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Overmeyer,
die Geschichte eines Kaufhauses
von Werner Suer |
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1731 wird bereits der Ackerbürgerhof
Meyknecht in Urkunden erwähnt
1820 etwa - Ein "Packenträger" Nückel aus dem Sauerland
kauft den Hof Meyknecht
1823 Heinrich Holstein betreibt hier eine Brauerei mit
zwei tonnengewölbten Kellern, einem Eiskeller und einem
Gasthof.
1860 geht die Bierbrauerei Holstein ein
1860 Gründung eines Kaufhauses durch Ludwig Nückel
1865 verkauft Holstein das Haus an den Kaufmann Schütte,
Pächter ist der Kaufmann Ludwig Nückel
1879 stirbt Heinrich Holstein
1885 Eröffnung des Geschäftes B. L. Nückel und im selben
Jahr eingetragen in das Handelsregister des
Königlichen
Amtsgerichtes in Tecklenburg unter der laufenden Nummer 114
1885 Haushaltswarengeschäft und Landwirtschaftlicher
Bedarf von Nückel.
1900 etwa Übergabe des Geschäftes von Anna Nückel geb.
Steingröver, der Witwe Ludwig Nückels, im
Volksmund
bekannt als "Kladden-Nückel", an ihren Sohn Anton bis 1938.
1908 Geburtsjahr von Josef Overmeyer.
1922 Josef Overmeyer beginnt seine Lehrzeit bei Anton
Nückel.
1938 Josef Overmeyer pachtet von Anton Nückel das Hausratsgeschäft.
Die Firma lautet von da an: B. L. Nückel,
Inh.
Josef Overmeyer.
1938 Josef Overmeyer übernahm am 15. Juni als Pächter
das Geschäft und verfeinerte das Angebot - Porzellan
und
Spielwaren
1939 Eintritt von Josef Overmeyer als Mitglied in die
ERWEGE-Einkaufsgenossenschaft, heute besser bekannt
als
KAUFRING.
1940 Josef Overmeyer wird einberufen, Ludwig Nückel führt
das Geschäft weiter
1942 Josef Overmeyer heiratet Mathilde Althoff aus Metelen.
1943 - 1946 In dieser Zeit führt Frau Mathilde Overmeyer
das Geschäft allein bis zur Rückkehr ihres Mannes aus
der
Kriegsgefangenschaft.
1943 Ludwig Nückel stirbt am 19. April 1943, durch Kaufvertrag
übernimmt Josef Overmeyer das Unternehmen.
1946 Josef Overmeyer kehrt aus der Kriegsgefangenschaft
zurück
1949 Der erste Umbau wird vorgenommen und eine Modernisierungsphase
eingeleitet, Wiedereröffnung am 15
September
1949, neuer Inhaber ist Josef Overmeyer
1951 Die Ladenfläche wird um das Doppelte vergrößert,
Wiedereröffnung am 7. November
1953 erfolgt eine Umfirmierung: Die Firma B. L Nückel,
Inh. Josef Overmeyer heißt jetzt: Josef Overmeyer,
vormals
B. L. Nückel. Es folgen jetzt ständig neue Umbauten und Erweiterungen.
1953 Vergrößerung und eine Spielwaren-Abteilung
1955 In diesem Jahr wird die erste Overmeyer-Filiale
in Lengerich im Hause Büsing eröffnet.
1962 Die Fachwerkfassade verschwindet hinter einer modernen
schwarzen Wand. Unter anderem fährt
der
berühmte Akrobat Arnim Dahl mit seinem Motorrad über die obere
Fassadenkante - 26.10.1962
1964 In Ibbenbüren werden in der Poststraße die
Häuser Hecker und Pichl abgerissen und der Neubau in
das
bestehende Kaufhaus integriert.
1967 In Lengerich entsteht auf eigenem Grund und Boden
das Kaufhaus an seinem heutigen Standort. Hier
werden
die ersten Rolltreppen im Kreis Tecklenburg installiert.
1969 Es wird eine Kommanditgesellschaft gegründet. Die
Firma heißt nun Kaufhaus Overmeyer, Josef
Overmeyer.
1972 Am 03. Oktober 1972 wird das erweiterte Kaufhaus
Overmeyer / Kaufring eingeweiht.
1972 In Ibbenbüren wird das Stammhaus erheblich erweitert.
Das Grundstück Krüger in der Kanalstraße wird mit
einbezogen.
1974 Eröffnung eines Restaurants im Haus Overmeyer.
1975 Eröffnung der zweiten Overmeyer-Filiale in Bramsche.
1976 Die Lengericher Filiale wird erheblich erweitert.
1982 Overmeyer eröffnet in Ahlen/Westfalen seine dritte
Filiale.
1984 Neben dem Stammhaus in Ibbenbüren entsteht das Medialand-Overmeyer.
1985 100 Jahre OVERMEYER -100 Jahre guter Einkauf.
1989 Die Magnus GmbH übernimmt das Kaufhaus Overmeyer
im Oktober
2003 Das Kaufhaus Magnus mit den Filialen von Elixmann,
Foto Porst und Postagentur wird am 30. 6. 2003
geschlossen
2010 Der Zwischenmieter Marken-Outlet zieht aus, das
Kaufhaus wird an den holländischen Investor Blom
verkauft.
Es soll für einen Neubau abgerissen werden, die Abbrucharbeiten
beginnen am 22. August 2010.
2016 Es hat sich nichts getan, ein "Naturschutzgebiet"
entsteht in der Baugrube.
2017 Die IVZ/IVD kauft das Magnusgelände und wird dies
auch bebauen. Konzept für die Bebauung - agn
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Es gab aber auch Zuwanderer, nicht nur Bergleute,
sondern ebenso Händler, Kaufleute und Handwerker. Unter diesen
waren nachweislich in den Kirchenbüchern, aus dem Sauerland
stammend die Familien Nückel, Pichl, Hoffschulte, Schütte und
Albers. Einige ihrer Vorväter (auch Nückel) hatten als "Packenträger"
(Kiepenkerle) schon lange Zeit die Stadt mit Waren aus der Sauerländer
Kleineisen-Heimindustrie versorgt. Es muss um 1820/30 gewesen
sein, als die Familie Nückel den Meyknechthof übernahm mit allem,
was dazu gehörte, auch das kleine Fachwerkhaus an der Poststraße.
Neben diesem Haus hatte die Familie des Schuhmachermeisters
Pichl ein Haus erworben und eine Werkstatt eingerichtet. Dem
ersten Geschäftsinhaber folgte dessen Sohn Wilhelm Nückel (1842-1919),
der die Ibbenbürenerin Anna Steingröver (1835-1917) geheiratet
hatte. Der Sohn Anton Nückel, geb. 1867, führte das Geschäft
weiter bis zum 2. Weltkrieg. Bei "Kladden-Nückel" einzukaufen,
war ein Erlebnis, besonders für ein Stadtkind. Zu dem großen
Dielentor unter dem hohen Fachwerkgiebel führte eine flache
Steintreppe, deren schön geschwungenes eisernes Treppengeländer
oft mit Korbwaren bestückt war. Wer dann die große Diele betrat,
fand beidseitig des Mittelgangs eine reiche Auswahl von Waren
für den ländlichen Bedarf. Im Hintergrund der großen Diele führte
eine Holztreppe zu einer Art Empore hinauf mit Tisch und Stühlen,
vermutlich eine alte Upkammer. Von hier hatte Herr Nückel einen
guten Überblick auf Laden und Kundschaft. Unter und hinter der
Empore gab es "Kladden" (Klotten, Klamotten), robuste Kleidung
für den Arbeitsalltag der Bauern und Handwerker und für die
Frauen einfache Kleider und Kittelschürzen aus Kattun, einem
gröberen, bunt bedruckten Baumwollstoff. Das schöne alte Fachwerkhaus
und sein Inhalt passten stilgerecht zusammen.
So war es noch bis in die Kriegsjahre hinein. Da hatte aber
Herr Nückel (er starb 1943) das Geschäft schon seinem langjährigen
Mitarbeiter Josef Overmeyer übergeben, der das Warenangebot
verfeinerte und vom ländlichen mehr auf den bürgerlichen Bedarf
umstellte. Auch die Fassade wurde behutsam verändert: die Fenster
beidseitig des Dielentors wurden zu rundbogigen Schaufenstern
vergrößert, eine harmonische Lösung. Nachdem Josef Overmeyer
das Nachbargrundstück mit den Gebäuden der ehemaligen Schlosserei
(und Gelbgießerei) Krüger angekauft hatte, wurde das alte Haus
für neue Verkaufs- und Lagerflächen weit in den Garten hinein
vergrößert. Aus "Kladden- Nückel" wurde das große Kaufhaus Overmeyer
mit einem umfangreichen, soliden Warenangebot, besonders Textilien
und Hausrat, wie es die frühen Nachkriegsjahre erforderten.
Ende der sechziger Jahre verschwand die Fachwerk-Fassade hinter
schwarz polierten Platten. Um 1970 wurde das Haus Pichl und
das kleine Fachwerkhaus abgerissen und eine Schaufensterfront
gebaut. In den neunziger Jahren verkauften die Erben des Josef
Overmeyer das Kaufhaus an die Firma Magnus.
Quelle: IVZ vom 13.4.2001
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Im Kaufhaus Overmeyer steht ein Wechsel an der
Spitze bevor. Für die Familie übernimmt ab Montag die Kaufhaus
Magnus GmbH mit Sitz in Ahaus das Unternehmen. Inhaber sind
die Kaufleute Karl-Friedrich Magnus (42) und Norbert Wittenberg
(42), die neben Ahaus weitere Kaufhäuser in Stadtlohn, Lengerich,
Greven und Diepholz als "Kaufring-Anschlusshäuser" betreiben.
Die Gesamtverkaufsfläche dieses Unternehmens beträgt mehr als
12.000 qm, beschäftigt werden bisher rund 410 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter. Bei dem jetzt übernommenen sechsten Betrieb,
dem Ibbenbürener Kaufhaus Overmeyer, handelt es sich um ein
alteingesessenes und traditionsreiches Unternehmen mit rund
4.000 qm Verkaufs- und Dienstleistungsfläche. Jeweilige Anpassung
an veränderte Verbraucherwünsche, ein breit gefächertes Sortiment
mit hoher Kompetenz in zahlreichen Warenbereichen sowie innovative
Ideen, Maßnahmen und Veranstaltungen machten das Kaufhaus Overmeyer
zu einem festen Begriff in Ibbenbüren. Dem Kaufring ist das
Haus seit mehr als 50 Jahren angeschlossen. Die Primäraufgabe
der Kaufring AG als Zentrale liegt in der Belieferung ihrer
Anschlußfirmen mit Waren. Daneben versorgt sie die Mitgliedsunternehmen
mit vielfältigen und unerlässlichen Dienstleistungen (u. a.
Betriebstypen-Konzeption, Werbung, EDV, Mitarbeiter-Schulung,
Verkaufsförderung, Sortimentsberatung etc.). Das Kaufhaus Overmeyer,
ab jetzt Kaufhaus Magnus, bleibt selbstverständlich in die Kaufring-Gruppe
eingebunden. Diese Feststellung gründet sich auch darauf, dass
zwischen den Inhabern der Firmen Overmeyer und Magnus seit Jahren
beste kollegiale Kontakte bestehen. Natürliche Expansionsbestrebungen
mittelgroßer Unternehmen führen häufig zu Übernahme-Angeboten
an art- und branchengleiche Firmen, sofern die jeweiligen Standorte
wirtschaftlich tragfähig, organisatorisch einbindbar und konzeptionell
entwicklungsfähig sind. Die Gesellschafter/Geschäftsführer des
Kaufhauses Overmeyer konnten sich einem zugegangenen Angebot
des Kollegen-Unternehmens Magnus nicht entziehen. Obgleich langjährig
mit Herz und Engagement im Kaufhaus wirkend, dominierte die
Qualität des Angebotes. Eine Annahme war auch deshalb möglich,
weil weitergehende berufliche Aufgaben und Interessenlagen der
bisherigen Inhaber bestehen. So ist z. B. Franz-Josef Overmeyer
zeitlich und wirtschaftlich in einem Energie- und Umweltschutzberatungs-Unternehmen
im Raum Düsseldorf engagiert. Peter Neumann - seit vielen Jahren
Geschäftsführer der Firma Overmeyer - begleitet Franz-Josef
Overmeyer zur RRM Energy GmbH und übernimmt dort eine leitende
Funktion. Es ist die erklärte Absicht der einig gewordenen Vertragspartner,
dass das Kaufhaus Overmeyer unter seiner neuen Führung auch
in Zukunft marktorientiert und leistungsfähig in Ibbenbüren
bleibt. Die Voraussetzungen dazu sind durch die Eingliederung
in ein größeres Unternehmen innerhalb der gleichen Kaufring-Verbundgruppe
gegeben. Das Geschäft bleibt heute wegen der Übergabe-Inventur
geschlossen. Ab Montag geht der Verkauf mit neuer Ware weiter.
Quelle: IVZ vom Oktober 1989
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1949
- Im neuen Gewand
Die Firma B. L. (Ludwig) Nückel, Ibbenbüren, ist eins der ältesten
Geschäfte unserer Stadt.
Unsere Eltern und Voreltern haben gewiss schon aus Tassen getrunken
und von Tellern gegessen, die in diesem Geschäft gekauft waren.
Auf das Alter des Geschäfts deutete bisher auch die innere Einrichtung,
die uns anheimelte, weil sie vom Hauch der Romantik umgeben
war.
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Anton Nückel führte das Geschäft bis 1938. 1860
gegründet durch Ludwig Nückel, später Fa. Overmeyer |
Anton Nückel
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Diese Einrichtung mochte auch den Anforderungen
der längst hinter uns liegenden so genannten guten alten Zeit
genügen, aber den Erfordernissen der neuen Zeit genügten sie
in unserer gewaltig gewachsenen Heimatstadt nicht mehr. Der
jetzige Inhaber, Herr Josef Overmeyer, entschloss sich deshalb
zu einem gründlichen Umbau, der jetzt vollendet ist und der
das Haus im Innern neu und modern gestaltet hat. Nicht mehr
in Ecken und Winkeln, sondern in einem einzigen großen und lichten
Raum sind die Waren untergebracht. So ist das alte Haus jetzt
zu einem Repräsentant der Neuzeit geworden. Was geblieben ist,
ist der alte, gute, ehrliche Kaufmannsgeist, der ein Jahrhundert
lang diesem Haus Ehre und Ansehen gab.
Am morgigen Donnerstag ist die Eröffnung der neuen Räume. Wir
wünschen dazu dem Haus B. L. Nückel das alte Vertrauen der Kundschaft
und Glück und Erfolg für die Zukunft.
Quelle: Archiv Overmeyer
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1952
Umbau 1952
Das Kaufhaus Nückel-Overmeyer wurde im Kreise Tecklenburg immer
bekannter, die einzelnen Abteilungen
mussten vergrößert werden. Nach dem Umbau hat das Kaufhaus Nückel
- Overmeyer eine Verkaufsfläche
von 400 Quadratmetern mit folgenden Abteilungen: |
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Haushaltwaren
Porzellan - Glas
Lederwaren
Textilwaren
Kurzwaren
Seifen - Parfümerien
Spielwaren
Konfitüren
Quelle: Archiv Overmeyer
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Wenn das Kaufhaus Nückel-Overmeyer am heutigen
Tage nach mehrfacher Vergrößerung seine Pforten öffnet, so ist
es schon wert, sich mit der Entwicklung dieses Hauses etwas
näher und heimatkundlich-geschichtlich zu befassen.
Der Gründer dieses Geschäftes war Ludwig Nückel, der am 6. Dezember
1832 geboren wurde und am 8.März 1879 verstarb. Der ureigenste
Besitzer dieses Hauses war die Familie Holstein, die in diesen
Räumen eine Brauerei vertrieb. Das Haus wurde später an den
Kaufmann Schütte aus Münster verkauft, der den Inhaber L. Nückel
als Pächter einsetzte. Dieser Pächter kaufte einige Jahre später
das Haus für 16.000 Mark. Heinrich Nückel, der Sohn des jetzigen
Besitzers führte das Geschäft weiter, wurde aber durch einen
frühen Tod abgerufen. Anton Nückel war der Nachfolger und er
verpachtete das Geschäft 1938 an den Kaufmann Josef Overmeyer,
der es später käuflich übernahm. Nach dem Kriege baute Herr
Overmeyer das Geschäft weiter aus und schuf aus einem alten,
wenn auch kleinerem Geschäft das Kaufhaus, das sich uns heute
in seiner neuen Größe präsentiert. So wurde aus dem im Volksmund
bekannten Geschäft "Kladden-Nückel" ein modernes Kaufhaus.
Quelle: Archiv Overmeyer
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Alt-Ibbenbüren
Von Holwitt-Hunsche
Wenn es Abend wurde und die Dämmerung sich über die Stadt senkte,
kehrten die auf dem Platz spielenden Kinder in die Häuser zurück.
In der "Uhlenflucht" oder "Schniederfier", wie man diese Stunde
des Tages früher nannte, holten Frauen Wasser aus dem Stadtbrunnen
vor dem Hause Nückel (jetzt Overmeyer) oder machten Einkäufe.
Männer strebten zum Dämmerschoppen bei Leydigs Anna, zur Gaststätte
Thalmann oder auch nach Hoffschulte, wo sie sowohl einkaufen
(Eisenwaren) wie auch ein Schnäpschen trinken konnten, sogar
bei Selbstbedienung; denn Hoffschulte hatte eine Schnapskonzession.
Die Arbeit der Fastnachtgemeinschaft scheint gut gelaufen zu
sein, so dass man elf Jahre lang auf Protokolle verzichten konnte.
Erst am 15. Februar 1858 wurde wieder eine Versammlung protokolliert.
Dabei ist wider Erwarten hauptsächlich die Rede von einer Schwingmühle,
(zum Mahlen von Futtergetreide), die der Fastnachtgemeinschaft
gehörte und an die Mitglieder im Bedarfsfalle ausgeliehen wurde.
Der H. Holstein muss für extra-Gebrauch der Schwingmühle in
seiner Brauerei 15 Silbergroschen jährlich bezahlen, so steht
es im Protokollbuch.
Zehn Jahre später, am 25. Februar 1868, lieferte die Schwingmühle
wiederum Gesprächsstoff beim Teggeln, und zwar bestimmte man,
dass "bei Verleih der Schwingmühle an Nichtmitglieder eine Strafe
von fünf Thalern" gezahlt werden sollte. Am 9. Februar 1869
gab es eine "Generalversammlung". Man widmete sich wieder der
Schwingmühle und beschloss, sie bei Nückel unterzustellen und
streng darauf zu achten, dass sie bei ihrem Einsatz nicht länger
als 48 Stunden benutzt werden durfte. Beim Überschreiten dieser
Frist waren zehn Silbergroschen Strafe zu zahlen.
Quelle: Alt-Ibbenbüren - Von Holwitt-Hunsche
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In dem ehemaligen Ackerbürgerhaus am Unteren
Markt und an der Poststraße in Ibbenbüren befand sich früher
eine Brauerei, von denen wir in Ibbenbüren "an jeder Ecke" eine
hatten.
Die Familie Holstein betrieb auch eine Gastwirtschaft, in der
die Ibbenbürener bei dämmrigem Licht und Bier Stadtpolitik machten.
Die zwei Meter dicken Wände und der gepflasterte Fußboden im
Gewölbekeller sind heute noch erhalten. 1830 übernahm Familie
Nückel das ehemalige Ackerbürgerhaus. Zu dem großen Dielentor
unter dem hohen Fachwerkgiebel führten flache Steinstufen, deren
schön geschwungenes Geländer oft mit Korbwaren bestückt war.
Wer dann die große Diele betrat, fand beidseitig des Mittelganges
eine reiche Auswahl für den ländlichen Bedarf. Da gab es Sensen,
Sicheln, Hacken, Spaten und Schaufeln, Beile,Äxte und Kleineisenwaren,
Eimer und Milchkannen, Wannen und Waschbretter, Holzrechen zum
Heuen, Körbe für die Kartoffelernte, jede Menge Besen und Bürsten,
Hanfseile, Jutesäcke und nicht zu vergessen Holsken in allen
Größen. Auch gab es robuste Arbeitskleidung und für die Frauen
Kleider und Kittelschürzen aus Kattun, einem groben, bunt bedruckten
Baumwollstoff.
Das alte Fachwerkhaus und sein Inhalt passten stilgerecht zusammen.
So war es auch noch bis in die Kriegsjahre hinein, als Nückel
das Geschäft schon an seinen langjährigen Mitarbeiter Josef
Overmeyer übergeben hatte. Dieser verfeinerte das Warenangebot
und stellte vom ländlichen mehr auf den bürgerlichen Bedarf
um. Nachdem Josef Overmeyer das Nachbargrundstück der ehemaligen
Schlosserei und Ofenbauerei Krüger angekauft hatte, wurde das
alte Haus für neue Lager- und Verkaufsflächen weit in den Garten
hinein vergrößert. Aus Kladden-Nückel war das große Kaufhaus
Overmeyer geworden. In den sechziger Jahren verschwand die Fachwerkfassade
hinter schwarz polierten Platten.
Zu den feierlichen Eröffnungsveranstaltungen nach dem Umbau
1962 machte der berühmte Akrobat Arnim Dahl auf einer der neuen
Fahnenstangen einen Handstand. Außerdem fuhr er mit dem Motorrad
über die Kante der neuen verglasten Front. Aus dieser Zeit erzählt
Inge Sparenberg, die am 1. April 1960 ihre Lehre als Verkäuferin
bei Overmeyer machte, dass ihr Chef eifriger Porzellan-Sammler
war. Im Laden konnte man sich davon überzeugen: Hutschenreuther
und Rosenthal überall! Wenn Ware angeliefert wurde, zum Beispiel
Geschirr aus Marktredwitz in Süddeutschland, dann mussten alle
acht Lehrlinge eine Menschenkette bilden und ausladen. Josef
Overmeyer beschäftigte auch einen Fahrer, der die Waren ins
Umland auslieferte. "Einmal habe ich Ware extra gut mit viel
Seidenpapier für den Transport zum Kunden verpackt", erzählt
Inge Sparenberg: "Ich war stolz auf meine Arbeit, aber wie das
so ist, der Chef sah das anders: Seidenpapier ist zu teuer,
zuerst wird das einfache Zeitungspapier und die Holzwolle aufgebraucht!
Alles noch einmal!" Heutzutage würde man einfach Styropor-Chips
und Luftfolie nehmen, wenn überhaupt noch eingepackt werden
müsse. Heutzutage sei alles doppelt und dreifach in Plastik
verpackt und eingeschweißt.
Inge Sparenberg wurde häufig losgeschickt zum Einkaufen für
die Familie Overmeyer, zum Milchgeschäft Pelster, zur Fleischer
Börgel, Lebensmittelladen Stöcker oder zu Frau Helmig an der
Kanalstraße, Obst kaufen. Oft habe sie auch die großen Schaufenster
putzen müssen, was für 14-Jährige nicht so einfach gewesen sei,
und Reinigungsfirmen habe es damals nicht gegeben, so Sparenberg.
Aber alle hätten sich große Mühe gegeben. Mittags war das große
Kaufhaus geschlossen, die Verkäuferinnen und Verkäufer machten
sich das Essen in der Düppe im Aufenthaltsraum warm. "Übrigens
war es normal, dass die Lehrlinge Frühstückskaffee für das Personal
kochen mussten," so Sparenberg. Mit einem vergnüglichen Gesichtsausdruck
erzählt die ehemalige langjährige Mitarbeiterin: "Im Lager stand
ein Ölofen, an dem man sich im Winter etwas aufwärmen konnte.
Bis der so richtig heiß war, das dauerte uns zu lange. Einer
von uns goss einen Schwung Öl vorne rein, es gab sofort einen
großen Knall, das lange Ofenrohr flog aus der Wand und Börgels
Josef war schwarz." In jeder Abteilung stand ein kleiner Behälter
mit Wasser und Schwämmchen. Früher gab es nur Preisschildchen,
die klebten angefeuchtet wie Briefmarken. Es war wohl zu umständlich,
das Schildchen auf das nasse Schwämmchen zu patschen um es dann
ordentlich an die Tasse oder den Teller zu kleben... "Schneller
ging's mit Spucke, mit verkleisterter Schnute sahen wir sicher
ganz reizend aus", erinnert sich Inge Sparenberg und kann sich
ein Lachen nicht verkneifen. Heutzutage kann man übrigens, wenn
man von der schräg gegenüber liegenden Eisdiele herüberschaut,
noch zwischen den drei Fahnenstangen eine kleine Spitze vom
alten Dach erblicken.
Quelle: IVZ-Beilage 50 plus - August 2007
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Vergangenheit in dicken Kellermauern
(vgl. Heimat und Leben 8/1930)
Zwei Meter dick sind die Wände - Von der Brauerei zum modernen
Geschäftshaus .
Ibbenbüren. (Reportage der Westfälischen Nachrichten) Vier Straßen
und eine Gasse laufen auf den Unteren Markt in Ibbenbüren zu.
Der Fußgänger wagt sich oft nicht über die verschiedenen Kreuzungen,
so undurchsichtig ist der Verkehr hier. Und es kommen viele
Fußgänger über diesen weiten Platz, an dem bedeutende Geschäfte
Ibbenbürens liegen. Da sind noch Häuser, die alte Geschichte
verraten, man muss nur die Spuren der Vergangenheit lesen können.
Hier, um diesen Platz, wurde früher der Ortskern der späteren
Stadt errichtet, auf diesen Platz mündeten strahlenförmig die
Straßen und Wege. Und die erste Siedlung reichte sicherlich
nur bis zum oberen Rande des Unteren Marktes. Erst im 14. Jahrhundert
schickte sich das Dorf Ibbenbüren an, eine Stadt zu werden.
Und das geschah nicht ohne Hemmnisse, wenn wir an die Pest von
1606 denken oder an die brandwütige Schar des "Tollen Christian
von Braunschweig", der 1621 im Münsterland in Quartier ging
und seine Spuren auch in Ibbenbüren hinterließ. An diesem Unteren
Markt, um den sich Ibbenbüren aufbaute, stand auch ein Haus,
natürlich im üblichen Fachwerkstil, das ein altes Bauernhaus
gewesen sein muss. Wir finden nichts darüber, Urkunden und Belege
aller Art haben wir vielen Bemühungen zum Trotz nicht finden
können. Mit einer Entwicklung an anderen Orten gemessen, lassen
sich jedoch einige Schlüsse ziehen, die vielleicht zutreffend
sind, die aber auch danebengehen können. Aber wir vermuten,
dass unsere Schlüsse kaum korrigiert werden können. Denn wir
meinen, dass dieses Fachwerkhaus eine der ersten bäuerlichen
Ansiedlungen an diesem Platz war und dass die Nebenhäuser dazugehörten
wie Scheunen, Vorratskammern und Gebäude, die zu diesem Hof
gehörten.
Auch in Wirklichkeit scheint uns diese These richtig zu sein,
wenn wir das Haus Overmeyer am Unteren Markt, seine Beschaffenheit
und Lage einmal untersuchen. Die Nachbarhäuser entstammen sicherlich
dieser Entwicklung, wenn sie auch heute kaum noch in einer Beziehung
zu stehen scheinen zum Hause Overmeyer, das bei aller Veränderung
zum Modernen und zur Nützlichkeit eines bekannten Kaufhauses
hin doch noch das alte Gesicht gewahrt hat. Es ist zu vermuten,
dass dieses Haus sich noch erweitern und vergrößern wird, seine
Bedeutung wird es dazu zwingen.
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Es ist aber ebenfalls zu erwarten, dass die alte
Front mit dem reinen Fachwerkgiebel gewahrt bleibt. Wer einmal
einen Blick in den Keller dieses Hauses wirft, kennt seine Vergangenheit.
In Ibbenbüren gab es viele Brauereien, nachdem die Kunst des
Brauens von den Klöstern auch auf die Bürger übergegangen war
und es also nicht mehr nur das "Pater-Bier" gab, wie man es
nannte. Schon im 14. Jahrhundert wurde um Ibbenbüren Hopfen
angebaut. Später allerdings konnten sich diese örtlichen Brauereien
nicht mehr halten gegen die Konkurrenz großer Betriebe, wenn
auch heute in unserem Vaterlande hier und da noch Spezialbrauereien
wie für Altbier in Häusern gefunden werden, die dem alten Haus
am Unteren Markt ähnlich sein mussten. So hat auch die Familie
Holstein, die hier an Unteren Markt im jetzigen Hause Overmeyer
eine Brauerei und Gastwirtschaft besaß, weichen müssen. Die
Gewölbe des Kellers mit den gepflasterten Fußböden und den zwei
Meter dicken Wänden sagen alles aus. Hier standen die Fässer,
sie wurden von kräftigen Burschen an ihren Platz gerollt, während
in den dämmerigen Gaststuben die Bürger zum Abendschoppen zusammenkamen,
die lange Pfeife rauchten und wie heute, mit Zigarren und Zigaretten
dampfend, bei einem schäumenden Glase Bier Stadtpolitik machten.
Nun ist das schon bald ein Jahrhundert her. Um es kurz zu streifen
- von den Holsteins kaufte den Besitz ein Kaufmann Schütte,
der Ludwig Nückel als Pächter einsetzte. Dieser Ludwig Nückel,
der "Kladden-Nückel" im Volksmund hieß, übergab das Geschäft
seinem Sohn Anton, der es wiederum, an den Kaufmann Josef Overmeyer
verpachtete und später an ihn verkaufte. Damit begann der Aufschwung
des Hauses zu einem modern geführten Kaufhaus, das weit über
Ibbenbürens Grenzen hinaus Ruf und Namen besitzt. Unter der
jetzigen Leitung hat das Haus manche Änderung erfahren. Im alten
Bierkeller stehen Regale voller Porzellan, und als vor einigen
Jahren im Keller Mauerdurchbrüche notwendig wurden, arbeiten
zwei Mann mit Pressluftwerkzeugen eine Woche lang und schafften
so einen Durchbruch. Der Kaufmann Josef Overmeyer übernahm an
15. Juni 1938 laut Pachtvertrag das Porzellan- und Haushaltungsartikelgeschäft
des Kaufmann Anton Nückel. Die Firma lautete von da an:
B.L. Nückel, Inh. Josef Overmeyer, Ibbenbüren.
Am 4. März 1939 ist Herr Overneyor unter Nr. 607 in die Liste
der Genossen für die Genossenschaft ERWEGE - Großeinkaufsgenossenschaft
e.G.m.b.H. in Düsseldorf eingetragen worden.
Die Genossenschaft wurde später in KAUFRING umbenannt. Im Jahre
1940 wurde der Kaufmann Josef Overmeyer zur Wehrmacht einberufen.
Das Geschäft wurde von Herrn Anton Nückel weitergeführt.
Am 23. November 1942 fand die Hochzeit des Kaufmanns Josef Overmeyer
mit Fräulein Mathilde Althoff aus Metelen statt.
Der Kaufmann Anton Nückel starb am 9. April 1943. Das Geschäft
ging durch Kaufvertrag in den Besitz des Kaufmannes Josef Overmeyer
über. Jetzt übernahm Frau Overmeyer die Führung des Geschäftes
bis zur Rückkehr ihres Mannes aus der amerikanischen Gefangenschaft
im Jahre 1946.
Quelle: Archiv Overmeyer
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Herr Dr. Meyer, der Direktor des Einkaufsverbandes
"Kaufring Düsseldorf", sprach von der von echtem, ehrlichen
Kaufmannsgeist getragenen Geschichte des Hauses und entbot dem
Inhaber seine besten Glückwünsche für die Zukunft. Als sich
dann die Türen für das Publikum öffneten, setzte gleich ein
wahrer Massenstrom ein, der auch während des ganzen Tages anhielt.
Möge er ein gutes Omen sein für die weitere Entwicklung des
in neuen Gewand erstandenen alten Geschäftes.
Quelle: Archiv Overmeyer
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Josef Overmeyer
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Fotos. Von "Kladden-Nückel" zum modernen Kaufhaus |
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Links zum Thema - Unterer Markt in der Presse
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Alle Artikel zum Thema Nückel bis Medienquartier |
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Übersicht, welche Presseartikel vorliegen zum Thema Kladden Nückel
bis Medienquartier
Download
word doc. > > > |
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Ibbenbüren. Einst und jetzt
Von Anton Rosen
Ibbenbürener Vereinsdruckerei, 1952
Umfang: 535 S. : Ill., Kt.
Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH - http://www.ivd.de
Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand
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Alt-Ibbenbüren - Bilder Berichte Geschichten
von Friedrich
E Hunsche (Autor), Bernhard Holwitt (Autor)
1. Auflage: Dezember 1979
Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH 1979
Gebundene Ausgabe: 260 Seiten
ISBN: 3921290031
Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH - http://www.ivd.de
Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand
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Foto Seite oben - Unterer Markt
und Poststraße um 1905 - Sammlung Kipp
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© Förderverein Stadtmuseum Ibbenbüren
e. V. Breite Straße 9 - 49477 Ibbenbüren | |
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