Regelmäßig im Frühjahr
und Herbst fanden sich die Rentiere zu großen Herden zusammen, um dann weiträumige
Wanderungen zwischen ihren angestammten Winter- und Sommereinständen zu unternehmen.
Dies machten sich die Jäger der Ahrensburger Kultur zu Nutze, indem sie zu genau
diesen Zeiten an bestimmten Engpässen oder auch Flussübergängen die Herden erwarteten
und Rentiere in großer Zahl erlegten. | | | |
Zeichnung Rentierjagd
- aus dem Buch "Steinzeit selbst erleben" von Friedrich Seeberger |
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Das Fleisch wurde zur
Bevorratung getrocknet und teilweise in Gruben im Dauerfrostboden aufbewahrt.
Die Felle der erlegten Tiere wurden zu Kleidung und zu Zeltwänden verarbeitet.
Magen und Blase ergaben nützliche Beutel und Behälter. Aus den Sehnen und Därmen
stellte man Fäden und Schnüre her. Besonders haltbar mussten die Sehnen der Jagdbogen
und die Fangleinen der Harpunen sein. Aus den Geweihstangen und Knochen wurden
vielfältige Geräte hergestellt. Die Jagderfolge der Männer bildeten die Lebensgrundlage.
Frauen sammelten Beeren, Früchte, Vogeleier, Kleintiere. Die Spezialisierung auf
die Rentierjagd bedingte ihre Lebensweise als Jägernomaden. Einzelfunde
in der heutigen Weststadt (Kratzer aus Flintstein gefunden beim Kindergarten am
Niedersachsenring, IVZ v. 24.7.96) und im Steinbruch Frehe in Bockraden deuten
daraufhin, dass auch hier Rentierjäger durchzogen. Man geht davon aus, dass sich
ihre Winterlager am Mittelgebirgssaum befanden. |
| Die
Mittelsteinzeit - die Zeit der Jäger, Sammler und Schamanen |
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Die mittlere Steinzeit
(Mesolithikum) reicht in unserem Raum vom endgültigen Ende des Eiszeitalters und
der altsteinzeitlichen Jägerkulturen um 8.000 v.Chr. bis zum Beginn der jungsteinzeitlichen
Bauernkulturen um 3.500 v.Chr. |
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Ab 9.600 v. Chr. erwärmt
sich das Klima beständig. Die Jahresdurchschnittstemperaturen steigen von ursprünglich
nur 2 °C (im Präboreal/Boreal (9.600 - 7.300 v. Chr.) auf 8 °C im Atlantikum (7.300
- 3.800 v. Chr.). Es entsteht die heutige Landschaft und Vegetation mit Haselnuss,
Laub- und Kieferwäldern. Im Bereich des Teutoburger Waldes lebt nun eine Bevölkerung,
die von der Jagd auf große Waldtiere - Elch, Auerochse, Rothirsch, Wildschwein
- auf Wasservögel, vom Fischfang und - zunehmend - vom Sammeln wildwachsender
Pflanzen, Nüsse und Früchten lebt. Man erkennt die regional unterschiedlichen
Kulturgruppen der Waldjäger an den kleinen, geometrisch geformten Steingeräten,
den sog. Mikrolithen, die v.a. als Pfeilspitzen, Widerhaken bei Harpunen und als
Schneideeinsätze hölzerner Speere benutzt wurden. |
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| Zeichnerische
Rekonstruktionen von Pfeilen und einer Harpune mit eingesetzten 'Mikrolithen'
(Aus M. M. Rind, Kanalarchäologie S. 25, Abb. 8) |
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Über die Siedlungsweise
des Mesolithikums in Nordrhein-Westfalen ist nur wenig bekannt. Die sicherlich
zahlreichen Lagerplätze und Jagdstationen der mesolithischen Jäger dieser Jahrtausende
haben nur wenige Spuren hinterlassen. Da es sich zumeist um Oberflächenfundplätze
ohne tief reichende Befunde handelte, fielen sie der späteren landwirtschaftlichen
Nutzung zum Opfer. Man geht davon aus, dass die Jäger in Gemeinschaften von 20-25
Personen lebten, die ein großes Jagd- und Sammelgebiet beanspruchten und auch
benötigten. Für den gesamten nordwestdeutschen Raum ist daher mit einer Bevölkerung
von nur wenigen Hundert Menschen zu rechnen. | |
| Bildunterschrift:
Speerspitze aus Feuerstein (Sammlung Stadtmuseum Ibbenbüren) |
Speerspitze aus Feuerstein |
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Bei der mobilen Lebensweise
der mesolithischen Wildbeuter kann von einer Sesshaftigkeit nicht gesprochen werden,
doch gab es für längere Zeit und immer wieder genutzte Wohnplätze, die als Basislager
dienten. Lediglich einer dieser Siedlungsplätze brachte über Steinartefakte hinaus
Erkenntnisse zur Lebensweise der mittelsteinzeitlichen Jägergruppen. Berühmt wurde
dieser Fundplatz im Erfttal bei Bedburg durch die beiden Hirschgeweihmasken, dem
Kopfschmuck prähistorischer Schamanen.
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| Ähnlich
wie die Schamanen der sibirischen Tungusen im 18. Jahrhundert könnten um
8000 v. Chr. Zauberer im Aatal getanzt haben. |
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Die Masken stammen aus
der Mittelsteinzeit um 8000 v. Chr. Es sind zwei Rothirschgeweihe mit teilweise
anhaftendem Schädeldach. Letzteres weist in beiden Fällen zwei Löcher auf, durch
die ein Lederband oder eine Schnur gezogen werden konnten. Derartiger Kopfschmuck
mit vielleicht noch anhängendem Fell wurde von Schamanen bei ekstatischen Tänzen
getragen, wenn sie Krankheiten vertreiben oder um reiche Jagdbeute bitten wollten.
In der Zeit zwischen 8000 und 4000 v.Chr. haben mittelsteinzeitliche Jägergruppen
immer wieder Plätze "Auf'm Trüssel", in Schierloh und in Bockraden aufgesucht
und Steinabschläge, Pfeilspitzen und Kratzer hinterlassen. Ein fortgeschrittenes
Stadium des Mesolithikums scheint auf den Berglandfundplätzen in Tecklenburg-Ledde
(Herkensteine) vertreten zu sein, deren Inventar sich durch einen großen Anteil
an kleinen Scheibenbeilen auszeichnet. Sie dienten, in Hirschhorn oder Holz geschäftet,
zur Holzbearbeitung. |
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"Ein seltenes Fundstück
der Sammlung des Stadtmuseums ist die kugelige, 560 g schwere Geröllkeule. Der
durchbohrte Keulenkopf war vermutlich auf einen Holzstab aufgesetzt. Eine Datierung
der gut erhaltenen Keule ist schwierig, da Fundort und Fundzeit nicht bekannt
sind und es sich bei den Geröllkeulen um eine Form handelt, die seit dem Mesolithikum
bekannt ist. Die Funktion der Keule ist nicht eindeutig zu klären. Allgemein werden
Keulen als Waffen, Schlaggeräte, Grabstockbeschwerer, Rotiermasse bei Bohrgeräten,
Würdezeichen oder Ritualobjekt angesprochen. Allerdings ist die Schaftbohrung
so eng, dass eine Nutzung als Schlaggegenstand ausgeschlossen werden kann. |
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Vielleicht war sie -- in der Nachfolge der altsteinzeitlichen
Kommandostäbe -- der Zepter eines steinzeitlichen Schamanen oder Häuptlings?"
| Geröllkeule
Sammlung Stadtmuseum Ibbenbüren |
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In der späten Mittelsteinzeit
(Atlantikum, 5.000 - 3.000 v.Chr.) ist das Klima warm-feucht und ozeanisch geprägt.
Durch den weiteren Anstieg des Meeresspiegels wird England zur Insel. Die Ostsee,
zuvor ein Binnensee, bekommt Weltmeerzugang. Im Flussgebiet von Lippe
und Ems lassen sich jetzt zwei Regionalgruppen mit unterschiedlichen Mikrolithenformen
ausmachen, die anscheinend beginnen, ihre Territorien untereinander und gegen
die vordringenden Bauerngruppen zu verteidigen. Während des 4. Jahrtausends v.
Chr. bildete die Lippe eine wichtige Kulturgrenze. Sie trennte die spätmesolithischen,
auf den Sandböden des norddeutschen Tieflands und den Berghängen des Teutoburger
Waldes lebenden Jäger und Sammler von frühen Ackerbauern der Bandkeramischen und
Rössner Kultur, welche die fruchtbaren Lössböden am Südrand der Westfälischen
Bucht in Besitz nahmen. Zwischen diesen beiden, sehr verschiedenen Kulturen scheint
es zunächst nur wenige Kontakte gegeben zu haben. Das Verhältnis der ersten Bauern
zu den jägerischen Ureinwohnern und der Beginn der "Neolithisierung" des Tecklenburger
Landes ist Kern eines aktuellen Forschungsprojekts der LWL-Archäologie für Westfalen
und der Universität Münster. |
| Die
Jungsteinzeit - die Einführung von Ackerbau und Viehzucht |
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Die erste Ackerbaukultur
bezeichnete man nach der Art der Verzierung ihrer Keramik als Bandkeramiker (5.500
- 4.500 v. Chr.). Sie kamen aus Südosteuropa, zogen entlang der großen Flussläufe
von Donau, Elbe und Rhein und besiedelten die flachen, fruchtbaren Lössbodengebiete,
wie z.B. die Soester und Warburger Börde. Sie lassen sich in unserer Region nicht
nachweisen. Die Einführung von Ackerbau und Viehzucht in das nordwesteuropäische
Tiefland erfolgte etwas später durch jungsteinzeitliche Bauern der Rössner (4.700
- 4.400 v. Chr.) und Michelsberger-Kultur (4.400 - 3.800 v. Chr.). Die bislang
ältesten Belege für ihre Siedlungen im Münsterland finden sich bei Nottuln (Kreis
Coesfeld). Im 4. Jahrtausend setzte auch in unserer Region diese umwälzende
Entwicklung von der aneignenden zur produzierenden Wirtschaft ein, also von dem
die natürlichen Nahrungsvorkommen nutzenden Wildbeutertum zur bäuerlichen Wirtschaft
mit der gezielten Produktion von Nahrungspflanzen und Nutztieren ("Neolithische
Revolution"). |
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Trichterbecher |
Etwa ab 3.500 v.Chr. lässt
sich ein Sesshaftwerden einwandernder Ackerbauern und Hirten der Trichterbecherkultur
in Ibbenbüren und Umland nachweisen. Sie sind die Erbauer der Großsteingräber.
Es sind die ältesten erhaltenen Denkmäler im Tecklenburger Land. Die Trichterbecherleute
waren in Sippen und Stämmen organisiert. Sie säten Weizen und Gerste, hielten
Hund, Rind, Ziege, Schaf und Schwein. Sie besetzten die ertragreicheren Hänge
des Osning (Lehen, Schierloh) und Schafberg (Alstedder Loh). Der Ackerbau war
im Entstehen begriffen und hatte ein noch sehr geringes Niveau. Brandrodungen
kamen selten in Frage, denn man bevorzugte waldfreie, steppenartige Flächen. Die
Jagd spielte neben dem Ackerbau noch eine beträchtliche Rolle. Die bisher in unserem
Gebiet wohnende Jägerbevölkerung wurde langsam, im Verlauf vieler Generationen
assimiliert oder nach Norden abgedrängt. |
| Die
für die Kultur Namen gebenden Trichterbecher haben ein leicht bauchiges Unterteil
und über der Gefäßschulter ein Oberteil, das wie ein Trichter geformt ist. |
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Heute noch im Gelände
erfahrbare Zeugnisse der Trichterbecher-Kultur stellen einige wenige erhaltene
Großsteingräber dar, so z.B. die Großen Sloopsteene bei Westerkappeln (etwa 3.000
v. Chr.). Der Innenraum der gut erhaltenen Ost-West gerichteten Grabkammer misst
18,5 m x 1,8 m. Mit einer Ausnahme an der Nordseite sind die großen Tragsteine
der Seitenwände - zehn im Norden und dreizehn im Süden - alle noch vorhanden.
Ebenso die elf Decksteine, die sich allerdings nicht mehr in ihrer ursprünglichen
Lage befinden. Auf den ehemaligen Zugang deuten zwei kleinere Tragsteine in der
südlichen Längsseite. Vom Trockenmauerwerk und vom deckenden Erdhügel ist nichts
mehr vorhanden. Funde sind aus dem bereits in alter Zeit durchwühlten Grab nicht
bekannt. |
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Der Bau der Großsteingräber,
der in früheren Zeiten als das Werk von Riesen ("Hünengräber") betrachtet wurde,
ist technisch nicht unbedingt kompliziert gewesen, bedeutete allerdings eine große,
gemeinschaftliche Arbeitsleistung. In der näheren Umgebung liegende, nach Größe
und Form geeignete Findlinge wurden über Holzrollen, vermutlich im Winter bei
gefrorenem Boden, herangeschafft, mit Hebelkraft in vorbereiteten Fundamentgruben
nebeneinander aufgerichtet, so dass die Kammerwände zuerst entstanden. Anschließend
wurden die Decksteine über angeschüttete Erdrampen hochgezogen und auf den Seitenwänden
in die richtige Position gebracht. | |
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Die "Sloopsteene"
auf dem Gabelin, an der Grenze von Westerkappeln und Wersen, sind das größte Megalithgrab
Westfalens. |
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Danach wurden die Lücken
zwischen den Findlingen durch Trockenmauerwerk abgedichtet, ein Eingang angelegt
und das Steingrab mit Erde überhügelt. So entstanden religiöse Monumente die mehr
als fünf Jahrtausende überdauerten und damit älter sind als die großen ägyptischen
Pyramiden. Beim eindrucksvollen Großgrab in Wechte/Tecklenburg handelt es sich
nach Sprockhoff um eine "Westfälische Steinkiste", die nicht zu den Megalithgräbern
gezählt werden könne. Das 1927 freigelegte Grab enthielt etwa 200 Bestattungen
mit ca. 800 Beigefäßen, darunter Tongefäße, Beile aus Feuerstein und Kieselschiefer,
Pfeilspitzen, Knochengeräte und Schmuck. |
| Die
Reste des Steingrabes mitten in der Bauerschaft Wechte bei Tecklenburg. Die Deckplatten
sind im Laufe der Zeit weggeräumt worden. | |
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Die Beigaben liefern Anhaltspunkte
dafür, dass die Trichterbecherleute an ein Weiterleben im Jenseits glaubten. Mit
der Grablegung waren rituelle, religiöse Handlungen verbunden, von denen u.a.
Feuerstellen zeugen, die vielleicht als Opfer- und Reinigungsfeuer dienten. In
diesem Kontext diskutiert man auch über die Verwendung der Großsteingräber als
Kultstätten im Rahmen eines Ahnenkults. Die Angehörigen der Megalithkultur kannten
die Vorstellung von einer jenseitigen Welt, die hinsichtlich Vielfalt und Differenziertheit
derjenigen der alten Ägypter in nichts nachstand. Den Toten wurden aus festem
Stein "ewige Wohnungen" errichtet, sie wurden mit Speisen, Werkzeug und Gerät
versehen. | |
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Flachbeil - Sammlung Stadtmuseum
Ibbenbüren | Flachbeil |
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Ihr Schicksal in der
jenseitigen Welt war mit dem Lauf der Sonne verknüpft. Die differenzierten Beziehungen
zwischen Totenwelt, Leben im Jenseits, Verhältnis zu den Lebenden, Hoffnung auf
Auferstehung oder Wiedergeburt entsprechen dem Auf- und Untergang der Sonnen sowie
dem jahreszeitlichen Vegetations- und Lebenszyklus. Alljährlich - wahrscheinlich
an bestimmten Tagen - fanden Gedenkfeiern statt, an denen zu Ehren der Ahnen mitgebrachte
Speisen und Getränke verzehrt und geopfert wurden. Ein zweites, heute
nicht mehr erhaltenes Grab, befand sich südwestlich auf dem Hofe Arlemann. Die
Rekonstruktion eines Hügelgrabes befindet sich etwa 500 m westlich von dort.
Aufzeichnungen belegen weitere Megalithgräber in Laggenbeck. 1986 fanden Archäologen
des LWL auf dem Gelände der Gärtnerei Blom am östlichen Rand von Laggenbeck ein
einzelnes Erdgrab. Die etwa 1 x 2 m große und 2 m tiefe Grube hatte Pfosten in
den Ecken und eine Verschalung. Der Boden wurde wahrscheinlich mit einem Tierfell
ausgelegt und darauf der Tote auf die linke Seite gelegt. Nach einiger Zeit wurde
dann das Grab mit Erde bedeckt und mit Holzkohle beschichtet. Wahrscheinlich wurden
auch kleinere Findlinge als "Grabsteine" benutzt. Ein dem Toten beigegebenes
Steinbeil und ein Keramikbecher mit dem typisch weiten Rand und bandartiger Verzierung
belegten seine Zugehörigkeit zur Trichterbecherkultur. Nicht schlüssig erklären
können die Archäologen bisher, warum zeitgleich Großsteingräber und Einzel-Erdgräber
benutzt wurden. Die soziale Stellung der Toten spielte dabei keine Rolle. Die
Trichterbecherkultur hatte als eine der neolithischen Großkulturen eine Verbreitung
von den Niederlanden bis Osteuropa und von Südskandinavien bis Westfalen. |
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Ursprünglich war die Zahl
der Hünengräber in Nordwest-Deutschland wesentlich größer. Der Entwicklung der
Sprengtechnik, mangelndem Sinn für die Bewahrung des Überkommenen, ungenügendem
staatlichem Schutz und den Intensivierungsbestrebungen der Landwirtschaft fielen
in den letzten 150 Jahren etwa 90% der Großsteingräber zum Opfer. Sie wurden zu
Baumaterial zersprengt oder auch umgelegt und vergraben, um die Feldbewirtschaftung
zu erleichtern. Heute sind Bodenkmale gesetzlich geschützt und werden staatlich
überwacht. |
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Das Ende
der Trichterbecher-Kultur wurde in unserer Gegend vermutlich
durch einwandernde Gruppen der Schnurkeramik-Kultur (auch
als Streitaxt-Kultur bezeichnet) in der Mitte des 3. vorchristlichen
Jahrtausends verursacht. Die Grabfunde weisen auf eine kriegerische
Bevölkerung hin, die ihre Heimat, so wie es derzeit aussieht,
in Osteuropa hatte. "Den
Männern wurden Waffen und Werkzeuge, den Frauen Schmuck mit
ins Grab gelegt. Die Menschen der Einzelgrabkultur waren Viehzüchter
und Bauern. Der Anbau von Emmer und Gerste ist belegt. An
Haustieren wurden Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen
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Hammeraxt Sammlung
Stadtmuseum Ibbenbüren |
gehalten. Vermutlich war auch
das Pferd bereits domestiziert worden. Auch das Rad war bekannt." |
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Sie werden für die Träger
der indoeuropäischen Sprache gehalten. Eine soziale Differenzierung ist bei ihnen
deutlich zu erkennen. Sie sind die letzten Vertreter jungsteinzeitlicher Becherkulturen
(2.400 - 1.700 v. Chr.). In den Jahren 1991 bis 1993 wurden in dem heutigen
Gewerbegebiet "Ibbenbüren Süd" (Auf'm Trüssel) mehrere Grabungskampagnen durchgeführt.
Sie galten einem seit 1928 bekannten Gräberfeld. Als älteste Gräber fanden sich
zwei W-O ausgerichtete Gruben von etwa 2,5 x 1,4 bzw. 2,5 x 1,3 m, die zwei stark
zerdrückte Keramikbecher der späten Jungsteinzeit enthielten. Sie waren mit unterschiedlichen
Mustern verziert. Beide Gräber zeigten keine Grabeinhegung, dürften aber ursprünglich
überhügelt gewesen sein. |
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Ebenfalls aus der Zeit
der endneolithischen Becherkulturen stammt ein Grab am "Alstedder Loh" mit einem
Durchmesser von rund 15 m. Überreste von polierten Werkzeugen und fein bearbeiteter
Flint (Feuerstein) in der Grabumgebung gehören in die gleiche Zeit. Auf dem Schafberg
wurden um 1932 im Bereich einer Quelle 5 Steinbeile aus Kieselschiefer und die
Spitze eines Feuersteindolches ausgepflügt. Einzelne Hammer- und Streitäxte, Schaftrillen-,
Rund- und Rechteck-Beile der ausgehenden Jungsteinzeit wurden auch in den Ortsteilen
Bockraden, Laggenbeck, Lehen, Osterledde und Schierloh gefunden. |
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Die zahlreichen und weit
verteilten Funde belegen eine relativ dichte Besiedlung durch Einzelhöfe und Sippenverbände
im heutigen Stadtgebiet. Es kann davon ausgegangen werden, dass Ibbenbüren zum
Ende der Steinzeit vor etwa 4.000 Jahren räumlich und wirtschaftlich sichtbar
und dauerhaft erschlossen war. |
| Die
Bronzezeit - die Bevölkerung und Siedlungsdichte nehmen zu |
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Der Übergang von der späten
Jungsteinzeit zur älteren Bronzezeit (ca. 1.700 - 1.200 v. Chr.) verläuft im Raum
Ibbenbüren fließend und ohne merklichen Bruch. Allem Anschein nach kann mit einem
längeren Fortleben der jüngsten Becherkulturen bis weit in die Bronzezeit ausgegangen
werden. Unsere Region verfügt weder über Kupferlagerstätten noch andere bedeutsame
und tauschbare Bodenschätze. Damit sind die Voraussetzungen zu einer spürbaren
und deutlichen Änderung der Wirtschafts- und Sozialstruktur nicht gegeben. Es
ist deshalb auch nicht verwunderlich, dass Stein - wie auch in anderen metallarmen
Gegenden - noch lange der vorherrschende Werkstoff für jede Art von Geräten bleibt,
während in anderen Gebieten längst Kupfer und bald darauf die Legierung Bronze
(90% Kupfer, 10% Zinn) Verwendung finden. |
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Die schon zum Ende der
Jungsteinzeit einsetzende Zunahme der Siedlungs- und Nutzungsfläche setzt sich
in der älteren Bronzezeit fort. Die Hauptquellen für die Bronzezeit Westfalens
sind aber nicht die Siedlungen, sondern die Grabfunde. In der frühen
Bronzezeit wurden offenbar nur die Angehörigen einer Oberschicht individuell unter
großen Grabhügeln aus Steinen, Lehm und Sand bestattet. Grabbeigaben waren Äxte
und Dolche aus Stein, die häufig den Formen von Bronzegeräten nachempfunden waren.
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Steinbeil -
Sammlung Stadtmuseum Ibbenbüren | Steinbeil |
| Das
im Stadtmuseum ausgestellte Steinbeil zeigt, wie die Steinmetze der damaligen
Zeit die für unsere Bauern unerschwinglichen, in Bronze gegossenen Vorbilder in
nahezu vollendeter Form nachahmten. |
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In die ältere Bronzezeit
gehört eine kreisrunde, doppelreihige Pfostensetzung des Gräberfelds "Auf'm Trüssel"
von etwa 12 m im Durchmesser. Im Innenraum ließ sich noch eine rechteckige, W-O
ausgerichtete Grabgrube erkennen, Funde waren jedoch nicht enthalten. Eine
Besonderheit ist die Wallburg auf dem Schweinskopf oberhalb von Brochterbeck.
Im 17. Jh. v. Chr. errichtet man hier eine Befestigung auf einem Bergsporn, vermutlich
um den Passübergang des Teutoburger Waldes zu kontrollieren. Grabungen haben erkennen
lassen, dass die Erdwälle dieser Anlage am Südhang des Bergkegels ursprünglich
von hohen Palisadenpfosten gestützt wurden. Am nördlichen Hang, abgeschirmt durch
das vormals sumpfige Bocketal, sind zwei mit aufgeschichteten Steinmauern umgebene
Vierecke zu erkennen, die wahrscheinlich auch als Schutzplätze für die Viehherden
dienten. |
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Mit der mittleren Bronzezeit
beginnen sich die Bestattungssitten zu ändern. In Westfalen tauchen neben den
Körpergräbern erste Brandbestattungen auf. Holzsärge oder eigens aus Eichenbohlen
gezimmerte "Totenhütten" wurden verbrannt und unter einem Grabhügel beerdigt.
Mit der jüngeren Bronzezeit finden sich größere Gräberfelder, auf denen die Toten
dann grundsätzlich verbrannt bestattet wurden. So auch auf den jungbronzezeitlichen
Urnenfriedhöfen im Stadtgebiet. Der Verstorbene wurde verbrannt, der Leichenbrand
anschließend vom Scheiterhaufen abgelesen und in eine Urne gefüllt, die häufig
mit einer Schale bedeckt wurde. Anfangs bedeckten das Grab noch flache kleine
Grabhügel, später sind Flachgräber die Regel. Tierknochen oder organische Rückstände
z.B. von Fladenbrot und breiartigen Speisen in den Beigefäßen zeigen, dass den
Toten Speisen mit auf den Weg gegeben wurden. Die großen Urnenfriedhöfe aus
der jüngeren Bronzezeit und der älteren Vorrömischen Eisenzeit liegen im Naturraum
der Ibbenbürener Senke, jeweils an den trockenen Rändern der Aa-Aue auf beiden
Seiten des Baches. Die Bäche, Flüsse und Seen lieferten Fisch. Die Aue konnte
als Grünland genutzt werden. An den Hochwasser geschützten Unterhängen des Osnings
und der Schafbergplatte kam es durch die Verwitterung des anstehenden Gesteins
und durch die Überwehung mit Löß zur Bildung von tiefgründigen Braunerden und
Parabraunerden. Diese konnten nach der Rodung des Waldes ackerbaulich genutzt
werden. Dort siedelten sich die Menschen an und begruben ihre Toten. |
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Etwa 90 Brandgräber, die
"Auf'm Trüssel" erfasst wurden, fallen in die jüngere Bronze-/ältere Vorrömische
Eisenzeit. Kreisrunde Einhegungsgräben mit einem Durchmesser bis zu 7 m, elf
schlüssellochförmige Anlagen bis zu 18 m lang und 8,5 m breit sowie sechs Langbetten,
von denen das größte eine Länge von 32 m und eine Breite von 7 m aufwies. Die
Gräber wurden äußerlich durch Hügel, umgeben von Kreis- oder Schlüssellochgräbern
kenntlich gemacht. Letztere sind gerade für Westfalen und das südwestliche Niedersachsen
(Ems-Gruppe) charakteristisch. | |
Vasenkopfnadel, Pinzette
und Rasiermesser aus dem Urnengrab F 472 | Quelle:
850 Jahre Ibbenbüren, Jürgen Gaffrey, Der Brandgräberfriedhof "Auf'm
Trüssel" in Ibbenbüren, Seite 360, Abb. 11, |
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Bronzebeigaben sind, wie
auf anderen Urnenfriedhöfen Westfalens, selten. Immerhin liegen aber einige interessante
Einzelstücke vor: zwei Vasenkopfnadeln mit gekrümmtem Schaft, eine schlanke unverzierte
Pinzette, zwei nordische Rasiermesser und -äußerst selten - ein Angelhaken. Auch
konnten in einigen Bestattungen Brotreste nachgewiesen werden. Unmittelbar
südöstlich des Gräberfelds konnte eine Siedlung belegt werden. Neben Gruben mit
Eisenschlacken, die aus der Verhüttung von Raseneisenstein stammen, konnten die
Grundrisse mehrerer Speicher mit 4 oder 6 Pfosten erfasst werden. Nicht
weit hiervon entfernt in der Umgebung des Hofes Mutert (Ibb.-Lehen) war bereits
1974, beim Bau der Autobahn A 30, ein großes Gräberfeld mit Urnen gefunden worden. |
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Das Gebiet der jetzigen
Siedlung "Alstedder Loh" ist seit langem als urgeschichtlicher Friedhof bekannt,
der an einem alten O-W Handelsweg (der jetzigen Ledder Straße) lag. Erste vermerkte
Urnenfunde wurden um 1830 gemacht. In den Jahren 1998/99 führte das Westfälische
Museum für Archäologie in Münster großflächige Ausgrabungen durch. Auf einer Fläche
von 6300 qm wurden über 60 Brandgräber aus der Zeit 750 - 500 v. Chr. gefunden.
Der Leichenbrand (ca. 1,6 - 2,0 kg bei einem Erwachsenen) wurde sorgsam aus der
Asche ausgelesen, gewaschen und in einem Tongefäß als Urne (Urnengrab) oder einem
Tuch (sog. Leichenbrandnest) beigesetzt. |
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Zusätzlich wurden die
Urnen häufig mit einem Stein oder einer umgedrehten Schale abgedeckt und mit Grabbeigaben
- Speisebeigaben, bronzene Pinzetten oder Rasiermesser - ausgestattet. Die anschließend
überhügelten, bis zu 9 m langen Grabstellen hatten die Form eines Schlüssellochs.
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Wortgeschichtlich betrachtet
leitet sich Alstedde von Alahstat bzw. Elstedi her. Beides bedeutet "geheiligter
Ort" und deutet auf einen Friedhof mit Kultplatz hin. Unter Loh wird ein Gehölz
oder Gebüsch verstanden. Der nahe gelegene Ibbenbürener Hauptfriedhof setzt diese
Tradition fort. Ein weiteres, relativ dicht besiedeltes Gebiet lag auf dem Dickenberg.
In den 1920er/30er Jahren konnten vom Heimatforscher R. Dolle noch einige hundert
Grabhügel kartiert werden. Als Anfang 1987 eine aktuelle Bestandsaufnahme durchgeführt
wurde ergab sich ein Restbestand von 78 obertägig erhaltenen Hügelgräbern. |
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Grabhügel am Windmühlenweg |
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Soweit erkennbar haben
alle Grabhügel einen Kern aus aufgeschichteten Steinen, der mit Erde überdeckt
wurde. Nach formalen Kriterien dürften die kleineren Hügel der jüngeren Bronze-/älteren
Vorrömischen Eisenzeit, einige größere Anlagen der späten Jungsteinzeit / frühen
Bronzezeit zuzurechnen sein. Aufgrund der dichten Fundlage können die
etwa 1.700 Jahre von den endneolithischen Becherkulturen bis zum Ende der Bronzezeit
als eine erste Blütezeit Ibbenbürens betrachtet werden. Danach werden
archäologische Zeugnisse rar. In den etwa 1.200 Jahren von der vorrömischen Eisenzeit
(ab 700 v. Chr.), der römischen Kaiserzeit (0 - 350 n. Chr.) und der Zeit der
Völkerwanderung (350 - 500 n. Chr.) erfolgt ein erheblicher Bevölkerungsrückgang
in unserem Gebiet. Ob die Urbevölkerung ganz oder teilweise, z.B. aufgrund klimatischer
Verschlechterungen, abwanderte und die ab 250 n.Chr. von Nordosten einwandernden
Sachsen einen Leerraum in Besitz nahmen oder zwischen einer ansässigen Bevölkerung
siedelten und sich nach und nach mit dieser vermischten, bleibt vorerst ungeklärt.
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Ende des 1. Teils - Albert
Recknagel - Ibbenbüren im August 2008 | Druckansicht: Word doc 10.000 Jahre Ibbenbüren >>> | |
| Fotos:
Albert Recknagel, Brigitte Striehn |
| J. Gaffrey, Der Brandgräberfriedhof "Auf´m
Trüssel" in Ibbenbüren. In: J. Bröker (Red.), 850 Jahre Ibbenbüren. Porträt einer
Stadt in Text und Bild. Ibbenbürener Stud. 3 (Ibbenbüren 1996) 339-352.
Horn, Heinz Günter (Hrsg.): Neandertaler + Co. Eiszeitjägern auf der Spur - Streifzüge
durch die Urgeschichte Nordrhein-Westfalens, Mainz 2006 Kastner, Hugo:
Geografische Namen und ihre Herkunft, 2007 Landschaftsverband Westfalen-Lippe
(LWL): Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe, Jg.7 (1992) und Jg. 10 (2007)
Niederhöfer, Kai: Urgeschichte Westfalens, (www.lwl.org/westfaelische-geschichte/..)
Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz (Hrsg.): Führer zu vor- und frühgeschichtlichen
Denkmälern, Band 45 (Münster, Westliches Münsterland, Tecklenburg), Teil 1: Einführende
Aufsätze, Mainz 1980 Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz (Hrsg.):
Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern, Band 46 (Münster, Westliches
Münsterland, Tecklenburg), Teil 2: Exkursionen, Mainz 1981 Steinmetz,
Wolf-Dieter: Archäologie des niedersächsischen Bergvorlandes, in: Archäologie-Land-Niedersachsen,
Begleitschrift zur Ausstellung, Oldenburg 2005 Staatliches Museum für
Naturkunde und Vorgeschichte Oldenburg: Wohin die Toten gehen. Kult und Religion
in der Steinzeit, Oldenburg 2000 Westfälisches Museum für Archäologie:
Neujahrsgruss, Ausgaben 2000 - 2007, (das ist der Jahresbericht der Münsteraner
Archäologen) |
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2. Über die Entstehung der Stadt Ibbenbüren
- Von Vicar Dorfmüller - Teil 1
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Beilage zur IVZ :: Heimat und Leben
IVZ Nr. 210 vom Montag, den 11. September 1922
Ueber die Entstehung der Stadt Ibbenbüren - Teil 1
Beilage zur IVZ :: Heimat und Leben
IVZ Nr. 222 vom Montag, den 25. September 1922
Ueber die Entstehung der Stadt Ibbenbüren - Teil 2 |
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11.09.1922 - Teil 1
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25.09.1922 - Teil 2
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Beilage zur IVZ :: Heimat und Leben
- IVZ Nr. 210 vom Montag, den 11. September 1922
Ueber die Entstehung der Stadt Ibbenbüren - Teil 1
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Ubbo und sein Anbau (seine Ansiedlung, Einwanderung)
in der Bauernschaft Hallebeck ( Feldmarkrund um die Stadt
Ibbenbüren), Es kann hier zuvörderst die Frage nicht stattfinden
:
Welcher von den deutschen Stämmen früher die Grafschaft Lingen
und somit auch das Kirchspiel Ibbenbüren bewohnt habe? - denn
schwerlich ließe sich dieselbe wohl mit Gewissheit beantworten.
Genug, dass die früheren heidnischen Eingesessenen einem deutschen
Stamme angehörten und auch ihre Zeit des Heiles hatten, wo sie
zum Christentume bekehrt wurden.
Mit diesem Zeitpunkte muss die Geschichte Ibbenbürens beginnen,
insofern es sich über die Entstehung des Dorfes und der Gemeinde
Ibbenbürens handelt; in einer früheren Zeit wird man dieselbe
nicht zu suchen haben, da es feststeht, dass damals keine Dörfer
und erst recht keine Städte sich in den westfälischen Ländern
vorfanden. Der Römer Tacitus, der im ersten Jahrhundert unserer
Zeitrechnung schrieb, sagt von unserem Lande:
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(Germania C. 16)
"Dass die deutschen Völker keine Städte bewohnten, ist bekannt,
nicht einmal verbundene Wohnplätze dulden sie unter sich. Sie
bauen sich an, abgesondert und zerstreut, sobald ein Quell oder
ein Feld oder ein Wald sie anlockt. Ihre Dörfer bauen sie nicht,
wie es bei uns Sitte ist, mit verbundenen und aneinandergrenzenden
Gebäuden, ein Jeder umgibt sein Haus mit einem Hofraum, entweder
als Mittel gegen Brandgefahr oder aus Unkenntnis im Bauen."
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Was der Römer hier sagt, empfanden 600-700 Jahre
später die Franken ebenso. Auch jetzt noch hat unser Land dieselbe
Gestalt behalten, rechnet man die Städte und Dörfer ab, denn
es ist mit einzeln liegenden Höfen, die zu Bauernschaften vereinigt
sind, bedeckt. Eben diese Wohnart wird auch damals wie noch
jetzt in den Bauernschaften, die das jetzige Kirchspiel Ibbenbüren
bilden, geherrscht haben. Als aber Carl der Große sein Schwert
und mit den Schwerte das Christentum in unser Land brachte,
als nach dreißigjährigen Kampfe das ganze Sachsenland (Westfalen,
Enger, Ostfalen) im Jahre 803 zu Salz oder Salza beim Kaiser
zu gehorchen und das Christentum anzunehmen versprach, und nun
endlich Ruhe im Lande auf immer wurde, da blühte das Christentum
kräftig auf. Kirchen wurden gebaut, bei den Kirchen erhoben
sich anfangs Dörfer, diese wuchsen, und es wurden Städte aus
ihnen. Jenseits dieses Zeitpunktes haben wir die Entstehung
Ibbenbürens nicht zu suchen, aber auch nicht weit diesseits.
Versetzten wir uns in jene Zeit, so würden wir die Gemeinde
Ibbenbüren (noch ohne Stadt und Kirche) in den Bauernschaften
Dörenthe, Lehen, Laggenbeck, Osterledde, Altstedde (ehemals
Vißbeck), Schafberg, Püsselbüren, Uffeln, Bockraden, Schirlo
und Hallebeck (jetzt Feldmark Ibbenbüren), die in der Mitte
der übrigen Bauernschaften lag, finden, zum größten Teile eine
waldige Gegend und bewohnt von heidnischen *) Deutschen auf
einzeln liegenden Höfen.
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*) Dass die Eingesessenen dieser Bauernschaften
Heiden waren, ginge, wenn auch sonst keine Beweise vorlägen,
hinreichend daraus hervor, dass man in fast allen Bauernschaften
heidnische Toten-Urnen vorfand.
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Jene Zeit nun, wo die Bekehrung der Westfalen
zum Christentum begann, muss die Geburtszeit des Dorfes - der
Stadt - Ibbenbüren gewesen sein. Eine alte Sage meldet uns,
dass im 8., im 9. oder 10. Jahrhundert ein friesischer Graf
oder Edler, namens Ubbo, Uibbo oder Ibbo seine friesischen Besitzungen
verlassen habe und in das schöne Tal von Ibbenbüren gekommen
sein und er sich in der Bauernschaft Hallebeck einen Wohnsitz
ausersehen habe. In jenen drangvollen, wilden Tagen, wo auch
jeder Wehrfester auf seine eigenen Faust sich und seine Freiheit
gegen Unterdrücker zu verteidigen den Mut besaß, und die Edlinge
des Volkes schon begannen,
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ihre Wohnungen zu befestigen, musste dem Ubbo
daran gelegen sein, - kam er in friedlicher oder in feindlicher
Absicht, - eine Stelle zu finden, wo er gegen feindliche Überfälle
gesichert war und zugleich auch bequem das nah gelegene Land
zu seinem Bedarf urbar machen und bebauen konnte. So wählte
er den, inmitten der Sümpfe (jetzt Wiesen und Teiche) südlich
von der jetzigen Stadt Ibbenbürens gelegenen Fleck Land, auf
dem noch jetzt ein ungefähr 18 Fuß hoher Überrest eines alten
Turmes an die Vergänglichkeit alles Irdischen und an das Erlöschen
eines angesehen Geschlechts erinnert.
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Die Wahl war mit Umsicht getroffen worden, von
Wiesen oder Sümpfen umgeben gewährte ein einfacher Erdwall (fossalum),
Sicherheit gegen feindliche Überfälle bei damals unvollkommener
Belagerungskunst.
Zum Ackerbau eignete sich der nah gelegene Raen- und Hall-Esch
ganz besonders, doch waren gewiss diese Esche damals noch größtenteils
mit Wald bedeckt. Ohne Zweifel war Ubbos ersts Geschäft eine
Wohnung zu errichten; und so erhob sich denn an der bezeichneten
Stelle in Mitte der Sümpfe ein Erdwall und innerhalb desselben
der alter Turm, dessen Rest uns noch erhalten wurde, - nebenbei
erhob sich etwa ein Wohnhaus und ein anderes Haus für das Vieh
und die Pferde; doch müssen dies keine bedeutenden Gebäude gewesen
sein, da sie gewiss in dem engen Raume keinen Platz gefunden
hätten. Der Turm selbst war wohl das eigentliche Wohnhaus, da
derselbe von nicht unbedeutendem innern Raume ist, fast in der
Mitte des Burgplatzes steht, und deswegen nicht als Befestigungsturm
gedient haben kann; denn in diesem Falle würde er eine Ecke
des Burgplatzes eingenommen haben. Sollte man etwa den Turm
der rohen Bauart wegen für auch damals unbewohnbar halten wollen,
so ist dagegen zu bemerken, dass unsere Alten, als sie diesen
Turm bauten, mit den Bequemlichkeiten jetziger Zeit ganz unbekannt
waren und die Baukunst noch auf der niedrigsten Stufe stand;
sind doch sogar die Burgen der Kaiser jener Zeit ohne alle Geräumigkeit,
nur eng und roh, aber fest.
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Eben diese Beschränktheit des Burgplatzes, die
ungemeine Rohheit der Bauart des Turmes, die Festigkeit des
Mörtels, durch den die Steine verbunden sind, selbst die Beschaffenheit
der Steine, die mehr Feld- als Bruchsteine zu sein scheinen,
ferner die 8 bis 9 Zoll starke Dicke der Mauer bei einem verhältnismäßig
engen Raume im Innern machen es wahrscheinlich, dass der Turm
in einer Zeit gebaut wurde, wo man erst anfing mit Steinen zu
bauen, wo man das Feste liebte und noch nicht die Bequemlichkeiten
der späteren Jahrhunderte des Mittelalters kannte und es noch
nicht verstand, gefällige Form mit Festigkeit zu verbinden.
Dieses kann eine Zeit gewesen sein im 9., 10. oder 11. Jahrhundert,
da später in Folge besserer Baukunde im 12. Jahrhundert gefällige,
wenngleich feste Gebäude aufgeführt wurden. Da das Geschlecht
der Herren des Turmes im 12. Jahrhundert erlosch, der Turm also
nach dieser Zeit gewiss nicht gebaut worden ist, so habe ich
keine Bedenken den Friesen Ubbo als den Erbauer desselben anzunehmen;
wurden doch selbst die Wohnungen der Bischöfe des 9. Jahrhundert
schon mit Befestigungswerken umgeben. Auch der Mangel an irgendeiner
Sage über den Turm scheint für ein äußerst hohes Alter zu sprechen.
Genug - sei er 800 oder 900 Jahre alt, - er steht da als ein
Mahner an die Vergänglichkeit aller Werte von Menschenhänden,
zur Erinnerung an die, wenngleich rohe, doch kräftige, längst
entschwundene Art unserer Alten, für die Stadt Ibbenbüren als
ein Überrest von ihrer Wiege.
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Dem Grafen, aber wenn man lieber will, dem Edlen
Ubbo, musste daran gelegen sein, für sich und sein Haus den
nötigen Lebensbedarf zu erzielen; er musste daher darauf bedacht
sein, durch Ackerbau sich selbst zu verschaffen, was er für
Geld nicht verlangen konnte, weil in damaligen Zeiten die umliegenden
Höfe nicht mehr anbauten, als was zum eigenen dringendsten Lebensbedarf
nötig war. Es blieb ihm daher nichts anderes übrig, als Wildgrund
urbar zu machen. Und so entstanden aus dem Walde wahrscheinlich
zuerst der Raen-, dann der Upmeyers Esch.
Er selbst trieb den Ackerbau wohl nicht mit eigener Hand, wie
dieses ja den freien Wehrfestern, geschweige den Edlingen zu
lästig war, sondern er setzte über seine Ländereien einen oder
mehrere Verwalter ein, die ihn mit den Nötigen versehen mussten.
Einen solchen Verwalter nannte man in alten Zeiten bald Schulte,
(Villicus) bald Meyer oder Megger. Dies ist wahrscheinlich die
Zeit der Entstehung des Hofes Uppmeyer (Ubbos - Meyer), der
an der Stadt Ibbenbüren liegt. - Von der Burg aus konnte die
Bestellung der Ländereien nicht betrieben werden, da, wie oben
bemerkt, außer für Turm und Wohngebäude nichts mehr übrig blieb.
Ubbo gebrauchte also seine Leute (Lidones) zur Bestellung seiner
Äcker.
Die Stadt oder das Dorf Ibbenbüren ward früher auch wohl Colonia
Ubonis d. h. Anbau des Ubbo genannt; in der Landesprache wird
man seine Anlage aber Ubbos-Burie, oder falls mehrere Höfe angelegt
wurden, Ubbo - Buren genannt haben. Das ist die Entstehung des
Namens Ibbenbüren. In den ältesten Urkunden findet man nie den
Namen Ibbenbüren, sondern Ibbenburn, Ibenburen, auch Ippenburen
geschrieben.
Als im 10. und 11. Jahrhundert der hohe Adel anfing, zu dem
sonst einfachen Namen noch einen Titel hinzuzusetzen, nahmen
Ubbos Nachfolger den Namen von ihrer Anlage als ihrer Hauptbesitzung
und nannten sich nach dem bereits entstandenen Namen "Ibbenbürener"
Herren in oder von Ibbenbüren. So kommen dieselben in Urkunden
des 12. Jahrhunderts vor, wie wir bald sehen werden. Das Ansehen
Ubbos oder seiner Nachfolger gewann unter dem Einfluß unbekannter
Umstände gewiss bald eine Art von Macht über die umliegenden
Höfe, wodurch sie an allen Marken des Kirchspiels Ibbenbüren
berechtigt waren und auch die freie Jagd in den vier Kirchspielen
der später entstandenen Obergrafschaft Lingen erhielten.
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Fest steht, dass er und seine Dynastie zum hohen
und angesehenen Adel gehörten. Obgleich im 10. und in den folgenden
Jahrhunderten die Grafen von Tecklenburg sich immer mächtiger
erhoben und das Land weit und umher beherrschten und die Edlen
in ihrer Nähe sich ihnen als Dienstmannen (ministeriales) ergaben,
um besser beschützt zu sein und aus anderen Gründen, behauptete
Ubbos Stamm seine alte Unabhängigkeit und Freiheit. Er führte
den Titel Nobilis (adelig) und er erscheint in den Urkunden
neben den Herren von Steinfurt-Rheda u.s.w. Wenn ich das bisher
Gesagte nur durch eine Sage und durch Vermutungen zu ergründen
suchte, so steigert sich die Wahrscheinlichkeit dieser Vermutung
zur Gewissheit, weil man mit Sicherheit weiß, dass die Herren
von Ibbenbüren noch im 12. Jahrhundert in Friesland ein Grundeigentum
mit sechs eingehörigen Stätten nebst zwei Teilen des ganzen
Landes Sulburg oder Saleburg besaßen, wie wir später sehen werden,
dieses bewog mich, die Sage von der Abstammung Ubbos als geschichtliche
Wahrheit anzunehmen.
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Ibbo oder auch Ubbo, der Herr von Ibbenbüren
besaß außer den friesischen Besitzungen im südöstlichen Teile
der Bauernschaft Hallebeck den ganzen Raum vom Berge, an dessen
Fuße Ibbenbüren liegt, am Hallesche und der ?Roelhiege? und
hinab bis zum Leher Felde unter dem Dörenther Berge; aber wie
sich später ergeben wird, auch den Raen- und Upmeiers-Esch und
den Roggenkamp, die Fläche, welche die Stadt einnimmt, nebst
dem Grundeigentum des Hauses Grone, des Hofes Werthmöller und
vielleicht auch des Hofes Trüßelmeyer: ein artiges Besitztum,
auf dem sich recht gut der große Herr spielen ließe und auf
dem jetzt mehr als 2.500 Seelen leben mögen. Es muss hierbei
einem jeden klar sein, dass der südöstliche Teil der Bauernschaft
Halleck, worin Ubbo und seine Bauern wohnten, einem ganz anderen
Anblick bot als jetzt. Damals herrschte statt des jetzigen regen
Stadtlebens und des ewigen Gerolles der Kohlenwagen gewiss nur
eine öde Stille über den dichten Walde, den elenden Bauernhütten
und dem finstern Schlosse des Ubbo, die selten durch den Jagdruf
der Herren, durch das Gebell ihrer Hunde und durch das nächtliche
Geheul der Wölfe unterbrochen wurde. An ein Dorf war damals
noch nicht denken, doch konnte die erste Anlage nicht mehr fern
sein. Kehren wir zur Geschichte und zur Entstehung des Dorfes
Ibbenbüren zurück, zugleich wird sich dann die Zeit der Ankunft
Ubbos näher bestimmen lassen.
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2. Gründung der Kirche von Ibbenbüren
Nach fast dreißig Jahre lang dauernden fortgesetzten Kämpfen
der Sachsen gegen das Christentum und die Oberherrschaft der
Franken - mit einigen Unterbrechungen- schlossen beide Krieg
führenden Völker, im Jahr 803, wie schon bemerkt, zu Selz (Bayern)
den bekannten Vertrag. In diesem Vertrag gelobten die Sachsen,
das Christentum anzunehmen und dem Kaiser zu gehorchen, nachdem
die Sachsen manchen christlichen Missionar in ihrem Lande erschlagen
oder aus dem Land hinausgejagt hatten. Selbst ihr Herzog Wittekind
war Christ geworden und Kaiser Karl der Große hatte ihnen die
Erhaltung ihrer Freiheit und ihrer Gebräuche versprochen. Jetzt
ward die Ruhe im Sachsenlande andauernder, da die Sachsen ihre
teure angeerbte Freiheit gesichert sahen. Leicht wurde es den
Missionaren, die schlichten und geraden Herzen der Heiden, die
das Christentum bisher nur als ein Hindernis ihrer Freiheit
angesehen und es gehasst hatten, für die heilige Wahrheit empfänglich
zu machen. Die Bekehrungs-Bemühungen nahmen einen seltenen Gang;
denn Karl stiftete Bistümer im Lande, mit erleuchteten Männern
wurden dieselben besetzt.
Die Bischöfe, damals die Ersten unter den Missionaren, zogen
eine kleine Schar Priester um sich sammelnd, durch Wald und
Feld, von Hof zu Hof die heilige Lehre verkündend. Nach Marken,
Bauernschaften oder Gauen, die so alt waren, wie das Volk selbst,
vereinigten sie die Belehrten zu einer Gemeinde und bauten in
ihrer Mitte eine Kirche, die oft nur, wie jetzt noch in den
Staaten von Amerika, aus Blockstämmen gebaut wurde; es entstanden
wohl anfangs keine Pfarrkirchen, sondern man musste sich mit
einer kleinen Kapelle begnügen. Wenn dann die Belehrung einen
solchen Fortgang nahm, so konnte die Gründung der Menge von
Pfarrgemeinden, die wir jetzt im Lande haben, nicht so rasch
vonstatten gehen, zum Teile, weil es an Priestern mangelte,
anderen Teils, weil die Höfe zu spärlich lagen und alles noch
neu geschaffen werden musste.
Es ist daher ganz natürlich, dass demnach die Gemeinden von
bedeutendem Umfange sein mussten, weil auch bald die Kapellen
zu wirklichen Pfarrkirchen erhoben wurden. Später, als die Volkszahl
wuchs und die Kirchen aus Stein gebaut wurden, wohnte viele
der Eingesessenen zu entfernt von der Kirche, um dieselbe oft
besuchen zu können.
Es wurden an der Grenze Städte aus dem alten Pfarrbezirke herausgeschnitten
oder es wurde eine neue Kirche gebaut oder die vorhandene Kapelle
wurde zur Pfarrkirche erhoben. So entstanden neue Kirchspiele,
wie es ebenfalls noch in neuerer Zeit mit den Kapellen in Halverde
und Hörstel geschah.
(Fortsetzung folgt)
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3. Über die Entstehung der Stadt Ibbenbüren
- Von Vicar Dorfmüller - Teil 2 - Fortsetzung und Schluss |
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Beilage zur IVZ :: Heimat und Leben
- IVZ Nr. 222 vom Montag, den 25. September 1922
Ueber die Entstehung der Stadt Ibbenbüren - Teil 2 und Schluss
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Deswegen darf man auch annehmen, dass die größten
Pfarreien auch die ältesten sind. Zu den größten Pfarreien des
nördlich Westfalen gehören auch jetzt noch Oster- und Westerkappeln,
Ibbenbüren, Lengerich und Lingen und Rheine im Lingenschen.
Ibbenbüren behauptet unter diesen Pfarreien fast den ersten
Rang. Man muss daher schon auf ein sehr hohes Alter schließen,
wenn nicht schon im Jahre 1160 Ibbenbüren urkundlich als wirkliche
Pfarrei vorkäme.
Doch hören wir etwas über die wahrscheinliche Zeit ihrer Gründung.
Aus der älteren Geschichte der Friesen und Sachsen, also der
Westfalen, ist bekannt, dass beide Völker selten im freundschaftlichen
Verkehre miteinander standen, wenigstens nicht in jener Zeit,
die den fränkisch-sächsischen Kriegen vorherging. Es ist daher
gar nicht denkbar, dass die Sachsen in ihren Marken einen friesischen
Fremdling geduldet haben sollten, da aus der deutschen Geschichte
bekannt ist, wie eifersüchtig diese Völker auf ihre Freiheit
und den unbeschränkten Besitz ihres angestammten Landes waren,
es kann daher Ubbos Einwanderung vor dem 9. Jahrhundert nicht
stattgefunden haben -
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Als aber nach langem Kampfe endlich Friede wurde,
als das Land des Glaubens, die Friesen, (diese waren schon viel
früher Christen geworden) mit den Sachsen zu einer großen Familie
unter Karls Oberherrschaft vereinigte, als sogar die Friesen
gemäß der Heerfolge-Pflicht die Frankenzüge mitgemacht hatten
als Karl der Große seine verdienten Krieger oft mit Besitzungen
im Lande belohnte, um seiner Herrschaft und dem aufblühenden
Christentum hin und wieder feste Stützen im Lande zu geben,
als Karl anfing, die sächsischen Gaue durch Gaugrafen zu regieren,
die freilich anfangs nur Sendgrafen waren, später aber feste
Sitze im Lande bebauten, und die ersten Glaubensboten meistens
Friesen waren, da musste die alte Spannung nachlassen und den
Sachsen das Einwandern der Fremdlinge willkommen werden, wenigstens
konnten sie nicht dagegen wirken, da Karls Politik die Fremdlinge
begünstigen musste.
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Noch besser stellten sich für die Friesen die
Verhältnisse in unserem Lande, als die Bischofssitze mit Friesen
besetzt wurden. So war z.B. der erste Bischof von Osnabrück,
Wiho, der nach 30jähriger Amtsführung 809 starb, ein Friese.
Ebenfalls kamen auf Friesland der erste Bischof von Münster,
Ludgerus (gest. 809) der zweite, Gerfried (gest. 839) und der
dritte Bischof, Altfried (gest. 849). Mag sich Ubbo als ein
einfacher Einwanderer oder als Sendgraf in der Bauernschaft
Hallebeck niedergelassen haben, oder mag er für seine Verdienste
im Kriege die hiesigen Besitzungen bekommen haben, so bleibt
doch wahrscheinlich, dass zur Zeit der ersten Bischöfe von Osnabrück,
zu deren Sprengel damals die Grafschaft Tecklenburg gehörte
und der Bischof von Münster den Ubbo aus Friesland hier ankommen
und sich ansiedeln sahen.
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Es musste bei den Bischöfen in ihrer Lage höchst
willkommen sein, da noch alles neu geschaffen werden musste,
und da noch so wenig feste Anhaltspunkte im Bekehrungsgeschäft
des Landes vorhanden waren, Männer ihres Stammes und ihres Glaubens,
die Ansehen besaßen, in ihrer Nähe und ihrem Sprengel zu sehen,
da diese Männer ohne Zweifel günstig auf das Volk wirken konnten.
Der Bischof Wiho wird daher auf alle mögliche Weise Ubbo und
sein Unternehmen begünstigt haben.
Ubbo, begeistert von dem Glaubenseifer seines apostolischen
Bischofs und Stammesgenossen, wird kein Opfer gescheut haben,
um zur Ausbreitung des Christentums beizutragen. Auch lag dieses,
falls Ubbo, wie zu vermuten ist, einer der Sendgrafen oder Beamten
des Kaisers war, in den Pflichten seines Amtes. So wird man
durch das Gesagte dringend veranlasst, die Ankunft Ubbos in
Hallebeck in den Anfang des 9. Jahrhunderts zu setzen, und ihn
auch für den Gründer der Kirche von Ibbenbüren anzunehmen. Ubbo
legte den ersten Grund zur Kirche von Ibbenbüren. Auf seinen
eigenen Besitzungen baute er für die umliegenden Bauernschaften
wahrscheinlich anfangs nur eine hölzerne Kapelle. Weil es damals
wegen Mangels an Priestern aber noch wenige vollständige Pfarreien
geben konnte, hatte Ibbenbüren gewiss noch keinen festen Pfarrer,
sondern es kam stattdessen bisweilen ein Missionar vom nahe
gelegenen Osnabrück zu der Kapelle in Hallebeck, um den heiligen
Dienst zu verrichten. Lange konnte es nicht währen, bis ein
fester Pfarrer für die vielen umliegenden Bauernschaften angestellt
wurde und bis eine eigene Pfarrei entstand, die nach ihrem Gründer
oder dessen Nachkommen als die Kirche von Ibbenbüren genannt
wurde. Ubbo und seine Nachkommen als Gründer der Kirche hatten
sicher eine Art Patronat über die Kirche. Sie hatten die erste
Stimme bei der Verwaltung des Kirchenwesens.
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Das heißt, Ubbo und seine Nachfolger wurden
Kirchenrat auf immer, oder wie es in einer Urkunde heißt, "ewiger
Kerchratt". Zugleich gaben ihm die Kirchspiel-Bauernschaften
das Recht der freien Mitbenutzung alle Marken, "soweit die Ibbenbürenschen
Glocken läuten" , das heißt, innerhalb der Pfarrgrenze, um ihnen
die gebrachten Opfer zum Teile zu vergüten. So heißt es
in einer Urkunde im Besitze des Hofes Wertmöller von seiten
des Eigentümers, Konrads Grafen von Tecklenburg, über den Verkauf
des Hauses Wert am 22.Mai 1422 an den Ankäufer Heinrich ter
Mollen, "dass die Herren von Wert an allen Marken des Kirchspiels
berechtigt sind "weil die Herren von Upna, der spätere Stamm
Ubbos ewiger Kerchratt geseytt." (...ewiger Kirchrat wurden).
Ebenfalls sagt eine andere Urkunde von 1661, die auch im Besitze
des Wertmöllerschen Hofes ist, dass man, um Streitigkeiten zwischen
dem Hause Werthmöller beizulegen, in den alten Tecklenburger
Archiven nachgeschlagen habe. Dort habe man herausgefunden,
dass die Herren von Ubena auf dem Hause Wert das oben genannte
Recht an den Marken besäßen, "so weit die Glocken von Ibbenbüren
läuten", "weil die Herren von Ubena das Recht hätten, ewiger
Kirchrath von Ibbenbüren zu sein, da die Kirche von ihnen den
Namen habe." Zu bedauern ist, dass das Tecklenburger Archiv
nicht zur Einsicht offen steht.
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Woher kam dieses Recht der Herren von Ubena,
dieser Nachfolger des Ubbo, wenn sie nicht die Stifter der Kirche
waren? (Ubena klingt nach Ibbenburen) Warum hat nicht das Dorf,
die Gemeinde, von ihnen den Namen bekommen, warum nur die Kirche,
wenn die Herren von Ubena nicht die Kirche selbst gegründet
hätten?
Deutlichere Beweise für die Wahrheit der oben aufgestellten
Behauptung sind nicht nötig. Ohne Zweifel würde die Kirche den
Namen von der Bauernschaft Hallebeck bekommen haben, in der
sie lag, hätten nicht Ubbo oder seine Nachfolger die Kirche
auf ihrem eigenen Boden erbaut.
Ein anderer Grund ist folgender:
Wie oben gesagt, umfasst das Besitztum der Herren von Ibbenbüren
den ganzen Raum zwischen den beiden Bergen, dem Hallesche und
Roelmanns Stätte (Rählmann?). Fast in der Mitte diese Raumes
liegt die Kirche mit ihrem Kirchhofe. Von Südost bis zum Norden
reicht der Besitz der Stätte unseres Ubbo in Ibbenbüren, zum
Teile liegen noch Häuser der Stadt auf seinem Boden. Im Westen
bildet der Esch der Bauernschaft Hallebeck (Hallesch) die Grenze,
der südliche Teil der Stadt liegt auf den Gründen des Hauses
Grone, an das auch jetzt noch ein Kanon bezahlt werden muss.
Das Haus Grone gehörte aber früher zum Schlosse Ibbenbüren.
So ist die Stadt Ibbenbüren rings umgeben von den Besitzungen
des Ubbo und seiner Nachkommen.
Nur an der Westseite bildet der Hallesch die Grenze, der wohl
weit älter ist als Ubbos Geschlecht,. Dieses ist Beweis genug,
dass Ubbo auf seinem eigenen Boden die Kirche baute und er folglich
auch der Gründer der Kirche war. *)
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*) Man sollte hier nicht als Gegenbeweis den
Umstand anführen, dass manche der Ländereien, die um Ibbenbüren
liegen, in den Händen der Bürger sind. Dergleichen Wechsel geschah
in den folgenden Jahrhunderten, besonders in neuerer Zeit durch
Tausch, Kauf u. s. w. Einzelnes veränderte sich, das Ganze aber
ist geblieben.
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Zur Unterstützung meiner Behauptung, dass das
Haus Grone früher ein Teil des Eigentums der Herren von Ibbenbüren
gewesen ist, wie auch, dass die Stätte Wertmöller zum Eigentume
genannter Herren gehört habe, füge ich Folgendes ein:
3. Die Häuser Ibbenbüren, Wert und Grone.
Vorbemerkung: Ich bitte den Umstand festzuhalten, dass viele
der adlige Häuser, die selbst in späteren Jahren landtagsfähig
waren, auf einem Raum von nur 10 Minuten im Durchmesser liegen.
Dieser Umstand deutet an, dass entweder das eine Haus aus dem
andern oder das eine nach dem andern entstanden ist, und sich
erhob, als das andere bereits wieder verfallen war. Wie hätten
drei adlige Häuser auf so engen Raume zu gleicher Zeit entstehen
und bestehen können. Über Ubbo hat man nur, so viel ich weiß,
seine urkundlichen Nachrichten. Ebenso schweigen die Nachrichten
über seine nächsten Nachkommen, wenigstens findet man sie nicht
in den bekannten Urkunden. Dessen ungeachtet können sie, weil
sie den Titel von ihrem Hause noch nicht angenommen hatten,
mit ihrem Taufnamen vorgekommen sein, dieses lässt uns aber
in Ungewissen. Erst dort, wo sie unter dem Namen der Herren
von Ibbenbüren auftreten, werden wir mit ihnen bekannt.
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Der erste Ibbenbürener, der genannt wird,
ist ein Werner, der im Jahre 1146 (Sandhoff. Res gesta.
Ant. Osnab. dipl. XXIV) mit Bischof Phillip von Osnabrück auf
der Hofsprache (am Hofe) die Einkünfte des Klosters Gertrudenberg
bei Osnabrück mitbestimmt, und zwar als Genosse, weil dem Kloster
die "Zehnten von den Hütten, die in Ibbenbüren lagen" zuerkannt
werden.
(itaque decimae de Anguris, que sunt in Hipenburen) Dieser Werner
scheint der Vater oder Bruder des Gottschalk (Sandhoff dipl.
XXVI) von Ibbenbüren gewesen zu sein, der ebenfalls auf einer
Osnabrücker Hofsprache als Mitgenosse mit seinem Sohne Albert
im Jahre 1160 erschien und zwar deswegen, weil zu den Einkünften
des oben genannten Klosters "der Zehnte von der Mühle bei Ibbenbüren
und ein Groschen von dem Schlosse hinzu gesetzt wurde, es heißt
dort:
"Apud Ibbenburen decimae de molendino, jbidem enarius de domo."
Ein Bruder Gottschalks, vielleicht der schon genannte Werner
(Rieferts Münstersche Urkundensammlung 2. Band Nr. LII) lebte
noch 1172, war aber 1188 bereits gestorben. Gottschalk,
(Ries. Münst. Urkundensamml. 2. Band Nr. LII u. LXLV.) (zu Sandhoff
siehe vorher gegangene Notiz)
hatte fünf Kinder, drei Söhne, Albert oder Adebert, Konrad und
Bernard und zwei Töchter, Gerberge und Hildeburge. Konrad war
schon vor 1172 gestorben, auch scheint Albert um dieses Jahr
gestorben gewesen zu sein; die Eltern lebten aber in diesem
Jahre noch. Hildeburge, die mit einem Herren von Thedem verheiratet
gewesen war und deren Todesjahr wenigstens vor dem Jahre 1188
liegen muss, hinterließ zwei Söhne, den Winemar und Arnold von
Theden.
Gerberge starb, wahrscheinlich unverheiratet, am Ende des Jahres
1188. Bernard aber überlebte seine ganze Familie, und mit ihm
erlöscht das Geschlecht der Herren von Ibbenbüren in der männlichen
Linie; und es erlöscht auf glänzende Weise. Er hat sich dem
geistlichen Stande gewidmet, wurde Domherr zu Münster, und stiftete
im Jahre 1172 als Domherr eine Memorie (jährliche Gedenkmesse)
für seinen verstorbenen Bruder Konrad an die Kirche von Überwasser
in Münster, die nach seinem eigenen Tode für ihn gehalten werden
sollte; zur Stiftung gab er Ländereien her, die er zu Nottuln
besaß. Um das Jahr 1178 wurde er Domdechant, und im Jahre 1188
zum Bischofe von Paderborn erwählt. Da bereits um diese Zeit
auch die Schwester Gerberge starb und die beiden Vetter noch
lebten, so fielen alle Familiengüter an ihn. Bernard war ein
kräftiger Mann, und er hat sich viele Verdienste um das Stift
Paderborn erworben.
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Zum Vorteile seines Stiftes, dessen Wohl im sehr
am Herzen lag, gab er, sobald er im Besitze der Erbgüter war,
aus denselben Benefizien (Beneficium = Wohltat, Vergünstigung;
Lehen ; Pfründe , Kirchenamt) (Rieferts Urkundensammlung 2.
Band, Nr. LXIV) an Widefind von Walbeck, Widefind von Burmont,
Florin von Spenge und Rabodo von Störmede; ferner an Herrmann
von Vehte, Ludolf von Lutuhufen, Godfried von Bernewide und
an den Sohn des Bertold von Ruthern. Er gewann dadurch diese
Dynasten für das Stift, indem die Beneficiaten, so lange sie
das Benefecium, (dass gewöhnlich eine Stätte etc. war), besaßen
und zu gewissen Diensten dem Verleiher desselben verpflichtet
waren. Dann aber schenkte er am Anfange seiner Regierung alle
seine Güter samt der Beneficien dem Stifte von Paderborn als
freies, eignes Gut.
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Zu den übrigen Gütern gehörten noch seine Ibbenbürener
Besitzungen, d. h. die Mühle (die noch bestehende Wassermühle
an der Aa bei der Stadt), dass feste Schloss mit Wall und Sümpfen
(Rief. Urkundensammlung 2. Band Nr. LXIV) "die dasselbe umgeben
und fest machen," ferner seine Besitzung in Frieslan d, bestehend
aus sechs eigenhörigen Stätten und zwei Teilen, dem ganzen Land
Saleburg, von welchem Lande der Graf Simon von Tecklenburg (Thikenebure)
den dritten Teil besaß.
Außer jenen mächtigen Beneficiaten gewann er, weise und klug,
den Grafen von Tecklenburg als Lehnsmann seines Stiftes in dem
er das Schloss von Ibbenbüren mit der ganzen Hovesaat, mit der
Mühle, wie auch die Beneficien, welche die vier zuletzt genannten
Beneficiaten besaßen, und seine Besitzungen in Friesland dem
Grafen Simon als Lehen übertrug. Dieser gab aber seinen eigenen
Anteil an dem Lande Saleburg in Friesland als Eigentum an das
Stift von Paderborn und erhielt es dann als Lehen wieder zurück.
Da aber die Vettern des Bischofs nicht leer ausgehen durften,
so ward Bedingung, dass Simon die Mühle und das Schloss in Ibbenbüren
dem Winemar und Arnold von Thedem hin wiederum als Lehen übertrüge;
was dann auch im Jahre 1189 geschah.
Man sieht also, dass die Güter der Herren von Ibbenbüren bedeutend
waren. Nur ist zu bedauern, dass die Beneficien nicht namentlich
aufgezeichnet sind.
So stirbt dass ansehnliche, freiherrliche Geschlecht der Herren
von Ibbenbüren gerade da, wo es eben angefangen ht, urkundlich
in der Geschichte aufzutreten, wieder aus; die Güter werden
zersplittert; das Stamm-Schloss sinkt zu einem Lehnsgut des
Tecklenburger Grafen herab, der aber die weibliche Linie der
alten Dynastie, die Linie Thedem, mit dem alten Schlosse belehnt.
Dies neue Geschlecht nahm freilich den alten Namen Ibbenbüren
wieder an, verschwindet aber unter dem Lehns-Adel gänzlich.
Nur im Jahre 1245 (Sandhoff, Dipl. LXV),
tritt noch ein Bernard von Ibbenbüren als Zeuge in einer Urkunde
auf. Dann verschwindet das Geschlecht gänzlich, bis es sich
am Ende des 14. oder eigentlich im Anfange des 15. Jahrhunderts
unter dem Namen der Herren von Ubena auf dem Hause Wert wiederfindet,
aber nur im Grabe. So vergeht alle Herrlichkeit der Welt.
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Steigender Luxus und das mit der Zeit gefühlte
Bedürfnis nach größeren Bequemlichkeiten möchten die Bewohner
des alten Schlosses bewegt haben, dasselbe unbewohnbar zu finden,
um dann ihren Wohnsitz nach dem vielleicht damals erbauten Hause
Wert, das etwa zwei Büchsenschuss weiter südwestlich vom alten
Schlosse an der Aa lag und das bereits längst wieder verschwunden
ist, zu verlegen. Auch auf dem Hause Wert blieb Ubbos Geschlecht
im Besitz der Mühle und des alten Schlosses. Haus Wert blieb
bis zum Verkauf des Hauses ein männliches Lehn der Grafen von
Tecklenburg. Als im Jahre 1422 die Familie der Ubena-Linie bereits
ausgestorben war und das Haus Wert an dem Grafen Kort (Konrad)
von Tecklenburg zurückgegeben war, verkaufte dieser das Haus
selbst, nebst der Mühle und der Jagdgerechtigkeit in den vier
Kirchspielen der späteren Obergrafschaft Lingen, Auch verkaufte
er die Mitbenutzung aller Marken des Kirchspiels Ibbenbüren,
die Schaftrift auf den Schirloher und Leher Felde und das Recht,
den Landtag zu Lingen mitbesuchen zu können, an Heinrich Thermollen
für die damals sehr bedeutende Summe von 7218 Rthlr. als freies
Eigentum. Das Haus Wert verschwand, aus der Zusammensetzung
der Namen Wert und Mollen bildete sich der Name Wertmöller,
und das alte Haus war eine Stätte, in deren Besitz auch jetzt
noch der alte Turm sich befindet.
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Beim Verkauf des Hauses Wert bestand das ebenfalls
ganz nahe, doch näher nach Ibbenbüren gelegene Haus Grone schon
als eigenes, selbständiges adeliges Gut. Wie eine Urkunde, im
Besitze des Hofes Wertmöller, meldet, war diese Haus früher
als eine Leibzucht von Wert getrennt worden, und hat sich zur
freien Selbständigkeit erhoben. Wir sehen, dass die Besitzungen
des Hauses Grone den nördlichen Teil der Besitzungen des Hauses
Wert ausmachten, und dieses bei der Trennung den südlichen Teil
behielt. Wir sehen ferner, dass beide Güter früher zur Hovesaat
des Schlosses Ibbenbüren gehörten. Folglich ist anzunehmen,
dass die Hovesaat des Schlosses Ibbenbüren die Stadt an den
drei Seiten umgab, Upmeiers Stätte mit gerechnet, und daß die
Westseite vom alten Hallesche gebildet wurde. Wenn man alles
Gesagte zusammenfasst, gibt es genug Beweise, dass Ubbo oder
seine ersten Nachfolger die Kirche von Ibbenbüren gegründet
haben, und zwar auf ihrem eigenen Grund und Boden, wie auch
mit ihren eigenen Besitzungen die Kirche und die Pfarre etc.
dotiert haben. *)
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*) Hier möge die Bemerkung Platz finden, dass
die Geschichte der beiden Edelmannhöfe (adliger Güter), Grone
und Langewiese, wie folgt war : Das Gut Grone (Grone hieß früher
Kronenborch oder Kronenburg) gehörte vorher der Familie Von
Grothaus und Lüning. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts gehörte
es der Familie Von der Horst zu Cappeln.
Das Gut Langewisch gehörte vor Alters her der Familie Von Gogreve,
danach den Von Schmitzbergen; im Anfange dieses Jahrhundert
der Familie Von Bentink, darauf der Familie Von Elmendorf. Dann
war dieses Gut im Besitze des Kaufmanns Joel Meyer. In neuerer
Zeit sind beide Güter durch Kauf in Crespels Hände gekommen,
sie haben aber ganz das altertümliche Aussehen verloren.
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4. Entstehung des Dorfes (der Stadt) Ibbenbüren
Wenn man alles Gesagte nochmals überlegt, so wird man sein Bedenken
haben, die Erbauung der ersten Kirche von Ibbenbüren in den
Anfang oder in das Ende des 9. Jahrhunderts zu setzen, wenngleich
auch keine urkundlichen Nachrichten vorliegen, die von einer
Kirche in Ibbenbüren sprechen. Wenn auch diese Kirche anfangs
nur eine Missions-Kapelle war, so konnte es doch kein Jahrhundert
währen, bis die Kapelle sich zu einer wirklichen Pfarrkirche
erhob. Urkundlich steht fest, (Mösers Geschichte von Osnabrück,
2. Band, Urk. LXXXX) dass die Pfarrei Ibbenbüren im Jahre 1160
schon bestand und auch schon die Bauernschaften Püsselbüren,
Alstedde und Laggenbeck umfasste, denn es heißt in der Note
der angegebenen Urkunde:
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"In dem Pfarrkirchspiel Ibbenbüren (Abgaben)
auf dem Schulzenhofe Warendorf (Schulte-Varendorff bei Laggenbeck)
von gewissen Äckern, die von der Stätte der Probstei (von
Osnabrück) verpachtet (sind)
Ein Malter Roggen
Im Pfarrkirchspiel Ibbenbüren, in Visbeck (jetzt Alstedde) :
Lohes (Deteringshof oder Hof Bohle am Alstedder Loh?) 15 Sch.
Roggen, 15 Groschen, 2 Schafe,
ebendort Roze (Kümper), 10 Sch. Roggen, 10 Groschen, 1 Schaf,
ebendort Rother (Prinzleve?) ebensoviel.
In Püsselbüren (der verschwundene Haupthof der Bauernschaft)
2 Malter Roggen, 1 Schilling, 2 Schafe.Es unterliegt keinen
Zweifel, dass die Pfarrei schon früher bestanden hat, mithin
auch eine Kirche vorhanden gewesen sein muss.
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Wie schon vorhin bemerkt, waren die Kirchen Grund
zum Entstehen der Dörfer, so auch hier. Bei der Kirche erhob
sich die Wohnung des Pfarrers, des Küsters u.s.w. Die Hoffnung
auf Gewinn von der großen Masse der Eingesessenen, die die Kirche
besuchten, lockte Schenkwirte und Krämer an, sich in der Nähe
der Kirche ansässig zu machen.
Mit dem Christentum waren unsere Völker zugleich in näherer
Bekanntschaft mit den schon mehr zivilisierten Franken gekommen
und hatten Bedürfnisse gelernt, deren Befriedigung ihnen nur
der Handel zutragen konnte.
Die Lebensweise früherer Zeit, wo sie mit eigenen Händen sich
das Nötige selbst fertigen konnten, verlor an Einfachheit und
machte Krämer und Handelsleute nötig. Es ist ja selbst dem Tacitus
(Geschichtsschreiber) bekannt, dass die Deutschen stets an einem
guten Durste laborirten, zumal wenn sie schon eine Strecke des
Weges gegangen waren, die ganze Woche hatten arbeiten müssen,
und nun vor dem Beginne des Gottesdienstes sich einander trafen
sich und allerlei zu erzählen hatten. Dann waren Schenkwirte
willkommen, zumal man bei ihnen ein freundliches Dach finden
konnte. So entstanden die ersten Wohnungen, die anfangs nur
elende Hütten waren, aber doch schon den Titel Dorf verdienten.
Die erste urkundliche Erwähnung Ibbenbürens als die eines Dorfes
scheint mir in den oben angeführten Worten vom Jahre 1146 zu
liegen, wo es heißt:
"Die Zehnten von den Hütten, welche in Hipenburen liegen. (Sandhoff.
Dip. XXIV)
Wären hier nicht Häuser des Dorfes Ibbenbüren, sondern Stätten
des Kirchspiels gemeint, so würde man nicht Auguriis, sondern
eurtibus, praediis, villis, domibus oder manisiis gesagt haben.
Die zweite, ähnliche Andeutung ist vom Jahre 1160 (Sandhoff
dipl. XXV)
wo es heißt: "der Zehnte von der Mühle bei Ibbenbüren, ebendort
1 Groschen von dem Schlosse. Dieses "bei Ibbenbüren" zeigt deutlich
das Vorhandensein eines Dorfes.
Ohne Zweifel bauten die ersten Dorfbewohner in der Nähe des
Kirchhofes, der südöstlich und westlich von den beiden Bächen,
die im Süden der Kirche sich vereinigen und dort die Süd-West-Grenze
bildeten, eingeschlossen war. Die Nord-Ost-Grenze bildete eine
dicke Mauer, die sich im Jahre 1837 in ihren Fundamenten noch
unter dem hinteren Teile des alten Hauses Bergeschneider (Oberer
Markt-Marktstraße) und an der südlichen Seite des Hauses Dr.
Schrakamp am Markt unter der Erde zum Bache hinab zog. An der
Seite der beiden Bäche wurden die ersten Häuser gebaut, die
dortigen Straßen sind daher auch die ältesten Häuser. Später
entstanden die Häuser am Markte. Als mit der Zeit die Seelenzahl
wuchs, wurde der Kirchhof verkleinert. Innerhalb seines alten
Bereiches, doch nur auf den Ufern der Bäche, wurden neuerdings
Häuser gebaut. In neuerer Zeit wurde der Kirchhof abermals verkleinert,
indem der große Obere Markt entstand und die zur Unterstadt
führende Marktstraße auf dem südöstlichen Teile angelegt wurde.
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Das Wachstum des Dorfes kann in dem ersten Jahrhunderte
nur langsam voran gegangen sein. Auch können die Häuser nur
elende, ohne Plan gebaute Strohhütten gewesen sein, bis der
Betrieb des Bergbaus und die dadurch eröffneten Erwerbsquellen
ein neues, reges Leben weckten und neue Siedler herbeizogen.
In Folge dessen wurde die neue, nicht unbedeutende Straße vom
Marktplatze bis zur katholischen Kirche und darüber hinaus ausgebaut,
also die ganze sogenannte Oberstadt gebildet. In der ganzen
Stadt sind die alten Häuser verschwunden, neue schönere wuchsen
empor. Dazu haben auch die Elemente beigetragen, denn wiederholt
ist Ibbenbüren auch von Feuer und Brand heimgesucht, wodurch
ein großer Teil der Häuser in Asche gelegt wurde. Selbst die
jetzige, im Jahre 1523 erbaute evangelische Kirche hatte einmal
durch Sturm und einmal durch Feuer sehr zu leiden. Diese aus
Quadersteinen aufgebaute Kirche hatte früher einen Turm mit
einer Spitze von 160 Werkschuh (Fuss). Als die Spitze im Jahre
1703 am 2. Adventsabend durch einen gewaltigen Sturm herunter
geworfen wurde, wurde sie hernach im Jahre 1710 nur bis zur
Hälft wieder aufgebaut. Im Jahre 1846, im Monat September wurden
der Turm und das Dach der Kirche vom Feuer zerstört.
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Im Jahre 1584, am Tage Philippi und Jacobi (den
1. Mai) geriet die westliche Straße, (Poststraße) welche nach
dem Hallesche geführt, in Brand. Um das Jahre 1625 wurde die
südliche Stadt oder das Niederdorf ein Raub der Flammen. Im
Jahre 1659, am Tage Petri und Pauli (den 19. Juni) entstand
am Markte ein sehr schädliche Feuersbrunst, wodurch die nordöstliche
Seite des Marktes ab dem Kirchhofe gänzlich abgebrannt ist.
Wiederum brannten 1744 am 4. April zur Nacht auf der Mühlenstraße
sechs Häuser. Der Brand von 1846 (Bericht ist nach 1846 verfaßt)
im Monate September von des Mittags 4 Uhr, bis andern morgens
6 Uhr ist gewiss noch vielen in Erinnerung
Auch durch Brennen und Rauben hatte Ibbenbüren zu leiden. Dieses
ergibt sich aus einer Urkunde, welche Nicolaus II Graf von Tecklenburg
(er regierte von 1388 - 1426) am 22. September 1417 ausfertigte
:
Er vermacht der Kirche zu Ibbenbüren einige Wiesen bei Stallford
auf dem Bruch in der Saerbecker Mark für seine und seiner Nachkommen
Seelenheil, zur Entschädigung des durch Brennens und Raubens
angerichteten Schadens, woran er und die Seinigen Schuld waren,
Damit kann die genannte Kirche mit Zierrath, Glocken und sonstigem
Notwendigen versehen werden.
Das Städtchen Ibbenbüren hat jetzt ein ziemlich hübsches Aussehen
und gewinnt durch prächtige Bauten von Tag zu Tage, so dass
es sich mit manchem Landstädtchen messen darf. So wurde aus
Ubbos erster rohen, unbedeutenden Anlage zu Beginn ein elendes,
dann ein ansehnliches Dorf und endlich ein hübsches Städtchen.
Ubbos Geschlecht ist erloschen und er lebt nur noch auf dem
Papiere. Was Ubbo aber im Keime gepflegt hat, ist herrlich erwachsen,
und scheint an Ansehen zu gewinnen, obgleich Ubbo dieses wohl
nie ahnte. Die Menschen und ihre Geschlechter vergehen, aber
ihre Werke wachsen oft still und unbemerkbar fort bis ins späte
Jahrhundert.
Möge hoch der alte Turm bei der Werthmühle, dieser Greis, diese
letzten Trümmer von der Wiege Ibbenbürens im öffentlichen Schutz
genommen werden, so weit es noch möglich ist, damit er nicht
der gänzlichen Vernichtung übergeben werde, bevor die Zeit mit
Sturm und Wetter das Ihrige an ihm tun wird.
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Angeblich ist der Bericht von Vicar Dorfmüller
* 1839, verfaßt worden. Die erste Veröffentlichung des Berichts
stand im "Westphälischen Nationalkalender von 1806 - Seite 61",
Herausgeber P. F. Weddigen 1837 und 1880 erscheint der Bericht
im "Wochenblatt für den Kreis Tecklenburg" Nach Meinung von
Siegfr. Rauer ist der Autor der ersten Fassung der Amtmann Ohm
gewesen, er war von 1834 bis 1871 Bürgermeister.
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Über die Entstehung der Stadt Ibbenbüren
-Von Vicar Dorfmüller
(Bericht ist nach 1846 verfaßt) Zitat : "Der Brand von 1846
ist noch vielen in Erinnerung"
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Quelle: Beilage zur IVZ :: Heimat und Leben
- IVZ Nr. 210 vom Montag, den 11. September 1922 - 24. Jahrg.
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Quelle: Beilage zur IVZ :: Heimat und Leben -
IVZ Nr. 222 vom Montag, den 25. September 1922 - 24. Jahrg. |
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Wanderlust.
Auf, frohe Wandersleut',
Zieht nun durch Tal und Flur!
Seht, wie so manche Freud'
Euch bietet die Natur!
Der über'm Weltall thront!
Er segnet ja so gern,
Was diese Welt bewohnt.
Den ersten Blick zum Herrn,
Im kühlen Morgenwind
Eilt hin mit frohem Sinn;
Es fliehen zu geschwind
Die Stunden uns dahin.
In treuer Freunde Kreis
Geht's leicht und ohne Klag',
Von Sorgen man nichts weiß,
Gern lauscht man alter Sag'.
Im deutschen Wald erklingt
Ein schönes altes Lied,
Wenn dann die munt're Schar
Hin zu der Heimat zieht.
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1. Geschichtliches.
Über Entstehung der Stadt " Ibbenbüren" und über den Namen geben
die Geschichtswerke keinen genügenden Aufschluss. Wahrscheinlich
ist, dass Ibbenbüren früher "Colonia Ubbonis" von dem Grafen
Ubbo genannt wurde und dass hieraus der Name abzuleiten ist.
Die Grafschaft "Oberlingen" mit den Kirchdörfern Recke, Mettingen,
Brochterbeck und Ibbenbüren gehörte bis 1547 zur Grafschaft
Tecklenburg, wurde aber nach der Schlacht bei Mühlberg an den
Kaiser abgetreten. Es kam dies Ländchen sogar in den Besitz
der Spanier. Im 30jährigen Kriege hatte die Grafschaft viel
zu leiden. Um 1650 kam Oberlingen an Friedrich Heinrich von
Oranien. Daher fiel dies Land 1702 durch Erbschaft an Preussen.
Am 25. März 1902 sind 200 Jahre verflossen, dass die Bewohner
Oberlingens sich unter der Herrschaft des glorreichen und edlen
Geschlechts der "Hohenzollern" wohl fühlen.
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Seite 5 - Total-Ansicht von Ibbenbüren
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2. Stadt und Bewohner.
Ibbenbüren ist gut bevölkert. Nach der letzten Zählung am 1.
Dezember 1900 hatte die Stadtgemeinde eine Bevölkerung von 5066
und die Landgemeinde von 5941 Seelen; mithin betrug die Einwohnerzahl
der Gesamtgemeinde 11.007 Personen (532 mehr als vor 5 Jahren).
Die Bewohner beschäftigen sich im Bergwerk, in den Steinbrüchen,
Glashütten und Fabriken verschiedenster Art. Viele Leute haben
ein kleines Eigentum, welches sie nebenbei bewirtschaften. Wer
arbeiten will, kann hier sein Brot wohl verdienen.
In der Oberstadt ist die im Jahre 1832 erbaute katholische Kirche,
dieselbe ist geräumig und schön; seit Jahren hat sie ein neues,
gutes Geläute. In der Unterstadt steht die evangelische Kirche.
Dieselbe ist teils sehr alt. Gewölbe und Säulen sind sehr schön.
Die im Jahre 1868 erbaute Orgel hat sich vorzüglich gehalten.
Die Turmspitze wurde, wie geschichtlich feststeht, am 18. Dezember
1703 durch einen furchtbaren Sturm abgeschlagen und erst im
Jahre 1710 erneuert. Bei dem großen Brande am 24. September
1846 wurden Turm und Kirchendach stark beschädigt. Auf dem freien
Platz vor dieser Kirche, dem so genannten Kirchhofe, befindet
sich das im Jahre 1873 erbaute Kriegerdenkmal, Eigentum des
hiesigen Krieger-Vereins. An diesem freien Platz liegt die z.
Z. fünfklassige evangelische Stadt-Schule. Die katholische Stadt-Schule
befindet sich an der Roggenkampstrasse, dieselbe hat 7 Klassen.
Daneben ist die Rektoratschule, welche die Schüler bis Unter-Sekunda
vorbereitet. In Ibbenbüren sind auch eine evangelische und eine
katholische Töchterschule. Der Friedhof wurde am 15. Mai 1838
eingeweiht und im Jahre 1896 bedeutend erweitert. Das an der
Roggen-kampstraße gelegene kath. Krankenhaus hat einen bedeutenden
Umfang; den großen Segen, den dasselbe bringt, kennt man in
der ganzen Gemeinde und darüber hinaus. An derselben Straße
ist Gelegenheit, Spargelder zinsbar anzulegen, dort befindet
sich nämlich die Kreis-Tecklenburger Sparkasse. An der Breiten
Straße ist das Amts-Gebäude und in der Nähe des Bahnhofs die
Post. In der Unterstadt an der Münsterstrasse bemerken wir das
Gebäude der Königl. Berginspektion und nicht weit davon an der
Chaussee nach Süden das Amtsgericht. Die kath. Gemeinde besitzt
in dem Josefstift ein schönes Gebäude für verschiedene Zwecke
und in der Unterstadt an der Poststr. das Gesellenhaus (Kolpinghaus).
Die ev. Gemeinde hat das frühere Armenhaus umgebaut und zum
Gemeindehaus einrichten lassen. Darin wohnen 2 Schwestern, von
denen eine die Kleinkinderschule leitet. Auch dies Gebäude dient
verschiedenen Vereinen als Versammlungsort.
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Seite 7 - Kirchplatz mit Kriegerdenkmal.
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Das Vereinsleben ist hier ziemlich lebendig.
Die ältesten Vereinigungen sind die Gesellschaft "Verein" (Club)
und der "Männer-Gesang-Verein". Ein "Musik-Verein" wurde Mitte
der achtziger Jahre gegründet, er besteht aus einem "Orchester-Verein"
und "gemischten Chor". Außerdem ist noch eine Musik-Kapelle
vorhanden. Ein Verein der "Handwerksmeister" unterhält zugleich
eine Sterbekasse. Der größte Verein ist der "Krieger-Verein",
welchem über 400 Kameraden angehören. Dieser Verein begleitet
- wie der Meisterverein - verstorbene Mitglieder zum Grabe;
beide gewähren eine Unterstützung, welche sich nach der Mitgliedszeit
steigert. Der "Verschönerungsverein" sorgt für Herstellung und
Instandhaltung von Spazierwegen, Aussichtspunkten und Ruheplätzchen,
sowie für Verschönerung geeigneter Plätze. Eine "freiwillige
Feuerwehr" ist vorhanden. Auch für die körperliche Übung und
Stärkung kann gesorgt werden im "Turn-Verein" und in den verschiedenen
"Kegelgesellschaften". Die deutsche Einheitsstenographie findet
in dem in neuerer Zeit gegründeten Stenographen-Verein "Babelsberger"
rege Pflege.
Seit dreißig und mehr Jahren haben wir hier einige bedeutende
Fabriken. Zunächst erwähnen wir die Weberei von Sweering & Comp.,
welche auch Färberei betreibt und von bedeutendem Umfange ist.
In der Nähe des Staatsbahnhofs liegt die Többen'sche Weberei.
Die Wolff'sche Dampfmühle ist bekannt. Nördlich von Ibbenbüren
- an der Chaussee nach Rheine - ist die Köster'sche Glashütte,
welche ausschließlich in Weissglas arbeitet. Eine bemerkenswert
schöne Lage hat am Berge bei Köling (Leugermann) die Welp'sche
Maschinen-Fabrik. In der Nordmark(Alstedder Grenze 35) befindet
sich die Fabrik des Mühlenbauers Schröder. Im Süden von Ibbenbüren,
an der so genannten Werthmühle, sind verschiedene städtische
Anstalten. Dort ist die "Badeanstalt" und die "Bleiche". Das
"Schlachthaus" ist eine zweckmäßige Einrichtung. Seit 1899 ist
hier auch die "Gas-Anstalt", welche Ibbenbüren mit einer herrlichen
Beleuchtung durch "Wassergas" versorgt. In der Nähe sind die
Überreste einer alten Veste, im Volksmund "Heidenturm" genannt.
Rechts von der "Werthmühle" gelangt man zu den Gütern Grone
und Langewiese, welche beide zur Zeit dem Herzog von Arenberg
gehören. Ein Teil des Guts Grone ist Eigentum der Firma Crespel
& Deiters geblieben, welche hier eine Stärkefabrik besitzt.
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3. Lage und Umgebung.
Ibbenbüren ist der wichtigste Ort im Kreise Tecklenburg. Dies
Städtchen liegt in einem schönen Thale zwischen den Dörenther
Bergen und den Schaf bergen, Ausläufern des Teutoburger Waldes
und des Wesergebirges. Das Tal wird südlich der Stadt von der
Aa (und Umflut) durchflossen. Was bei berühmten Badeorten mit
ungeheuren Kosten hergestellt ist, ist hier größtenteils von
der Natur geschaffen. Reizend und zugleich bequem sind die Spaziergänge
in den Schafbergen. Selbst alte und schwache Leute werden diese
Wege nicht beschwerlich finden und für Ruheplätzchen ist seitens
des Verschönerungs-Vereins genügend gesorgt. Staunend schaut
das Auge von der "schönen Aussicht" (Biekötter) oberhalb Ibbenbürens,
rechts vom so genannten Trepkesberg, auf die Stadt und ihre
Umgebung herab. Geradezu überrascht ist man aber von der Fernsicht,
welche man am "Rochus" genießt! Ein Blick in die Runde, rechts
nach Hörstel und Rheine, links auf Laggenbeck, Tecklenburg und
sogar bis zum Döhrenberge bei Iburg! Vor sich hat man den früheren
Tagebau der Eisensteinwerke, amhitheatralisch aufgebaut. In
den Schafbergen finden sich unermessliche Reichtümer! Hier wird
Bergbau auf Steinkohlen betrieben, die bedeutendsten Zechen
sind "Theodor-" und "Oeynhausen-Schacht". Sieben- bis achthundert
Knappen sind beschäftigt, den Reichtum zu Tage zu fördern. Welch'
reges Leben am Bahnhofe, wo die Kohlen für den Außenbetrieb
verladen werden und in der Nähe des Bahnhofes, wo die Fuhrwerke
und Schiebkarren zu betrachten sind! Am Bahnhof befindet sich
auch eine zum Königl. Bergwerk gehörende Brikettfabrik. Seit
den letzten 20 Jahren wird am Schafberg viel "Kohlensandstein"
gewonnen, dessen Wetterfestigkeit weit und breit anerkannt ist.
Hiervon zeugen die Buhnen auf Borkum, wie die bedeutendsten
Kirchenbauten in der Nähe und Ferne. Man findet hier auch Eisenstein
und auf Perm gar etwas Blei.
Kommst du, lieber Wanderer, einmal zu Ostern nach Ibbenbüren,
so siehst du in der Ferne und Nähe Osterfeuer. Eile einmal zum
Osterberge und siehe, wie der Holzstoß abgebrannt wird! Zwischen
den Tannen in der Heide erblickst du Bänke aufgestellt - dort
eine Anzahl Bierfässer; Wagen stehen in der Nähe und die Pferde,
welche den Gerstenstoff mühsam den Berg hinaufbeförderten, sind
an die Tannen gebunden. Trink ein Gläschen mit Verstand und
gehe auf den Holzstoß zu. Dort kommst du an Kuchenbuden vorbei;
den lieben Kleinen wirst du etwas zum Schlickern kaufen müssen.
- Erwachsene und Kinder sind zu Hunderten anwesend. Hier drücken
sich Bekannte die Hand. Dort ist ein Vaterlandsverteidiger,
der auf Urlaub kam; er wird von Freunden umringt und begrüßt.
Die fröhliche Jugend ergeht sich im Freien; etliche üben das
echt deutsche Schlagballspiel. Jetzt läutet es im Thale zu Abend,
es ist 6 Uhr. Der Holzstoß wird angezündet. Großer Jubel! Helle
Freude! Der Rauch beeinträchtigt keineswegs das Spiel und den
Tumult der Jugend. Nur zu früh ist das Feuer ausgebrannt und
alles wandert der Stadt zu, um im Kreise der Lieben die Eier
zu verzehren, welche der Osterhase gelegt hatte und die am Nachmittage
von der fröhlichen Jugend im Garten aufgefunden waren.
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Wie in uns'rer Kindheit Tagen
Eilen wir den Berg hinan.
0, wie jubelt uns're Brust
Immerfort vor lauter Lust!
en Biätken to Bate tot Paoschkefüer,
Das war der Ruf an uns're Väter,
Und wie trotzig klang es oft:
"Enen Koaken sunder Krut,
doa kick de gitzige N. herut!"
Wehe, wenn du nicht gezahlt
Für diese schöne Feier!
Du wurd'st dann sicherlich bemalt,
Schlecht schmeckten dir die Ostereier.
Alte, schöne Jugendzeit,
Ach, wie liegest du so weit!
An den alten Bräuchen halten
Ziemt den Jungen wie den Alten.
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Südlich von Ibbenbüren sind die Dörenther Berge.
Links von der Münster'schen Chaussee bemerken wir wunderbare
Felsbildungen. Wanderer aus weiter Ferne finden sich hier ein,
um diese Riesen anzuschauen.
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Seite 14 - Dörenther Klippen (Das hockende
Weib)
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Das Hockende Weib bei Dörenthe.
Gedicht von Seiler
Das Wasser, das Wasser, es kommt, es kommt,
O Mutter, fliehe, so lang' es noch frommt.
Schon leckt es an der Schwelle, schon bricht es die Wand,
Die Spindel entsinket der bebenden Hand.
Sie rafft empor die Kinderlein,
auf Leben und Tod in die Brandung hinein.
Es wogen die Wasser, es heulet der Wind,
Ach, Mutter, Mutter, geh' doch geschwind
hinauf zum Gebirg! "Herr schütze sie!"
Die Wasser spülen ihr um das Knie!
Die Wasser drängen mit Macht, mit Macht,
,,Herr, sei ihr gnädig in dieser Nacht!"
Hinauf zum Gebirg! - Sie wankt - sie fällt -
"Behüte die Kinder, du Herr der Welt!"
Erhöret wurde das hockende Weib,
zum öden Felsen erstarret ihr Leib,
da wurden auf dem Nacken von Stein
in Gnaden behütet die Kinderlein.
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Ein Tourist ist bemüht, sich zu verewigen, er
meißelt seinen Namen in die gefügigen Sandstein-Gebilde. Tollkühne
Buben besteigen den höchsten Felsblock und es ist oft sehr bedauerlich
für die gute Hose, wenn man die lieben Kleinen vom Felsen abrutschen
sieht. Beim Blick auf das Tal erzählt ein redelustiger Wanderer
der Gesellschaft die Sage vom "hockenden Weibe". Eine andere
Gruppe zeigt auf den Silberstreifen 1/2 Stunde südlicher, das
ist der "Dortmund-Ems-Kanal". Staunend deutet einer der Wanderer
bei klarer Luft auf den südlichen Horizont, woselbst man die
Türme von Münster erblickt. Am Fuß dieses Berges ist eine Wirtschaft.
(Wienkämper). Auf dem grünen Rasen werden Volksspiele ausgeführt,
besonders das deutsche Schlagballspiel. Bald sind Tische aufgestellt
und die Gesellschaft erquickt sich an Speise und Trank.
Am Abend geht's unter Gesang und heiteren Gesprächen zur Stadt
zurück.
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Seite 17 - Westfälisches Bauernhaus von
1558 in Ledde bei Ibbenbüren.
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4. Empfehlenswerte Touren.
Ibbenbüren ist Station der Eisenbahnlinien Berlin resp. Hamburg
nach Amsterdam, Rotterdam (London). Außerdem hat es sehr günstige
Anschlüsse an die Linien Emden-Soest und Duisburg-Quakenbrück
in Rheine, sowie Hamburg-Köln in Osnabrück und an verschiedene
Nebenbahnen.
Ibbenbüren und seine reizvolle Umgebung lassen sich daher auch
schon recht bequem und lohnend auf einen Tag besuchen.
Wenn man z. B. mit den Morgenzügen in der Richtung von Hengelo,
Oldenzaal, Bentheim, Schüttorf, Neuenhaus, Nordhorn, Meppen,
Lingen, Freren, Coesfeld oder Burgsteinfurt abfährt, so
erreicht man in Rheine den Anschluss an den Zug Rheine-Löhne,
der etwas nach 9 Uhr morgens in Ibbenbüren eintrifft.
Zunächst wird es sich dann empfehlen, zur Vorbereitung für die
nachfolgenden Touren an eine leibliche Stärkung zu denken, und
dazu bieten die durchaus bewährten Gasthäuser unserer Stadt
willkommene Gelegenheit. Das eine oder andere Wirtshaus hier
zu bezeichnen, unterlassen wir absichtlich, verweisen jedoch
auf den Anzeigenteil dieses Buches.
Zur Rückfahrt in westlicher Richtung erreicht man mit dem kurz
nach 8 Uhr abends von Ibbenbüren abfahrenden Zuge in Rheine
Anschlüsse nach den vorgezeichneten Orten. Für Ausflügler aus
Holland sei bemerkt, dass der Schnellzug Hamburg-London ab Ibbenbüren
etwas nach 6 ½ Uhr abends fährt und in Oldenzaal gegen 7 ¾ ,
in Hengelo kurz nach 8 Uhr ankommt.
Von Münster nach Ibbenbüren ist die Verbindung besonders
günstig, sodass die Reise bequem und angenehm über Osnabrück
oder Rheine mit den Staatsbahnen, oder über Lengerich i. W.
mit der Teutoburger "Wald-Eisenbahn gemacht werden kann.
Am besten löst man von Münster aus, wenn man nicht beabsichtigt,
die Teutoburger Wald-Eisenbahn zu benutzen, Retourbillets zur
Fahrt über Rheine und Osnabrück, um nach Belieben abends über
die eine oder die andere Zwischenstation zu verschiedenen Zeiten
zurückkehren zu können.
Da die Eisenbahnfahrzeiten häufig Abänderungen unterzogen werden,
sehen wir davon ab, dieselben an dieser Stelle anzugeben und
bemerken nur, dass auf allen Richtungen eine frühzeitige Ankunft
in Ibbenbüren und die Rückfahrt abends so spät ermöglicht ist,
um den ganzen Tag in Ibbenbüren und Umgegend voll und befriedigend
ausnutzen zu können.
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Von Osnabrück aus kann man, der geringen
Entfernung und der besonders günstigen Eisenbahnverbindungen
wegen, Ibbenbüren und Umgebung sehr leicht erreichen; auch lassen
sich viele besonders lohnende Halbtagstouren an der Hand dieses
Buches einrichten. Abends hat man jedoch vor der Rückkehr nach
Osnabrück ausreichend Zeit, sich in Ibbenbüren zu erholen, da
von hier aus die Rückkehr sowohl kurz nach 10 Uhr abends mit
dem Personenzuge wie auch um 12 Uhr mit dem Schnellzuge erfolgen
kann. Sonntagsfahrkarten berechtigen allerdings zur Benutzung
des Schnellzuges nicht.
Radfahrer können von Münster aus Ibbenbüren leicht auf
der gut gepflegten Chaussee über Greven, Saerbeck und Dörenthe
erreichen und unterwegs schon den Dörenther Hafen des Dortmund-Ems
-Kanals, sowie die eine kleine halbe Stunde davon entfernten,
in der Nähe der Chaussee gelegenen Dörenther Klippen besichtigen,
bevor sie Ibbenbüren selbst und seiner weiteren Umgebung ihren
Besuch abstatten.
Von Osnabrück aus können Radfahrer ebenfalls auf einem durchweg
guten Wege unsere Stadt leicht erreichen, um die Annehmlichkeiten
ihrer Umgebung zu genießen. Die Entfernung von Osnabrück nach
Ibbenbüren beträgt nur 25 Kilometer.
Zunächst treten wir in Ibbenbüren eine Morgenwanderung an und
besuchen die im vorhergehenden Abschnitt beschriebenen
Aussichtspunkte, Steinbrüche etc.
in dem nahe gelegenen Gebirge. Hierbei bemerken wir gleich,
dass der Verschönerungsverein sowie die Hotelbesitzer und Wirte
denjenigen, welche längere Zeit hier verweilen wollen, gern
mit Rat und Tat zur Veranstaltung lohnender Touren zur Hand
gehen. Denjenigen, welche ausgedehntere Touren ganz per Wagen
unternehmen wollen, stehet in Ibbenbüren eine ausreichende Zahl
von Equipagen zur Verfügung.
Vorteilhaft ist es, für den ersten Gang einen Führer mitzunehmen,
der gern vom Wirt gestellt wird und keine übermäßigen Ansprüche
macht. Zur Orientierung kann auch die diesem Buche beigegebene,
genau ausgeführte Karte dienen.
Zwischen 12 und 1 Uhr mittags kehren wir zur Stadt zurück und
nehmen dort das Mittagsmahl ein, welches ganz nach Wunsch zu
haben ist und am besten vorher beim Wirt bestellt wird.
Für den Nachmittag ist die Besichtigung der Stadt und ein Spaziergang
nach den auf Seite 14 näher beschriebenen, etwa 40 - 45 Minuten
von der Stadt entfernten
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Dörenther Klippen zweifellos recht interessant.
Ausdauernde Fußgänger könnten den Rückweg über das etwa 3/4
Stunde von den Dörenther Klippen entfernte
Brochterbeck durch die sog. Kleine Schweiz unternehmen.
Brochterbeck ist ein reizend gelegenes Kirchdorf und besonders
bemerkenswert durch seine romantische Umgebung zwischen den
Ausläufern des Teutoburger Waldes, welche unweit vom Orte auch
das bekannte wundervolle Bocketal bilden. Von Brochterbeck aus
ist Jbbenbüren entweder zu Fuß in etwa einer Stunde oder mit
der Teutoburger Wald-Eisenbahn in wenigen Minuten zu erreichen.
Eine etwas ausgedehntere Nachmittagstour lässt sich nach
Tecklenburg unternehmen. Es dürfte sich empfehlen, zur
Hinfahrt entweder einen Wagen oder die Teutoburger Wald - Eisenbahn
zu benutzen. Tecklenburg ist Kreisstadt und liegt ebenfalls
auf einem Ausläufer des Teutoburger Waldes. Das Städtchen bietet
manches Sehenswerte und ist durch seine eigentümliche Bauart,
das altertümliche Burgtor nebst dem Schlossplatz und dem dort
befindlichen Aussichtsturm, von dem man herrliche Fernsicht
hat, bemerkenswert.
Lohnend ist von dort ein Spaziergang über den Bergrücken, der
prachtvolle Aussichtspunkte nach beiden Seiten bietet, nach
dem ca. 3/4 Stunde entfernten Brochterbeck, von wo die Rückkehr
nach Ibbenbüren in der vorher beschriebenen Weise erfolgen kann.
Eine andere gleichfalls empfehlenswerte Tour nach Tecklenburg
lässt sich auch über
Laggenbeck unternehmen, wohin uns die Eisenbahn von Ibbenbüren
aus in wenigen Minuten bringt. Nachdem wir den Ort erreicht
haben, wenden wir uns südlich nach
Ledde zu, einem landschaftlich hervorragenden Kirchdorfe,
von wo der stets trockene und schattige Fußpfad durch den fiskalischen
Forst Sundern führt, eine herrliche Waldpartie, durch die
ein Spaziergang besonders zu empfehlen ist, da er in etwa 20
Minuten nach Tecklenburg führt. Die Rückkehr von dort nach Ibbenbüren
kann dann direkt per Wagen oder mit der Teutoburger Wald-Eisenbahn,
oder über Brochterbeok in der vorgemerkten Weise erfolgen.
Von Laggenbeck aus lässt sich auch ein angenehmer Spaziergang
in nordöstlicher Richtung nach der etwa 20 Minuten vom Orte
entfernten, zur Georgs-Marienhütte gehörenden
Zeche Perm und von dort weiter nach der alten Halde vom
Schacht "Morgenstern" unternehmen. Von dort hat man eine großartige
Aussicht auf Osnabrück, den Piesberg, Dörenberg etc. Den Rückweg
kann man auf zwei verschiedenen schönen, teils schattigen Wegen,
und zwar entweder über den Schafberg oder durchs Tal über Alstedde
nehmen.
Einer der schönsten Spazierwege ist unstreitig auch die Tour
von Ibbenbüren nach dem Dorfe
Mettingen, welches einen sauberen, wohlhabenden Eindruck
macht und wohin der Weg so viel interessante Abwechslung bietet,
dass selten jemand versäumen wird, denselben zu Fuß zurückzulegen.
Um nach Mettingen zu gelangen, wendet man sich zunächst in nördlicher
Richtung durch die Bahnhofstrasse zum Trepkesberg, überschreitet
die Chaussee von Rheine nach Osnabrück und benutzt den dicht
neben dem Maschinenhause des Oeynhausenschachtes nach Norden
vorbeiführenden Fußweg (Schlangenpättken), auf dem der Ort in
knapp 1 ½ Stunden bequem erreicht werden kann, wobei natürlich
unsere Karte fleißig in Anspruch genommen werden muss. Mettingen
selbst hat eine recht freundliche Umgebung. Ganz in der Nähe
befindet sich das altehrwürdige westfälische Besitztum Berentelg.
Besonders erwähnenswert ist auch Bad Mettingen mit seinen reizenden
Anlagen.
Sehr empfehlenswert ist ferner der Besuch von
Gravenhorst, mit den in waldreicher Umgebung idyllisch
am Wasser gelegenen Gebäulichkeiten eines früheren Klosters
und einer noch vorhandenen sehenswerten Kapelle. Ebenfalls am
Wasser schön gelegen befindet sich eine gute Restauration. Der
Weg nach Gravenhorst führt entweder westlich von Ibbenbüren
durch den Hallesch, über Schierloh oder auf der Chaussee nach
Püsselbüren. An der letzteren sind besonders die zur Entsäuerung
der Grubenwässer angelegten Klärteiche bemerkenswert. Wem jedoch
die Fußtour nach Gravenhorst zu anstrengend erscheint, der kann
mit der Eisenbahn von Ibbenbüren nach Station Hörstel fahren
und erreicht Gravenhorst von dort bequem in 20 bis 25 Minuten.
Auf diesem Wege bemerkt man die Friedrich-Wilhelms-Hütte. Hier
dem Eisenguss zusehen zu dürfen, wird für Viele von größtem
Interesse- sein. Auch von der Station Esch aus kann Gravenhorst
bald erreicht werden.
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Das Dorf Hörstel
liegt etwa 5 Minuten vom Bahnhof entfernt. Bemerkenswert ist
die Glashütte und die auf dem Wege nach Bevergern befindliche
Ziegelei der Firma C. Keller in Laggenbeck. Von der Station
Hörstel südlich zweigen sich außer dem Wege nach Gravenhorst
auch die Strassen nach
Riesenbeck und Bevergern strahlenförmig ab. Zwischen
letzteren beiden Orten liegt der interessanteste und sehenswerteste
Teil des
Dortmund-Ems-Kanals, dessen Bett grade in diesem Teile
aus felsigem Boden durch Sprengungen herausgearbeitet werden
musste. Auf dieser etwa 2 Kilometer langen Kanal-Strecke mussten
daher auch 3 Schleusen angelegt werden. Nahe gelegene Steinbrüche
liefern hier den Kanalschiffen reichliche Frachten nach allen
Richtungen. Von Riesenbeck spaziert es sich übrigens durch Wald
und Flur, über Berg und Tal in etwa einer Stunde angenehm nach
Ibbenbüren zurück.
In nördlicher Richtung von Ibbenbüren liegt
Bad Steinbeck.
Auf dem Wege dahin, auf der Höhe des Berges, befinden sich zwei
nicht unbedeutende Ziegeleien und, wie in der ganzen Umgebung
Ibbenbürens, verschiedene große und kleine Steinbrüche. Bad
Steinbeck besitzt eine heilkräftige Schwefelquelle, die ihre
wohltätige Wirkung schon seit mehr als 50 Jahren ausgeübt hat.
Hier sind wir nicht weit von dem
Heiligen Meer, dessen Reichtum an Fischen von jeher für
die Angler unsrer Gegend eine große Anziehungskraft besaß. Die
Sage erzählt, dass an dieser Stelle "vor vielen Jahrhunderten"
ein Kloster gestanden habe. Dasselbe sei mit all' seinen Insassen
versunken und an seiner Stelle das große Wasser, dessen Tiefe
heute noch nicht festgestellt ist, entstanden. Die Wahrheit
dieser alten Überlieferung zu verbürgen, müssen wir aber ablehnen.
In nicht zu weiter Ferne winkt uns der Kirchturm von
Hopsten,
einem vor 50 bis 100 Jahren blühenden Handelsplatz für Seidenwaren,
insbesondere nach Hannover und Holland. Die Nähe der damaligen
hannoverschen Grenze erleichterte den Verkehr ganz erheblich.
Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass gerade Seidenwaren einem
lebhaften "Schmuggel"-Handel förderlich gewesen sind. Auch ist
das in der Nähe befindliche Dorf Recke ebenso bedeutend gewesen.
In der Nähe des Städtchens
Westercappeln
befinden sich die Slopsteine. Dieselben werden als Grabstätten
alter Helden bezeichnet, wie auch schon der Name (slopen=schlafen)
sagt, und dürfte daher ihre Besichtigung interessieren. Um nach
Westercappeln zu gelangen, fährt man am besten von Ibbenbüren
nach Station
Velpe,
von wo der Ort etwa ¾ Stunde entfernt und auf einer gut erhaltenen
Chaussee zu erreichen ist. Gleichfalls von Velpe aus in einer
halben Stunde auf gut gepflegtem Wege ist
Bad Ledde
zu erreichen, welches mit seinen mannigfachen Betrieben, als
ausgedehnte Meierei, Brennerei und der heilkräftigen, viel besuchten,
schwefelhaltigen Quelle inmitten einer reizenden bergigen Umgebung
in sehr fruchtbarem Gelände liegt.
Von Station Velpe kann auch eine Tour nach dem fiskalischen
Forste
Habichtswald
und daran anschließend nach Stift Leeden empfohlen werden,
jedoch ist dazu von Ibbenbüren aus ein ganzer Tag erforderlich.
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Nicht nur die Schönheiten der Natur nehmen im
Habichtswalde unsere Sinne gefangen, sondern auch ein altes
Stück glorreicher deutscher Geschichte tritt uns fast unvermittelt
vor Augen, wir befinden uns, nach den Forschungen des Herrn
Prof. Dr. Knoke in Osnabrück, in einem Römerlager aus der Zeit
des römischen Feldherrn Varus, welcher bekanntlich von Hermann
dem Cherusker im Jahre 9 n. Chr. in der Schlacht am Teutoburger
Walde mitsamt seinen Legionen beinahe aufgerieben wurde.
Oft hört man hier aus munteren Touristenkehlen das Lied von
Victor von Scheffel erschallen:
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Als die Römer frech geworden, sim se rim sim
sim sim sim, - Zogen sie nach Deutschlands
Norden, sim se rim sim sim sim sim, - Vorne
mit Trompetenschall, terätätätäterä.- ritt
der Greneral-Feldmarschall, terätätätäterä, -
Herr Quintilius Varus, wau wau wau wau wau, -
Herr Quintilius Varus. Schnäderängtäng,
schnäderängtäng, sehnäderängtäng derängtängtäng.
In dem Teutoburger Walde, - Huh! wie pfiff
der Wind so kalte, - Raben flogen durch die
Luft, -Und es war ein Moderduft, -
Wie von Blut und Leichen.
Plötzlich aus des Waldes Duster,
Brachen krampfhaft die Cherusker,
Mit Gott für König- und Vaterland,
Stürzten sie sich wutentbrannt -
Auf die Legionen.
Web, das war ein großes Morden, -
Sie erschlugen die Kohorten, -
Nur die röm'sche Reiterei -
Rettete sich in das Frei', -
Denn sie war zu Pferde.
Als das Morden war zu Ende,
Rieb Fürst Herrmann sieb die Hände, -
Und um sich noch mehr zu freu'n,
Lud er die Cherusker ein,
Zu 'nem großen Frühstück.
Wild gab's und westfäl'schen Schinken, -
Bier, soviel man wollte trinken, -
Auch im Zechen blieb er Held, -
Doch auch seine Frau Thusneld
Trank walkyrenmässig. etc.
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Von Stift Leeden aus ist eine Fußwanderung nach
Tecklenburg, besonders über den Gebirgskamm, äußerst interessant,
von wo die Rückkehr nach Ibbenbüren in mehrfach erwähnter Weise
erfolgt.
Eine kleine schöne Halbtagstour lässt sich auch noch mit der
Teutoburger-Wald-Eisenbahn von Ibbenbüren über Brochterbeck
nach dem
Dörenther Hafen
machen. Man kommt hierbei durch das vor Brochterbeck gelegene
wundervolle Bockethal, vor dessen Eingang man am Bergabhang
zunächst die schön gelegene, weithin sichtbare neue Stärkefabrik
der Firma Hermann Kröner, sowie verschiedene Steinbrüche erblickt.
Am Dörenther Hafen befinden sich gewöhnlich Schiffe, die entladen
oder befrachtet werden. Es ist dort auch schon eine Fabrikanlage,
die Ibbenbürener Zementwaren- und Dachziegelfabrik, entstanden.
Vom Hafen gelangt man in etwa einer Stunde auf guter Chaussee
nach Ibbenbüren zurück und kann unterwegs auch noch die mehrfach
erwähnten Dörenther Klippen besuchen.
Wir könnten die Beschreibung unserer nach allen Richtungen hin
herrlichen Gegend mit Leichtigkeit noch weiter ausdehnen, glauben
aber, dass aus den beschriebenen Ausflügen und Spazierwegen
sich für den Leser dieser Zeilen schon ihm besonders zusagende
Touren zusammenstellen lassen.
So geben wir uns denn der Hoffnung hin, dass unser idyllisches
Tal und seine umliegenden Berge dem fremden Wanderer recht häufig
Stärkung und Erholung von den Sorgen und Plagen der sich immer
mehr steigernden Berufsarbeiten gewähren mögen, und sich zu
diesem Zwecke ein häufigerer Besuch dieser Gegend ganz von selbst
empfiehlt. So freundlich, wie wir den Besucher unserer Stadt
und deren Umgebung bewillkommnet haben, rufen wir ihm beim Abschiede
in der Hoffnung, ihn wieder begrüßen zu können, mit der Zusicherung
ebenso freundlicher Aufnahme zu:
"Auf Wiedersehen!"
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Auf Wiedersehen !
Gar freudig haben wir begrüßt,
Die unsrer Heimatstadt gedachten;
Gewiss wird allen es versüßt,
Wenn sie auf unsre Gegend achten.
Ringsum der Berge Wellenkranz -
Liegt uns're Stadt hineingebettet
Anmutig da im Sonnenglanz,
Wo Bild an Bild sich freundlich kettet.
Man braucht deshalb mit eil'gem Sinn
Nicht achtlos von hier fortzustreben,
Hier bringt das Schauen wohl Gewinn
Und viele Freuden wird es geben.
Schaut nur auf Feld und Wald und Flur
Hinab von uns'rer Berge Höhen,
Genießet und gestehet nur,
Wie schöne Bilder ihr gesehen!
Nicht achtlos muss vorüber gehn
Wer eingekehrt in Ibbenbüren,
Viel ist des Schönen hier zu sehn,
Drum lasst Euch wieder zu uns führen.
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Seite 32 bis 64 - Reklame
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Quelle: Illustrierter Führer für Ibbenbüren und
Umgegend - Ausgabe von 1902 |
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5. Illustrierter Führer und Heimatbuch für Ibbenbüren und Umgegend
Ausgabe von 1912
Hrsg. Verschönerungs-Verein zu Ibbenbüren
Ibbenbüren in Westf.1912
Druck, Bernhard Scholten, Ibbenbüren,
77 Seiten |
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Ausgabe 1912
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Ibbenbüren - Totalansicht
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Wanderlust.
Auf, frohe Wandersleut',
Zieht nun durch Tal und Flur!
Seht, wie so manche Freud'
Euch bietet die Natur!
Der über'm Weltall thront!
Er segnet ja so gern,
Was diese Welt bewohnt.
Den ersten Blick zum Herrn,
Im kühlen Morgenwind
Eilt hin mit frohem Sinn;
Es fliehen zu geschwind
Die Stunden uns dahin.
In treuer Freunde Kreis
Geht's leicht und ohne Klag',
Von Sorgen man nichts weiß,
Gern lauscht man alter Sag'.
Im deutschen Wald erklingt
Ein schönes altes Lied,
Wenn dann die munt're Schar
Hin zu der Heimat zieht.
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Seite 5. Entstehung
Ibbenbürens. *
Jede Gegend hat ihre Reize, ein jeder Ort hat seine Geschichte.
Ibbenbüren ist nicht zu kurz gekommen, ihm ist ein gutes Maß
zuteil geworden. Es darf deshalb schon von sich hören lassen
und braucht in der Zurückhaltung nicht so weit zu gehen, dass
es sein Licht unter den Scheffel stellt.
Nach den Forschungen, die insbesondere in den letzten Jahrzehnten
mit Eifer und Erfolg angestellt worden sind, darf wohl angenommen
werden - einige Historiker sprechen allerdings nur von einer
Sage -, dass vor 1100 Jahren der friesische Edelmann Ubo oder
Ibbo in hiesiger Gegend sich angesiedelt hat. Eine kultivierte
Stätte fand er nicht vor, nein: Wildnis, Sumpf und Dorngehege.
Was konnte den Fremdling denn bestimmen, gerade hier sein Zelt
aufzuschlagen? Einmal die Rücksicht auf seinen Vorteil. Ein
Ansiedler muss u. a. darauf sehen, dass er in etwa Schutz findet
gegen die Unbilden der Witterung, dass das zu besiedelnde Gelände
anbaufähig und Ertrags versprechend ist. Vor allen Dingen aber
darf die Gegend nicht ohne Wasser sein. Zum zweiten wird er
auch die landschaftlichen Schönheiten nicht außer Betracht lassen.
Und dafür hat Ubo zweifellos ein gutes Auge gehabt. Eine von
Osten nach Westen sich hinziehende Talmulde, gebildet durch
zwei parallel laufende Gebirgszüge, deren Kämme ungefähr eine
Stunde voneinander liegen, die sanften Aufstiege zu den mit
Tannen bestandenen stillen Höhen, das war in der Tat eine selten
schöne Landschaft.
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*) Anmerkung. Quellen: Sonderabdrucke aus
dem "Tecklenburger Kreisblatt".
Cremann, Geschichte der katholischen Kirche zu Ibbenbüren.
Ludorff, Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Tecklenburg-.
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Hatte nun Ubo so die Heimstätte gefunden, so
haben seine Nachkommen in langer Kulturarbeit das Antlitz der
Gegend erneuert, und uns, dem lebenden Geschlecht, ist ein reizendes
Fleckchen Erde überkommen, dessen Schönheiten von Einheimischen
eben darum so leicht übersehen werden, weil sie darin aufgewachsen
sind. Wie aber Fremde darüber urteilen, das möge folgende Erzählung
dartun:
Der vor einigen Jahren verstorbene E. Leisching, ein geborener
Wiener, Professor der Kunstgeschichte und Stilkunde an der Kunstgewerbeschule
in Hannover, hatte infolge seines Berufes große Reisen gemacht
und stand in Fach- und Laienkreisen in höchstem Ansehen. Nach
einer im Jahre 1899 nach Amsterdam gemachten Studienfahrt schrieb
er dem Verfasser dieser Zeilen (vermutlich Dr. Julius Krummacher,
er war 1. Vorsitzender), er halte neben der Porta Westfalica
die Gegend von Ibbenbüren für die landschaftlich schönste am
Wege zwischen Amsterdam und Hannover. Und in der Tat, von welchem
Punkte auch immer man den Blick über unser Tal mit seinen Wiesengründen
und Ackerbreiten schweifen lassen mag, überall wird man ergriffen
und begeistert von den landschaftlichen Reizen, so dass man
mit Eichendorff singen möchte: "O Täler weit, o Höhen!"
Wie hat sich unser Heimatort entwickelt?
Ubo hatte den Grund gelegt. Zur Kultivierung des Bodens bestellte
er Arbeiter und besorgte ihnen Wohnungen. Ein Gotteshaus wurde
errichtet, Handwerker und Kaufleute siedelten sich an. Langsam
und stetig ist so im Laufe der Jahrhunderte, wie überall - nur
verschieden im Tempo -, die Entwicklung vor sich gegangen: Flecken
- Dorf - Stadt. Und wie mag der Name entstanden sein? Denkt
man sich, dass in jener Zeit Fremde unser Tal durchwanderten
und, mit dem Finger auf die Hütten und Häuser zeigend, fragten,
was für ein Ort das sei, so ist doch leicht denkbar, dass ihnen
die Antwort zuteilwurde: Dies sind die Wohnungen des Ubo, hier
sind die Buren-Einwohner des Ubo, hier sind die Uboburen. Und
weiter darf man annehmen, dass das Wort Uboburen nach und nach
auf den Ort übergegangen ist. Dass Ortsnamen im Laufe der Zeiten
mannigfache Wandlungen durchmachen, ist bekannt. Heute heißt
der Ort, inmitten der Ausläufer des Wesergebirges und der des
Teutoburger Waldes gelegen, Ibbenbüren.
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Seite 7. Weitere Entwicklung Ibbenbürens.
a) Hemmende Ereignisse.
Was meldet nun die Geschichte über die weitere Entwicklung Ibbenbürens?
Der Ort wird urkundlich zum ersten Mal erwähnt im Jahre 1146
(Osnabrücker Urkundenbuch). Fünf Jahre später - 1151 - wird
der Edelherren von Ibbenbüren erstmalig Erwähnung getan. Zeitweise
hat Ibbenbüren dann zum Kloster Herford gehört, um die Mitte
des 14. Jahrhunderts ging es an die Grafschaft Tecklenburg über.
Im Jahre 1509 trennten sich Ibbenbüren, Brochterbeck, Mettingen
und Recke von Tecklenburg und bildeten fortan die Obergrafschaft
Lingen. Unser Ort gewann hierdurch wesentlich an Bedeutung;
er wurde der Sitz eines besonderen Gerichts für Oberlingen.
Es wird uns dann über verschiedene Ereignisse berichtet, die
teils hemmend, teils fördernd die Entwicklung Ibbenbürens beeinflusst
haben. Dreimal ist die Stadt durch Feuersbrünste heimgesucht
worden.
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Am 30. April 1584 wurde das Gebiet der Poststraße
(Unterstadt) eingeäschert.
Am 26. Juni 1659 wurde der nordöstliche Teil der Stadt ein Raub
der Flammen.
An den großen Brand, der am 24. September 1846 - 24 Häuser,
2 Schulen und
den Turm der evangelischen Kirche zerstörte, erinnern sich noch
die ältesten
unserer Mitbürger aus den Tagen ihrer Kindheit.
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1606 herrschte im Lingenschen und in Westfalen
die Pest, auch Ibbenbüren und Umgegend wurden hindernde Eisdecke
auf dem Ländchen Lingen und unserer Vaterstadt Ibbenbüren lag,
das war einmal jener oftmalige, von Kriegen und Drangsalen aller
Art begleitete Besitzwechsel zwischen der spanischen und holländischen
Regierung von der Mitte des 16. bis zu Anfang des 18. Jahrhunderts,
zum andern waren es jene unseligen Religionswirren, die zu den
Wunden, die der Krieg dem Lande schlug, die Herzen und Gewissen
trafen.hart davon mitgenommen. Was aber wie Bergeslast, wie
eine starre, jegliches Aufblühen
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b) Die Entwicklung fördernde Umstände.
Die Morgenröte einer besseren Zeit stieg auf mit dem Tage, an
dem mit der Obergrafschaft Lingen unsere Stadt an die Krone
Preußens fiel. Es war am 25. März 1702, als Ernst von Danckelmann
für den preußischen König die Grafschaft in Besitz nahm. In
jeglicher Beziehung trat jetzt nach und nach eine Wendung ein.
1721 hatte sich Ibbenbüren schon soweit entwickelt, dass es
in die Zahl der Städte aufgenommen werden konnte. Die Städteordnung
wurde jedoch nicht eingeführt; die Verwaltung erfolgt nach den
Landgemeindeordnungen der Jahre 1841 und 1856.
Von größter Bedeutung für die Entwicklung Ibbenbürens waren
die Bodenschätze, an denen unsere Berge so reich sind. Die Stein-
und Kohlenindustrie hat Ibbenbürens Ruf begründet, seinen Namen
weithin bekannt gemacht. Die Ibbenbürener Kohlenindustrie gehört
zu den ältesten Deutschlands. Bereits vor über 300 Jahren ist
man hierorts auf Kohlen fündig geworden. Viele Jahre war Ibbenbüren
der einzige Ort im Münsterlande, an dem die ,,schwarzen Diamanten"
aus der Erde gewonnen wurden. Seit 1747 ist der Betrieb staatlich.
Acht Schächte sind im Laufe der Zeit angelegt worden. Die Belegschaft
ist stetig größer geworden. Die Förderung hat sich in den letzten
60 Jahren mehr als verzehnfacht. Ist auch der Reichtum an Kohlen
nicht so groß wie in den Zechen des Ruhrkohlengebietes, wir
freuen uns doch des Besitzes, und die Kunde von dein Wasserdurchbruch,
der im Sommer 1894 die ganze Grube unter Wasser setzte, wirkte
tatsächlich in Stadt und Land wie eine Schreckensnachricht.
Das waren bange Wochen und Monate, die erst einer besseren Stimmung
wichen, als aus Berlin die Nachricht kam, dass in richtiger
Würdigung der hiesigen Verhältnisse der Landtag der Staatsregierung
die Mittel zur Sümpfung des fiskalischen Bergwerks Ibbenbüren
bewilligt habe.
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Die Sümpfung war eine lange und schwierige Arbeit,
sie dauerte vier Jahre und kostete rund zwei Millionen Mark.
Am 18. Oktober 1898 vormittags 11 Uhr kam nach langer Unterbrechung
der erste Kohlenzug wieder aus dem Förderstollen zutage, und
von da an haben sich Förderung und Absatz in schneller Folge
entwickelt. Glück auf!
Eisenbahnen bringen und heben den Verkehr. So war es von großer
Wichtigkeit, dass verhältnismäßig früh eine Eisenbahn durch
Ibbenbürener Gebiet gebaut und Ibbenbüren dadurch in das große
Verkehrsnetz einbezogen wurde. Die Eisenbahn Rheine- Osnabrück
wurde am 14. Juni 1856 in Gegenwart des preußischen Ministers
dem Verkehr übergeben. Heute ist die genannte Strecke ein Teil
der Linie Hoek van Holland-Berlin und Hamburg. Und wenn ein
Ort an einem derartig wichtigen Verkehrswege liegt, so ist das
ohne Frage ein nicht zu unterschätzender Vorzug. Von der seit
dem 19. Juli 1901 in Betrieb befindlichen Teutoburger-Wald-Eisenbahn
ist Ibbenbüren Anfangsstation. Ohne Zweifel ist durch sie ein
großes Gebiet dem Verkehr erschlossen, es sind auch durch sie
verschiedene günstigere Verbindungen geschaffen, über die Rentabilität
und sonstige Erfahrungen aber schweigt des Sängers Höflichkeit.
Dass der Dortmund-Emshäfen-Kanal, diese wichtige Verkehrsstraße
großen Stiles, seinen Weg aus der münsterländischen Ebene nicht
durch die Brochterbecker Schlucht und durch unser Tal gefunden
hat, bleibt zu bedauern. Dass der in der Bauernschaft Dörenthe,
Landgemeinde Ibbenbüren, liegende Hafen des genannten Kanals
nicht den gegebenen Namen "Hafen Dörenthe" oder "Hafen Ibbenbüren",
sondern amtlich die Bezeichnung "Hafen Saerbeck" führt, ist
für einen Durchschnittsmenschen nicht recht begreiflich.
Auch der jetzt im Bau befindliche Anfang des großen Ems-Weser-Kanals
konnte der Berge wegen nicht direkt an Ibbenbüren vorbeigelegt
werden. Er musste durch die Landgemeinde Ibbenbüren geführt
werden und durchschneidet, nachdem er vom Dortmund-Ems-Kanal
aus durch die Riesenbecker Schlucht geleitet ist, bei Uffeln
Ibbenbürener Gebiet, um dann über Recke, Bramsche bis zur Weser
zu führen. Mit der Zeit dürften aber hoffentlich Mittel und
Wege gefunden werden zu einer günstigen Verbindung Ibbenbürens
mit dem Kanal zum Segen unserer nicht geringen Industrie.
Wohlversehen ist Ibbenbüren mit Chausseen. Wie Radien einer
Windrose münden elf derartige Wege in die Tore unserer Stadt.
Sie befinden sich sämtlich in gut gepflegtem Zustande und sind
für Verkehr jeglicher Art, für Fußgänger und Fuhrwerk, für Fahrrad-
und Automobilverkehr gleich gut geeignet. Touristen und Ausflügler
sprechen sich stets lobend und anerkennend über die Verkehrswege
von
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Seite 11. Denkwürdigkeiten.
Im folgenden Abschnitt sei der Feier einiger Gedenktage Erwähnung
getan. Patriotische Festtage sind in Ibbenbüren von jeher in
würdiger Weise gefeiert worden. 1897 ist hierorts unter allgemeiner
Beteiligung der Bevölkerung der
hundertjährige Geburtstag Kaiser Wilhelms I., die sogenannte
Zentenarfeier, festlich begangen worden. In dem Programm waren
vorgesehen für Samstag den 20. März Böllern und Festgeläute
und für Sonntag den 21. März Festgottesdienst am Morgen und
Fackelzug und Kommers am Abend. Am folgenden Tage wurde am früheren
Brunnen, dort, wo die Brunnenstraße und Bahnhofstraße sich treffen,
in Gegenwart sämtlicher Vereine und der Schuljugend eine Eiche,
die Kaisereiche, gepflanzt. Kraftvoll wie das deutsche Kaisertum
hat sie sich entwickelt. Möge sie allen Stürmen trotzen und
allezeit ein glückliches und zufriedenes Geschlecht in ihrem
Schatten wandeln sehen! Eine Feier ganz seltener Art konnte
unser Städtchen im Jahre 1902 begehen:
Die Feier der 200jährigen Zugehörigkeit zur Krone Preussen.
Am 25. März 1702 kam nach dem Aussterben der männlichen Linie
der Oranier die Grafschaft Lingen zu der, wie schon oben ausgeführt,
Ibbenbüren gehörte, an das Königreich Preußen. 200 Jahre war
also Ibbenbüren mit der Krone und dem Königreich Preußen vereinigt.
Solch wichtigen Tag durfte Ibbenbüren als Hauptort der alten
Obergrafschaft nicht still vorübergehen lassen. Die Feier, die
eigentlich am 25. März hätte stattfinden müssen, wurde in den
Wonnemonat verlegt. Am 9. Mai wurde von dem Festausschuss in
Gegenwart der Behörden, der Fahnen der verschiedenen Vereine
und Gewerkschaften und der Schuljugend auf dem oberen Marktplatz
der Grundstein zu dem zur Erinnerung an die große Feier zu errichtenden
Denkmal gelegt. Die Urkunde, die der Grundstein des Denkmals
seit jener Stunde birgt, hat folgenden Wortlaut:
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König Friedrich I. ließ am 25. März 1702 auf
Grund seiner Ansprüche aus der Oranischen Erbschaft die Grafschaft
Lingen für sich und die Krone Preußen in Besitz nehmen.
In Ausführung der durch den Wiener Frieden geschlossenen Staatsverträge
fiel die Nieder-Grafschaft im Jahre 1815 an das neu errichtete
Königreich Hannover, wogegen die aus den Gemeinden Ibbenbüren,
Brochterbeck, Mettingen, Recke und Halverde bestehende Ober-Grafschaft
während nunmehr 200 Jahren in ununterbrochener Zusammengehörigkeit
mit dem preußischen Staate und seinem erhabenen Herrscherhause
Hohenzollern verbunden ist.
In dankbarem Rückblick auf die großen Segnungen, welche unserem
Lande durch diese Verknüpfung seiner Geschicke mit denen Preußens
zu Teil geworden sind, hat die Vertretung des Amtes Ibbenbüren
einstimmig beschlossen, am 22. Mai d. J. hierselbst eine Dank-
und Jubelfeier zu veranstalten, sowie zum ewigen Gedächtnis
auf dem Marktplatz der Stadt Ibbenbüren ein Denkmal zu errichten.
Zu diesem Denkmal wurde heute in feierlicher Weise von dem erwählten
Fest-Ausschuss unter Beteiligung der Behörden, Bürgerschaft,
Vereine, Gewerkschaften sowie der gesamten Schuljugend der Grundstein
gelegt. Die Enthüllung und Einweihung des fertigen Denkmals
wird am Jubelfeste, den 22. Mai d. Js., in Anwesenheit der Geistlichkeit,
hoher Staats-, Provinzial-, Kreis- und Gemeinde-Behörden sowie
sämtlicher Vereine, Gewerkschaften und Vertreter der übrigen
Gemeinden des Kreises Tecklenburg erfolgen.
Möge Gott, der Allmächtige unsern erhabenen Herrscher, den
glorreich regierenden Kaiser und König Wilhelm II., unter dessen
kraftvollem Friedens-Scepter sich das geeinte große deutsche
Vaterland steigender Wohlfahrt erfreut, ferner und in aller
Zukunft segnen und schützen, möge Er auch uns und unsere Nachkommen
in immerwährender Liebe und Treue zu Kaiser und Reich erhalten
und stärken.
Dieser Urkunde unter Beifügung eines Bildes des fertigen Denkmals,
hier erscheinender Zeitungen, des zur Festfeier ergangenen Aufrufes
und des Festprogrammes etc. haben wir, Behörden und Fest-Ausschuss,
heute in den Grundstein des zu errichtenden Erinnerung-Denkmals
eingeschlossen.
Ibbenbüren, den 9. Mai 1902.
(Unterschriften)
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Die Hauptfeier war am 22. Mai. Frühlingsprangen
in den Bergen, Frühlingskränze in den Straßen und an den Häusern,
Frühlingshoffen in der Menschen Herzen. In das Festgeläut der
Glocken mischte sich der Donner der Geschütze. Musik, bald scharf
und schmetternd, bald sanft und weihevoll, durchhallte unser
Tal. Als Ehrengäste waren erschienen die Herren Oberpräsident
von Westfalen, Se. Exz. Freiherr von der Recke von der Horst,
Regierungspräsident v. Gescher, der Landeshauptmann von Westfalen,
der spätere nunmehr schon verstorbene Unterrichtsminister Dr.
Holle, Landrat Belli und der Vizepräsident des Abgeordnetenhauses,
Freiherr v. Heereman. Gleichzeitig mit der städtischen Festfeier
beging das Staatsbergwerk Ibbenbüren die Feier seines 300jährigen
Bestehens. Aus diesem Anlass war Herr Berghauptmann Taeglichsbeck
aus Dortmund als Ehrengast anwesend. An den Kaiser, der persönlich
zu erscheinen verhindert war, wurde folgendes Huldigungstelegramm
geschickt:
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Königliche Berginspektion
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Seiner Majestät, dem deutschen Kaiser und Könige
von Preußen, Berlin. Eure Kaiserliche und Königliche Majestät
wollen allergnädigst geruhen, anlässlich der heute in Ibbenbüren
stattfindenden Feier der 200jährigen Zugehörigkeit der Obergrafschaft
Lingen zum Königreiche Preußen, die Versicherung aufrichtiger
Liebe und unwandelbarer Ehrfurcht entgegen zu nehmen. Fest und
unerschütterlich wie unsere Berge, so ist auch ohne Wanken nun
und immerdar unsere Treue und unser Vertrauen zu Eurer Majestät
herrlicher Führung.
Der Vorsitzende des Fest-Ausschusses
von Eichstedt, Amtmann.
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Darauf ging folgende Antwort
des Kaisers ein:
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Festausschuss, Ibbenbüren.
Urville, Schloss, 1902, den 23. 5. um 11 Uhr 50 Min.
Seine Majestät der Kaiser und König haben den Ausdruck treuer
Anhänglichkeit anlässlich der Feier der 200 jährigen Zugehörigkeit
der Obergrafschaft Lingen zur Krone Preußen mit Freuden entgegengenommen
und mich zu beauftragen geruht, dem Festausschuss allerhöchst
ihren wärmsten Dank und die Versicherung allerhöchst ihres landesväterlichen
Wohlwollens zu übermitteln.
Der Geheime Kabinettsrat:
von Lucanus.
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Einen Glanzpunkt der Doppelfeier bildete der
imposante Festzug, an dem sich unter Führung von 18 Fahnen und
6 Musikkapellen ca. 2000 Mann beteiligten. Der Festplatz war
der obere Marktplatz. Als die Teilnehmer des Festzuges, schön
geordnet, das zu enthüllende Denkmal umgaben, da bot der weite
Platz ein erhebendes, großstädtisches Bild. Die Enthüllung des
Gedenksteins erfolgte während der Rede des Herrn Amtmanns von
Eichstedt, die eigentliche Festrede hielt Herr Amtsbeigeordneter
H. Jörgens über die Geschichte des Ländchens Lingen. Das Denkmal
ist von dem Münsterischen Bildhauer Schmiemann aus Eifeler Sandstein
geschaffen. Auf der Vorderseite sieht man die Wappen von Ibbenbüren*
-goldener Anker auf blauem Grunde - und den preußischen Adler
mit den Jahreszahlen 1702 und 1902, darüber, von einem Kranze
umgeben, die Medaillons des ersten Königs von Preußen und Kaiser
Wilhelms II. Eine Krone bildet den Abschluss des Denkmals. Möge
es schlicht und einfach, aber wetterfest, den kommenden Geschlechtern
Kunde bringen von der Liebe und Treue der Ibbenbürener zu Kaiser
und Reich! Fünf Jahre später, am 31. August 1907, feierte das
Nachbarstädtchen Tecklenburg, unsere Kreisstadt, die
200jährige Zugehörigkeit der Grafschaft Tecklenburg zum Königreich
Preußen,
die umso erhebender und glanzvoller war, als Se. Majestät, Kaiser
Wilhelm II. der an ihn ergangenen Einladung folgend, zur hehren
Jubelfeier mit mehreren kaiserlichen Prinzen nach Tecklenburg
kam. Wie der ganze Kreis, so nahm auch die Gemeinde Ibbenbüren
an dieser Jubelfeier hervorragenden Anteil. Die größeren Vereine
usw. des Amtsbezirks waren, soweit möglich, mit ihren gesamten
Mitgliedern angetreten und bildeten Spalier oder waren bei der
Feier auf dem Schlosshofe zu Tecklenburg anwesend. Es sind dies
folgende Vereine usw.: die Kriegervereine von Ibbenbüren, Laggenbeck,
Püsselbüren und Uffeln, ca. 60 Kriegsveteranen, die Bergleute
des fiskalischen Steinkohlenbergwerks Ibbenbüren und der Zeche
"Perm" des Georg-Marien-Bergwerks- und Hüttenvereins aus Laggenbeck
in der Landgemeinde Ibbenbüren, der Arbeiterverein, der Gesellenverein
und ca. 1000 Schulkinder der Rektoratsschule und der oberen
Klassen der Stadtschulen, der Schulen zu Alstedde, Laggenbeck,
Lehen, Dörenthe, Schierloh, Püsselbüren, Pommeresche-Dickenberg,
Uffeln, Bockraden und Schafberg.
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*) Anmerkung. Das Ibbenbürener Wappen ist
dem Lingener gleich. Lingen an der Ems war von jeher ein schiffarttreibender
Ort. Das deuten der blaue Grund und der Anker an. Handel bringt
Wohlstand, darum ist der Anker ein goldener.
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Kriegerdenkmal
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Der Männer-Gesang-Verein und der Gesangverein
"Cäcilia" zu Ibbenbüren nahmen an den Gesangvorträgen teil,
während Mitglieder des Turnvereins sich an den turnerischen
Vorführungen beteiligten. Außerdem war die Freiwillige Feuerwehr
unter der Führung ihres Ober-Brandmeisters zur Mitwirkung bei
Aufrechterhaltung der Ordnung und die Freiwillige Sanitätskolonne
zur Hilfeleistung bei etwaigen Unglücksfällen mit vier Tragen
angetreten.
Schon vor der Feier, als sich die Nachricht bestätigte, dass
der Kaiser der Stadt Tecklenburg einen Besuch abstatten und
an der Jubelfeier teilnehmen würde, hatte die Amtsvertretung
von Ibbenbüren beschlossen, Se. Majestät in einer Immediateingabe
zu bitten, auf der Fahrt nach Tecklenburg auch unsere Stadt
zu berühren und dortselbst den Huldigungsgruß der Bewohner Ibbenbürens
und einen Ehrentrunk huldvollst entgegennehmen zu wollen.
In der Eingabe wurde Bezug genommen auf den Besuch des Königs,
Friedrich Wilhelm IV. in hiesiger Stadt am 18. Mai 1857 und
den Besuch, den der König Friedrich Wilhelm II. im Jahre 1792
der Stadt machte. Auch hat Friedrich der Große, der Alte Fritz,
im Jahre 1742 auf einer Reise nach Holland unsere Stadt besucht
und in dem Hause des Amtsrates Rump, dem jetzigen Kassengebäude
der Amtssparkasse an der Großen Straße übernachtet.
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Dass Seine Majestät, der Kaiser und König bedauere,
einen Besuch der Stadt Ibbenbüren nicht in Aussicht stellen
zu können. Allerhöchstdieselben wollten gelegentlich des Manöveraufenthalts
in Münster von dort aus nur die Stadt und Burgruine Tecklenburg
besuchen. Bei der Kürze der hierfür verfügbaren Zeit ließe sich
der Umweg über Ibbenbüren nicht ermöglichen.
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Auf die obengenannte Eingabe erhielt unter dem
23. Juli 1907 Herr Amtmann von Eichstedt von dem Ober-Hofmarschallamt
die Antwort: Als nun aber bekannt wurde, dass der Kaiser auf
der Rückfahrt von Tecklenburg seinen Weg auch durch die Bauerschaft
Dörenthe (Gem. Ibbenbüren) nehmen würde, beschlossen die beteiligten
Körperschaften die würdige Ausschmückung der betreffenden Chaussee-strecken.
Auch die Anwohner derselben wollten hierbei nicht zurückstehen
und so entspann sich nun ein edler Wettstreit zwischen der Gemeinde
und den Einwohnern, welcher in der herrlichen Ausschmückung
der Straßen seinen Austrag fand. Es wurde eine schöne Dekoration
geschaffen als Zeichen der Liebe und Treue, welche die Ibbenbürener
zu ihrem Landesvater hegen. Während der mittags gegen 12 ½ Uhr
erfolgten Vorbeifahrt der kaiserlichen Automobile war der ganze
Weg an beiden Seiten von einer jubelnden Volksmenge dicht besetzt.
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Seite 17. Stadt und Bewohner.
Ibbenbüren, der wichtigste Ort des Kreises Tecklenburg, liegt
inmitten der Ausläufer des Weser- (Wiehen-) Gebirges, die im
Norden die Stadt einschließen und der Ausläufer des Teutoburger
Waldes im Süden. Der höchste Punkt ist der Schafberg mit dem
Oeynhausen-Schachte (im Norden der Stadt) mit 170 m. Die Dörenther
Klippen, im Süden gelegen, liegen 166 m über dem Meeresspiegel.
Nach der letzten Volkszählung im Dezember 1911 betrug die Einwohnerzahl
insgesamt 13.243 Seelen, davon entfallen auf die Stadt 6.076
und auf die Landgemeinde 7.167. Durch seine wundervolle Lage,
die wegen ihrer besonders reichen Naturmannigfaltigkeit und
Abwechslung alle nähergelegenen Orte des Teutoburger Waldes
übertrifft, ist Ibbenbüren das Ziel vieler Ausflügler, die entweder
hier in nächster Umgebung ihre Spaziergänge unternehmen oder
unsere Stadt zum Ausgangspunkt und zur Basis ihrer Touren erwählen.
Von Jahr zu Jahr ist der Fremdenverkehr bedeutend gestiegen.
Als besondere Sehenswürdigkeiten in der Stadt sind zu nennen:
die evangelische Kirche, sehr alt, mit wunderschönen Gewölben
und Säulen. Die sehenswerte Kanzel ist aus einem einzigen
Sandstein aus hiesiger Gegend gehauen, ebenso wie die gewaltigen
Säulen zu beiden Seiten des Mittelschiffs aus gewaltigen Sandsteinquadern
errichtet wurden. Die Orgel ist 1868 erbaut. Die Turmspitze
wurde, wie geschichtlich feststeht, am 18. Dezember 1703 durch
einen furchtbaren Sturm heruntergerissen und erst im Jahre
1710 erneuert. Durch ein Großfeuer am 24. September 1846, dem
der größte Teil der Stadt zum Opfer fiel, wurden Turm und Kirchendach
stark beschädigt. Eine neue Kirchenuhr ist Anfang 1912 angebracht
worden. Auf dem großen, von mächtigen alten Kastanien und
Linden umgebenen freien Platz vor der Kirche, einem früheren
Friedhof, befindet sich das 1873 erbaute Kriegerdenkmal, das
zum Andenken an die im Kriege Gefallenen aus der Gemeinde Ibbenbüren
vom hiesigen Kriegerverein errichtet worden ist.
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An diesem Platz befindet sich auch die alte
evangelische Stadtschule, enthaltend fünf Klassen; zwei weitere
Klassen befinden sich im neuen Schulgebäude (1910 errichtet)
an der Münsterstraße (Türmchen-Schule). Die katholische Kirche
liegt in der Oberstadt an der Großen Straße. Sie ist 1832 erbaut
und hat ebenfalls sehr schöne Gewölbe und Säulen. Besonders
zu erwähnen ist die neuerbaute Orgel, ein großartiges Kunstwerk.
In der Nähe der katholischen Kirche, in der Roggenkampstraße,
liegt das im Jahre 1909 bedeutend vergrößerte und der Neuzeit
entsprechend eingerichtete St.-Elisabeth-Hospital. Es hat eine
eigene elektrische Anlage, Waschanstalt, Badeanstalt (auch Fremden
zugänglich), Bäckerei usw. und es kann annähernd 200 Kranken
Aufnahme gewähren. Ebenfalls an der Roggenkamp-straße gelegen
ist die Rektoratsschule, die die Klassen Sexta bis Obertertia
einschließlich enthält (sechs Lehrkräfte). Bequeme Zugverbindungen
nach Rheine und Osnabrück ermöglichen es den Schülern, auf den
dortigen Gymnasien weiter zu studieren, bei täglicher Rückkehr
nach Ibbenbüren. Neben der Rektoratsschule liegt die katholische
Stadtschule mit 10 Klassen, (die Gelbe Schule). Außerdem besitzt
Ibbenbüren noch eine katholische und eine evangelische höhere
Mädchenschule. Als weitere öffentliche Gebäude sind zu nennen
das Amtsgebäude und die Kreis Tecklenburger Sparkasse in der
Breiten Straße und in der Großen Straße die Amtssparkasse. In
der Nähe des Bahnhofs liegt das Postamt. Dem Staatsbahnhof gegenüber
ist die Abfahrtstelle der Teutoburger-Wald-Eisenbahn Richtung
Brochterbeck, Tecklenburg, Lengerich usw. In de: Unterstadt
an der Münsterstraße liegen außer der bereits erwähnten neuen
evangelischen Stadtschule noch das Gebäude der Königlichen Berginspektion
und etwas weiter das Königliche Amtsgericht.
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Werthmühlen-Allee mit Kgl. Amtsgericht.
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Seite 20. Industrie Ibbenbürens.
Die Hauptindustrie für Ibbenbüren und seine Umgebung ist der
Steinkohlenbergbau. Der ganze, Ibbenbüren im Norden umgrenzende
Bergrücken (Schafberg), mit einer Länge von ca. 13 km und einer
Breite von 5 km besteht aus produktivem Steinkohlengebirge.
Zwar wird hier die Kohle nicht in solcher Menge angetroffen
wie z. B. im Ruhrkohlengebiet, immerhin ist doch stellenweise
eine Kohlenmächtigkeit bis zu 2 m, ja bis zu 2,50 m zu konstatieren.
Die Kohle ist zum größten Teil etwa der Gasflammkohle zu vergleichen.
Sie zeichnet sich durch fast rußfreie Verbrennung, Langflammigkeit
und vorzüglichen Heizeffekt aus und wird hauptsächlich zur Dampfkesselfeuerung
und als Hausbrandkohle verwandt. Daneben wird an einer Stelle
auch noch eine magere Kohle gewonnen, die außer zum Hausbrand
insbesondere auch in der Kalkindustrie Verwendung findet. Die
Anfänge des Ibbenbürener Steinkohlenbergbaues gehen, wie schon
eingangs erwähnt, zeitlich etwa bis an die Wende des 16. und
17. Jahrhunderts, vermutlich sogar noch weiter zurück. Während
in früherer Zeit der Hauptbergbau im westlichen Teil betrieben
wurde, befindet sich jetzt die Hauptanlage mehr im Osten auf
dem Schafberg (Oeynhausen-Schacht). Hier werden jetzt auch die
größten Mengen Kohle gefördert. Im Laufe der Zeiten hat sich
der hiesige Bergbau immer weiter entwickelt und die Menge der
geförderten Kohlen ist von Jahrzehnt zu Jahrzehnt ständig gestiegen,
ebenso wie die Zahl der beschäftigten Beamten und Bergleute,
so dass der Bergbau sowohl in sozialer wie auch in wirtschaftlicher
Beziehung der Hauptfaktor für ganz Ibbenbüren ist. Und diese
Entwicklung war möglich trotz großer Schwierigkeiten, die ein
Element, stets drohend, der vorwärts zu immer größerer Entfaltung
strebenden menschlichen Kraft entgegensetzte. Nicht sind es
die in vielen Bergwerken so gefürchteten "schlagenden Wetter".
Diese gibt es zum Glück in unserem Bergwerk nicht, da infolge
der hiesigen lockeren Gebirgsformation eine Entgasung der Flöze
von dem so gefährlichen Kohlenwasserstoff-Gas im Laufe der Zeit
bereits auf natürlichem Wege erfolgt ist resp. noch erfolgt.
Ein, man möchte fast sagen, beinahe gleich gefährlicher Gegner
ist hie: das Wasser, dessen Ansammlungen bis zur verderbenbringenden
Mächtigkeit gerade die lose Bodenformation, die vielen Risse
und Spalten begünstigen. Ein Verderben, unendliches Verderben
brachte es im Jahre 1894. Am 19. Juli 1894 trat im Glücksburger
Flöz im östlichen Schacht ein verhängnisvoller, großer Wasserdurchbruch
ein. Trotz aller sofort getroffenen Vorkehrungen, trotzdem sämtliche
Pumpen und Maschinen eingriffen, konnte den immer nachdringenden
Wassermengen kein Einhalt mehr geboten werden. Schon am zweiten
Tage musste das östliche Revier (Theodorschacht) durch die eisernen
Dammtüren abgeschlossen werden. Nun versuchte man, die hinter
diesen Dammtüren konzentrierte, sich aufstauende Wassermenge
abzupumpen, aber vergeblich! Die immer weiter steigenden Wassermassen
drückten sich allmählich durch das Gebirge hindurch in das westliche
Revier, in den Oeynhausenschacht selbst. Jetzt musste jeder
weitere Versuch, dem Wasser Einhalt zu gebieten, als illusorisch
betrachtet werden. In wenigen Tagen war es schon so hoch gestiegen,
dass ein Teil der Maschinen im Wasser stand, so dass selbst
die Pumpen stillgelegt werden mussten. Weiter und immer weiter
stieg das Wasser, die ganze Grube füllte sich an. Ein Teil der
Belegschaft musste, da keine Arbeit mehr war, entlassen werden.
Traurige Zeit brachen an! Zum Glück für die ganze Stadt entschloss
sich dann die Staatsregierung zur Sümpfung der Grube und bewilligte
die hierzu erforderlichen Mittel. Sofort wurde mit den Vorarbeiten
begonnen. Ein neues Kesselhaus, enthaltend 20 Dampfkessel von
gewaltigen Dimensionen, wurde auf dem Oeynhausen-Schacht gebaut.
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Dort erstanden damals auch die beiden 67 m hohen
Schornsteine, die man schon aus weitester Entfernung deutlich
sehen kann. Dazu kamen noch zwei Maschinenhäuser, ein Kühl-Gradierwerk
usw. Gewaltige neue Pumpen wurden aufgestellt. Da das auszupumpende
Wasser infolge seines starken Ocker-Gehaltes vor seiner Ableitung
in ein Gewässer geklärt werden musste, waren auch noch große
Kläranlagen zu schaffen. In einem ungefähr 20 km langen Graben
wird das Grubenwasser, das vorher, sofort bei seinem Austritt
aus der Grube, durch Zusatz von Chemikalien entsäuert wird (die
Anlage direkt hinter dem Hauptbahnübergange), durch fünf verschiedene
Klärteichanlagen, deren Komplex insgesamt ca. 50 Morgen groß
ist, weiter geklärt, vom Ockergehalt gereinigt und dann bei
Hörstel in die Aa geleitet. Vermöge der großen Pumpen sank dann
allmählich das Wasser im Schacht, jahrelang, tagein tagaus wurden
ungeheure Wassermassen gehoben und abgeleitet. Und erst nach
vier Jahren angestrengtester Arbeit, nachdem auch noch der hinter
den geschlossenen Dammtüren befindliche Wassersack (ca. 180.000
Kubikmeter) ausgepumpt war, kam am 18. Oktober 1898, vormittags
11 Uhr, der erste Kohlenzug aus dem Ibbenbürener Förderstollen
wieder zutage. Von jetzt ab entwickelten sich Förderung und
Absatz stets aufwärts. Neue Anlagen entstanden, dem Bahnhof
gegenüber wurde eine große Verladevorrichtung geschaffen. Daneben
baute man eine Kohlenwäsche, eine Aufbereitungsanstalt und eine
Brikettfabrik. Im Sommer 1899 wurde eine Sieberei in Betrieb
genommen und seitdem kommen außer den Förderkohlen auch gesiebte
Stückkohlen und drei Sorten Nusskohlen in den Handel. Dazu kamen
die stetig wachsende Schar der Bergknappen, denen Ibbenbüren
nicht zum wenigsten seine gedeihliche Entwicklung im letzten
Jahrzehnte zu verdanken hat. Deutlich sprechen hierfür folgende
kurze Zahlenangaben:
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Aufbereitungsanstalt und Brikettfabrik
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Die Belegschaft, die im Jahre 1890 erst 547 und
1900 durchschnittlich 733 Bergleute betrug ist jetzt auf ca.
1.100 Bergleute angewachsen, hat sich also in den letzten zwei
Jahrzehnten mehr als verdoppelt. Die Zahl der Beamten beträgt
gegenwärtig etwa 40. Zu dieser stattlichen Anzahl Bergleute
kommen dann noch ca. 3.000 Familienangehörige, so dass über
4.100 Personen aktiver Bergmannsstamm zum Werke gehören, das
ist ungefähr ein Drittel der gesamten Einwohnerschaft Ibbenbürens.
Die Gesamt-Verdienst-Summe der aktiven Belegschaft beläuft sich
gegenwärtig jährlich fast auf 1 ½ Millionen Mark. Wenn man außerdem
noch berücksichtigt, dass fast sämtliche Bergleute der hiesigen
Gegend entstammen und infolge einer entsprechenden Einrichtung
der Knappschaftskasse, auf Grund dessen die Bergleute gegen
ganz geringe Verzinsung ein eigenes Hauswesen mit Ackerland
erwerben können, dass sie sich fast durchweg in der ganzen Umgegend
angesiedelt haben, so ist leicht zu erkennen, welchen vorteilhaften
Einfluss dieser gesunde, zuverlässige Arbeiterstamm auf die
wirtschaftliche Entwicklung Ibbenbürens ausübt und hoffentlich
noch recht lange ausüben wird. Glück auf!
Außer aus den Steinkohlen besteht im Übrigen der nördlich von
Ibbenbüren sich hinziehende Höhenrücken aus mächtigen Konglomeraten
und Sandsteinen, sowie auch aus Tonschieferschichten. Hierauf
basiert eine zweite Ibbenbürener Industrie. Zunächst sind zu
nennen die Ibbenbürener Steinbrüche an dem ganzen Gebirgshange
nordöstlich von Ibbenbüren. Ein Steinbruch reiht sich hier an
den anderen, und fleißige Hände regen sich, den großen Steinblöcken,
nachdem sie aus ihrer festen Lage mittels Dynamit losgesprengt
sind, Gestalt und Formen zu geben. Der Ibbenbürener Sandstein
zeichnet sich durch große Wetterfestigkeit aus und ist weit
und breit gesucht. Hiervon zeugen die Buhnen auf der Nordseeinsel
Borkum, wie die bedeutendsten Kirchenbauten in der Nähe und
Ferne. Weiter östlich findet man auch Eisenstein (im sogenannten
Rochus), der sich im Besitz des Georgs-Marien-Berg- und Hüttenvereins
befindet. Auf unterirdischem Wege wird der gewonnene Eisenstein
von hier nach Perm und dann per Bahn nach Georgsmarienhütte
transportiert. - Der ebenfalls im Norden Ibbenbürens vorkommende
Tonschiefer gibt zur Fabrikation von Ziegelsteinen willkommenes
Material, und so sind im Nordwesten (auf dem Dickenberg) mehrere
bedeutende Ziegeleien entstanden, deren Steine, da sie besonders
hart und wetterfest sind, weitesten Absatz finden. Ebenfalls
nördlich von Ibbenbüren an der Chaussee nach Rheine liegt die
Köstersche Glashütte (Inhaber: J. und F. Köster), die ausschließlich
mit Weißglas arbeitet. Der reiche Ockergehalt des aus dem Bergwerk
abgeleiteten Grubenwassers hat dann auch noch zur Anlage einer
Ockerfabrik (Inhaber Gebr. Sommerkamp) in Püsselbüren in nächster
Nähe der Klärteiche Veranlassung gegeben.
In der Stadt selbst liegen zwei größere Fabriken, die Spinnerei
und Weberei Sweering von bedeutendem Umfang und der Neuzeit
entsprechend eingerichtet und die Többensche Weberei in der
Nähe des Bahnhofs. Im Süden der Stadt, an der sogenannten Werthmühle,
liegen noch verschiedene städtische Anstalten, nämlich das Schlachthaus
und das städtische Gaswerk. In unmittelbarer Nähe hiervon befindet
sich auch die städtische Badeanstalt. Sie ist geöffnet für männliche
Personen:
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an Sonn- und Festtagen von 7-9 Uhr morgens,
an allen Wochentagen ebenfalls von 7-9 Uhr und von 2 Uhr nachmittags
an, mit Ausnahme Mittwochs und sonnabends von 2 - 4 ½ Uhr nachmittags
und dienstags und freitags von 4-6 Uhr nachmittags und für weibliche
Personen an allen Wochentagen von 9-11 Uhr vormittags, mittwochs
und sonnabends von 1-4 Uhr und dienstags und freitags von 4-6
Uhr.
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Als weitere industrielle Anlagen sind dann noch
zu erwähnen die Weizenstärkefabriken von Crespel & Deiters auf
Gut Grone (Inhaber: Gebr. Deiters) und die des Herrn. Kröner
in Bocketal. Im nahen Laggenbeck befindet sich dann noch die
Maschinenfabrik von Keller & Co, die besonders auch im Ausland
großen Absatz hat, mit ihr verbunden ist eine Ziegelei in Hörstel.
Außerdem liegt in Laggenbeck noch das Farbwerk Oranien.
Ferner hat Ibbenbüren noch zwei Buchdruckereien aufzuweisen.
Die älteste ist die Buch- und Kunstdruckerei von Bernh. Scholten,
mit dem Verlag des "Tecklenburger Kreisblattes", gegründet 1836,
das früher als "Wochenblatt für den Kreis Tecklenburg" nur einmal
wöchentlich, jetzt dagegen sechsmal in der Woche erscheint.
Außer dem "Tecklenburger Kreisblatt" erscheinen in der Scholtenschen
Druckerei noch im ständigen Verlage: Außer dieser Druckerei
gibt es noch die im Jahre 1897 gegründete Ibbenbürener Vereinsdruckerei
G. m. b. H. mit dem Verlage der "Ibbenbürener Volkszeitung".
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Die Westdeutsche Verkehrszeitung (Eisenbahn-Zeitung),
die "Westdeutsche Jägerzeitung Hals und Bein, ferner das Adressbuch
für den Kreis Tecklenburg und der "Illustrierte Führer von Ibbenbüren
und Umgegend.
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Eine besondere Förderung des wirtschaftlichen
und gewerblichen Lebens verspricht man sich von der jetzt im
Bau befindlichen Überlandzentrale (NIKE) gegenüber dem Staatsbahnhof.
Es ist dieses eine große Dampfturbinen-Zentrale der Niedersächsischen
Kraftwerke Akt.-Ges. in Osnabrück, als Ergänzung der früher
an die Hannoversche Kolonisations- und Moorverwertungs-Gesellschaft
m. b. H. angeschlossenen Überlandzentrale in Schweege (Schweeger
Moor), da der Bedarf des sich ständig ausdehnenden Absatzgebietes
bald so wuchs, dass er von der Schweeger Anlage allein nicht
mehr befriedigt werden konnte. Die Grundlage des ganzen Überlandsystems
ist zwar nach wie vor die mit Torf-Gas betriebene Schweeger
Gasmaschinen-Anlage, nur der allerdings sehr erhebliche Mehrbedarf
an Strom wird in der Ibbenbürener Dampfturbinenzentrale erzeugt,
von welcher aus er in Freileitungen durch den ganzen Kreis Tecklenburg
und weit darüber hinaus geleitet wird. Diese kurzen Erläuterungen
über Ibbenbürens Industrie dürften wohl jedem Leser die Gewissheit
geben, dass sich Ibbenbüren einer Industrie, die seiner Entwicklung
nur förderlich sein kann, erfreuen darf, und die dem Landschaftsbild
unserer Gegend eine angenehme Abwechslung gewährt und es in
keiner Weise belästigt!
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Seite 28. Spaziergänge in nächster
Umgebung der Stadt.
Ibbenbüren bietet durch seine Lage inmitten zweier Bergrücken
jedem Fremden Gelegenheit zu Spaziergängen schon in nächster
Nähe der Stadt. Beide Bergrücken, sowohl der nördliche, der
Schafberg und der Dickenberg, wie auch der südliche, die Dörenther
Berge, zeichnen sich durch herrliche Spaziergänge in schattigen
Wäldern aus. Was in vielen berühmten Badeorten nur unter Aufwendung
großer Kosten geschaffen worden ist, hier hat es die Natur in
ausgiebigster Weise geschenkt und es besteht wohl kein Zweifel,
dass die natürlichen Anlagen vor den künstlichen bei weitem
den Vorzug verdienen. Reizend und zugleich bequem sind sämtliche
Spazierwege und für Ruheplätzchen ist genügend seitens des Ibbenbürener
Verschönerungsvereins gesorgt worden.
Zunächst bietet wunderbare Spazierwege der sogenannte ,,Treppkesberg",
direkt am Nordausgange der Stadt, hinter dem Hauptbahnübergang.
Während man die Chaussee nach Rheine-Osnabrück links liegen
lässt, steigt man auf schattigem Wege allmählich den Treppkesberg
hinan. Ein rotgezeichneter Weg führt rechts abbiegend zur "Schönen
Aussicht", (auf dem Osterberg), von der aus man einen herrlichen
Ausblick auf die Stadt und die nähere Umgebung genießt. Weiter
führt dieser Weg auf dem Kammrücken entlang, vorbei an einem
alten verlassenen Steinbruch zu den neuen Steinbrüchen, in denen
an den Werktagen reges Leben herrscht. Wiederholt kommt man
zu herrlichen Aussichtspunkten auf Stadt und Land. Die weiteste
Fernsicht bietet der Rochus. Zur Rechten reicht der Blick hin
bis zu dem hohen Turm der Basilika in Rheine, dem höchsten Kirchturm
des Münsterlandes. Vorher bemerkt das Auge Hörstel, zur Linken
liegt Laggenbeck, und Tecklenburg liegt auf der Höhe des gegenüberliegenden
Bergrückens, und weiter links kann man bei klarem Wetter den
Dörenberg bei Iburg bemerken. Den Rückweg vom Rochus kann sich
jeder leicht selbst wählen. Entweder kann man direkt wieder
zur Stadt hinuntergehen, oder aber man dehnt den Spaziergang
noch etwas weiter aus, indem man sich der, auf dem Bergrücken
entlang führenden Chaussee zuwendet, um auf dieser nach dem
Oeynhausen-Schacht zu gehen. (in Richtung der beiden großen
Schornsteine auf dem Schafberg). Von hier führt ein Weg direkt
durch den Treppkesberg hinunter zur Stadt oder aber man geht
auf der Chaussee zurück.
Ebenso herrliche Spaziergänge bietet der andere Teil des Schafberges,
der links von der Chaussee nach Rheine und Osnabrück liegt.
Auch von diesem Berge aus hat man öfter sehr schönen Ausblick
auf die Stadt.
Etwas weiter sind die Spaziergänge zu dem anderen Bergrücken,
dem Dörenther Berg. Aber eine wunderbare schattige Chaussee
führt den Wanderer dahin (die Münsterstraße herunter, dann die
Chaussee nach Münster). Auf dem höchsten Punkt der Chaussee
angelangt, gerade dort, wo die Chaussee wieder fällt, geht ein
Weg links in den Berg hinein, (siehe Schild und rote Bezeichnung),
der zu den Dörenther Klippen führt, dem Hauptausflugspunkt aller
Fremden. Wunderbare Felsbildungen reihen sich hier aneinander
in langer Kette, von denen man eine herrliche Fernsicht in die
münsterländische Bucht genießt. Der Hauptanziehungspunkt, zugleich
auch der höchste Felsen ist das sogenannte Hockende Weib.
Die sich an diese Felsgestaltung knüpfende Sage behandelt das
nachfolgende Gedicht:
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Das Hockende Weib bei
Dörenthe.
Sage von Seiler
Das Wasser, das Wasser, es kommt, es kommt,
O Mutter, fliehe, so lang' es noch frommt.
Schon leckt es an der Schwelle, schon bricht es die Wand,
Die Spindel entsinket der bebenden Hand.
Sie rafft empor die Kinderlein,
auf Leben und Tod in die Brandung hinein.
Es wogen die Wasser, es heulet der Wind,
Ach, Mutter, Mutter, geh' doch geschwind
hinauf zum Gebirg! "Herr schütze sie!"
Die Wasser spülen ihr um das Knie!
Die Wasser drängen mit Macht, mit Macht,
,,Herr, sei ihr gnädig in dieser Nacht!"
Hinauf zum Gebirg! - Sie wankt - sie fällt -
"Behüte die Kinder, du Herr der Welt!"
Erhöret wurde das hockende Weib,
zum öden Felsen erstarret ihr Leib,
da wurden auf dem Nacken von Stein
in Gnaden behütet die Kinderlein.
Seite 30-32 und Seite 38
Die Dörenther Klippen.
Ich liebe den Osning vieltausendmal mehr,
mit dem Zauber Westfalens darüber her,
Als anderer Waldhöh'n herrliche Pracht,
Doch am meisten von allem, laut sei es gesagt,
Am meisten die Dörenther Klippen.
Vom Walde umschlossen, ragen bis heut'
Die Felsen seit uralter grauer Zeit.
Vieltausendmal hat die Sonn' sie geküßt,
Wenn hinter Tannen gesunken sie ist,
Mit zitternden, goldroten Strahlen.
Es floss um sie viele tausendmal
Wie flüssiges Silber des Mondes Strahl.
War dunkel einmal die Sommernacht,
Glühwürmchen haben Laternen gebracht,
Viel funkelnde, glitzernde Lichter.
Und jährlich zum frischgrünen Kranze wand
Sich rings um die Felsen der Waldesrand.
Und Blumen flochten sich schimmernd hinein,
In Farben getaucht, in duftendem Schein,
Sie deckten mit Blüten die Erde.
Vieltausendmal hat der Herbststurm gebraust,
Hat wild in den alten Tannen gezaust,
Stieß an den Klippen die Flügel sich lahm
Und wusch und fegte sie zornig und nahm
Nichts ihrer ewigen Schönheit.
Vieltausendmal lagen zur Winterzeit
Die Felsen und Tannen tief eingeschneit,
Im Schnee sie träumten Träume so schön,
Die wurden, wenn zog- der Lenz auf die Höh'n,
Im Rauschen der Zweige zu Liedern. .
Weiß nicht, wann's dorten am schönsten ist,
Wenn Sommersonne die Felsen küsst,
Oder der Mond beleuchtet die schneeige Pracht,
Weiß nur, wie mir's ward, wenn ich eurer gedacht,
Ihr herrlichen Dörenther Klippen.
Hannah von der Riede
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Die alten Steinkreuze in Dörenthe. - (1)
Von Hermann Barta.
Am Wege zwei alte Kreuze,
Dahinter ein Lindenbaum;
Ein Wandrer in seinem Schatten,
Und Stille im weiten Raum.
Von Moosen und Flechten bewachsen,
In altersgrauem Kleid,
So stehen sie schweigsam am Wege,
Die Zeugen vergangener Zeit.
Ich fragte die alten Leute:
"Wie kommen die Kreuze hierher?"
Da fingen sie an zu erzählen
Die sagenhafte Mär:
"Es waren einst zwei Junker,
Geheißen "von der Strick", (2)
Die haben sich lange befehdet
Um dürren Landes Stück.
Längst hatten die Richter gesprochen,
Entschieden den bösen Streit,
Doch nimmer wollte sich legen
Der Brüder Hass und Neid.
Seite 32 - 35 - Steinkreuze in Dörenthe.
Wo hier sich die Wege kreuzen,
Da trafen sie sich auf der Jagd;( 3)
Da haben ihre Büchsen
Zugleich geblitzt und gekracht.
Die Herren hier im Blut
Die Bauern aber teilten
Sich in der Junker Gut.
Die Knechte abends fanden
Dort unter der Linde am Wege,
Da fanden die beiden die Ruh,
Stumm sah es die alte Linde,
Die Blätter sie rauschten dazu.
Man baute zur Sühne ein Kirchlein
der Tat, so hier geschah;
Doch stand es nur kurze Jahre
Weiß keinen, der es sah!*)
Es kamen die Kriegeszeiten,
Die Aecker dampften vom Blut,
Das Kirchlein stand in Flammen,
Es brannte des Bauern Gut.
Nach langen und schrecklichen Jahren
Ward Friede wieder im Land;
Man baute neu die Häuser,
Doch ach, aus des Kirchleins Wand.
So ist von der Erde verschwunden
Der Kirche letzter Stein,
Und nur die Kreuze melden
uns von dem Kirchlein klein. (5)
Nun weisst Du, was sie bedeuten
Die Kreuze am Wege dort;
Sie sprachen von Kerzen und Opfern
Von Bruderhass und -Mord. -
Und an der alten Stelle,
Wo einst das Kirchlein lag,
Ein Glöcklein hört man klingen
Am Katharinentag. (ss)
Und nachts in der zwölften Stunde,
Wenn alles rings lieget in Ruh,
Dann tanzen blaue Flämmchen
Wohl um die Kreuze dazu.
Hab sinnend hier oft gestanden
Des morgens früh und allein,
Hab auch die Kreuze gesehen
Beim bleichen Mondenschein.
Wie standen die alten Kreuze
So ernst und schweigsam dort!
Die Blätter der Linde rauschten,
Sie rauschten in einem fort.
Ich hörte sie vieles flüstern
Aus ferner, ferner Zeit;
Doch immer klang es wieder
Dasselbe alte Leid:
Die Menschen hassen und neiden
Und streiten sich immer zu;
Nur wenn die Erde sie decket,
Dann haben sie ihre Ruh.
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Anmerkungen.
1. Die beiden alten Kreuze sind weit und breit bekannt.
Sie stehen an der Provinzialstrasse lbbenbüren-Münster, jenseits
des Berges, dort wo rechts die neue Chaussee nach Riesen- beck,
links die alte Landstraße nach Tecklenburg abbiegt. Es sollen
ursprünglich drei Kreuze gewesen sein, doch habe ich noch keinen
angetroffen, der das dritte Kreuz gesehen hat. Ein liegender,
schwerer Stein mit einer rechteckigen Oeffnung könnte wohl als
Fundament für das dritte Kreuz angesehen werden, doch stimmen
die Maße der Oeffnung nicht mit den beiden vorhandenen Kreuzen
überein. Die beiden Kreuze sind allerdings auch nicht vollständig
gleich; das eine ist 2 m hoch, das andere dagegen nur 1,80 m.
Auch ist das eine Kreuz ganz schlicht, während das andere in
der Mitte ein kleines eingemeißeltes Kreuzchen trägt.
2. Die adeligen Herren "von der Strick" oder
"Stricket" werden in einer Urkunde v. J. 1345 zuerst erwähnt.
Dort ist von einem Arnoldus de Stricket und seinem Sohne Ghiselbertus
die Rede. 1350 tritt ein Hinrik von der Stricket in einem Prozesse
des Grafen von Tecklenburg als Zeuge auf. Die diesbezüglichen
Urkunden befinden sich im evangelischen Pfarrarchiv zu Ibbenbüren.
Das adelige Gut der Herren von der Strick umfasste fast den
ganzen östlichen Dörenther Esch und reichte noch in die Gemeinde
Brochterbeck hinein. Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts war
es schon in bäuerlichem Besitz. Die Kolonate Große- und Kleine-Stricker
sind ganz daher genommen. Doch stehen die jetzigen Besitzer
zu den früheren in keinem verwandtschaftlichen Verhältnis, obgleich
die Namen ähnlich klingen. Die Vorfahren von Kleine- und Große-Stricker
stammen aus Glane bei Iburg und haben ihre Güter durch Kauf
erworben. Von den Grundmauern und Gräben des alten Herrensitzes
findet man heute noch Spuren in der Wiese neben dem vor einigen
Jahren abgebrannten Wohnhause des Kolonen Große-Stricker.
3. Nach einer anderen Erzählung soll die blutige
Tat geschehen sein, als die Brüder sich hier zufällig auf der
Landstraße trafen. Der ältere wollte nach Lingen, zu dessen
Gerichtsbarkeit das Gut gehörte, um dort sein Recht zu suchen.
Der jüngere kam eben von dort und hielt dem Bruder, höhnisch
lachend, den richterlichen Bescheid entgegen, der zu seinen
Gunsten lautete. In dem Wortwechsel, der sich nun entspann,
sollen die Brüder sich gegenseitig mit ihren Waffen tödlich
verletzt haben und beide auf dem Platze geblieben sein.
4. Die Urkunde, welche den sicheren Beweis
erbringt, dass in Dörenthe wirklich eine Kirche oder Kapelle
gestanden hat, fand sich vor einigen Jahren zufällig im katholischen
Pfarrarchiv zu Ibbenbüren. Die Urkunde ist vom Jahre 1487 und
besagt, dass der Weihbischof Johan Wenneker von Münster und
Osnabrück in Mettingen zwei Bilder consekriert hat (die glorreiche
Jungfrau Maria und die Jungfrau Katharina darstellend) "welche
stehen werden in Dorentorpe in parochia Ibbenbüren". Es handelt
sich hier um Bilder in einem Altaraufsatz, wie man sie in katholischen
Kirchen vielerorts findet.
5. Die Kirche in Dörenthe wurde in den Kriegszeiten
zerstört und nicht wieder aufgebaut. An der Stelle, wo der Altar
gestanden hat, wurden der Sage nach die Steinkreuze errichtet.
Genau dieselben Kreuze befinden sich auch neben der Eingangstür
an der Ostseite der katholischen Kirche in Recke. Vielleicht
haben sie eine ähnliche Bedeutung.
6. Die Kirche oder Kapelle in Dörenthe war
der heiligen Katharina geweiht. Nach Zerstörung der Kirche wurde
diese Heilige die Mitpatronin der alten Pfarrkirche in Ibbenbüren.
Daraus ist zu ersehen, dass Dörenthe seit "undenklichen Zeiten"
(auch kirchlich) zu Ibbenbüren gehört. Vor einiger Zeit ist
von katholischer Seite eine Abpfarrung vorgenommen und der größte
Teil der Katholiken gehört jetzt zur Pfarre Brochterbeck. -
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Seite 37. Empfehlenswerte Touren.
Ibbenbüren ist Station der Staats-Eisenbahn-Linie Berlin
resp. Hamburg nach Amsterdam, Rotterdam (London). Außerdem hat
es sehr günstige Anschlüsse an die Linien Emden-Soest und Duisburg-Quakenbrück
in Rheine, sowie Bremen-Köln in Osnabrück und an verschiedene
Nebenbahnen.
Ibbenbüren und seine reizvolle Umgebung lassen sich daher auch
schon recht bequem und lohnend auf einen Tag besuchen.
Wenn man z. B mit den Morgenzügen in der Richtung von Hengelo,
Oldenzaal, Bentheim, Schüttorf, Neuenhaus, Nordhorn, Meppen,
Lingen, Freren, Coesfeld oder Burgsteinfurt abfährt, so
erreicht man in Rheine den Anschluss an den Zug Rheine-Löhne,
der gegen 9 Uhr morgens in Ibbenbüren eintrifft.
Zur Rückfahrt in westlicher Richtung erreicht man mit dem nach
8 Uhr abends von Jbbenbüren abfahrenden Zuge in Rheine Anschlüsse
nach den vorbezeichneten Orten. Für Ausflügler aus Holland sei
bemerkt, dass der Schnellzug Hamburg-London ab Jbbenbüren etwas
vor 6 Uhr abends fährt und in Oldenzaal gegen 7, in Hengelo
kurz nach 8 Uhr ankommt. Aber auch der oben bezeichnete Personenzug
hat in Rheine Anschluss nach Holland.
Von Münster nach Jbbenbüren ist die Verbindung besonders
günstig, so dass die Reise bequem und angenehm über Osnabrück
oder Rheine mit den Staatsbahnen, oder über Lengerich i. W.
mit der Teutoburger Wald - Eisenbahn gemacht werden kann.
Da die Eisenbahnfahrzeiten häufig Abänderungen unterzogen werden,
sehen wir davon ab, dieselben an dieser Stelle anzugeben und
bemerken nur, dass auf allen Richtungen eine frühzeitige Ankunft
in Jbbenbüren und die Rückfahrt abends so spät ermöglicht ist,
um den ganzen Tag in Jbbenbüren und Umgegend voll und befriedigend
ausnutzen zu können.
Von Osnabrück aus kann man, der geringen Entfernung und
der besonders günstigen Eisenbahnverbindungen wegen (im Sommer
auch Sonntagszüge), Jbbenbüren und Umgebung sehr leicht erreichen;
auch lassen sich viele besonders lohnende Halbtags-Touren an
der Hand dieses Buches einrichten. Abends hat man jedoch vor
der Rückkehr nach Osnabrück ausreichend Zeit, sich in Jbbenbüren
zu erholen, da von hier aus die Rückkehr sowohl kurz nach 8
Uhr abends mit Eilzug (Sommer: auch Sonntagszug), wie auch noch
kurz nach 10 Uhr abends mit Personenzug erfolgen kann.
Radfahrer können von Münster aus Jbbenbüren leicht auf
der gutgepflegten Chaussee über Greven, Saerbeck und Dörenthe
erreichen und unterwegs schon den Dörenther Hafen des Dortmund-Ems-Kanals,
ferner die alten Steinkreuze* in Dörenthe an der Chausseegabel
nach Riesenbeck, wie auch die in der Nähe der Chaussee belegenen
Dörenther Klippen** besichtigen, bevor sie Jbbenbüren selbst
und seiner weiteren Umgebung einen Besuch abstatten.
Von Osnabrück aus können Radfahrer ebenfalls auf einem durchweg
guten Wege unsere Stadt leicht erreichen, um die Annehmlichkeiten
ihrer Umgebung zu genießen Die Entfernung von Osnabrück nach
Jbbenbüren beträgt nur 25 Kilometer. Zunächst treten wir in
Jbbenbüren eine Morgenwanderung an und besuchen die in dem vorhergehenden
Abschnitt 6 beschriebenen
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*) Siehe das Gedicht: Die alten Steinkreuze
in Dörenthe und Abbildung.
(Seite 33). **) Siehe ebenfalls Gedicht und Abbildung.(Seite
31).
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Seite 38. Aussichtspunkte, Steinbrüche
etc.
In dem nahegelegenen Gebirge. Hierbei bemerken wir gleich, dass
der Verschönerungsverein sowie die Hotelbesitzer und Wirte denjenigen,
welche längere Zeit hier verweilen wollen, gern mit Rat und
Tat zur Veranstaltung lohnender Touren zur Hand gehen. Denjenigen,
welche ausgedehntere Touren ganz per Wagen unternehmen wollen,
stehen in Jbbenbüren hierzu Wagen zur Verfügung.
Zur Orientierung kann die in diesem Führer beigegebene, genau
ausgeführte Karte dienen.
Im Übrigen verweisen wir auf den Abschnitt: "Spaziergänge in
nächster Umgebung der Stadt." Zwischen 12 und 1 Uhr mittags
kehren wir zur Stadt zurück und nehmen dort in einem der im
Inseratenteil sich empfehlenden Hotels und Restaurants das Mittagsmahl
ein, welches ganz nach Wunsch zu haben ist und von größeren
Gesellschaften am besten vorher beim Wirt bestellt wird. Für
den Nachmittag ist die Besichtigung der Stadt und ein Spaziergang
nach den auf Seite 29 n. ff. näher beschriebenen, etwa 40-45
Minuten von der Stadt entfernten
Dörenther Klippen
zweifellos recht interessant. Ausdauernde Fußgänger können den
Rückweg über das etwa ¾ Stunde von den Dörenther Klippen entfernte
Brochterbeck durch die sog. Kleine Schweiz unternehmen. Der
Weg dorthin führt von den Dörenther Klippen weiter über den
Kamm der Höhe und ist genau bezeichnet. Wer nicht ganz bis Brochterbeck
gehen will, kann schon etwas vor Brochterbeck links abbiegen
nach Bocketal, herrlich inmitten der Höhen des Teutoburger Waldes
gelegen. Von hier aus geht man auf der Chaussee Brochterbeck
- Jbbenbüren in ca. ¾ Stunden nach Jbbenbüren zurück, oder aber
man benutzt von hier aus (Station Bocketal) die Teutoburger
Wald-Eisenbahn.
Blick von den Dörenther Klippen auf die Wirtschaft Wienkämper
Seite 39. Brochterbeck
ist ein reizend gelegenes Kirchdorf und ebenso wie das wundervolle
Bocketal bemerkenswert durch seine romantische Umgebung zwischen
den Ausläufern des Teutoburger Waldes. Es wird von Jbbenbüren
aus erreicht außer auf dem oben beschriebenen Wege über die
Dörenther Klippen noch auf direkter, schöner, schattiger Chaussee
(ca. 1 Stunde) oder in einer Viertelstunde mit der Teutoburger
Wald-Eisenbahn. In nächster Umgebung lassen sich herrliche Spaziergänge
über Berg und Tal unternehmen. Auch bei Brochterbeck liegen
ähnliche massige Felspartien, wie sie die Dörenther Klippen
darstellen.
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Empfehlenswerte Spaziergänge:
1. Brochterbeck - Blücherfelsen, 1,3 km. Weg nordwärts
in der Nähe der Bahnstation, genau bezeichnet. Vom Blücherfelsen
führt ein schöner Spazierweg weiter zur Bahnstation Bocketal.
2. Von Brochterbeck nach dem neuen, von allen Seiten
bestens empfohlenen Schwefelbad Holthausen, 1,8 km. Wegebezeichnung
wie 1.
3. Von Brochterbeck durch das schöne Bocketal zum Dreikaiserstuhl,
2,5 km und 1 km auf der Höhe weiter, dann links hinunter zur
Wolfsschlucht und dem Felsentor, zwei großartigen Felspartien,
dann weiter in ca. 20 Minuten zu den Dörenther Klippen.
4. Von Brochterbeck nach Tecklenburg; vom Hotel Westfalia
aus an der evangelischen Kirche vorbei über die Höhe des Kleebergs;
dann Kolonat Heilmann, hinab, an einem Teich vorüber zur Chaussee
bis Bahnhof Tecklenburg, 5 km.
5. Sehr zu empfehlen ist auch folgender Spaziergang von
Brochterbeck nach Tecklenburg: Man wendet sich sofort beim Bahnhof
Brochterbeck nordwärts in die Berge (s. Tafel), geht diesen
Weg weiter bis zum Wegweiser, der nach Tecklenburg und Holthausen
zeigt; lässt den Weg nach Tecklenburg (sandiger, sonniger Höhenweg)
rechts und wendet sich links eine kurze Strecke nach Holthausen
hinunter, bis dort, wo der Weg auf einen Bauernhof stösst. Das
Haus links lassend, geht man rechts über den Hof in halber Höhe
des Bergrückens auf wunderbarem Wege nach Tecklenburg. Stets
sehr schöne Aussicht zur Linken. Beim Bismarckturm kommt man
dann auf den alten Tecklenburger Weg. (Dauer ca. 1 Stunde.)
Seite 40. Tecklenburg
Kreisstadt des Kreises Tecklenburg mit etwas über 1000 Einwohnern,
terrassenförmig am Berge gelegen, mit der Teutoburger Wald-Eisenbahn
von Jbbenbüren in ca. 20 Minuten zu erreichen; oder Fahrt bis
Brochterbeck und dann Spazierweg am Berg entlang, wie unter
No. 5 des vorigen Abschnittes beschrieben. Für Radfahrer und
tüchtige Fussgänger sehr gute direkte Chaussee (bis kurz vor
Brochterbeck, dann links ab, s. Wegweiser), oder über Ledde
(s. Karte). Vielfach fährt man auch von Jbbenbüren mit der Staatsbahn
bis Laggenbeck und geht von hier über Ledde, dann durch den
Kgl. Forst Sundern zu Fuss nach Tecklenburg (siehe unter Laggenbeck-Ledde-Forst
Sundern).
Sehenswürdigkeiten und Spaziergänge in und um Tecklenburg:
Burgruinen des ehemaligen Schlosses der Grafen von Tecklenburg,
der Wierturm (errichtet zum Andenken an den Vorkämpfer gegen
die Hexenverbrennung), gleichz. Aussichtsturm; weiter die Hexenküche
und noch etwas weiter der vom Bismarckverein für den Kreis Tecklenburg
errichtete Bismarckturm, der erste Bismarckturm des Münsterlandes,
auf dem alljährlich unter reger Beteiligung der Bevölkerung
des Kreises zur Zeit der Sommersonnenwende gewaltige Flammen
emporlodern zur Erinnerung an den großen Toten, unsern eisernen
Kanzler. Vom Turm aus genießt man eine sehr schöne Fernsicht
in das Münsterland. In südöstlicher Richtung von Jbbenbüren
liegt das freundliche Dorf
Seite
41. Laggenbeck,
zum Amt Jbbenbüren gehörend, an der Staatsbahn Jbbenbüren-Osnabrück,
die uns in wenigen Minuten nach Laggenbeck bringt. Für den Fußgänger
empfehlen sich folgende Wege:
1. die Chaussee durch Alstedde, die im Tale dahinführt
und oft herrliche Ausblicke nach beiden Seiten auf die Berge
gewährt (ca. 1 Stunde);
2. die Chaussee über den Schafberg (ca. 1- ½ Stunde,
s. Karte) und
3. ein zwischen diesen beiden Chausseen befindlicher
"Waldweg, der vom Rochus ausgeht und für den Spaziergänger,
der sich stets nach Osten halten muss, auch leicht zu finden
ist.
Denjenigen Touristen, die mit der Bahn von Jbbenbüren nach Laggenbeck
gefahren sind, empfehlen wir u. a. auch einen Spaziergang in
nordöstlicher Richtung nach der etwa 20 Minuten vom Orte entfernten,
zur Georgs-Marienhütte gehörenden
Seite 42. Zeche Perm,
nicht weit davon die alte Halde vom Schacht "Morgenstern". Von
dort hat man eine großartige Aussicht auf Osnabrück, den Piesberg,
Dörenberg etc. Den Rückweg nach Jbbenbüren von hier kann man
auf den unter Laggenbeck beschriebenen Wegen (1 u. 2) antreten.
Ein anderer von Laggenbeck vielfach unternommener Spaziergang
führt nach dem südlich von Laggenbeck gelegenen
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Westfälisches Bauernhaus von 1558 in
Ledde bei Ibbenbüren.
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Seite 43. Ledde,
einem landschaftlich hervorragenden Kirchdorfe, in dessen allernächster
Nähe sich der durch herrliche Waldpartien. ausgezeichnete fiskalische
Forst Sundern befindet. Ein Hauptspazierweg durch diesen Forst
führt in etwa 20 Minuten nach Tecklenburg (s. unter Tecklenburg).
Von Ledde aus führt auch eine gute, schattige Chaussee direkt
wieder nach Jbbenbüren zurück (8 km).
Einer der schönsten Spazierwege ist unstreitig auch die Tour
von Jbbenbüren in 1 ½ Stunden nach dem Dorfe
Seite 43. Mettingen,
welches einen sauberen, wohlhabenden Eindruck macht und wohin
der Weg viele interessante Abwechslungen bietet. Um nach Mettingen
zu gelangen, wendet man sich zunächst in nördlicher Richtung
durch die Bahnhofsstraße zum Treppkesberg (siehe Wegweiser jenseits
des Bahnüberganges). Auf der Höhe angelangt, überschreitet man
die Chaussee von Rheine nach Osnabrück und benutzt den dicht
neben dem Maschinenhause des Oeynhausenschachtes nach Norden
vorbeiführenden Fußweg (Schlangenpättken), wobei natürlich unsere
Karte fleißig in Anspruch genommen werden muss. Mettingen selbst
hat eine recht freundliche Umgebung. Besonders erwähnenswert
ist das Bad Mettingen mit seinen reizenden Anlagen.
Sehr schön gelegen ist auch
Seite 44. Gravenhorst,
mit den in waldreicher Umgebung idyllisch am Wasser
liegenden Gebäulichkeiten eines früheren Klosters und einer
noch vorhandenen sehenswerten Kapelle. Ebenfalls am Wasser schön
gelegen befindet sich eine gute Restauration. Der Weg nach Gravenhorst
führt entweder westlich von Jbbenbüren durch den Hallesch, über
Schierloh oder auf der Chaussee nach Püsselbüren, an den Klärteichanlagen
des Königl. Bergwerks in Jbbenbiiren vorbei, bis zur Wirtschaft
Theodor Wulf-Püsselbüren, woselbst man die Chaussee verlässt
und am Ockerbach entlang auf schönem Wege nach Gravenhorst gelangt.
(Bereitwilligst Auskunft erteilt Wirt Wulf.) Wem jedoch die
Fuß-Tour nach Gravenhorst zu anstrengend erscheint, der kann
mit der Eisenbahn von Jbbenbüren nach Station Hörstel fahren
und erreicht Gravenhorst von dort bequem in 20 bis 25 Minuten.
Auch von Station Esch aus kann Gravenhorst bald erreicht werden.
Die Spaziergänger wenden sich zunächst der Chaussee zu und können
dann auf schattigem Wege am Ockerbach entlang nach Gravenhorst
gelangen (s. oben.)
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Große Eiche auf dem Hof des Eigentümers
Stallfort gen. Ahdick in Püsselbüren
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Seite 45. Hörstel
Das Dorf Hörstel liegt etwa 5 Minuten vom Bahnhof Hörstel
entfernt. Bemerkenswert ist die Glashütte und die auf dem Wege
nach Bevergern befindliche Ziegelei der Firma C. Keller in Laggenbeck.
Von der Station Hörstel südlich zweigen sich außer dem Wege
nach Gravenhorst auch die Straßen nach
Riesenbeck und Bevergern
strahlenförmig ab. Zwischen letzteren beiden Orten liegt der
interessanteste und sehenswerteste Teil des
Dortmund = Ems = Kanals,
dessen Bett gerade in diesem Teile aus felsigem Boden durch
Sprengungen herausgearbeitet werden musste. Auf dieser etwa
2 km langen Kanalstrecke mussten daher auch drei Schleusen angelegt
werden.
Nahegelegene Steinbrüche liefern hier den Kanal-Schiffen reichliche
Frachten nach allen .Richtungen. Besonders sehenswert in Riesenbeck
ist der neu erbaute Reinhildis-Brunnen. Der Brunnen weist drei
Reliefbilder aus dem Leben der heiligen Reinhildis auf. Da sehen
wir zunächst Reinhildis weinend am Brunnen sitzen. Ein anderes
Bild zeigt uns einen Engel am Pfluge, während die hl. Reinhildis
in der Kirche weilt. Auf dem letzten Bilde endlich sehen wir
einen Sarg, der die Leiche der Heiligen birgt, auf einem Wagen,
der von Ochsen gezogen wird. Auf der Rückseite ist eine Widmung
eingemeißelt, die folgendermaßen lautet:
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Vüiör düssens Tieden hölp dien Daut,
Sünt Rendel, uns ut Watersnaut;
Dat daoh wie nümmes die vergiäten,
Häbbt die to Aehr den Pütt utschmiäten.
Vor vielen Zeiten half Dein Tod
Sünt Rendel, uns aus Wassernot
das tun wir niemals Dir vergessen
haben dir zur Ehr den Pütt ausgeschmissen
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In nächster Nähe von Riesenbeck befindet sich
das Gut Surenburg (Besitzer Freiherr von Heere-man), bekannt
durch herrliche, sehenswerte gärtnerische und Park-Anlagen.
Von Riesenbeck spaziert es sich übrigens durch Wald und Flur,
über Berg und Tal in etwa einer Stunde angenehm nach Jbbenbüren
zurück.
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In nördlicher Richtung von Jbbenbüre liegt
Bad Steinbeck,
Auf dem Wege dahin, auf der Höhe des Berges, befinden sich zwei
nicht unbedeutende Ziegeleien und, wie in der ganzen Umgebung
Jbbenbürens, verschiedene große und kleine Steinbrüche. Bad
Steinbeck besitzt eine heilkräftige Schwefelquelle, die ihre
wohltätige Wirkung schon seit mehr als 80 Jahren ausgeübt hat.
Nicht weit entfernt ist das
Heilige Meer,
ein großer Binnensee (s. Abbildung), dessen Reichtum an Fischen
von jeher für die Angler unserer Gegend eine große Anziehungskraft
besaß. Die Sage erzählt, dass an dieser Stelle "vor vielen Jahrhunderten"
ein Kloster gestanden habe. Dasselbe sei mit all' seinen Insassen
versunken und an seiner Stelle das große Wasser, dessen Tiefe
heute noch nicht festgestellt ist, entstanden.
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Das heilige Meer an der Chaussee Ibbenbüren
- Hopsten
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In nordwestlicher Richtung von Jbbenbüren liegt
Hopsten,
auf sehr schöner, abwechslungsreicher Chaussee über den Dickenberg
mit Wagen oder Rad sehr leicht zu erreichen; öfter sehr schöne
Ausblicke auf den Ems-Weser-Kanal etc. Hopsten war vor 50-100
Jahren ein blühender Handelsplatz für Seidenwaren, insbesondere
nach Hannover und Holland. Die Nähe der damaligen hannoverschen
Grenze erleichterte den Verkehr ganz erheblich. Es ist auch
nicht ausgeschlossen, dass gerade Seidenwaren einem lebhaften
"Schmuggel"-Handel förderlich gewesen sind.
Auch ist das in der Nähe befindliche Dorf
Recke
früher ebenso bedeutend gewesen. Durch den neuen, Recke berührenden
Ems-Weser-Kanal dürfte Recke wieder zu größerer Bedeutung gelangen.
Eine lohnende Tour bietet auch die Bauerschaft
Uffeln,
bekannt durch das besonders in früheren Jahren große Uffelner
Moor, das von dem jetzigen Eigentümer zum weitaus größten Teil
urbar gemacht wird, immerhin ist noch eine über 40 Morgen große
Fläche vom Wasser überflutet, während früher weit über 100 Morgen
unter Wasser standen. Uffeln ist jetzt auch Bahnstation der
Kleinbahn Piesberg-Rheine und weist in seiner Umgebung wunderbare
Heide-Landschaften auf.
Durch Uffeln führt der
Ems=Weser=Kanal,
der dort sogar zu einem Hafen ausgebaut ist. Sowohl dieser Kanal,
wie auch die herrliche Gegend dürften manchen Touristen veranlassen,
auch nach hier seine Schritte zu lenken, zumal die Verpflegung
bei echtem Bauernbrot und westfälischem Schinken nichts zu wünschen
übrig lassen wird. Auch der Fußweg nach Uffeln ist äußerst abwechslungsreich
und schon seinetwegen eine Tour dorthin zu empfehlen.
Man fährt von Jbbenbüren bis Bahnhof Esch, wendet sich nach
Überschreitung des Bahngeleises zunächst nordwärts an dem Feldbahngeleise
entlang am Gehöft des Kolons Bohne vorbei, biegt auf dem ersten
Wege nach links ein nach dem Hof Niermeyer zu, dann durch Niermeyers
Busch nordwärts, bis man bei der Wirtschaft Wolters auf die
Provinzial-Straße Rheine-Osnabrück stößt (s. Karte). Oberhalb
der Chaussee ein Steinbruch. Etwas auf der Chaussee zurück von
einem Plateau aus wunderbare Aussicht! Nun folgt man der Chaussee
etwa 500 m, bis dieselbe scharf nach links abbiegt, verlässt
an dieser Stelle die Chaussee und geht geradeaus weiter bei
den Höfen Pötter und Dierkes vorbei, dann links beim Gehöft
Bange vorbei bis zur Kreisstraße Püsselbüren-Uffeln, auf welche
man in nächster Nähe des Ems-Weser-Kanals stößt. Alsdann geht
es auf der Chaussee weiter zur Besitzung des Rentners Wulff
am Uffelner Moor. In der Nähe desselben sind auch großartige,
ca. 4 km lange Fischereianlagen, dem Rentner Wulff gehörend.
Etwas weiter ist die Haltestelle Uffeln der Kleinbahn Piesberg-Rheine
und der Kanalhafen gelegen und in der Nähe sind zwei gute Wirtschaften.
Vom Bahnhof Esch aus ist Uffeln auf diesem Wege in ca. ¾ Stunden
zu erreichen.
Wer dann auf einem andern als dem beschriebenen Wege nach Jbbenbüren
zurückgelangen will, kann auch nach der, ca. ¾ Stunde entfernten
Station Hörstel gehen, um von hier gegen 5 oder 10 Uhr abends
mit der Bahn zurückzufahren.
In der Nähe des Städtchens Westercappeln
befinden sich die Slopsteine. Dieselben werden als Grabstätten
alter Helden bezeichnet, wie auch schon der Name (slopen = schlafen)
sagt, und dürfte daher ihre Besichtigung interessieren. Um nach
Westercappeln zu gelangen, fährt man am besten von Ibbenbüren
nach Station
Seite 49. Velpe,
von wo der Ort etwa ¾ Stunde entfernt und auf einer gut gehaltenen
Chaussee zu erreichen ist. Von Westercappeln kann man gegen
Abend mit der Kleinbahn Piesberg-Rheine nach Osnabrück gelangen,
dann von hier aus nach Ibbenbiiren zurückfahren. Von Station
Velpe kann auch eine Tour nach dem fiskalischen Forste
Seite 51. Habichtswald
und daran anschließend nach Stift Leeden empfohlen werden, jedoch
ist dazu von Ibbenbiiren aus ein ganzer Tag erforderlich.
Nicht nur die Schönheiten der Natur nehmen im Habichtswalde
unsere Sinne gefangen, sondern auch ein altes Stück glorreicher
deutscher Geschichte tritt uns fast unvermittelt vor Augen -
wir befinden uns nach den Forschungen des Herrn Prof. Dr. Knoke
aus Osnabrück in einem Römerlager aus der Zeit des römischen
Feldherrn Varus, welcher bekanntlich von Hermann dem Cherusker
im Jahre 9 n. Chr. in der Schlacht am Teutoburger Walde mitsamt
seinen Legionen beinahe aufgerieben wurde.
Von Stift Leeden aus ist eine Fußwanderung nach Tecklenburg,
besonders über den Gebirgskamm, die Margarethen-Egge, äußerst
interessant, von wo die Rückkehr nach Ibbenbüren in mehrfach
erwähnter Weise erfolgt.
Eine kleine schöne Halbtagstour lässt sich auch noch mit der
Teutoburger-Wald-Eisenbahn von Ibbenbüren über Brochterbeck
nach dem
Seite 50. Dörenther Hafen
machen. Man kommt hierbei durch das vor Brochterbeck belegene
wundervolle Bocketal, vor dessen Eingang man am Bergabhang zunächst
die schön gelegene, weithin sichtbare Stärkefabrik der Firma
Hermann Kröner, sowie verschiedene Steinbrüche erblickt. Am
Dörenther Hafen befinden sich gewöhnlich Schiffe, die entladen
oder befrachtet werden. Vom Hafen gelangt man in etwa einer
Stunde auf guter Chaussee nach Ibbenbüren zurück und kann unterwegs
auch noch die mehrfach erwähnten beiden alten Kreuze in Dörenthe,
wie auch die Dörenther Klippen besichtigen.
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Es sei noch darauf hingewiesen, dass infolge
der günstigen Eisenbahnverbindungen auch die benachbarten Städte
Seite 51. Osnabrück und Rheine
von Ibbenbüren aus bequem besucht werden können; nach beiden
Richtungen fahren täglich je 9 Züge.
Die Fahrt nach Osnabrück dauert mit Personenzügen 35 Minuten
und mit Schnellzügen 22 Minuten, nach Rheine noch einige Minuten
weniger.
Die alte ehrwürdige Stadt Osnabrück mit ca. 70000 Einwohnern
bietet manche Sehenswürdigkeiten und Abwechslungen und jeder
Fremde wird von der Schönheit der Stadt und Umgegend entzückt
sein.
Der Besuch der aufblühenden Industriestadt Rheine, an der Ems
gelegen, dürfte ebenfalls für viele von Interesse sein. Dort
ist es besonders das
Solbad "Gottesgabe" bei Rheine,
welches seiner schönen Lage wegen einen Anziehungspunkt für
die ganze Umgegend bildet. Es seien deshalb sowohl Einheimische,
als auch Sommerfrischler und Touristen hierauf zum Schluss noch
aufmerksam gemacht. Vom Bahnhof Rheine aus sorgen Omnibusverbindungen
für eine bequeme und angenehme Beförderung von und nach dem
Bade. Fußgänger erreichen die Saline und das Bad auf schattigem
Wege - dem Salinenkanal entlang - vom Tietor aus in 25-30 Minuten.
"Gottesgabe" hat eine geschützte Lage an den ausgedehnten Waldungen
des Schlosses Bentlage. Es ist ein hübsches, im Landhaus-Stil
gehaltenes, modern eingerichtetes Kurhaus mit Sälen und Veranden
vorhanden. Im Kurgarten mit schattigen Plätzchen, Grotten etc.,
finden wöchentlich Konzerte statt. Parkanlagen stehen mit dem
Walde in Verbindung Das Badehaus enthält 25 Badezellen. Ein
400 Meter langes Gradierwerk spendet den Kurgästen ozonreiche
Salz-Luft. (Näheres siehe Inserat.)
Wir könnten die Beschreibung unserer nach allen Richtungen hin
herrlichen Gegend mit Leichtigkeit noch weiter ausdehnen, glauben
aber, dass aus den beschriebenen Ausflügen und Spazierwegen
sich für den Leser dieser Zeilen schon ihm besonders zusagende
Touren zusammenstellen lassen. So gewinnt denn Ibbenbüren nicht
nur als Ausflugsort, sondern auch als Sommerfrische, wozu es
sich seiner herrlichen und günstigen Lage wegen besonders eignet,
von Jahr zu Jahr an Bedeutung. Wir geben uns daher der Hoffnung
hin, dass unser idyllisches Tal und seine umliegenden Berge
dem fremden Wanderer und Ruhebedürftigen recht häufig Stärkung
und Erholung von den Sorgen und Plagen der Berufsarbeiten gewähren
mögen, und sich zu diesem Zwecke ein häufigerer Besuch dieser
Gegend ganz von selbst empfiehlt.
Kurz, ein Besuch Ibbenbürens und seiner Berge sowohl für kurzen
als längeren Aufenthalt ist außerordentlich lohnend.
Und in der Hoffnung, dass alle Besucher bald wieder einmal ihre
Schritte nach unserem Städtchen lenken mögen, rufen wir ihnen
allen zu:
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Auf Wiedersehen !
Gar freudig haben wir begrüßt,
Die unsrer Heimatstadt gedachten;
Gewiss wird allen es versüßt,
Wenn sie auf unsre Gegend achten.
Ringsum der Berge Wellenkranz
Liegt uns're Stadt hinein gebettet
Anmutig da im Sonnenglanz,
Wo Bild an Bild sich freundlich kettet.
Man braucht deshalb mit eil'gem Sinn
Nicht achtlos von hier fortzustreben,
Hier bringt das Schauen wohl Gewinn
Und viele Freuden wird es geben.
Schaut nur auf Feld und Wald und Flur
Hinab von uns'rer Berge Höhen,
Genießet und gestehet nur,
Wie schöne Bilder ihr gesehen!
Nicht achtlos muss vorüber gehn
Wer eingekehrt in Ibbenbüren,
Viel ist des Schönen hier zu sehn,
Drum lasst Euch wieder zu uns führen.
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Empfehlenswerte Hotels, Restaurationen,
Geschäfte etc. - Seite 54 bis 78
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Illustrierter Führer
und Heimatbuch für Ibbenbüren und Umgegend - Ausgabe von 1912
Die Reihenfolge im Inseratenanhang
bedingt keinen Maßstab
für die Güte.
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Seite 55 bis 78 - Reklame
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Inseratenanhang
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Seite 60 - Restauration Gustav Brunne
Restauration B. Linneschmitdt - Gartenwirtdchaft
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Seite 60 - August Richter - Laggenbeck
Seite 60 - Anton Sommermeyer
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Ausgabe von 1912
Illustrierter Führer und Heimatbuch
für Ibbenbüren und Umgegend
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Seite 78 - Th. Rieping - Ibbenbüren
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Herausgegeben 1912 auf Veranlassung des Verschönerungs-Vereins zu Ibbenbüren.
Verfasser war vermutlich Dr. Julius Krummacher, er war 1. Vorsitzender
des Verschönerungs-Vereins
Quelle: Illustrierter Führer und Heimatbuch für Ibbenbüren und Umgegend
- Ausgabe von 1912
Siehe auch unsere Webseite - Gasthöfe
und Brauereien in Ibbenbüren um 1900 > > >
Foto oben (Blick auf Ibbenbüren mit Nike und Textilfabrik Többen
- 1922) Sammlung Rohlmann
© Förderverein Stadtmuseum Ibbenbüren e. V.
Breite Straße 9 - 49477 Ibbenbüren
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