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Stadtgeschichte > Aufsätze zur Geschichte Ibbenbürens > Das
St. Josef-Stift
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Das
St.Josef-Stift in Ibbenbüren
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Ibbenbüren einst und jetzt,von Anton Rosen
Der katholische Pastor von Brogbern nahm 1633 in
Ibbenbüren die Zügel in die Hand und sorgte dafür, daß die reformierten
Prediger in der Kirche sich nicht mehr betätigen konnten. In
dieser Zeit hielten die Reformierten ihren Gottesdienst in "Kröners
Tempel" ab. (daher der Name)
Im Jahre 1847 bat der Zeichenlehrer und Tischler
J. J. Brandt um die Erlaubnis, in Ibbenbüren eine chemische
Farbenfabrik zu eröffnen. Diesem Antrage wurde von der Regierung
stattgegeben. Die Fabrik, die in Kröners Tempel untergebracht
war, stellte vor allem Grün und Chromgelb her. Die Farbfabrik
muß nicht lange bestanden haben.
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IVZ - 15.7.1899
Anfang August soll in dem hiesigen St. Josephstift der
Handarbeitsunterricht beginnen. Der Beitrag soll
den Ärmeren ganz entlassen werden.
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IVZ - 25.11.1899
Am Nachmittag jeder Woche trifft sich
der Paramentenverein unter der Leitung seiner Präsidentin, Frau
Kramer, im Josefsstift zu gemeinsamer Arbeit zur Beschaffung
und Fertigung würdiger Paramente (Meßgewänder) und von sonstigem
Kirchenschmuck zu sorgen.
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IVZ
- 1.2.1902 -
Lokales und Provinzielles
Ibbenbüren, den 1. Februar 1902 - Katholische höhere Mädchenschule
Von zuverlässiger Seite ist uns die Mittheilung geworden, daß
die Übernahme der katholischen höheren Mädchenschule in Ibbenbüren
durch Ordensschwestern von der göttlichen Vorsehung nunmehr
die Genehmigung des Königlichen Ministeriums gefunden hat. Jedenfalls
wird darum der betreffende Unterricht zu Ostern des Jahres wieder
beginnen können.
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Ibbenbüren einst und jetzt -
Von Anton Rosen - Ibbenbüren
Dort, wo das Josefstift steht, befand sich früher eine Gastwirtschaft
Schulz, die 1870 durch Einheirat in den Besitz von Ludwig Essen
überging.
1938
gehört das Haus auf Parzelle 97 Kreymeyer.
Hier befand sich 1894 die Essensche Wirtschaft der Witwe Hantelmann,
1895 Abriß und Neubau vom Josefstift
1939
Ostern 1939 wurde der höheren Mädchenschule des Josefstiftes
staatlicherseits die Erlaubnis entzogen, neue Schülerinnen in
die Sexta aufzunehmen. Damit war der allmähliche Abbau dieser
Schule eingeleitet.
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Neben dem Gymnasium (früher Rektoratschule) befanden sich
in der Stadtgemeinde Ibbenbüren noch zwei höhere Mädchenschulen,
und zwar die katholische höhere Mädchenschule und die evangelische
höhere Mädchenschule.
Erstere ist durch die Bemühungen des Herrn Pfarrers Cremann
und des Kaufmanns "Wattendorf unter Zustimmung der Regierung
ins Leben gerufen. Da seit dem 11. April 1898 die Schwestern
von der Göttlichen Vorsehung bereits einen Kindergarten und
eine Handarbeitsschule hier leiteten, fiel die Wahl des Kuratoriums
auf diese. Doch auch schon zehn Jahre vorher bestand eine katholische
höhere Mädchenschule in privater Hand.
Die Schülerinnenzahl dieser Schule war jedoch in den letzten
Jahren vor 1902 so gesunken (10 Schülerinnen), daß sich diese
Schule nicht mehr halten konnte. Fräulein Gröning, die letzte
private Lehrerin, löste deshalb die Schule auf.
Am 16. April 1902 wurde die neue höhere Mädchenschule im St.
Josefsstift eröffnet, wenn auch nur mit 14 Schülerinnen in 2
Klassen. Unter der Leitung der Schwestern entwickelte sich die
junge Schule recht günstig, und seit dem Jahre 1908 wurde an
ihr in einem sechsklassigen System nach den Lyzeumsplänen unterrichtet
(Klasse VII bis II). 1926 wurde die VII. Klasse abgebaut. Die
Grundschule umfaßte nämlich die vier ersten Schuljahre. Das
hiesige Lyzeum mußte daher mit der Sexta und nicht wie vorher
mit der Septima beginnen.
Auf Grund eines Ministerialerlasses vom Jahre 1926 hatten sich
die kleineren höheren Mädchenschulen zu entscheiden, ob sie
den Lehrplan einer Rektoratschule oder einer Mittelschule dem
Unterricht zu Grunde legen wollten. Das Kuratorium sprach sich
für eine Mittelschule aus mit Plan 5, da dieser Schultyp den
örtlichen Verhältnissen am besten gerecht wird. Ab Ostern 1927
arbeiteten zunächst die drei unteren Klassen VI, V, IV nach
dem Plan der Mittelschule, während die beiden oberen Klassen
nach dem alten Lyzeumsplan ausliefen. So konnten Schülerinnen,
die sich dem wissenschaftlichen Studium widmen wollen, auch
nach dem eingeführten Mittelschulplan von der Obertertia ab
in die Untersekunda einer höheren Vollanstalt übertreten, wenn
sie außer Englisch entweder Französisch oder Latein als Wahlfach
wählten.
Die verschiedenen Tätigkeitszweige im Josefstift und der Andrang
zur Mädchenmittelschule hatte sich so ausgedehnt, daß das Haus
zu klein wurde und ein Neubau in Aussicht genommen werden mußte.
Der Krönersche "Tempel" mit Garten, die sich bis in die Schulstraße
erstreckten, wurde angekauft. Mit dem jetzigen, in jeder Hinsicht
modernen Bau, wurde 1930 begonnen und schon 1931 konnten die
Schülerinnen ihre engen Räume im Altbau vertauschen mit den
schönen, freundlichen und sonnigen Räumen des Neubaus. Dem Neubau
wurde eine schöne geräumige und komplett eingerichtete Schulküche
eingefügt, worin die Mädchen der Kochschule und die Schülerinnen
der 6. Mittelschulklasse ihre Kochkünste erlernen konnten. Auf
Grund einer Revision durch zwei Vertreter der Regierung im Oktober
1932 wurde im Dezember desselben Jahres die Schule als vollausgestaltete
Mittelschule im Sinne der Bestimmung vom 1. Juni 1925 anerkannt
und erhielt die Berechtigung zur Erteilung der mittleren Reife.
Auf Befehl der nationalsozialistischen Regierung mußte die Schule
ab Ostern 1939 abbauen, jedes Jahr eine Klasse weniger. Seit
Ende August desselben Jahres mußte das Schulhaus als Reservelazarett
dienen. Im Altbau wurden notdürftig die Klassenräume untergebracht.
Ostern 1944 wurde die letzte 6. Klasse entlassen. Damit hatte
die private Mädchenmittelschule vorerst ihr Ende erreicht. Die
Haushaltungsklasse bestand weiter als "hauswirtschaftliche Lehrgänge".
Die Wiedereröffnung der Schule erfolgte am 31. Oktober 1945.
Mit mehr als 250 Schülerinnen beider Konfessionen wurde der
Anfang gemacht. Da aber die Engländer einige Räume im Bau für
sich beanspruchten, mußte man sich zunächst mit 8 Klassenräumen
behelfen.
Anzahl
der Schülerinnen ::
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Jahr
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Mittelschule
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Haushaltungsschule
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Gesamtzahl
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1926
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86
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-
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86
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1947
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296
|
56
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352
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1948
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362
|
60
|
422
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1950
|
359
|
60
|
419
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Nach einer Revision der Haushaltungsklassen
seitens der Regierung im März 1951 erfolgte die Genehmigung
einer staatlich anerkannten privaten Haushaltungschule.
Die Tätigkeitszweige im St. Josefs-Stift sind: Private Mädchenmittelschule,
Haushaltungschule, Kochkurse, Nähkurse, Kindergarten, die alle
gut besucht werden. Seit Ostern 1951 führt diese Anstalt den
Namen: Realschule für Mädchen. Leiterinnen: ab Ostern 1928 Schwester
Longina, seit 1945 Schwester Borgia.
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Pfarrer Cremann erhielt im Jahr 1892 die ministerielle
Genehmigung, in Ibbenbüren eine wohltätige Anstalt, das heutige
Josefs-Stift, zu gründen. Zu diesem Zweck wurde 1895 die
der Witwe Hantelmann gehörige sogenannte Essensche Wirtschaft
für eine Summe von 16 000 Mark käuflich erworben und 1898 neu
aufgebaut und entsprechend eingerichtet, wozu weitere 32 000
Mark erforderlich waren. Nach feierlicher Einweihung des Hauses,
das seitdem den Namen "Josefs-Stift" führt, wurde am 18. April
1899 zunächst die Bewahrschule" eröffnet. Bald darauf begann
auch der Handarbeitsunterricht. Der Andrang war ein so großer,
daß die Zahl der Schwestern von drei auf fünf erhöht werden
mußte. Der Kindergarten wurde anfänglich schon von 120 Kindern
besucht, während an dem Handarbeitsunterricht in drei Abteilungen
181 Mädchen von Stadt und Land teilnahmen. In den schlimmen
Nachkriegsjahren nach 1918 hat sich das Josefs-Stift an der
karitativen Hilfe gut beteiligt. An Arme wurde genäht, Kinderspeisung
ging täglich hier in der Halle vor sich.
Der Altbau war zu klein geworden, man mußte an einen Erweiterungsbau
denken. Im Jahre 1929 wurde der "Krönersche Tempel" mit dessen
Garten für 35 000 Mark für diesen Zweck erworben. Das Richtfest
des jetzigen stolzen Baues konnte 1931 gefeiert werden. Im Sommer
1937 bekam die Kapelle neuen Anstrich, neuen Altar, ewiges Licht
und Weihwasserbecken. Alle Anschaffungen deckte Herr Kaufmann
Dyckhoff als Geschenk für das Josefs-Stift, wofür er besonders
großes Interesse hatte. Das Beste war ihm nicht für diesen Zweck
zu gut: Der Altar aus hellem und die drei Stufen aus schwarzem
Marmor. Auf dem feuerfesten Tabernakel steht unter einem schönen
runden Baldachin ein aus Holz geschnitztes Kreuz. Hinter dem
Tabernakel, bis hoch unter die Decke, erhebt sich ein großes
Kreuz aus poliertem Nußbaumholz. Einfach, solide, stilvoll und
zur Andacht stimmend ist das Ganze.
Am 27. August 1939 standen plötzlich Offiziere und zehn Mann
im Hause, um ein Lazarett in den Räumen des Hauses einzurichten.
Der ganze Neubau mußte geräumt werden. Das Lazarett wurde für
hundert Verwundete eingerichtet, die von zwei Ärzten, Rote-Kreuz-Schwestern
und sechs Sanitätern betreut werden sollten. Genau ein Jahr
später wurden alle drei Lazarette1 in Ibbenbüren wieder aufgelöst.
Von Oktober 1941 ab wurden einige Räume im Neubau an die neugegründete
städtische Mittelschule verpachtet. Da wurde unerwartet im Februar
1942 das Lazarett von neuem eingerichtet, auch im Krankenhause,
Waldfrieden und im evangelischen Gemeindehause. Jetzt mußte
das Josefs-Stift 120 Plätze für die Verwundeten und außerdem
15 Plätze für das Pflegepersonal zur Verfügung stellen. Rote-Kreuz-Schwestern
bekamen wieder die Pflege, während die Küche von den Schwestern
des Josefs-Stiftes besorgt wurde. Alle Soldaten, die hier landeten,
waren sehr zufrieden, ja voll des Lobes über die gute Küche
und Verpflegung. Im Jahre 1944 wurde die Kriegslage immer schlimmer.
Aus den Lazaretten in Frontnähe wurden die Verwundeten stets
weiter ins Hinterland gebracht. Ibbenbüren hatte zu dieser Zeit
zwölf Reservelazarette. Die Zahl der Verwundeten im Josefs-Stift
belief sich auf 200. Dazu kam die Verpflegung von 70 Verwundeten,
die in Sillings Saal am Markt lagen. Die von der Front eingebrachten
Soldaten waren Bilder des Elends. Das ging so weiter bis Ende
März. Die Kampfzone rückte näher und näher, auch bis in unsere
Gegend. Acht Tage lang währten die Kämpfe zwischen Engländern
und Deutschen. Die Deutschen sprengten die Kanalbrücke bei Saerbeck,
um den Gegner aufzuhalten.
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Im Riesenbecker Berg tobten harte Kämpfe; viel
Blut ist da geflossen. Von Bocketal und Lehen brachte man armselige
Verwundete auf elenden Karren und Bollerwagen, von Kameraden
gezogen, hierher. Am 30. 3., Karfreitag, zeigten sich Tiefflieger
über Ibbenbüren, und der erste Abtransport der liegenden Verwundeten
unseres Lazarettes erfolgte. Am Karsamstag wurden alle marschfähigen
Soldaten aus unseren Lazaretten entlassen. Am 2. Ostertag erfolgte
der Befehl: Ibbenbüren muß geräumt werden! Die Josefsschwestern
blieben im Keller. Montags brannte Lehen. Weithin leuchteten
die Flammenfeuer. Dienstags lag Bocketal im Artilleriebeschuß.
An diesem Tage, dem 3. April, traf zwischen vier und fünf Uhr
nachmittags die erste Granate unsern Bau. Von da ab hauste alles
nur in den Kellerräumen des Hauses. Mittwoch, den 4. April,
und den folgenden Donnerstag lag schweres Granatfeuer über der
Stadt. Donnerstag abend rasten englische Panzer durch die Straßen
der Unterstadt, schwere Straßenkämpfe fanden statt. Freitag,
gegen drei Uhr morgens, brannten die Häuser am Oberen Markt.
Am Sonntag, dem 8. April, richteten die Engländer im Josefs-Stift
ein Lazarett für ihre Verwundeten ein. Nach vier Tagen zogen
die Engländer ab und die Josefsschwestern, die in diesen Tagen
im Krankenhaus Unterkunft fanden, durften wieder in ihr Haus
einziehen und es vor dem herumtreibenden Gesindel schützen.
Die armen ausgebrannten Eigentümer aus Lehen erhielten aus der
Hinterlassenschaft des Reservelazaretts Bettzeug, Bettstellen,
Schränke usw.
Vom 14. bis 23. Mai 1945 besetzten 70 Engländer die Räume des
Neubaues. Bis Februar 1946 waren Engländer im Hause. Die Stadt
Ibbenbüren hat viele Evakuierte und Ostvertriebene aufnehmen
müssen. Für diese Armen wurde über drei Monate lang in der Schulküche
gekocht, morgens, mittags und abends. Es waren bis zu 365 im
Tag. Im Jahre 1947 wurde für 900 Kinder die Schulspeisung im
Hause zubereitet. Seit dem 2. April 1948 läutet vom Glockenstuhl
die von Herrn P. Wesselmann gestiftete Glocke im Hause. Im März
des Jahres 1949 erhielt die Kapelle einen neuen Schmuck. Die
Statuen der Muttergottes und des hl. Josef, in Eiche geschnitzt,
wurden in der Kapelle feierlich geweiht. Im Dezember 1949 wurde
von der Stadt der versprochene Bürgersteig gelegt. Dadurch hat
der Blick auf das Josefs-Stift wirklich gewonnen, zumal die
angrenzende Kanal- und Schulstraße durch Asphaltdecken schön
gestaltet wurden, wurden.
Das Josefs-Stift hat stets Armen und Notleidenden nach Kräften
geholfen. Kein Hungriger geht ungespeist von dannen. Und wie
viele kommen oft des Tages! Wahrhaftig, es ist eine wohltätige
Anstalt, auf die Ibbenbüren stolz sein darf!
Von Anton Rosen
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Die ersten Anfänge unseres Museums waren seit
1931 in dem nicht ausgebauten obersten Stockwerk des Josefstiftes
untergebracht. Schließlich gelang es, vom hiesigen Turnverein
das jetzt vollkommen zerstörte Haus an der Brunnenstraße vor
der Besitzung Hövel zu pachten, um dort die gesammelten Museumsstücke
unterzubringen. Der Träger des hiesigen Museums war der Heimatverein.
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27. August 1939
Das Elisabeth-Hospital, das Josefstift und das Kloster Waldfrieden
werden zu Reserve-Lazaretten erklärt. Die von der Wehrmacht
zu diesem Zweck beschlagnahmten Räume - im Josefstift auch die
Kapelle - müssen unverzüglich geräumt und zur Verfügung gestellt
werden. Das allerheiligste Sakrament, das seit dem 28.12.1900
in der Kapelle des Josefstiftes aufgewahrt wurde, wurde in den
Mittagstunden des 28. August vom Pfarrer in aller Stille in
die Krankenhauskapelle gebracht.
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Bericht von Magdalene Lohage über
das Josefstift zur NS-Zeit
Ostern 1934 wechselte ich die Volksschule mit der Katholischen
Höheren Mädchenschule in Ibbenbüren. Als Kind vom Lande mußte
ich mich zuerst an die neuen Mitschülerinnen gewöhnen. Einige
fielen mir besonders auf durch ihre Kleidung. Sie trugen einen
dunkelblauen Rock und eine weiße Bluse, unterm Kragen ein schwarzes
Halstuch, das vorn von einem geflochtenen Lederknoten zusammengehalten
wurde. Darüber eine kurze braune Jacke mit vielen Lederknöpfen,
die man Kletterweste nannte. Oder das schwarze, grün und rot
abgesetzte Wolljäckchen, das "Berchtesgadener Jäckchen". Diese
Mitschülerinnen gehörten zu den Jungmädeln (JM), einer Unterstufe
des BDM (Bund Deutscher Mädel). Gemeinsam mit dem "Jungvolk"
oder "Pimpfen", den 10-bis 14jährigen Jungen, gehörten sie zur
Hitlerjugend (HJ), der Staatsjugend des Dritten Reiches.
Vorerst ließ es mich kalt, wenn diese Mitschülerinnen in Kluft,
wie wir diese Dienstuniform nannten, in der Schule saßen. Dann
wurde der Samstag zum "Staatsjugendtag" erklärt. Alle, die in
der HJ waren, gingen von jetzt an am Samstag statt zur Schule
zum HJ-Dienst, wir anderen aber hatten 5 Stunden Unterricht,
nicht Geschichte, Biologie oder Sport, woran ich Spaß gehabt
hätte, sondern Grammatik, Bruchrechnen, Schönschreiben, fünf
lange Stunden, die sich endlos hinzogen. Zwei- oder dreimal
machte ich das unwillig mit. Immer mehr Plätze blieben am Samstag
leer, denn immer mehr Schulkameradinnen wechselten zur HJ über.
Ich quengelte zu Hause so lange, bis meine Eltern "meinetwegen"
sagten. Ich durfte mich bei der HJ anmelden. "meinetwegen",
ein unwilliges, erpresstes "Ja", eigentlich ein "Nein". Doch
ich freute mich: Samstags keine Schule mehr! dafür aber "Dienst",
von dem ich nicht so richtig wußte, was das war. Der schulfreie
Samstag wurde nach einiger Zeit wieder abgeschafft. Es hatte
ja sein Ziel erreicht, fast alle Kinder waren "freiwillig" in
die Hitlerjugend eingetreten. Einmal in der Woche war nun nachmittags
Dienst im neuerbauten Jugendheim. Wir hockten zusammengepfercht
im Umkleideraum der Turnhalle, in der es immer nach Staub und
Schweiß roch. Da ich zur "höheren Schule" ging, damals eine
Ausnahme auf einem Dorf, wurde ich sofort zur Schar-Führerin
ernannt. Fünfzehn "Mädel" unterstanden mir, hatten mir zu gehorchen.
Die erste halbe Stunde verging mit Anwesenheitskontrolle und
Einsammeln von Beiträgen. Ich verzählte mich dabei, schrie "Ruhe!",
fing wieder von vorn an und schrie wieder "Ruhe!". Danach war
entweder Singen oder Ordnungsdienst. Singen, das waren Lieder
mit oft schwer verständlichen Texten. Was bedeutete das: "Es
zittern die morschen Knochen der Welt vor dem großen Krieg",
"Wenn wir singen, schweigt die Treue, sie ist größer als das
Lied" oder "Deutschland, sieh uns, wir weihen dir den Tod als
kleinste Tat"? Geheimnisvoller Text, getragene Melodie oder
zackiger Marschrhythmus, nationalsozialistische Mystik.
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Deutschland, sieh uns, wir weihen
dir den Tod als kleinste Tat. Grüßt er einst unsre Reihen,
werden wir die große Saat. Drum lasst die Fahnen fliegen in
das große Morgenrot, das uns
zu neuen Siegen leuchtet oder brennt zum Tod.
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Ich ließ die Lieder einpauken, immer wiederholen.
Dazwischen rief ich "Ruhe!". Bei einigermaßen trockenem Wetter
übten wir Ordnungsdienst. "Stillgestanden!", "Rührt euch!",
"Rechts um!", "Links um!", "Ganze Abteilung kehrt!", "Im Gegenzug
vorwärts, marsch, marsch!". Sinnloses Exerzieren und Bimsen
in immer gleicher Stupidität, dazwischen ein Blick auf die Uhr.
Die Zeit mußte totgeschlagen werden. Und dann meine Hilflosigkeit!
Ich war Führerin und wußte nicht, wie ich meine gleichaltrigen
Kameradinnen führen sollte. Gewiß gab es Schulungsabende. Die
Themen waren: Das Leben des Führers - Das Werk des Führers -
Führer und Gefolgschaft - Wir tragen und bauen das Reich. Hehre
Worte, Hohle Worte! Aber wie wir Widerspenstige zum Mittun begeistern
könnten, lernten wir nicht. So brüllten wir weiterhin "Ruhe"!
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Von A. Pelster
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IVZ vom 5.6.1952 - |
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Fünfzig Jahre höhere Mädchenschule in
Ibbenbüren |
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Ein halbes Jahrhundert Dienen an der Jugend
Über vierhundert Schülerinnen besuchen die Realschule / Heute
ist Jubiläumstag (1902-1952) im Sankt-Josef-Stift / Mit Gottvertrauen
zur Zentenarfeier.
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Heute ist Jubel- und Erinnerungstag im Sankt-Josef-Stift
Ibbenbüren. Seit 50 Jahren gehen junge Menschen in dem stillen,
gepflegten Haus in der Kanalstraße aus und ein, um neben gediegener
wissenschaftlicher Bildung charakterliche Festigkeit mitzunehmen
in das Leben. Ein halbes Jahrhundert widmen die Schwestern von
der Göttlichen Vorsehung sich dem Dienst an der Jugend, die
dankbar zurückdenkt an die wertvollen Gaben, die sie empfing.
Mit den Altschülerinnen, die der Anstalt treue Anhänglichkeit
bewahrten, werden die jungen Menschen sich mit vielen Ehrengästen
vereinen in der Bitte, daß Gottes Hand segnend über Haus und
Arbeit bleiben möge.
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Dankbare Hände werden heute auf dem alten Friedhof
die Grabstätte des verdienten Pfarrers Cremann schmücken, der
am 11. April 1898 die Schwestern von der Göttlichen Vorsehung
nach Ibbenbüren berief. Der weitsichtige Priester hatte schon
bei Gründung der Handarbeits- und Bewahrschule den Plan, den
Schwestern die Leitung der höheren Mädchenschule anzuvertrauen,
die unserer Stadt fehlte. In der Kanalstraße baute Pfarrer Cremann
den Schwestern ein Haus. Gute Hände boten Mittel zur Einrichtung
des Hauses, das Keimzelle des heutigen Sankt-Josef-Stifts wurde,
das einen wertvollen Faktor im Leben unserer Stadt bildet und
aus Ibbenbüren nicht wegzudenken ist. Auf dem alten Friedhof
ruht ebenfalls ein Mann, dessen Name besten Klang hat. Reichstagsabgeordneter
H. Wattendorf machte seinen Einfluß bei der Regierung geltend
und erreichte die Genehmigung zur Gründung der höheren Töchterschule
unter Leitung der Schwestern.
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Die erste Schulklasse
Wieviel Gänge, Schreiben und Besprechungen verbergen sich zwischen
den schlichten, bescheidenen Zeilen der Schulchronik. Die Chronistin
hätte das zweite Blatt mit feierlichen Initialen beginnen sollen
und den 16. April 1902 in festlichen Lettern hervorheben können.
Das ist der Tag, an dem sich die ersten vierzehn Schülerinnen
um ihre Klassenlehrerin Schwester Cassilda versammelten. Wenn
man die Schülerinnenzahl mit der Frequenz von heute vergleicht,
kann man auch daraus die Struktur unserer Heimatstadt ablesen,
die durch Bürgerfleiß und Planen, nicht zuletzt aber durch den
Fleiß unseres Bergmanns beachtlichen wirtschaftlichen Aufschwung
nahm. Von dem guten wissenschaftlichen Gang der Schule überzeugten
sich Vertreter der Regierung aus Berlin und Münster. An Namen,
die den Älteren unter uns vertraut sind, wollen wir Schulrat
Schunck, Geheimrat Schultz, Geheimrat Belli und als Vertreter
des Amtsmanns Kaufmann H. Jörgens aus Ibbenbüren nennen.
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Verdiente und beliebte Schulleiterin
Wer kennt Schwester Longina nicht? Sie hätte mit beiden Händen
abgewehrt, wenn sie gewußt hätte, daß ihr Name genannt werden
sollte. Es ist mehr als ein Akt der Dankbarkeit, wenn kurz angerissen
wird, daß diese erfahrene Pädagogin 26 Jahre mit Liebe und Hingabe
ihr Wissen und ihre Erzieherfähigkeiten in den Dienst der Schulte
stellte. Besonders unter den Altschülerinnen wird die beliebte
Lehrerin heute einen Ehrenplatz haben, der ihr sicher ist durch
die Verbundenheit mit Ibbenbüren, in der Erinnerung aller, die
sie kennen. Die Kriegswunden sind vernarbt. In den gepflegten,
gut ausgerüsteten Schulräumen des| Sankt-Josef-Stiftes herrschen
täglich frohes Leben und ernstes Streben. Über 400 junge Mädel
sitzen vor geistlichen und weltlichen Lehrkräften, die nach
modernen Methoden lehren und erziehen. Viele Wünsche werden
heute für die Schwestern, das Haus und die Schule gesprochen
werden. Grüße werden kommen aus der weiten Umgebung, mit der
das Sankt-Josef-Stift herzliche Bindung hat. Die Heimatzeitung
macht sich zur Sprecherin und wünscht Gottes Segen für einen
glücklichen Aufwärtsweg zur Zentenarfeier.
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Altschülerinnen bewahrten der Schule die Treue
Weißt du noch, meine Liebe?" / Heute Erinnerungstreffen in Riesenbeck
In der langen Reihe der Altschülerinnen, die heute in ihre Schule
zurückkommen, um ein Wiedersehen zu feiern und sich zu erinnern
an unbeschwerte Jugendtage, werden die Schülerinnen der Jubiläumsklasse
von 1902 "oben sitzen". Wir begegneten würdigen, charmanten
Damen, die damals schulterlange Zöpfe und große Schleifen trugen.
Nett war die Mode von damals, und die Matronen waren muntere,
frische Mädel, die sich den Hauch der Jugend bewahrt haben.
Die Schule gab ihnen wertvollen Halt und gutes Rüstzeug mit.
Sie sind Erzieherinnen geworden, die Wissen und wollen weitergaben,
oder sie widmeten sich in sozialen und akademischen Berufen
den Mitmenschen. Heute, beim Festakt werden die Altschülerinnen
über die Bedeutung behüteter Jugendjahre in einer gut geleiteten
Schule sprechen. Im Leben wiederholt sich alles. Mit kleinen
Veränderungen werden die Schülerinnen von heute denselben Weg
gehen und bei der Zentenarfeier auch "oben sitzen". Es ist nicht
uninteressant, die Namen der Schülerinnen zu kennen, die zum
ersten Mal die Klassentür öffneten und Fleiß und gutes Betragen
auf die jüngeren Jahrgänge vererbten. Wir hören von:
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Katharina Determeyer
Henny Beidermühle
Margarete Jörgens
Maria Glüsenkamp
Anna Hoffschulte
Anna Detrmeyer
Elisabeth Bispinck |
Else Brüggen
Luise Mohrmann
Margarethe Glüsenkamp
Sophie Gildemeister
Elisabeth Beidermühle
Maria Brüggen und Maria Otte |
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Nach dem Festakt und der gemeinsamen
Tafel werden die Jubilarinnen sich mit den jüngeren Klassen
in Riesenbeck zu einer Erinnerungsfeier treffen. Nach ernstem
Wort und ehrendem Gedenken an die Kameradinnen, die der Hergott
rief, werden Kaffeetafel und freundliches Erinnern das Treffen
beherrschen: "Weißt du noch, meine Liebe?"
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Wir bitten die Festgäste zu Tisch
Köstliche Dinge geschmackvoll serviert / Können gibt Sicherheit
und Freude / Theorie und Praxis Die Hauswirtschaft ist das ureigenste
Feld der Frau. Selbst wenn sie beruflich gehindert ist, sich
hier zu betätigen, raten wirtschaftliche und familiäre Gründe
dazu, jungen Mädchen eine gediegene Ausbildung in den hauswirtschaftlichen
Fächern zu geben. Aus dieser Erkenntnis bemühen sich Oberin
und Lehrkräfte im Sankt-Josef-Stift, neben dem Vermitteln von
Wissen Realschule, Haushaltungsschule und Vierteljahres-Kochkursus
in der neuzeitlichen Hochschule miteinander wetteifern zu lassen.
Wir erinnern uns an die letzte Ausstellung im März, die viele
Gäste in die Anstalt führte, die begeistert waren von den geschmackvoll
gedeckten Tischen und dem vornehmen Arrangement.
Gute Anregungen wurden mitgenommen von den Festtafeln in blumigem
Damast und geschliffenem Glas. Ein Willkommen bot ein Waldstück
mit Moos und Farnkräutern, in das geschickte Hände Kuchenpilze
gesetzt hatten. Ansprechende Salatplatten, delikate Schnittchen
und Süßspeisen boten sich in einfallsreicher Verzierung an.
Die eigene Idee gab dem Gericht das Gesicht. Eine einfache Speise
gewinnt durch die Aufmachung, und wenn es auch nur ein i-Tüpfelchen
aus Marmelade ist, das man auf den Pudding setzt. In der Bäckerei
hantierten flinke Hände in sauberen Kitteln und Häubchen. Wir
sahen geschmackvoll garnierte Torten und originell gespritzte
Platten. Besonderer Wert wird auf Anrichten der Tische gelegt.
Wir standen vor einem Geburtstagstisch und einer Ostertafel,
die helle Begeisterung hervorrief. Den Ostertisch schmückte
ein Kuchenlamm, von bunten Eiern umgeben. Zu jedem Gedeck gehörte
ein gebackenes Osternest mit Eiern und ein buntes Osterei mit
Osterhasengesicht. Den Pfingsttisch zierte neben einem schwarz
glasierten Maikäfer eine Bowle. Kleine Kuchenmaikäfer waren
auf die einzelnen Gedecke verteilt. Die Festtafel wirkte persönlich
und feierlich durch die Gedecke. Neben der praktischen Anleitung
in der Küche steht die Theorie mit gründlichem Unterricht in
Biochemie. Wertvolles, praktisches Können wird täglich vermittelt,
das Sicherheit gibt im Leben und Freude schenkt.
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Schöpfen und gestalten nach eigenen Ideen
Moderner Handarbeitsunterricht fördert künstlerische Veranlagung
der Schülerinnen / Wertvolles Können Unser Bild zeigt eine schmuckvolle
Ecke aus der Handarbeitsausstellung im Josef-Stift. In Zeichnen,
Entwerfen und Handarbeiten zeigt sich die künstlerische Veranlagung
der jungen Mädel, die glücklich gefördert werden. In den Tüll-Arbeiten
finden wir Zierfische, Fabeltiere und Wunderblumen. Die Nadelarbeiten
auf langen Tischen vervollständigen den Eindruck, daß die Lehrerinnen
den Schülerinnen nicht nur die Initiative lassen, sondern ihr
Bemühen sorglich stützen. So wird neben der Technik die Idee
gefördert und die Persönlichkeit geformt. Wie in dem modernen
Zeichenunterricht der Schule stellen die Lehrpersonen nur das
Thema. Entwurf und Ausführungen bleiben den Schülerinnen überlassen.
Die Arbeiten der einzelnen Klassen unterscheiden sich dadurch,
daß jeder Turn- und Handarbeitsbeutel trotz des gleichen Stoffes
eigenes Gesicht trägt. Allen Arbeiten liegt neben der Idee die
exakte schneiderische Ausführung zugrunde. Wertvolles Können
nehmen die jungen Mädel mit in das Leben, wo sie auch stehen
mögen in späteren Jahren. Die nähkundige Hand, wenn sie nicht
im Kunstgewerbe ihren Lebensberuf finden will, ist für das Familienleben
von unschätzbarem Wert. Hand in Hand mit dieser Fertigkeit geht
neuzeitlicher Zeichenunterricht. Die Schülerinnen legen ihre
ganze Jungmädchenromantik in die kleinen Bildwerke und lassen
ihrer Phantasie freien Lauf. Die unteren Klassen üben sich an
griechischen Sagen, orientalischen Fabeln und an "Zwerg Nase".
Die Zeichnungen der Großen sind routinierter, kühner in der
Linienführung und mehr in das Blickfeld gerückt. Der schöpferische
Gedanke ist schon in der ersten Klasse spürbar und findet in
kleinen Farbstudien seinen Niederschlag. Neben dem Vermitteln
von Wissen und Können der künstlerischen Veranlagung steht die
Pflege des Körpers. Turnen, Gymnastik, Wandern und Schwimmen
halten den Körper gesund und widerstandsfähig. Der Leib ist
die wertvolle Schale, in der eine reiche Seele ruhen soll.
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IVZ vom 5.6.1952 |
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Das St. Josef-Stift Ibbenbüren - Erinnerungen an die Schulzeit
der "Sechziger-Jahre" |
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Schreibgruppe Generation bunt auf der
Internet-Homepage www.g-bunt.de |
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Am 25. April 1962 begann das Schuljahr mit der neuen Leiterin
Fräulein Renate Kruse. Zu der Zeit gehörten auch noch mehrere
Ehrwürdige Schwestern zum Lehrerkollegium der Mädchenrealschule.
Lehrschwestern waren Schwester Ansgara (für Mathe, Physik, Chemie)
, Schwester Oscara und die neue Oberin, die Haushaltslehre und
Nadelarbeit übernahm. Als sehr strenge, aber von allen respektierte
Lehrerin galt Schwester Ansgara, die schon seit 1950 an der
Schule unterrichtete.
Ein Höhepunkt in diesem Jahr war der Neubau der Turnhalle. Für
dieses Vorhaben wurde das Haus Nr. 2 an der Schulstraße -bekannt
im Volksmund unter “Judenhaus“ - abgerissen. Die feierliche
Einweihung durch Dechant Heufers erfolgte am 5. November 1963.
Im folgenden Jahr fand in dieser Halle eine große Handarbeits-,
Werk- und Zeichenausstellung statt. Die Anschaffung eines eigenen
Webrahmens hatte es ermöglicht Jacken, Kleider, farbenfrohe
Vorleger und Brücken dafür anzufertigen. Decken, Schürzen, Kopfkissen
mit den verschiedensten Zierstichen, Häkelarbeiten, Bast- Sisal-
und Batikarbeiten gehörten ebenso zum reichhaltigen Angebot.
Rund 1000 Gäste waren der Einladung durch die Leiterin gefolgt
und freuten sich über die vielfältige Ausstellung.
Zu den jedes Jahr wiederkehrenden Ereignissen gehörte auch die
Adventsandacht, die in der Weihnachtszeit jeden Montag unter
dem brennenden Adventskranz im Treppenhaus abgehalten wurde,
außerdem der Besuch vom Nikolaus und Knecht Ruprecht. Der Nikolaus
brachte sein “Himmelstagebuch“ mit und anhand dieses Buches
lobte oder tadelte er die einzelnen Schülerinnen. Danach gab
es Plätzchen und außerdem noch Bücher für die Bibliotheken der
einzelnen Klassen. Zu den zusätzlichen adventlichen Aktivitäten
gehörten 1965/66 das Packen und Verschicken von Paketen in die
Ostzone.
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Zur Geschichte der Schule ::
Die Anfänge der Höheren Mädchenrealschule gehen auf das Jahr
1902 zurück. Am 16. April begann mit vierzehn Schülerinnen das
erste Schuljahr. Lehrkräfte waren die Schwestern von der Göttlichen
Vorsehung. Schon 1927 erhielt sie die staatliche Anerkennung
als Mittelschule und konnte somit die Mittlere Reife erteilen.
Durch den großen Andrang waren die räumlichen Kapazitäten bald
erschöpft und es wurde über einen Neubau nachgedacht. Dieser
erfolgte auf dem ehemaligen Grundstück “Kröners Tempel“, Ecke
Schulstraße/Kanalstraße. 1931 erfolgte der Umzug dort hin.
Ein weiterer Umzug erfolgte 1973, nachdem das Bischöfliche Generalvikariat
dem Bau einer dreizügigen Realschule, einschließlich Turnhalle,
auf dem Rählmannschen Gelände an der Wilhelmstraße zugestimmt
hatte. Am 1. November 1973 erfolgte der Einzug in die neue Schule.
Zur Erinnerung an das Leben und vor allen an das völkerverständige
Wirken Papst Johannes XXIII. , bürgerlich “Angelo Giuseppe Roncalli“
, wurde er als Namens- und Schutzpatron gewählt und die Schule
Roncalli-Schule genannt
ie Künstlerin Tisa von der Schulenburg schuf eine 1,10 m hohe
Bronzestatue , die von ihr genau nach Maß angefertigt wurde,
damit sie an die Säule im Eingangsbereich des sogenannten Pädagogischen
Zentrums der Schule passte. Die Schule schätzt sich bis zum
heutigen Tage glücklich, ein Werk dieser Künstlerin, die 1949
zum Katholizismus konvertierte und als Schwester Paula in das
Kloster der Ursulinen in Dorsten eintrat. In der Schulkonferenz
im Januar 1991 fiel, nach einer schweren Entscheidung, der Entschluss,
die Mädchenrealschule zum nächsten Schuljahr auch für Jungen
zugänglich zu machen. Damit wurde auf Veränderungen der örtlichen
Schullandschaft und den Wunsch der Eltern reagiert.
Das neue Schuljahr begann am 2. September 1991 mit einer gravierenden
Änderung. Erstmalig, nach einer fast 90-jährigen Tradition,
konnten Mädchen und auch Jungen die Roncalli-Schule besuchen.
Das Bestreben galt weiterhin, die gute und gezielte Mädchenförderung
zu erhalten unter dem Motto: “Bewährtes erhalten, Neues wagen“.
Gaby Schneuing
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Alt-Ibbenbüren
von Friedrich E Hunsche und Bernhard Holwitt
Das Josefstift in der Kanalstraße um 1905 war bis 1898 die Gaststätte
Essen
Die Schulbauten lagen nahe beieinander: an der Kanalstraße die
evangelische Schule und im Sankt-Josef-Stift die 1902 gegründete
"Höhere Mädchenschule der Kirchengemeinde Sankt Mauritius".
Jahrzehntelang vorher hatten sich die Schwestern des Sankt-Josef-Stiftes
der Weiterbildung der Mädchen mit großem Erfolg gewidmet. Die
1898 nach Ibbenbüren berufenen Schwestern von der Göttlichen
Vorsehung begannen ihre Bildungsarbeit mit Handarbeitskursen,
Haushaltungslehrgängen und später auch mit einer gutbesuchten
Haushaltungsschule.
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Ibbenbüren, vom ländlichen Kirchspiel zur modernen Stadt
Von Friedrich Hunsche
Im Jahre 1823 gab es in Ibbenbüren drei Brauereibetriebe. Bierbrauer
waren Goldbeck an der Kanalstraße, später Meese, verpachtet
um 1875 an Ludwig Essen. Hier steht jetzt das Josephstift. Meese
betrieb die Brauerei noch bis 1896, gab sie dann auf, weil sie
nicht mehr rentabel war. Eine staatlich anerkannte Haushaltungsschule
gab es auch im katholischen Josephstift und bei den katholischen
Schwestern vom Guten Hirten. Das Josephstift wurde 1899 eröffnet.
Im Jahre 1928 fand hier auch die bereits erwähnte kath. Höhere
Mädchenschule ihren Platz. Aus der Arbeit des Ibbenbürener Heimatvereins
muß hervorgehoben werden, daß dessen Mitglieder sich schon bald
nach der Gründung um die Einrichtung eines Museums bemühten.
1931 wurde das gesammelte Kulturgut im Dachgeschoß des Josephstiftes
untergebracht. Um die Stücke der Öffentlichkeit vorstellen zu
können, pachtete der Heimatverein das alte Fachwerkhaus Hövel
an der Brunnenstraße.
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Geschichte der katholischen Kirche
Von B. Cremann
Wie viel Großartiges das Krankenhaus seit dem 10. August 1858
geleistet hat, lässt sich daraus ersehen, dass im Durchschnitt
täglich 44 Kranke gepflegt wurden. Daneben war fortwährend die
eine oder andere Schwester in der häuslichen Pflege beschäftigt.
Eine weiter wohltätige Anstalt (Josefsstift) wurde 1891 und
1892 ministeriell genehmigt, konnte aber erst 1899 ins Leben
gerufen werden. Es handelte sich um eine Niederlassung der "Schwestern
von der göttlichen Vorsehung" Ihre Aufgabe war die Einrichtung
einer Kleinkinder-Bewahrstube, einer Handarbeits- und Haushaltungsschule,
und später eines Armenhauses
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. Dazu wurde 1895 die so genannte Essen'sche
Wirtschaft der Witwe Hantelman für eine Summe von 16.000 Mark
gekauft und 1898 von Hövel neu aufgebaut und entsprechend eingerichtet,
wozu weitere 32.000 Mark erforderlich waren. Nach feierlicher
Einweihung des herrlichen Hauses, das nunmehr den Namen "Josephsstift"
führt, wurde am 18. April 1899 zunächst die Bewahrschule eröffnet.
Bald darauf begann auch der Handarbeits-Unterricht. Der Andrang
war so groß, dass die Zahl der Schwestern von 3 auf 5 erhöht
werden musste. Die Bewahrschule wird bereits von 120 Kindern
besucht, während am Handarbeits-Unterricht in 3 Abteilungen
181 Mädchen von Stadt und Land teilnehmen. Auch dieses Besitztum
ist bereits frei von Schulden, wofür der Gemeinde dankbare Anerkennung
gebührt.
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Josefstift Kollegium 1961
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1. Frl. Bröske
2. Frau Rolfes
3. Frau Hanisch (Deutsch, Englisch, Französisch)
4. Schwester Siegwalda, (HW)
5. Herr Vogt (Mathematik, Phys.,Chemie)
6. Erich Luttermann (Musik u. Organist)
7. Schwester Lioba ?---------------(Geschichte, Deutsch)
8. Schwester Felicitas (Geschichte, Deutsch)
9. Frl. Johanna Bathe (Deutsch, Geschichte,Mathe, Bio
10. Dechant Heufers
11 die Nr. fehlt
12. Schwester Ansgara (Mathe, Chemie, Physik)
12.1 Frau Vogt, Ehefrau von Herrn Vogt, lfd. Nr. 5, (HW) 13.
Schwester Raphaela, Später Schulleitung
14. Frl. Elisabeth Klein (Handarbeitslehrerin)
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15. Schwester ?....................................
16. Frl. Ida Storm, gnt. Gaußling (HW,Kunst, Bio) 17. Frau Susanne"Minna"
Kotzur, verh. Schulte
Bio,die Frau von Ferdinand Schulte, Pseudon.
"Fännand" bei d. IVZ, wh. bei Barlag, Gr. Str.
18. Schwester ------------
19. Schwester Waltrudis (Biologie)
20. Frl. Martin (Erdkde, Dt.)
21. Frl. Ide Beermann, Tanzlehrerin, Textilhaus B.
(Sport)
22. Schwester Modestis (Sport)
23. Frl. Ilger (Mathe, Engl.) Noch unterzubringen :
Sr. Edelwina, (Handarbeiten), Sr.Alwinga, Sr. Borgia-Schulleiterin-,
Sr. Hildburga, (Deutsch), Sr. Lioba,
Sr. Theodoria
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Gründung am 16.4.1902 als Höhere Mädchenschule
unter Leitung der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung.1927
als Mittelschule durch ministeriellen Erlass anerkannt (Berechtigung
zum Erteilen der sog. "Mittleren Reife")
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Unter Hitler 1939 geschlossen.
Wiedereröffnung am 31.Oktober 1945
Ab 1.November 1973 Roncalli-Realschule
Leiterinnen des Josef-Stiftes bzw. der Roncalli-Realschule ab
1902 1902
1905 Schwester Agnesia
Jan.1906 - Herbst 1907 Frl. Anna Stahm
1907 - 1909 Schwester Longina
Ostern 1909 - Okt. 1910 Schwester Edeltrudis
Okt. 1910 - Herbst 1911 Schwester Hiltruda
ab Herbst 1911 - 18.10.1912 Schwester Leogardis
ab Herbst 1912 - 27.10.1915 Schwester Josephine
ab Winter 1915 - Frühjahr 1916 Schwester Alague
Ostern 1916 Schwester Coelestine
bis Ostern 1917 Schwester Apollonia
ab Ostern 1917 - 1924 Schwester Mariana
ab 1924 - Ostern 1928 Schwester Siegberta
ab Ostern 1928 - 1945 Schwester Logina Kalberg - (gest. 4.8.1961
- 81 Jahre)
Jan. 1946 Schwester Borgia Hamschmidt
1956 - 1960 Schwester Raphaela Schmitz - gest. 27.8.64 - 70
Jahre)
1960 - 1962 Schwester Felicitas: Stellvertreterin für
erkrankte Schwester Raphaela Schmitz
ab Ostern 1962 - 1988 Direktorin Renate Kruse
(gest. 13.Juni 1996 - 69 Jahre)
ab 1.8.1988 Rektorin Beate Greshake
Der Chronik entnommen und ergänzt: 19.Mai 2002 - Hans Ulrich
Dust
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Am 13. 1939 September begann wieder die Schule.
Vieles hatte sich verändert. Die meisten Räume des Josefstiftes
waren zum Lazarett erklärt worden. Auch alle Schulräume. Unser
Klassenverband, wir waren nur noch acht oder zehn Mädchen, war
in einem winzigen Nebenraum untergebracht. Da saßen wir dicht
gedrängt zusammen und genossen die Intimität der Enge. Diese
ging sogar soweit, dass wir uns zu Beginn der großen Pause in
einer Reihe aufstellen mußten, um, angeführt von einer Lehrerin,
gemeinsam zu den Toiletten zu marschieren. Sie gehörten ansonsten
zum Lazarettbereich.
Gemeinsam mußten wir diesen Ort auch verlassen. Wir hätten ja
so gern mal einen Soldaten gesehen. Am liebsten einen Verwundeten.
Aber die paar Insassen des Lazaretts waren nicht verwundet,
sondern litten wahrscheinlich an irgendeiner normalen Krankheit.
Aber etwas durften wir für sie tun. Dienstags hatten wir Kochunterricht.
Dann galten unsere Kochkünste den Soldaten. Wir mußten riesige
Mengen Kartoffeln schälen und in großen Näpfen Quarck zu Stippmilch
rühren. Der wurde dann abgefüllt in kleinere Schüsseln. Die
Schüsseln, die auf den Tisch der Offiziere kamen, wurden mit
Zimtkringel verziert, die Mannschaften mußten unverzierten Quark
essen. Nach einigen Wochen hatte das Lazarett eine eigene Küche
eingerichtet. Wir konnten danach wieder regulär kochen lernen.
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Bischof zum Anfassen
Firmung Anno 1943 / Empfang am Josefstift
Willkommen ist auf dem großen Blumenteppich, der über dem Haupteingang
des ehemaligen St. Josefstiftes in Ibbenbüren angebracht ist,
zu lesen. In Erwartung des hohen Gastes stehen die weiß gekleideten
kleinen Mädchen, im Volksmund liebevoll "Engelchen" genannt,
mit ihren Blumenkörbchen vor und auf den Stufen des Hauptportales.
Zwei etwas größere Mädchen auf der obersten Stufe haben Blumensträuße
in den Händen. Die werden sie gleich dem Bischof, der im Josefstift
erwartet wird, überreichen. Wahrscheinlich werden sie ihn mit
einem Gedicht willkommen heißen und fiebern diesem Augenblick
entgegen. Bischof von Münster war damals, es sind die 30er-Jahre,
Clemens August, Graf von Galen. Wenn der Bischof kam -meist
war die Firmung der Anlass - war das ein ganz besonderes Ereignis,
eine feierliche und festliche Angelegenheit für die Kirchengemeinde,
aber auch für die Stadt. Der Bischof wurde an der Stadtgrenze
von den Honorationen und auch ein bis zwei Kommunionkindern
des letzten Jahres feierlich empfangen. Nach der Begrüßung,
ein Gedicht gehörte auch immer dazu, stiegen der Bischof und
die, die ihn begrüßt
hatten, in die bereitgestellte, aufwändig geschmückte Kutsche,
selbst die Räder waren mit bunten Bändern versehen.
Man fuhr, begleitet von einer Reiter-Eskorte, manchmal war es
auch eine Eskorte von Radfahrern, durch die Stadt zur Mauritiuskirche.
Am Straßenrand standen dicht gedrängt Menschen, die den Bischof
sehen wollten. Bürger und Geschäftsleute hatten die Straßen
mit Fahnen, Girlanden, Blumen und Spruchbändern geschmückt.
Dazu eine Geschichte aus der Zeit vor dem Nationalsozialismus:
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Bei dem Ausschmücken und der Erstellung von Spruchbändern
beteiligte sich ganz selbstverständlich der jüdische Kaufmann
Rosenthal, wohnhaft in der Nähe des Oberen Marktes. Auch er
ließ ein Band über die Straße spannen, es begann so: "Und bin
ich auch ein Israelit, so hab ich doch den Bischof lieb ..."
Am Tage der Firmung war die Mauritiuskirche voll. Die Zahl der
Firmlinge war sehr groß, kamen doch auch Kinder aus den umliegenden
Orten dazu. Im Gegensatz zu heute,
wo jeder Firmling seinen persönlichen Firmpaten mitbringt, wurden
damals Firmpaten für größere Gruppen sozusagen von der Kirche
"bestimmt". Es waren angesehene, kirchentreue Persönlichkeiten.
Der Bischof hielt sich meistens etwas länger in der Stadt auf,
ein Besuch bei den Ordensschwestern im St. Josefstift gehörte
dazu. Er spazierte aber auch einfach durch die Stadt und sprach
mit Passanten, die ihm zufällig begegneten. Am Abend des Firmtages
1943 versammelten sich einige Firmlinge vor dem Pastorat, bildeten
einen Sprechchor und skandierten: "Wir wollen unsern Bischof
sehen!" Und der trat tatsächlich vor die Eingangstür (sie ist
heute wie damals erst über etliche Stufen zu erreichen). Oben
stand er, sehr eindrucksvoll, schon allein die Größe von 2,04
Meter wirkte enorm, und gab den versammelten Kindern den Segen.
Dann entließ er sie mit dem lockeren Satz: "So, jetzt geht mal
wieder schön nach Hause!"
Maria Beier
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So spielten Kinder anno 1930 - Erinnerungen
an die Kindergartenzeit im Josefstift,
1899 gegründet vom Orden der Göttlichen Vorsehung. Zwölf Mädchen,
13 Jungen, zwei Kindergartenhelferinnen und die Kindergartenschwester
Germanis, Schwester vom Orden der Göttlichen Vorsehung, stellen
sich dem Fotografen. Schwester Germanis ist nur von der Seite
zu sehen, Ordensschwestern durften sich damals nicht fotografieren
lassen. Stolz stehen die Kinder mit ihren von zu Hause mitgebrachten
Spielsachen im Hof des Ibbenbürener Josefstiftes. Der Fototermin
war augenscheinlich angekündigt, vielleicht sollte es ein Erinnerungsfoto
werden, die ältesten Kinder würden nächste Ostern eingeschult.
Wegen des Fototermins sind die Kinder in ihrem "Sonntagsstaat"
erschienen.
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Das
Foto wurde um 1930 aufgenommen. Es gehört Maria Rieke
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Kein Mädchen trägt eine Schürze, was sonst üblich
war. Die Jungen haben den damals sehr modischen Matrosenanzug,
braune Strickanzüge (Bleyle und Kubier waren die beherrschenden
Marken) oder Lederhosen an. Noch etwas ist ungewöhnlich: Viele
der auf dem Foto zu sehenden Spielsachen sind von zu Hause mitgebracht,
zwei große Puppenwagen, in der Obhut von Mia Brüggen und Adele
Heukamp, ein kleiner Sportwagen, gehalten von Margret Köster,
gehören sicher nicht zur Ausstattung des Kindergartens, ebenso
wenig wie die zwei großen Gefährte der Jungen. Das Fahrzeug
ganz vorne ähnelt einem Rennwagen; es ist ausgerüstet mit Steuerrad,
Hupe, Scheinwerfern, Rädern mit Radkappen, einer Motorhaube.
Dieses Auto würde noch heute Kinderherzen höher schlagen lassen.
Weitere Spielsachen sind: Roller, Tretmobil, Schaukelpferd,
Puppen, Bälle. In der Hauptsache hielten sich die Kinder in
dem großen Raum des Kindergartens auf. Hier hatten sie an kleinen
Tischen ihre festen Plätze, hier saßen sie auf den kleinen Stühlen,
spielten mit Bauklötzen und Stäbchen, kneteten mit Knetgummi,
malten mit Kreiden oder Buntstiften, schnitten nach Anleitung
der Helferinnen kleine Deckchen aus, falteten aus Papier Drachen
oder Schiffchen. Geschichten aus der Bibel, Märchen, Legenden
wurden vorgelesen, Lieder gesungen, Spiele gemacht. Die erstellten
Arbeiten wurden mehrfach genutzt. Zum einen schmückten sie die
Wände, zum anderen erstellten die Helferinnen mit ihnen Büchlein,
die die Kinder beim Verlassen des Kindergartens als Erinnerung
an die Zeit im Kindergarten ausgehändigt bekamen
Hier in diesem Raum aßen sie auch ihr Frühstücksbrot, das sie
in den kleinen, meist braunen Umhängetaschen mitgebracht hatten.
In der großen Pause ging es hinaus auf den Hof. Bei gutem Wetter
hielt man sich hier auch über die Pause hinausgehend auf.
Ball-, Lauf- und Abschlagspiele wurden gern gemacht, draußen
konnte man sich gegenseitig stimmgewaltig anfeuern, das Rufen,
ob als Siegesgeschrei oder Buhruf, war in der Nachbarschaft
gut zu hören. Auf dem Hof gab es auch den großen Sandkasten;
kleine Schaufeln und Förmchen luden zum Bauen und "Kuchenbacken"
ein. Außerdem standen hier einige Turngeräte und eine Schaukel,
auf der drei Kinder nebeneinander Platz hatten. Ein herausragendes
Ereignis war das Sommerfest. Dazu zog man in einem langen Zug
durch die Ibbenbürener Stadt Richtung Groner Allee in den Park
von Kettelers Villa (Spielplatz, wo heute die Ludwigkirche steht).
Auf Bollerwagen wurden Spielsachen wie Bälle und Seilchen mitgenommen.
Aber auch Trinkbecher und ein großer Eimer waren wichtige Requisiten
für das Fest. In diesem Eimer wurde nämlich Limonade angesetzt,
zumeist war sie rot, daran erinnert sich Maria Rieke noch ganz
genau. Der Park bot sich idealerweise zum Spielen und Tollen
an, gegen den Durst gab es dann die rote, den Kindern herrlich
schmeckende Limonade.
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In der zweiten Hälfte von 1930 bekam das Sommerfest
einen weiteren Höhepunkt, da gab es nämlich einen Schützenkönig
und eine -königin. Die Zeichen der Königswürde waren zunächst
sehr schlicht, der König trug einen spitzen, aus einer Zeitung
gefalteten Hut, die Königin ein Blumenkränzchen im Haar. Aber
nichts desto trotz genoss man die Ehre, König und Königin zu
sein. Die Wahl zum König erfolgte durch ein Wettspiel. Die Schützenscheibe
in der Gestalt eines Vogels war auf einer hohen Stange befestigt.
Die Kinder mussten versuchen, den Vogel mit Tennisbällen zu
treffen. Die Scheibe hatte einen Klappmechanismus. War der Vogel
getroffen, so klappte die Scheibe um, der Schützenkönig stand
fest. Vor Ostern kündigte sich der Osterhase an. Staunend beobachteten
die Kinder jeden Morgen einen "Hasen" mit langen Ohren, der
ihnen aus einem der oberen Fenster des Hauptgebäudes zuwinkte.
Der Kindergarten St. Josef wurde 1899 von den Schwestern vom
Orden der Göttlichen Vorsehung gegründet. Es war der erste katholische
Kindergarten in Ibbenbüren. Die Räume (Aufenthaltsraum, Toiletten)
befanden sich im angebauten Wirtschaftsteil des Josefstiftes.
Später, als die Zahl der Kindergartenkinder stieg, wurde eine
zweite Gruppe eingerichtet, die im Hauptgebäude unt
erkam. Der Kindergarten St. Josef existierte bis 1954. Dann
war der neue St.-Mauritius-Kindergarten bezugsfertig.
Von Maria Beier
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Die Realschule ist eine weiterführende Schule
für solche Jugendliche, die geistig besonders veranlagt sind
und auch Neigung und Begabung für praktische Berufe besitzen.
"Somit ist sie die Bildungsstätte für die große Zahl der Mädchen,
die später in ihrem Berufsleben sowohl mit der Praxis aus auch
mit der Theorie vertraut sein müssen und die in den überwiegend
praktischen Berufen in überwachender oder anleitender Stellung
gegebene Ideen und Pläne sinnvoll durchzuführen imstande sind
und geistige und praktische Aufgaben zu erfüllen haben. Sie
ist die Schule der praktisch und geistig Begabten, die nach
einem gehobenen Beruf in Handwerk, Gewerbe, Industrie und Handel,
in privater und öffentlicher Verwaltung und in der Landwirtschaft
oder nach einer gehobenen verantwortlichen Tätigkeit im Bereiche
der hauswirtschaftlichen, sozialpflegerischen, technischen,
künstlerischen und sonstigen fraulichen Aufgaben streben."
Die Realschule will mit den Mitteln und Methoden, die ihrem
eigenständigen Wesen und Zweck entsprechen, ihren Schülerinnen
eine in sich abgeschlossene, gesteigerte Allgemeinbildung geben.
Die Realschule ist also in erster Linie eine menschenformende,
allgemeinbildende Schule, die eine enge Verbindung mit dem konkreten
Leben wahrt. Sie knüpft wohl an das Berufsinteresse an, aber
sie bereitet nicht auf einen speziellen Beruf vor. Das formale
Wissen und Können wird freilich mit Rücksicht auf die spätere
Anwendung im Berufsleben entfaltet. Sie hat also eine reale
und echt menschliche Aufgabe zu erfüllen. Sie erzieht die Schülerinnen
zur eigenen, verantwortungsbewussten Weiterbildung. "Die Realschule
baut ihren Unterricht und ihre Erziehung auf wissenschaftlicher
Grundlage auf. Sie arbeitet mit modernen und praktisch erprobten
Methoden." Sie ist grundständig und sechsjährig und bleibt somit
dem idealen Ziel der Mittelschule treu, "die Schülerinnen zu
freien, verantwortungsfreudigen, sittlich und religiös gefestigten
Persönlichkeiten zu erziehen, die die Wahrheit, die Gerechtigkeit,
die Sachlichkeit, die rechte Rangordnung aller Werte und die
gegenseitige Achtung der Menschen und der Völker, ihre eigene
soziale Verpflichtung gegenüber ihren Mitmenschen und die Liebe
zur Heimat und zum Vaterland sich ins Herz geschrieben haben".
Die Realschule erfreut sich der besonderen Gunst des Kultusministeriums.
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Das bewies die Anwesenheit der Frau Kultusminister
Teusch auf der Mittelschultagung in Köln (Oktober 1950). Ihre
Ansprache war von grundsätzlicher Bedeutung; sie legte u. a.
dar: "Die Wirtschafts- und Berufsstruktur unseres Landes fordert
eine besondere eigenwertige und eigenständige Bildungsstätte,
in der den aufgeweckten Kindern unseres Volkes die Voraussetzungen
für ein weiteres verantwortungsvolles Tun und Leben im Volksganzen
gegeben werden, und dieses verantwortungsvolle Tun soll vorwiegend
liegen in der Wirtschaft, in der Technik, in Handel und Verwaltung,
in Handwerk und Gewerbe, in der sozialen Arbeit und auf all
den Arbeitsgebieten, die eben neben gründlicher Allgemeinbildung
vor allem auch einen Einschlag in eine gewisse technische und
soziale Begabung zu erkennen geben. Und diese Begabung und Eignung
müssen wir heute besonders sehen. Gerade die Zeit vor 1945 hat
bewiesen, was verkrachte Hochschulexistenzen, was sogenannte
verbummelte Studenten, die mit ihrem unvollständigen Wissen
soeben durch ein Abitur gekommen sind, anrichten können. Gerade
dem Problem der Halbbildung können wir am besten dadurch begegnen,
dass wir jungen Menschen in den Berufen, wie ich sie eben kennzeichnete
und in denen sie etwas Besonders leisten müssen, eben diese
vollständige Bildung mitgeben. Die Realschule soll eine abgerundete
Ausbildung vermitteln, während der Bildungsweg des jungen Menschen
nach sechsjährigem Besuch der Höheren Schule naturgemäß abgebrochen
und damit unvollständig ist. Es muss also eine wahre grundständige
Bildung sein."
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1895 erwarb Pastor Cremann das Haus der Witwe
Hantelmann zum Preis von 16 000 Mark für die katholische Gemeinde
zum Bau des Josef-Stiftes. Es wurde eingerichtet und nach feierlicher
Einweihung wurde im Jahr 1898 ein Kinderhort eröffnet.
Bald darauf folgte eine Handarbeitsschule. Beide Einrichtungen
wurden gut besucht.
Nach dem 1. Weltkrieg, 1918, trat das Josef-Stift auch mit karitativer
Hilfe hervor.
Für Arme wurde genäht und täglich fand eine Kinderspeisung statt.
Zur Erweiterung des Josef-Stiftes wurde im Jahre 1929 (das Nachbarhaus)
Kröners Tempel für 35 000 DM erworben. Die Bewohner des Tempels
wurden im Armenhaus "Wilhelmshöhe" untergebracht. Das Richtfest
des schönen Erweiterungsbaus konnte 1931 gefeiert werden. Im
Jahr 1939 musste ein Lazarett für hundert Verwundete darin eingerichtet
werden. Von Mai 1945 bis Februar 1946 besetzten Engländer die
Räume des Neubaus. Speisungen für Schulen und Ostflüchtlinge
wurden durchgeführt, Armen und Notleidenden nach Kräften geholfen.
Der schöne Bruchsteinbau mit seinem gepflegten Garten ist eine
Zierde der Stadt. Gegenüber Kröners Tempel lag das Haus des
Schlachters Bayer. An ihm führt der Weg vom Oberen Markt zur
Schulstraße vorbei. Da das Haus räumlich sehr beengt war, musste
die Metzgerei 1933 aufgegeben werden. Nun kam angrenzend Meesen
Höffken mit einem alten Fachwerkbau, der früher zum Brauen von
Bier benutzt wurde. Dann folgten vier nebeneinander liegende
Häuser, über deren spitze Giebel der Kirchturm herüberschaut.
Sie gehören zur Kanalstraße, aber ihre Fronten sind dem Kirchplatz
zugekehrt. Zunächst das ehemals Eschmann, dann Meese gehörende
Haus fiel dem Brand der Meesenburg 1923 zum Opfer.
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Im Jahr darauf erfolgte die Einweihung der neuen
Schule. In Erinnerung an das Leben und Wirken von Papst Johannes
XXIII nannte sie sich fortan "Roncalli-Schule". Anfang 1978
ging die Roncalli-Schule in die Trägerschaft des Bistums Münster
über. Auch im 85. Jahr ihres Bestehens wird die Bischöfliche
Mädchenrealschule, die sich als Angebots-Schule versteht, von
einem breiten Elternkreis angenommen. 1986 erreichte sie mit
590 Mädchen einen neuen Höchststand in der Entwicklung ihrer
Schülerzahl. Das 85jährige Bestehen feiert die Roncalli-Realschule
nächsten Freitag (1987) ab 8.30 Uhr in der Schule mit folgendem
Programmablauf: Gottesdienst, einleitende Worte durch Frau Direktorin
Kruse, Vorführungen durch jeweils eine Klasse der Unter-, Mittel-
und Oberstufe:
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"Romeo und Julia im neuen deutschen Stil",
"Vietnamesicher Tanz",
"Der Kiesel", "Sport, Sport, - sportlich !"
"Lehrerkonferenz 1902"
, Lehrerband: " Die Roncalli-Haertbreakers".
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St.-Joseph-Stift - Ecke Kanalstraße / Schulstraße |
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Die verschiedenen Tätigkeitszweige im Josefsstift
und der Andrang zur Mädchenmittelschule hatte sich so ausgedehnt,
daß das Haus zu klein wurde und ein Neubau in Aussicht genommen
werden musste. Der Krönersche "Tempel" mit Garten, die sich
bis in die Schulstraße erstreckten, wurde angekauft. Mit dem
jetzigen, in jeder Hinsicht modernen Bau, wurde 1930 begonnen
und schon 1931 konnten die Schülerinnen ihre engen Räume im
Altbau vertauschen mit den schönen, freundlichen und sonnigen
Räumen des Neubaus.
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Foto. Sammlung
Suer |
St.-Joseph-Stift
- Um 1970
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Ostern 1944 wurde die letzte 6. Klasse entlassen.
Damit hatte die private Mädchenmittelschule vorerst ihr Ende
erreicht. Die Wiedereröffnung der Schule erfolgte am 31. Oktober
1945. Mit mehr als 250 Schülerinnen beider Konfessionen wurde
der Anfang gemacht. 2*
Das St.-Josef-Stift wurde im April 1982 abgerissen. 1973
Neubau als Roncalli-Realschule an der Roncallistraße. Auf dem
Grundstück des ehem. wurde 1985 ein Wohn- und Geschäftskomplex.
(Ecke Kanalstraße/ Synagogenstr:) gebaut.
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Siehe auch unsere Webseite - Ibbenbüren
im Wandel der Zeit - Synagogenstraße/Schulstraße |
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Der Krönersche "Tempel"
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Mädchenschule
im St.-Joseph-Stift
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St.-Josef-Stift - Oberstadt - Um 1932 |
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Am 16. April 1902 wurde die neue höhere
Mädchenschule im St. Josef-Sstift eröffnet, Die verschiedenen
Tätigkeitszweige im Josef-Stift und der Andrang zur Mädchenmittelschule
hatte sich so ausgedehnt, daß das Haus zu klein wurde und ein
Neubau in Aussicht genommen werden mußte.
Die verschiedenen Tätigkeitszweige im Josef-Stift und
der Andrang zur Mädchenmittelschule hatte sich so ausgedehnt,
daß das Haus zu klein wurde und ein Neubau in Aussicht genommen
werden mußte. Der Krönersche "Tempel" mit Garten, die
sich bis in die Schulstraße erstreckten, wurde angekauft. Mit
dem jetzigen, in jeder Hinsicht modernen Bau, wurde 1930 begonnen
und schon 1931 konnten die Schülerinnen ihre engen Räume im
Altbau vertauschen mit den schönen, freundlichen und sonnigen
Räumen des Neubaus.
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Oberstadt mit St.-Josef-Stift - Um 1935 |
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St.-Josef-Stift - Oberstadt
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St.-Josef-Stift - Oberstadt
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St.-Josef-Stift - Schulhof
- Um 1963
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Bodelschwingh Krankenhaus
und
St.-Josef-Stift - Oberstadt
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1. 1929 wurde der Besitz "Kröners
Tempel" an die kath. Kirchengemeinde verkauft. Schulstraße,
links Gelbe Schule, Mitte
St. Josef Stift, Kröners Tempel
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2: St.-Josef-Stift - Ecke Schulstraße
/Kanalstr: - 1931 auf dem ehem. Grundstück "Kröners Tempel"
erbaut. Das St.-Josef-Stift wurde im April 1982 abgebrochen.
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. 3. Blick von dem Kirchturm
der
Christuskirche über die Kanalstraße zur
Roggenkampstraße und zum Klinikum
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Fotos: 1.Sammlung Suer - 2. Leesmann - 3. Bucken |
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Mit dem modernen Bau, wurde 1930 begonnen und schon 1931 konnten
die Schülerinnen ihre engen Räume
im Altbau vertauschen mit den schönen, freundlichen und sonnigen
Räumen des Neubaus. beziehen |
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St.-Josef-Stift
- Schulhof - 1962, ca.
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St.-Josfh-Stift
- Schulhof - 1962, ca.
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St.-Josef-Stift
- Kanalstra0e
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St.-Josef-Stift
- Kanalstraße 1952
Foto - Dreverhoff
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St.-Josef-Stift
- Kanalstra0e
Foto - Förster
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Turnhalle
Mädchenrealschule
Josef-Stift - 1963
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Krönersche
"Tempel" - Josef-Stift
1930 < < < ----- > > >1962
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Josef-Stift
mit Splitterschutz, links Höhere
Töchterschule - 12.08.1943
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Lnks lm Bild das Josef-Stift
Ecke Kanalstraße-Schulstraße
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Josef-Stift - Schulstraße
1943
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Abbruch Josef-Stift
-1982
Foto
- Michael Börger
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Abbruch Josef-Stift
-1982
Foto
- Michael Börger
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Josef-Stift ist verschwunden Neue
Bebauung an der Kanalstr. - 1993
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Josef-Stift ist verschwunden Neue
Bebaung links an der Kanalstr. - 1993
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Fotos: - Overberg Suer - Dreverhoff - Börger
- Förster - Jürgen Plake - Th. Bußmann - Embscher
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AK - St.Josef-Stift - ©
W. Budke
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AK - St.Josef-Stift - ©
Kipp
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AK - St.Josef-Stift
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AK - St.Josef-Stift
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AK - St.Josef-Stift - ©
Kipp
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AK - St.Josef-Stift - ©
Kipp
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Roncalli Schule Ibbenbüren
Am 1. November 1973 konnte das neue, modern eingerichtete Schulgebäude
bezogen werden. In Erinnerung an
das Leben Papst Johannes XXIII., dessen bürgerlicher Name Angelo
Giuseppe Roncalli war nannte die Schule
sich fortan Roncalli-Realschule
. Nicht ohne Grund wurde Papst Johannes XXIII. zum Namenspatron
der Schule gewählt. Er setzte sich Zeit
seines Lebens für eine Verständigung zwischen den Völkern ein. |
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Roncalli Schule - Ibbenbüren |
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Mit vierzehn Schülerinnen begann im
St. Josef-Stift am 16. April 1902 das erste Schuljahr der damaligen
Höheren Töchterschule unter Trägerschaft der St. Mauritius-Gemeinde.
Lehrerinnen waren die Schwestern von der Göttlichen Vorsehung.
Die Schule wurde von der Bevölkerung sehr gut angenommen. Im
Jahre 1927 erhielt sie die staatliche Anerkennung als Mittelschule
mit dem Recht, die Mittlere Reife zu erteilen. Bilder aus den
ersten Jahrzehnten der Schule lassen eine Zeit lebendig werden,
die für unsere Generation schon Geschichte ist. Sie zeigen Mädchen
– adrett in dunklen Kleidern und weißen Schürzen – gemeinsam
mit ihren Lehrerinnen, den Schwestern von der Göttlichen Vorsehung.
Die Bilder strahlen eine große Ernsthaftigkeit und Aufmerksamkeit
aus, aber gleichzeitig auch eine fröhliche Ausgeglichenheit.
Aus den Zeilen der Schwestern sprechen Liebe und Fürsorge, Freude
am erzieherischen Wirken und Verantwortung vor dem Schöpfer.
Während des dunkelsten Kapitels der deutschen Geschichte wurde
die positive Entwicklung der Schule gebremst, denn auch das
St. Josef-Stift blieb von den Übergriffen durch das nationalsozialistische
Regime nicht verschont. Im Rahmen von Hitlers Gleichschaltungspolitik
aller Lebensbereiche war eine christliche Erziehung nicht erwünscht.
Sehr sorgenvoll, allerdings auch vorsichtig kommentierten die
Schwestern in der Chronik den von den Nationalsozialisten verfügten
Aufnahmestopp. So ist über den 17. April 1939 zu lesen: „24
Schülerinnen waren angemeldet für die Sexta, durften aber nicht
aufgenommen werden laut Erlass zwei Tage vor Schulanfang. Die
Schule müsste gemäß ministeriellem Erlass allmählich abbauen."
Gleichzeitig wurde massiver Einfluss auf die Schülerinnen des
St. Josef-Stifts genommen, indem im November desselben Jahres
Schulrat und Regierungsrat in die Klassen gingen, um die Mädchen
zu überreden, doch die neue staatliche Wirtschaftsschule zu
besuchen. Mit der Entlassung der letzten acht Schülerinnen wurde
die Schule dann im Frühjahr 1944 geschlossen.
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Trotz großer Beschädigungen, die durch Artilleriebeschuss
in den letzten Kriegstagen am Gebäude entstanden waren, begann
der Unterricht mit sieben Schwestern, zwei weltlichen Lehrkräften
und 250 Schülerinnen 1945 neu. Es ist bewundernswert, wie wenig
die Schwestern sich entmutigen ließen und im Vertrauen auf Gott
an die Zukunft glaubten. „Und Gott hat gesorgt! Die höhere Mädchenschule
wird wieder eröffnet!", so beginnt ein neues Kapitel in der
Geschichte der Schule. Die Schule erfuhr einen breiten Zuspruch.
Bereits 1950 erreichte sie mit 367 Schülerinnen die voll ausgebaute
Doppelzügigkeit. Die steigenden Schülerzahlen der folgenden
Jahre schufen Raumprobleme im St. Josef-Stift, die den Schulträger
zu Neubauplänen veranlassten. Am 1. November 1973 konnte das
neue, modern eingerichtete Schulgebäude bezogen werden. In Erinnerung
an das Leben Papst Johannes XXIII., dessen bürgerlicher Name
Angelo Giuseppe Roncalli war, nannte die Schule sich fortan
Roncalli-Realschule. Nicht ohne Grund wurde Papst Johannes XXIII.
zum Namenspatron der Schule gewählt. Er setzte sich Zeit seines
Lebens für eine Verständigung zwischen den Völkern ein. Noch
wenige Monate vor seinem Tod im Juni 1963 unterschrieb er die
Enzyklika „Pacem in terris“, einen großen Entwurf für den Weltfrieden,
in dem die Menschen verschiedener religiöser und politischer
Anschauungen in Harmonie, Gerechtigkeit, Sicherheit und Frieden
leben.
1978 ging die Roncalli-Schule in die Trägerschaft des Bistums
Münster über. Seit 1991 ist sie auch für Jungen geöffnet.
Quelle: Roncalli Schule Ibbenbüren
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Roncalli Schule Ibbenbüren - 2019 - /Roncallistraße
9 - 49477 Ibbenbüren
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Roncalli Realschule - Ibbenbüren
- 2019
Roncallistraße 9
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Roncalli Realschule - Ibbenbüren
- 2019
Roncallistraße 9
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Roncalli Realschule - Ibbenbüren
- 2019
Roncallistraße 9
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Roncalli Realschule - Ibbenbüren
- 2019
Roncallistraße 9
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Roncalli Realschule - Ibbenbüren
- 2019
Roncallistraße 9
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Roncalli Realschule - Ibbenbüren
- 2019
Roncallistraße 9
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Fotos: Werner Suer - September 2019 |
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Roncalli-Schule - Postadresse: Roncallistraße
9 - 49477 Ibbenbüren - Telefon: 05 |
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Bücher zum Thema :: Das
St.Josef-Stift in Ibbenbüren |
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Ibbenbüren einst und jetzt
Von Anton Rosen
Ibbenbürener Vereinsdruckerei,
1952
Umfang: 535 S. : Ill., Kt.
Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Archiv-Bestand
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Tim und Opa in Ibbenbüren,
Geschichten und Fotos aus den 1950er Jahren
von Annette Bucken
Schriftenreihe des Stadtmuseums Ibbenbüren - Band 5
Hrsg. Förderverein Stadtmuseum Ibbenbüren e. V., Ibbenbüren
Druck: Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH Ibbenbüren,
28. November 2012
124 Seiten
Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH - http://www.ivd.de
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bbenbüren Vom ländlichen Kirchspiel zur modernen Stadt
Von Friedrich Ernst Hunsche
Mit einem geologischen Beitrag v. Gerhard Keller.
Verlag Bernhard Scholten 1974
223 Seiten
Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Archiv-Bestand
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Alt-Ibbenbüren - Bilder Berichte Geschichten
von Friedrich E Hunsche (Autor),
Bernhard Holwitt (Autor)
2. überarbeitete und erweiterte Auflage: Dezember 1980
Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH 1980 -
Gebundene Ausgabe: - 272 Seiten
ISBN-10: 3921290031 ISBN-13: 978-3921290033
Ibbenbürener Vereinsdruckerei
Stadtmuseum Ibbenbüren -
Im Archiv-Bestand
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rchiv-
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Links zum Thema :: Roncalli Schule |
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Quellen: Alt-Ibbenbüren - Von Friedrich
E. Hunsche Bernhard Holwitt - Herausgeber IVZ - Dezember 1980
850 Jahre Ibbenbüren -Historischer Verein Ibbenbüren 1996
- IVZ Heimat-Zeitung 31 Mai 1984 - IVZ
- Online
Fotos - Archiv Stadtmuseum - Stadt Ibbenbüren - Archiv
W. Suer
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Bild oben, Ibbenbüren - Oberer Markt
um 1930 - Sammlung Suer (Merseburger)
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© Förderverein Stadtmuseum Ibbenbüren
e. V.
Breite Straße 9 - 49477 Ibbenbüren
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