|
Sie sind hier: Stadtgeschichte >
Aufsätze zur Geschichte Ibbenbürens > Die Voßschulten Mühle
im Rehdiek |
|
Dickenberger Stollen - Werdegang
der Voßschulten Mühle im Rehdiek
|
|
|
1771 - Der tiefe Dickenberger Stollen
Der tiefe Dickenberger Stollen ist ein Stollen im Ibbenbürener
Steinkohlenrevier. Er liegt im Ibbenbürener Ortsteil Püsselbüren
am Rande des Schafberges. Er diente der Grube Dickenberg
und später der Zeche Westfeld zur Ableitung des Grubenwassers.
Heute fließt das Grubenwasser des überfluteten Westfeldes noch
aus dem Stollen, da dieser der tiefstgelegene im Westfeld ist.
Da die Vorräte des höher gelegenen Dickenberger Stollens zur
Neige gingen, wurde 1771 der tiefe Dickenberger Stollen zur
Wasserableitung der Grube Dickenberg angelegt. Am westlichen
Fuße des Berges wurde zwischen den Ortschaften Püsselbüren und
Uffeln der Stollen begonnen.
|
|
|
|
Foto: Werner Suer - 2013 |
Stollenmundloch - Dickenberger
Tiefenstollen
|
|
|
Nach 615. m durch Sand und Gesteinsschichten
jüngeren Alters wurde der Sandstein des Kohlengebirges angefahren.
Als erstes wurde das Flöz Franz angefahren. Nachdem der Stollen
weitere 398 m in das Gebirge getrieben worden war, wurde das
Flöz Dickenberg erreicht. Diese befand sich hier 59 m unter
der Stollensohle des Dickenberger Stollens der nun Dickenberger
Oberstollen genannt wurde.
Die Eingesessenen der Obergrafschaft Lingen wurden zu Hand-
und Spanndiensten beim Vortrieb des Stollens eingesetzt. Sie
erhielten als Entgelt 6 Stüber. Das Wasser dieses Stollens floss
in unregelmäßigen Lauf ab, soweit es nicht versickerte floss
es bei Gravenhorst in die Ibbenbürener Aa. Später nutzte es
die Gravenhorster Eisenhütte zum Waschen der Erze und als Antrieb
eines Wasserrades. Außer der Grube Dickenberg wurden die Grube
Glücksburg später entwässert. Seinen Endpunkt erreichte der
Dickenberger Stollen mit 7,5 km oberhalb Ibbenbürens am Von-der-Heydt-Schacht.
Später wurde die Zeche Westfeld mit dem Dickenberger Stollen
entwässert. Der Wilhelmschacht hob das Grubenwasser auf die
Stollensohle von der es abfloss. Mit der Stilllegung des Westfeldes
soff das Westfeld bis zur Dickenberger Stollensohle ab. Durch
den Stollen wird heute das Wasser des Westfeldes abgeführt.
|
|
|
1822 - "Voßschulten Mühle" war das Prachtstück unter 25
Mühlen in Ibbenbüren
Bis Anfang der 1960er Jahre war der imposante Mühlenkomplex
Voßschulte, eine ehemalige Zichorien-Mühle, als Kornmahl-, Öl-
und Sägemühle am Rehdiek in Betrieb. Sie wurde 1964 abgerissen
Die beiden hintereinander liegenden Wasserräder mit einem Durchmesser
von 3,25 Meter setzten das komplizierte Holzgetriebe in Gang.
Um ein Gefälle von vier Metern für das oberschlächtige Rad einer
Wassermühle zu schaffen, wurde der Graben des "Dickenberger
tiefen Stollens" in einem etwa 300 Meter langem Dammbett bis
zum Mühlenhaus Voßschulte geleitet. Hinter dem hölzernen Gerinne
befand sich im Gebäude das Mühlrad. Bis Anfang der 1960er Jahre
war am Stollenbach in Püsselbüren "Voßschulten Mühle" in Betrieb.
Die ungewöhnliche, große Kornmahl-, Öl- und Sägemühle war erwiesenermaßen,
was die Einrichtung anbelangt, ein Prachtstück unter den Wassermühlen
im Amt Ibbenbüren. Ein mächtiger Kollergang und eine Ölpresse
sorgten für die Gewinnung von Speise- und Lampenöl aus Raps-
und Hanfsamen und Bucheckern. Was aber kaum noch einer weiß,
diese Anlage war ursprünglich eine Zichorien-Mühle (Sie hatte
2 liegende Mahlsteine aber keinen Kollergang). Aus den getrockneten
Wurzeln der Zichorie wurde Kaffee-Ersatz, das viel begehrte
Produkt zum Aufgießen gewonnen und in stangenförmige Paketen
verpackt. Der Zichorien-Fabrikant Richtering war in Lengerich
bei Lingen, im Königreich Hannover "domiciliert", wie man in
der Akte des Staatsarchivs Münster lesen kann.
|
|
|
Als er im Jahre 1822 den Antrag stellte,
auf den Gründen des Colon Niermeyer in Püsselbüren eine oberschlächtige
Zichorien-Mühle anzulegen, gab es einen Sturm im Wasserglas.
Die Zichorien-Fabrikanten Joseph Brons aus Hopsten und Ch. Rohlmann
aus Bevergern legten Widerspruch beim Landrat in Tecklenburg
ein. Sie beriefen sich darauf, dass der Zweck der bestehenden
Zollgesetzgebung in Preußen doch kein anderer sein soll, als
inländische Fabriken und Gewerbe zu begünstigen. "Richtering
als Ausländer erfüllt bestimmt nicht seine Pfichten gegen König
und Vaterland!" Die Beschwerdeführer blitzten bei ihrem Landrat
ab, denn einen Monat darauf wurde dem Bauantragsteller die Konzession
erteilt. 1887 ging die Wassermühle am Stollenbach an
Heinrich 1 Voßschulte über. Dessen Sohn Heinrich 2 übernahm
sie 1911 und erweiterte sie durch einen Sägebetrieb
und schuf ein umfangreiches Unternehmen. Heinrich 1 Voßschulte
verstarb 1959. Seine beiden Söhne führten den Betrieb noch einige
Jahre weiter. Bei einem Wirbelsturm stürzte das alte Dach des
Mühlengebäudes ein und die Mühle stand nun still. Rektor Stake
vom Heimatverein und Albert Schwabe vom Dickenberg bemühten
sich um die Erhaltung, indem sie sich an die Denkmalbehörde
in Münster wandten. Das Land Nordrhein-Westfalen übernahm die
Mühleneinrichtung. Familie Voßschulte stellte die intakte Einrichtung
zur Verfügung. 1964 erfolgte der Abriss der Mühle. Die Mühleneinrichtung
wurde zuvor abgebaut und sollte daraufhin in einem Mühlengebäude
des Westfälischen Freilichtmuseums Hagen wieder eingebaut werden.
Das ist nicht geschehen! (Der Kollergang liegt immer
noch in Hagen-Breckerfeld, das Museum gibt ihn aber nicht mehr
an Arthur Voßschulte zurück). Dafür ist dort eine andere Mühle
errichtet worden, sehr zur Enttäuschung der Familie Voßschulte
und auch aller traditionsbewussten Heimatfreunde.
|
|
|
Quelle: Kaffeegeschichten aus Ibbenbüren, Artikel
von 2008 |
|
|
Voßschulten Mühle im Rehdiek |
|
|
1823 - Werdegang der Voßschulten Mühle im
Rehdiek
Unmittelbar an der Grenze der Bauerschaften Uffeln und
Püsselbüren existierte einst die für frühere Zeiten imponierende
Wassermühlenanlage von Voßschulte. Obgleich auf Püsselbürener
Gebiet am Rehdiek gelegen, war diese Kornmahl- und Sägemühle
im 19. und 20. Jahrhundert auch eine Uffelner Mühle, weil sie
von fast allen Uffelnern aufgesucht wurde. Die Einwohner der
weiten Bauerschaft Püsselbüren waren da schon wählerischer,
weil für viele Püsselbürener die Mühlen von Gravenhorst und
vom Dickenberg sowie auch die Werthmühle in näherer Entfernung
lagen. Karte TK 25 - 1920 >
|
|
|
|
Dazu kam, dass die Familie Voßschulte zum Uffelner
Pfarrbezirk zählte und sich in großer Treue der Bauerschaft
Uffeln und ihrer Marienkirche stets verbunden fühlte. Die
Gründung der Wassermühle geht auf das Jahr 1823 zurück. Der
Kolon Johann Caspar Richtering erbaute hier am Dickenberger
Stollenbach eine Zichorienmühle, wo aus den getrockneten Wurzeln
der Wegwarte die braunen Zichorienstangen hergestellt wurden,
ein viel begehrtes Produkt zum Aufgießen von Kaffee-Ersatz.
Richtering, der sich Zichorien-Fabrikant nannte, stammte aus
Gersten im Kreis Lingen, wo er den gleichen Betrieb in Form
einer Roßmühle besaß. Außerdem hatte der unternehmungsfreudige
Fabrikant im Jahr 1822 schon eine zweite Zichorienmühle in
Gravenhorst gebaut. Schließlich errichtete er hier am Stollenbach
mit einer weiteren Zichorienmühle ein Wunderwerk der Mühlenbaukunst.
|
|
|
Um ein Gefälle von vier Metern für das oberschlächtige
Rad einer Wassermühle zu schaffen, wurde der erwähnte Bach in
einem etwa 300 Meter langen Damm-Bett bis zum Mühlenhaus
geleitet. Im Jahre 1839 erweiterte Richtering die Mühle um einen
Kornmahlgang und eine Ölmühleneinrichtung. Das Wasser ergoss
sich über ein Gerinne in den überdachten Tunnel des großen Gebäudes,
wo zwei hintereinander liegende Wasserräder mit einem Durchmesser
von 3,25 Metern komplizierte Holzgetriebe in Gang setzten.
Im Zuge der umfangreichen Erweiterung entstand ein imposanter
zweistöckiger Mühlenbau in ländlicher Umgebung, ohne Zweifel
die größte Wassermühle des 19. Jahrhunderts im Mühlenort Ibbenbüren,
wie es sich bei den Nachforschungen des Berichterstatters ergab.
Im Jahr 1880 erwarb Kolon Heinrich Voßschulte sen. aus Emsdetten
die Mühle und verpachtete sie zunächst. Im Jahre 1911 übernahm
sein Sohn Heinrich Voßschulte die Anlage und machte sie mit
großem Unternehmungsgeist und Tatkraft zu einem bedeutenden
Wirtschaftsfaktor einer weiten Region. Er brachte ein besonderes
System in den Ablauf des Mahlgeschehens, indem er mittels zweier
Pferdefuhrwerke das Mahlgut auf dem Lande abholte und in Mehl
umtauschte. Die Mahlgebühr betrug in den dreißiger Jahren eine
Mark pro Zentner. Zwei Kutscher und zwei Müller waren beschäftigt.
Im Mühlenbau war auch ein Lebensmittelladen eingerichtet,
der von der Haushälterin von Heinrich 2, Frau Marieschen geleitet
wurde. Alteingesessene werden sich an sie erinnern, allgemein
"Fräulein" genannt, die bis an ihr Lebensende der Familie Voßschulte
treu diente. Das Lebensmittelgeschäft existierte bis
zum Jahre 1922. Von da ab wurde ein solcher Laden bei Josef
Köster eingerichtet.
|
|
|
Im Jahre 1929 erfolgte ein weiterer großräumiger
Anbau für eine Sägemühle, die ebenfalls mit Wasserkraft
arbeitete. Durch einen Dynamo zur Stromerzeugung wurde
der Großbetrieb autark. Heinrich Voßschulte war eine anerkannte
Persönlichkeit, seine Ehefrau Maria war die Seele des ganzen
Unternehmens. Heinrich Voßschulte verstarb im Jahre 1959. Seine
Söhne führten den Betrieb noch einige Jahre weiter. Bei einem
Wirbelsturm stürzte das alte Dach des Mühlengebäudes ein und
die Mühle stand nun still. Rektor Stake vom Heimatverein Ibbenbüren
und Albert Schwabe vom Dickenberg bemühten sich um die Erhaltung
der Anlage, indem sie sich an die Denkmalbehörde in Münster
wandten. Das Land Nordrhein-Westfalen übernahm die Mühleneinrichtung.
Familie Voßschulte stellte die intakte Einrichtung kostenlos
zur Verfügung. 1964 erfolgte der Abriss der Mühle, die
Mühleneinrichtung wurde zuvor ausgebaut und sollte daraufhin
in einem Mühlengebäude des Westfälischen Freilicht-Museum Hagen
wieder eingebaut werden, das ist nicht geschehen. Dafür ist
dort eine andere alte Mühle errichtet worden, sehr zur Enttäuschung
der Familie Voßschulte und auch aller traditionsbewussten Heimatfreunde.
|
|
|
1919 - Der Landrat schreibt an den Bürgermeister
Der Mühlenbesitzer Heinrich Voßschulte in Püsselbüren, Gemeinde
Ibbenbüren-Land, hat das Recht, das Wasser des Stollbaches
bei Betriebsstörungen in seiner Mühle auf dem Grundstück Gemarkung
Ibbenbüren-Land Flur 8 Nr. 498/279, 499/279 und 500/280 durch
den östlich der Parzelle 501/260 vom Stollenbach abzweigenden
und etwa unterhalb der Mühle ihn wieder einmündenden Umflutgraben
abzuleiten. Die Ausübung des Rechtes während eines Zeitraumes
von mehr als 10 Jahren vor dem 1. Januar 1912 ist glaubhaft
dargetan. (Blatt 24 der Akten). Die gesamten Unterlangen befinden
sich in Blatt 18 bis Blatt N der Akten. Auf die Eintragung im
Wasserbuch, Abteilung A, Unterabteilung, lfd. Nr. 2 wird verwiesen.
Eingetragen auf Grund des Antrages vom 26. April 1919. 1 Heft
Projektstücke liegt bei.
|
|
|
Quelle: Buch - Uffeln - Geschichte eines Ibbenbürener
Ortsteils |
|
|
An den Herrn Bürgermeister
des Amtes als
Wasser- Polizeibehörde in Ibbenbüren
Zur Niederlegung gemäß § 183 Absatz 3 des Wassergesetzes
|
|
|
1925 - Erläuterungen
zum Antrage des Mühlenbesitzers Vossschulte auf Eintragung eines
Wasserbenutzungsrechts im Wasserbuch.
Die Wasserbenutzungsanlage des Antragsstellers liegt in Püsselbüren,
Gemeinde Ibbenbürener Land. Sie erhält ihr Betriebswasser aus
dem ca. 300 m oberhalb der Mühle zu Tage tretenden Dickenberger
Stollenbach. Der Stollenbach liegt auf dieser ganzen Stecke
bis zur Mühle im aufgetragenen Damm. Ein Aufstau des Wassers
an der Benutzungsstelle tritt nicht ein, da das Wasser ungehindert
abfließen muss.
Es sind lediglich zwei Einlass-Schleusen zum Antrieb des einen
oder anderen Wasserrades angebracht von 0,75 u. 0,85 m lichte
Weite für die vorhandenen zwei oberschlächtigen Wasserräder,
die 3,70 u. 3,25 m Durchmesser aufweisen. Mit den Wasserrädern
wird eine Kornmühle sowie eine Säge- u. Oelmühle betrieben.
Im Fall eintretender Betriebsstörungen wird das Wasser durch
den Umflutgraben vermittels eines einfachen Überfalls abgeleitet
(vgl. Übersichtskarte) und etwa 500 m unterhalb der Mühle den
Stollenbach wieder zugeführt.
|
|
|
Tecklenburg, den 2. Februar 1925.
Mengenroth
Kreiswiesenbaumeister
|
|
|
Quelle: Buch - Uffeln - Geschichte eines Ibbenbürener
Ortsteils |
|
|
|
|
|
|
|
1. Mühle noch ohne Schuppen
|
2. Mühle mit Gerinne - 1927
|
3. Mühle mit Schleppdach - 1927
|
|
|
Foto: 1 - Ostseite, Rückseite der
Mühle, noch ohne Schuppen, das Gerinne geht unter einem Bogen
in das Mühlengebäude, Heinrich 2 Voßschulte, geb. 1882 und 2 Müller,
Foto um 1927 |
|
|
Foto: 2 - Mühle mit Gerinne durch
den Schuppen in die Mühle und links das alte Wohnhaus am Rehdiek,
vor dem Pferdewagen der Brunnen, Foto um 1927 |
|
|
Foto: 3 - Mühle mit Schleppdach
nach Westen zum Rehdiek, dahinter der Pferdestall Foto um 1927.
In dem Stallgebäude war 1823 auch eine Wohnung. Links neben der
Holztür verlässt der Stollenbach die Mühle. |
|
|
1927 - Die Mühle am Dickenberger Stollen
Mühle Voßschulte aus "Heimat
und Leben" 1927, S. 939
In Püsselbüren, nach dem Ems-Weser-Kanal und der Straßenkreuzung
Osnabrück- Rheine mit Ibbenbüren- Hopsten befindet sich das
Mundloch des 7,5 Kilometer langen, bis zum Oeynhausen-Schacht
reichenden Dickenberger Stollens (von 1771). Man ist enttäuscht
von der kleinen Mundlochöffnung dieses langen Stollens. Sie
ist nur 80 Zentimeter breit und 1,2 Meter über Schienenoberkante
hoch. (beim Bau des Stollens waren wohl Schienen verlegt worden)
Diese geringen Abmessungen erklären sich damit, dass der Stollen
nur zur Wasserableitung dienen sollte und diesen Zweck auch
jetzt noch erfüllt. Viel Wasser, rostbraun gefärbt, entrinnt
dauernd seinem Mundloch. Dieses hat Anlass zur Errichtung einer
Mühlenanlage in etwa 300 Meter Entfernung vom Stollenmundloch
anfangs der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts gegeben.
Das für ein oberschlächtiges Mühlrad notwendige Gefälle wurde
dadurch gewonnen, dass das dem Stollen entrinnende Wasser auf
einem aufgeworfenen Damm einige hundert Meter weit waagerecht
oder doch nur mit geringem Gefälle fortgeleitet wurde. Am Ende
des Dammes beträgt das ausnutzbare Wassergefälle etwa 5 Meter,
senkrecht gemessen. In dem massiv errichteten Mühlengebäude
wird mit einem Wasserrad von 4,8 Meter Durchmesser eine
Mahlmühle mit zwei Gängen betrieben. Das hölzerne Rädergetriebe
ist alt und so eigenartig angeordnet, wie wir es bisher nicht
gefunden haben. Auf der Achse des Wasserrades sitzt ein Holz-Rad
von 2 Meter Durchmesser, das mit seitlicher Verzahnung eingreift
in die Verzahnung eines Rades von 1,2 Meter Durchmesser, das
unten auf der aufrecht stehenden Königspindel von 30 Zentimeter
Stärke sitzt.
|
|
|
|
|
|
5. Rückseite der Mühle mit dem Gerinne, vom
Schuppen kommend
|
|
|
Foto 5: Rückseite der Mühle
mit dem Gerinne, vom Schuppen kommend, Türsturz der unteren
Tür mit Jahreszahl, vermutlich 1887 - das dürfte das Baujahr
der Mühle sein. Der Vorbesitzer vor Richtering ist nicht bekannt.
Das Gerinne war ein Holzkasten-Graben oben auf dem Damm zum
Mundloch, mit 40 cm Breite und 70 cm Tiefe
|
|
|
Die Königspindel reicht bis oben zum Deckenbalken,
ist in diesem gelagert und trägt hier oben ein Stern-Rad von
2,50 Meter Durchmesser. Dieses greift rechts und links in Stabräder
von 60 Zentimeter Durchmesser, die auf hölzernen Spindeln sitzen,
die abwärts zu den beiden Mahlgängen geführt sind und mit starker,
eiserner Gabel das Kreuz aus Eisen, das von unten in den oberen
Mahlstein eingelassen ist, erfassen und dieses nebst Mahlstein
in Umdrehung versetzt. Kreuz und Mahlstein werden getragen von
der unteren Spindel, die auf einem auf und ab beweglichen Lagerbalken
ruht. Auf der anderen Seite des Wasserrades, der Mahlmühle gegenüber
im Kellergeschoß befindet sich eine alte Ölmühleneinrichtung.
Besonders auffallend an dieser ist das mächtige, waagerecht
liegende hölzerne Kammrad von 3,5 Meter Durchmesser, das von
der senkrechten Spindel getragen wird, die die beiden Walzsteine
bewegt. Die Keil-Ölpresses ist im 1. Weltkriege durch eine neuzeitliche
Kolbenpresse ersetzt worden, die mit gewaltigem Druck das Öl
dem zerquetschten Samen austreibt und 250 Atmosphären zu erzeugen
vermag. In späterer Zeit ist ein zweites Wasserrad seitlich
von dem ersten eingebaut worden, das mittelst Riemen und Riemenscheiben
eine Transmission antreibt, von der aus andere Betriebe bewegt
werden, zunächst ein dritter, neuzeitlicher Mahlgang.
|
|
|
|
|
|
|
|
7. Wasserrad in der Grube
|
9. Abbau Mühlrad
|
8. Ölmühle mit 2 Mühlsteinen vom Kollergang
|
|
|
Foto: 7 - Im Mühlengebäude war
das oberschlächtige Wasserrad in der Grube. Blick nach draußen
auf den
Damm. Der Schuppen fehlt bereits |
|
|
Foto: 8 - Die Ölmühle mit den 2
Mühlsteinen vom Kollergang, wohl aus Ibbenb. Sandstein, Foto 1964
durch das
Freilichtmuseum Hagen. Auf dem Kollergang fuhren Voßschulten Kinder
Karussell, das war gefährlich. |
|
|
Foto: 9 - Foto
vom Mühlrad beim Abbau 1964 durch das Freilichtmuseum Hagen |
|
|
Bei diesem ist die Einrichtung getroffen, dass
er, um das Wasser auch nachts auszunutzen, ohne Aufsicht und
Bedienung in Betrieb sein kann. Ein hochgelegtes Silo wird mit
einer für den Nachtbetrieb ausreichenden Menge Getreide gefüllt,
von dem durch eine genau einstellbare Öffnung das für den Mahlgang
richtig bemessene Quantum dauernd abfließt. Das Mehl wird durch
einen Elevator einem anderen Silo zugehoben, aus dem es am Tage
in Säcke gefüllt wird. Als dritter Mühlenbetrieb ist eine Holzschneiderei
mit Horizontalgatter vorhanden, das von der Transmission angetrieben
wird. Auch elektrischer Strom für den eigenen Bedarf
wird von einem Dynamo erzeugt. Die Mühle wurde 1823 von Richtering
aus Lengerich bei Lingen erbaut und als Zichorien-Mühle
errichtet. Nach der Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde sie
weiter aufgebaut, zunächst als Mahlmühle, später auch als Öl-,
Bocke- und Knochenmühle. Anfangs der 60er Jahre erwarb Kolon
Hemesch die Mühlenanlage. Von ihm übernahm sie 1882 der
Hofbesitzer Voßschulte aus Emsdetten, der sie zunächst verpachtete
und später, etwa seit Anfang dieses Jahrhunderts selbst betrieb.
|
|
|
Quelle: "Heimat und Leben" 1927, S. 939 |
|
|
|
|
|
|
|
12. Der Stollenbach
|
13. Der Damm
|
14. Rückseite der Mühle mit dem Gerinne
|
|
|
Foto: 12 - Der Stollenbach,
nachdem er die Mühle nach Süden verlässt |
|
|
Foto: 13 - Der
Damm des ehem. Stollenbachs. Blick zum Mundloch des Dickenberger
Stollens |
|
|
Foto: 14 - Rückseite
der Mühle mit dem Gerinne auf das Mühlrad im Mühlengebäude
rechts..(5) |
|
|
1963
Hypotheken- und Grundstücksmakler
B. Laakmann
Kanalhafen über Rheine
|
|
|
An den
Landeskonservator von Westfalen - Lippe
44 Münster
Salzstr. 38
|
|
|
Sehr geehrte Herren !
Betr.: Oelmühle Voßschulte
Von der Besitzerin habe ich den Alleinauftrag erhalten, die
Oelmühle zu verkaufen und das Gebäude für eine Lagerhaltung
zu verpachten. Da es sich meines Wissens um eine sehr alte,
nur noch einmalig vorkommende, ganz aus Holz bestehende Oelmühle
handelt und Sie Wert auf diese alte Mühle und deren Erhaltung
legen, biete ich sie Ihnen als Erstem zum Kauf an. Ich erbitte
Ihre Nachricht.
Hochachtungsvoll
Quelle: Karl Heuckmann
|
|
|
1964
Übernahme-Vertrag
für die Übernahme der technischen Einrichtung und Konstruktionen
der Ölmühle in Ibbenbüren-Püsselbüren, Inhaberin: Frau Maria
Voßschulte. Zwischen Frau Maria Voßschulte 453 Ibbenbüren-Püsselbüren,
Rehdiek 37 und dem Westfälischen Freilichtmuseum Techn.
Kulturdenkmale in 58 Hagen, Bergstraße 81, wird folgender Übernahme-Vertrag
vereinbart: Frau Maria Voßschulte überlässt dem Westfälischen
Freilichtmuseum Technischer Kulturdenkmale in Hagen die technische
Einrichtung und die Konstruktion der Mühle kostenlos. Das Westfälische
Freilichtmuseum übernimmt den Ausbau und Abtransport der genannten
Gegenstände.
Hagen, 16. Juli 1964
Westfälisches Freilichtmuseum Technischer Kulturdenkmale
5800 Hagen,
Bergstraße 81
i. V. Lütz Ibbenbüren-Püsselbüren, den 24. 7.1964
Frau Maria Voßschulte
Rehdiek 37
Quelle: Karl Heuckmann
|
|
|
1991
Westfälisches Freilichtmuseum Hagen
Hagen. den 23.10.1991
Landesmuseum für Handwerk und Technik
Auskunft erteilt: Herr Dr. Kleinert Tel.; 02331/7807-13 Fax:
02331/7807-20
Herrn
Karl Heuckmann
Bertastr. 47
4530 Ibbenbüren
Sehr geehrter Herr Heuckmann, in Beantwortung Ihres Schreibens
vom 15.10.1991 kann ich Ihnen mitteilen, dass unser Museum am
07.09.1964 die wenigen noch erhaltenen Teile der schon
halb abgerissenen Mühle übernommen hat. Wie Sie den in Kopie
beigefügten Bildern entnehmen können, befand sich die Mühle
bereits in äußerst desolatem Zustand (nach einem Sturm stürzte
das Dach ein), so dass die Bauordnungsbehörde den Abbruch des
Gebäudes forderte. Nachdem das Museum später eine nahezu vollständig
erhaltene Ölmühle aus Gielau übernehmen konnte, bestand
für den Einbau der Teile aus der Ölmühle von Voßschulte kein
Bedarf mehr. Diese Teile sind nach wie vor in unserem Magazin
eingelagert.
Mit freundlichen Grüßen
i. V.
Dr. Ing. Christian Kleinert
(Oberkustos)
Quelle: Karl Heuckmann
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Abriss der Mühle 1964. Rechts ist Maria Voßschulte
geb. Droste aus Hopsten. Sie nimmt Abschied von
ihrer Mühle. Links ist Reckers Maria aus Dreierwalde.
|
|
|
Quelle: Buch - Uffeln - Geschichte eines Ibbenbürener
Ortsteils |
|
|
Chronologie
1771 Bau des Dickenberger tiefen Stollens
1785 etwa - Der Türsturz im Hof über der Tür in die Mühle
weist darauf hin, dass die Mühle vor Richtering
existierte
1823 Richtering hat eine Zichorienmühle
1834 Heinrich 1 Voßschulte. geboren
1862 neuer Mühlenbesitzer Hemesch
1882 Heinrich 1 Voßschulte kauft die Mühle von Hemesch
1882 Heinrich 2 Voßschulte, geboren
1893 kauft Heinrich 1 Voßschulte ein Grundstück an der
Mühle
1905 Pächter Heinrich Meßmann u. Müller Bernhard Sanders
1911 Heinrich 2 Voßschulte betreibt die Mühle
1922 Das Lebensmittelgeschäft im alten Wohnhaus wird geschlossen
1928 wird das kleine Wohnhaus bis auf den Keller abgerissen
und der Neubau entsteht dort
1929 Holz-Anbau der Sägemühle 1930 Heinrich 2 Voßschulte,
Kaufmann u. Mühlenbesitzer
1939 Heinr. 2 Voßschulte, Mühlenbesitzer u. Müllergehilfe
Echtermeyer u. Fuhrmann Johann Gosch, Elisabeth
Marischen
hilft im Haushalt
1953 ist der Damm nördlich der Mühle zwischen dem Weg und
der Mühle gebrochen und hat alles
überschwemmt,
Ursache war wohl eine Unterhöhlung durch die vielen Ratten.
1953 hat die Preussag den Stollenbach parallel zum alten
Damm ab dem nördlichen Weg verrohrt.
1959 Heinrich 2 ist verstorben
1962 Stillstand der Mühle nach Sturm u. Dach-Einsturz
1964 Abriss der Mühle |
|
|
Uffeln - Geschichte eines Ibbenbürener
Ortsteils
Rode, Helmut und Eßlage, Klemens
Herausgegeben von der Fastnacht Uffeln, 1994
Ibbenbürener Vereinsdruckerei, 1994
607 Seiten
ISBN 3-921290-78-3
Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH - http://www.ivd.de
Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand
|
|
|
|
Foto Seite oben - Zeichnung von August
Dorfmüller - Ibbenbüren 1844 |
© Förderverein Stadtmuseum Ibbenbüren
e. V. Breite Straße 9 - 49477 Ibbenbüren | |
| |
|