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Der russischen Friedhof in Ibbenbüren |
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Die Geschichte des russischen Friedhofs in Ibbenbüren
Medizinische
Versorgung von Kriegsgefangenen im Lazarett "Waldfrieden" |
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Beim Stadtmuseum Ibbenbüren ist eine Publikation
in Arbeit mit dem Titel " Ibbenbüren, eine Stadt erinnert sich".
Es handelt sich hauptsächlich um eine Sammlung von Dokumenten
und Tonbandprotokollen über die Zeit von 1933 bis 45. Frau Laumanns
berichtete 2003 in einem Gespräch von der Tätigkeit ihres verstorbenen
Mannes, Dr. Max Laumanns, er war im Kloster Waldfrieden Leiter
des Lazaretts für Hautkranke.
Sie erinnert sich, daß er nach der Errichtung des Ehrenmals
auf dem sogenannten Russenfriedhof, einem Bereich auf dem Zentralfriedhof,
sehr erbost war über den Text auf der Tafel des Obelisken, weil
die Deutschen angeblich alle Russen schlecht behandelt hätten.
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Dazu muß gesagt werden, daß im nördlichen Teil
des Zentralfriedhofs an der Nordstraße 1946 ein Bereich für
46 tote Kriegsgefangene errichtet wurde. Die Zahl dieser Gefallenen
ergibt sich aus einer Liste im Stadtarchiv Ibbenbüren, sie weicht
ab von der Texttafel auf dem Denkmal; in der Gräberliste findet
sich unter Bemerkungen vier Mal die Eintragung " Kind ". Dieser
Obelisk, mit Sowjetstern auf der Spitze und mit einer Texttafel
mit kyrillischer Inschrift, prägt diesen kleinen Friedhof in
der Nähe des jüdischen Friedhofs.
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Der Text auf dieser Tafel wurde bisher nicht
vollständig übersetzt. Er lautet:
"Hier ruhen die Gebeine von 45 sowjetischen Staatsangehörigen.
Sie wurden in faschistischer Gefangenschaft zugrunde gerichtet"
Wichtig ist das Wort rechts in der dritten Zeile der Texttafel.
Ein Übersetzungsbüro aus Hörstel gab dessen Bedeutung mit "zugrunde
gerichtet" an, während in einem Presseartikel in der IVZ
vom 13.05.1985 die Bedeutung "zu Tode gequält" angenommen
wurde. Auf jeden Fall wird hier im Grunde ausgesagt, dass die
russischen Gefangenen nicht menschlich behandelt wurden.
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"Russischer Friedhof"
in Ibbenbüren
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Für Dr. Laumanns war es eine Selbstverständlichkeit,
dass russische Gefangene im Lazarett Waldfrieden Aufnahme fanden
und medizinisch versorgt wurden, sogar nachts erfolgten Operationen.
Daher war diese Inschrift für ihn eine große Ungerechtigkeit.
Wie kam es zur Errichtung eines Friedhofs für die russischen
Kriegstoten ? Willy Deckers, der frühere Leiter des Garten-
und Friedhofsamts in Ibbenbüren, sagte damals dazu, dass etwa
Mitte 1946 ein russischer Major zur Amtsverwaltung kam.
Er befahl, diesen Friedhof anzulegen und hatte genaue Vorstellungen
vom Aussehen der Anlage und der Gestaltung des Obeliksen mit
Sowjetstern und einer Abgrenzung mit Pfeilern und schweren Eisenketten.
Zunächst wurden schlichte Holzkreuze auf den Grabstellen errichtet.
1949 wurde der Obelisk aufgestellt und die Holzkreuze wurden
durch Sandsteine, sogenannte "Kissensteine" ersetzt, die mit
Namen versehen wurden. Bei den verstorbenen Kriegsgefangenen
handelt es sich um Russen, Polen und Tschechen, die in Ibbenbüren
Zwangsarbeit leisteten.
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Zunächst waren sie an verschiedenen Stellen in
der Stadt beigesetzt worden, so im Heldermannpark, auf dem alten
Friedhof an der Schulstraße und an einigen Stellen auf dem Zentralfriedhof
und im Garten des Alten Pfarrhauses an der Kanalstraße. 1947
wurden sie umgebettet und auf dem sogenannten "Russenfriedhof"
beigesetzt.
Im November 2000 erfolgte die Eintragung des russischen Friefhofs
als Baudenkmal
in die Denkmal-Liste der Stadt Ibbenbüren, nachdem der Landschaftsverband
sie befürwortet hatte. Dessen Begründung lautete: "Dieser Teil
des Friedhofs ist bedeutend aus geschichtlichen Gründen - als
Erinnerung an die Opfer des Zweiten Weltkriegs, insbesondere
an die Zwangsarbeiter aus der ehemaligen Sowjetunion. Für die
Erhaltung liegen stilgeschichtliche Gründe vor - der Friedhof
ist in seiner Ausgestaltung einer der typischen Nachkriegsfriedhöfe
von Kriegsopfern."
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Werner Suer - 17.12.2006 |
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Ein rätselhafter Grabstein auf dem russischen Teil des Zentralfriedhofs
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Außerhalb des eigentlichen Gräberfeldes des russischen
Friedhofs mit dem großen zentralen Obelisk befindet sich ein
auffällig großer, liegender Grabstein. Das Grab liegt westlich
vom Judenfriedhof. Der damalige Leiter des Garten- und Friedhofsamt,
Willi Deckers, ließ 1945 schlichte Holzkreuze für jedes Grab
aufstellen, die 1949 durch die heutigen Kissengrabsteine ersetzt
wurden. Nur die Grablege Nr. 28 wurde aus dem Gräberfeld genommen
und an den östlichen Rand umgebettet. Damals erhielt das Grab
den großen Grabstein. Eine polnisch sprechende Ibbenbürener
Bürgerin konnte Näheres zum Text auf dem Stein angeben. Der
Text lautet übersetzt:
"Bestattet wurde hier Romualda Orlewicz, verh. Podniesinska.
Sie ist geboren am 7.2.1920 und verstorben am 10.7.1945,
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also zwei Monate nach Kriegsende. Romualda war
Feldwebel in der polnischen Armee", wahrscheinlich im
Sanitätsdienst des Elisabeth-Krankenhauses, das damals ein Lazarett
war.
Am Fuß der Grabtafel steht eine Bronze-Grableuchte. Es ist nicht
bekannt, ob es noch Angehörige gibt, die das Grab besuchen.
Das Rätsel um Romualda Orlewicz konnte auch durch eine Anfrage
beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge nicht gelöst werden.
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Werner Suer - 26.08.2014 |
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Bücher zum Thema :: |
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Es war einmal - Das Kloster Waldfrieden
Zeitreise, Bilder, Berichte
Autor, Heinrich Johannes (Hans) Nostheide
Ibbenbüren 2011 - Selbstverlag
Druck, SF-Druck Sauerwein
112 Seiten, Softcover
Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand |
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850 Jahre Ibbenbüren: Porträt einer
Stadt in Text und Bild
Bröker, Josef
Historischer Verein Ibbenbüren, Josef Bröker
Ibbenbürener Vereinsdr.1997 2., überarb. und erw. Aufl., 1997
616 S. : zahlr. Ill., Kt. ; 28 cm
Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand |
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Ibbenbüren. Einst und jetzt
Von Anton Rosen
Ibbenbürener Vereinsdruckerei, 1952
Umfang: 535 S. : Ill., Kt.
Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH
Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand |
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Foto Seite oben - Zeichnung von August Dorfmüller - Ibbenbüren
1844
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© Förderverein Stadtmuseum Ibbenbüren
e. V. Breite Straße 9 - 49477 Ibbenbüren | |
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