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Stadtgeschichte > Aufsätze zur Geschichte Ibbenbürens >
Meteoritenfall 1870 in Ibbenbüren |
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Meteoritenfall in Ibbenbüren am 17.6.1870
- Von Werner Suer |
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Dazu ein historischer Bericht vom Mitglied der
Akademie der Wissenschaften, Prof. vom Rath, Bonn, am 18.1.1872
über den Meteoriten von Ibbenbühren (Westphalen), der am 17.6.1870
gefallen ist.
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"Die erste Kunde dieses merkwürdigen Meteorsteinfalls
verdanke ich Herrn Prof. Heis in Münster. In einer gütigen Zuschrift
vom 27.7.1871 theilte mir derselbe mit, dass bereits vor mehr
als Jahresfrist, am 17.6.1870, ein Bauer in der Gegend von Ibbenbühren
unter Detonation und Lichterscheinung einen Stein zur Erde habe
fallen sehen. Nach zwei Tagen habe der Mann den Stein gefunden,
aufgehoben und in seinem Hause aufbewahrt, ohne ihm ein weiteres
Interesse zu schenken.
Bildunterschrift:
Meteorit "Ibbenbüren" im Museum
für Naturkunde Berlin, Dr. A. Greshake >>>
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Erst nach Verlauf eines Jahres habe der Bauer,
nachdem sein Sohn glücklich aus dem Kriege heimgeehrt war, sich
des Steins wieder erinnert und ihn auf den Rat eines Freundes
nach Münster zum Professor Heis getragen. Ich erkannte den Stein
sogleich als einen Meteoriten, schreibt Heis. Was denselben
besonders auszeichnet, ist seine helle Farbe. Glänzende Eisenkörnchen
sind nicht zu entdecken. Die Masse erscheint zu Theil deutlich
krystalliesiert, mit auffallend großen Spaltungsflächen. Das
Gewicht des Meteoriten beträgt 2.034 kg, sein spezifisches Gewicht
3,4. Einer ferneren Mittheilung des verdienstvollen Astronomen
entnehme ich noch die folgenden Angaben: "Nach Aussage jenes
Bauern geschah der Niederfall am Nachmittag gegen 2 Uhr unter
donnerähnlichem Getöse, das von vielen Leuten der Umgebung bis
in eine Entfernung von ¾ Wegstunden vernommen wurde. Eine blitzähnliche
Erscheinung soll dem Donner um eine Minute vorangegangen sein.
Drei Minuten später schien es dem Bauern, als ob in seiner Nähe,
einige hundert Schritte entfernt ein Gegenstand in den Boden
eingeschlagen sei. Bei diesem Niederfallen habe er ein Geräusch
vernommen, vergleichbar einer Schaufel, die man flach auf den
Boden schlägt. Auf meine Frage, ob wohl gleichzeitig ein Wölkchen
am Himmel beobachtet worden sei, wusste der Bauer nichts zu
erwidern. Er achtete mit seinem Begleiter so wenig auf diesen
Niedergang, dass er es nicht der Mühe wert fand, zu untersuchen,
ob mit dem scheinbaren Blitzschlag wirklich etwas zur Erden
niedergefallen war.
Zwei Tage später, als der Bauer wieder in dieser Gegend ist,
bemerkt er auf einem Fußweg einen Eindruck wie von einem Pferdehuf.
Bei näherer Untersuchung findet er ein 0,7 Meter in den Boden
gehendes Loch. Als er seinen Arm bis über den Ellenbogen hineinsteckt,
stößt er mit den Fingerspitzen auf einen am Grunde liegenden
Stein. Dieser zeigte sich, nachdem er ihn aus dem Loch herausgenommen
hatte, an seiner Oberfläche schwarz und an einem Ende zertrümmert,
ein Stein von einer Art, wie sie in der dortigen Gegend noch
nie gesehen wurde. Die Zertrümmerung muss vor dem Eintritt in
den Boden geschehen sein, denn ein kleineres etwa 30 Gramm schweres
Stück wurde 300 bis 400 Schritt entfernt aufgefunden. Auf die
Anfrage von Prof. Heis, ob die anderen, dem Stein offensichtlich
noch fehlenden weiteren Stücke noch aufgefunden werden könnten,
erwiderte der Bauer, dass dieses 1 Jahr nach dem Niedergang
wohl nicht mehr gelingen werde, weil ringsum weicher Moorboden
ist."
(Soweit der historische Bericht von 1872)
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Anhand der bekannten Koordinaten des Fundorts
konnte festgestellt werden, dass der Meteorit im Garten des
kleinen Hauses am Püsselbürener
Damm 61 niedergegangen war, damals stand dort noch kein
Haus.
Nachfragen bei älteren Personen und ein Presseartikel von Anton
Rosen erbrachten näheren Aufschluss über die Fundumstände.
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Damals raste besagter Meteorit mit 160 000 km/h
unter donnerartigem Getöse, welches im Umkreis von wenigstens
3 km zu hören war, im Westen Ibbenbürens Richtung Erde. Eine
Minute vorher sah der damalige Augenzeuge einen starken Lichtblitz.
Am 19.7.1870 fand ein Bauer auf einem Fußweg am Püsselbürener
Damm ein Loch im Boden, als ob der Huf eines Pferdes eingesunken
wäre. Er dachte sofort an den Vorfall vor 2 Tagen. Nachdem er
den ganzen Arm in das Loch gesteckt hatte, berührten seine Fingerspitzen
einen Stein. Er buddelte ihn aus u. sah, dass dieser mit einer
schwarzen Schmelzkruste bedeckt war, nur kleine Stellen waren
abgesplittert. Nachdem der Bauer den Vorfall erzählt hatte,
fand man nach langem Suchen etwa 200 Meter entfernt ein ca.
30 Gramm schweres Teilstück.
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Frau Egelkamp von der Westfeldmark erzählte mir
1998, dass ihre Oma immer erzählt hatte "durch den Einschlag
sind die Klärteiche entstanden", dabei meinte sie die ehemaligen
Teiche gegenüber von Bauer Meyer-Börgelmann am Püsselbürener
Damm. Sie machte sicher nur einen Scherz , aber der Ort des
Niedergangs war ihr sehr wohl bekannt. Damals hatte der Stein
ein Gewicht von 2034 Gramm, heute wiegt er noch 1600 Gramm.
Teile wurden abgeschlagen u. aufgeteilt für die großen Museen
von Wien bis New York und für Sammler. Nur Ibbenbüren als Namensgeber
für den Meteoriten ging leer aus. Es wäre sicher eine Attraktion
für den Ort, wenn sich Verantwortliche um eine Leihgabe oder
um ein kleines Stück vom Meteoriten- "Kuchen" bemühen würden.
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Werner Suer am 7.2.2015
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Historischer Bericht vom Mitglied der Akademie
der Wissenschaften, Prof. vom Rath, Bonn - 18.1.1872
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Seite 27
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Seite 28
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Seite 29
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Seite 30
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Seite 31
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Seite 32
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Seite 33
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Seite 34
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Seite 35
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Seite 36
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Meteorit von Ibbenbüren - Fig. 1
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Meteorit von Ibbenbüren - Fig. 2
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Quelle: Abbildung Meteorit 1 - 2 aus Bericht
vom Mitglied der Akademie der Wissenschaften, Prof. vom Rath;
Bonn
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Dazu schreibt Wikipedia ::
"Mit "krachendem Getöse", so haben es Zeitgenossen beschrieben,
fiel am 17.6.1870 um 14 Uhr in Ibbenbüren ein Meteorit vom Himmel
und schlug in der Nähe des Püsselbürener Damms ein. Damals lag
dieses Gebiet noch weit vom Stadtgebiet entfernt und war kaum
besiedelt. Da der Fall bei klarem und sonnigem Wetter geschah,
wurde der Meteorit bald darauf auf dem Feld gefunden. Der erste
bekannte Besitzer war Professor Heis aus Münster, der ihn am
6. November 1871 an das Mineralogische Museum in Berlin verkaufte.
In dessen Besitz sollen sich heute noch Teile des Himmelskörpers
befinden. Bereits 1898 tauchten Bruchstücke bei verschiedenen
Museen auf. Der ursprüngliche Meteorit hatte ein Gewicht von
2034 Gramm bei einer Dichte von 3,4 g/cm³."
Wikipedia - Ibbenbüren (Meteorit) - http://de.wikipedia.org/wiki/Ibbenb%C3%BCren_%28Meteorit%29
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Meteoritenfall 1870 in Ibbenbüren in der Presse :: |
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Heimat und Leben - Nr. 14 + 17 von 1930 -
Beilage zur IVZ :: Meteorsteinfälle in der heimischen
Gegend
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Heimat und Leben - Nr. 14
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Heimat und Leben - Nr. 17
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vom Dienstag, 22. Juli 1930
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vom Dienstag, 16. September 1930
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Quelle:
Heimat und Leben Nr. 14 - Beilage zur Ibbenbürener Volkszeitung.
Dienstag, den 22. Juli 1930
Heimat und Leben Nr. 17 - Beilage zur Ibbenbürener Volkszeitung.
Dienstag, den 16. September 1930 |
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Die IVZ berichtet am Mittwoch, 20.
Juni 2001 :: |
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Meteorit "Ibbenbüren" ist ein
Star im Berliner Museum
Stein mit einer schwarzen Schmelzkruste kam am 17. Juni
1870 aus dem Weltall
Ibbenbüren. Dr. Ansgar Greshake, Kustos der Meteoritensammlung
des Museums für Naturkunde der Humboldt-Universität
zu Berlin, gerät ins Schwärmen, wenn er den Namen
Ibbenbüren hört: "Das ist eines unserer schönsten
Stücke."
Gemeint ist damit der Meteorit "Ibbenbüren",
der am Institut für Mineralogie in Berlin zu den Stars
gehört. Und deshalb ist "Ibbenbüren" auch
der Blickfang des Internet-Auftrittes des Instituts. Das viel
auch dem Ibbenbürener Studenten Carsten Herkenhoff auf,
der gestern der IVZ-Redaktion mailte: "Was es nicht alles
gibt: 1870 ist in Ibbenbüren ein Meteorit runtergeplumpst
und irgendwer hat den gesammelt. Möchte zu gerne wissen,
wer den auf den Kopf gekriegt hat.
Nun, auf den Kopf bekommen hat den Meteoriten in der Nähe
Ibbenbürens damals niemand. Das sei sonst festgehalten
worden, meinte Ansgar Greshake gestern im Gespräch mit
der IVZ: Wohl aber wusste er einiges zum "Highlight"
der Ausstellung zu erzählen. Dr. Greshake: "Der Fall
des Meteoriten Ibbenbüren wurde am 17. Juni 1870 um 14
Uhr beobachtet. Augenzeugenberichten zufolge war der Niedergang
des Meteoriten mit einer lauten Detonation und einer Lichterscheinung
verbunden. Die genauen Koordinaten des Falls lauten 52 Grad
17 Minuten Nord und 7 Grad 42 Minuten Ost. Erst zwei Tage später
wurde der Meteorit selber gefunden. Es handelt sich um einen
einzelnen vollständigen etwa zwei Kiolgramm schweren Stein,
der komplett mit einer schwarzen Schmelzkruste überzogen
war. Diese entsteht durch die enorme Hitzeentwicklung beim Eintritt
ds Meteoriten in die Erdatmosphäre. Eine erste Beschreibung
und chemische Analyse lieferte G. vom Rath 1872. Es handelt
sich bei Ibbenbüren um einen sogenannten Achondriten. Dies
sind Meteorite, die durch Schmelzprozesse aus einem primitiven
ursprünglichen Material entstanden sind. Der größte
Teil des Meteoriten Ibbenbüren gelangte durch einen Ankauf
bei E. Heis (Münster) im November 1871 an das Mineralogisches
Museum der damaligen Kaiser-Wilhelm-Universität zu Berlin,
heute Museum für Naturkunde der Humboldt-Universität.
Die erhaltene Hauptmasse, die in der Öffentlichen Ausstellung
des Museums gezeigt wird, beträgt 1,6 Kilogramm. Das restliche
Material ist in vielen Museen der Welt (Wien, London, Paris,
Washington, New York) und auch in Privatsammlungen zu finden.
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Dr. Greshake merkte an, dass der Meteoritenmarkt
derzeit durch Neufunde in Afrika oder Asien mächtig in
Bewegung sei. "Viele Privatpersonen wollen Stücke
tauschen oder verkaufen, das ist eine Sammelleidenschaft wie
bei Briefmarken oder Münzen." Und dabei treten die
Sammler auch an Museen heran. Stellte sich die Frage: Was ist
denn unser "Ibbenbüren" wert? So um die 570 000
Markt, schätzte Experte Greshake. Doch das sei ein fiktiver
Preis, denn so ein Prachtstück gebe das Museum keinesfalls
aus der Hand.
Denn schließlich sei Ibbenbüren nicht nur ein schönes
sondern seltenes Exemplar. Greshake: "Meteoritenfälle
beziehungsweise- funde werden in Deutschland sehr selten beobachtet.
Insgesamt sind nur 41 in Deutschland gefundene Meteoriten bekannt.
Der älteste dokumentierte Fall, von dem Material erhalten
ist, ereignete sich am 19. Dezember 1785 nahe Eichstätt
in Mittelfranken. Der jüngste Meteoritenfall in Deutschland
wurde am 1. März 1988 in Trebbin bei Potsdamm beobachtet.
Ein 1,25 Kilogramm schwerer Stein schlug dabei in ein Gewächshaus
ein und zerbrach in etwa 30 Stücke unterschiedlicher Größe."
Einige Gramm dieser ältesten und jüngsten Meteoriten
Deutschlands sind ebenfalls in Berlin zu bestaunen. Doch keiner
ist so stattlich wie "Ibbenbüren". ck
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Bericht der Westfälische Nachrichten
(WN) vom 22. Juni 2001 ::
"Ibbenbüren" lässt Mineralogen schwärmen
- Zwei Kilo-Stein ging 1870 nieder |
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-koh- Ibbenbüren. "Ibbenbüren"
lässt viele ins Schwärmen geraten, Weltweit. In Kreisen
der Mineralogen ist "Ibbenbüren" ein Begriff.
Klar, dass damit nicht die Stadt gemeint ist. "Ibbenbüren"
heißt ein Meteorit, der am 17. Juni 1870 in der Nähe
von Ibbenbüren einschlug - nur einer von 41 in Deutschland
bekannten Meteoriten-Treffern. Um 14 Uhr am frühen Nachmittag
krachte "Ibbenbüren" zu Boden. Augenzeugen sagten
aus, dass der Einschlag des Gesteinsbrockens von einer lauten
Detonation und einer Lichterscheinung begleitet wurde. Gefunden
wurde der Meteorit aber erst zwei Tage später. Die genaue
Einschlagstelle lag 52 Grad 17 Minuten Nord und 7 Grad 42 Minuten
Ost.
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Bereits ein gutes Jahr später gelangte der
Meteorit in das Mineralogisches Museum der damaligen Kaiser-Wilhelm-Universität
Berlin. In Berlin liegt der Meteorit immer noch. Heute im Mineralogischen
Museum der Humboldt-Universität. Dessen Kustos ist Dr.
Ansgar Greshake. Der Mineraloge, der in Münster studierte,
kennt "Ibbenbüren" sehr genau. Es handelt sich
dabei um einem so genannten "kosmischen Basalt". Er
gehöre damit zu den am häufigsten vorkommenden Stein-Meteoriten.
Heute ließ sich sogar die Herkunft des Steins recht genau
bestimmen. "Der Meteorit wird dem Asteroiden 'Vesta' aus
dem Asteroiden-Gürtel zwischen Mars und Jupiter zugeordnet."
Vor rund 20 Millionen Jahren knallte "Vesta" mit einem
anderen Gesteinsbrocken zusammen. Die Wucht des Einschlags sprengte
den Meteoriten ab. Seither raste "Ibbenbüren"
durchs Weltall - bis die Erde in seine Flugbahn geriet.
Mit unglaublich hoher Geschwindigkeit trat der Meteorit in die
Erdatmosphäre ein. "Zwischen 70 000 und 250 000 km/h
sind Meteoriten dan schnell". erläuterte Greshake.
Beim Eintritt schmolz die äußere Hülle des Steins
und die Geschwindigkeit sank rapide. "Es lässt sich
aber kaum sagen, mit welchem Tempo die Meteoriten dann letztlich
auf der Erde einschlagen." Getroffen wurde von "Ibbenbüren"
aber niemand und Schaden angerichtet hat der Meteorit auch nicht.
Das sei sonst wohl vermerkt worden, meint Greshake.
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Heute ist der Gesteinsbrocken nicht nur ein Star
der Ausstellung des Museums. Er ziert auch die Internetseite
des Museums www.museum.hu-berlin.de/min. Allerdings hat der
Stein etwas "abgenommen". In Berlin ist die Hauptmasse
von 1,6 Kilogramm zu sehen. Kleinere Teile sind in Ausstellungen
von Wien bis New York gekommen. Das Sammeln von Meteoriten hat
Konjunktur, und der Wert von seltenen Stücken ist gestiegen.
"Ibbenbüren" würde bei einem Verkauf rund
570 000 Mark erzielen. Aber ganz gewiss, versicherte Greshake,
werde sich das Museum nicht von seinem Aushängestein trennen.
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Quelle: Westfälische Nachrichten (WN) vom 22. Juni
2001 |
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Die IVZ berichtet am Donnerstag, 2. August 2001
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Neuigkeiten vom Meteoriten - Werner Suer
übertrug Koordinaten auf eine Karte
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Ibbenbüren Am 20. Juni berichtete
die IVZ vom Meteoriten, der am 17. Juni 1870 um 14 Uhr in Ibbenbüren
niederging.
Dieser sogenannte Achondrit mit dem Namen "Ibbenbüren"
befindet sich heute im Mineralogischen Museum der Humboldt-Universität
Berlin. Er ziert als Blickfang die Internetseite des Instituts
für Mineralogie, sein geschätzer Wert beträgt
570 000 Mark. Recherchen von Werner Suer, ehemaliger Mitarbeiter
des Katasteramtes, erbrachte näheren Aufschluss über
die Fundumstände. Werner Suer übertrug die Koordinaten
des Meteoriten-Niedergangs auf eine entsprechende Karte. Er
fragte zudem bei älteren Bürgern Ibbenbürens
nach und zog noch einen kurzen Artikel von Heimatbuchautor Anton
Rosen hinzu (Ibbenbüren einst und jetzt, S. 505). Suer
kommt zu folgenden Erkenntnissen: Damals raste besagter Meteorit
mit 160 000 Stundenkilometern unter donnerartigem Getöse,
welches im Umkreis von wenigsten drei Kilometern zu hören
war, im Westen Ibbenbürens Richtung Erde. Eine Minute vorher
sah der damalige Augenzeuge einen starken Lichtblitz.
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Am 19. Juli 1870 fand ein Bauer auf einem Fußweg
am Niedersachsenring nördlich von Kockmeyer ein Loch im
Boden, als ob der Huf eines Pferdes eingesunken wäre. Er
dachte sofort an den Vorfall vor zwei Tagen. Nachdem er den
ganzen Arm in das Loch gesteckt hatte, berührten seine
Fingerspitzen einen Stein. Er buddelte ihn aus und sah, dass
dieser mit einer schwarzen Schmelzkruste bedeckt war, nur eine
kleine Stelle war abgesplittert. Nachdem der Bauer den Vorfall
erzählt hatte, fand man nach langem Suchen zirka 200 Meter
entfernt ein zirka 30 Gramm schweres Teilstück.
Frau Egelkamp von der Westfeldmark, von Werner Suer befragt,
erinnerte sich, dass ihre Oma immer erzählt hatte "dadurch
sind die ehemaligen Teiche gegenüber Bauer Meyer-Börgelmann
am Püsselbürener Damm. Ob sie es nicht besser wusste oder ob
sie nur einen Scherz machte, ist nicht so wichtig, aber der
Ort des Niedergangs war ihr bekannt. Damals hatte der Stein
ein Gewicht von 2034 Gramm, heute wiegt er noch 1600 Gramm,
das fehlende Stück wurde abgeschlagen und aufgeteilt für
die großen Museen von Wien bis New York. Nur Ibbenbüren
als Namensgeber für den Meteoriten als Namensgeber ging
leer aus. Werner Suers Anregung: Es wäre sicher eine Attraktion
für den Ort Verantwortliche um eine Leihgabe bemühen
würden.
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IVZ aktuell vom 17 August 2020
Ibbenbüren Vor 150 Jahren schlug ein Meteorit in
Ibbenbüren ein.
Exakt 53 offiziell anerkannte Funde von Meteoriten gibt
es laut Wikipedia bisher deutschlandweit. Lediglich bei 35 von
ihnen wurde auch der Fall beobachtet, und es existieren entsprechende
Augenzeugenberichte. Zu diesem überschaubaren Kreis gehört ein
Einschlag in Ibbenbüren, der sich vor ziemlich genau 150 Jahren
in der Nähe des Püsselbürener Dammes bei der ehemaligen Feuerwache
ereignete.
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„Ein Bauer in der Gegend von Ibbenbüren hat unter
Detonation und Lichterscheinung einen Stein zur Erde fallen
sehen“, schreibt Werner Suer vom Stadtmuseum Ibbenbüren in einem
Aufsatz, den er bereits vor fünf Jahren zum Thema veröffentlicht
hat. Suer zitiert aus einem historischen Bericht von 1872. Verfasst
hat ihn Professor Georg vom Rath, Mitglied der Akademie der
Wissenschaften. Der Bonner Wissenschaftler hatte seine Erkenntnisse
über den Meteoritenfall laut eigener Aussage vom Münsteraner
Professor Eduard Heis, der wiederum in persönlichem Kontakt
zum erwähnten Ibbenbürener Bauern stand.
Stadthistoriker Suer hat in Zusammenarbeit mit dem Mineralogen
Claus-Peter Gödecke aus den Archiven der IVZ und der Westfälischen
Nachrichten sowie aus weiteren Quellen viel Material zusammengetragen
und daraus die Geschehnisse vom 17. Juni 1870 Stück für Stück
rekonstruiert. So berichtete der Münsteraner Akademiker weiter:
„Nach Aussage jenes Bauern geschah der Niederfall am Nachmittag
gegen 2 Uhr unter donnerähnlichem Getöse, das von vielen Leuten
der Umgebung bis in eine Entfernung von dreiviertel Wegstunden
vernommen wurde. Eine blitzähnliche Erscheinung soll dem Donner
um eine Minute vorangegangen sein. Drei Minuten später schien
es dem Bauern, als ob in seiner Nähe, einige hundert Schritte
entfernt ein Gegenstand in den Boden eingeschlagen sei.“ Erst
zwei Tage später, als der Bauer wieder in dieser Gegend gewesen
sei, habe er auf einem Fußweg „einen Eindruck wie von einem
Pferdehuf“ bemerkt. Bei näherer Untersuchung habe er ein 0,7
Meter in den Boden gehendes Loch gefunden. Als er seinen Arm
bis über den Ellenbogen hineingesteckt habe, sei er mit den
Fingerspitzen auf einen am Grunde liegenden Stein gestoßen.
„Dieser zeigte sich, nachdem er ihn aus dem Loch herausgenommen
hatte, an seiner Oberfläche schwarz und an einem Ende zertrümmert,
ein Stein von einer Art, wie sie in der dortigen Gegend noch
nie gesehen wurde.“
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Was der Ibbenbürener Landwirt da gefunden und
vorher so spektakulär wahrgenommen hatte, war nach heutigen
– und zum Teil auch schon damaligen – Erkenntnissen ein Meteorit,
der mit einer Geschwindigkeit von geschätzt 160.000 km/h in
die Erdatmosphäre eingetreten und auf besagtem Feld in Ibbenbüren
eingeschlagen war. Stadthistoriker Suer ermittelte anhand bekannter
Geodaten, dass das kosmische Gestein vor 150 Jahren mitten im
Garten des Grundstücks Püsselbürener Damm 61 niedergegangen
war. Freilich war dieses Gebiet damals noch kaum besiedelt und
besagter Garten wurde erst viel später angelegt.
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Mit einem Gewicht von 2034 Gramm bei einer Dichte
von 3,4 g/cm³ gehörte und gehört der Meteorit „Ibbenbüren“ –
dieser Name wurde ihm bereits damals gegeben – zum unteren Mittelfeld
der anerkannten Meteoritenfunde in Deutschland. Dafür handelte
es sich jedoch um einen der sehr seltenen Achondriten. Von diesen
Steinmeteoriten, die im Gegensatz zu den viel häufigeren Chondriten
keine oder nur noch wenige Chondren (millimetergroße Silikatkügelchen,
die in eine feinkörnige Grundmasse eingebettet sind) enthalten,
sind deutschlandweit nur drei Funde registriert.
Schon sehr bald nach dem Fund gelangte das Kleinod kosmischen
Ursprungs nach Berlin und avancierte dort zum Star der Meteoritensammlung
des Museums für Naturkunde der Humboldt-Universität. Von seinen
ursprünglich gut zwei Kilogramm hat der Meteorit inzwischen
deutlich abgespeckt. Nur noch circa 1600 Gramm sind ihm geblieben.
Teile seien im Laufe der Zeit abgeschlagen und an Sammler sowie
die großen Museen von Wien bis New York verteilt worden, führt
Suer in seinem Aufsatz aus und bedauert: „Nur Ibbenbüren als
Namensgeber für den Meteoriten ging leer aus.“ Suers Anregung,
sich als Stadt um eine Leihgabe oder ein kleines Stück vom „Meteoriten-Kuchen“
zu bemühen blieb bisher ohne Resonanz.
Immerhin sollte im Jubiläumsjahr 2020 am Originalschauplatz
ein Gedenkstein mit einer Informationstafel zur Erinnerung an
den Meteoritenfall errichtet werden. Wie manch anderer, fiel
auch dieser Plan zumindest vorläufig der Corona-Pandemie zum
Opfer.
Im nächsten Jahr soll das Meteoriten-Jubiläum aber auf jeden
Fall nachgeholt werden, versichern die Verantwortlichen vom
Ibbenbürener Stadtmuseum.
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Bücher zum Thema :: Meteoritenfall 1870 in Ibbenbüren
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Ibbenbüren - Einst und Jetzt
- Von Anton Rosen
Ibbenbürener Vereinsdruckerei, 1952
Umfang: 535 S. : Ill., Kt.
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EIN METEORSTEINFALL IN HEIMISCHER GEGEND
Am 17. Juni 1870 fiel ein Meteoritstein in Ibbenbüren. Nach
Aussage eines Bauern fiel gegen zwei Uhr nachmittags unter donnerartigem
Getöse, das im Umkreis von drei Kilometer hörbar war, der Meteor
zur Erde. Eine blitzähnliche Erscheinung soll dem Donner um
eine Minute vorangegangen sein. Drei Minuten später schien es
dem Berichterstatter, als ob in seiner Nähe, einige hundert
Schritt entfernt, ein Gegenstand in den Boden eingeschlagen
sei. Zwei Tage später, als der Bauer wieder in dieselbe Gegend
kam, bemerkte er auf einem hartgetretenen Fußweg eine Öffnung,.
wie von einem Pferdehuf herrührend. Seinen Arm bis über den
Ellenbogen hineinsteckend, stieß er mit den Fingerspitzen auf
einen Stein. Derselbe zeigte sich, nachdem er herausgenommen,
schwarz an seiner Oberfläche, an einem Ende aber zertrümmert.
Die Zertrümmerung muß vor dem Eintritt in den Boden erfolgt
sein, denn ein kleines, etwa dreißig Gramm schweres Stück wurde
dreihundert bis vierhundert Schritt entfernt aufgefunden. Dieser
Meteorstein nimmt eine ausgezeichnete Stellung unter allen bekannten
Aerolithen ein, weil er nur aus einem einzigen Silikat, dem
Bronzit, besteht. Der Ibbenbürener Meteorstein, der ein Gewicht
von 2,034 Kilogramm aufweist, befindet sich in der Meteoritensammlung
im Mineralogischen Museum in Berlin.
Seite 505
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Quelle: Ibbenbüren - Einst und Jetzt
- Von Anton Rosen - Ibbenbürener Vereinsdruckerei, 1952 |
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Alt-Ibbenbüren - Bilder Berichte Geschichten
von Friedrich E Hunsche (Autor), Bernhard Holwitt (Autor)
2. überarbeitete und erweiterte Auflage: Dezember 1980
Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH 1980 |
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Ein Brocken fiel vom Himmel
Am 17. Juni 1870, um 14 Uhr nachmittags, ereignete sich in Ibbenbüren
etwas, was zuvor wohl kein Ibbenbürener erlebt hatte. Ein Meteorit
fiel pfeifend vom klaren Sommerhimmel und stürzte außerhalb
der Stadt in einen Acker. Wo das war, weiß man nicht mehr. Irgend
jemand aber muß es beobachtet haben; denn sonst hätte man den
kosmischen Irrläufer wohl nicht sofort nach dem Fall gefunden.
Der Ibbenbürener Meteorit, bestehend aus Bronzit, hatte ein
Gewicht von etwas mehr als zwei Kilogramm und kam zunächst in
die Hände von Prof. Heis in Münster, dann am 6. November 1871
durch Kauf in das Mineralogische Museum in Berlin, wo sich der
Meteorit heute noch befindet. Im Jahre 1898 jedoch waren einige
kleinere Bruchstücke auch in mehreren anderen Museen zu finden,
z. B. in Bonn, Göttingen, Aachen, Wien, London. Das Berliner
Museum hat dann später noch einige Stücke gegen andere Meteorite
und zu Untersuchungszwecken an andere Museen abgegeben, so daß
unser Meteorit jetzt noch ein Gewicht von 1880 Gramm hat. Eine
helle Fläche an dem Meteoriten ist eine Bruchfläche, die nachträglich
beim Zerteilen entstanden ist. Die schwarze Fläche, eine Schmelzkruste,
entstand beim Fall des Meteoriten durch Erhitzung in der Erdatmosphäre.
Natürliche Größe des Meteoriten: etwa 10 x 15 cm.
Seite 226 - 227
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Quelle: Alt-Ibbenbüren - Bilder Berichte
Geschichten - von Friedrich E Hunsche (Autor), Bernhard Holwitt
(Autor) 2. überarbeitete und erweiterte Auflage: Dezember 1980
- Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH 1980 |
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Foto Seite oben - Zeichnung von August Dorfmüller - Ibbenbüren
1844
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© Förderverein Stadtmuseum Ibbenbüren
e. V. Breite Straße 9 - 49477 Ibbenbüren | |
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