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Fronleichnamsprozessionen |
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Von Werner Suer - November 2014
.. Fronleichnamsprozessionen
in Ibbenbüren
Das Wort Prozession bedeutet: voranschreiten, ein religiöses
Ritual, bei dem eine Menschengruppe einen nach bestimmten Regeln
geordneten feierlichen Umzug zu Fuß - vollzieht.
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Grafik - Prozessionsstation
Püsselbürener Damm
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Fronleichnam: Hoher Feiertag in der kath.
Kirche. Am 60. Tag nach Ostersonntag. Die leibliche Gegenwart
Christi wird gefeiert. Das Allerheiligste (die Monstranz mit
Reliquie) wird durch die Straßen getragen. Der Prozessionsweg
und die Stationen - Altäre, Häuschen und Wegekreuze - werden
mit Blumen geschmückt, Fahnen und Zweige werden aufgestellt.
Das Fronleichnamsfest ist ein gesetzlicher Feiertag. Fron =
gehörig, Leichnam = der Leib des Herrn.
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Hausaltäre mit Bildnis- u. Figurenschmuck der Anwohner ::
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Hausaltar bei Bußmann,
Püsselbürener Damm 19
Am alten Haus von Bußmann
war ein Altar mit Heiligen-Figuren, ausgeschmückt durch die Familie
Bußmann. |
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Hausaltar bei Krusemeyer, Schulstraße
17
Nach Änderung des Weges war hier der Segensaltar der 2. Station
Bei Bernhard Krusemever war ein Bildnis- u. Figurenschmuck-Altar.
Er wurde von Familie Krusemeyer zur Prozession aufgestellt und
von Familie Krusemeyer und von den Nonnen geschmückt. Herr Hillmann
kümmerte sich um die Lautsprecheranlagen und die Mikrofone an
den einzelnen Stationen. Nach Abriss des Josefstifts wurde er
Hausmeister an der Roncalli-Schule. In seinem Haus an der Bäumerstr.
wohnten vier Nonnen des Josefsstifts, sie hatten im Keller des
Hauses eine kleine Kapelle.
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Hausaltar - Schulstraße
59
Poststraße, gegenüber
von Bahr, wurde später die 2. Station. |
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Hausaltar - Segensaltar
- Unterer Markt
Der Altar aus Holz war zwischen
Eisen Feldmann und Drogerie Thimme, Unterer Markt. |
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Hausaltar
Torbogen mit Blumenkranz über der Poststraße am Kolpinghaus. Segensbogen
zur Fronleichnams-
prozession. Gastwirt Alois Hoppe vom Kolpinghaus kümmerte sich
um die Ausschmückung. |
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Fotos: Sammlung Suer |
Blick stadtauswärts
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Blick stadteinwärts
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Stations-Kapellen :: |
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Stations-Kapelle 1 - Schulstraße 20, Alter
Friedhof
Erste Station, Dreifaltigkeitskapelle von 1964 nach dem
Entwurf des Architekten Lothar Thalmann. Gegenüber der Gärtnerei
Beyer steht auf dem alten Friedhof auf der Rasenfläche eine
moderne, verglaste Prozessions-Station mit einem Kupferdach
in Form eines Dreiecks. Sie symbolisiert die Dreifaltigkeit
Gottes.
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Foto: Sammlung Suer |
Kapelle Schulstraße 20
- 1964
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Der Altar ist aus hellem Marmor, drüber war ein
aus Kupfer getriebenes Bildnis vom Martertod des Heiligen Mauritius.
Das Relief ist in Kupfer getrieben, es wurde vom Künstler Günther
Petershoff aus Münster geschaffen. Es wurde ständig von Unbekannten
von der Wand gerissen und war lange verschollen. In der Station
ist eine Tafel angebracht mit den Namen von Geistlichen der
Mauritiuskirche und von Schwestern vom "Guten Hirten"
des Elisabeth-Krankenhauses , deren Gräber bei der Umgestaltung
des alten Friedhofs beseitigt wurden. Errichtet wurde die Station
durch Pfarrer Heufers von der St. Mauritius-Kirche.
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Foto: Sammlung Suer |
Kapelle Schulstraße 20
- 1964
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Die Station wurde von den Nonnen des Josefstifts
und von Familie Beyer ausgeschmückt. Die Dreifaltigkeitskapelle
wurde als Nachfolger für den Schmuck am Haus Krusemeyer, Schulstr.
17 nach Abriss des Hauses erbaut.
Das Relief des Hl. Mauritius war einige Zeit verschollen. Heute
befindet es sich in guten Händen und wird für die
Kirchengemeinde sicher aufbewahrt.
Foto: Sammlung Suer
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....Relief
des Hl. Mauritius
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Ibbenbürener Volkszeitung von Samstag, den 30. Mai
1964 - IVZ
Archiv Online > > > |
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Frühere Station 2
Nach Änderung des Prozessionsweges
wurde der ehemalige Hausaltar Ecke Schulstraße - Poststraße
gegenüber von Bahr die 2.
Station. |
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Hausaltar - Poststraße - Röntgenstraße
"Mariensäule oder Weiße
Madonna" bei Wientjes.
Denkmalschutz/Denkmalpflege
in Ibbenbüren
Webseite - Baudenkmäler nach
Straßen >>> Inventar-Nr.
A 61 |
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Foto: M. Franke - 2011
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Mariensäule Adresse: Poststraße
37
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Text auf dem Altar-Postament der Marienfigur "Weisse
Madonna" |
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Mutter Gottes, wir Dich ehren - schau
uns Kinderaugen an, denn in diesem Thal der Zähren Deine Hülf
uns schützen kann. - McDi cent quad lid |
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Die Station war früher eine
Fronleichnams-Station. Sie wurde wohl mit der Marienkapelle von
1851 nach dem Schrifttypus auf dem Postament zu urteilen, zeitgleich
errichtet. Die Mariensäule oder Weiße Madonna wurde zur Prozession
von Familie Noje mit viel Grün geschmückt. Das Grün wurde in Form
einer Kapelle gestaltet. Später wurde sie von Fam. Wientjes gepflegt.
Fotos Tafeln: Werner Suer |
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Stations-Kapelle 3 - Püsselbürener
Damm - Poststraße 118 - Datierung
Die Marienkapelle von 1851 stand am Ende der Poststraße
auf der rechten Seite, links stand das Haus Kleimeyer an der
Poststraße
Zum Vergleich Die erste Stationskapelle von Laggenbeck wurde
1890 erbaut (siehe: Die Entwicklung der Fronleichnams-Prozession
in Laggenbeck). Sie hat etwa die gleiche Bauweise wie die alten
Stationen in Ibbenbüren.
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1961 wurde die Marien-Kapelle beim Ausbau der
Poststraße um 20 m nach Südosten versetzt. Heute ist dort,
wo sie stand, die Einmündung. Weil die Poststraße in einem
Rechtsbogen einmündet, musste die Kapelle versetzt werden. Sie
erhielt ein Pultdach, vorher hatte sie ein Spitzdach mit einem
Kreuz auf dem Giebel. Sie glich weitgehend der Station Püsselbürener
Damm - Große Straße.
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Sie erhielt zu ihrer Weihe 1961 das Relief der
Maria als "Königin des Friedens". Das Relief der Friedenskönigin
ist in Kupfer getrieben, es wurde ebenfalls vom Künstler Günther
Petershoff aus Münster geschaffen.
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Fotos: Werner Suer |
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Frühere Stations-Kapelle 4 - Püsselbürener Damm
- Große Straße
Sie wurde von Bauer Bäumer und der Familie Mohrmann geschmückt
und gepflegt, (siehe Chronik im Pfarrarchiv) dann durch Familie
Holtkamp und Fam. Haermeyer. Es war eines der schönsten Prozessionshäuschen
in Ibbenbüren.
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Dazu ein Foto mit Bildunterschrift in der IVZ
von 1962
Ein Ibbenbürener Prozessionshäuschen muss weichen. Dieses Prozessionshäuschen
steht vor dem Hotel "Auf der Lienenburg" direkt an der Straßengabelung
Püsselbürener Damm und Große Straße. Durch den Bau dieses neuen
Hotels ist das Prozessionshäuschen zu einem Verkehrshindernis
geworden, so dass schon die Pläne fertig sind, ein neues Prozessionshäuschen
am Püsselbürener Damm zu errichten, während diese Station noch
in diesem Jahr abgerissen wird.
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Fotos: Sammlung Suer |
Prozessionshäuschen vor
dem Hotel
"Auf der Lienenburg"
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Erst dann wird es möglich sein, diese Straßengabelung
ordnungsgemäß und verkehrsübersichtlicher auszubauen. Hier stand
der Hof Bäumer, der alte Fachwerkbau wird von Getränke Dreckmeier
genutzt. IVZ von 1962.
Der Hof Bäumer, der schon seit 1750 hier stand, wurde 1959 abgerissen.
Der Neubau des Hotels "Auf der Lienenburg" (später war hier
die Discothek "Forum") entstand hier an der Straßengabelung
vom Püsselbürener Damm und Großer Straße.
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Hausaltar, vor Errichtung der
neuen Stations-Kapelle 4
- Püsselbürener Damm 14 (bei Stürmeyer)
Schräg gegenüber von Bußmann, Püsselbürener Damm 19, war
ein Haus-Altar, zunächst ohne Kapelle, er wurde geschmückt von
der Kreuzschar-Gruppe im BDJK (Angabe K.H. Mönninghoff u. Foto
vom 14.5.1953).
Fotos: Sammlung Suer
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Sandsteinbildnis "Steh auf und gehe"
2002 wurde die Station "Katharinen-Kapelle" im Rahmen eines
Grundstücksverkaufs abgebrochen. Die Kirche erhielt als Ausgleich
ein kleines Grundstück am Fußweg zur Großen Straße, auf dem
heute eine Sandstein-Skulptur steht. Dieser Bildstock
von 2002 wurde entworfen und gestaltet vom Bildhauer Thomas
Sombecke von der Firma Paetzke. Die Gemeinde St. Mauritius
war Auftraggeber bei der Firma Paetzke in Riesenbeck.
Das Bildnis zeigt Jesus in Jeans, der mit Unterstützung einer
Frau einen Menschen ermutigt "Steh auf und gehe"
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Ibbenbürener Volkszeitung von Samstag, den 20. April
2002 - IVZ
Archiv Online |
Sandstein-Skulptur
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Neue Stations-Kapelle 4 - Püsselbürener Damm
14 bei Stürmeyer
Station, geweiht der Heiligen Katharina. Die Station wurde 1963
nach Abbruch der Stations-Kapelle bei Bäumer als eine moderne
Station errichtet. (siehe Chronik im Pfarrarchiv). Sie wurde
in der ehemaligen Wiese von Bäumer durch die Firma Michel u.
Börgel erbaut. Der Architekt war Gregor Thalmann.
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IVZ von Donnerstag, den 14. Juni 1963 - IVZ
Archiv - Online |
Neue Stations-Kapelle 4 - 1963
Püsselbürener Damm 14
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Das Relief, in Kupfer getrieben, stellt die Hl.
Katharina dar. Es wurde von dem Künstler Günter Peterhof aus
Münster geschaffen. Nachdem das Relief lange verschollen war,
hängt es heute im Garten des Pfarrhauses auf der Innenseite
an der alten Sandsteinmauer
Geschmückt wurde die Station durch die Familie Bußmann. Die
Katharinenkapelle wurde zur Zeit von Pfarrer Elpers abgebrochen,
die Kirche verkaufte das Grundstück an Familie Stürmeyer.
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Püsselbürener Damm 14
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Püsselbürener Damm 14
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Püsselbürener Damm 14
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Bildunterschrift:
Nordstraße 2, Im Pfarrgarten ist das Bronze-Relief der Hl. Katharina.
Es schmückte früher die Prozessionsstation Püsselbürener Damm
14.
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Fotos: Sammlung Suer |
Relief der Hl. Katharina
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Zur Geschichte
Katharina von Alexandrien ist eine der bekanntesten Heiligen.
Sie wird in der katholischen Kirche als Märtyrin verehrt
und gehört zu den vier großen heiligen Jungfrauen. Sie zählt
zu den heiligen 14 Nothelfern und gilt als Helferin bei Leiden
der Zunge und Sprachschwierigkeiten. Sie ist Schutzpatronin
der Schulen, der Näherinnen und Schneiderinnen. Der Überlieferung
nach lebte sie im 3. oder 4. Jahrhundert und erlitt unter dem
römischen Kaiser Maximinus Daia ihr Martyrium.
Das Folterwerkzeug sollten die Räder sein. Nach der Legende
waren es vier "mit eisernen Sägen und spitzen Nägeln" versehene
Räder. Zwei Räder sollten nach unten bewegt werden und die anderen
beiden entgegengesetzt und dadurch die Märtyrin zerreißen. Auf
Katharinas Gebet hin kam jedoch ein Engel und zerstörte das
Folterinstrument mit großer Wucht. Schließlich wurde Katharina
enthauptet und aus ihren Wunden floss Milch statt Blut. Engel
brachten ihre sterblichen Überreste zum Berg Sinai.
500 Jahre später wurden ihre Gebeine dort gefunden, ihr zu
Ehren wurde das Katharinen-Kloster dort gebaut. Die Reliquien
der hl. Katharina befinden sich in der Basilika des Katharinen-Klosters
auf dem Berg Sinai. Attribute der heiligen Katharina sind das
Rad, das Buch, die Krone, der Palmzweig und das Schwert. Palmzweig,
Rad und Schwert sind die Attribute des Martyriums, die Krone
ist ein Attribut des Sieges über das Fleisch. Als der Caesar
Maximinus viele Christen zum Märtyrertod verurteilte, trat Katharina
ihm entgegen und fragte ihn, weshalb nicht er zum Christentum
übertrete, statt von den Christen Götzenopfer zu verlangen.
In einer öffentlichen Diskussion, zu der der Kaiser seine besten
50 Philosophen und Gelehrten aufgeboten hatte, brachte Katharina
so gelehrte Argumente für das Christentum vor, dass sich alle
Philosophen zum Christentum bekehrten. Weil es ihnen nicht gelungen
war, Katharina vom christlichen Glauben abzubringen, schickte
der Kaiser alle Philosophen auf den Scheiterhaufen.
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Prozessionsgeschichte :: |
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Der Weg der großen Prozession vor dem Krieg
Er begann an der Mauritiuskirche, dann Richtung Breite Straße
- in die Große Straße - Marktstraße - Unterer Markt
Poststraße - Püsselbürener Damm - Große Straße
- Kirche (auch noch nach dem Krieg)
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Prozessionen zur NS-Zeit
Anton Rosen, Chronik Heimatverein
1938 wurden von der Ortspolizeibehörde folgende einschneidende
und bedrückende Maßnahmen verfügt:
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1. Aus verkehrs- und sicherheitspolizeilichen
Gründen darf die Fronleichnamsprozession nicht mehr den altgewohnten
Weg durch die Hauptstraßen der Stadt nehmen. Es wird ein neuer
Prozessionsweg vorgeschrieben, der folgendermaßen verläuft:
Kath. Kirche - Roggenkampstraße - Schulstraße - Straße der SA
(jetzt Kanalstraße) Viktor-Lutze-Straße - Poststraße - Püsselbürener
Damm - Adolf-Hitler-Straße (Große Straße) - Kath. Kirche.
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2. Der Aufbau von Bögen u. ä. auf der
Adolf-Hitler-Straße und der Viktor-Lutze-Straße darf nicht mehr
erfolgen. Der Altar auf dem Unteren Markt (vor der Bäckerei
Dierkes) darf in Zukunft nur bei der Einmündung der Straße der
SA unmittelbar neben dem Brüggenschen Geschäftshaus errichtet
werden.
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3. In der Adolf-Hitler-Straße und
der Viktor-Lutze-Straße dürfen Sträucher u. ä. an den Bordsteinkanten
nicht mehr aufgestellt werden, die Ausschmückung muß auf die
anliegenden Häuser zurückverlegt werden.
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4. Kirchenfahnen dürfen nur an Kirchengebäuden
und kirchlichen Dienstgebäuden gezeigt werden. Das Setzen dieser
Fahnen an Fahnenmasten u. ä. auf kirchlichen Grundstücken ist
nicht gestattet.
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5. Privatpersonen ist das Setzen von Kirchenfahnen
allgemein verboten. Das Zeigen von bekränzten Fahnenstangen
ist ebenfalls nicht gestattet.
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6. Privatpersonen können bei kirchlichen
Feiern nur die Reichs- und Nationalflagge (Hakenkreuzfahne)
zeigen.
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Der Weg während des Krieges. Die Prozession
führte zu dieser Zeit über den Mittelgang in der Kirche durch
den Haupteingang im Turm nach draußen und dann um die Kirche.
Die Gemeinde folgte dem "Allerheiligsten". |
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Am Sonntag;, den 19. August 1945 wurde die erste
öffentliche Sakraments-Prozession nach dem Kriege abgehalten,
nachdem sie im Jahre 1937 zum letzten Male in althergebrachter
feierlicher Weise gehalten worden war. |
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Große Straße, Prozession (Chronik Pfarrarchiv) - Fronleichnam
1947
.. Dieser Bericht stammt vom Herrn
Rektor a.d. Ströhmer
Nach dem feierlichen Levitenamt zog die Fronleichnams-Prozession
bei trockenem, kühlen Wetter in bester Ordnung und mit großer
Beteiligung von der Pfarrkirche durch die festlich geschmückte
Große Straße zum Oberen und Unteren Markt zum ersten der vier
Prozessions-Altäre und so weiter ihren alten, gewohnten Weg
durch den Hallesch, wo in der Ferne auf beiden Seiten die grün
bewaldeten Höhen des Riesenbecker Berges und des Schafberges
zusammen mit dem Birkengrün an der Straße mit den unzähligen
Wimpeln und Fahnen und den ebenso liebevoll als kunstvoll aufgestellten
Haus-Altärchen ein prächtiges, stimmungsvolles Bild ergaben.
Besonders schön war die im Blumen-Arrangement hochragende Madonna
am Eingang des Oberen Marktes zwischen zwei zerstörten Häusern.
Am Alten Posthof stand neben seinem hübschen Altar ein Achtzigjähriger,
ein alt eingesessener Bürger unserer Stadt und reihte sich ein.
Hunderte von "Engelchen" im weißen Kleide, alle katholischen
Schulen mit ihren Lehrern und Lehrerinnen, Tausende von Jungfrauen
und Frauen schritten vor dem Sakrament, das von den Priestern
abwechselnd getragen wurde, Tausende von Jungmännern und Männern
folgten. Die Mitglieder des Kirchenvorstandes trugen abwechselnd
den Baldachin. Unser herrlicher Kirchenchor unter der Leitung
des Herrn Hauptlehrers Schlüter und die wohl disziplinierte
Bergmannskapelle trugen viel zur äußeren Feierlichkeit bei.
Die Bergleute und Knappen in ihrer kleidsamen Tracht mit dem
Licht in der Hand gingen festen Schrittes in Viererreihen. Alle
Stände wie Bauern, Arbeiter, Akademiker, Handwerker, Kaufleute
waren zahlreich vertreten, alle einig im Lobpreise des allerheiligsten
Sakraments und dem Bekenntnis zur heiligen Kirche. Eine Zählung
ergab insgesamt 5700 Teilnehmer.
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Der Weg der kleinen Prozession ab etwa 1950 - Theo Bußmann
Durch Abpfarrung von Kirchen (St. Ludwig, St. Michael, St. Modestus,
St. Barbara, Herz-Jesu-Kirche Püsselbüren) hatte sich die Mauritius-Gemeinde
verkleinert, darum wurde der Weg der Prozession verkürzt. Er
begann an der Mauritiuskirche, dann - Große Str. - Schulstr.
- Poststr. - Püsselb. Damm - Große Str. - Kirche
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Der Ablauf der Prozessionen
Die große Prozession war sehr lang. Wenn die Spitze an der ersten
Station bei Bäumer angekommen war, reichte das Ende der Prozession
noch bis zur Mauritiuskirche. Vor dem Baldachin mit dem Allerheiligsten
gingen die Schulkinder, Kommunionkinder, Engelchen und die Frauen.
Wenn der Baldachin die Station erreichte, und die Prozession
hielt an. (Eine Böllerkanone befindet sich noch im Turm der
Mauritiuskirche). Die Teilnehmer vor dem Baldachin drehten sich
dann alle um in Richtung Station. Nachdem der Segen erteilt
war, wurde wieder ein Böllerschuss ausgelöst. Die vorderen Teilnehmer
drehten sich um und die Prozession setzte sich wieder in Bewegung.
Die Böllerschüsse wurden von den Feuerwerkern Bose ausgelöst.
Einer der Brüder wohnte Große Str. 59, der andere an der Schulstraße
32. Zum Schmücken der Wegstrecke wurden junge grüne Birken genommen,
die von den Bauern am Tag vor Fronleichnam gebracht wurden.
Sie wurden dann von den Anliegern aufgestellt, auch vor unbebauten
Grundstücken, so dass die Birken beidseitig und durchgehend
standen.
Nach der Prozession wurden die Birken weiter verwendet, nachdem
die Blätter entfernt waren, dienten sie als Stütze der rankenden
Erbsen in den Hausgärten. Nachdem in vielen Bauernschaften Kirchen
gebaut worden waren, brachten die Bauern keine Birken mehr.
Die Anlieger schmückten nun die Wegstrecke mit Fahnen und Birkengrün.
Die Fahnenstangen wurden in den Tischlereien gefertigt.
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Der Uffelner Prozessionsweg - Theo Bußmann
Die Kirche in Uffeln war eine Filialkirche unter Kaplan Suhrkamp,
während der NS-Zeit hatte er wegen seiner kritischen Worte Predigt-Verbot.
Die Kirche wurde erst nach dem Krieg selbständig, von 1938 bis
dahin kamen die Katholiken aus Uffeln, ausgenommen während der
Kriegszeit, nach Ibbenbüren zur Mauritiuskirche, um an der Prozession
teilzunehmen. Sie gingen im Eilschritt, betend und singend und
mit Fahnen in Prozessionsordnung. Die Strecke führte über den
Prozessionsweg, den Uffelner Weg und den Püsselbürener Damm
zur Mauritiuskirche. Am Püsselbürener Damm, in Höhe Niedersachsenring,
steht das sogenannte Steinkreuz neben dem alten Sühnekreuz.
Es ist das Hofkreuz von Bauer Meyer-Börgelmann. Es wurde als
Prozessuins-Station ausgeschmückt. Hier trafen sich die Prozessionen
von St. Mauritius, von Püsselbüren, Schierloh und Uffeln. Die
Prozession hielt hier an und es wurde gebetet, dann ging es
gemeinsam zur Mauritiuskirche.
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Dann ging es weiter bis zur Kirche. Dort nahmen
die Uffelner an der Messe teil und ordneten sich danach in die
große Prozession ein. Nach der Prozession gingen die Uffelner
ebenfalls in Prozessionsordnung zurück nach Uffeln. Wir (Familie
Bußmann, Püsselbürener Damm 19) bemühten uns mit dem Schmücken
der Straße fertig zu werden, bevor die Uffelner Katholiken bei
uns ankamen. Mit der Entfernung des Straßenschmucks warteten
wir so lange, bis die Uffelner auf ihrem Rückweg bei uns vorbei
waren.
K.H. Mönninghoff.- Die Prozessionsteilnehmer aus Esch
gingen auch über den Prozessionsweg nach Ibbenbüren, jedoch
nicht gemeinsam mit den Teilnehmern aus Uffeln. Die Prozessionsteilnehmer
aus Lehen starteten an der Lehener Schule an der Lengericher
Straße, dann über den Tecklenburger Damm, die Münsterstraße,
dann zogen sie zum Unteren Markt. Dort trafen gleichzeitig die
Gläubigen aus Schierloh ein, die vorher beim Gasthaus Meyring
gestartet waren. Nun ging es vom Unteren Markt gemeinsam zur
Mauritiuskirche. Nach der Prozession marschierten die Lehener
singend über die Münsterstraße zurück, erinnert sich Karl
Heinz Mönninghoff.
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Prozession heute ::
Die Prozession findet heute alle 2 Jahre statt. Sie geht den
Weg von der Kirche über die Roggenkampstraße, rechts
ab in die Schulstraße, dann über die Weststraße,
weiter über die Schulstraße bis zur Einmündung
in die Poststraße bei Bahr, dann rechts in die
Poststraße zur Marienkapelle, Ecke Püsselbürener
Damm. Weiter über den Püsselbürener Damm und
die Große Straße zurück zur Mauritius-Kirche.
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. . © Stadtplan
Amtsverwaltung Ibbenbüren - Prozessionsweg |
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Grafik - Prozessionsstation
Püsselbürener Damm
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Fronleichnamsprozessionen in Ibbenbüren
- Von Werner Suer - November 2014 |
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Bücher zum Thema :: |
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Es war einmal - Das Kloster Waldfrieden
Zeitreise, Bilder, Berichte
Autor, Heinrich Johannes (Hans) Nostheide
Ibbenbüren 2011 - Selbstverlag
Druck, SF-Druck Sauerwein
112 Seiten, Softcover
Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand |
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850 Jahre Ibbenbüren: Porträt einer
Stadt in Text und Bild
Bröker, Josef
Historischer Verein Ibbenbüren, Josef Bröker
Ibbenbürener Vereinsdr.1997 2., überarb. und erw. Aufl., 1997
616 S. : zahlr. Ill., Kt. ; 28 cm
Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand |
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Ibbenbüren. Einst und jetzt
Von Anton Rosen
Ibbenbürener Vereinsdruckerei, 1952
Umfang: 535 S. : Ill., Kt.
Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH
Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand |
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Foto Seite oben - Zeichnung von August Dorfmüller - Ibbenbüren
1844
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© Förderverein Stadtmuseum Ibbenbüren
e. V. Breite Straße 9 - 49477 Ibbenbüren | |
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