Stolpersteine
- Stolpersteine
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Ibbenbüren
- Lenkungskreis - Projekt Stolpersteine..
Aktion gegen das Vergessen der Gräueltaten im Nationalsozialismus.
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Inhalt/Themen
:: Initiative
Stolpersteine - Ibbenbüren e.V. |
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Stolpersteine
in Ibbenbüren (4) |
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An sechs Stellen in Ibbenbüren wurden am 9. November 2024
sieben Stolpersteine verlegt: |
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Lengericher Straße 47 |
1 Stolperstein |
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Alte Münsterstraße
2 |
1 Stolperstein |
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Unterer Markt 2 |
2 Stolpersteine |
in korrigierter Fassung |
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Oberer Markt 9 |
1 Stolperstein |
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Große Straße 60 |
1 Stolperstein |
zusätzlich |
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Nordstraße 22 |
1 Stolperstein |
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Lengericher Straße 47 |
Lengericher Straße 47 |
Lengericher Straße 47 |
Lengericher Straße 47 |
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Verlegung November 2024 |
Verlegung November 2024 |
Verlegung November 2024 |
Verlegung November 2024 |
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An der Lengericher Straße 47, in einer Sackgasse gegenüber dem Motorradmuseum (frühere Schule Lehen), wohnte die Familie Windhaus.Der ledige Schornsteinfeger-Geselle Wilhelm Windhaus, geboren am 10. Oktober 1900 in Ibbenbüren-Lehen, ein Sohn von Heinrich und Theresia Windhaus, wurde am 12. September 1934 in die Provinzial-Heilanstalt Münster-Marienthal eingewiesen. Die Diagnose lautete: „Schizophrenie“. Knapp sieben Jahre verbrachte er in dieser Klinik.
Bei der Vorbereitung auf die erste Stolperstein-Verlegung für ein Opfer der Verfolgung und Vernichtung von Menschen mit körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderungen (von den Nationalsozialisten als „lebens-unwertes Leben“ bezeichnet, denen der „Gnadentod“ gewährt werden sollte) ging der Lenkungskreis davon aus, dass Wilhelm Windhaus in die deutlich näher gelegene Provinzial-Heilanstalt Lengerich eingewiesen worden wäre. Doch unter den 440 Menschen, die von Lengerich aus in vier Tötungsanstalten transportiert wurden, befand sich sein Name nicht. Eine Anfrage an die Anstalt Hadamar ergab, dass Wilhelm Windhaus am 31. Juli 1941 mit 80 weiteren Patienten von Münster aus in die Anstalt Eichberg (Hessen) verlegt wurde und dort am 16. Dezember 1941 starb. So steht es jedenfalls auf der Sterbeurkunde. Als Sterbeort ist dort „Eichberg, Gemeindebezirk Erbach“ eingetragen. Als Todesursache wird „Siechtum bei Spaltungs-Irresein“ angegeben, eine Übersetzung des griechischen Fachbegriffs „Schizophrenie“.
Geplant war offensichtlich die Ermordung der Patienten aus Münster in der Tötungsanstalt Hadamar, in die sie nach vier bis sechs Wochen verlegt werden sollten. Doch am 24. August 1941 wurde die „Aktion T4“ auf Weisung von Adolf Hitler reichsweit eingestellt. „Aktion T4“ (nach der Zentralstelle in der Tiergartenstraße 4 in Berlin) ist eine nach 1945 gebräuchlich gewordene Bezeichnung für den systematischen Massenmord an mehr als 70.000 Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen in Deutschland von 1940 bis 1941 unter Leitung der Zentraldienststelle T4. Diese Ermordungen waren Teil der Krankenmorde in der Zeit des Nationalsozialismus, denen bis 1945 über 200.000 Menschen zum Opfer fielen.
Und dass die Aktion offiziell beendet wurde, hat etwas mit der Klinik in Münster zu tun. So wurden dort seit 1941 wie auch in anderen Einrichtungen dieser Art Listen von Patienten zusammengestellt, die in Vernichtungslager abtransportiert werden sollten. Allerdings konnten diese nicht vor den Clemensschwestern geheim gehalten werden, die ebenfalls für die Pflege der Patienten zuständig waren. So soll es der niederländischen Ordensschwester Laudeberta zu verdanken sein, die auf Anraten des Münsteraner Pastors Rensing den damaligen Bischof von Münster, Clemens August Graf von Galen, davon informiert hat. Dieser prangerte daraufhin in seiner Predigt vom 3. August 1941 in St. Lamberti öffentlich diesen Umstand an, was letztendlich dazu führte, dass die „Aktion T4“ offiziell eingestellt, aber in Wirklichkeit zunächst nur einmal unterbrochen wurde.
Doch Windhaus und die übrigen Patienten aus Münster wurden nicht zurückgeschickt, sondern sie blieben in Eichberg oder einer benachbarten hessischen Klinik, wo die meisten von ihnen direkt (in Gaskammern) oder aber indirekt (durch bewusste Mangelernährung, systematische Vernachlässigung oder die Verabreichung von Medikamenten) ermordet worden sind. Der Bevölkerung im Tecklenburger Land war zu diesem Zeitpunkt nur bekannt, dass 440 Menschen aus der Provinzial-Heilanstalt Lengerich deportiert wurden. Man wusste nicht, wohin man sie transportierte. Gerüchte zirkulierten, dass diese Menschen durch Versuche mit Gas ermordet wurden. |
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Alte Münsterstraße 2 |
Alte Münsterstraße 2 |
Alte Münsterstraße 2 |
Alte Münsterstraße 2 |
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Verlegung November 2024 |
Verlegung November 2024 |
Verlegung November 2024 |
Verlegung November 2024 |
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Bei der dritten Stolperstein-Verlegung am 23. Juni 2021 wurde in der Alten Münsterstraße 2 vor der Metzgerei Holtkamp (ehemals Börgel) ein Stein zum Gedenken an Isaak Winkler in den Gehweg eingefügt. Im Faltblatt zur 3. Verlegung haben wir darauf hingewiesen, dass eventuell daneben ein Stolperstein für Helene Wexseler hinzugefügt werden soll. Das passiert nun bei der vierten Verlegung am 9. November 2024.
Helene Wexseler wurde am 13. August 1874 in Ankum geboren und verbrachte ihre Kindheit in Bersenbrück. In der Broschüre „Euer Name lebt – Stolpersteine in Bersenbrück“ zur Stolperstein-Verlegung am 23. Juni 2021 (am Nachmittag nach der Ibbenbürener Aktion!) steht über sie: „Tochter Lena (Helene) … verließ früh das Elternhaus, arbeitete kurzzeitig in Hannover und war mit 22 Jahren ab 1896 als Hausangestellte bei ihrer Tante Friederika tätig. Sie verstarb unverheiratet 1934 und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Ibbenbüren beerdigt.“ Das genaue Sterbedatum von Helene Wexseler ist der 19. Juli 1934. Für zwei ihrer Geschwister wurden in Bersenbrück Stolpersteine verlegt: Adolf (Jahrgang 1876) und Paulina (Jahrgang 1879) wurden 1941 nach Riga deportiert und dort am 5. Februar 1942 ermordet. Ein derart grausames Schicksal musste Helene Wexseler nicht erleiden. Sie hat jedoch miterlebt, wie die Stimmung gegenüber ihrem Arbeitgeber Isaak Winkler umschlug, als die Nationalsozialisten in Ibbenbüren das Sagen hatten. Im Januar 1933 begann für die jüdischen Geschäftsleute eine Zeit der Ausgrenzung, des Boykotts und des Terrors, die Helene Wexseler auch sehr deutlich zu spüren bekommen hat.
Auf ihrem Stolperstein steht derselbe Text wie bei Isaak Winkler: „GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET“. Wer die beiden Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof in Ibbenbüren besucht, ist beeindruckt von der Größe und von der einheitlichen Gestaltung. Da wird deutlich: die beiden gehören zusammen. Die verbindet mehr als bloß ein Arbeitsverhältnis als Metzgermeister und Hausangestellte! Und so liegen jetzt auch die beiden Stolpersteine nebeneinander vor dem Metzgerladen. Übrigens haben wir aus einem Artikel in der Münsterland-Zeitung vom 27.9.2022 erfahren, dass ein jüngerer Bruder von Isaak Winkler, nämlich Moritz Winkler (geboren am 9. September 1864 in Ibbenbüren) in Ahaus ebenfalls einen Metzgereibetrieb unterhielt und ein ähnlich hohes Ansehen in der Bevölkerung genoss wie sein Bruder Isaak. Moritz starb am 28. Januar 1937 im Alter von 72 Jahren. Seine Witwe, die nach seinem Tod nach Brasilien fliehen konnte, bekam einen Stolperstein im Jahr 2011, er aber nicht. |
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Unterer Markt 2 |
Unterer Markt 2 |
Unterer Markt 2 |
Unterer Markt 2 |
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Verlegung November 2024 |
Verlegung November 2024 |
Verlegung November 2024 |
Verlegung November 2024 |
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Manfred Löwenstein, geboren am 17.9.1902, war das zweitälteste Kind von Sally und Berta Löwenstein und der Bruder von Julius, Lilly und Siegfried. 1935 heiratete er Emma Poppert. Manfred Löwenstein gehörte das Schuhhaus Hanseat in Osnabrück, in dem sein Bruder Julius als Prokurist arbeitete. 1928 bürgten beide für das Geschäft ihres Vaters, um dessen Konkurs abzuwenden. Später eröffnete Manfred an der Adresse Unterer Markt 2 in Ibbenbüren selbst ein Kaufhaus.
1935 organisierte die NSDAP-Ortsgruppe einen lokalen Boykott gegen alle Geschäfte, die von Juden geführt wurden. In der Folge des Boykotts musste auch Manfred sein Geschäft aufgeben. Er verpachtete die Geschäftsräume schließlich an einen SA-Mann, der ihm jedoch offenbar die Pacht nicht zahlte und das Geschäft bereits ein Jahr später wieder aufgeben musste. Manfred Löwenstein ließ bei seinem Schuldner Teile des Hausrats pfänden und beschimpfte den SA-Mann als Lump und Betrüger, was in der Öffentlichkeit für viel Aufmerksamkeit sorgte. Manfred und seine Frau Emma Löwenstein flohen kurze Zeit später in das nahegelegene Enschede. Manfreds Eltern Sally und Bertha Löwenstein gelang es 1938, zur Tochter Lilly und deren Mann Walter Poppert nach Südafrika zu fliehen, die bereits 1936 dort Zuflucht gefunden hatten. 1939 gelang schließlich auch Julius und Eleonore Löwenstein die Flucht nach Südafrika.
Emma Löwenstein geb. Poppert, geb. am 18.3.1904, und Manfred Löwenstein überlebten die Shoa und zogen nach Amersfoort, wo Manfred am 22. Mai 1962 starb. Emma Löwenstein starb am 26. April 1996 in Bussum. |
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Oberer Markt 9 |
Oberer Markt 9 |
Oberer Markt 9 |
Oberer Markt 9 |
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Verlegung November 2024 |
Verlegung November 2024 |
Verlegung November 2024 |
Verlegung November 2024 |
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Alfred Rosenthal wurde am 23.3.1873 als Sohn von Johanna und Leffmann Rosenthal in Ibbenbüren geboren. Er war der Bruder von Julius, Emma, Josef, Felix und Nanny Rosenthal. Er arbeitete in Ibbenbüren als Schriftsetzer für das Tecklenburger Kreisblatt. Nachdem er 43 Jahre für diese Zeitung gearbeitet hatte, erhielt er die goldene Medaille und die goldene Anstecknadel des deutschen Buchdruckervereins. Er war Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Ibbenbürens und wie Sally Goldschmidt und Josef Rosenthal Mitbegründer des Junggesellen-Schützenvereins. Die spätestens 1928 angefangene Drangsalierung jüdischer Mitbürger muss Alfred Rosenthal als Bewohner der Innenstadt Ibbenbürens unmittelbar mitbekommen haben. Am 7. Januar 1933 nahm sich Alfred Rosenthal nach Angaben von Ernst Rosenthal aus Angst vor den Nationalsozialisten das Leben, indem er sich aus dem Fenster stürzte. |
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Synagogenstraße |
Synagogenstraße |
Synagogenstraße |
Synagogenstraße |
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Große Straße 69 |
Große Straße 69 |
Große Straße 69 |
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Verlegung November 2024 |
Verlegung November 2024 |
Verlegung November 2024 |
Verlegung November 2024 |
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Liesel Rosenthal kam am 29. März 1944 als Tochter von Martha und Erich Rosenthal im Durchgangslager Westerbork zur Welt, nachdem ihre Familie bereits aus Ibbenbüren und Köln geflohen und am 3. Januar 1939 nach Rotterdam geflüchtet war.
Von dort aus wurde die Familie am 6. März 1940 nach Westerbork deportiert. Das Lager Westerbork weckte bei vielen Inhaftierten eine trügerische Atmosphäre, dass ihr Schicksal sich günstig gefügt habe: Das Lager verfügte über eine Krankenstation und eine Schule für die Kinder. Die Inhaftierten genossen Freiheiten, die sie zuvor mitunter nicht hatten. Dies mag erklären, wie Martha und Erich Rosenthal im Lager dazu kamen, ein weiteres Kind zu bekommen.
Liesel hatte einen älteren Bruder namens Karl, geboren am 8. April 1938. Am 4. September 1944 wurden Erich, Martha, Karl und Liesel mit einem Sammeltransport zunächst nach Theresienstadt deportiert. Am 23. Oktober 1944 wurden die Rosenthals nach Auschwitz verbracht, wo Martha, Karl und Liesel umgehend in einer der letzten Vergasungen am 25. Oktober 1944 ermordet wurden. Erich Rosenthal wurde am 13. Januar 1945 im KZ-Außenlager Golleschau ermordet. |
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Alte Nordstraße 22 |
Alte Nordstraße 22 |
Alte Nordstraße 22 |
Alte Nordstraße 22 |
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Verlegung November 2024 |
Verlegung November 2024 |
Verlegung November 2024 |
Verlegung November 2024 |
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Ludwig Bitter war ein außergewöhnlicher Mensch. Er entwickelte offensichtlich durch gesundheitliche Einschränkungen neue Potentiale. Blieb aber auch unstet. Mehrfache Schulwechsel und Arbeit im Familiengeschäft brachten ihn zu dem Entschluss, Priester werden zu wollen. Die Grundlagen dazu wollte er am Gymnasium Dionysianum in Rheine erwerben, dort lernte er alte und neue Sprachen: Griechisch, Lateinisch, Spanisch, Französisch. Kein ungewöhnlicher Weg. Vielen jungen Männern ermöglichte dieser Weg überhaupt einen Hochschulzugang. Statt Theologie studierte er aber Publizistik und verwandte Fächer. Er gehörte zu den ersten Studenten Münsters, die Slawistik mit dem Schwerpunkt Russisch studierten. Später kam Englisch hinzu. Der katholische Glaube ebnet ihm den Weg zum Sozialismus und Pazifismus. Die Bergpredigt steht häufig damit in Verbindung. Politisch bringt ihn das in die Nähe der SPD und der KPD. Der „Freie Sozialistische Studentenbund“ wird für ihn und andere, die er in der späteren Haft wiedertrifft, Heimat zum Debattieren in Münster. An der Universität Königsberg mehren sich aber seine Zweifel, ob der Weg richtig sei.
Intensive Studien seinerseits verhindern, dass er sich in eine Parteiräson pressen lässt. Die Stalinisierung der KPD und der Missbrauch des Begriffs „Sozialismus“ durch die Faschisten lassen ihn wieder in die katholische Kirche zurückkehren. Auf realer und philosophischer Ebene. Er lässt sich zum Mittelschullehrer ausbilden. Im Juli 1933 wird er allerdings verhaftet aufgrund seiner früheren politischen Aktivitäten. Es folgen Hausdurchsuchung in seiner Herkunftsfamilie in Ibbenbüren, Beschlagnahme verdächtiger Materialien, Verhöre. In der Haftanstalt in Recklinghausen trifft er frühere politische Begleiter wieder. Hier wird gefoltert. Auch schon mal mit Todesfolge. Danach Verlegung in das Zuchthaus Siegburg. Dann ins KZ Brauweiler. Dann in das Emslandlager Neusustrum. November 1933 bewirkt sein Bruder Hubert seine Entlassung.
Ludwig darf aber seinen Lehrerberuf nicht ausüben. Achtmal zieht er um. Überall überwacht ihn die Gestapo. Anscheinend sind ihm auch einige Ibbenbürener, denen er missliebig ist, auf den Fersen. Im August 1938 findet er durch Vermittlung in Hamburg St. Georg Arbeit in einem Gemeindebüro. Und kann in der Knabenschule doch als Lehrer tätig sein.
1940 wird er zum Wehrdienst eingezogen. Nach der Grundausbildung wird er erst an der französischen Kanalküste eingesetzt. Seine Sprachkenntnisse kommen seinen militärischen Vorgesetzten entgegen. Auch in der Sowjetunion: 1942 wird er an die Ostfront geschickt. Dort stirbt er am 27. September 1942 im Lazarett. |
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Norbert Ortgies referierte zu Ludwig Bitter im Pfarrheim St. Mauritius |
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Gedenken an Reichspogromnacht 1938
Quelle:
IVZ vom 26 November 2023
Beer: „Es gilt: Nie wieder ist jetzt“
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Erinnern ist wichtig, aber
das ist kein Ersatz für Solidarität“ – mit diesem Statement
hat Florian Beer beim Themenabend im Kepler-Gymnasium die rund
75 Teilnehmenden aufgefordert, aktiv gegen den Antisemitismus
in der Gesellschaft vorzugehen. Beer, pädagogischer Mitarbeiter
der Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit Beratung bei
Rassismus und Antisemitismus (SABRA) in Düsseldorf, berichtete
über aktuelle Erfahrungen junger jüdischer Vereinsfußballer.
„Antisemitismus gibt es in allen Teilen der Gesellschaft – wer
das nicht anerkennt, hat schon ein Problem“.
Es sei „eine Herausforderung für eine demokratische Gesellschaft“,
Zeichen gegen den Antisemitismus zu setzen, hatte Ralf Hankwitz
als Vertreter der Schulleitung in der Begrüßung hervorgehoben.
Mit „Im Abseits – der Wahrnehmung!? Jüdisches Leben in Deutschland
am Beispiel Fußball“ war der Themenabend anlässlich des Gedenkens
an die Reichspogromnacht am 9. November 1938 überschrieben.
„Wenn wir uns an den Tag erinnern, müssen wir feststellen, dass
es aktuell viel sichtbare Judenfeindlichkeit in der Gesellschaft
gibt“, betonte Hankwitz. Und es stimme „sehr nachdenklich, dass
jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger heute wieder in Angst
leben müssen“.
Für den Lenkungskreis Stolpersteine aus dem Stadtmuseum sagte
Gernold Mudrack, in der Stadt gebe es Mehr als 50 Stolpersteine.
Jeder einzelne sei ein „Zeichen der Vertreibung“. Einer der
Stolpersteine erinnert an den Fußballer Walter „Kiki“ Goldschmidt,
ergänzte Richard Frank. Der kleine und wendige Fußballer spielte
für die ISV in der gleichen Mannschaft wie Hermann Gösmann,
der später von 1962 bis 1975 Präsident des Deutschen Fußballbundes
(DFB) war. Goldschmidt - die Metzgerei Goldschmidt befand sich
am Unteren Markt, später Sandmann, heute Sanitätshaus Menssen
- gelang 1936 die Flucht nach Südafrika. 1976 kehrte er auf
Einladung ehemaliger Mitspieler für gut vier Wochen in seine
alte Heimat zurück, 1981 ein zweites Mal. „,Er hat bei diesen
Besuchen die Lebensumstände zu Zeiten der Nazis in Schulen und
im Verein eindrucksvoll beschrieben, etwa dass Kunden der Metzgerei
fotografiert und später öffentlich gebrandmarkt wurden, weil
sie „bei Juden eingekauft“ hätten, erläuterte Frank.
Publizist und Autor Heiko Schulze aus Osnabrück stellte seine
Recherchen zum Thema „lila weiß – braun“ am Beispiel des VfL
Osnabrück vor. Er erinnerte zunächst daran, dass der Sport erst
ab etwa 1906 in einer größeren Öffentlichkeit anerkannt worden
sei, weil das Kaiserhaus ihn für gut befunden habe. Zuvor seien
Sporttreibende als „Fußlümmel“ oder „von der englischen Krankheit
Befallene“ verspottet worden. In der Entwicklung seien dann
viele militärische Begriffe in den Fußball eingeführt worden,
auch, um ihn von dem englischen Original abzugrenzen. „Der gute
Deutsche turnt“ , um für den Militärdienst fit zu sein (oder
zu bleiben), war die Intention des neuen Sports dem Zeitgeist
angepasst.
Schulze informierte darüber, dass in verschiedenen Vereinen
in Osnabrück „Judenhasser“ früh in wichtigen Funktionen waren.
Gegenspieler dieser war Ernst Sievers, erster Vorsitzender des
neuen VfL Osnabrück. Der war Schwimmer, Leichtathlet, Turner
und Fußballer beim FC Teutonia Osnabrück. Zudem habe er sich
als Übungsleiter für neue jüdische Vereine zur Verfügung gestellt.
„Der Fußball entwickelte sich zum Arbeitersport. Die Nazis verhängten
am 20. April 1933 Betätigungsverbote, in der Folge lösten sich
viele Vereine auf.“ Vereinsführer des VfL wurde Hermann Gösmann
aus Ibbenbüren, der seit 1931 in Osnabrück lebte. Er führte
den Verein stillschweigend nach „Nazi-Regeln“ und wurde später
als unbelastet eingestuft. Florian Beer zählte in seinem Statement
viele Ereignisse auf, die aktuell Antisemitismus zeigen – etwa:
Fußballspiele jüdischer Vereine werden abgesagt oder finden
ohne Zuschauer statt, Juden verstecken ihre eigene Identität
aus Angst – Antisemitismus ist alltagsbegleitend - eine bittere
Erkenntnis – im doppelten Sinne.
Er hob hervor, dass es inzwischen auf vielen und „hoffentlich
bald auf allen“ Vereinsseiten Buttons gebe, über den antisemitische
Vorfälle gemeldet werden können. „Das Problembewusstsein ist
ganz wichtig.“ Es gilt „Nie wieder ist jetzt“, beendete Beer
unter dem Beifall des Publikums sein Statement. Im Anschluss
war Gelegenheit, die in Zusammenarbeit mit dem Fußballmuseum
in Dortmund entliehene Ausstellung über die Schicksale jüdischer
Fußballer und Funktionäre zu besichtigen. Diese ist noch bis
Donnerstag jeweils an den Schultagen von 8 bis 14 Uhr im Kepler
zu sehen. - https://www.ivz-aktuell.de/articles/302235/ibbenbueren/gesellschaft-soziales/beer-es-gilt-nie-wieder-ist-jetzt?take=9&skip=0&mediaTypes=articles&mediaTypes=galleries&mediaTypes=videos&term=Reichsprogromnac
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Spende
der SPD an die Initiative Stolpersteine
Quelle:
IVZ vom 26 November 2022
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Spende in Höhe von 500 Euro überreichte Hermann
Hafer (3.von links), Fraktionsvorsitzender der SPD Ibbenbüren,
an Gernold Mudrack (2.v.l.), Gründer und Sprecher der Initiative
"Stolpersteine für Ibbenbüren". Seit 2016 hat die Initiative
60 Stolpersteine an 14 Stellen in Ibbenbüren verlegt. In drei
Aktionen (2016, 2017 und 2021) hat der "Erfinder" der Stolpersteine,
Künstler Günter Demnig die Gedenksteine an die Opfer des Nationalsozialismus
selber verlegt. Einen Termin am 9. November 2018 hatte der Bauhof
übernommen.
An der Übergabe der Spende nahmen auch Bürgermeister Dr. Marc
Schrameyer (1.) und Karl-Heinz Völler, Fraktionsgeschäftsführer
der SPD, teil. Aus den Spenden der Fraktionsmitglieder werden
regelmäßig gemeinnützige Organisationen unterstützt, diesmal
die Stolperstein-Initiative, die sich als Arbeitsgruppe des
Stadtmuseums konstituiert hat. Die Planung der weiteren Aktionen
liegt in den Händen des Lenkungskreises. Der trifft sich wieder
am Mittwoch, 7. Dezember, um 18 Uhr im Stadtmuseum. Alle Interessierten
sind eingeladen. thal,
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Spende in Höhe von 500 Euro überreichte
Hermann Hafer (3.von links), Fraktionsvorsitzender der
SPD Ibbenbüren, an Gernold Mudrack (2.v.l.), An der Übergabe
der Spende nahmen auch Bürgermeister Dr. Marc Schrameyer (1.)
und Karl-Heinz Völler, Fraktionsgeschäftsführer der SPD, teil.
IVZ
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Mehr
als 50 Menschen gedenken der Novemberpogrome
Synagogenbrand in Ibbenbüren 1938
Quelle: IVZ
vom10-11-2022 > > >
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Rosenthal, Löwenstein und viele andere: Das
Gedenken an die Opfer des Holocaust wird in Ibbenbüren hochgehalten.
Am Mittwochabend gedachten mehr als 50 Menschen der Novemberpogrome.
Auch eine Zeitzeugin kam zu Wort.
Es war eine der dunkelsten Stunden auch der Ibbenbürener
Geschichte, an die heute neben den in der Stadt verlegten „Stolpersteinen“
nur eine Stele erinnert. Sie steht am früheren Platz des jüdischen
Gotteshauses an der heutigen Synagogenstraße. Die Synagoge brannte
im Zuge der Novemberpogrome gegen die jüdische Bevölkerung im
Jahr 1938 ab.
Dort trafen sich am Mittwochabend mehr als 50 Teilnehmer auf
Einladung der Initiative Stolpersteine im Verbund mit dem Stadtmuseum,
um der Gräuel zu gedenken. „Hier stand sie, die Synagoge“, begann
Gernold Mudrack. Von einer „Zierde für die Stadt“ habe die Stadtverwaltung
einst über das 1912 und 1913 erbaute Gebäude gesprochen. „Ja,
sie war eine Zierde.“ Der Pfarrer im Ruhestand, der die Deutschen
von damals ein „Volk der Schlechtigkeit“ nannte, erzählte, dass
etwa die jüdischen Metzgereien schon 1935 geschlossen worden
waren und an „Arische“ übergingen. Und er erinnerte an die Flucht
vieler Juden in die Niederlande, was am Ende auch keinen Schutz
brachte, weil sie im Kriegsverlauf aufgespürt und in die Vernichtungslager
im Osten deportiert wurden.
Bei früheren Gedenkveranstaltungen an der Synagogenstraße seien
immer noch Gäste dabei gewesen, die aus eigener Anschauung die
Ereignisse wiedergeben konnten, so Mudrack. „Es werden aber
immer, immer weniger.“ Um die Erinnerung wachzurufen, wollte
er eigentlich aus dem Buch „Pädagoge mit Prinzipien – Rektor
Ströhmer und die Nazis“ von Norbert Ortgies zitieren. Doch als
sich aus der Schar der Gäste Magdalene Lohage leise zu W
ort meldete, verwarf er kurzerhand die Idee und bat sie
ans Mikrofon.
„Auch Ibbenbürener Juden erlitten dieses Schicksal.“ Gernold
Mudrac
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Spende der SPD an die Initiative Stolpersteine
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Die 98-jährige Ibbenbürenerin errzählte von
dem 9. November, dem Synagogenbrand.. „Plötzlich sah ich
wäs es hier brannte, Foto: M.Fanke
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So erzählte die 98-jährige
Ibbenbürenerin, die damals die Höhere katholische Mädchenschule
besuchte, kurz vom Morgen nach dem 9. November, dem Synagogenbrand.
„Plötzlich sah ich während des Unterrichts, wie es hier brannte“,
erzählte sie. Von Kindern, die mit der Thora Fußball gespielt
hätten – Mudrack hatte dieses Ereignis zuvor wiedergegeben –
wisse sie nichts. Aber die Nonnen in der Schule hätten ihnen
untersagt, zu dem Brand zu gehen und zu schauen. Damit hätte
man sich ja schon verdächtig gemacht, sagte Lohage. Der zweite
Teil der Gedenkveranstaltung führte in die Christuskirche, wo
Schüler des elften Jahrgangs des Keplergymnasiums mit ihrer
Lehrerin Brigitte Bösing einige Biografien ins Gedächtnis riefen.
Auch jene der Familie Rosenthal, die Nachbarn der Synagoge waren.
Ihre Stolpersteine waren am Mittwochabend extra mit roten Rosen
umrahmt.
Die Zuhörer erfuhren zum Beispiel von Karl Rosenthal, der 1941
im Alter von 28 Jahren ermordet wurde. Und auch von Manfred
Löwenstein, der 1935 floh und über dessen Schicksal nichts weiteres
bekannt ist. Für jedes Opfer war in der Kirche eine kleine Holz-Stele
platziert – der Mittelteil des Kirchenraums damit gefüllt. Mudrack
erklärte abschließend, dass das Projekt Stolpersteine noch nicht
abgeschlossen sei, Geld für zehn Steine sei noch da. Neue Spenden
seien willkommen – und Mitstreiter auch.
Die Stolperstein-Initiative tagt wieder am 7. Dezember, 18 Uhr,
im Stadtmuseum. Interessierte sind willkommen.
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Stolpersteine
in Ibbenbüren (3)
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23.06.2021 |
An 6 Stellen in Ibbenbüren wurte am 23. Juni
19 Stolpersteine verlegt:
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23.06.2021 |
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Der Zeitplan - 23.06.2021 |
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9.00 Uhr - Poststraße 7 |
11 Stolpersteine |
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9.40 Uhr - Alte Münsterstraße
2 |
1 Stolperstein |
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10.10 Uhr - Synagogenstraße
1 |
1 Stolperstein |
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10.45 Uhr - Laggenbecker Straße
296 |
1 Stolperstein |
(Ende der Sackgasse) |
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11.25 Uhr - Grube Sonnenschein |
3 Stolpersteine |
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11.55 Uhr - Abendsternschacht 39 |
2 Stolpersteine |
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1 - Poststraße 7 - Fam. Rosenthal -
. 11 Stolpersteine
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Rosenthal
Poststraße 7
11 Stolpersteine
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Poststraße 7
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Poststraße 7 - 1937
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Poststraße 7 - 1995
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Poststraße 7 - 2021
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Fam. Rosenthal
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Stadtschänke
Hantelmann
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Stadtschenke Erich Rüschenschmidt
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Driem Atmosphair
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Poststraße 7
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Poststraße 7
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Poststraße 7
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Poststraße 7
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Verlegung Juni 2021
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Verlegung Juni 2021
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Verlegung Juni 2021
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Verlegung Juni 2021
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Poststraße 7
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Poststraße 7
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Poststraße 7
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Poststraße 7
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Verlegung Juni 2021
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Verlegung Juni 2021
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Verlegung Juni 2021
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Verlegung Juni 2021
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Poststraße 7
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Poststraße 7
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Poststraße 7
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Poststraße 7
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Verlegung Juni 2021
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Verlegung Juni 2021
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Verlegung Juni 2021
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Verlegung Juni 2021
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2 - Alte Münsterstraße 2 : Hier
wohnte Isaak Winkler, JG 1859, gedemütigt, entrechtet, Tot 13.
Februar 1937 - J
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Metzgerei
Isaak Winckler
Münsterstr. 2
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1
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Münsterstraße 2
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Münsterstraße 2
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Alte Münsterstraße 2
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Alte Münsterstraße 2
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1 Stolperstein
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Metzgerei Isaak Winckler
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Metzgerei Börgel
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Metzgerei Holtkamp
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Alte Münsterstraße 2
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Alte Münsterstraße 2
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Alte Münsterstraße 2
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Alte Münsterstraße 2
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Verlegung Juni 2021
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Verlegung Juni 2021
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Verlegung Juni 2021
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Verlegung Juni 2021
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Alte Münsterstraße 2
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Alte Münsterstraße 2
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Alte Münsterstraße 2
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Alte Münsterstraße 2
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Verlegung Juni 2021
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Verlegung Juni 2021
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Verlegung Juni 2021
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Verlegung Juni 2021
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3 - Ringstraße/Synagogenstraße 1 -
Heinz Klussmann - 1 Stolperstein
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Heinz Klussmann
Ringstraße 1
Synagogenstr. 1
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Synagogenstraße 1
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Ringstraße 1
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Synagogenstraße 1
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Synagogenstraße 1
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1 Stolperstein
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1977- "Zum alten Kumpel
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Juni 2021
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Juni 2021
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Synagogenstraße 1
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Synagogenstraße 1
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Synagogenstraße 1
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Synagogenstraße 1
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Verlegung Juni 2021
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Verlegung Juni 2021
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Verlegung Juni 2021
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Verlegung Juni 2021
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4 - Laggenbecker Straße 296 -Walter
Riechel - 1 Stolperstein
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Walter Riechel
Laggenbecker
Straße 296
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Laggenbecker Str. 296
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Laggenbecker Str. 296
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Laggenbecker Str. 296
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Laggenbecker Str. 296
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1 Stolperstein
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Verlegung Juni 2021
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Verlegung Juni 2021
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Verlegung Juni 2021
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5 - Grube Sonnenschein, -. Johannes,
Johann und Klara Dieckmann - 3 Stolpersteine
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. Johannes,
Johann und Klara
Dieckmann
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Grube Sonnenschein
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Grube Sonnenschein
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Grube Sonnenschein
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Grube Sonnenschein
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3 Stolpersteine
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Verlegung Juni 2021
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Verlegung Juni 2021
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Verlegung Juni 2021
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6. Abendsternschacht 39 - Adolph Moh
und Alwine Moh - 2 Stolpersteine
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Adolph Moh
und
Alwine Moh
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Abendsternschacht 39
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Abendsternschacht 39
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Abendsternschacht 39
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nAbendsternschacht 39
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2 Stolpersteine
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Verlegung Juni 2021
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Verlegung Juni 2021
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Verlegung Juni 2021
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Quelle - A-Karten Georg Kipp . Bilder/Fotos:
Stadtmuseum, Werner Suer, M. Franke
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23.06.2021
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Stolpersteine
in Ibbenbüren (3)
Der
Flyer
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3. Verlegung
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Flyer 3. Verlegung - Stolpersteine in Ibbenbüren - 2021 |
3.. Verlegung
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Grußwort des Bürgermeisters Dies ist mein
drittes Grußwort als Schirmherr der Initiative „Stolpersteine
für Ibbenbüren“. Im Jahr 2016 wurden die ersten 23 Steine in
der Innenstadt verlegt, 2017 sollten es weitere 18 werden, doch
der Künstler Gunter Demnig weigerte sich, die elf Steine vor
der Großen Straße 69 in die Baustelle hinein zu verlegen. Die
wurden dann am 9. November 2018 durch unseren Bauhof in den
Gehweg vor dem „Haus Titus“ eingesetzt. Am Abend dieses Tages
fand eine Gedenkveranstaltung an die Reichspogromnacht (9. November
1938) im Bürgerhaus statt. Es war ein eindrucksvolles und informatives
Programm mit Chor und Orchester des Goethe-Gymnasiums, Fachvorträgen
und Filmeinspielungen unter aktiver Mitwirkung von Schülerinnen
und Schülern der Gesamtschule. Neben der Planung von Stolperstein-Verlegungen
war und ist die würdige Gestaltung des Gedenkens an die Zerstörung
der jüdischen Gotteshäuser und die systematische Vertreibung
und Vernichtung der jüdischen Mitbürger ein Schwerpunkt der
ehrenamtlichen Tätigkeit der Mitglieder von „Stolpersteine für
Ibbenbüren“.
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Flyer 3 - 2021
PDF Flyer "Stolpersteine in Ibbenbüren - 2021 Download
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Auch dafür spreche ich ihnen Dank und Anerkennung
aus. 2019 kam die Planung von weiteren Stolpersteinen nicht
zum Abschluss, und 2020 machte Corona einen Strich durch sämtliche
Vorhaben.Nun ist es am 23.Juni 2021 endlich soweit, dass weitere
19 Stolpersteine verlegt werden können. Neben den jüdischen
Verfolgten, Vertriebenen und Vernichteten kommen erstmals auch
politisch Verfolgte aus Ibbenbüren zu ihrem Recht, mit einem
Gedenkstein in die lebendige Erinnerung zurückgeholt zu werden.
Ich wünsche den Mitgliedern des Lenkungskreises für die weitere
Arbeit Kraft und Ausdauer und die Unterstützung durch die Ibbenbürener
Bevölkerung. . Dr. Marc Schrameyer Bürgermeister
Herausgegeben vom Stadtmuseum Ibbenbüren
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Stolersteine für Ibbenbüren, 3. Verlegung - 2021 |
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Wenn alles so eintrifft, wie wir es geplant haben,
verlegt Gunter Demnig am 23. Juni 2021 weitere 19 Stolpersteine
in Ibbenbüren. Damit erhöht sich die Zahl der Gedenksteine in
unserer Stadt auf 60. Das erfüllt uns mit Dankbarkeit den Spendern
gegenüber und mit einem kleinen Anflug von Stolz, dass wir es
nach vier Jahren endlich wieder geschafft haben, neue Spuren
in unserer Stadt zu legen. Der Umfang unserer Biografien könnte
größer sein, wenn wir Zugang zu privaten Fotos und Dokumenten
hätten. Das ist bei den meisten Personen leider nicht der Fall.
Da gibt es keinen Nachlass mit Briefen und Zeugnissen, die wir
auswerten könnten. Das wird mir schmerzhaft deutlich, wenn ich
die ausführlichen und detailreichen Biografien zu den Stolpersteinen
in Hamburg lese. Über 30 Bücher mit einem Umfang von 200 bis
500 Seiten entfalten das Schicksal von knapp 6.000 Opfern, und
auch die Täterprofile werden in drei Büchern von je 1.000 Seiten
dokumentiert.
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Herausgeber ist die Landeszentrale für politische
Bildung Hamburg, die damit eine einzigartige Materialsammlung
zur Geschichte der Unterdrückung und Verfolgung von „unerwünschten
Menschen“ zusammengestellt hat. Damit können wir uns in Ibbenbüren
nicht vergleichen. Aber es gibt sie auch bei uns, die gründlich
recherchierte umfangreiche Biografie eines Mitbürgers, der eindeutig
zu den Opfern der nationalsozialistischen Diktatur gehört: Ludwig
Bitter. Über ihn hat Norbert Ortgies aus Münster, früher Lehrer
am Johannes-Kepler-Gymnasium, im vorigen Jahr ein Buch veröffent-licht:
„Zwischen Bolschewismus und Bergpredigt. Ludwig Bitter (1908
-1942)“. Auf der Liste der nächsten Stolperstein-Verlegung wird
ganz bestimmt der Name von Ludwig Bitter zu finden sein. Und
es gibt noch eine ganze Reihe von Menschen, an die wir uns erinnern
sollten: Opfer des Euthanasie-Programms (Vernichtung von Behinderten
als „lebens-unwertes Leben“), Zwangsarbeiter, für die es auf
dem Zentralfriedhof ein wenig beachtetes Denkmal mit russischem
Text gibt, und wahrscheinlich noch weitere Mitbürger, die aus
politischen Gründen diskriminiert und verfolgt wurden. Es gibt
also noch viel zu tun. Wer mitmachen will, ist herzlich willkommen!
Und wer uns unterstützen will, darf spenden: Förderverein
Stadtmuseum Ibbenbüren, IBAN: DE05 4036 1906 0041 9418 00.
Wer mehr wissen will, liest nach unter www.stadtmuseum-ibbenbueren.de.
Putzmaterial zur Stolpersteinpflege kann man in der Stadtbücherei
ausleihen. Und mit dem QR-Code (nebenan) steigt man ein in die
Biparcours-App „Stolpersteine in Ibbenbüren“. Gernold Mudrack,
Sprecher des Lenkungskreises.
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1 - Poststraße 7: elf Stolpersteine |
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Regine
Rosenthal
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David
Rosenthal
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Paul
Rosenthal
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Harry
Rosenthal,
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Herta
Rosenthal
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Henny
Rosenthal
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Ernst
Rosenthal,
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Ella
Rosenthal
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Ilse
Rosenthal
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Grete
Rosenthal
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Heinrich
Rosenthal
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Eine große Familie waren die Rosenthals in Ibbenbüren,
in der Poststraße 7. Die Eltern, David Rosenthal, geboren
am 12.1.1874 in Ibbenbüren und seine Ehefrau Regine,
geborene Epstein. Regine Rosenthal kam am 24.4.1874 in
Goch, Niederrhein, zur Welt. 1901 wurde in Gelsenkirchen geheiratet.
Die beiden bekamen neun Kinder, nicht ungewöhnlich zu der Zeit.
Mit dem aufkommenden Nationalsozialismus zum Ende der Weimarer
Republik wurde die Situation für Bürger jüdischen Glaubens in
Deutschland immer bedrohlicher. Nachdem die Nazis Ende Januar
1933 an die Macht gekommen waren, entschlossen sich Regine und
David im April 1933, ihre Heimat zu verlassen und nach Holland
zu flüchten. In Amsterdam, Verwandte hatten geholfen, fand man
in der Jan Steenstraat eine neue Bleibe. Am 9.2.1943 wurden
David und Regine zunächst nach Westerbork und dann nach Auschwitz
deportiert. Beide wurden dort am 12.2.1943 ermordet.
Paul Rosenthal
wurde am 2.8.1902 in Ibbenbüren geboren, der Älteste von neun
Kindern. Paul zog es bereits 1925 nach Olpe ins Sauerland. Paul
und seine Schwester Ella hatten das Glück, die richtige Entscheidung
zu treffen. Sie verließen 1936 den Kontinent und emigrierten
nach Chile. Paul Rosenthal ist am 15.3.1986 in Chile gestorben.
Am 29.12.1903 wurden dem Ehepaar Rosenthal Zwillinge geboren,
Herta und Harry Rosenthal. Herta zog im Januar
1928 nach Amsterdam. Wegen der Nähe und der verwandtschaftlichen
Beziehungen wurden die Niederlande und Amsterdam zu einem Fluchtpunkt
vieler Juden aus unserer Region. So auch Herta, die dort ihren
Mann Gerrit Polak kennengelernt hatte.
Am 7. Februar 1929 wurde ihnen der Sohn Eduard geboren. Westerbork,
das Internierungslager für Juden, war dann auch für die Polaks
die nächste Station. Von dort wurden sie nach Auschwitz deportiert.
Alle drei wurden dort am 21.1.1943 ermordet.
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Harry Rosenthal
emigrierte am 4.4.1933 nach Amsterdam. Dort konnte er zunächst
als Kaufmann arbeiten. Die Einkünfte reichten gerade mal zum
Überleben. Ab 1941 lebte er in der Swammerdamstraat gemeinsam
mit seiner niederländischen Frau Wilhelmina Voorzanger. Am 24.6.1942
wurden Harry und seine Frau vom Durchgangslager Westerbork nach
Auschwitz deportiert. Beide wurden dort ermordet. Harry am 13.8.1942,
seine Frau Wilhelmina 6 Wochen später
. Henny Rosenthal
wurde am 20.3.1905 in Gelsenkirchen geboren. Sie wuchs
in Ibbenbüren auf, zog aber bereits am 16.4.1929 in die Niederlande.
Auch sie wurde später nach Westerbork deportiert. Zwischen dem
2. März und dem 20. Juli 1943 verließen 19 Transportzüge Westerbork
in Richtung Sobibor. In einem dieser Züge befand sich auch Henny.
Bis auf wenige Ausnahmen fanden fast alle den Tod in der Gaskammer.
Henny Rosenthal wurde am 16.7.1943 in diesem Vernichtungslager
ermordet.
Ella Rosenthal
wurde geboren am 18.8.1909 in Ibbenbüren. Nur sie, Paul und
Ernst haben den Holocaust überlebt. Paul und Ella hatten entschieden,
den Kontinent zu verlassen und nach Chile zu emigrieren. Ella
zog einen Tag nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten,
am 31.1.1933, zunächst nach Utrecht. 1936 ist sie dann nach
Südamerika, Santiago de Chile, gereist. Sie heiratete dort ihren
Verlobten Oskar Schattenfeld, der aus Karlsruhe stammte. Ihr
weiterer Lebensweg ist nicht bekannt.
Grete de Hond,
Tochter von David und Regine Rosenthal, wurde am 22.5.1911 in
Ibbenbüren geboren. Am 27.3.1928 ist Grete Rosenthal in die
Niederlande gezogen. Nach ihrer Heirat zog sie mit ihrem Ehemann
Salomon de Hond in die Roerstraat in Amsterdam. Am 28.10.1938
bekamen die beiden einen Sohn, Rudi René. Am 7.8.1942 wurden
sie zunächst nach Westerbork und von dort nach Auschwitz deportiert.
Alle drei wurden noch am Tag ihrer Ankunft am 8.8.1942 ermordet.
Ilse Rosenthal
kam am 21.9.1913 zur Welt. Mit 19 Jahren verließ sie Deutschland
und zog, wie Geschwister und Verwandte, nach Amsterdam. Sie
arbeitete als Haushälterin, sie lebte allein. Als sie in Westerbork
interniert wurde, war sie 29 Jahre alt. Ilse wurde von Westerbork
nach Auschwitz deportiert, wo sie am 30.9.1942 ermordet wurde.
Heinrich Rosenthal
(oder Heinz), geboren am 5.10.1916, emigrierte 1933 im April
in die Niederlande nach Amsterdam. Da war er 16 Jahre alt. 1936
verließ Heinz den europäischen Kontinent und ging mit seinem
Bruder Paul und seinem Cousin Otto Ewald Rosenthal nach Santiago
de Chile. Das Heimweh wurde ihnen zum Schicksal, denn Heinrich
und sein Cousin kamen 1937 wieder zurück in die Niederlande.
Sie wohnten zunächst in Deventer, später zog Heinrich dann aber
wieder zu seinen Eltern nach Amsterdam, wo er als Buchdrucker
arbeiten konnte. Am 27.5.1942 wurde Hochzeit gefeiert, Heinrich
heiratete die 20-jährige Selma Citroen. Am 15.7.1942 wurde das
Ehepaar von Westerbork nach Auschwitz deportiert. In diesem
Transport saß auch Ilse, die Schwester von Heinrich. Heinrich
und Selma starben am 30.9.1942 in Auschwitz.
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,Ernst Rosenthal
wurde am 14.3.1907 in Ibbenbüren als fünftes Kind von acht Geschwistern
geboren. Er war der einzige aus seiner Familie, der trotz Deportation
dem Völkermord entkam. Zwei seiner Geschwister hatten sich durch
Flucht nach Chile gerettet. Die Eltern und sechs Geschwister
wurden ermordet. Ernst lebte seit 1922 wechselnd in Hamburg
und Ibbenbüren. 1932 ging auch er nach Amsterdam, 1933 der Rest
der Familie. Ab da lebte niemand mehr aus dieser Familie in
Ibbenbüren. Ernst war 1980 zu Besuch in Ibbenbüren und sprach
mit Frau Rieping von der IVZ und mit Frau Althoff, die Expertin
in Fragen der Ibbenbürener Juden ist. Die Aufzeichnungen über
dieses Treffen waren aber sehr unklar. Bei heutigen Nachforschungen,
u. a. einem Besuch in Bergen-Belsen, wurde einiges klarer. Die
ganze Familie stand dort im Gedenkbuch. Und der Transport am
7.4.1945 mit Ziel Theresienstadt war dort verzeichnet. Wahrscheinlich
war jemandem wie Ernst, dessen Leben in letzter Minute gerettet
wurde, vieles davon nicht wichtig, oder es wurde einfach verdrängte.
Ernst hatte Marianne Peeper in Amsterdam 1935 geheiratet und
hatte mit ihr zwei Kinder: Regine oder Regina, geb. 1936 in
Baarn und Gerrit, geb. 1939 in Amsterdam. 1943 wurde die ganze
Familie in Westerbork interniert. Deportiert wurden sie am 16.2.1944
ins Konzentrationslager Bergen-Belsen. Nachdem der Bruder von
Marianne an die Nazis 120.000 Gulden gezahlt hatte, kamen sie
ins Austauschlager. Hier waren Juden, die mit Devisen gegen
deutsche Kriegsgefangene u. a. ausgetauscht wurden; sie wurden
erst einmal pfleglicher behandelt. Als die Britische Armee schon
fast das Lager erreicht hatte, wurden 6.800 von ihnen in drei
Züge verladen, die in Richtung Theresienstadt gingen. Nur ein
Zug kam dort an und trug das Fleckfieber ins Lager. Der „verlorene
Zug“ wurde in der Nähe von Tröbitz von der sowjetischen Armee
gefunden und die Insassen sofort versorgt, v. a. medizinisch.
Der Zug, in dem Ernst und Familie waren, blieb in Farsleben
bei Magdeburg am 12. April 1945 liegen und wurde am 13.4. von
den Amerikanern geöffnet. Im April 2020 sollte an der Bahnstrecke
ein Denkmal gesetzt werden. Das verhinderte die Corona-Pandemie.
Die Menschen aus dem „gestrandeten Zug“ wurden in die NS-Heeresversuchsanstalt
in Hillerleben gebracht. Dort wurde die Kaserne geräumt oder
war bereits leer, es gab alles, was durstige, hungrige, verdreckte,
kranke und auch sterbende Menschen brauchten. Alle hatten Fleckfieber
oder Typhus, viele von ihnen waren schon während der Zugfahrt
gestorben und sind neben den Gleisen beerdigt worden. Ernst
Rosenthal hat in den Ortsangaben Rätselhaftes und über die Zugfahrt
wenig, eigentlich nichts berichtet. Eine andere Überlebende
sagte später, es sei ein Blick in die Hölle gewesen. Ab hier
setzten die Erinnerungen Ernst Rosenthals wieder ein. Über die
Versorgung und den späteren Transport nach Amsterdam hat er
berichtet. 1953 wurde er Bürger der Niederlande. Er starb am
18.6.1983. Seine Kinder Regina Groenteman-Rosenthal und Gerrit
Rosenthal leben vermutlich in den Niederlanden.
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2 - Alte Münsterstraße 2 : Hier wohnte Isaak
Winkler, JG 1859, gedemütigt, entrechtet, Tot 13. Februar 1937.
- J |
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Mit der Machtergreifung Adolf Hitlers im Januar
1933 begann für die jüdischen Geschäftsleute eine Zeit der Ausgrenzung,
des Boykotts und des Terrors. Kunden wurden öffentlich bloßgestellt,
wenn sie „beim Juden“ einkauften. Die Einschüchterung war so
drastisch, dass Winkler sich 1935 veranlasst sah, die Geschäftsführung
an seinen Altgesellen Clemens Bosse abzugeben. Nach dem Tod
von Winkler am 13. Februar 1937 bemühte sich sein Vetter David
Winkler aus Dortmund um die Regelung des Nachlasses. Haus und
Grundstück in der Innenstadt wurden verpachtet, aber über 40
% der Pachtsumme mussten an den Staat abgeführt werden. Das
Grundstück in der Westvorstadt mit Weideflächen und Ställen
mit einer Fläche von 4 ha wurde an das St.-Elisabeth-Krankenhaus
überschrieben. Als großziger Förderer wurde Isaak Winkler im
Krankenhaus liebevoll gepflegt – in einer Zeit, in der es nicht
mehr erwünscht war, dass Juden in deutschen Kliniken behandelt
wurden. Isaak Winkler blieb unverheiratet, lebte aber mit seiner
Haushälterin Helene Wexseler (geboren am 13.8.1874 in Bersenbrück)
im Wohn- und Geschäftshaus in der Münsterstraße. Zwei eindrucksvolle
Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof erinnern an die beiden
und machen durch die einheitliche Gestaltung deutlich, dass
die hier Begrabenen zusammengehören. Da Helene Wexseler bereits
am 19. Juli 1934 gestorben ist, also noch vor der Aufgabe des
Betriebes, hat der Lenkungskreis sich im Jahr 2020 gegen einen
eigenen Stolperstein für sie entschieden. Vielleicht holen wir
das aber beim nächsten Verlegungstermin nach. Im Gedenken an
Isaak Winkler wurde eine Anliegerstraße in der Westvorstadt
„Isaak-Winkler-Weg“ benannt, in der Nähe seiner früheren Viehweide
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3 - Synagogenstraße 1, ein Stolperstein - K |
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Zweimal steht der Name Heinrich bzw. Heinz
Klussmann in der Ibbenbürener Einwohnerkartei. Bei beiden
lautet die Berufsbezeichnung „Kaufmann“, und beide wohnten in
der Ringstraße 1. Der ältere ist geboren am 19.7.1885 in Osnabrück,
der jüngere am 11.12.1909 in Melle-Bakum. Offensichtlich sind
die beiden Vater und Sohn. Da der ältere Heinrich in Verzeichnissen
der britischen Besatzungs-Verwaltung als Zwangsarbeiter auftaucht
und sein Tod am 19.9.1944 in der Osnabrücker Klinik in einer
Liste deutscher Verfolgter dokumentiert wird, hielten wir ihn
zunächst für den SPD-Stadtverordneten, der nach Hitlers Machtergreifung
in das KZ Börgermoor eingeliefert wurde. Doch aus einem kürzlich
vorgelegten Dokument geht hervor, dass Heinrich Klussmann junior
derjenige ist, der sich in Ibbenbüren kommunalpolitisch engagiert
hat (Mitglied des Stadtrats vom 9.12.1929 bis 23.1.1933) und
wegen seiner Parteizugehörigkeit von der Gestapo verhaftet und
in die „Schutzhaft“ nach Börgermoor überstellt wurde. Über seinen
weiteren Lebensweg wissen wir (bisher) fast gar nichts. Aus
der Kriegsgefangenenschaft kehrte er jedenfalls 1945 wieder
nach Ibbenbüren zurück. Gestorben ist er am 23.2.1986 in Dreieich.
Die Adresse „Ringstraße 1“ gehört zu der Gaststätte „Zum alten
Kumpel“. Ob Heinrich Klussmann Senior deren Gastwirt war oder
dort als Mieter wohnte, werden wir vielleicht noch erfahren.
Die Geschichte der beiden Heinrich Klussmanns ist noch längst
nicht zu Ende erzählt! IJJKK Isaak Winkler
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4 - Laggenbecker Straße 296, - ein Stolperstein
- L |
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„Pfui!“ Ein Ausruf des Entsetzens und der Empörung
wurde für den Bergmann Walter Riechel zum Anlass von KZ-Haft
und Tod. „Pfui!“ rief er im September 1944, als der Betriebsführer
einen russischen Kriegsgefangenen verprügelte, der als Zwangsarbeiter
in der Ibbenbürener Preussag-Zeche unter Tage eingesetzt war.
Grund der Bestrafungsaktion war vermutlich die Mitnahme von
Metallabfällen, die noch als Schnitzmesser zu gebrauchen waren.
Mit denen fertigten die Häftlinge in ihrer Baracke Holzfiguren
an, die sie ihren deutschen Kumpels schenkten, wenn sie ihnen
heimlich ein Butterbrot zusteckten, mit denen sie zeitweise
ihren Hunger stillen konnten. Aufgeklärt wurde der Vorgang auch
nach dem Krieg nicht; Konsequenzen wegen der Anzeige mit den
verheerenden Folgen blieben aus. Heinrich Quindt, der Halbbruder
von Walter Riechel, hat sich intensiv mit dem Fall beschäftigt
und 1948 Anzeige erstattet („Verbrechen gegen die Menschlichkeit“)
und auch das Justizministerium NRW um Unterstützung gebeten.
Eine juristische Überprüfung hat er nicht erwirken können.
Walter Riechel wurde am 21. April 1911 in Ibbenbüren geboren.
Im Melderegister ist als Berufsbezeichnung eingetragen: „Weber“.
Sein Berufsleben hat er jedoch im Wesentlichen als Bergmann
auf der Preussag-Zeche „von Oeynhausen“ verbracht, bis er 1944
angezeigt wurde und vom Polizeigefängnis Ibbenbüren über die
Gestapo-Haftanstalt in Münster in das Konzentrationslager Neuengamme
eingeliefert wurde. Von dort aus wurde er beim Bau des U-Boot-Bunkers
Valentin in Bremen-Farge eingesetzt. Am 26. April 1945 wurden
etwa 10.000 Häftlinge zur Evakuierung auf vier Schiffe verladen,
von denen am 3. Mai der Luxusliner „Cap Arcona“ und das Frachtschiff
„SS Thielbek“ durch einen britischen Luftangriff versenkt wurden.
Insgesamt 6.400 der 7.000 Häftlinge verloren dabei ihr Leben.
Eine Namensliste der Evakuierten gibt es nicht; es ist also
nur höchst wahrscheinlich, dass sich Walter Riechel, ebenso
wie Adolph Moh, unter den Ertrunkenen in der Neustädter Bucht
befanden. Das Amtsgericht Ibbenbüren hat am 15.10.1957 Walter
Riechel offiziell für tot erklärt und als Todestag den 31.12.1945
festgestellt.
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5 - Grube Sonnenschein, - 3 Stolpersteine
- M |
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Klara Dieckmann, geb. Sax, wurde am 3.9.1892
geboren. 1918 heiratete sie den aus Brochterbeck stammenden
Arbeiter Johann Dieckmann. Zur Hochzeit mit ihrem katholischen
Mann hatte sie sich taufen lassen und konvertierte zum katholischen
Glauben.
Weil ihre Eltern jedoch beide jüdischen Glaubens waren, galt
sie trotz ihrer Taufe im Sinne der nationalsozialistischen Rassenlehre
weiterhin als Jüdin. Da sie mit einem Christen verheiratet war,
lebte sie laut Definition der Nazis in einer so genannten „Mischehe“.
Ihr 1927 aus der Ehe hervor gegangener Sohn Johannes galt, obwohl
römisch-katholisch getauft, als „Halbjude“, da seine Mutter
jüdisch war. Am 15.9.1935 wurde von den Nazis das Reichsbürgergesetz
verabschiedet und kurz darauf das „Gesetz zum Schutz des deutschen
Blutes“ und das „Gesetz zum Schutz der Erbgesundheit“. Von den
neuen Gesetzen waren alle Juden betroffen, keiner galt mehr
als vollwertiger Reichsbürger. Für die Familie Dieckmann bedeuteten
die neuen Gesetze eine unmittelbare Wende in ihrem Leben. Klara
Dieckmann und ihr Sohn Johannes, geboren am 22.9.1927 in Rheine,
galten fortan als jüdisch, das heißt als „nicht-arisch“.
Die Familie Dieckmann lebte in ärmlichen Verhältnissen in einer
Baracke auf dem Dickenberg. Herr Dieckmann übte den Beruf eines
Besenbinders aus, und seine Frau sorgte für den Verkauf der
Produkte. Diese Wohnbaracke, gelegen an der Heinrich-Brockmann-Straße
8, war früher ein Wohnheim für Bergleute, und sie nannte sich
„Villa Sonnenschein“. Sie gehörte seit 1919 zur Kohle-Pachtgrube
Sonnenschein der Continental-Kautschuk- und Gutapercha-Gesellschaft
in Hannover. Johann Dieckmann starb 1938 im Alter von erst 46
Jahren an einem Herzschlag. Damit erlosch der Status der Mischehe.
Der Sohn Johannes wurde 1938 als Elfjähriger vom Jugendamt seiner
Mutter weggenommen und in ein Kinderheim in Dorsten zwangseingewiesen.
1939 erhielt er einen Betreuungsplatz im Pflegeheim „Haus Hall“
in Gescher. Klara Dieckmann wurde Ende 1941 auf Veranlassung
der Geheimen Staatspolizei Münster verhaftet. Sie kam zunächst
für einige Tage in das Judenhaus am Börnebrink in Hopsten. Am
13.12.1941 wurde sie über Münster in das Ghetto nach Riga deportiert.
Dort verliert sich ihre Spur. Sie wurde mit großer Wahrscheinlichkeit
bei einer der zahlreichen „Säuberungen“ im sogenannten Reichsjudenghetto
oder den Exekutionen im Wald von Bikernieki ermordet. 1963 stellte
Johannes Dieckmann beim Amtsgericht Ibbenbüren den Antrag auf
Todeszeit-Feststellung seiner Mutter. Als Todestag wurde amtlicherseits
der 31.12.1945 als fiktives Datum festgesetzt. Johannes Dieckmann
blieb bis 1949 in Haus. Hall in Gescher und wurde dort noch
einmal von 1951 bis 1954 betreut. Über seinen weiteren Lebensweg
ist uns (bisher) wenig bekannt. 2002 ermittelte eine Schülergruppe
seinen Wohnort: „zurückgezogen auf einem Bauernhof bei Coesfeld“.
Im Dezember 2013 zog er in das Altenpflegeheim Maria Veen in
Reken, wo er am 24.4.2014 starb.
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6 - Abendsternschacht 39, zwei Stolpersteine - N
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Adolph Moh wurde am 26.11.1898 in Crossen
an der Oder geboren. Als Berufsbezeichnung steht in der Heiratsurkunde
„Ziegeleiarbeiter“, in anderen amtlichen Urkunden wird als Beruf
„Bergmann“ angegeben. Am 5. Juli 1942 heiratete er in Ibbenbüren
Alwine Moh geb. Mersch (geboren am 11.8.1908 in Westerkappeln).
Bis 1933 war er „führendes Mitglied der KPD und gehörte zeitweise
dem Kreistag Tecklenburg als Abgeordneter dieser Partei an“
(so in einem Schriftsatz des Regierungspräsidenten von Münster).
Nach dem Reichstagsbrand am 27./28. Februar 1933 wurde er in
„Schutzhaft“ genommen und in das Gerichtsgefängnis in Münster
gebracht. Ende Juni wurden er und andere arbeitsfähige Häftlinge
in das neu gegründete Emslandlager Börgermoor verbracht und
für den Aufbau des Lagers eingesetzt. Aus dem ebenfalls von
den Gefangenen neu errichteten Nachbarlager Esterwegen wurde
er am 15.7.1934 entlassen. Er stand danach unter ständiger strenger
Überwachung. Im Sommer 1935 soll er „mit Gesinnungsgenossen“
den Moskauer Rundfunk abgehört haben
Eine zweite Inhaftierung in ein Konzentrationslager fand am
15.10.1936 statt. Da wurde er in das KZ Sachsenhausen eingeliefert,
aus dem er am 20.4.1939 entlassen wurde – offensichtlich im
Rahmen einer Amnestie an einem einzigartigen Nationalfeiertag,
dem 50. Geburtstag des Führers. Welch ein Gnadenerweis! Im Rahmen
der Verhaftungswelle nach dem missglückten Attentat auf Adolf
Hitler vom 20. Juli 1944 wurde Adolph Moh, dem das „ph“ im Vornamen
wohl sehr wichtig war, am 22.8.1944 erneut festgenommen und
in das KZ Neuengamme eingewiesen. Von dort ist er nicht zurückgekehrt.
Wahrscheinlich teilte er das Schicksal von Walter Riechel und
wurde mit über 5.000 Gefangenen auf der „Cap Arcona“ in der
Ostsee versenkt.
Alwine Moh lebte weiterhin auf dem Dickenberg und beantragte
1953 für ihren für tot erklärten Ehemann Wiedergutmachung und
Haftentschädigung, die ihr Ende 1958 bewilligt wurden. Sie selbst
war bereits 1952 durch den Kreis-Anerkennungs-Ausschuss Tecklenburg
als politisch Verfolgte anerkannt worden. Ihre letzten Lebensjahre
von 1983 bis 1989 verbrachte sie im Altenheim St. Elisabeth
in Hörstel-Riesenbeck. Dort starb sie am 13.12.1989.
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19 neue Stolpersteine in Ibbenbüren
Die Schicksale hinter den Steinen
Von Julia Kolmer Ibbenbüren · Donnerstag, 24.06.20
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Gunter Demning hat 19 neue Stolpersteine in Ibbenbüren
verlegt. Schüler der Gesamtschule lasen die Schicksale der Menschen
hinter den Steinen vor und erinnerten so an das Leben der Familie
Rosenthal. Zum ersten Mal wurde so nicht nur jüdischen Opfer
des Nationalsozialismus gedacht. Auch drei politisch Verfolgte
erhielten einen Stolperstein.
19 neue Stolpersteine liegen seit Mittwochmorgen in Ibbenbüren.
Sie sollen an die Geschichte der Ibbenbürener erinnern, die
während des Nationalsozialismus verfolgt wurden. Nicht nur an
jüdische Opfer wird mit den neuen Stolpersteinen erinnert, auch
drei politisch Verfolgte sind auf den neuen Messingplatten verewigt.
Für die Verlegung war Gunter Demning zum dritten Mal nach Ibbenbüren
gekommen. In Ibbenbüren liegen nun 60 Stolpersteine. „Das hier
sind die Ersten und die Meisten“, sagte Gernold Mudrack. Gleich
elf Stolpersteine wurden in den Gehweg an der Poststraße 7 in
der Innenstadt eingelassen. An fünf weiteren Stellen wurden
Gedenksteine verlegt, zweimal in der Innenstadt und an drei
weiteren Orten in Ibbenbüren. Mudrak ist Vorsitzender des Leitungskreises
Stolpersteine, der Teil des Stadtmuseums ist.
Erinnerung an die Familie Rosenthal
Die elf Stolpersteine erinnern an die Geschichte der Familie
Rosenthal, die Eltern David und Regine mit ihren neun Kindern.
Nur drei überlebten das NS-Regime. Paul und Ella Rosenthal emigrierten
nach Chile. Ernst Rosenthal wurde ins Konzentrationslager Bergen-Belsen
deportiert. Von dort sollte er mit den „Verlorenen Zug“ nach
Theresienstadt gebracht werden. Der Zug blieb aber auf der Strecke
stehen und die Insassen, darunter auch Ernst, wurden gerettet.
Recherchiert wurde die Geschichte der Familie Rosenthal von
Richard und Maria Frank. Dabei wurde das Ehepaar von Schülern
der Gesamtschule unterstützt, die mittlerweile die Schule verlassen
haben. Die Verlegung der Stolpersteine für die Familie Rosenthal
hatte sich durch die Corona-Pandemie verschoben.
Schüler lesen Schicksale der Familienmitglieder vor
Dennoch war Lehrerin Ines Staufenberg mit Schülern der Gesamtschule
zur Verlegung der Stolpersteine gekommen. Der Praktische-Philosophie-Kurs
der Jahrgangsstufe 8 verteilte Flyer mit Informationen. Vier
Schülerinnen lasen die Geschichten von David und Regine Rosenthal
und ihren Kindern vor. Ihre Mitschüler legten Rosen nieder.
Die Jugendlichen nutzten die Gelegenheit, mehr über die Stolpersteine
zu erfahren. „Man weiß, dass die da liegen, aber kennt die Geschichte
dahinter nicht“, sagte die 14-jährige Johanne Thamm. Bei der
Verlegung ergriffen sie und ihre Mitschüler die Chance, mehr
über die Schicksale zu lernen, an die mit den Messingplatten
erinnert wird. Auch Bürgermeister Marc Schrameyer lobte das
„europaweite, monumentale Kunstwerk“, das Gunter Demning mit
fast 90.000 Stolpersteinen erschaffen hat. „Sie regen jeden
Tag zum Nachdenken an“, sagte Schrameyer über die alten und
neuen Messingplatten in Ibbenbüren.
Planungen für neue Stolpersteine
Die Planungen für die nächsten Stolpersteine laufen bereits,
sagte Gernold Mudrak. Es gebe noch eine Liste von gut 20 Ibbenbürener
Juden, denen auf diese Weise gedacht werden soll. Und auch weitere
politisch Verfolgte, wie Ludwig Bitter, sollen Stolpersteine
bekommen. Denn Mudrak weiß: „Da gibt es noch jede Menge. “
Quelle: IVZaktuell vom 24. Juni 2021
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Schüler der Gesamtschule reinigen Stolpersteine
„Die Reaktion war riesig“
Von Julia Kolmer Ibbenbüren · Dienstag, 15.06.2021
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So groß war die Gruppe noch nie, mit der
Ines Staufenberg losgezogen ist, die Stolpersteine zu reinigen.
Die Lehrerin organisiert die Aktion schon seit mehreren Jahren
an der Gesamtschule Ibbenbüren. Bevor die Sechstklässler die
Stolpersteine putzen, hatten sie viele Fragen zu den Geschichten
hinter den Messingplatten.
Gleich zwei Klassen der Gesamtschule Ibbenbüren machten sich
am Freitag auf, die Stolpersteine in der Ibbenbürener Innenstadt
zu putzen. Die Schüler der 6a und der 6c zogen mit Schwamm und
Putzmittel los, um die 41 Messingplatten zu reinigen, die an
die Geschichten der Ibbenbürener Juden erinnern. Dass so viele
Schüler mitmachen wollten, hat Ines Staufenberg gefreut. „Die
Reaktion war riesig“, sagt die Lehrerin, die die Aktion schon
öfter organisiert hat.
Damit die Schüler wussten, was hinter den Stolpersteinen steht,
haben sie vorher in ihren Klassen über die Verfolgung der Juden
im Nationalsozialismus gesprochen. Natürlich altersgerecht,
betont Staufenberg. Die Lehrerin hat aber gemerkt: „Die Kinder
interessieren sich.“ Die Schüler hatten viele Fragen an ihre
Lehrerin. „Warum mochte Hitler die Juden nicht? Und warum hat
man Hunde mit Juden verglichen?“, zählt die 13-jährige Sophia
Welp nur ein paar der Dinge auf, die sie und ihre Klassenkameraden
wissen wollten
Bevor die Steine in Ibbenbüren geputzt wurden, haben die Sechstklässler
im Unterricht über die Geschichten der Menschen gesprochen,
an die die Stolpersteine erinnern sollen. „Wer war das? Wie
hießen sie? Was war ihre Geschichte?“, zählt Staufenberg die
Punkte auf, die die Schüler in Gedenkblättern für die Ibbenbürener
Juden beantwortet haben. Nursema Acar, Berfin Han und Dior Haxhihasani
putzen die ersten vier Stolpersteine von der Familie Rosenthal
und Paul Abrahamsohn in der Synagogenstraße. Danach zogen die
Sechstklässler der Gesamtschule in Gruppen los, um auch die
anderen Steine in der Ibbenbürener Innenstadt wieder glänzen
zu lassen.
Quelle: IVZ aktuell vom 15, Juni 2021
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19 Stolpersteine werden an sechs Stellen in Ibbenbüren verlegt
– 9. 00 Uhr / Ibbenbüren
IVZ aktuell 01.05.20
Günter Demnig kommt am 23. Juni 2021 - Initiative macht weiter |
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Gunter Demnig wird am 23. Juni 2021 weitere
Stolpersteine an sechs verschiedenen Stellen in Ibbenbüren verlegen.
Die Stolperstein-Initiative hat nun den Wortlaut der einzelnen
Inschriften festgelegt.
Seit einigen Tagen steht der Wortlaut der 19 Inschriften für
die weiteren Stolpersteine fest, deren Verlegung in Ibbenbüren
durch Gunter Demnig für den 23. Juni geplant ist. Das teilt
Gernold Mudrack für die Stolperstein-Initiative mit. Die Verlegearbeiten
werden dann um 9 Uhr an der Poststraße vor Haus Nr. 7 beginnen;
die dann folgenden Verlegeorte werden je nach Anzahl der Stolpersteine
jeweils im Abstand von 15 Minuten angesteuert.
Wer noch Informationen über die 19 Personen mitteilen kann,
die noch in den Text des Faltblatts aufgenommen werden könnten,
an dem Werner Suer, Richard Frank und Gernold Mudrack arbeiten,
möge per E-Mail Kontakt aufnehmen - .gmudrack@t-online.de
„Vielleicht kennt jemand ja auch noch Menschen, die uns entsprechende
Auskünfte geben könnten. Auch dann wäre ich sehr dankbar für
einen entsprechenden Hinweis“, schreibt Gernold Mudrack. Und:
„Ich bin froh und dankbar, dass wir in diesem Jahr die Zahl
der Stolpersteine in Ibbenbüren auf insgesamt 60 erhöhen können.“
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An sechs Stellen in Ibbenbüren werden am 23.
Juni die 19 Stolpersteine mit folgenden Inschriften verlegt:
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Gedenken an die Reichspogromnacht in Ibbenbüren
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Holocaust-Opfer sind nicht vergessen
Obwohl in diesem Jahr keine öffentliche Gedenkveranstaltung
zur Reichspogromnacht gestaltet werden konnte, sollten in Ibbenbüren
die Opfer des Holocaust nicht vergessen werden. Am Montag, 82
Jahre nach dem Beginn von verstärkten Gewaltmaßnahmen gegen
Bürger jüdischen Glaubens, legten Mitglieder des „Lenkungskreises
Stolpersteine“ 41 Rosen an acht Stellen im Stadtgebiet nieder.
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mehr
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Richard Frank
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Bildunterschrift: Richard Frank war mit elf Rosen
zur Verlegestelle an der Großen Straße 69 gekommen, um an die
jüdischen Mitglieder der Familien Ackermann und Rosenthal zu erinnern.
| Foto: Brigitte Striehn |
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Sie halten damit das Andenken an Bewohner Ibbenbürens
wach, die während des Naziregimes vertrieben,
deportiert und ermordet wurden oder deren Schicksal unbekannt
ist.
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Die symbolische Aktion am Jahrestag der Reichspogromnacht
verlief dezentral, die bisher übliche Zusammenkunft mit Ansprachen
und Musik musste abgesagt werden. In stillem Gedenken wurde
an die Opfer erinnert. Auf dem Friedhof der ehemaligen jüdischen
Gemeinde mit etwa 50 Grabstellen wurden statt der Blumen Kieselsteine
abgelegt.
Dieser alte Brauch datiert möglicherweise aus der Zeit, als
die Juden auf der Flucht nach Ägypten durch die Wüste zogen
und die Gräber ihrer Toten mit Steinen markierten.
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Bildunterschrift: Nach altem Brauch
legte Gernold Mudrack Kieselsteine auf die Grabmale von Helene
Wexseler (li.) und Isaak Winkler auf dem jüdischen Friedhof. |
Fotos: Brigitte Striehn |
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Gernold Mudrack, Sprecher des Lenkungskreises,
legte Steine auf die Gräber von Isack Winkler (so die Inschrift
auf dem Grabstein) und seiner Lebensgefährtin Helene Wexseler.
Beide sollen im nächsten Jahr am Wohnhaus des früheren Metzgermeisters
in der Alten Münsterstraße mit Stolpersteinen geehrt werden,
kündigte Mudrack an. Zur Ehrung der Toten und zum Lob Gottes
sprach er das Kaddisch-Gebet. Anschließend besuchte der Pfarrer
i. R. die benachbarte Gräberstätte von russischen Kriegsgefangenen
und Zwangsarbeitern auf dem Zentralfriedhof.
Quelle: IVZ vom 9, November 2020
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IBBENBÜREN. Der Gedenktag zur Reichspogromnacht
(9. November 1938) sollte ursprünglich mit einer öffentlichen
Gedenkveranstaltung gestaltet werden. Der Lenkungskreis der
Ibbenbürener Stolperstein-Initiative, der diese Veranstaltung
ausrichtet, hat sich aufgrund der Corona-Situation nun umentschieden.
Abgesagt wird das Holocaust-Gedenken allerdings nicht, sondern
deutlich reduziert zu einer symbolischen Aktion, durch die erinnert
wird an die Ibbenbürener Opfer des Nazi-Regimes. Mitglieder
des Lenkungskreises werden am Montag zwischen 10 und 11 Uhr
41 Rosen an den acht Verlegestellen der Stolpersteine niederlegen
oder am Zaun oder Gitter befestigen.
Wer will, könne anschließend oder im Laufe des Tages individuell
den jüdischen Friedhof besuchen (Zentralfriedhof Nordstraße
/ An der Reichsbahn; Eingang Straße „Am Friedhof“) und zum Zeichen
des Gedenkens einen Kieselstein auf einen Grabstein legen. Die
benachbarte Gräberstätte der russischen Kriegsgefangenen (Zwangsarbeiter)
verdiene ebenfalls einen Besuch.
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Quelle: IVZ vom 7, November 2020 |
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Mehr als 50 Zuhörer kamen zunächst zur Synagogenstraße
10, dort, wo bis 1938 Ibbenbürens jüdisches Gotteshaus stand.
Gernold Mudrack, Initiator und Sprecher der Aktion Stolpersteine
für Ibbenbüren, empfing die Zuhörer und wies auf die besondere
Bedeutung des Tages für die Geschichte Deutschlands in mehreren
Jahren hin. Der entfesselte Volkszorn, der 1938 zur Verschleppung
und Vernichtung der Juden führte, habe auch in Ibbenbüren getobt.
„Anstand, Moral und Ethik gingen da zugrunde.“ Nach der Reichspogromnacht
lebten nur noch zwölf Juden in Ibbenbüren, die letzten drei
wurden 1942 über Hopsten in die Vernichtungslager transportiert.
Für sie und alle weiteren Opfer legten Schüler der Gesamtschule
Rosen und kleine Gedenksteine an der Synagogenstraße nieder.
Anschließend ging die Gruppe zur Großen Straße 55 und zur Alten
Nordstraße, um an den dort eingelassenen Stolpersteinen ebenfalls
Rosen niederzulegen und schweigend zu gedenken.
m Pfarrheim St. Mauritius setzte Gernold Mudrack die Gedenkfeier
fort. Er mahnte zur Wachsamkeit. „Der 9. November ist ein Tag
der Menschenwürde“, sagte der Pfarrer im Ruhestand. Im Pfarrheim
erwartete die Teilnehmer nicht nur das Bild der früheren Synagoge
und Klaviermusik von Erik Löcherbach, der unter anderem einfühlsam
das Thema aus dem Film Schindlers Liste spielte. Zusammen mit
Richard Frank hatten Gesamtschüler außerdem Jugendbücher zur
Reichspogromnacht herausgesucht. Era Haxhihasani las aus Hans-Peter
Richters „Damals war es friedlich“. Eindrücklich schilderte
auch die Autobiografie „Ich bin ein Stern“ von Inge Auerbach,
gelesen von Richard Frank, die Ereignisse und das Gefühl des
Ausgeliefertseins der Betroffenen.
Die Initiative Stolpersteine hat noch einiges vor. Gemeinsam
mit Schülern der Gesamtschule hat der Lenkungskreis unter anderem
die Lebensgeschichten der Familie Rosenthal aus der Poststraße
recherchiert. „Wenn die Schüler nicht so fleißig gewesen wären,
hätten wir das nicht geschafft“, lobte Richard Frank. An der
Gesamtschule geht die Arbeit inzwischen längst über die Projektgruppe
von Ines Staufenberg hinaus. So plant die Schule eine Fahrt
ins Konzentrationslager Auschwitz. - Quelle: IVZ vom 2, November
2019
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An der Synagogenstraße 10 - 2019
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An der Synagogenstraße 10 - 2019
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Zu einer Gedenkveranstaltung am Samstag,
9. November, um 10.30 Uhr zur Erinnerung an die Reichspogromnacht
im Jahr 1938 lädt der Lenkungskreis der Initiative „Stolpersteine
für Ibbenbüren“ ein. Am Standort der jüdischen Synagoge am Caritas-Altenwohnheim
in der Synagogenstraße 10 wird Gernold Mudrack, der Sprecher
der Stolperstein-Initiative, an das Geschehen vor 81 Jahren
erinnern und an den Stolpersteinen der Bewohner des Nachbarhauses
der Synagoge Blumen niederlegen.
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden in Deutschland
mehr als 1200 Synagogen in Brand gesetzt, mehr als 400 Menschen
getötet, unzählige jüdische Mitbürger schwer misshandelt, Wohnungen
und Geschäfte zerstört und geplündert. Auch die Ibbenbürener
Synagoge fiel dem zentral organisierten „Volkszorn“ zum Opfer.
Als Vergeltung für den tödlichen Anschlag eines Juden auf den
deutschen Diplomaten von Rath in Paris wurden SA und SS aufgefordert,
jüdischen Besitz und Synagogen zu zerstören. Auch die Ibbenbürener
Nationalsozialisten folgten mit „Feuereifer“ dem Aufruf zu diesen
Gewalttaten, heißt es in einem Pressetext. Eine Gruppe von etwa
30 Personen mietete sich zudem einen Bus und fuhr nach Hopsten,
um dort die Synagoge und Wohnhäuser von Juden zu zerstören.
Zum Gedenken an diese Ereignisse versammeln sich die Teilnehmer
nach einem Gang zu den Stolpersteinen an der Großen Straße 55
und der Alten Nordstraße 5 im Pfarrheim St. Mauritius. Dort
werden Schüler der Gesamtschule an die jüdischen Mitbürger der
Stadt erinnern und von ihren Recherchen über das Schicksal von
Juden berichten, für die im kommenden Jahr weitere Stolpersteine
verlegt werden sollen. Die Veranstaltung endet voraussichtlich
um 12 Uhr.
Quelle: IVZ vom 2, November 2019
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Verlegung am 9. November 2018 - Standort
H
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Verlegung am 9. November 2018 - Standort H
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Große Straße 69, elf Stolpersteine
Ackermann, Julius, *13.9.1901
Ackermann, Helene, geb. Rosenthal, *4.4.1903
Ackermann, Erwin, *15.1.1938
Ackermann, Elise, geb. Halberstadt, *7.7.1867
Rosenthal, Johannette, geb. Loeb, *5.9.1879
Rosenthal, Erich, *23.7.1904
Rosenthal, Martha geb. Ackermann, *5.3.1911
Rosenthal, Carl, *8.4.1938
Rosenthal, Walter, *18.1.1906
Rosenthal, Werner, *14.1.1909
Rosenthal, Irma (verh. Weinberg), *9.11.1914 |
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Große Straße 69
(Haus in der Bildmitte)
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Lageplan der elf Stolpersteine - Fam. Rosenthal
und Fam. Ackermann - Große Straße 69
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Rosenthal, Johannette
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Ackermann, Erwin
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Rosenthal,
Irma
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Rosenthal, Werner
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Rosenthal, Walter
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Rosenthal,
Erich
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Rosenthal, Martha
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Ackermann, Julius
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Ackermann, Helene
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Rosenthal,
Karl C.
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Ackermann, Elise
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Große Straße 69 - 9 November 2018 - Verlegung
der elf Stolpersteine - Fam. Rosenthal und Fam. Ackermann
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An der Großen Straße 69 - 2018
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An der Großen Straße 69 - 2018
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An der Großen Straße 69 - 2018
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An der Großen Straße 69 - 2018
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An der Großen Straße 69 - 2018
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An der Großen Straße 69 - 2018
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An der Großen Straße 69 - 2018
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An der Großen Straße 69 - 2018
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An der Großen Straße 69 - 2018
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An der Großen Straße 69 - 2018
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An der Großen Straße 69 - 2018
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An der Großen Straße 69 - 2018
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An der Großen Straße 69 - 2018
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An der Großen Straße 69 - 2018
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An der Großen Straße 69 - 2018
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- -An der Großen Straße
69 - 2018 |
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Standort Stolpersteine - Große Straße
69 - Aufn. 12.10.2020
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Fotos: M. Franke - Stadtmuseum Ibbenbüren |
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IBBENBÜREN. In der Nacht vom 9. auf den 10.
November 1938 brannten überall im Deutschen Reich die Synagogen,
wurden jüdische Geschäfte geplündert und zerstört und jüdische
Mitbürger drangsaliert. Mit der Reichspogromnacht – von den
Nationalsozialisten zynisch als „Reichskristallnacht“ tituliert
– läuteten die nationalsozialistischen Machthaber eine neue
Stufe des Terrors gegen die bereits ihrer Bürgerrechte beraubten
Juden in Deutschland ein. Auch in Ibbenbüren gingen in jener
Nacht Nationalsozialisten, deren Anhänger sowie Mitläufer gewaltsam
gegen das jüdische Gotteshaus, gegen jüdische Ladenlokale, gegen
jüdische Nachbarn vor. Auch in Ibbenbüren war dies der Auftakt
zu weiteren Entrechtungs- und Verfolgungsmaßnahmen, an deren
Ende für viele jüdische lbbenbürener die Deportation und Vernichtung
in der industriellen Todesmaschinerie des NS-Regimes standen.
An diese Ereignisse von vor 80 Jahren soll jetzt in einer Gedenkveranstaltung
erinnert werden, teilt der Lenkungskreis der Initiative „Stolpersteine
für Ibbenbüren“ als Veranstalter mit. Sie ist am Freitag, 9.
November, um 18 Uhr im Ratssaal des Rathauses und steht unter
Schirmherrschaft von Bürgermeister Schrameyer. Sie wird unterstützt
durch Schüler der Gesamtschule Ibbenbüren sowie durch Chor und
Orchester des Goethe-Gymnasiums.
Als fachkundige Referenten wurden Lars Boesenberg und Norbert
Ortgies gewonnen. Die beiden sind Mitautoren der Studie „Machtsicherung,
Ausgrenzung, Verfolgung – Nationalsozialismus und Judenverfolgung
in Ibbenbüren“.
Bereits am Vormittag des 9. Novembers findet vor dem
Neubau „Haus Titus“ die nachträgliche Verlegung von elf Stolpersteinen
statt, die am ursprünglich geplanten Termin wegen der Baumaßnahmen
noch nicht gesetzt werden konnte. In Absprache mit dem Künstler
übernehmen dies nun Mitarbeiter des Bibb.
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Der Künstler Gunter Demnig
verlegte am 3. November 2017 an vier
weiteren Stellen insgesamt 18 Stolpersteine in Ibbenbüren.
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Arenbergstraße 1 - Bahnhofstraße 21 - Nordstraße
5 - Große Straße 69
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Große Straße 69 - Familien Ackermann
und Rosenthal - Verlegung am 9. November
2018 - 10 Uhr
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Stolpersteine für Ibbenbüren - 2. Verlegung am 3.
November 2017
Am 6. Oktober 2016 wurden die ersten 23 Stolpersteine an vier
Stellen in Ibbenbüren durch den Kölner Künstler Gunter Demnig
verlegt. Ein Jahr später, am 3. November 2017, ist Gunter
Demnig wieder zu Gast in unserer Stadt, um an weiteren vier
Stellen insgesamt 18 Stolpersteine in die Gehwegfläche
einzufügen.
Foto: M. Franke Stadtmuseum Ibbenbüren
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Stolpersteine - Gunter Demnig -
www.gunterdemnig.de |
Gunter Demnig
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Der Lenkungskreis der Initiative "Stolpersteine
für Ibbenbüren" konnte auch für das diesjährige Projekt auf
wertvolle Vorarbeiten zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
in Ibbenbüren zurückgreifen. Besonders erwähnenswert ist das
Buch "Machtsicherung, Ausgrenzung, Verfolgung" von Lars Boesenberg,
Jürgen Düttmann und Norbert Ortgies aus dem Jahr 2010. Einige
Exemplare können noch beim Stadtmuseum für 18,50 € erworben
werden.
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Über den Personenkreis jüdischer Opfer der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft hinaus erinnern wir diesmal auch an einen Menschen,
der aus tiefster christlicher Überzeugung heraus in Konflikt
mit dem NS-Staat geriet und für seinen Widerstand gegen Fahneneid
und Waffengebrauch in der Armee zum Tode verurteilt wurde: Ewald
Berger, ein Zeuge Jehovas.
Während die Geschichte der Judenverfolgung recht gut dokumentiert
ist, mangelt es an konkreten Hinweisen auf das sogenannte "Euthanasie-Programm",
durch das Menschen mit Behinderungen systematisch umgebracht
wurden. Ein Projekt des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe,
das auch die Situation in Lengerich aufklären soll, verspricht
hierzu neue Erkenntnisse zu erbringen. Es gibt keinen Grund,
solche Vernichtungsaktionen im Bereich der Familie aus Scham
zu verschweigen. Für Hinweise aus der Bevölkerung sind wir auf
jeden Fall dankbar.
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Um weitere Gruppen von Verfolgten des NS-Staates
werden wir uns in den nächsten Jahren kümmern: einige Namen
von Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschaftlern sind
bekannt, von Homosexuellen und Deserteuren wissen wir nichts,
und das Schicksal der Zwangsarbeiter auf der Schachtanlage der
Preussag ist noch ein weiteres Kapitel, das aufgearbeitet werden
soll. Vor dem Standort der Unterkünfte können anstelle von einzelnen
Stolpersteinen ganze "Stolperschwellen" verlegt werden - mit
ausführlicheren Texten.
Mit Freude und Erleichterung nehmen wir wahr, wie stark die
Akzeptanz der Stolperstein-Verlegungen in der Bevölkerung ist.
Schulen und Vereine bekunden ihr Interesse und organisieren
Stadtrundgänge zum Thema "Judenverfolgung im Dritten Reich".
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Eine Schülergruppe der Gesamtschule, die schon
an der Vorbereitung und bei der Gestaltung der Erstverlegung
2016 beteiligt war, hat ihren "Wandertag" für eine Putz- und
Pflegeaktion an den Stolpersteinen eingesetzt. Wenn jetzt vier
weitere Stellen hinzukommen, sollte allerdings die Pflege der
Messingoberflächen verbindlich geregelt werden.
Gernold Mudrack, Sprecher des Lenkungskreises
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Verlegung am 3. November 2017 - Standort
H
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2017 - Stolpersteine - 2. Verlegung ::
3. November 2017 - Standort E |
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Erste Verlegestelle: Arenbergstraße 1 - Ab 9. 00 Uhr
Arenbergstraße 1, ein Stolperstein
Ewald Berger, * 16.8.1914 |
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Arenbergstraße 1
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Ewald Berger
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Ewald Berger, geboren am 16. August 1914
in Ibbenbüren, gehörte Jehovas Zeugen an. Er wurde als Soldat
zum Kriegsdienst eingezogen, verweigerte jedoch den Fahneneid
auf Adolf Hitler. Deswegen wurde Ewald Berger inhaftiert und
vom Reichskriegsgericht in Berlin am 21. Mai 1940 zum Tode verurteilt.
Das Urteil wurde am 15. Juni 1940 durch Enthauptung vollstreckt.
In den Akten des Gerichts findet sich zum Urteil der kurze Vermerk:
"Bibelforscher" und "Todesstrafe wegen Zersetzung der Wehrkraft".
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Ewald Berger
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Einen Monat vor seinem Tod schrieb Ewald Berger
am 15. Mai 1940 aus Bromberg (im besetzten Polen) an seine Mutter:
So verbleibe ich nun Dir, liebste Mutter mein, in der Ferne
als Dein auf Freiheit wartender Sohn in großer Hoffnung, Liebe
und Glaube treu, Dein Sohn Ewald, Gott mit Dir.
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Und er fügt die Anklage hinzu, die zu seiner
Verhaftung geführt hatte: "Was ich verbrochen habe, wisst ihr
ja. Ich habe euch ja von Thorn (in Polen) aus mitgeteilt, dass
ich eine Erklärung abgegeben habe, dass ich unter keinen Umständen
auf Menschen schießen und den (Fahnen-) Eid leisten kann, da
mir dieses das Wort Gottes verbietet, und ich habe es mit der
Heiligen Schrift begründet."
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[Quelle: Jehovas Zeugen in Deutschland, Archiv
in Selters]
In der Bevölkerung war nicht bekannt, dass Ewald Berger hingerichtet
worden war. Es hieß, er habe auf der Suche nach seiner Seele
Selbstmord begangen.
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Ewald Berger - Arenbergstraße 1 - Verlegung am 3. November
2017 |
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Besucher der Verlegung
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Künstler Gunter Demnig
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Bürgermeister Dr. Marc Schrameyer
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an der Arenbergstraße 1
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Verlegung an der Arenbergstraße 1
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Verlegung an der Arenbergstraße 1
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Künstler Gunter Demnig
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Jochen Schiffer,und Werner Suer
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Gernold Mudrack - Gunter Demnig
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Verlegung an der Arenbergstraße 1
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Verlegung an der Arenbergstraße 1
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Verlegung an der Arenbergstraße 1
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Nick Wendland - Gesamtschule
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Künstler Gunter Demnig
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Stolperstein - Ewald Berger
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Verlegung an der Arenbergstraße 1
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Verlegung an der Arenbergstraße 1
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Arenbergstraße 1
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Standort Stolpersteine - Arenbergstraße
1 - Aufn. 12.10.2020
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Fotos: M. Franke - W. Suer - Stadtmuseum |
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2017 - Stolpersteine - 2. Verlegung ::
3. November 2017 - Standort F
Bahnhofstraße 21, ein Stolperstein
(zwischen Ohlemeyer und Nolte)
Julius Kaufmann, * 14.8.1868 |
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Bahnhofstr, 21 - Haus in der Mitte
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Julius Kaufmann
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Julius Kaufmann wurde am 14. August 1868 in Ibbenbüren geboren.
Seine Eltern Moses und Pauline Kaufmann (gestorben 1910) führten
ein Textilgeschäft ("Manufakturwaren") in der Bahnhofstraße
21, das Julius, spätestens nach dem Tod des Vaters (1919), von
ihnen übernahm. In der Ibbenbürener Bevölkerung war er geachtet,
und sein Geschäft war vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten
sehr beliebt.
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Julius Kaufmann
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In der IVZ vom 22. Mai 1962 schreibt der frühere
Rektor August Ströhmer in einem Artikel über die jüdischen Mitbürger
Ibbenbürens: "Der Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Ibbenbüren
war Julius Kaufmann, Inhaber eines Manufakturgeschäftes. Er
wurde Rabbiner genannt, war aber nur Vorbeter und Vorleser.
In seinem bescheidenen und gepflegten Äußeren und vor allem
in seiner inneren Gesinnung war er ein ehrhaft vornehmer Mann.
Jahr für Jahr kleidete er arme Erstkommunionkinder umsonst ein,
regelmäßig unterstützte er die karitativen Einrichtungen beider
christlicher Konfessionen. Trotz reicher Geldmittel ist es ihm
nicht gelungen, die amerikanische Einreiseerlaubnis zu erlangen,
er wurde 1941 nach Theresienstadt in das von der SS verwaltete
Ghetto verladen und in Auschwitz vergast."
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In der jüdischen Gemeinde übte Kaufmann seit
1913 das Amt des Vorstehers aus, und auch die Ortsgruppe des
"Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" (C.V.)
stand unter seinem Vorsitz. Ferner war Julius Kaufmann Mitglied
des Ibbenbürener Junggesellen-Schützenvereins.
Die Stifterin eines Stolpersteines, den sie ausdrücklich für
Julius Kaufmann bestimmen wollte, berichtet, dass Kaufmann ihren
Großeltern ein günstiges Darlehen zum Bau ihres Hauses gewährt
habe, als öffentliche Kreditinstitute dazu nicht bereit waren.
Dankbare Erinnerung verbindet die Familie seither mit dem Namen
Julius Kaufmann.
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Seit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten
im Januar 1933 verschlechterten sich die Lebens- bedingungen
für jüdische Mitbürger. Per Gesetz wurden ihnen schon 1935 die
Rechte deutscher Staatsbürger aberkannt. So steht auf der Meldekarte
vom Wegzug Julius Kaufmanns: "kein Reichsbürger". Durch Boykottmaßnahmen
gegen jüdische Geschäfte entzog der NS-Staat allen selbstständigen
jüdischen Handwerkern und Händlern die Existenzgrundlage. Schon
1935 gab es in Ibbenbüren keine jüdischen Metzger und Viehhändler
mehr. Und auch die übrigen Einzelhandelsgeschäfte konnten nicht
länger bestehen. Wer bei Kaufmann einkaufte, riskierte es, öffentlich
bloßgestellt zu werden - auch in der Zeitung. Ein Bergmann berichtet
in einem Interview, dass die Preussag Steiger entlassen hat,
die bei dem Juden Kaufmann gesehen wurden.
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Julius Kaufmann verkaufte am 15.4.1937 sein Wohn-
und Geschäftshaus an einen Nachbarn, immerhin noch zu einem
Kaufpreis von zwei Dritteln des tatsächlichen Wertes. Wer später
verkaufte bzw. dazu gezwungen wurde, musste weit höhere Verluste
hinnehmen.
Am 2.6.1937 zog Julius Kaufmann nach Köln. Als Adresse ist auf
der Abmeldekarte der Stadt Ibbenbüren eingetragen: Zülpicher
Straße 84. Wie lange er dort wohnte, ist nicht bekannt, auch
nicht, welche Anstrengungen er unternommen hat, um in die USA
auszureisen. Jedenfalls: wer im Alter von 69 Jahren derartige
Fluchtpläne schmiedet, muss schon sehr verzweifelt sein!
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Die letzte Anschrift von Julius Kaufmann in Köln
lautet: St.-Apern-Straße 29/31. Vor diesem Haus liegt neben
zwei anderen ein Stolperstein für Samuel Kaufmann, geboren am
31.7.1868 in Sürth bei Köln, deportiert am 15.6.1942 nach Theresienstadt.
Am gleichen Tag wurde auch Julius Kaufmann in den Transport
nach Theresienstadt gepfercht. Samuel und Julius waren vermutlich
Vettern, beide im Jahr 1868 geboren, beide im Alter von knapp
74 Jahren in Theresienstadt ums Leben gekommen, Julius am 12.
Juli, Samuel am 1.September 1942. Theresienstadt: da dachten
Unwissende und unwissend Gehaltene an den Filmtitel "Der Führer
schenkt den Juden eine Stadt"!
Von einem Weitertransport nach Auschwitz, wie Rektor a.D. Ströhmer
schreibt, ist nichts bekannt. Für die beiden alten Herren reichten
die mörderischen Lebensumstände in Hitlers "Muster-Ghetto" aus,
um ihre letzten Lebenskräfte zu zerstören. Auch wenn auf dem
Totenschein als Todesursache "Lungenödem infolge von Pneumonie"
steht, machen wir den Zynismus der willfährigen Mediziner nicht
mit! Das war keine "natürliche" Todesursache, sondern bewusst
herbeigeführter Mord. Deshalb steht auf dem Stolperstein von
Julius Kaufmann: "ERMORDET 12.7.1942".
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Julius Kaufmann - Bahnhofstraße 21 - Verlegung am 3. November
2017 |
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Verlegung an der Bahnhofstraße 21
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Verlegung an der Bahnhofstraße 21
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Verlegung an der Bahnhofstraße 21
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Manuel Kaiser und Nils Derhake
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Regina Dobrostein Lisa-Marie Pieper
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Verlegung an der Bahnhofstraße 21
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Kepler-Schülerinnen
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Manuel Kaiser und Nils Derhake
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Stolperstein - Julius Kaufmann
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Stolperstein - Julius Kaufmann
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Gesamtschule
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Bahnhofstraße 21
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Bahnhofstraße 21
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Standort Stolpersteine - Bahnhofstraße
21 - Aufn. 12.10.2020
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Fotos: M. Franke - W. Suer - Stadtmuseum |
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2017 - Stolpersteine - 2. Verlegung :: 3. November 2017 - Standort
G
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Nordstraße 5, (Jetzt Alte Nordstraße 5) fünf Stolpersteine
Rosenthal, Leopold, *2.5.1871
Rosenthal, Josephine geb. Epstein, *8.10.1878
Rosenthal, Josef, * 26.1.1910
Rosenthal, Else, *2.3.1911
Rosenthal, Reinhard, *20.1.1933 |
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Nordstraße 5 - Haus links
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Rosenthal, Leopold
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Rosenthal, Josephine
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Rosenthal, Josef
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Rosenthal, Else
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Rosenthal, Reinhard
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In der Nordstraße 5, in der Nähe der Mauritiuskirche,
wohnte Familie Rosenthal. Der Viehhändler Leopold Rosenthal,
geboren am 2.5.1871, starb am 14. April 1937 im Alter von 58
Jahren. Bereits 1935 verlor er durch den Boykott der Nationalsozialisten
gegenüber den jüdischen Viehhändlern und Metzgern seine wirtschaftliche
Lebensgrundlage.
Seine Ehefrau Josephine, geborene Epstein, wurde am 8.10.1878
in Goch am Niederrhein geboren.
Zur Familie gehörten der Sohn Josef, geboren am 26.1.1910
und die Tochter Else, geboren am 2.3.1911. Else Rosenthal wurde
am 20.1.1933 Mutter eines Sohnes, der in Hamburg geboren wurde
und den Namen Reinhard bekam.
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Zu den Bewohnern des Hauses gehörte auch noch
Kurt Rosenthal, sein Geburtsdatum datiert auf den 1.8.1904.
Kurt Rosenthal ist am 08.12.1932 in Saerbeck gestorben. Er wurde
auf dem jüdischen Friedhof in Ibbenbüren begraben.
Für einige jüdische Bürger aus Ibbenbüren waren Köln und Hamburg
vorrangige Ziele bei dem Versuch, einer immer bedrohlicher werdenden
Lage in ihrer Heimatstadt zu entkommen. Hier fand man noch intakte
jüdische Gemeinden, die ihre Hilfe anboten.
Josephine Rosenthal zog am 17.8.1937, wohl in Begleitung ihres
Enkels Reinhard, nach Hamburg in die Marktstraße 94. Ihre Tochter
Else war bereits vier Wochen früher nach Hamburg gegangen. Sie
hatte in der Wrangelstraße 37 eine Bleibe gefunden.
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1941 wurden die Rosenthals nach Litzmannstadt
(Lodz) in das KZ deportiert, wo sie am 3.5.1942 ermordet worden
sind.
Josef Rosenthal emigrierte 1937 über die Niederlande nach Belgien.
Dort wurde er aufgegriffen und nach Deutschland ausgeliefert.
Im November 1939 wurde er in das KZ Sachsenhausen gebracht.
Dort wurde er am 21.5.1942 ermordet.
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Nordstraße 5 - Verlegung am 3. November 2017 |
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Rosenthal, Leopold, *2.5.1871 - Rosenthal, Josephine
geb. Epstein, *8.10.1878 -- Rosenthal, Josef, * 26.1.1910
Rosenthal, Else, *2.3.1911 - Rosenthal, Reinhard, *20.1.1933 |
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Richard Frank - Nordstraße 5
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Verlegung an der Nordstraße 5
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Verlegung an der Nordstraße 5
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Verlegung an der Nordstraße 5
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Nordstraße 5
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Verlegung an der Nordstraße 5
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Stolpersteine und Blumen
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Stolpersteine und Blumen
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Stolpersteine - Nordstraße 5
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für die Familie Rosenthal
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für die Familie Rosenthal
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Familie Rosenthal
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Rosen zum Gedenken: Die Schüler der Gesamtschule,
(v.l.) Niklas Willmann, Manuel Kaiser, Nils Derhake, Alexander
Riewe und Nick Wendland, gestalteten die Verlegung. |
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Standort Stolpersteine - Alte Nordstraße
5 - Aufn. 12.10.2020
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Fotos: M. Franke - W. Suer - Stadtmuseum |
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Keine Verlegung
am 3. November
2017 - Standort H
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Große Straße 69, elf Stolpersteine
Ackermann, Julius, *13.9.1901
Ackermann, Helene, geb. Rosenthal, *4.4.1903
Ackermann, Erwin, *15.1.1938
Ackermann, Elise, geb. Halberstadt, *7.7.1867
Rosenthal, Johannette, geb. Loeb, *5.9.1879
Rosenthal, Erich, *23.7.1904
Rosenthal, Martha geb. Ackermann, *5.3.1911
Rosenthal, Carl, *8.4.1938
Rosenthal, Walter, *18.1.1906
Rosenthal, Werner, *14.1.1909
Rosenthal, Irma (verh. Weinberg), *9.11.1914 |
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Große Straße 69
(Haus in der Bildmitte)
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Johannette Rosenthal, geborene Loeb, geboren
am 5.9.1879 in Wressen / Steiermark (?), war die Witwe von Calmon
Rosenthal, der 1926 in Ibbenbüren starb und auf dem jüdischen
Friedhof beigesetzt wurde. Wie viele andere Verfolgte jüdischen
Glaubens zog Johannette Rosenthal am 2.12.1938 nach Köln, und
zwar in die Spichernstraße 48. Ihr weiteres Schicksal ist uns
nicht bekannt.
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Der Kaufmann und Viehhändler Julius Ackermann
wurde am 13.9.1901 in Weyer / St. Goarshausen (Rheinland-Pfalz)
geboren. Julius Ackermann war mit Helene Ackermann, geborene
Rosenthal, verheiratet. Helene Ackermann kam am 4.4.1903 in
Ibbenbüren zur Welt. Ebenfalls zur Familie gehörte Erwin
Ackermann, geboren am 15.1.1938 in Ibbenbüren, der Sohn
von Helene und Julius.
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Nach der Reichspogromnacht und der Verwüstung
der jüdischen Gotteshäuser (9. / 10. November 1938) wurde Julius
Ackermann am 12.11.1938 in sogenannte "Schutzhaft" genommen,
nach kurzer Zeit aber wieder entlassen. Am 5.4.1939 konnte die
Familie Ackermann, Julius und Helene mit ihrem Sohn Erwin, auf
die Philippinen emigrieren. Dadurch haben sie, noch vor Beginn
des 2. Weltkrieges, ihr Leben retten können. In Manila führte
Erwin später als Erwachsener ein Restaurant. 1981 ist er nach
Spokane / USA ausgewandert. Seine Eltern folgten ihm später
in die USA, und zwar nach New York.
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Elise Ackermann, die Mutter von Martha
und Julius, die am 7.7.1867 in Blessenbach / Oberlahnkreis geboren
wurde, wohnte offiziell in Weyer-St. Goarshausen, hielt sich
aber zum Zeitpunkt ihres Todes bei ihrer Familie in Ibbenbüren
auf. Elise Ackermann starb am 8.5.1938 in Ibbenbüren. Die Todesanzeige
wurde vom St.-Elisabeth-Hospital aufgegeben. Auch ihr Grab befindet
sich auf dem jüdischen Friedhof in Ibbenbüren.
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Martha Rosenthal, geborene Ackermann,
die Schwester von Julius, wurde am 5.3.1911 ebenfalls in Weyer
geboren. Sie hat den Holocaust nicht überlebt. Sie zog am 8.12.1938
von Ibbenbüren zunächst nach Köln. Später flüchtete sie in die
Niederlande. Am 6.3.1940 wurde sie dort inhaftiert und in das
Sammellager Westerbork verbracht. Dort war sie bis zum 4.9.1944,
danach im Ghetto Theresienstadt, ab 23.10.1944 im Vernichtungslager
Auschwitz, wo sie ermordet worden ist.
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Der Viehhändler Erich Rosenthal, am 23.7.1904
in Ibbenbüren geboren, wohnte ebenfalls in der Großen Straße
69. Er war mit Martha Rosenthal, geb. Ackermann verheiratet.
Ihr Sohn Karl (Calmon, Calman) wurde am 8.4.1938 geboren. Da
die Situation der jüdischen Bevölkerung durch die brutalen Übergriffe
der Nazis immer bedrohlicher wurde (wie Julius Ackermann wurde
auch Erich Rosenthal für etwa zwei Wochen in "Schutzhaft" genommen),
suchte die Familie durch einen Umzug nach Köln, in die relative
Anonymität der Großstadt, eine Lösung. Im November / Dezember
1938 war eine Bleibe in der Lützowstraße in Köln gefunden. Von
dort führte der Fluchtweg weiter nach Holland. Bereits im März
1940 erfolgte die Inhaftierung und der Transport in das Sammellager
Westerbork. Der Aufenthalt dauerte bis zum September 1944. Dann
deportierten die Nazis Erich, Martha und Karl mit dem Sammel-Transport
XXIV/7 zunächst nach Theresienstadt. Im September / Oktober
1944 wurden die Rosenthals nach Auschwitz verbracht, wo sie
ermordet worden sind. Das Todesdatum von Erich ist dokumentiert:
13.1.1945, wann Martha und Karl ums Leben kamen, ist nicht zu
ermitteln.
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Walter Rosenthal, geb. 18.1.1906
Werner Rosenthal, geb. 14.1.1909
Irma Rosenthal, verheiratete Weinberg, geb. 9.11.1914
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Walter, Werner und Irma Rosenthal konnten
sich dem Zugriff der Nazis durch die Emigration in die USA entziehen.
Walter floh am 8.8.1934 zunächst nach Wesseling bei Köln. Von
dort ist ihm dann die Einreise in die USA gelungen. 1949 war
er in Flora, Kansas gemeldet. Walter starb am 21.01.1965. Werner
Rosenthal emigrierte am 31.1.1936. Er lebte wie Walter in Flora.
Sein weiteres Schicksal ist uns nicht bekannt. Irma Rosenthal
konnte am 11.10.1937 in die USA emigrieren. Über New York ging
ihr Weg dann ebenso nach Flora, Kansas. Dort heiratete sie Walter
Weinberg.
Ihr weiterer Lebensweg ist uns nicht bekannt.
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Große Straße 69 - Familien Ackermann
und Rosenthal
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Keine
Verlegung am 3. November 2017
Verlegung erst am 09.11.2018
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An der Großen Straße 69 entschied Künstler
Demnig sich wegen laufender Bauarbeiten gegen die
Verlegung der elf Steine. Sie sollen 2018 vom Bauhof eingesetzt
werden.
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1
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An der Großen Straße 69 - 2017
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An der Großen Straße 69 - 2017
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An der Großen Straße 69 - 2017
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An der Großen Straße 69 - 2017
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Niklas Willmann - Gesamtschule - 2017
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An der Großen Straße 69 - 2017
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Ines Staufenberg
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Gernold Mudrack im Interview
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Gernold Mudrack im Interview
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an der Großen Straße 69 - 2017
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an der Großen Straße 69 - 2017
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an der Großen Straße 69 - 2017
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Stolpersteine bleiben in
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der Verpackung - 2017
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Große Straße 69 - Familien Ackermann
und Rosenthal
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Keine
Verlegung am 3. November 2017
Verlegung erst am 09.11.2018
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An der Großen Straße 69 entschied Künstler
Demnig sich wegen laufender Bauarbeiten gegen die Verlegung
der elf Steine. Sie sollen 2018 vom Bauhof eingesetzt werden.
Fotos: M. Franke - Stadtmuseum Ibbenbüren
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Stolperstein-Initiative erinnert an Reichspogromnacht
Gedenken so aktuell wie nie
IBBENBÜREN. Zu einer Gedenkveranstaltung am Samstag,
9. November, um 10.30 Uhr zur Erinnerung an die Reichspogromnacht
im Jahr 1938 lädt der Lenkungskreis der Initiative „Stolpersteine
für Ibbenbüren“ ein. Am Standort der jüdischen Synagoge am Caritas-Altenwohnheim
in der Synagogenstraße 10 wird Gernold Mudrack, der Sprecher
der Stolperstein-Initiative, an das Geschehen vor 81 Jahren
erinnern und an den Stolpersteinen der Bewohner des Nachbarhauses
der Synagoge Blumen niederlegen.
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden in Deutschland
mehr als 1200 Synagogen in Brand gesetzt, mehr als 400 Menschen
getötet, unzählige jüdische Mitbürger schwer misshandelt, Wohnungen
und Geschäfte zerstört und geplündert. Auch die Ibbenbürener
Synagoge fiel dem zentral organisierten „Volkszorn“ zum Opfer.
Als Vergeltung für den tödlichen Anschlag eines Juden auf den
deutschen Diplomaten von Rath in Paris wurden SA und SS aufgefordert,
jüdischen Besitz und Synagogen zu zerstören. Auch die Ibbenbürener
Nationalsozialisten folgten mit „Feuereifer“ dem Aufruf zu diesen
Gewalttaten, heißt es in einem Pressetext. Eine Gruppe von etwa
30 Personen mietete sich zudem einen Bus und fuhr nach Hopsten,
um dort die Synagoge und Wohnhäuser von Juden zu zerstören.
Zum Gedenken an diese Ereignisse versammeln sich die Teilnehmer
nach einem Gang zu den Stolpersteinen an der Großen Straße 55
und der Alten Nordstraße 5 im Pfarrheim St. Mauritius. Dort
werden Schüler der Gesamtschule an die jüdischen Mitbürger der
Stadt erinnern und von ihren Recherchen über das Schicksal von
Juden berichten, für die im kommenden Jahr weitere Stolpersteine
verlegt werden sollen. Die Veranstaltung endet voraussichtlich
um 12 Uhr.
Quelle: IVZ vom 2, November 2019
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Künstler Gunter Demnig verlegt Stolpersteine in Ibbenbüren
- IVZ Video
Quelle IVZ TV vom Freitag , 3. November 2017 |
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Flyer 2 - Stolpersteine in Ibbenbüren - 2017 |
2. Verlegung
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Der Flyer liegt ab Oktober bei der VHS, im Rathaus,
bei der Stadtmarketing GmbH und an vielen weiteren Orten aus.
Im Flyer 2017 sind unter anderem Texte über das Schicksal der
Menschen zu lesen, an die die zweite Steinverlegung erinnern
soll. Verlegt werden sie an folgenden Orten:
Arenbergstraße 1, Ewald Berger - Bahnhofstraße 21, Julius Kaufmann
Nordstraße 5, Fam. Rosenthal - Große Straße 69, Fam. Ackermann
und Fam. Rosenthal.
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PDF Flyer "Stolpersteine in Ibbenbüren 2017“
zum download > > > |
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Veranstaltungen :: 2016 |
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Henriette Kretz, Antwerpen - Mitglied des polnischen
Vereins „Kinder des Holocaust“ |
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VII. Zeitzeugenprojekt: „Fragt
uns, wir sind die letzten ...“
24. November 2016, 19.00 Uhr
Aula der Kaufmännischen Schulen, Wilhelmstr. 4-6 |
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Henriette Kretz (*1934)
wird als Kind einer jüdischen Familie im damals polnischen Stanislawów
(heute Iwano-Frankiwsk in der Ukraine) geboren. Seit 1935 lebt
die Familie in der Nähe von Opatów im südöstlichen Polen, wo
Henriettes Vater als Arzt tätig ist. Ihre Mutter ist von Beruf
Anwältin, widmet sich aber der Erziehung der Tochter. Nach dem
Überfall der Wehrmacht auf Polen im Herbst 1939 flieht die Familie
zuerst nach Lemberg und dann ins benachbarte Sambor. 1941 holen
der Krieg und die Deutschen die Familie auch dort ein. Bald
werden sie aus ihrer Wohnung vertrieben und müssen in den jüdischen
Stadtbezirk umsiedeln, in dem kurze Zeit später ein Ghetto errichtet
wird. Mehrmals gelingt es dem Vater, die Familie vor dem Schlimmsten
zu bewahren. Immer wieder müssen sie sich verstecken. 1944 werden
Henriettes Eltern vor ihren Augen erschossen. Sie selbst kann
sich in einem Nonnenkloster verstecken und überlebt den NS-Terror.
Sie bleibt dort, bis sie wie durch ein Wunder von einem Onkel
gefunden wird (dem einzigen Überlebenden der großen Familie),
der mit ihr nach Antwerpen geht. Nach ihrem Schulabschluss studiert
Henriette Kunstgeschichte und wird Lehrerin. Anschließend geht
sie für 13 Jahre nach Israel (1956-1969), arbeitet dort als
Französischlehrerin und war mit einen russischen Juden verheiratet.
Henriette hat zwei Söhne und drei Enkel und lebt wieder in Antwerpen.
Sie ist Mitglied des polnischen Vereins „Kinder des Holocaust“,
dem Juden angehören, die als Kinder den NS-Terror meist in Verstecken
überlebt haben. Frau Kretz spricht u.a. Polnisch, Französisch,
Deutsch und Englisch. Sie Interessiert sich für Politik, Literatur,
Pädagogik und Malerei. Sie ist selbst Malerin.
Die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung, die u.a.
auch Zeitzeugenprojekte unterstützt, hat einen Film über Henriette
Kretz erstellt. - http://www.slpb.de/angebote/henriette-kretz-kindheit-im-schatten-der-schoah/
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Gedenken an eine schlimme Nacht - Die Stolperstein-Initiative
lädt ein - Mittwoch, 9. November, um 18 Uhr |
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Zum Gedenken an die „Reichspogromnacht“ lädt
die Initiative „Stolpersteine für Ibbenbüren“ zu einem kurzen
Rundgang zu drei der vier Stolperstein-Verlegestellen ein. Treffpunkt
ist der Standort der Synagoge am Caritas-Altenwohnhaus, Synagogenstraße
10. Am Mittwoch, 9. November, um 18 Uhr wird Sebastian
Rolf an das Geschehen vor 78 Jahren erinnern, an die Vorgeschichte
und an die zerstörerischen Folgen des inszenierten „Volkszorns“.
Auf den vier Stolpersteinen für die Familie Meyer Rosenthal,
deren Haus unmittelbar neben der Synagoge stand, werden Rosen
zum Zeichen des Gedenkens niedergelegt, auch als Mahnung gegen
den Rassismus in unseren Tagen. Die restlichen 19 Stolpersteine
sollen ebenfalls mit je einer Rose bedeckt werden.
Eine Abordnung der Stolperstein-Inititiative des Ibbenbürener
Stadtmuseums wird die Gedenkplatten am Ort des Wohnhauses der
Familie Louis Löwenstein an der Kreuzung Große Straße/ Weststraße
aufsuchen, während die übrigen Teilnehmer zum Unteren Markt
ziehen und sich an den ehemaligen Wohn- und Geschäftshäusern
der Familien Sally Goldschmidt und Sally Löwenstein an deren
Schicksal der Ausgrenzung, Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung
erinnern lassen.
Gernold Mudrack, der Sprecher der Stolperstein-Initiative, wird
diesen Abschnitt der Veranstaltung übernehmen. Aufgrund von
Infos, die nach der Verlegung der Stolpersteine übermittelt
wurden, wird sich das Schicksal von Manfred Löwenstein wohl
noch aufklären lassen.
Im Anschluss an den Rundgang werden die Teilnehmer eingeladen
in die Christuskirche zu einer ökumenischen Andacht, die von
Pfarrer Christian Heinz und Diakon Wilfried van Elten gestaltet
wird.
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Der Künstler Gunter Demnig
verlegte am
6. Oktober 2016 die ersten Stolpersteine
in Ibbenbüren
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Große Straße 55 - Schulstraße 2 - Unterer
Markt 10 - Unterer Markt 2
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Gunter Demnig hat am 6. Oktober 2016 23 Stolpersteine in Ibbenbüren
verlegt. |
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Der Kölner Künstler Gunter Demnig, der
seit 1992 etwa 60.000 Stolpersteine in Deutschland und im europäischen
Ausland verlegt hat, fügt die Steine in die Gehwegfläche ein,
und zwar bündig. Denn stolpern sollen nicht die Füße, sondern
stolpern soll der Kopf: Da glänzt im grauen oder rötlichen Pflaster
eine Gruppe von vier bis acht Messingplatten im Format 10 x
10 cm.
Sie sollen erinnern an Menschen aus Ibbenbüren, denen das Wohn-
und Lebensrecht in unserer Stadt durch die Politik des Nationalsozialismus
entzogen wurde. Fotos: M. Franke 2016
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Stolpersteine - Gunter Demnig -
www.gunterdemnig.de |
Gunter Demnig in Ibbenbüren
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Familien Louis Löwenstein - Große Straße 55 |
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Große Straße 55
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Große Straße 55
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Große Straße 55
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Louis Löwenstein, *10.8.1868
Johanna Löwenstein geb. Jacobs, *15.12.1859
Bertha Weinberg geb. Löwenstein, *22.8.1897
Rosa Löwenstein, *10.12.1900
Henriette Kamenetzky geb. Löwenstein, *5.7.1895
Mathilde Löwenstein, *1.5.1879
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Familien Louis Löwenstein, (Große Straße 55,
sechs Stolpersteine),
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Große Straße 55
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Große Straße 55
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Große Straße 55
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Große Straße 55
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Große Straße 55
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Große Straße 55
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Große Straße 55
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„Große Straße 55 – das Haus
gibt es nicht mehr. Die Menschen
gibt es auch nicht mehr. Aber die Erinnerung bleibt.“
Gernold Mudrack über die Verlegung der
Stolpersteine.
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Standort Stolpersteine - Große Straße
55 - Aufb. 12.10.2020
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Familie Meyer Rosenthal - Schulstraße 2 |
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Schulstraße 2
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Schulstraße 2
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Schulstraße 2
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Meyer Rosenthal, *7.4.1869
Rika Rosenthal geb. Prag, *17.3.1875
Karl Rosenthal, *10.6.1913
Paul Abrahamsohn, *5.4.1917
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, Familie Meyer Rosenthal, (Schulstraße 2,
vier Stolpersteine),
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Schulstraße 2
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Standort Stolpersteine - Synagogenstraße 10
- (Schulstraße 2) Aufn. 12.10.2020
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Familie Goldschmidt - Unterer Markt 10 |
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Unterer Markt 10
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Unterer Markt 10
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Unterer Markt 10
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Sally Goldschmidt, *26.7.1874
Rosalie Goldschmidt geb. Moses, *22.5.1882
Johanna Goldschmidt geb. Moses, *21.9.1878
Josef Goldschmidt, *15.12.1908
Walter Goldschmidt, *25.2.1910
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Unterer Markt 10
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Familie Goldschmidt, (Unterer Markt 10, fünf
Stolpersteine)
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Standort Stolpersteine - Unterer Markt 10
- Aufn. 12.10.2020
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Familie Sally Löwenstein - Unterer Markt 2 |
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Unterer Markt 2
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Unterer Markt 2
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Unterer Markt 2
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Unterer Markt 2
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Unterer Markt 2
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Unterer Markt 2
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Sally Löwenstein, *24.5.1865
Bertha Löwenstein geb. Elsberg, *19.5.1864
Manfred Löwenstein, *17.9.1902
Emma Löwenstein geb. Poppert, *18.3.1904
Walter Poppert, *11.8.1902
Lilly Poppert geb. Löwenstein, *27.10.1904
Eleonore Wilhelmine Löwenstein geb. Lange, *10.7.1898
Julius Löwenstein, *17.1.1901
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Unterer Markt 2
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Standort Stolpersteine - Unterer Markt 2 -
Aufn. 12.10.2020
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Fotos: Stadtmuseum Ibbenbüren |
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Der Künstler Gunter Demnig verlegte am 6. Oktober 2016 die ersten
Stolpersteine in Ibbenbüren |
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Große Straße 55
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Schulstraße 2
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Unterer Markt 10
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Unterer Markt 2
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A: 16.00 Uhr
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B: 16.30 Uhr
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C: 17.00 Uhr
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D: 17.20 Uhr
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Fotos: Stadtmuseum
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Um 19 Uhr findet im Ratssaal des Ibbenbürener
Rathauses, Alte Münsterstraße 16, eine Vortragsveranstaltung
zum Thema „Stolpersteine – Spuren und Wege“ statt. Gunter Demnig
wird darin seinen künstlerischen Werdegang seit 1968 skizzieren
und das Projekt „Stolpersteine“ anhand einer Reihe von Beispielen
vorstellen. Gelegenheit zur anschließenden Diskussion ist gegeben.
Musikalisch wird die Veranstaltung vom Chor und vom Orchester
des Goethe-Gymnasiums begleitet, und auch eine Schülergruppe
der Gesamtschule wird bei einem Liedbeitrag mitwirken.
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Die Volkshochschule Ibbenbüren hat dankenswerter
Weise diese Veranstaltung in ihr Programm aufgenommen, beim
zeitlichen Umfang allerdings etwas zu großzügig kalkuliert.
Wir rechnen damit, dass die Veranstaltung etwa 1 ½ Stunden dauert
und demnach um 20.30 Uhr (und nicht erst um 21.30 Uhr) zu Ende
geht.
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Flyer 1 - Stolpersteine in Ibbenbüren - 2016 |
1. Verlegung
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Der Flyer liegt ab sofort (September) bei der
VHS, im Rathaus, bei der Stadtmarketing GmbH und an vielen weiteren
Orten aus.
Darin sind unter anderem kurze Texte über das Schicksal der
Menschen zu lesen, an die ersten Steine erinnern sollen. Verlegt
werden sie an folgenden Orten: Große Straße 55 (Familie Louis
Löwenstein), Schulstraße 2 (Familie Rosenthal), Unterer Markt
10 (Familie Goldschmidt) und Unterer Markt 2 (Familie Sally
Löwenstein).
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PDF Flyer "Stolpersteine in Ibbenbüren 2016“
zum download > > > |
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Stolpersteine
in Ibbenbüren (1)
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2016
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Der
Flyer
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1. Verlegung
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Der Bürgermeister sagt Danke |
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Die Stadt Ibbenbüren gedenkt mit dem Projekt
„Stolpersteine“ des Schicksals von Mitbürgerinnen und Mitbürgern
unserer Stadt, die während der Zeit des Nationalsozialismus
vertrieben oder ermordet wurden. In der ersten Projekt-phase
werden an vier Standorten für 23 Personen jüdischen Glaubens
Stolpersteine verlegt. Die Stolpersteine werden Bestandteil
des weltweit größten Holocaust-Mahnmals von Gunter Demnig. Ibbenbüren
setzt damit ein Zeichen gegen das Vergessen, aber auch gegen
Nationalismus und Extremismus. In der heutigen Zeit ist dies
wichtiger denn je. Der ehemalige Bundespräsident Richard von
Weizsäcker hat 1985 gesagt: „Wer vor der Vergangenheit die Augen
verschließt, wird blind für die Gegenwart. Wer sich der Unmenschlichkeit
nicht erinnern will, der wird anfällig für neue Ansteckungsgefahren.“
Ibbenbüren verschließt nicht die Augen vor der Vergangenheit.
Jeder Stein erinnert an das Schicksal eines einzelnen Opfers
des nationalsozialistischen Rassenwahns. Die Steine werden vor
den Häusern der jüdischen Mitbürger verlegt, in denen diese
zuletzt gelebt haben, in denen sie der Verfolgung und dem Hass
ausgesetzt waren und aus denen viele von ihnen in den Tod abtransportiert
wurden.
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Stolpersteine für Ibbenbüren |
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Am 5. November 2014 hat der Rat der Stadt Ibbenbüren
einstimmig dem Antrag des Stadtmuseums auf die Genehmigung zur
Verlegung von „Stolpersteinen“ im öffentlichen Raum zugestimmt.
Nach gründlicher Vorbereitung durch unseren Lenkungskreis kommt
es nun endlich am 6. Oktober 2016 zur Erstverlegung von
23 quadratischen Gedenkplatten auf den Gehwegen vor zwei noch
existierenden Wohn- und Geschäftshäusern von jüdischen Familien
und an zwei weiteren Stellen, an denen die Häuser inzwischen
abgerissen sind.
Der Kölner Künstler Gunter Demnig, der seit 1992 etwa
60.000 Stolpersteine in Deutschland und im europäischen Ausland
verlegt hat, fügt die Steine in die Gehwegfläche ein, und zwar
bündig. Denn stolpern sollen nicht die Füße, sondern stolpern
soll der Kopf: Da glänzt im grauen oder rötlichen Pflaster eine
Gruppe von vier bis acht Messingplatten im Format 10 x 10 cm.
Sie sollen erinnern an Menschen aus Ibbenbüren, denen das Wohn-
und Lebensrecht in unserer Stadt durch die Politik des Nationalsozialismus
entzogen wurde. Jede Platte wird individuell angefertigt – ganz
bewusst nicht industriell, wie es in der Tötungsmaschinerie
der Vernichtungslager geschah. Für die Textgestaltung der Inschriften
gelten verbindliche Regeln, denn jeder Stolperstein ist ein
Teil eines Gesamtkunstwerks. „Das größte dezentrale Mahnmal
der Welt“ zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus
ist in etwa 1.200 Städten zu finden. Wir sind froh, dass wir
in Ibbenbüren jetzt auch dazu gehören. Wer die Texte am Boden
entziffern will, muss sich bücken – wenigstens eine angedeutete
Verbeugung vor den Verfolgten, Vertriebenen, Vernichteten. Ihre
Namen kehren zurück an ihren früheren Wohnort und ziehen wieder
ein in das Gedächtnis ihrer Stadt.
Die 23 Stolpersteine in der Ibbenbürener Innenstadt sind erst
der Anfang. In den Mitgliederverzeichnissen der jüdischen Synagogengemeinde
Ibbenbüren aus der Zeit vor 1933 finden sich etwa 90 Namen.
1942 lebte keiner von ihnen mehr in unserer Stadt. Deshalb wird
es in den nächsten Jahren noch weitere Verlegungen von Stolpersteinen
vor anderen Gebäuden geben. Außer den jüdischen
Außer den jüdischen Mitbürgern gab es in Ibbenbüren auch Personen,
die aus politischen oder religiösen Gründen verfolgt wurden,
und aus unserer Stadt wurden auch Behinderte im Rahmen des sogenannten
„Euthanasie-Programms“ ermordet. Deren Schicksal wollen wir
erforschen. Dazu brauchen wir Informationen von Menschen, die
sich noch erinnern können oder die uns Dokumente zeigen können.
Für Hinweise sind wir dankbar.
Gernold Mudrack, Sprecher des Lenkungskreises.
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A - Große Straße 55, sechs Stolpersteine
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Louis Löwenstein, *10.8.1868
Johanna Löwenstein geb. Jacobs, *15.12.1859
Bertha Weinberg geb. Löwenstein, *22.8.1897
Rosa Löwenstein, *10.12.1900
Henriette Kamenetzky geb. Löwenstein, *5.7.1895
Mathilde Löwenstein, *1.5.1879 |
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Louis Löwenstein war reisender Textil-händler.
Ab 1936 hatte er kaum noch Kunden, er wurde systematisch boykottiert.
In seiner Not nahm er für die Ernährung der Familie Hypotheken
auf. Im Mai 1938 verstarb seine Frau Johanna Löwenstein. Im
gleichen Jahr war er gezwungen, sein baufälliges Haus an die
Stadt zu verkaufen. In der „Reichskristallnacht“ vom 9. November
1938 begab sich der Mob zu seinem Haus gegenüber der Metzgerei
Agnischock. Mit Pflastersteinen wurden die Scheiben eingeworfen,
man jagte die Familie auf die Straße, zertrümmerte Hab und Gut.
Im Keller warf man volle Einmachgläser an die Wand, alle Waren
aus dem Lagerraum wurden auf die Straße geschmissen. 1939 bat
Louis Löwenstein den Bürgermeister zum wiederholten Mal, ihm
endlich das Geld für den Hausverkauf zu geben.
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Louis Löwenstein
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Zu dem Zeitpunkt war er obdachlos, ohne Haushalt
und Möbel, außerdem hatte er 4000 Mark Schulden. Tochter Henriette
in Hameln nahm ihn auf, er wünschte sich die baldige Auswanderung
nach Palästina. 1939 wurde er mit seiner Tochter Rosa gewaltsam
nach Köln gebracht, 1942 in das KZ Theresienstadt deportiert
und in Treblinka ermordet. Rosa Löwenstein wurde 1942 ebenfalls
deportiert, sie kam in das KZ Theresienstadt und wurde dort
ermordet. Über das Schicksal von Mathilde Löwenstein und vorn
Bertha Weinberg nach deren Wegzug aus Ibbenbüren ist hier nichts
bekannt.
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Henriette Kamenetzky geb. Löwenstein führte
mit ihrem Mann Salomon ein Schuhgeschäft in Hameln. Sohn Hermann,
geboren 1920, konnte 1934 nach Palästina ausreisen. Aufgrund
des Boykotts jüdischer Kaufleute musste das Geschäft 1936 schließen.
1938 wurde die Ausweisung nach Bentschen in Polen angeordnet,
weil Salomon polnischer Staatsbürger war. 1939 kamen Salomon,
Henriette und die Tochter Eva, geboren 1928, in das Ghetto Wolomin.
1942 wurden sie in das Vernichtungslager Treblinka deportiert
und dort ermordet.
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Standort Stolpersteine - Große Straße
55 - Aufn. 12.10.2020
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B - Schulstraße 2, vier Stolpersteine
-
jetzt Nachbargrundstück des Caritas-Altenwohnhauses Synagogenstraße
10 |
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Meyer Rosenthal, *7.4.1869
Rika Rosenthal geb. Prag, *17.3.1875
Karl Rosenthal, *10.6.1913
Paul Abrahamsohn, *5.4.1917 |
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Rechts neben der Synagoge stand das Wohnhaus
der Familie Rosenthal: Meyer Rosenthal und seine Ehefrau Rika
Rosenthal wohnten dort mit ihrem Sohn Karl Rosenthal. Von März
bis Oktober 1936 lebte Paul Abrahamsohn als Mieter in ihrem
Haus, ihm gelang 1936 die Flucht nach Südafrika. Meyer Rosenthal
war Viehhändler, der überwiegend mit Ziegen handelte. Die Boykottmaßnahmen
des Jahres 1935 schränkten seine Berufsausübung erheblich ein.
Vor dem Wohnhaus stellten SA-Leute ein Schild auf: „Hier wohnt
ein Viehjude. Kein Deutscher handelt mit ihm. Nur Lumpen.“ Als
direkte Nachbarn hielten die Rosenthals den Schlüssel der Synagoge
in Verwahrung, sie übten also den Küsterdienst aus.
Der 25jährige Karl Rosenthal wurde mit gebrochenem Arm und Kopfverletzungen
nicht etwa ins Krankenhaus, sondern am 14. November in das KZ
Sachsenhausen eingewiesen. „Schutzhaft“ lautete die verharmlosende
Bezeichnung im Rahmen der „Judenaktion“.
Während seine Eltern aus Altersgründen den Gedanken an eine
Flucht verwarfen, bereitete sich Karl Rosenthal nach seiner
Entlassung aus dem KZ auf die Ausreise nach Palästina vor. Von
Juli bis November 1939 nahm er an einem Schulungslager in Paderborn
teil und reiste danach über Wien auf einem Flüchtlingsschiff
in Richtung Schwarzes Meer. Doch der 2. Weltkrieg und die deutsche
Wehrmacht holten die Flüchtlinge ein. Den Schiffen wurde die
Weiterfahrt verweigert; für die Flüchtlinge wurde ein Gefangenenlager
in Šabac / Jugoslawien errichtet. Als Vergeltungsmaßnahme für
einen Partisanenangriff, bei dem 21 deutsche Soldaten getötet
wurden, erschoss die Wehrmacht am 11. Oktober 1941 alle 400
Gefangenen des Lagers in der Nähe des Ortes Zasavica.
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Mittlerweile war die Zahl der jüdischen Mitbürger
in Ibbenbüren von knapp 90 vor 1933 auf drei gesunken. Zwei
von den verbliebenen waren Meyer und Rika Rosenthal, die ihr
Haus verkaufen mussten und Anfang 1942 völlig verarmten. Zwangsweise
mussten sie in das „Judenhaus“, eine Art Dorf-Ghetto, in Hopsten
ziehen, übrigens zusammen mit der dritten als „Jüdin“ bezeichneten
Person, Klara Dieckmann, die zwar der katholischen Kirche angehörte,
aber durch die Ehe mit einem Juden ebenfalls in das Verfolgungsprogramm
der Nationalsozialisten geriet. Meyer und Rika Rosenthal wurden
dann im Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert und im September
des gleichen Jahres im Vernichtungslager Treblinka ermordet.
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Standort Stolpersteine - Synagogenstraße 10
- (Schulstraße 2) Aufn. 12.10.2020
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C - Unterer Markt 10, fünf Stolpersteine
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Sally Goldschmidt, *26.7.1874
Rosalie Goldschmidt geb. Moses, *22.5.1882
Johanna Goldschmidt geb. Moses, *21.9.1878
Josef Goldschmidt, *15.12.1908
Walter Goldschmidt, *25.2.1910 |
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Nach dem Besuch der evangelischen Schule, die
sich damals neben der Christuskirche befand, erlernte Walter
Goldschmidt das Metzgerhandwerk. Später übernahm er gemeinsam
mit seinem Bruder Josef Goldschmidt den Metzgerbetrieb des Vaters.
Nachdem die Nationalsozialisten den Metzgern jüdischen Glaubens
verboten hatten, Viehhandel mit den Bauern zu treiben, verkaufte
Walter Goldschmidt nach dem Tod seines Vaters Sally Goldschmidt
1936 die Metzgerei. Der Verkaufspreis wurde von den Nazis vorgeschrieben.
Walter verließ 1936 Deutschland. Er floh dann über Holland und
Italien nach Südafrika. Sein Bruder Josef verstarb 1939 in Köln.
Im gleichen Jahr konnte die Mutter, Rosalie Goldschmidt, ihrem
Sohn nach Südafrika folgen. Johanna Rosenthal wurde 1942 nach
Theresienstadt deportiert. Sie fand dort den Tod. Auch alle
anderen Verwandten sind in Konzentrationslagern ums Leben gekommen.
1976 erhielt Walter, genannt Kiki, eine Einladung seiner früheren
Sportkameraden der ISV in seine Heimatstadt. Mit ihnen hatte
er in seiner Jugend viele Jahre gemeinsam Fußball gespielt.
Im September 1981 besuchte er auf Einladung seines alten Freundes
Willi Bendiek seine Heimatstadt zum zweiten Mal. Kiki verstarb
am 5.10.1983 in Worcester / Südafrika.
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D - Unterer Markt 2, acht Stolpersteine
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Sally Löwenstein, *24.5.1865
Bertha Löwenstein geb. Elsberg, *19.5.1864
Manfred Löwenstein, *17.9.1902
Emma Löwenstein geb. Poppert, *18.3.1904
Walter Poppert, *11.8.1902
Lilly Poppert geb. Löwenstein, *27.10.1904
Eleonore Wilhelmine Löwenstein geb. Lange, *10.7.1898
Julius Löwenstein, *17.1.1901 |
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Die Familie Löwenstein führte über mehrere Generationen
ein Kaufhaus im Zentrum Ibbenbürens am Unteren Markt. Die Eltern
Sally und Bertha Löwenstein hatten drei Kinder: Manfred, Julius
und Lilly. Manfred heiratete Emma Poppert, Julius und Eleonore
Wilhelmine Lange trauten sich und Lilly war mit Walter Poppert
verheiratet.
Während der Weltwirtschaftskrise geriet auch ihr Geschäft in
eine finanzielle Schieflage, 1928 musste Sally schließlich Konkurs
anmelden. Manfred eröffnete nach dem Konkurs der Eltern ebenfalls
am Unteren Markt 2 ein Kaufhaus.
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Sally Löwenstein
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1935 organisierte die NSDAP-Ortsgruppe einen
lokalen Boykott gegen alle Geschäfte, die von Juden geführt
wurden. In der Folge des Boykotts musste auch Manfred sein Geschäft
aufgeben. Er verpachtete die Geschäftsräume schließlich an einen
SA-Mann, der ihm jedoch offenbar die Pacht nicht zahlte und
das Geschäft bereits ein Jahr später wieder aufgeben musste.
Manfred Löwenstein ließ bei seinem Schuldner Teile des Hausrats
pfänden und beschimpfte den SA-Mann als Lump und Betrüger, was
in der Öffentlichkeit für viel Aufmerksamkeit sorgte. Manfred
und seine Frau Emma Löwenstein flohen kurze Zeit später in das
nahegelegene Enschede. Manfreds weiteres Schicksal ist ungeklärt,
nur von Emma ist bekannt, dass sie in Westerbork interniert
und später in ein Vernichtungslager gebracht wurde. Seinen Eltern
Sally und Bertha Löwenstein gelang es 1938, zur Tochter Lilly
und deren Mann Walter Poppert nach Südafrika zu fliehen, die
bereits 1936 dort Zuflucht gefunden hatten. 1939 gelang schließlich
auch Julius und Eleonore Löwenstein die Flucht nach Südafrika.
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Standort Stolpersteine - Unterer Markt 2 -
Acht Stolpersteine
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Wer sich gründlicher informieren will, ...
Bei der Zusammenstellung der Daten und Fakten konnten die Mitglieder
des Lenkungskreises auf mehrere veröffentlichte Arbeiten zur
Ibbenbürener Lokalgeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus
zurückgreifen.
Neben den Dokumenten auf der Homepage des Stadtmuseums (siehe
unter „Spenden, stiften, fördern …“) gibt es ausführliches Material
über die ökumenische Aktion „Spurensuche“
aus dem Jahr 1998, im Internet zu finden unter www.alt.heiligkreuz.info,
Archiv, „Spurensuche“. Für die Dokumentation des Schicksals
der jüdischen Mitbürger haben sich besonders engagiert: Gertrud
Althoff, Dr. Marlene Klatt und Rita Schlautmann-Overmeyer. Mehrere
Schülergruppen haben in Unterrichtsprojekten hilfreiche Informationen
zusammengestellt.
Die Magisterarbeit des Lenkungskreis-Mitgliedes Sebastian Rolf
aus dem Jahr 2009 beschreibt anschaulich das Ende der jüdischen
Gemeinde und das Leben der Täter und der Opfer: „Die Vertreibung
der jüdischen Gemeinde Ibbenbürens in der Zeit von 1933 – 1942“
von Sebastian Rolf. Sie ist im Stadtmuseum vorhanden.
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Foto: Karin Richert
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Gunter Demnig
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Gunter Demnig hat die meisten der 60.000 Stolpersteine
eigenhändig verlegt, in der passenden Montur des Fliesenlegers.
Bei einer Erstverlegung wie am 6. Oktober 2016 in Ibbenbüren
lässt er sich aus Prinzip nicht durch Mitarbeiter des Städtischen
Bauhofs vertreten. Zur Unterstützung und zur Absicherung der
Baustellen sind sie aber sehr willkommen. Pro Monat kann Gunter
Demnig 440 Steine verlegen. Im Oktober 2016 reist er von Köln
über Gelsenkirchen nach Ibbenbüren, anschließend hat er Termine
in Remscheid, Bünde, Hamburg, Schwerin, Bremen und Emden. Seine
Deutschlandreise im Oktober führt ihn in weitere Orte in Hessen,
Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern.
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Besonders gründlich, eindrucksvoll und ausführlich
sind die Beiträge in einer Veröffentlichung des Historischen
Vereins Ibbenbüren: „Machtsicherung. Ausgrenzung. Verfolgung.
Nationalsozialismus und Judenverfolgung in Ibbenbüren“ aus der
Reihe „Ibbenbürener Studien“, Band 6, 2010 von Lars Boesenberg,
Jürgen Düttmann, Norbert Ortgies. Einige Exemplare sind noch
beim Stadtmuseum und bei der Initiative „Stolpersteine für Ibbenbüren“
vorhanden und können zum Preis von 18,50 € erworben werden.
Viele Bilder und Texte aus diesem Buch wurden bereits zweimal
im Rathaus gezeigt. Die großen Tafeln sind im Besitz des Fördervereins
Stadtmuseum und werden zur Erstverlegung der Stolpersteine am
6. Oktober 2016 im Foyer des Rathauses präsentiert.
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Die hebräische Inschrift
über dem Eingang der Ibbenbürener Synagoge lautete: „Öffnet
euch, ihr Tore, damit einziehen kann ein Volk der Gerechtigkeit“
(Jesaja 26,2). Hätte man diese Worte in deutscher Übersetzung
lesen können, wäre das für das verblendete „Volk der Ungerechtigkeit“
wohl kaum ein Hindernis gewesen, die Tore gewaltsam aufzubrechen,
das Gotteshaus zu entweihen, zu verwüsten und in Brand zu stecken.
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Spenden, stiften, fördern, unterstützen |
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Stolpersteine liegen im öffentlichen Raum. Ihre
Verlegung und ihre Pflege sind jedoch keine öffentliche Aufgabe.
In Ibbenbüren hat das Stadtmuseum die Verantwortung übernommen
und zu ihrer Wahrnehmung einen Lenkungskreis gegründet. Dieser
besteht zurzeit aus elf Personen und trifft sich unter der Leitung
von Gernold Mudrack einmal monatlich im Stadtmuseum an der Breiten
Straße.
Für die zweite Planungsphase nach der Erstverlegung können sich
noch weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter melden, die sich
ehrenamtlich für unser Projekt engagieren wollen. Auch für die
regelmäßige Pflege der Messingflächen werden Verantwortliche
gesucht. Kontaktadresse: gmudrack@t-online.de.
Dankbar sind wir für jede Form der Unterstützung, zum Beispiel
durch Spenden. Ein Stolperstein kostet 120 Euro (Herstellung
und Verlegung). Private Spender haben die Erstverlegung bereits
vollständig finanziert. Die Kosten für die Veranstaltung im
Rathaus übernimmt die Volkshochschule. Ganz herzlichen Dank
dafür! Bei entsprechendem Interesse können auch Kurse zum Thema
„Stolpersteine“ in das Programm der VHS aufgenommen werden.
Wer sich weiter informieren will, findet Hinweise auf der Homepage
des Stadtmuseums unter www.stadtmuseum-ibbenbueren.de/stadtgeschichte_stolpersteine.htm.
Das Projekt von Gunter Demnig wird ausführlich dargestellt unter
www.stolpersteine.eu,
und bei www.wikipedia.de
gibt es aktuelle Informationen.
Spenden erbitten wir auf das Konto des Fördervereins Stadtmuseum
Ibbenbüren
IBAN: DE 05 4036 1906 0041 9418 00.
Als Verwendungszweck geben Sie bitte an: „Stolperstein(e)“
Auf Wunsch stellen wir Zuwendungsbescheinigungen aus. Dazu brauchen
wir die vollständige Anschrift.
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Lenkungskreis Projekt Stolpersteine beim Neujahrsempfang
der Stadt Ibbenbüren am 31.1.2016 im Bürgerhaus |
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Infostand - Projekt Stolpersteine
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Infostand - Projekt Stolpersteine
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Infostand - Projekt Stolpersteine
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Neujahrsempfang der Stadt Ibbenbüren am 31.1.2016
im Bürgerhaus. Im Anschluss an die Veranstaltung präsentierten
sich verschiedene Ibbenbürener Vereine im Foyer des Bürgerhauses
unter dem Thema „Markt der Möglichkeiten“.
Andreas Rolke und Pfarrer Gernold Mudrack vom Lenkungsausschuss
des Stadtmuseums schilderten die Umsetzung des Projekts „Stolpersteine
in der Stadt“ mit Informationen, Verkauf von Büchern und der
Bitte um Spenden. Fotos: Werner Suer
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Machtsicherung. Ausgrenzung. Verfolgung. Ausstellung im Foyer
des Rathauses
Auftaktveranstaltung des Lenkungskreises
der Initiative „Stolpersteine für Ibbenbüren“ - 11.03.2016 |
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Fotos: Werner Suer |
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Kontaktadresse des Projektes "Stolpersteine" |
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Die Kontaktadresse des Projektes "Stolpersteine"
ist das das Stadtmuseum Ibbenbüren, Breite Str. 9 unter Vorsitz
von Gernold Mudrack vom Lenkungskreis Stolpersteine - E-Mail -
gmudrack@t-online.de |
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Spendenaufruf - Projekt Stolpersteine - Bankverbindung |
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Mit einer Spende können Sie die Stolperstein-Verlegung
in Ibbenbüren unterstützen.
Der Lenkungskreis Projekt Stolpersteine ist organisatorisch Teil
des Fördervereins Stadtmuseum Ibbenbüren e. V.,
eines als gemeinnützig anerkannten Vereins.
Für Ihre Spende senden wir Ihnen gerne eine Zuwendungsbescheinigung
zu. Ein Stolperstein kostet 120,00 €. |
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Unsere Bankverbindung lautet:
VR-Bank Kreis Steinfurt eG
Konto 419 41 800 BLZ 403 619 06
IBAN: DE05 4036 1906 0041 941800
BIC: GENODEM1IBB |
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Kontoinhaber: Förderverein Stadtmuseum Ibbenbüren
e. V.
Bitte Verwendungszweck "Stolperstein(e)" angeben und für
die Zuwendungsbescheinigung die vollständige Anschrift mitteilen. |
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Wo sind sie geblieben? - Jüdische Bürger in Ibbenbüren
Jüdische Bürger in Ibbenbüren 1924 bis 1942
(Schülerarbeit unter Franz Jarminowski, weicht tlw. von anderen
Listen ab) |
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10.10.1924 - Julius und Eleonore Löwenstein
kommen nach Osnabrück, im März 1939 nach Rotterdam.
08.09.1925 - Paul Rosenthal wandert über Olpe nach Santiago/Chile
aus.
17.01.1928 - Herta Rosenthal (39) kommt über Amsterdam
ins Konzentrationslager Auschwitz und wird dort 1943 ermordet.
27.03.1928 - Grete Rosenthal (31) wird über Holland nach
Auschwitz deportiert und dort ermordet.
06.09.1928 - Manfred Löwenstein verzieht nach Nordhorn
16.04.1929 - Henny Rosenthal (38) kommt über Holland ins
Lager Sobibor und wird dort 1943 ermordet.
21.09.1932 - Joh. Fanny Rosenthal (34) wird über Hamburg
nach Minsk deportiert und dort ermordet.
03.11.1932 - Die Familie Cohen verzieht nach Hamburg. Richard
kann 1939 nach New York entkommen. Seine Frau Meta (40) und die
Kinder Ellen (16), Hermann (14), Kurt (12), Max (8) und Edith
(6) werden nach Minsk deportiert und dort ermordet. Ernst Rosenthal
(76) wird nach Amsterdam deportiert. Er überlebt das KZ und stirbt
1983 in Schargen/NL.
08.12.1932 - Kurt Rosenthal (28) stirbt in Saerbeck und
wird in Ibbenbüren beerdigt.
04.01.1933 - Joseph Rosenthal (55) stirbt in Osnabrück.
Er wird in Ibbenbüren beerdigt. Über seine Frau Selma gibt es
keine weiteren Nachrichten.
31.01.1933 - Ella Rosenthal kann über Utrecht nach Santiago/Chile
fliehen.
03.04.1933 - Heinrich Rosenthal (26) wird über Amsterdam
nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
04.04.1933 - David (75), Regine (69) und Harri (39) Rosenthal
werden über Amsterdam nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
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04.04.1933 - Ilse Rosenthal (29) wird über
Amsterdam nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
13.02.1934 - Isaak Winkler (74) stirbt in Ibbenbüren
26.06.1934 - Nanny Rosenthal (63) stirbt in Ibbenbüren
08.08.1934 - Walter Rosenthal (59) kann über Wessling nach
Kansas City (USA) fliehen und stirbt dort 1965.
17.12.1934 - Walter und Lilly Poppert verziehen nach Gronau.
09.02.1935 - Feodor Goldschmid stirbt 64jährig in Ibbenbüren.
31.01.1936 - Werner Rosenthal flieht nach Kansas City (USA).
01.03.1936 - Sally Goldschmidt stirbt 61jährig in Ibbenbüren.
09.03.1936 - Paul Abrahamsohn kommt von Rheine und kann
über Ibbenbüren nach Südafrika fliehen.
24.08.1936 - Walter Rosenthal kann über Genua nach Südafrika
fliehen. Er stirbt dort 1983.
12.04.1937 - Hildegard Winkler kann über Dortmund in die
Schweiz fliehen.
14.04.1937 - Leopold Rosenthal (66) stirbt in Ibbenbüren.
26.06.1937 - Julius Kaufmann (74) wird über Köln nach Theresienstadt
deportiert und dort ermordet.
21.07.1937 - Else Rosenthal (31) wird über Hamburg nach
Lodz deportiert und dort ermordet.
27.07.1937 - Emma Löwenstein verzieht nach Enschede.
17.08.1937 - Josefine Rosenthal (64) wird mit ihrem Enkelkind
Reinhard (9) über Hamburg nach Lodz deportiert und dort ermordet.
09.10.1937 - David (69) und Paula (66) Winkler kommen nach
Dortmund. David stirbt dort 1941, seine Frau wird 1944 in Theresienstadt
ermordet.
11.10.1937 - Irma Rosenthal kann über New York nach Kansas
City fliehen. 13.01.1938 Bertha Löwenstein kommt nach Hameln.
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26.05.1938 - Johanna Löwenstein stirbt 78jährig
in Ibbenbüren.
21.07.1938 - Sally Löwenstein kann nach Worcester/Südafrika
fliehen.
20.09.1938 - Ella und Rosalie Goldschmidt werden nach Köln
deportiert. Johanna Rosenthal (64) kommt über Köln nach Theresienstadt
und wird dort ermordet.
15.11.1938 - Josef Rosenthal wird nach Köln deportiert.
17.11.1938 - Carl Rosentha (7) wird über Köln nach Auschwitz
deportiert und dort ermordet.
02.12.1938 - Erich Rosenthal (41) und seine Schwiegermutter
Johannette (66) werden über Köln nach Auschwitz deportiert und
dort ermordet.
08.12.1938 Martha Rosenthal (34) wird über Köln nach Auschwitz
deportiert und dort ermordet.
22.02.1939 - Louis Löwenstein und seine Tochter Rosa werden
nach Köln gebracht und von dort deportiert.
05.04.1939 - Julius und Helene Ackermann fliehen mit ihrem
einjährigen Sohn Erwin über die Philippinen nach
New York.
21.07.1939 - Karl Rosenthal (28) wird über Paderborn ins
Konzentrationslager Zasavica (Serbien) deportiert und dort ermordet.
23.01.1942 - Meyer (73) und Rika (67) Rosenthal werden
über Hopsten nach Minsk deportiert und dort ermordet.
28.01.1942 - Klara Diekmann (50) wird nach Theresienstadt
deportiert und dort ermordet. Ihr Sohn wird in ein Heim gesteckt.
21.05.1942 - Joseph Rosenthal wird im KZ Sachsenhausen
ermordet. |
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Stolpersteine in der Presse - Stolpersteine
in der Presse - Stolpersteine in der Presse - Stolpersteine
in der Presse
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Stolpersteine in der Presse - Stolpersteine
in der Presse - Stolpersteine in der Presse -
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Stolpersteine in der Presse
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SPD-Mitglieder
reinigen die Stolpersteine in der Stadt
IVZ vom 03.11.2022 - Zurück ins Gedächtnis der Menschen
Von Claudia Ludewig Ibbenbüren - 02.11.2022
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In gelbgoldenem Messington glänzend machen
die in den Boden eingelassenen rechteckigen Steine aufmerksam:
Hier hatte einst ein Opfer des Nationalsozialismus seinen letzten
frei gewählten Wohnsitz. Doch nicht immer fallen diese Stolpersteine
ohne Weiteres ins Auge; Schmutz und Witterung lassen die Messingplatte
dunkel anlaufen und machen die eingehämmerte Schrift nahezu
unleserlich. Eine regelmäßige Reinigung sorgt dafür, dass die
Steine zumindest eine Zeit lang wieder glänzen – meist findet
das vor den zentralen Gedenktagen statt. Auch in Ibbenbüren
gibt es mittlerweile 60 dieser Stolpersteine, doch lassen sich
manche von ihnen – gerade abseits der Innenstadt – auch mit
genauer Adressangabe kaum noch finden. Wer nicht gezielt danach
sucht, läuft wohl so manches Mal achtlos über die inzwischen
optisch mit ihrer Umgebung verschmolzenen Steine hinweg – und
das ist so gar nicht im Sinne der angestrebten Erinnerungskultur.
Bereits im Januar waren Mitglieder der Jungen Union unterwegs,
um die Schriftzüge wieder freizulegen und den Messington der
kleinen Gedenkplatten wiederherzustellen. Nun folgten einige
Mitglieder der SPD, die in kleinen Teams jeweils einen fest
zugewiesenen Bereich reinigten. Schließlich steht der 9. November
vor der Tür, jener Tag, der als Reichspogromnacht in die Geschichtsbücher
eingegangen ist. An diesem Tag findet auch in Ibbenbüren wieder
eine Gedenkveranstaltung zu den Novemberpogromen des Jahres
1938 statt; Treffpunkt ist die Stele in der Synagogenstraße,
Beginn der Veranstaltung ist um 17 Uhr
„Wir finden es wichtig, dass das Gedächtnis auch hier vor Ort
bewahrt wird“, betont Alexander Völler, der zweite stellvertretende
Ortsvereins-Vorsitzende. Zusammen mit Christian Ludewig, Pressesprecher
des SPD-Ortsvereins, war er jetzt unterwegs, um etliche Stolpersteine
im Innenstadtbereich zu reinigen. Das erwies sich als gar nicht
so einfach, denn die Verfärbung und Verschmutzung der Flächen
war durchaus hartnäckig. So nutzten die beiden jungen Männer
Schwämme, Zahnbürsten, Lappen und ein haushaltsübliches Reinigungsmittel
sowie viel Muskelkraft, um den Ausgangszustand der Stolpersteine
wiederherzustellen – vielleicht nicht mit einem perfekten Ergebnis,
dafür aber mit ganz viel Einsatz und dem Willen, die Namen und
Schicksale der auf den Messingplatten verewigten Personen wenigstens
für eine kurze Zeit wieder sichtbar zu machen und sie ins Gedächtnis
der Menschen zurückzubringen.
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Rosen
für jüdische Opfer
Gedenkfeier zu den Novemberpogromen des Jahres Am einstigen
Standort der Ibbenbürener Synogoge erinnerte am Dienstagabend
Gernold Mudrack vor etwa 50 Zuhörern an das Geschehen am 9.
November 1938.
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IEin wütender Mob hatte damals das jüdische
Gotteshaus an der damaligen Schulstraße angezündet. Die Feuerwehr
sah tatenlos zu. Von Brigitte Striehn
Sie verhinderte lediglich, dass das Feuer auf angrenzende Gebäude
übergriff, erläuterte Mudrack. Jüdische Mitbürger wurden misshandelt,
ihre Wohnungen zerstört und geplündert. Eine Stele in der Synagogenstraße
regt zum Nachdenken über das Geschehen vor 83 Jahren an. „Wir
Geretteten bitten Euch: Zeigt uns langsam Eure Sonne, lasst
uns das Leben leise wieder lernen“, steht darauf – ein Auszug
aus dem Gedicht „Chor der Geretteten“ von Nelly Sachs.
Unter Bezug auf das Buch von Wolfgang Brenner „Das deutsche
Datum. Der neunte November“ ging der Redner auf die Chronologie
dieses historischen Tages ein. Er begann die Ausführungen am
9. November 1918, als Philipp Scheidemann die Republik Deutschland
ausrief und erwähnte den gescheiterten Putschversuch der NSDAP
im Jahr 1923. Die Gräueltaten des Nationalsozialismus und die
Ereignisse der Pogromnacht vom 9. November 1938 bildeten den
Hauptteil des Vortrags. Der Fall der Mauer am 9. November 1989
war schließlich eine glückliche Fügung für dieses bisher schicksalhafte
Datum in der deutschen Geschichte
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Welche Werte sind heute wichtig?
i Mudrack zitierte den Buchautor Wolfgang Niess. Dieser hatte
formuliert, dass der 9. November daran erinnern solle, welche
Werte heute wichtig sind: Freiheit und Gleichheit, Demokratie
und Pluralismus sowie der Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus.
„Die Vergangenheit entlässt uns nicht“, betonte der Sprecher
der „Stolperstein-Initiative“. Er lud dazu ein, an 30 Steinen
im Stadtgebiet rote Rosen zur Erinnerung an jüdische Bürger
Ibbenbürens niederzulegen, die aus ihrer Heimat vertrieben und
in vielen Fällen in Konzentrationslagern ermordet wurden.
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„Vergangenheit hat etwas zu sagen für die
Gegenwart.“
Gernold Mudrack
Die folgende Informationsrunde in der Christuskirche begann
eindrucksvoll mit dem in hebräischer Sprache gesungenen Psalm
23 „Der Herr ist mein Hirte“. Richard Frank gab Einblick in
die Situation der Menschen jüdischen Glaubens nach der Machtergreifung
der Nazis, die sich bis 1938 extrem verschärfte und in der Reichpogromnacht
einen vorläufigen schrecklichen Höhepunkt erreichte. Anhand
der Schicksale der weitverzweigten Familie Rosenthal veranschaulichte
er die Folgen der Verschleppung der jüdischen Bevölkerung in
Vernichtungslager. Nur drei Mitglieder der Rosenthals überlebten
nach großen Strapazen.
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Gernold Mudrack
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Richard Frank
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Schülerinnen: Diskriminierung gibt es noch
heute
Die Schülerinnen Julie Portela Henschke, KatharinaStolpe
und Jette Beermann aus der Jahrgangsstufe Q2 des Kepler-Gymnasiums
stellten die Ergebnisse ihrer Recherchen über die Familie Löwenstein
vor, deren Schicksal teilweise unbekannt ist. Dazu hatten sie
selbst „Stolpersteine“ geschaffen, die in der Kirche betrachtet
werden konnten. Die Schülerinnen verwiesen darauf, dass Diskriminierung
und Rassismus weiterhin in der Gesellschaft präsent sind. Gernold
Mudrack rief dazu auf, sich im Lenkungskreis der Stolperstein-Initiative
zu engagieren. Mit Psalm 85 auf Hebräisch endete die berührende
und informative Feier.
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Die Kepler-Schülerinnen Katharina Stolpe,
Julie Portela
Henschke und Jette Beermann (v.l.)D |
Die Schülerinnen der Jahrgangsstufe Q2 des
Kepler-Gymnasiums
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Die Kepler-Schülerinnen Katharina Stolpe,
Julie Portela Henschke und Jette Beermann (v.l.) berichteten
über ihre Recherchen zum Leben der Familie Löwenstein
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Quelle: IVZ - 11-11-2021 . Brigitte Striehn
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Am einstigen Standort der Ibbenbürener
Synogoge erinnerte am Dienstagabend Gernold Mudrack und Richard
Frank
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Rosen für jüdische Opfer.
Gedenkfeier am 09.11.2021 zu den Novemberpogromen des Jahres
1938. Am einstigen Standort der
Ibbenbürener Synogoge erinnerte
Gernold Mudrack an den
9. November 1938..
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Richard Frank
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B
Blick aus der Christuskirche auf den nächtlichen Kirchplatz
.- 09.11. 2021
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Quelle - Bilder/Fotos: Stadtmuseum,
M. Franke |
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Eine
App gegen das Vergessen - IVZ vom 21. Januar 2022
Horst Meyer und Dr. Wieland Wienkämper haben am WDR-Projekt
„Stolpersteine
NRW“ mitgearbeitet
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WESTERKAPPELN Dr. Wieland Wienkämper
und Horst Meyer sind gespannt wie ein Flitzebogen. Denn heute
Nachmittag will der Westdeutsche Rundfunk (WDR) die App „Stolpersteine
NRW“ freischalten. Die beiden Westerkappelner haben monatelang
intensiv daran mitgearbeitet und die Anwendungssoftware mit
biografischen Daten und Bildern der jüdischen Familien Reinhaus
und Block gefüttert. „Wir wissen noch gar nicht, was aus unseren
Informationen gemacht wurde“, sagt Wienkämper. Die Stolpersteine
sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, das dieser vor
30 Jahren startete. Die im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln
sollen an das Schicksal der Menschen erinnern, die in der Zeit
des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben
oder in den Suizid getrieben wurden. Mehr als 75000 Stolpersteine
in 27 europäischen Ländern wurde mittlerweile verlegt.
mehr > https://www.ivz-epaper.de/editions/299?referrer=news
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Junge
Union macht Stolpersteine wieder besser sichtbar
„Wollen Erinnerung wach halten“ - ixz vom 01.02.2022
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Während überall auf Welt am 27. Januar zahlreiche
Gedenkveranstaltungen stattfanden und viele den Hashtag #WeRemember
in den Medien teilten, sollte es für die Junge Union (JU) Ibbenbüren
„kein reines Lippenbekenntnis bleiben“, heißt es in einer Pressemitteilung
der JU.
Damit das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus nicht
nur Lippenbekenntnis ist, zog die Junge Union Ibbenbüren los
und machte die Stolpersteine in der Stadt wieder besser sichtbar.
Sie machte sich am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus
auf, um die Stolpersteine im Innenstadtbereich wieder sichtbar
zu machen. Mit einem Schwamm, klarem Wasser und Reinigungsmittel
ausgestattet zogen die jungen Christdemokraten los, um die Stolpersteine,
die an die Schicksale verfolgter Ibbenbürener erinnern, zu putzen
und so wieder sichtbar zu machen. Die Stolpersteine erinnern
an jüdische Kaufleute und politisch Verfolgte.
Mit Gernold Mudrack von der Initiative Stolpersteine für Ibbenbüren
hatten die Mitglieder der Jungen Union einen engagierten Experten
an ihrer Seite, der mit viel Hintergrundwissen zum Gelingen
der Aktion beitrug, heißt es in der Mitteilung der JU. „Ich
finde es vorbildlich, dass junge Menschen sich interessieren
und die Erinnerung wachhalten wollen“, so Mudrack.
Lukas Wermeyer, Vorsitzender der Jungen Union Ibbenbüren, erläuterte
den Teilnehmern kurz die Vorgehensweise bei der Reinigung der
witterungsbedingt teils stark verfärbten Stolpersteine. Er betonte
auch, wie wichtig es sei, dass auch die junge Generation sich
der Geschichte annehme und aus der Vergangenheit lerne. Entscheidend
sei, dass das Bewusstsein junger Menschen gestärkt werde.
Die Aktion habe laut Mitteilung der JU einige positive Rückmeldungen
gezeitigt, vor allem von Passanten vor Ort. Das bestärke die
Jugendorganisation darin, in Zukunft weiterhin verantwortungsvoll
damit umzugehen und die Aktion regelmäßig zu wiederholen.
Quelle: IVZ - 01-02-2022 - mehr
> > > -
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Gegen
das Vergessen Gedenken an die Pogrome
Die Initiative „Stolpersteine für Ibbenbüren“ plant am 9. November
eine Veranstaltung zur Erinnerung an die Geschehnisse in der
„Reichspogromnacht“ im Jahre 1938.
IVZ Ibbenbüren · Sonntag, 31.10.2021
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Die Initiative „Stolpersteine für Ibbenbüren“
plant in diesem Jahr wieder eine Veranstaltung am Tag des Gedenkens
an die Novemberpogrome des Jahres 1938. Am Dienstag, 9. November,
ist um 17 Uhr eine Versammlung am einstigen Standort der Ibbenbürener
Synagoge geplant, heute ist es in etwa der Standort des Caritas-Altenwohnheims
in der Synagogenstraße. Gernold Mudrack, der Sprecher der Stolperstein-Initiative,
wird an das Geschehen in der „Reichspogromnacht“ erinnern, als
auch in Ibbenbüren die Synagoge in Brand gesetzt wurde und jüdische
Mitbürger misshandelt und ihre Wohnungen zerstört und geplündert
wurden.
60 Stolpersteine – im Boden verlegte, kleine Gedenktafeln –
erinnern inzwischen im Ibbenbürener Stadtgebiet an die Opfer
der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Davon sind 55
dieser Gedenksteine jüdischen Verfolgten, Vertriebenen und Ermordeten
gewidmet. Weitere Stolpersteine sollen in den kommenden Jahren
verlegt werden, heißt es in einer Pressemitteilung er Initiative.
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ImAnschluss an die kurze Gedenkveranstaltung
an der Stele mit der Ansicht der Synagoge werden die Teilnehmerinnen
und Teilnehmer zu einer Informationsrunde in die Christuskirche
eingeladen, wo Schülerinnen und Schüler des Kepler-Gymnasiums
ihre Ergebnisse der Beschäftigung mit den Schicksalen einiger
Ibbenbürener Juden vortragen. Richard Frank berichtet über das
Geschick der Familie Rosenthal, für die im Juni dieses Jahres
an der Poststraße 7 elf Stolpersteine von Gunter Demnig verlegt
wurden. Gernold Mudrack gibt abschließend einen Ausblick auf
künftige Stolpersteine, die im Stadtgebiet noch verlegt werden
sollen. Die Veranstaltung endet voraussichtlich um 18.15 Uhr.
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IVZ - 31.10.2021
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Erste Stolpersteine erinnern an
jüdische Bürger in Hopsten
Schicksale werden wieder sichtbar
Quelle: IVZ vom ,08. Dezember 2020 |
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14 Stolpersteine sind jetzt an zwei Stellen
in der Marktstraße in Hopsten verlegt worden. Sie erinnern an
die jüdischen Dorfbewohner, die einst an diesen Adressen gelebt
haben.
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IVZ vom ,31. Januar. 2020 |
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Anne-Frank-Schüler polieren Stolpersteine
14 Schülerinnen und Schüler aus dem Jahrgang 10 der Anne-Frank-Realschule
machten sich am Montag auf den Weg, die Stolpersteine im Stadtgebiet
zu polieren, um sie wieder in den Blick der Ibbenbürener und
ihrer Gäste zu rücken. Gernold Mudrack vom Lenkungskreis „Stolpersteine
in Ibbenbüren“ begleitete die Gruppe und wusste zu allen Stolpersteinen
zu berichten, an welche Bürgerinnen und Bürger sie erinnern
und welches Schicksal diese Menschen ereilte:
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Viele wurden deportiert und umgebracht, andere
flohen rechtzeitig nach Südafrika – niemand kam zurück nach
Ibbenbüren. Holger Deinl, zweiter Konrektor der Anne-Frank-Realschule,
wählte den Zeitpunkt für die Aktion anlässlich des 75. Jahrestages
der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, wies gleichzeitig
aber auch darauf hin, dass die Stolpersteine im Stadtgebiet
regelmäßig von Schülerinnen und Schülern auf Hochglanz gebracht
werden, immer wieder auch in Zusammenarbeit mit der Gesamtschule
Ibbenbüren. An die Verbrechen aus der Zeit des Nationalsozialismus
müsse immer wieder erinnert werden, damit sie niemals in Vergessenheit
geraten.
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Quelle: IVZ vom 31 Januar 2020 |
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Gedenken an ermordete Juden - 75.000
Stolpersteine verlegt - 29.12.2019
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Es gilt als größtes dezentrales Mahnmal der
Welt: die Stolpersteine. Deutschlandweit erinnern sie an die
Gräueltaten der Nationalsozialisten. Heute ist der 75.000. verlegt
worden.
Der Künstler Gunter Demnig ist Initiator des Projekts Stolpersteine.
Mit den sogenannten Stolpersteinen wird in Deutschland und zahlreichen
weiteren Ländern Europas an die Opfer der Nazi-Diktatur erinnert.
In Memmingen hat Demnig nun den 75.000. Stolperstein verlegt.
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Seit den 1990er Jahren in 1.250 Gemeinden Der
Jubiläumsstein und ein weiterer Stolperstein erinnern künftig
an das Schicksal der jüdischen Familie Rosenbaum, berichtete
der Verein Stolpersteine in Memmingen. Die Steine wurden vor
dem früheren Wohnhaus von Martha und Benno Rosenbaum verlegt.
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Quelle:
zdf - DPA
zdf.de Nachrichten Gedenken an ermordete
Juden: 75.000 Stolpersteine verlegt -
29.12.2019
15:27 Uhr |
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Dritte Verlegungsaktion wird vorbereitet
Initiative Stolpersteine für Ibbenbüren
Quelle: IVZ vom ,10. Mai 2019 |
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IBBENBÜREN. Für den Lenkungskreis der Initiative
„Stolpersteine für Ibbenbüren“ teilt Gernold Mudrack mit, dass
inzwischen in zwei Verlegungsaktionen insgesamt 41 Stolpersteine
in Ibbenbüren in die Gehwege eingefügt wurden. Die zweite Aktion
war zweigeteilt – wegen der lange nicht abgeschlossenen Baumaßnahmen
an der Großen Straße 69 (heute „Haus Titus“). So konnten die
noch fehlenden elf Steine am 9. November 2018 durch einen Mitarbeiter
des Bauhofs verlegt werden.
Den Gedenktermin „80 Jahre Reichspogromnacht“ konnte die Initiative
gleich mit zwei eindrucksvollen Veranstaltungen in das Bewusstsein
der Öffentlichkeit rücken. „Die kurzfristig in das Bürgerhaus
verlegte Gedenkveranstaltung mit Referenten, Musikbeiträgen,
Filmsequenzen, Schülerbeteiligung und Grußwort des Bürgermeisters
war für uns ein Höhepunkt unserer Arbeit“, so Mudrack.
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Der Lenkungskreis bereite sich auf eine dritte
Verlegungsaktion mit Gunter Demnig möglichst noch in diesem
Jahr vor und werde nach der Verabredung eines Termins rechtzeitig
darüber informieren, heißt es in der Mitteilung.
Etwa acht- bis zehnmal im Jahr trifft sich der Lenkungskreis
im Archivkeller des Stadtmuseums, um die weiteren Planungen
voranzubringen.
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Wir sind offen für Leute, die gerne hinzukommen
wollen und ihren Beitrag zur Entwicklung der Erinnerungskultur
durch die Erarbeitung von Biografien von Verfolgten des NS-Staates
und die Verlegung von weiteren Stolpersteinen leisten möchten“,
teilt der Lenkungskreis mit. Interessierte können sich melden
bei
Gernold Mudrack (? 05451/ 9368767; E-Mail: gmudrack@ t-online.de).
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Quelle: IVZ vom 10.Mai 2019 |
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Erinnerung an ermordete jüdische Mitbürger - Stolpersteine
verlegt
WIR IN vom 14.11.2018 |
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Ibbenbüren. (hp). Am Freitagvormittag
wurden von der Initiative „Stolpersteine für Ibbenbüren“ an
der Großen Straße 62 elf Stolpersteine in den Gehweg eingelassen
und erinnern nun an die jüdischen Bewohner eines Hauses an dieser
Stelle, die von den Nationalsozialisten ermordet und vertrieben
wurden.
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U Das Verlegen der Stolpersteine war Teil einer
Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht vom 9. auf den 10.
November 1938. Ursprünglich hätten die Stolpersteine schon im
vergangenen Jahr im Rahmen einer größeren Verlegungsaktion von
Stolpersteinen in Ibbenbüren an dieser Stelle in den Gehweg
eingelassen werden sollen. Wegen Bauarbeiten an dieser Stelle
war das damals nicht möglich gewesen.
Schüler der Gesamtschule Ibbenbüren hatten sich mit den Biographien
der an dieser Adresse lebenden zwei jüdischen Familien Ackermann
und Rosenthal beschäftigt und konnten sogar zu einem der Überlebenden,
Erwin Ackermann, einen Briefwechsel aufnehmen, aus dem sie unter
anderem im Rahmen der Gedenkveranstaltung vortrugen. Mittlerweile
liegen an sieben Ibbenbürener Adressen solche Gedenksteine.
Jüdische Mitbürger gibt es in Ibbenbüren heute keine mehr.
Elf Stolpersteine wurden am vergangenen Freitag, dem 80.
Jahrestag der Reichspogromnacht, im Rahmen einer Gedenkveranstaltung
an die ermordeten und vertriebenen jüdischen Mitbürger an der
Großen Straße 69 in den Gehweg eingelassen.
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Quelle: WIR IN vom 14.11.2018 |
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Manfred Klingsöhr referiert beim
Lenkungskreis Stolpersteine über die Ibbenbürener NSDAP
Unzufriedene und Unverantwortliche - IVZ vom 28. August
2018 |
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Von Holger Luck
IBBENBÜREN. Zulauf und Organisationsgrad der NSDAP in Ibbenbüren
blieben bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933
auf niedrigem Niveau. Das war eine von manchen Erkenntnissen,
die rund 20 Interessierte aus einem Vortrag im Stadtmuseum Ibbenbüren
ziehen konnten. Auf Einladung der Initiative Stolpersteine sprach
Manfred Klingsöhr, Mitarbeiter der evangelischen Nachrichtenagentur
idea aus Wetzlar, über die Anfänge der Hitler-Partei in der
Bergmannsstadt. Durch die Organisation des Lenkungskreises sind
2016 „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig auch in Ibbenbüren
verlegt worden.
Als Ausgangspunkt für seine „Spurensuche“ nahm der in Ibbenbüren
aufgewachsene Klingsöhr die Reichstagswahl von 1930. Das kleinstädtisch-industrielle
Zentrum Ibbenbüren hatte damals um die 17000 Einwohner, zwei
Drittel davon waren katholisch. Kein guter Boden für nationalsozialistische
Propaganda. Entsprechend fiel das Reichstagswahlergebnis für
Ibbenbüren aus: 57 Prozent wählten Zentrum, 20 Prozent die SPD.
Mit kaum 70 Stimmen war die NSDAP nahezu bedeutungslos.
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Gerade das könnte die Partei aber veranlasst
haben, den Ausbau ihrer Strukturen im Kreis Tecklenburg zu forcieren,
meint Klingsöhr, und seine Forschungsergebnisse bestätigen es.
Der Gründung des Ibbenbürener Ortsvereins folgten bis 1932 entsprechende
Abteilungen in Schale, Westerkappeln, Lienen-Kattenvenne, Ladbergen,
Brochterbeck und Laggenbeck.
Klingsöhr, dessen Arbeitsschwerpunkt eigentlich der Kulturkampf
in Ibbenbüren ist, präsentierte die Schlaglichter auf die Ibbenbürener
NSDAP-Geschichte als Synergien seiner Archivrecherchen. Für
die Zuhörer bemerkenswert war die Zurückhaltung des Historikers
bei der Nennung konkreter Namen. Klingsöhr blieb da vielleicht
etwas zu vorsichtig, wollte auf der sicheren Seite bleiben.
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Immerhin aber nahm er bei drei lokalen NS-Größen
kein Blatt vor den Mund. Ortsgruppenleiter Otto Ehlers, der
spätere Kreisleiter Heinrich Knolle und SS-Mann Anton Scheidt
seien die prägenden Figuren der frühen Jahre gewesen. Vor allem
der wegen „nationalsozialistischer Umtriebe“ nach Ibbenbüren
strafversetzte Beamte Ehlers betrieb den Aufbau des Ortsvereins
zielstrebig. Als „brutaler Kämpfer im Dienste des Nationalsozialismus“,
sammelte er „eine Schar Halbwüchslinge, Unzufriedene und Unverantwortliche“
um sich, hieß es in einer Zeugenaussage aus seiner Entnazifizierungsakte.
Bei allem Fanatismus wäre zum weiteren Ausbau der „Bewegung“
aber die Unterstützung der Presse notwendig gewesen. Dass die
damals stark katholisch orientierte Ibbenbürener Volkszeitung
den Nationalsozialisten jegliche Zusammenarbeit verweigerte,
könnte auch zum schleppenden Start in Ibbenbüren beigetragen
haben, spekulierte Klingsöhr.
Welche Rolle die katholische Kirchengemeinde bei der mühsamen
Etablierung der NSDAP in Ibbenbüren hatte, will Manfred Klingsöhr
in einem Folgevortrag am 7. September beleuchten. Treffpunkt
ist wieder um 18 Uhr im Vortragsraum des Stadtmuseums.
M stadtmuseum-ibbenbueren.de
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Quelle: IVZ vom 28.August 2018 von
Holger Luck |
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Bewegendes Gedenken an Opfer der
Pogrome von 1938
Wir sahen Flammen...
IVZ Aktuell vom 10. November 2017 |
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Bewegendes Gedenken an Opfer der Pogrome
von Holger Luck
Auch in Ibbenbüren wurde am Donnerstag der Opfer der Novemberpogrome
gedacht. Von den Berichten der Zeitzeugen spannten die Jusos
den Bogen zum Antisemitismus unserer Zeit und setzten ihn in
Bezug zur um sich greifenden Fremdenfeindlichkeit.
Bildunterschrift: Gernold Mudrack von der Stolpersteine-Initiative
begrüßte am Donnerstag gut 40 Bürgerinnen und Bürger zum Gedenken
an die Novemberpogrome. Foto Holger Luck
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IBBENBÜREN. 79 Jahre sind vergangen seit
den Novemberpogromen. Am Donnerstag trafen sich Ibbenbürener
Bürger zum gemeinsamen Gedenken an die Geschehnisse. Zum dritten
Mal lag die Organisation der Veranstaltung in den Händen der
Stolpersteine-Initiative. Gernold Mudrack vom Lenkungskreis
begrüßte gut 40 Menschen am Denkmal in der Synagogenstraße.
Von dort ging es nach einer kurzen Einführung ins Gemeindehaus
„blick.punkt“, wo das Thema unter anderem mit Zeitzeugenberichten
vertieft wurde.
Die Teilnehmer der Gedenkfeier besuchten nicht wie in den Vorjahren
die durch eine wachsende Zahl Stolpersteine gekennzeichneten
Stätten jüdischen Lebens und Leidens in der Innenstadt. Anstatt
der wichtigen Erinnerungsorte, standen dieses Mal nicht weniger
wichtige Worte im Mittelpunkt. Worte von Menschen, die sich
klar zur Erinnerungskultur bekennen. Aber auch Worte von Zeitzeugen,
unter anderem der jüdischen Kinderärztin Hertha Narthorff.
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Die erlebte die Novemberpogrome zwar nicht in
Ibbenbüren sondern in Berlin. Auszüge aus ihren Tagebüchern,
die die frühere WDR-Mitarbeiterin Dagmar Christmann vortrug,
ließen Diskriminierung, Übergriffe und Gewalt aber für die Zuhörer
auf beklemmende Weise lebendig werden und standen beispielhaft
für das Schicksal zahlloser Menschen jüdischen Glaubens in ganz
Deutschland.
Mit Magdalene Lohage und Reimund Kemmerling kamen danach zwei
nicht-jüdische Ibbenbürener Zeitzeugen zu Wort. Die heute 94-Jährige
erlebte den 10. November 1938, den Tag an dem die Ibbenbürener
Synagoge brannte, als Schülerin der damaligen Volksschule. Ihre
Erinnerung: „Wir sahen Flammen und waren natürlich ganz aufgeregt,
aber die Nonnen haben gesagt, setzt euch hin, wir machen weiter.“
Auch bei Reimund Kemmerling – er besuchte damals den Kindergarten
– hat sich das Gesehene tief eingeprägt: „Für uns Kinder war
das erstmal ja nur Feuer. Die wahre Bedeutung wurde mir erst
viel später klar.“ Er habe die Bilder von damals noch so klar
vor Augen, wie kaum eine Erinnerung sonst.
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Von den Berichten der Zeitzeugen spannten die
Jusos den Bogen zum Antisemitismus unserer Zeit, setzten ihn
in Bezug zur um sich greifenden Fremdenfeindlichkeit, suchten
nach Gründen, entwickelten Lösungsansätze. Ihre Überzeugung:
Gerade unter jungen Menschen müsse der interkulturelle Dialog
gepflegt und zu mehr Zivilcourage aufgerufen werden. Auf der
anderen Seite solle gegen Hass und Hetze in sozialen Netzwerken
oder Schulen entschieden vorgegangen werden.
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Mit den abschließenden Ausführungen der Pfarrer
Martin Weber und Christian Heinz richtete sich der Blick noch
einmal in die Vergangenheit. Dabei ließen die Theologen die
Gedenkstunde nicht einfach mit gemeinsamer Besinnung ausklingen,
sondern gingen mit ihren jeweiligen Kirchen ins Gericht. Heinz
sprach von „Versagen, Schuld und teilweise Mittäterschaft auf
institutioneller Ebene“. Widerstand sei die Sache einzelner
geblieben, die stellvertretend für ihre „verzagten Kirchen“
das christliche Zeugnis gelebt hätten. Demgegenüber betonte
Martin Weber die Rolle der modernen Kirchen unserer Tage und
ihrer Verantwortung für das friedliche Zusammenleben der Religionen
und Kulturen.
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Quelle: IVZ Aktuell vom Freirag, 10.
November 2017 von Holger Luck |
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Gedenken an Gräuel - Reichspogromnacht
IVZ vom 07. November 2017 |
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IBBENBÜREN. Zur Gedenkveranstaltung 79 Jahre
nach der Reichspogromnacht lädt der Lenkungskreis der Initiative
„Stolpersteine für Ibbenbüren“ die Bevölkerung ein. Die Gedenkstunde
beginnt am morgigen Donnerstag um 18.30 Uhr an der Stele mit
der Ansicht der Synagoge am Caritas-Altenwohnhaus, Synagogenstraße
10.
Nach einer kurzen Einführung in das Thema werden die Teilnehmer
eingeladen ins Gemeindehaus „blickpunkt“ der evangelischen Kirchengemeinde
in der Kanalstraße. Dort wird das Thema vertieft durch einen
Beitrag von Dagmar Christmann, Lehrerin am Berufskolleg und
frühere Mitarbeiterin beim WDR. Sie wird aus dem Tagebuch einer
Zeitzeugin aus Berlin zitieren, das sie für eine Sendung in
der Reihe „Planet Wissen“ bearbeitet hat. Außerdem werden drei
Ibbenbürener von ihren Erinnerungen an den Brand der Synagoge
berichten. Die Jusos (Jugendorganisation der SPD) haben sich
mit der Frage beschäftigt, welche Konsequenzen für den Umgang
mit Minderheiten in unserer Zeit aus dem alltäglichen Rassismus
in der Zeit des Nationalsozialismus zu ziehen sind. Die Pfarrer
Martin Weber und Christian Heinz schließen die Veranstaltung
ab mit einem Rückblick auf die Rolle der Kirchen im „Dritten
Reich“ und mit biblisch orientierten Leitsätzen für das Zusammenleben
der Religionen und Kulturen.
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Quelle: IVZ vom Mittwoch, 7. November
2017 |
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Erinnerung an 18 Schicksale
Künstler Gunter Demnig verlegt zum zweiten Mal Stolpersteine in
Ibbenbüren
IVZ vom Samstag, 4. November 2017 |
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Erinnerung an 18 Schicksale
Künstler Gunter Demnig verlegt zum zweiten Mal Stolpersteine
in Ibbenbüren: Von Linda Braunschweig
IBBENBÜREN. 18 Namen – 18 Schicksale: Der Kölner Künstler Gunter
Demnig hat am Freitagmorgen zum zweiten Mal Stolpersteine in
Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in Ibbenbüren
verlegt
Bildunterschrift: Rosen zum Gedenken: Die Schüler der Gesamtschule,
(v.l.) Niklas Willmann, Manuel Kaiser, Nils Derhake, Alexander
Riewe und Nick Wendland, gestalteten die Verlegung mit. Fotos:
Linda Braunschweig
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Den Anstoß dazu lieferte die Initiative „Stolpersteine
für Ibbenbüren“ um Gernold Mudrack, Richard Frank und Werner
Suer. Zwei Jahre hatten die Initiatoren recherchiert und sich
letztlich für vier Familien beziehungsweise Einzelpersonen im
Stadtgebiet entschieden, unter ihnen erstmals ein nicht-jüdisches
Opfer: Ewald Berger, ein Zeuge Jehovas. Und so waren am Freitagmorgen
neben Bürgermeister Dr. Marc Schrameyer, dem Initiativkreis
und weiteren Interessierten auch zahlreiche Mitglieder der Glaubensgemeinschaft
zur Arenbergstraße 1 gekommen. Schüler der Gesamtschule und
des Kepler-Gymnasiums gestalteten die Verlegung mit, die pro
Stein 120 Euro kostet.
Nach den Grußworten des Bürgermeisters und einer Einführung
durch Suer und Mudrack würdigte Jochen Schiffer, Zeuge Jehovas,
das Leben von Ewald Berger, der im Alter von 26 Jahren in Berlin
von den Nazis enthauptet wurde.
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An der Bahnhofstraße 21 versammelte sich die
Gruppe kurze Zeit später erneut, diesmal in Gedenken an den
Kaufmann Julius Kaufmann. Er verkaufte 1937 sein Hab und Gut
und floh nach Köln. Das rettete ihn nicht: Er starb 1942 in
Theresienstadt. Er sei ein angesehener Kaufmann gewesen, berichteten
Regina Dobrostein und Lisa-Marie Pieper, Kepler-Schülerinnen.
Doch nach der Machtergreifung der Nazis verschlechterte sich
sein Stand und der seines Geschäfts. „Steiger der Preussag wurden
entlassen, weil sie bei ihm eingekauft hatten“, berichteten
die Schülerinnen.
„Diese beiden waren prominente Namen, die anderen werden es
hoffentlich allmählich“, kündigte Gernold Mudrack die übrigen
neuen Stolperstein-Stationen an: die Häuser Nordstraße 5 (Familie
Rosenthal) und Große Straße 69 (Familien Ackermann und Rosenthal).
Auch dort erinnerten jeweils Schüler und Mitglieder des Lenkungskreises
eindringlich an das Leben und Wirken der Familien. In fiktiven
Briefen näherten sich die Jugendlichen den Menschen. „Dein Schicksal
geht mir nahe“, formulierte Alexander Riewe sein Schreiben an
Erich Rosenthal. „Du hast die Hoffnung nie aufgegeben.“
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An der Großen Straße 69 entschied Künstler Demnig
sich wegen laufender Bauarbeiten auf dem Bürgersteig gegen die
Verlegung der elf Steine. Sie sollen in Kürze vom Bauhof eingesetzt
werden, wenn die Arbeiten beendet sind. Sehr erfreut über die
Beteiligung zeigte sich nach der knapp zweistündigen Verlegung
Gernold Mudrack: „Das Projekt ist in Ibbenbüren angekommen.“
Beendet ist es für den Lenkungskreis noch lange nicht. Dieser
will sich als nächstes den Euthanasie-Opfern widmen, körperlich
oder geistig Behinderten, die im Landeskrankenhaus Lengerich
behandelt und später in den Tod geschickt wurden.
„Die Steine sind dazu da, um mit den Gedanken zu stolpern.“
Lukas Willmann, Schüler
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Drei Fragen an
... ... Gunter Demnig, Stolperstein-Künstler
Wie viele Stolpersteine liegen inzwischen in Deutschland?
Demnig: Da bin ich mir nicht so sicher. Es gibt sie
in rund 1200 deutschen Städten. In ganz Europa sind es 63000,
die zu 95 Prozent von mir verlegt wurden.
In Ibbenbüren wurde erstmals ein Stein für einen Zeugen
Jehovas verlegt. Rücken die nicht-jüdischen Opfer der Nazis
jetzt stärker in den Fokus?
Demnig: Das Projekt war immer schon für alle Opfergruppen
gedacht. Die beiden ersten in Österreich verlegten Steine waren
ebenfalls für Zeugen Jehovas.
Wie viele Steine haben Sie dieses Jahr verlegt?
Demnig: Es sind etwa 450 im Monat. Jeder Stein wird individuell
gefertigt, die Buchstaben von Hand eingeschlagen, jeder Mensch
ein Stein.
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Quelle: IVZ vom Samstag, 4. November
2017 |
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Das Projekt geht weiter
Am 3. November verlegt der Künstler Gunter Demnig weitere 18 Stolpersteine
in
Ibbenbüren - IVZ vom Samstag, 28. Oktober 2017 |
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Das Projekt geht weiter
Von Cornelia Ruholl IBBENBÜREN.
Es geht weiter. Der Kölner Künstler Gunter Demnig verlegte am
6. Oktober 2016 die ersten 23 Stolpersteine an vier Stellen
in Ibbenbüren. Am 3. November kommt er erneut nach Ibbenbüren,
um an weiteren vier Stellen insgesamt 18 Stolpersteine in Gehwegflächen
einzufügen.
Bildunterschrift: An der Adresse Bahnhofstraße 21 wird ein
Stolperstein für Julius Kaufmann verlegt. Das Foto zeigt, wie
die Bahnhofstraße früher ausgesehen hat.
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Der Lenkungskreis der Initiative „Stolpersteine
für Ibbenbüren“ habe für das diesjährige Projekt auf wertvolle
Vorarbeiten zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Ibbenbüren
zurückgreifen können, sagt Gernold Mudrack vom Lenkungskreis
„Stolpersteine für Ibbenbüren“. Besonders erwähnenswert sei
das Buch „Machtsicherung, Ausgrenzung, Verfolgung“ von Lars
Boesenberg, Jürgen Düttmann und Norbert Ortgies. Mudrack ist
neben Werner Suer und Richard Frank auch einer der drei Autoren
des Faltblattes, das zum Stolpersteine-Projekt 2017 jetzt gerade
erschienen ist. In dem Faltblatt ist unter anderem nachzulesen,
was heute noch bekannt ist über die jüdischen Familien, denen
die Stolpersteine gewidmet sind, die jetzt verlegt werden sollen.
Über den Personenkreis jüdischer Opfer hinaus will der Lenkungskreis
diesmal auch an einen Menschen erinnern, der aus tiefster christlicher
Überzeugung in Konflikt mit dem NS-Staat geriet und zum Tode
verurteilt wurde: Erich Berger, ein Zeuge Jehovas. Während die
Geschichte der Judenverfolgung lange schon gut dokumentiert
sei, werde ein anderer Aspekt der Verfolgung erst jetzt erschreckend
deutlich, sagt Mudrack. „Auch bei uns ist die Zahl der Opfer
des sogenannten Euthanasie-Programms, durch welches Menschen
mit Behinderungen systematisch umgebracht wurden, erschreckend
groß.“ Im Landeskrankenhaus Lengerich wurde erst kürzlich ein
Gedenkpfad eröffnet, der an 440 Patientinnen und Patienten erinnert,
die 1940/41 in „Spezialkliniken“ zur Tötung überwiesen wurden.
„Mindestens 30 von ihnen stammten aus Ibbenbüren“, sagt Mudrack.
Auch für diese Menschen sollen noch Stolpersteine verlegt werden.
„Und auch um weitere Verfolgte des NS-Staates wie zum Beispiel
Gewerkschafter oder Kommunisten und Sozialdemokraten wollen
wir uns kümmern.“ Auch das Schicksal der Zwangsarbeiter auf
der Schachtanlage der Preussag solle noch aufgearbeitet werden.
Viel Arbeit für die nächsten Jahre.
Über Akzeptanz und Interesse in der Bevölkerung an den Stolperstein-Verlegungen
freut sich der Lenkungskreis. Schulen und Vereine hätten Interesse
bekundet und organisierten Stadtrundgänge zum Thema „Judenverfolgung
im Dritten Reich“, erzählt Gernold Mudrack. Schüler der Gesamtschule
haben zum Beispiel ihren Wandertag für eine Putz- und Pflegeaktion
an den Stolpersteinen eingesetzt. „Wenn jetzt vier weitere Stellen
mit Stolpersteinen hinzukommen, sollte die Pflege der Messingoberflächen
allerdings verbindlich geregelt werden“, meint Mudrack.
Für die Verlegung eines Stolpersteins entstehen Kosten in Höhe
von 120 Euro. Deshalb werden weiter Spenden benötigt. Konto:
Förderverein Stadtmuseum Ibbenbüren, IBAN: DE05 4036 1906 0041
941800.
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Quelle: IVZ vom Samstag, 28. Oktober
2017 |
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18 Namen in Messing graviert
Erinnerung an von Nationalsozialisten verfolgte, meist jüdische
Bürger Ibbenbürens
IBBENBÜREN. Im Zuge des Stolpersteinprojekts 2017 werden an
folgenden Adressen die Steine mit der handgravierten Messingoberfläche
verlegt:
An der Arenbergstraße 1 wird ein Stolperstein zum Gedenken an
Ewald Berger, geboren am 16. August 1914, verlegt. Er wurde
am 21. Mai 1940 zum Tode verurteilt und am 15. Juni 1940 hingerichtet,
weil er den Fahneneid auf Adolf Hitler verweigert hatte.
An der Bahnhofstraße 21 wird ein Stolperstein zur Erinnerung
an Julius Kaufmann, geboren am 14. August 1868, verlegt. Er
war Vorsteher der jüdischen Gemeinde und führte in Ibbenbüren
ein vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten sehr
beliebtes Textilgeschäft, das er um 1919 von seinen Eltern übernommen
hatte. Er wurde 1941 nach Theresienstadt in das von der SS verwaltete
Ghetto gebracht, wo er durch die mörderischen Umstände am 12.
Juli 1942 ums Leben kam.
An der Nordstraße 5 werden fünf Stolpersteine verlegt. Sie sollen
an die Familien Rosenthal erinnern, an den Viehhändler Leopold
Rosenthal, geboren am 2. Mai 1871, an seine Frau Josephine Rosenthal,
geb. Epstein, geboren am 8. Oktober 1878, an deren Sohn Josef
Rosenthal, geboren am 26. Januar 1919 und Tochter Else Rosenthal,
geboren am 2. März 1911 sowie an deren Sohn Reinhard Rosenthal,
geboren 20. Januar 1933.
1941 wurden die Rosenthals in das KZ nach Litzmannstadt (Lodz)
deportiert, wo sie am 3. Mai 1942 ermordet wurden. Josef Rosenthal,
der 1937 nach Belgien emigriert war, wurde dort aufgegriffen
und 1939 ins KZ Sachsenhausen gebracht, wo er am 21. Mai 1942
ermordet wurde.
An der Großen Straße 69 werden elf Stolpersteine an ehemalige
jüdische Bürger Ibbenbürens erinnern. Sieben Steine werden auch
hier den Namen Rosenthal tragen und erinnern an Johannette Rosenthal,
geborene Loeb, geboren am 5. September 1897, an Erich Rosenthal,
geboren 23. Juli 1904, an Martha Rosenthal geborene Ackermann,
geboren am 5. März 1911, an Carl Rosenthal, geboren 8. April
1938, an Walter Rosenthal, geboren am 18. Januar 1906, an Werner
Rosenthal, geboren am 14. Januar 1909 und an Irma Rosenthal,
verheiratete Weinberg, geboren 9. November 1914. Weitere vier
Stolpersteine werden der Familie Ackermann gewidmet sein: Julius
Ackermann, geboren 13. September 1901, Helene Ackermann, geborene
Rosenthal, geboren 4. April 1903, Erwin Ackermann, geboren 15.
Januar 1938 und Elise Ackermann, geborene Halberstadt, geboren
7. Juli 1867.
Julius und seine Frau Helene konnten 1939 mit ihrem Sohn Erwin
auf die Philippinen emigrieren, wo Erwin später in Manila ein
Restaurant führte. 1981 wanderte er nach Spokane/USA aus, seine
Eltern folgten ihm, und zwar nach New York. Martha Rosenthal
war zunächst im Sammellager Westerbork inhaftiert, kam dann
ins Ghetto Theresienstadt und ab 23. Oktober ins Vernichtungslager
Auschwitz, wo sie ermordet wurde. Die Flucht des Viehhändlers
Erich Rosenthal, seiner Frau Martha und seines Sohnes Carl endete
1940 in Holland. Sie wurden im September/Oktober 1944 nach Auschwitz
gebracht, wo sie ermordet wurden. Das Todesdatum von Erich Rosenthal
ist dokumentiert: 13. Januar 1945.
Walter, Werner und Irma Rosenthal gelang die Emigration in die
USA.
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Quelle: IVZ vom Samstag, 28. Oktober
2017 |
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Schüler schrubben Stolpersteine
Gesamtschule Ibbenbüren
IVZ vom Freitag, 30. Juni 2017 |
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Schüler schrubben Stolpersteine
Blitzblank polierten Schüler des achten Jahrgangs der Gesamtschule
Ibbenbüren am Donnerstag die Stolpersteine am Unteren Markt.
14 Jugendliche hatten sich freiwillig dafür gemeldet, als Lehrerin
Ines Staufenberg den Aufruf startete. Sie rückten mit Wasser,
Putzmittel und Schwämmen an. Damit will die Gesamtschule an
das Stolperstein-Projekt vom vergangenen Jahr anknüpfen und
verhindern, dass die Steine in Vergessenheit geraten. Foto:
Linda Braunschweig
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Quelle:IVZ vom Freitag, 30. Juni 2017
- Foto: Linda Braunschweig |
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Erinnerung an Hetze und Gewalt
Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht 1938
IVZ vom Donnerstag, 10. November 2016 |
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Von Anke Beiing
IBBENBÜREN. Ein aufgebrachter Pulk von 30 Nazis hatte die damals
in Ibbenbüren lebenden jüdischen Bürger am späten Abend des
9. November 1938 aus ihren Häusern gezerrt, durch die Stadt
gehetzt, schwer misshandelt und all ihre Habe geplündert. Bis
zum nächsten Morgen dauerte die Welle der Gewalt, die mit wilder
Zerstörungswut in der Synagoge begann und in deren Niederbrennen
früh am nächsten Tag gipfelte.
Trotz Kälte und Nieselregens trafen sich am Mittwochabend auf
Einladung der Initiative Stolpersteine etwa 30 Bürger am früheren
Standort der Ibbenbürener Synagoge, in der Synagogenstraße,
um sich gemeinsam an die Geschehnisse dieser Nacht zu erinnern
und der Opfer zu gedenken. „Wir dürfen nicht verdrängen“, verdeutlichte
Gernold Mudrack, Sprecher der Stolperstein-Initiative, die Wichtigkeit
dieses jährlichen Treffens auch nach 78 Jahren.
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Sebastian Rolf, der 2009 seine Examensarbeit
über die Geschichte der Ibbenbürener Juden geschrieben hatte,
brachte der Gruppe die Menschen hinter den 23 Stolpersteinen
näher. Er berichtete, wie die Nazis die alte Frau Rosenthal
mit ihren mehr als 70 Jahren nachts durch die Straßen trieben,
und wir ihr Sohn am nächsten Tag eine schlimme Kopfverletzung
und einen gebrochenen Arm hatte. Er berichtete davon, dass 52
jüdische Bürger in Ibbenbüren lebten, dass sie gut integriert
waren, in Schützenvereinen, Fastnachten und in der Freiwilligen
Feuerwehr, dass sich die meisten als Viehhändler oder Metzger
durchschlugen und auch davon, dass mindestens 21 von ihnen später
in Konzentrationslagern ermordet wurden.
An all das und noch einiges mehr erinnerten sich die Ibbenbürener.
Als Zeichen ihres Gedenkens legten sie an den Stolpersteinen
Rosen nieder und feierten zum Abschluss eine ökumenische Andacht
in der Christuskirche.
anke.beiing@ivz-aktuell.de
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Quelle: IVZ vom Donnerstag, 10. November
2016
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Gedenken an eine schlimme Nacht
- Die Stolperstein-Initiative lädt ein
IVZ vom Freitag, 4. November 2016 |
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Gedenken an eine schlimme Nacht - Die
Stolperstein-Initiative lädt ein
IBBENBÜREN. Am 9. November 1938 brannten in Deutschland die
Synagogen – auch in Ibbenbüren. Jüdische Geschäfte und Wohnungen
wurden zerstört und geplündert, jüdische Mitbürger durch die
Straßen gehetzt und misshandelt und anschließend in „Schutzhaft“
genommen.
Zum Gedenken an die „Reichspogromnacht“ lädt die Initiative
„Stolpersteine für Ibbenbüren“ zu einem kurzen Rundgang zu drei
der vier Stolperstein-Verlegestellen ein. Treffpunkt ist der
Standort der Synagoge am Caritas-Altenwohnhaus, Synagogenstraße
10. Am Mittwoch, 9. November, um 18 Uhr wird Sebastian Rolf
an das Geschehen vor 78 Jahren erinnern, an die Vorgeschichte
und an die zerstörerischen Folgen des inszenierten „Volkszorns“.
Auf den vier Stolpersteinen für die Familie Meyer Rosenthal,
deren Haus unmittelbar neben der Synagoge stand, werden Rosen
zum Zeichen des Gedenkens niedergelegt, auch als Mahnung gegen
den Rassismus in unseren Tagen. Die restlichen 19 Stolpersteine
sollen ebenfalls mit je einer Rose bedeckt werden.
Eine Abordnung der Stolperstein-Inititiative des Ibbenbürener
Stadtmuseums wird die Gedenkplatten am Ort des Wohnhauses der
Familie Louis Löwenstein an der Kreuzung Große Straße/ Weststraße
aufsuchen, während die übrigen Teilnehmer zum Unteren Markt
ziehen und sich an den ehemaligen Wohn- und Geschäftshäusern
der Familien Sally Goldschmidt und Sally Löwenstein an deren
Schicksal der Ausgrenzung, Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung
erinnern lassen.
Gernold Mudrack, der Sprecher der Stolperstein-Initiative, wird
diesen Abschnitt der Veranstaltung übernehmen. Aufgrund von
Infos, die nach der Verlegung der Stolpersteine übermittelt
wurden, wird sich das Schicksal von Manfred Löwenstein wohl
noch aufklären lassen. Im Anschluss an den Rundgang werden die
Teilnehmer eingeladen in die Christuskirche zu einer ökumenischen
Andacht, die von Pfarrer Christian Heinz und Diakon Wilfried
van Elten gestaltet wird.
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Quelle: IVZ vom Freitag, 4. November
2016
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Stolpersteine: Helfer gesucht
IVZ vom Freitag, 28. Oktober 2016 |
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Stolpersteine: Helfer gesucht - Erinnerung
an die NS-Opfer
An verschiedenen Stellen in der Innenstadt Ibbenbürens wurden
Anfang Oktober 23 Stolpersteine zum Gedenken an NS-Opfer verlegt.
Für die zweite Planungsphase können sich nun noch ehrenamtliche
Helfer melden. Auch für die regelmäßige Pflege der bereits vorhandenen
Stolpersteine sind helfende Hände willkommen. Zuständig für
das Stolperstein-Projekt ist das Stadtmuseum Ibbenbüren, das
hierzu eigens einen Lenkungskreis eingerichtet hat. Schirmherr
der Initiative Stolpersteine ist Bürgermeister Dr. Marc Schrameyer.
Stolpersteine, eine Entwicklung des Künstlers Gunter Demnig,
sind Miniatur-Denkmale, die auf das Schicksal von Opfern des
nationalsozialistischen Regimes zwischen 1933 und 1945 hinweisen.
Die Stolpersteine machen die Judenverfolgung der Nationalsozialisten
und die Shoah exemplarisch an den Familien Louis Löwenstein,
Meyer Rosenthal, Goldschmidt sowie der Familie Sally Löwenstein
fest. Die Steine wurden an deren einstigen Lebensstätten in
den Boden eingelassen.
Private Spender haben die Erstverlegung finanziert. Der Lenkungskreis
freut sich über jede Form der Unterstützung, zum Beispiel auch
durch Spenden. Herstellung und Verlegung eines Stolpersteins
kosten 120 Euro.
gmudrack@t-online.de
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Quelle: IVZ vom Freitag, 28. Oktober
2016
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Großes Interesse an „Stolpersteinen“
IVZ vom Samstag, 8. Oktober 2016 |
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Großes Interesse an „Stolpersteinen“
Künstler Gunter Demnig referiert im Ibbenbürener Rathaussaal
/ „Pragmatischer Geschichtsunterricht“
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Von Holger Luck
IBBENBÜREN. Nach der Verlegung von 23 Stolpersteinen in der
Ibbenbürener Innenstadt referierte der Künstler Gunter Demnig
am Donnerstagabend im voll besetzten Rathaussaal über „Stolpersteine
– Spuren und Wege“.
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Gernold Mudrack begrüßte die Gäste im Namen des
Lenkungskreises der Initiative „Stolpersteine für Ibbenbüren“.
Bürgermeister Dr. Marc Schrameyer brachte seine Freude zum Ausdruck,
dass das Projekt Stolpersteine für Ibbenbüren endlich angelaufen
ist. Wenn überhaupt, sei eine „Annäherung an das Unfassbare“
am ehesten über Einzelschicksale auf lokaler Ebene möglich,
so der Schirmherr der Stolpersteine-Aktion.
Foto: M. Franke Stadtmuseum Ibbenbüren
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Gunter Demnig stellte in seinem Vortrag dar,
wie er seit den 70er-Jahren von der bildenden Kunst über die
Konzept- und Aktionskunst zur Idee der Stolpersteine fand, in
der sich beide Kunstformen eindrucksvoll verbinden. An die 60
000 Stolpersteine habe er seit Anfang der 90er-Jahre an den
ehemaligen Wohnstätten von Opfern des Nationalsozialismus verlegt.
Jeder Stein handgefertigt, jeder von ihm selbst verlegt. Die
fabrikmäßige Herstellung komme für ihn nicht in Frage, so Demnig,
denn auch Auschwitz sei eine Fabrik gewesen.
„Mit den Steinen kommen die Personen wieder in ihre alte Umgebung
zurück“, erklärte der Künstler sein Konzept. Ein schöner Effekt
sei auch, dass Passanten sich verbeugen, vielleicht sogar hinknien
müssen, um den Text auf den Steinen zu lesen. Demnig berichtete
von Erlebnissen rund um die Steinverlegung in ganz Europa, schilderte,
wie er immer wieder mit Zeitzeugen ins Gespräch gekommen sei,
auf immer mehr Interesse gestoßen sei, viel Zuspruch und nur
selten Kritik erfahren habe.
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Immer wieder müsse er allerdings auch Missverständnisse
ausräumen. Nein, man kann über die Steine nicht wirklich stolpern.
„Man fällt nicht hin, man stolpert mit dem Kopf und mit dem
Herzen.“
Auch seien Menschen oft ängstlich bedacht, nicht auf die Steine
zu treten. Das Gegenteil sei gewollt, erklärte Gunter Demnig:
„Indem die Menschen über die Messing-Oberfläche laufen, wird
die Erinnerung blank poliert.“
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Chor und Orchester des Goethe-Gymnasiums gaben
der Vortragsveranstaltung einen ausgesprochen stimmigen musikalischen
Rahmen. Unter anderem mit dem im KZ Börgermoor entstandenen
„Lied der Moorsoldaten“ ließen die 120 Schüler die Beklemmung
hörbar werden.
„Das ist auch handfester, pragmatischer Geschichtsunterricht.“
Gunter Demnig
„Die Stolpersteine sind eine niederschwellige, individuelle
und liebevolle Einladung zur Auseinandersetzung.“
Dr. Marc Schrameyer
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Quelle: IVZ vom Samstag, 8. Oktober 2016
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Zeitzeugin sah Synagoge brennen
IVZ vom Freitag, 7. Oktober 2016 |
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Zeitzeugin sah Synagoge brennen
23 Stolpersteine in Ibbenbüren verlegt/Erinnern an die Schicksale
der Menschen
Von Daniel Lüns - IBBENBÜREN. Von ihrem Klassenzimmer aus sieht
Magdalene Lohage die Flammen lodern. Doch die Nonnen, welche
die katholische höhere Mädchenschule führen, reagieren nicht.
Die 14-Jährige muss mit ansehen, wie nebenan die Ibbenbürener
Synagoge niederbrennt. Gestern, 75 Jahre später, schilderte
Lohage vor Ort, was sie damals erlebt hatte.
Der Kölner Künstler Gunter Demnig hatte nämlich, initiiert vom
Lenkungskreis der „Initiative Stolpersteine für Ibbenbüren e.V.“,
23 Stolpersteine in der Bergbaustadt verlegt. Die Gedenkplatten
im Gehweg sollen an Menschen aus Ibbenbüren erinnern, denen
das Nazi-Regime das Wohn- und Lebensrecht entzog. Zeitzeugen
wie die 92-jährige Magdalene Lohage nutzten die Chance und ergriffen
spontan das Wort.
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Bildunterschrift: Der Kölner Künstler Gunter
Demnig (vorne, v.l.) hat in Ibbenbüren 23 Stolpersteine verlegt.
Gernold Mudrack vom Lenkungskreis der „Initiative Stolpersteine
für Ibbenbüren e.V.“ hat an die Schicksale hinter den Namen erinnert.
Foto: Daniel Lüns |
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An vier Stationen wurden die Steine verbaut,
an der Großen Straße 55, Schulstraße 2 und am Unteren Markt
2 und 10. „Wir haben die ersten Steine verlegt“, freute sich
Gernold Mudrack vom Lenkungskreis an der ersten Station nach
der getanen Arbeit. „Wie man sieht: Hier stolpert keiner drüber.
Aber im Kopf, da soll gestolpert werden“, erklärte er. Damit
Passanten stehen bleiben und sich mit dem Schicksal auseinandersetzen.
Das taten viele schon bei der Verlegung der Steine. Zahlreiche
Zuschauer, auch aus Politik und Kirche, schauten vorbei und
verfolgten das Geschehen. Dabei hörten sie auch die Vorträge
von Schülern der Jahrgangsstufe acht der Gesamtschule Ibbenbüren.
Sie hatten im vorherigen Schuljahr ein Projekt zu den Stolpersteinen
gemacht. Nun erinnerten die Jugendlichen mit dem Lenkungskreis
an die Schicksale hinter den Namen auf den Steinen.
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„Große Straße 55 – das Haus
gibt es nicht mehr. Die Menschen
gibt es auch nicht mehr. Aber die Erinnerung bleibt.“
Gernold Mudrack über die Verlegung der
Stolpersteine.
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Gernold Mudrack freute sich über das große Interesse
an der Aktion, die mit dem Verlegen der 23 Gedenkplatten keineswegs
schon abgeschlossen sei. Tatsächlich seien diese Steine erst
der Anfang. In den Mitgliederverzeichnissen der jüdischen Gemeinde
Ibbenbürens aus der Zeit vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten
fänden sich etwa 90 Namen. Daher würden in den kommenden Jahren
weitere Stolpersteine verlegt. Den Weg für die erste Verlegung
hatte der Rat der Stadt Ibbenbüren am 5. November 2014 frei
gemacht. Die Politiker hatten dem Antrag des Stadtmuseums auf
die Genehmigung zur Verlegung der Stolpersteine im öffentlichen
Raum zugestimmt. Daraufhin hatte der Lenkungskreis der „Initiative
Stolpersteine für Ibbenbüren e.V.“ das Projekt vorbereitet.
Mdaniel.luens@ivz-aktuell.de
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Quelle: IVZ vom Freitag, 7. Oktober 2016
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Zuflucht in Südafrika -
IVZ vom Freitag, 30. September 2016 |
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Das Schicksal von Manfred Löwenstein ist nicht
bekannt / Stolpersteine für eine Kaufmannsfamilie |
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-ru- IBBENBÜREN. Im Hause Unterer Markt 2 lebte
die Familie Sally Löwenstein. Zur Hausgemeinschaft gehörten
neben Sally (*24. Mai 1865) auch seine Frau Bertha Löwenstein
geb. Elsberg (*19. Mai 1864) und die drei Kinder Manfred Löwenstein
(*17. 9. 1902), Julius Löwenstein (*17.1.1901) und Lilly Poppert
geb. Löwenstein (*27. 4.1904). Ebenso Lillys Mann Walter Poppert
(*11.8.1902) sowie Manfreds Frau Emma Löwenstein geb. Poppert
(*18.3.1904) und Julius’ Frau Eleonore Wilhelmine Löwenstein
geb. Lange (*10.7.1898).
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Die Familie Löwenstein hatte über mehrere Generationen
ein Kaufhaus im Zentrum von Ibbenbüren am Unteren Markt geführt.
Während der Weltwirtschaftskrise war auch das Geschäft der Löwensteins
in finanzielle Schwierigkeiten geraten, sodass Sally 1928 schließlich
Konkurs anmelden musste.
Bildunterschrift. Am Unteren Markt 2 führten die Löwensteins
– erst die Eltern, dann bis 1935 Sohn Manfred – ein Kaufhaus.
Foto: Stadtmuseum
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Nach der Insolvenz der Eltern eröffnete Manfred
Löwenstein ebenfalls am Unteren Markt 2 wieder ein Kaufhaus.
Aber nachdem die NSDAP-Ortsgruppe 1935 einen lokalen Boykott
gegen alle von Juden geführten Geschäfte organisierte, musste
als Folge davon auch Manfred Löwenstein sein Geschäft aufgeben.
Die Geschäftsräume wurden verpachtet. Der Pächter war ein SA-Mann,
der jedoch offenbar die Pacht nicht zahlte und bereits ein Jahr
später wieder aufgeben musste. Daraufhin ließ Manfred Löwenstein
bei seinem Schuldner Teile des Hausrats pfänden und beschimpfte
den SA-Mann als Lump und Betrüger. Das habe in der Öffentlichkeit
für viel Aufmerksamkeit gesorgt, heißt es in der Kurzbiografie,
die im Flyer der Initiative Stolpersteine für Ibbenbüren zu
lesen ist und die auch Quelle dieser Zeilen ist.
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Manfred und seine Frau Emma flohen kurz darauf
in das nahegelegene Enschede in Holland. Manfred Löwensteins
weiteres Schicksal ist bislang nicht bekannt. Nur von seiner
Frau Emma weiß man, dass sie in Westerbork interniert war und
später in ein Vernichtungslager gebracht wurde.
Manfred Löwensteins Eltern Sally und Bertha gelang es 1938,
zur Tochter Lilly und deren Mann Walter Poppert nach Südafrika
zu fliehen. Lilly und Walter Poppert hatten dort bereits 1936
Zuflucht gefunden. Im Jahr 1939 gelang schließlich auch Julius
Löwenstein, der im Durchgangslager Westerbork inhaftiert war
und die Zeit überlebt hatte, und Eleonore Löwenstein die Flucht
nach Worcester/ Südafrika.
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Stolpersteine – Spuren und Wege“
Nachdem der Rat der Stadt Ibbenbüren am 5. November 2014 einstimmig
dem Antrag des Stadtmuseums auf Genehmigung zur Verlegung von
„Stolpersteinen“ im öffentlichen Raum zustimmte, hat der Lenkungskreis
der „Initiative Stolpersteine für Ibbenbüren e.V.“ das Projekt
gründlich vorbereitet. Am 6. Oktober 2016 werden nun die ersten
23 quadratischen Gedenkplatten auf den Gehwegen an vier ehemaligen
Adressen verlegt. Der Kölner Künstler Gunter Demnig hat seit
1992 etwa 60 000 Stolpersteine in ganz Europa verlegt. Er wird
auch die Stolpersteine (Format: 10x10 cm) in Ibbenbüren in die
Gehwegflächen einfügen. Sie sollen an Menschen aus Ibbenbüren
erinnern, denen das Nazi-Regime das Wohn- und Lebensrecht in
Ibbenbüren entzog. Ihre Namen kehren so zurück an den früheren
Wohnort.
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Demnigs „Stolpersteine“ werden auch als das „größte
dezentrale Mahnmal der Welt“ bezeichnet. „Außer jüdischen Mitbürgern
gab es in Ibbenbüren auch Personen, die aus politischen oder
religiösen Gründen verfolgt wurden“, heißt es in dem Flyer der
„Initiative Stolpersteine für Ibbenbüren e.V.“, der in der Reihe
der Veröffentlichungen des Stadtmuseums erschien.
Gunter Demnig wird ab 16 Uhr die Steine verlegen. Die Reihenfolge
der Arbeiten: Große Straße 55, Schulstraße 2 (Nachbargrundstück
des Caritas-Altenwohnhauses, Synagogenstraße 10) um 16.30 Uhr,
Unterer Markt 10 um 17 Uhr und Unterer Markt 2 um 17.20 Uhr
. Am Abend (19 bis 20.30 Uhr) referiert er im Rahmen eines VHS-Vortrags
im Großen Rathaussaal zum Thema „Stolpersteine – Spuren und
Wege“.
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Quelle: IVZ vom Freitag, 30. September
2016
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Die Nachbarn der Synagoge
IVZ vom Donnerstag, 29. September 2016 |
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Die Nachbarn der Synagoge
Das Schicksal der Familie Meyer Rosenthal/Vier Stolpersteine an
der früheren Adresse „Schulstraße 2“ |
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Von Cornelia Ruholl
IBBENBÜREN. Vier Stolpersteine wird der Künstler Gunter Demnig
Donnerstag, 6. Oktober, in Ibbenbüren an der Adresse Synagogenstraße
10 (früher Schulstraße 2) verlegen. Dort lebte früher die jüdische
Familie Rosenthal. Vater Meyer Rosenthal war Viehhändler. Mit
seiner Frau Rika Rosenthal geb. Prag (*17. März 1875) und seinem
Sohn Karl Rosenthal (*10. Juni 1913) lebte er in dem Haus Schulstraße
2.
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Bildunterschrift: An der Synagogenstraße 10 (früher
Schulstraße 2) sollen vier Stolpersteine künftig an die Familie
Meyer Rosenthal und an Paul Abrahamson erinnern. Foto: Quelle:
Stadtmuseum |
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Von März bis Oktober 1936 lebte dort mit ihnen
auch ein Mieter. Paul Abrahamson (*5. April 1917). Ihm gelang
1936 die Flucht nach Südafrika. Meyer Rosenthal handelte vorwiegend
mit Ziegen. Die Boykottmaßnahmen von 1935 schränkten ihn erheblich
in seiner Berufsausübung ein. SA-Leute stellten vor seinem Haus
ein Schild auf: „Hier wohnt ein Viehjude. Kein Deutscher handelt
mit ihm. Nur Lumpen.“
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Als direkte Nachbarn der Synagoge verwahrten
die Rosenthals auch den Schlüssel des Gebäudes der jüdischen
Gemeinde. In der sogenannten „Reichskristallnacht“ (8. November
1938) wurde die Synagoge geplündert und durch Brandstiftung
von SA-Leuten zerstört. Die Rosenthals wurden misshandelt, verletzt,
beraubt und ihre Wohnung wurde verwüstet.
Der 25-jährige Karl Rosenthal wurde mit gebrochenem Arm und
Kopfverletzungen nicht etwa ins Krankenhaus gebracht. Vielmehr
wurde er am 14. November 1938 zusammen mit mehreren Tausend
anderen Männern ins KZ Sachsenhausen gebracht. „Schutzhaft“
nannte man das. Die Männer kamen, so heißt es in dem Buch „Ibbenbürener
Studien, Band 6“, in den meisten Fällen nach einem traumatisierenden
Winter mit Erfrierungen und Zwangsarbeit erst Mitte 1939 wieder
frei.
Danach bereitete sich Karl Rosenthal auf die Ausreise nach Palästina
vor. Ab dem 21. Juli 1939 war er in Paderborn, Grüner Weg 86,
gemeldet. Dort befand sich seit Juni 1939 ein Schulungslager
der „Reichsvertretung der deutschen Juden“. Dort erwarben die
Teilnehmer landwirtschaftliche und bautechnische Fertigkeiten,
die sie brauchen würden für das Leben in Palästina.
Karl Rosenthals Eltern hatten aus Altersgründen den Gedanken
an eine Flucht verworfen. Von Juli bis September 1939 nahm Karl
Rosenthal an einem Schulungslager in Paderborn teil und reiste
danach über Wien auf einem Flüchtlingsschiff in Richtung Schwarzes
Meer.
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Doch der Krieg und die deutsche Wehrmacht holten
die Flüchtlinge ein. Den Schiffen wurde die Weiterfahrt verweigert.
Es wurde ein Gefangenenlager in Sabac/Jugoslawien für die Flüchtlinge
errichtet.
Als Vergeltungsmaßnahme für einen Partisanenangriff, bei dem
21 deutsche Soldaten getötet wurden, erschoss die Wehrmacht
am 11. Oktober 1941 alle 400 Gefangenen des Lagers in der Nähe
des Ortes Zasavica. Es gibt eine Sterbeurkunde Karl Rosenthals,
die am 12. Dezember 1957 ausgestellt wurde. Darin ist vermerkt:
„gestorben im Okt. 1941 in Zasavica bei Schabac. Todesursache:
Erschossen.“
Inzwischen war die Zahl der noch in Ibbenbüren lebenden jüdischen
Mitbürger von knapp 90 vor 1933 auf drei gesunken. Zwei von
ihnen waren Meyer und Rika Rosenthal. Sie mussten ihr Haus verkaufen
und waren Anfang 1942 völlig verarmt. Zwangsweise mussten sie
in das „Judenhaus“, eine Art Dorf-Ghetto, in Hopsten umziehen.
Im Juli 1942 wurden beide nach Theresienstadt deportiert und
im September des gleichen Jahres im Vernichtungslager Treblinka
ermordet.
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Quellen: Flyer der „Initiative Stolpersteine
e.V.“ und „Ibbenbürener Studien, Band 6“, „Machtsicherung. Ausgrenzung.
Verfolgung“, Lars Boesenberg, Jürgen Düttmann, Norbert Ortgies,
Hrsg.: Historischer Verein Ibbenbüren e.V.
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Stolpersteine – Spuren und Wege“
Nachdem der Rat der Stadt Ibbenbüren am 5. November 2014 einstimmig
dem Antrag des Stadtmuseums auf Genehmigung zur Verlegung von
„Stolpersteinen“ im öffentlichen Raum zustimmte, hat der Lenkungskreis
der „Initiative Stolpersteine für Ibbenbüren e.V.“ das Projekt
gründlich vorbereitet. Am 6. Oktober 2016 werden nun die ersten
23 quadratischen Gedenkplatten auf den Gehwegen an vier ehemaligen
Adressen verlegt. Der Kölner Künstler Gunter Demnig hat seit
1992 etwa 60000 Stolpersteine in Europa verlegt. Er wird auch
die Stolpersteine (Format: zehn mal zehn Zentimeter) in Ibbenbüren
in die Gehwegflächen einfügen. Sie sollen an Menschen aus Ibbenbüren
erinnern, denen das Nazi-Regime das Wohn- und Lebensrecht in
Ibbenbüren entzog. Ihre Namen kehren so zurück an den früheren
Wohnort. Demnigs „Stolpersteine“ werden auch als das „größte
dezentrale Mahnmal der Welt“ bezeichnet. „Außer jüdischen Mitbürgern
gab es in Ibbenbüren auch Personen, die aus politischen oder
religiösen Gründen verfolgt wurden“, heißt es in dem Flyer der
„Initiative Stolpersteine für Ibbenbüren e.V.“, der in der Reihe
der Veröffentlichungen des Stadtmuseums erschien.
Gunter Demnig wird die Steine ab 16 Uhr verlegen. Reihenfolge:
Große Straße 55, Schulstraße 2 (Nachbargrundstück des Caritas-Altenwohnhauses,
Synagogenstraße 10), Unterer Markt 10 und Unterer Markt 2. Am
Abend (19 bis 20.30 Uhr) referiert er im Rahmen eines VHS-Vortrags
im Großen Rathaussaal zum Thema „Stolpersteine – Spuren und
Wege“.
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Quelle: IVZ vom Donnerstag, 29. September
2016
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Das Schicksal der Familie Löwenstein
- Stolpersteine - Von Cornelia Ruholl
IVZ vom Mittwoch, 28. September 2016 |
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Der Künstler Gunter Demnig verlegt am 6. Oktober
sechs Stolpersteine an der Adresse Große Straße 55.
IBBENBÜREN. An der Adresse Große Straße 55 sollen am 6. Oktober
sechs Stolpersteine verlegt werden. Die Steine, deren Messingoberfläche
die Namen der jüdischen Bewohner des Hauses trägt, das früher
an dieser Adresse stand, sollen an diese Menschen erinnern.
Das Schicksal der vier jüdischen Familien, an deren Wohnort
hier in Ibbenbüren die ersten Stolpersteine verlegt werden,
hat die Initiative Stolpersteine für Ibbenbüren e.V. in ihrem
jüngst erschienenen Faltblatt beschrieben. Außerdem sind Einzelheiten
über das Schicksal einiger dieser Familien auch von Lars Boesenberg,
Jürgen Düttmann und Norbert Ortgies beschrieben worden („Ibbenbürener
Studien, Band 6, „Machtsicherung. Ausgrenzung. Verfolgung. Nationalsozialismus
und Judenverfolgung in Ibbenbüren“).
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So ist dort unter anderem auch das Schicksal
von Louis Löwenstein und seiner Familie nachzulesen. Er war
gebürtiger Ibbenbürener, war 1868 hier geboren. Louis Löwenstein
war reisender Textilhändler. Er lebte mit seiner Frau Johanna
(*1859) und den Töchtern Henriette (*1895), Bertha (*1897) ,
Mathilde (*1899) und Rosa (*1900) in dem Haus Große Straße 55.
Während die Ibbenbürener Studien von Mathilde als Tochter des
Louis Löwenstein sprechen, ordnet die Initiative Stolpersteine
ihr das Geburtsjahr 1879 zu. Demnach wäre sie eher eine jüngere
Schwester Louis Löwensteins gewesen.
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Da Louis Löwenstein ab 1936 kaum noch Kunden
hatte, habe er in seiner Not für die Ernährung seiner Familie
Hypotheken aufgenommen, hatte also sein Haus beliehen. 1938
starb seine Frau Johanna. Im gleichen Jahr war er gezwungen,
sein baufälliges Haus an die Stadt zu verkaufen.
In der „Reichskristallnacht“ vom 9. November 1938 warf der Mob
vor seinem Haus (es stand gegenüber der ehemaligen Metzgerei
Agnischock) ihm die Scheiben ein, jagte die Familie auf die
Straße und zertrümmerte ihr Hab und Gut. Wie es in der Veröffentlichung
der „Initiative Stolpersteine“ heißt, wurden im Keller volle
Einmachgläser an die Wand geworfen und alle Waren auf die Straße
geworfen.
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1939 bat Louis Löwenstein den Bürgermeister zum
wiederholten Mal, ihm endlich das Geld für den Hausverkauf zu
geben. „Zu dem Zeitpunkt war er obdachlos, ohne Haushalt und
Möbel, außerdem hatte er 4000 Mark Schulden. Im Buch „Ibbenbürener
Studien“ heißt es, er müsse Ibbenbüren nach der Pogromnacht
„fluchtartig“ verlassen haben.
Tochter Henriette Kamenetzky, die seit 1918 in Hameln mit dem
neun Jahre älteren jüdischen Kaufmann Salomon Kamenetzky, einem
polnischen Staatsbürger, verheiratet war, nahm ihn auf. „Er
wünschte sich die baldige Ausreise nach Palästina“, heißt es
in dem Text der Stolpersteine-Initiative.
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1939 sei er mit seiner Tochter Rosa gewaltsam
nach Köln gebracht und von dort 1942 in das KZ Theresienstadt
deportiert und später in Treblinka ermordet worden. Hier widersprechen
sich die Quellen etwas. In dem Buch „Ibbenbürener Studien, Bd.6“
heißt es, Louis Löwenstein sei nach Maly Trostinec, einem Vernichtungslager
bei Minsk gebracht und dort ermordet worden. Rosa Löwenstein
wurde 1942 ebenfalls deportiert und in Treblinka ermordet. Über
das Schicksal von Mathilde Löwenstein und Tochter Bertha, die
mit Salomon Weinberg, ebenfalls in Hameln, verheiratet war,
sei seit deren Wegzug aus Ibbenbüren hier nichts mehr bekannt.
Tochter Henriette, die mit ihrem Mann ein Schuhgeschäft in Hameln
geführt hatte, das die Familie 1936 aufgeben musste, nachdem
es seit dem Boykott jüdischer Geschäfte, 1933, immer schlechter
gelaufen war. Ihr Mann versuchte die Familie (1920 war Sohn
Hermann und 1928 Tochter Eva geboren) fortan mit Gelegenheitsarbeiten
durchzubringen. 1938 wurde die Familie nach Bentschen in Polen
ausgewiesen. 1939 kamen Salomon, Henriette und deren Tochter
Eva in das Ghetto Wolomin.
1942 wurden sie schließlich in das Vernichtungslager Treblinka
gebracht und dort ermordet.
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Initiative Stolpersteine Ibbenbüren e.V.
Am 6. Oktober wird der Künstler Gunter Demnig ab 16 Uhr die
ersten Stolpersteine in Ibbenbüren an vier Standorten verlegen
(in der unten aufgeführten Reihenfolge). Am Abend (19 bis 20.30
Uhr) referiert Demnig im Rahmen eines VHS-Vortrags im Großen
Rathaussaal zum Thema „Stolpersteine – Spuren und Wege“. Die
ersten 23 Stolpersteine werden erinnern an die Familien Louis
Löwenstein (Große Straße 55, sechs Stolpersteine), Familie Meyer
Rosenthal, (Schulstraße 2, vier Stolpersteine), Familie Goldschmidt,
(Unterer Markt 10, fünf Stolpersteine) und Familie Sally Löwenstein
(Unterer Markt 2, acht Stolpersteine).
Vieles über das Leben der jüdischen Familien in Ibbenbüren
ist heute nicht mehr bekannt. „Es klaffen schlimme Lücken in
den Biographien“, sagt der Vorsitzende der Initiative Stolpersteine
Ibbenbüren e.V., Gernold Mudrack. Die Initiative hoffe, Manches
noch ergänzen zu können und sucht Menschen, die sich noch erinnern
können, die etwas wissen, oder noch Dokumente oder Fotos besitzen,
um Licht ins Dunkel zu bringen.
Und für die zweite Planungsphase nach der Erstverlegung können
sich noch weitere Interessierte melden, die sich ehrenamtlich
für das Projekt engagieren wollen. Auch für die regelmäßige
Pflege der Messingflächen werden Verantwortliche gesucht (gmudrack@t-online.de).
„Dankbar sind wir für jede Form der Unterstützung, zum Beispiel
durch Spenden“, so Gernold Mudrack. Insgesamt müssten es einmal
mehr als 80 Stolpersteine in Ibbenbüren werden.
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Quelle: IVZ vom Mittwoch, 28. September
2016
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Spuren und Wege - Initiative „Stolpersteine
IVZ vom Freitag, 16. September 2016 |
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Stolpersteine in Ibbenbüren“ lautet der Titel
des gerade erschienenen Flyers, mit der der Lenkungskreis der
gleichnamigen Initiative über sein Vorhaben informiert und um
weitere Spenden bittet.
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Am 6. Oktober werde der Bildhauer Gunter
Demnig nach Ibbenbüren kommen, um an vier Stellen in der Stadt
insgesamt 23 Steine zu verlegen, so Gernold Mudrack, Vorsitzender
des Lenkungskreises. Demnig erinnert an die Opfer der NS-Zeit,
indem er vor ihrem letzten selbst gewählten Wohnort Gedenktafeln
aus Messing ins Trottoir einlässt.
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Der Flyer liegt ab sofort bei der VHS, im Rathaus,
bei der Stadtmarketing GmbH und an vielen weiteren Orten aus.
Darin sind unter anderem kurze Texte über das Schicksal der
Menschen zu lesen, an die ersten Steine erinnern sollen. Verlegt
werden sie an folgenden Orten: Große Straße 55 (Familie Louis
Löwenstein), Schulstraße 2 (Familie Rosenthal), Unterer Markt
10 (Familie Goldschmidt) und Unterer Markt 2 (Familie Sally
Löwenstein).
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PDF Flyer "Stolpersteine in Ibbenbüren“ zum
download > > > |
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Gunter Demnig wird ab 16 Uhr die Steine verlegen.
Am Abend (19 bis 21.30 Uhr) referiert er im Rahmen eines VHS-Vortrags
im Großen Rathaussaal zum Thema „Stolpersteine – Spuren und
Wege“.
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Quelle: IVZ vom Freitag, 16. September
2016
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Freunde nannten ihn „Kiki“
IVZ vom Montag, 22. August 2016 |
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Freunde nannten ihn „Kiki“
In Ibbenbüren werden bald Stolpersteine verlegt: Einer der
ersten soll an Walter Goldschmidt erinnern
Von Cornelia Ruholl
IBBENBÜREN. Freunde nannten ihn „Kiki“. Walter Goldschmidt gehört
zu den ersten vier der 23 ehemaligen jüdischen Bürger Ibbenbürens,
für die ab Oktober Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig
in Ibbenbüren verlegt werden sollen. Die Aktion wird getragen
von der „Initiative „Stolpersteine für Ibbenbüren“. Aus verschiedenen
Quellen haben wir Informationen über sein Leben zusammengetragen.
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Bildunterschrift:
Über den Besuch Walter und Rensie Goldschmidts im Sommer 1976
berichtete die IVZ. |
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Gemeinsam mit seinem älteren Bruder Joseph (geb.
1908) wuchs Walter Goldschmidt, der 1910 geboren wurde, im Hause
seiner Eltern Sally (Jahrgang 1874) und Rosalie (Jahrgang 1882)
Goldschmidt, Unterer Markt 10 (später Fleischerei Sandmann)
in Ibbenbüren auf.
Walter Goldschmidt floh 1936 aus Deutschland. Trotz der schlimmen
Erfahrungen während der Nazizeit fühlte er sich zeitlebens Ibbenbüren
als seiner Heimatstadt verbunden. 1976 und 1981 kam er aus seiner
neuen Heimat in Südafrika zu Besuch, um die Stadt und alte Freunde
wiederzusehen.
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Als er 1981 bei W. Bendiek zu Gast war, suchten
vier Schüler der Klasse 10b der damaligen Bodelschwinghschule
im Rahmen eines Projektes unter Leitung ihres Lehrers Richard
Frank (Thema: „Juden in Ibbenbüren“) das Gespräch mit ihm. So
erzählte Walter Goldschmidt ihnen seinen Lebenslauf.
In Ibbenbüren hatte er die Evangelische Schule neben der Christuskirche
besucht, wo zwei Mal in der Woche ein Rabbi die jüdischen Schüler
die Gesetze der Thora lehrte. Anschließend erlernte er das Metzgerhandwerk
und übernahm später gemeinsam mit seinem Bruder den Metzgerbetrieb
seines Vaters (später Metzgerei Sandmann).
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Walter Goldschmidt gehörte der ISV an und war
als guter Fußballer beliebt. „Sein Vater war Mitglied im Ibbenbürener
Schützenverein. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten
(1933) wurde die Existenzgrundlage der jüdischen Geschäftsleute
durch die verschärfte antisemitische Propaganda immer unsicherer.
Die jüdischen Einwohner wurden auf der Straße mit ebenso brutalen
wie ungerechtfertigten Worten beschimpft“, heißt es in dem Text
aus der Dokumentation des Schülerprojektes.
Und weiter: „Die anderen Einwohner der Stadt wurden von SA-Männern
aufgefordert, nicht mehr bei Juden zu kaufen; kauften sie dennoch
bei Juden, so wurden sie fotografiert. Die Bilder wurden in
öffentlichen Schaukästen in der Stadt ausgehängt. Dadurch wurden
dann die Leute an den Pranger gestellt“, schildern die Schüler
aus dem Gespräch mit Walter Goldschmidt. Schließlich wurde es
Juden verboten, Vieh von den Bauern zu kaufen. Nachdem Tod seines
Vaters, der auf dem jüdischen Friedhof in Ibbenbüren begraben
wurde, verkaufte Goldschmidt die Metzgerei. Der Verkaufspreis
dafür sei von den Nationalsozialisten vorgeschrieben worden,
heißt es im Text des Schülerprojekts. Eine Notiz in einer Akte
von 1975 besagt, das Haus sei beschlagnahmt worden.
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Wie Richard Frank sich noch erinnert, habe Walter
Goldschmidt nicht gern von den Details erzählt, habe bei der
Erinnerung daran bisweilen Tränen in den Augen gehabt.
K. Keller, der damals Mitarbeiter der Stadtverwaltung war, habe
ihm geholfen und ihm die nötigen Stempel für die Ausreise gegeben,
berichtete Goldschmidt den Schülern. Deshalb konnte er zunächst
nach Holland gelangen.
Von dort aus flüchtete er über Italien nach Südafrika. Nachdem
er dort zunächst Arbeit in einer Autowerkstatt gefunden hatte,
arbeitete er später wieder als Metzger in einem großen Fleischverarbeitungsbetrieb.
Nach einigen Jahren übernahm er die Führung einer eigenen kleinen
Metzgerei, die er aber 1979 nach einem Schlaganfall aufgeben
musste. Walter Goldschmidt starb am 5. Oktober 1983 in Worchester/Südafrika.
Er und seine Frau Rensie hatten keine Kinder.
Sein Bruder starb 1939 in Köln. Die Mutter, Rosalie Goldschmidt,
konnte 1939 ihrem Sohn nach Südafrika folgen. Seine Tante Johanna
Rosenthal wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie
umgekommen ist. Auch alle anderen Verwandten kamen in Konzentrationslagern
ums Leben.
Trotz allem Ibbenbüren verbunden
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Die anderen Einwohner der Stadt wurden von SA-Männern
aufgefordert, nicht mehr bei Juden zu kaufen; kauften sie dennoch
bei Juden, so wurden sie (...) an den Pranger gestellt.“
Schüler berichten nach Erinnerungen Walter Goldschmidts
Stolpersteine
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Der Künstler Gunter Demnig erinnert an die Opfer
der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbst gewählten Wohnort
Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir einlässt. Inzwischen liegen
Stolpersteine in über 1000 Orten Deutschlands und in zwanzig
Ländern Europas. Die Initiative „Stolpersteine für Ibbenbüren“
setzt sich dafür ein, dass auch in Ibbenbüren Stolpersteine
verlegt werden. Im Oktober sollen die ersten vier Steine eingesezt
werden.
1976 war Goldschmidt zum ersten Mal nach dem Krieg wieder in
Deutschland gewesen. Die alten Fußballfreunde, die ISV hatten
sich dafür eingesetzt ihm die Reise zu ermöglichen, die er und
seine Frau Rensie, eine Südafrikanerin, sich damals nicht hätten
leisten können. Wie aus alten Unterlagen hervorgeht, beantragte
die ISV (vertreten durch Willi Frank und Heinrich Meyer) schon
1975 einen Zuschuss der Stadt, der auch gewährt wurde (1000
Mark). Daran erinnert sich noch Robert Herkenhoff, der damals
in der Stadtverwaltung den Vorgang bearbeitete.
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Außerdem wurde zu Spenden aufgerufen und es wurden
Benefizspiele ausgetragen, sodass es möglich wurde, „Kiki“ (so
wurde er in Fußballerkreisen genannt) und seine Frau nach Deutschland
einzuladen. „Wir stehen mit Goldschmidt sei eh und je in schriftlicher
Verbindung und haben auch bereits mehrmals zu Weihnachten über
Radio Grußbotschaften von ihm erhalten“, so Willi Frank in dem
Schreiben mit dem Zuschussantrag an die Stadt.
„In jedem seiner Briefe nach hier fragt er immer wieder nach
alten Ibbenbürener Familien und Geschäftsleuten und man kann
immer wieder feststellen, dass er noch mit Leib und Seele an
seiner Heimat hängt und sie und uns Sportkameraden nicht vergessen
hat, nur sind für ihn allein die Kosten eines Besuchs zu hoch“,
schrieb Willi Frank damals.
„Nur 14 Flugstunden und ich wäre wieder in Ibbenbüren...“ sagte
Walter Goldschmidt im Frühjahr 1975 zu Christoph Müller-Nedebock.
Der heute 79-Jährige war damals nach Südafrika gereist, um dort
seine Brüder zu besuchen, die damals dort lebten. „Wenn Sie
nach Kapstadt fliegen, müssen Sie ‚Kiki’ besuchen“, hatten ISV-Fußballer
ihm ans Herz gelegt. Obwohl der viel jüngere Ibbenbürener Bäckermeister
den 1936 Emigrierten nur aus Erzählungen kannte, gab es an der
Twickenham Road 27 in Monbray, wo Goldschmidt wohnte, keinen
Zweifel, dass er hier richtig war. Das Haus trug den Namen „Kiki“.
Bei Tee und Whisky erfuhr Nedebock, der sich noch heute an den
Besuch erinnern kann, viel über Ibbenbürens Vergangenheit. Und
der Gastgeber fragte nach den einstigen Nachbarn, der Firma
Sandmann und nach der ISV. Müller-Nedebock durfte nicht ohne
das Versprechen gehen, alle Ibbenbürener Freunde und Nachbarn
herzlich zu grüßen, heißt es in einem Zeitungsbericht über diesen
Besuch.
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Auf dem Flugplatz in Luxemburg holten die alten
Freunde die Goldschmidts am 22. Juli 1976 ab. Mit einer Wiedersehensfeier
im Hotel Altenhövel wurde das Ehepaar begrüßt. „Kiki“ blieb
vier Wochen in der alten Heimat, die er nach 40 Jahren erstmals
wiedersah.
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Quelle: IVZ vom Montag, 22. August 2016
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Stadtmuseum Ibbenbüren
:: Stolpersteine in der Presse / Internet |
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Größtes dezentrales Mahnmal
Auftaktveranstaltung des Lenkungskreises der Initiative „Stolpersteine
für Ibbenbüren“ im Rathaus - IVZ vom Montag, 14. März 2016 |
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Bildunterschrift: „Wir sind die Moorsoldaten“
sangen die Schüler eines freiwilligen Zusatzkurses der Gesamtschule
Ibbenbüren, auf der Gitarre begleitet von Gernold Mudrack. Das
Lied erklang erstmals im Sommer 1933 bei einer offiziellen Veranstaltung
im KZ Börgermoor (Emsland). Mit geschulterten Spaten zogen 16
Gefangene singend in die Arena, angeführt vom Komponisten mit
einem abgebrochenen Spatenstiel als Taktstock. Das Lied spielte
später auch in den Widerstandsbewegungen europäischer Völker gegen
die deutsche Gewaltherrschaft eine Rolle. Foto: Cornelia Ruholl
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Cornelia Ruholl IBBENBÜREN.
Als „eine liebevolle und individuelle Form des Erinnerns“, mit
der die Opfer des Nationalsozialismus „posthum an ihre einstigen
Lebensorte zurück“ geholt und ihnen „ein Platz im Jetzt und
Heute“ gegeben werde. So beschrieb Ibbenbürens Bürgermeister
Dr. Marc Schrameyer am Freitagabend im Rathaus die Stolpersteine
des Künstlers Gunter Demnig aus Frechen. Im Oktober sollen auch
in Ibbenbüren die ersten 23 Stolpersteine an vier Orten in Ibbenbüren
verlegt werden und an Opfer des Nationalsozialismus, an Menschen
erinnern, die einmal in der Mitte der Ibbenbürener Gesellschaft
gelebt haben.
Am Freitagabend hatte der Lenkungskreis der Initiative „Stolpersteine
für Ibbenbüren“ (eingebunden in das Stadtmuseum Ibbenbüren)
alle Freunde und Förderer der Initiative zu einer Auftaktveranstaltung
ins Rathaus eingeladen.
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Die vier Orte, an denen im Oktober der Künstler
die ersten Stolpersteine verlegen wird, sind die Adressen „Große
Straße 55 (im Kreuzungsbereich Große Straße/Weststraße), Unterer
Markt 2, Unterer Markt 10 und Synagogenstraße 19 (Caritas).
Die zahlreichen Gäste, die der Einladung gefolgt waren, hieß
Gernold Mudrack willkommen, der auch die gesamte Veranstaltung
moderierte. Schon vor Beginn warfen Schüler beim Eintreffen
der Gäste Zettel auf die Treppe hinunter und erinnerten so an
die Mittel des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus. Und
beim Eintreten in den Saal konnte man über kleine Kanthölzer
stolpern, die die Namen von Ibbenbürenern jüdischen Glaubens
trugen, die vom Nationalsozialismus verfolgt wurden. Wenigen
gelang die Flucht aus Deutschland, die meisten wurden in Ghettos
und Konzentrationslagern umgebracht. Die hölzernen Stolpersteine
hatten Schüler der Oberstufe des Kepler-Gymnasiums den Eintreffenden
in den Weg gestellt. Sie hatten die Hölzer im Rahmen ihrer Auseinandersetzung
mit dem Thema Stolpersteine in einem freiwilligen Zusatzkurs
Geschichte angefertigt und diese im Eingang der Schule aufgestellt.
So kamen sie auch mit Mitschülern ins Gespräch.
Die Stolpersteine, die der Künstler Gunter Demnig verlegt und
bewusst individuell von Hand anfertigt („Ich wollte auf keinen
Fall eine industrielle Herstellung.“), haben eine Messingoberfläche,
in die die jeweiligen Namen eingraviert sind. Über sie soll
niemand mit den Füßen ins Stolpern kommen, wohl aber – und das
ist die Absicht – „mit dem Kopf“, so Ibbenbürens Bürgermeister,
der Schirmherr dieser Initiative ist.
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Die Tochter seines Pressesprechers, die in Münster
lebe, wo, wie in vielen Städten Deutschlands, bereits, viele
Stolpersteine verlegt sind, gehe bei Spaziergängen immer um
die Stolpersteine herum, um nicht auf die Namen zu treten, die
darauf stehen, erzählte Dr. Marc Schrameyer. Auf diese Weise
komme sie oft auch mit anderen über das Thema ins Gespräch.
Die Stolpersteine werden auch als „größtes dezentrales Mahnmal“
bezeichnet, denn Demnig verlegte seit 1992 bereits 56 000 Steine
in Deutschland und 19 weiteren europäischen Ländern.
Die Auftaktveranstaltung am Freitag wurde neben dem Beitrag
der Kepler-Schüler wesentlich getragen von den Schülern eines
freiwilligen Zusatzkurses der Jahrgangsstufe 7 der Gesamtschule
Ibbenbüren, die sich in vielen Facetten mit dem Nationalsozialismus
und dem Holocaust auseinandergesetzt hatten. Sie gestalteten
die Veranstaltung mit szenischen Darstellungen, Gesangsbeiträgen
und der Präsentation ihrer Arbeit in Wort und Bild. Sei es durch
die Annäherung an Anne Frank, einem der bekanntesten jungen
Opfer, sei es durch die Beschäftigung mit jugendlichen Widerstandsgruppen
wie „Die weiße Rose“ oder die „Edelweißpiraten“. Sie brachten
so den Besuchern das Thema eindrucksvoll nahe. Wolfgang Hohnhorst,
stellvertretender Leiter der Gesamtschule, machte darauf aufmerksam,
dass die Auseinandersetzung mit diesem Thema nicht zuletzt heute
traurige Aktualität gewinne, wenn Fremdenfeindlichkeit und Hass
wieder Raum gewinnen. Das mache Angst, so Hohnhorst, aber „heute
habe ich mehr Hoffnung und Zuversicht als Angst, weil ihr da
seid“, wandte er sich an die Schüler und würdigte ihr Engagement.
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Filmeinspielungen von Interviews mit KZ-Überlebenden
gehörten ebenso zur Dramaturgie der beeindruckenden Veranstaltung
wie das Singen des „Leschana Habaa“ aus dem jüdischen Gebetbuch
und die Skizzierung der Biografien von drei jüdischen Bürgern
Ibbenbürens, an die die ersten Stolpersteine in Ibbenbüren erinnern
sollen: Henriette Kamenetzki, Carl Rosenthal und Walter Goldschmidt.
Cornelia.Ruholl@ivz-aktuell.de
„Ohne Erinnerung keine Überwindung des Bösen noch Lehren für
die Zukunft“
Dr. Marc Schrameyer zitiert Ex-Bundespräsident Roman Herzog
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Initiative „Stolpersteine“ lädt ins
Rathaus ein
Auftaktveranstaltung mit Beteiligung von Schülerprojekten
IVZ vom Freitag, 11. März 2016 |
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-ck- IBBENBÜREN. Im Oktober sollen die ersten
23 Steine zum Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft an vier Stellen in der Innenstadt verlegt werden.
Zur Auftaktveranstaltung des Projektes lädt die Initiative „Stolpersteine
für Ibbenbüren“ heute, Freitag, um 17 Uhr in den Ratssaal ein.
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Der Lenkungskreis wird über den Stand der Vorbereitungen
zur Erstverlegung durch den Künstler Gunter Demnig aus Frechen
berichten. Die vier Verlegungsorte sind Große Straße 55 (Kreuzungsbereich
Große Straße/Weststraße), Unterer Markt 2 und 10 sowie Synagogenstraße
10 (neben der Caritas). Stolpersteine sind 9,6 mal 9,6 Zentimeter
groß, eine Messingplatte mit Inschrift erinnert an die Opfer
der NS-Zeit.
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Die Auftaktveranstaltung wird heute mitgestaltet
von Ibbenbürener Schülern. So haben sich Schüler der Jahrgangsstufe
7 der Gesamtschule ein halbes Jahr lang in einem freiwilligen
Zusatzkursus mit dem Thema beschäftigt. Sie stellen erarbeitete
Infos zur jüdischen Gemeinde Ibbenbüren, zum Holocaust und zum
Widerstand gegen den Nationalsozialismus vor. Auch der „Zusatzkurs
Geschichte“ des Johannes-Kepler-Gymnasiums präsentiert Ergebnisse
zum Thema „Stolpersteine“.
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Die Initiative „Stolpersteine für Ibbenbüren“
gibt es seit 2013. Sie ist ein Projekt des Stadtmuseums Ibbenbüren.
Der Rat der Stadt Ibbenbüren hat die Verlegung der Stolpersteine
beschlossen. Damit wird auch Ibbenbüren Teil des größten dezentralen
Mahnmals. Künstler Gunter Demnig hat seit 1992 56000 Steine
in Deutschland und weiteren 19 europäischen Ländern verlegt.
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Quelle: IVZ vom Freitag, 11. März 2016 |
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Steine der Erinnerung
Bewegendes Gedenken an die Reichspogromnacht in Ibbenbüren
IVZ vom Montag, 10. November 2015 |
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Sebastian Rolf bringt am Unteren Markt eine Folie auf, die einen
Eindruck von den Stolpersteinen vermittelt.
Die sollen im kommenden Frühjahr an vier Stellen in Ibbenbüren
gesetzt werden. Foto: mee
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Ibbenbüren. Reichspogromnacht – als
es mit dem 9. November 1938 überall im Deutschen Reich zu Übergriffen
auf die jüdischen Mitbürger und ihr Eigentum kam, bildete Ibbenbüren
keine Ausnahme. Auch hier wurde die Synagoge wie 1200 weitere
jüdische Gotteshäuser in Deutschland durch Brandstiftung und
Plünderung entweiht und zerstört.
An das, was hier vor 77 Jahren geschehen ist, erinnerte am Montagabend
eine Gedenkfeier, und zwar eine, die sich nicht auf einen einzelnen
Ort des Erinnerns beschränkte, sondern sich durch die Innenstadt
zog. In diesem Jahr wurde die Veranstaltung nämlich von der
Initiative „Stolpersteine für Ibbenbüren“ organisiert.
Im kommenden Jahr sollen an vier Stellen der Stadt sogenannte
Stolpersteine verlegt werden, die an die ehemaligen jüdischen
Bewohner Ibbenbürens erinnern. An diesen geplanten Stellen wurden
am Montagabend Folien aufgeklebt, die eine Vorstellung von der
Gestaltung dieser Stolpersteine geben. Der Künstler Sebastian
Rolf und Pfarrer i. R. Gernold Mudrack lieferten dazu bewegende
Fakten über die früheren jüdischen Bewohner dieser Häuser, ihre
Geschichte, ihr Schicksal. Damit machten sie die Geschichte
der jüdischen Bewohner Ibbenbürens unmittelbar greifbar und
hoben ihre Schicksale aus der Anonymität der Masse. Insgesamt
soll es in Ibbenbüren 23 Stolpersteine geben.
Begonnen hatte die Gedenkveranstaltung mit einem Vortrag von
Sebastian Rolf, der eine kurze Einführung in die Geschichte
der jüdischen Gemeinde Ibbenbürens und ihre systematische Vernichtung
gab. Rolf hat eine Examensarbeit zum Abschluss seines Lehramtsstudiums
zum Thema „Die Vertreibung der jüdischen Gemeinde Ibbenbürens
in der Zeit von 1933–1942“ verfasst. Lebten 1933 noch 53 Bewohner
jüdischen Glaubens in Ibbenbüren, gab es bereits 1942 keinen
Einzigen mehr.
Zum Abschluss gab es eine ökumenische Andacht in der Kapelle
des Altenwohnhauses der Caritas.
Autor: Henning Meyer-Veer - Mhenning.meyer-veer@ivz-aktuell.de
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Spurensuche mit Stolpersteinen -
Veranstaltung am 9. November 2015
IVZ vom Samstag, 7. November 2015, |
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Ibbenbüren. Der Lenkungskreis der
Initiative „Stolpersteine für Ibbenbüren“ hat in seiner letzten
Sitzung im Stadtmuseum über den Ablauf der Veranstaltung zum
Gedenken an die Reichspogromnacht vom 9. November 1938 beraten
und die Aufgaben verteilt.
Am Montag, 9. November 2015, treffen sich Interessierte um 18
Uhr an dem Gedenkstein für die zerstörte Synagoge am Caritas-Altenwohnhaus
in der Synagogenstraße. Nach der Begrüßung durch den Sprecher
der Stolperstein-Initiative, Pfarrer i.R. Gernold Mudrack, wird
Sebastian Rolf eine kurze Einführung in die Geschichte der jüdischen
Gemeinde Ibbenbürens und ihre systematische Vernichtung geben.
Die Verlegung durch den Künstler Gunter Demnig aus Frechen (bei
Köln) ist für das Frühjahr 2016 vorgesehen.
Nach der Einführung werden diese vier Stellen von den Teilnehmern
aufgesucht: Große Straße 55, Unterer Markt 2 und 10 und zuletzt
noch einmal Synagogenstraße (früher: Schulstraße 2), neben dem
Gebäude der Caritas.
An den vorgesehenen Verlegestellen von Stolpersteinen werden
vorbereitete Folien aufgeklebt, die eine Vorstellung der künftigen
Gestaltung vermitteln. Sebastian Rolf und Gernold Mudrack werden
die ermittelten Informationen über die früheren jüdischen Bewohner
der Gebäude weitergeben (zum Beispiel Ibbenbürener Studien Band
6 „Machtsicherung, Ausgrenzung, Verfolgung“, erschienen 2010,
unter www.stadtmuseum-ibbenbueren.de /stadtgeschichte und unter
www.heiligkreuz.info findet man über der Rubrik „Alte Internetseite
/ Archiv“ bei der Stichworteingabe „Spurensuche“).
Nach der Verlegung der Stolperstein-Folie vor dem Grundstück,
an dem das Haus der letzten jüdischen Einwohner Ibbenbürens
(Meyer Rosenthal und seine Frau Rika) stand, wird zur ökumenischen
Andacht in der Kapelle des Altenwohnhauses der Caritas eingeladen,
gestaltet von Pfarrer Paul Hagemann und Reinhard Lohmeyer.
Die Initiative bittet um Spenden. Ein Stolperstein kostet 120
Euro. Weitere Kosten entstehen durch Informationsveranstaltungen
und Herstellung von Material. Das Spendenkonto der Initiative
wird geführt von Förderverein Stadtmuseum Ibbenbüren e.V. Infos
dazu:
www. stadtmuseum-ibbenbueren.de/stadtgeschichte_ stolpersteine
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Quelle: IVZ vom Samstag, 7. November 2015 |
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Gedenken an Pogromnacht - Treff am 9. November
am Ort der Synagoge
Ibbenbürener Anzeiger vom Mittwoch, 04. November 2015 |
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Ibbenbüren. Zu einer Gedenkveranstaltung
am 9. November zur Erinnerung an die Reichspogromnacht im Jahr
1938 lädt der Lenkungskreis der Initiative "Stolpersteine
für Ibbenbüren" ein. In den vergangenen Jahren waren es meistens
die Jusos (Jungsozialisten; die Jugendorganisation der SPD),
die das Programm vorbereiteten. Für dieses Jahr war das
Thema "Stopersteine" vorgesehen, so dass es nahelag,
die Initiative, die dem Stadtmuseum Ibbenbüren e. V. angegliedert
ist, um die Programmgestaltung zu bitten.
Die Veranstaltung beginnt laut Pressemitteilung am Montag 9.
November, um 18 Uhr an der Gedenktafel am Altenwohnhaus der
Caritas in der Synagogenstraße, dem früheren Standort
der Ibbenbürener Synagoge, die wie 1200 weitere jüdische
Gotteshäuser in Deutschland durch Brandstiftung und Plünderung
entweiht und zerstört wurden.
Danach gehen die Teilnehmer zu den vier vorgesehenen Orten,
an denen im kommenden Jahr die ersten Stolpersteine (insgesamt
20) verlegt werden sollen. Große Straße 55 (Kreuzungsbereich
Große Straße / Weststraße). Unterer Markt
2 und 10 und zurück zur Synagogenstraße (früher: Schulstraße
2), Den Abschluss bildet gegen 19 Uhr eine ökumenische
Andacht in der Kapelle des Caritas Altenwohnhauses.
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Quelle: Ibbenbürener Anzeiger vom Mittwoch,
04. November 2015 |
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Hilfe für die "Stolpersteine"
- Lenkungskreis sucht Zeitzeugen
IVZ vom Donnerstag, 29. Januar 2015 |
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IBBENBÜREN. „Stolpersteine“ sollen das
Andenken der im Dritten Reich von den Nationalsozialisten vertriebenen
oder ermordeten Mitbürger bewahren – auch in Ibbenbüren. Das
hat der Stadtrat in seiner Novembersitzung einstimmig beschlossen.
Erster Schritt in Richtung Stolpersteine ist die Bildung eines
Lenkungskreises: Der kam vorige Woche erstmals im Stadtmuseum
zusammen, heißt es in einer Pressemeldung. Leiter ist Pastor
i.R. Gernold Mudrack, das Stadtmuseum wird für die Räumlichkeiten
und die Organisation der Sitzungen sorgen.
Eine Arbeitsgruppe wird die Finanzierung sicherstellen. Nicht
nur die Steine müssen finanziert werden, sondern auch eine Info-Broschüre.
Die Steine sollen auch künftige Generationen mahnen. Darum ist
der Kontakt zu den Schulen wichtig. Eine Arbeitsgruppe wird
sich darum kümmern.
Mit dem Künstler Gunter Demnig, der die Idee der Stolpersteine
hatte, sei noch kein Kontakt aufgenommen worden, heißt es in
einer Mitteilung. Es müssten zunächst die Namenslisten der Betroffenen
zusammengestellt werden. Darum werde sich eine Arbeitsgruppe
kümmern. Es sollen auch Zeitzeugen befragt werden. Vielleicht
seien Angehörige auffindbar.
Ob in diesem Jahr Stolpersteine gesetzt werden können, bleibe
abzuwarten. Wenn die Vorarbeiten erledigt sind, könne ein Termin
bei Gunter Demnig angefragt werden. Offen sei auch noch, wieviele
Steine es werden. Es gebe neben den jüdischen Mitbürgern auch
andere Gruppen von Naziverfolgten. Der Lenkungskreis sei dankbar
für Anregungen aus der Bevölkerung, heißt es in der Mitteilung.
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Quelle: IVZ vom Donnerstag, 29. Januar 2015, |
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Wer hätte gedacht, dass man in Ibbenbüren so
oft über Stolpersteine stolpert, die noch gar nicht da sind.
Ein Leserbriefschreiber in der IVZ ist gestern mit einer Logik
an die Öffentlichkeit getreten, die mich schon baff macht: Die
Stolpersteine haben keine nachhaltige Wirkung, da
das Lesen der Viten [auf den Stolpersteinen] eher unrealistisch
ist. Im Gegenteil, die Menschen gehen nach meiner Beobachtung
zumeist achtlos darüber oder vorbei.
Dagegen störten Stolpersteine vehement das Befinden jüdischer
Mitbürger. Deswegen sei es
sinnvoller — um jedwede Befindlichkeit zu verbeiden — Stolpersteine
konsequent abzulehnen und Wandtafeln oder Stelen zu präferieren.
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Stolpersteine wären eine Supersache, wenn niemand
an Ihnen Anstoß finden würde.
Aber statt Stolperstein pauschal abzulehnen, sollte man dann
vielleicht doch sachlich diskutieren: Der Leserbriefschreiber
führt ohne Beleg an, dass viele jüdische Gemeinden das Stolperstein-Projekt
ablehnten. Es gibt keine repräsentative Umfrage hierfür. Es
gibt sicherlich in einigen Gemeinden Gegner dieser Aktion, so
wie es eine Großzahl an Befürwortern gibt. Die Quantität ist
hier nicht entscheidend, die Stichhaltigkeit von Argumenten
schon eher.
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Und da sollte man einbeziehen, dass es in diversen
deutschen Städten diese Stolpersteine gibt, ohne dass Vandalismus
gegenüber der positiven Resonanz des Projektes Überhand genommen
hätte. Ansonsten wäre die Idee auch gar nicht bis Ibbenbüren
geschwappt.
am 16.01.2015 von Carsten Herkenhoff
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Schöner Stolpern
In Ibbenbüren ist das Stolpersteinprojekt angestoßen worden.
Und da das Projekt zum Stolpern quasi animieren soll, legt man
bei der IVZ am Samstag gleich vor:
Lang ist es her, werden so manche stöhnen. Was geht mich
das an, ich war nicht dabei, ich bin nicht schuld. Darum geht
es nicht. Es geht um Rassismus.
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Äh, nein. Es geht um Antisemitismus, und der
ist keine Unterform von Rassismus — solange man nicht das Vokabular
der Nationalsozialisten verwenden möchte oder jüdisch für eine
genetische Eigenschaft hält. Es geht aber auch um die Gleichheit
der Personen vor dem Gesetz, scheint auch nach dem Zweiten Weltkrieg
nicht überall für voll genommen worden zu sein:
Kriminalpolizeiwachtbeister Gattner kam am 21. Februar 1950
zu dem Schluss, dass die Täter des Progroms in Hopsten nicht
eindeutig identifiziert werden konnten und dass die verursachten
Schäden “gegenüber anderen Städten in keinem Verhältnis gestanden
haben” (Lars Boesenberg, Jürgen Düttmann, Norbert Ortgies, Machtsicherung,
Ausgrenzung, Verfolgung: Nationalsozialismus und Judenverfolgung
in Ibbenbüren, mit einem Beitrag von Marlene Klatt und Rita
Schlautmann-Overmeyer, Historischer Verein Ibbenbüren, S. 94)
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Stolpern war gar nicht notwendig, denn Gernold
Mudrack hatte in derselben Ausgabe mit Verve vorgelegt:
Es sind eine ganze Menge Initiativen im Sande verlaufen,
weil der lange Atem und der notwendige Biss fehlten. Es gab
auch Vorbehalte: Könnten wir Ärger kriegen mit Leuten, denen
nachgesagt wird, sie hätten sich an jüdischem Eigentum vergriffen?
Dann fällt ein schlechtes Licht auf seriöse und angesehene Mitbürger,
und das wollen wir doch nicht… Im Grunde: Es ist verzögert worden.
Das ist in der Tat in ganz kurz die Vorgeschichte einiger
bisheriger Versuche der Aufarbeitung Ibbenbürener Geschichte
von privater Seite. Übersetzt heisst das: Wie groß ist die Gefahr,
von bestimmten Personen verklagt zu werden? Manchmal sind derartige
Personen ja finanziell auch so gut ausgestattet oder so erbost,
dass eine wenig Erfolg versprechende Klage angestrebt wird,
nur um den Beklagten zu schaden.
Klageandrohungen funktionieren sicher auch als Druckmittel nicht
schlecht. Seit 2009 ist allein dieses Blog mit Klageandrohungen
mit angeblichen Streitwerten bis unterm Strich über 300.000
€ konfrontiert worden. Vor Gericht ist noch niemand gegangen.
Um beim Thema Nationalsozialismus zu bleiben: Während die Stadt
Ibbenbüren finanzieller Forderungen ehemaliger jüdischer Bürger
nachkam, sahen Bürger dies anders:
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Andere “Käufer” arisierter Immobilien waren
nicht so einsichtig, vor allem wurde in der frühen Nachkriegszeit
der Zusammenhang zwischen Judenverfolgung und Arisierung teilweise
heftig bestritten. Ehemalige “Ariseure”, also “Aufkäufer” jüdischer
Immobilien, stellen sich als, Opfer der Zeit und der damaligen
Rechtslage dar, verweisen auf das NS-System oder die Kriegszeit
und lehnen eigene Verantwortung vehement ab (Freund, Susanne;
Jakobi, Franz-Josef; Johanek, Peter; Historisches Handbuch der
jüdischen Gemeinden in Westfalen und Lippe, Ardey-Verlag, 2008,
S. 421f.)
Man darf gespannt sein, ob die Stolpersteine sich so einfach
verlegen lassen.
am 29.12.2014 von Carsten Herkenhoff
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Sie bringen die Steine ins Rollen - Erinnerung
an Opfer des NS-Regimes
IVZ vom 27.12.2014 |
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Sie bringen die Steine ins Rollen
Stolpersteine sollen an Opfer des NS-Regimes erinnern. Auch
in Ibbenbüren. Wie das Projekt realisiert werden soll, das erklären
die Mitglieder der Lenkungsgruppe Gernold Mudrack und Werner
Suer.
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Bildunterschrift: Werner Suer (l.) und Gernold
Mudrack sind Teil der Lenkungsgruppe, die sich um die Stolpersteine
für Ibbenbüren kümmert. Foto IVZ |
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Woher kommt die Idee, Stolpersteine in Ibbenbüren
zu verlegen?
Werner Suer: Wir haben die Steine in Münster auf dem
Prinzipalmarkt gesehen. Die Leute blieben stehen, beugten sich
runter und lasen sorgfältig den Text. Das fand ich beeindruckend.
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Wozu sind die Steine da?
Mudrack: Zum Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus.
Der jüdischen Verfolgten, der Roma und Sinti, der politisch
Verfolgten, der Menschen mit Behinderungen und der Homosexuellen
– das Spektrum ist weit. Wir beginnen mit den perfekt dokumentierten
Daten über jüdische Mitbürger.
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Wie viele Ibbenbürener wurden ermordet?
Mudrack: Wenn wir uns auf die jüdischen Mitbürger beschränken:
20. Wobei wir die Kriterien abklopfen müssen. Wie viele andere
verfolgt wurden, haben wir noch nicht sorgfältig erfasst. Das
nehmen wir jetzt in Angriff.
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Wie viele Steine sollen es werden?
Mudrack: Mehr als 20. Es gibt über 40 jüdische Mitglieder
in den Papieren, die zum Teil auch früher schon weggezogen sind.
Viehhändler, deren Geschäfte hier boykottiert worden sind –
„Kauft nicht bei Juden“. Die sind nach Amsterdam oder Hamburg
gezogen, weil es da noch jüdische Gemeinden und Wohlfahrtsverbände
gab. Dann sind sie eben von Hamburg oder Amsterdam aus in die
Vernichtungslager verbracht worden, sofern es ihnen nicht gelungen
ist, sich abzusetzen.
Suer: Ein Beispiel: Josef Homann hat auf die Rückwand
eines Schrankes geschrieben: „Hitler verrecke“. Als Folge kamen
zwei seiner Brüder ins KZ. Die kommen sicher auch auf die Liste
der Stolpersteine.
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Was kostet das Projekt?
Mudrack: Ein Stein kostet 120 Euro. Das ist der kalkulierbare
Posten, das kriegen wir hin mit Spenden und mit Patenschaften.
Ein zweiter Aspekt ist, dass man die Steine nicht unkommentiert
in den Boden einlässt, sondern Begleitmaterial dazugeben sollte.
Deshalb soll eine Broschüre gedruckt werden. Die wird sicher
noch mal ein paar Tausend kosten.
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Wo sollen die Steine hin?
Mudrack: Sie werden auf dem Gehweg verlegt, vor den Gebäuden,
in denen die Menschen, an die wir uns erinnern, zuletzt freiwillig
gewohnt haben.
Suer: Wir werden Kontakt zu Hausbewohnern und -Besitzern
aufnehmen, um keinen Unfrieden zu stiften.
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Es gibt die Steine seit 17 Jahren. Warum erst
jetzt in Ibbenbüren?
Mudrack: Es sind eine ganze Menge Initiativen im Sande
verlaufen, weil der lange Atem und der notwendige Biss fehlten.
Es gab auch Vorbehalte: Könnten wir Ärger kriegen mit Leuten,
denen nachgesagt wird, sie hätten sich an jüdischem Eigentum
vergriffen? Dann fällt ein schlechtes Licht auf seriöse und
angesehene Mitbürger, und das wollen wir doch nicht ... Im Grunde:
Es ist verzögert worden.
Suer: Aber nicht, weil die Zeit noch nicht reif wäre.
Die Umstände waren eben so. Jetzt hat das Stadtmuseum den Antrag
gestellt, der Rat hat den Grundsatzbeschluss zur Genehmigung
gefasst und die Lenkungsgruppe ist bei der Arbeit.
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Was steht auf den Steinen?
Mudrack: Name, Geburts- und Sterbedatum sowie dasGeschick
des Menschen. Es hat einen Artikel in der Taz gegeben, wo kritisch
gesehen wurde, dass man auf den Steinen die Sprache der Verfolger
benutzt. Zum Beispiel, wenn da steht, dass jemand wegen ‚Rassenschande‘
hingerichtet wurde. Obwohl es in Gänsefüßchen steht, gibt es
Leute, die sich ärgern, weil so ein böser Begriff dem Gedenken
dieses Verstorbenen dienen soll. Aber genau das ist der widerliche
Sprachgebrauch, der das Nachdenken auch herausfordert.
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IVZ - Seitenblick - Über Steine stolpern
Ein neues Projekt, das in der Stadt umgesetzt werden soll,
heißt Stolpersteine. Es erinnert an die Gräueltaten
während der Nazi-Zeit, an unzählige Menschen, die
verschwunden sind, die gequält und getötet wurden.
Lang ist es her, werden so manche stöhnen. Was geht mich
das an, ich war nicht dabei, ich bin nicht schuld. Darum geht
es nicht. Es geht um Rassismus. Intoleranz. Übrigens nicht
nur gegen Juden. Das war nur der Anfang. Sondern auch gegen
Andersdenkende, behinderte Menschen und Homosexuelle. Willkürlich
wurde über Leben und Tod entschieden. So geht es vor allem
darum zu erinnern, dass es Menschenrechte gibt, die auch heute
für alle Menschen - ausnahmslos - gelten. Über Steine
stolpern, die Erinnerung wach halten. Das ist wichtig.
Sabine Plake
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Quelle: IVZ vom 27.12.2014 |
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Der Kopf soll stolpern - Mahnmal für Opfer
des Nationalsozialismus
IVZ vom 19.12.2014 |
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Wer den Namen des Opfers lesen will, muss
sich herunterbeugen. In diesem Moment verbeugt er sich vor ihm“:
Das ist der Gedanke, den Künstler Gunter Damnig mit den „Stolpersteinen“
verfolgt. Bald sollen sie auch in Ibbenbüren verlegt werden.
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Der Rat der Stadt Ibbenbüren hat bereits zugestimmt, eine Lenkungsgruppe
steckt mitten in der Planung.
Stolpersteine sind Gedenktafeln aus Messing, die an Opfer des
Nationalsozialismus erinnern sollen. An Getötete, Verfolgte,
Vertriebene. Die Messingplatten werden dort in die in Gehwege
eingelassen, wo der jeweilige Mensch zuletzt freiwillig gewohnt
hat. Auf den Stolpersteinen steht der Name des Opfers, sein
Geburts- und, falls bekannt, Sterbedatum und etwas über sein
Leben. Die rund 45 000 bereits installierten Stolpersteine gelten
als das größte dezentrale Mahnmal der Welt.
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In Ibbenbüren hat es mehr als 20 Menschen gegeben,
die wegen ihrer Zugehörigkeit zur jüdischen Religion getötet
worden sind. Wie viele wegen ihrer sexuellen Orientierung, einer
Behinderung, ihrer politischen Einstellung oder einer anderen
Religions- oder Staatszugehörigkeit verfolgt wurden, versucht
die Lenkungsgruppe derzeit in Erfahrung zu bringen. Die Gruppe
beschäftigt sich außerdem mit den Fragen der Finanzierung. Ein
Stein kostet 120 Euro, zudem soll eine begleitende Broschüre
zu den Steinen gedruckt werden.
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Die Gruppe hofft, dass die Steine bereits Ende
2015 in die Gehwege eingebracht werden können. Vorher will man
den Künstler zum Vortrag einladen, Kooperationen mit örtlichen
Schulen und Vereinen knüpfen oder wieder aufleben lassen und
auch Kontakt zu den Hinterbliebenen der Opfer aufnehmen.
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Quelle: IVZ vom 19.12.2014 |
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Wege der Erinnerung - Stolpersteine für Ibbenbüren:
Lenkungsgruppe soll Projekt voranbringen
WIR IN vom 10.12.2014 |
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Ibbenbüren. Stolpersteine sind klein
und unauffällig. Und doch geben sie immer wieder vielerlei
Anlässe zum genaueren Hinschauen und Nachdenken: Der Köllner
Bildhauer Gunter Demnig erinnert seit einigen Jahren an die
Opfer der NS-Zeit. indem er vor ihrem letzten Wohnort kleine
Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir einlässt. Inzwischen
liegen Demnigs Stolpersteine in über 500 Orten Deutschlands
und in mehreren Ländern Europas. Demnächst sollen
die Miniatur-Denkmäler auch in Ibbenbüren verlegt
werden.
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Um die Sache in die Hand zunehmen, sind interessierte
Ibbenbürener Bürger am morgigen Donnerstag (11. Dezember)
zur Gründung einer Lenkungsgruppe eingeladen. Die Zusammenkunft
ist für 19 Uhr im kleinen Sitzungssaal des Rathauses vorgesehen,
Hintergrund: Anfang November hat der Rat der Stadt Ibbenbüren
einen Grundsatzbeschluss gefasst und mit diesem seine Zustimmung
zur Verlegung von Stolpersteinen formuliert. Verschiedene lokale
Gruppen hatten in den vergangenen Jahren immer wieder angeregt,
Demnigs Erinnerungskunst auch nach Ibbenbüren zu holen.
Eingelassen werden sollen die äußerlich Kopfsteinpflaster
nachempfundenen Metallplatten im öffentlichen Straßenraum
vor solchen Häusern, in denen seinerzeit Opfer des nationalsozialistischen
Regimes gelebt haben. Inschriften auf den Stolpersteinen werden
ihre biografischen Daten enthalten. Beschlossen wurde im zudem,
eine Lenkungsgruppe zu bilden, um das Projekt voranzubringen.
Hierbei kommt es auf ein breites bürgerschaftliches Engagement
an.
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Quelle: WIR IN vom 10.12.2014 |
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Stadtmuseum Ibbenbüren
:: Links zum Thema :: Stolpersteine |
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Hörstolpersteine - WDR |
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Schüler*innen aus Bergisch Gladbach
haben zu den Stolpersteinen ihrer Stadt recherchiert und die Geschichten
der Menschen im Studio eingelesen. Nele Posthausen hat das Projekt
für den WDR Hörfunk umgesetzt und berichtet. |
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Hörstolpersteine
Hörstolpersteine, eine Reportage des WDR.
https://www1.wdr.de/radio/wdr5/thementage/reichspogrome-100.html
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Audio :: -
Gunter Demnig, Bildhauer |
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Gunter Demnig, Bildhauer WDR 5 Erlebte
Geschichten. 26.08.2018. 23:53 Min..
Verfügbar bis 22.08.2028. WDR 5 |
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Stadtmuseum Ibbenbüren
:: Buch zum Thema :: Stolpersteine |
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Hans Hesse - Stolpersteine
Idee. Künstler. Geschichte. Wirkung.
Veröffentlicht: 05.10.2017
Seitenzahl: 512
Produkt: Festeinband
Illustration: zahlr. farb. Abb.
ISBN: 978-3-8375-1547-3
Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand |
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Stolpersteine
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Initiative Stolpersteine
- Ibbenbüren e.V.
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Bild oben, Breite Straße 7 bis 11, Ansichtskarte
(Ausschnitt) Sammlung Suer
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© Förderverein Stadtmuseum Ibbenbüren
e. V.
Breite Straße 9 - 49477 Ibbenbüren
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