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zur Geschichte Ibbenbürens > Geschichten vom Glücksberg - Bergbau und Sandstein |
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Geschichten vom Glücksberg - Bergbau und Sandstein - Von Werner Suer |
| Die heutige Bergsiedlung war um 1900 ein Kiefernkamp
des Bergfiskus, er diente dem Bergbau für die Grubenholzversorgung. Als man zum
modernen Ausbau der Gruben mit Stahlstempeln überging, wurde der Kiefernkamp zum
Baugrund für die Bergleute. Die alte Bezeichnung für dieses Gebiet heißt Glücksberg.
Der Bereich unterhalb des Glücksbergs hat eine bewegte Geschichte des Bergbaus
und der Gewinnung von Sandstein erlebt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren die
Verhältnisse der Grube Dickenberg durch weitgehenden Abbau und durch gestörte
Lagerungsverhältnisse des gleichnamigen Flözes nicht besonders gut, so dass das
Ibbenbürener Bergamt auf Anordnung des preußischen Ministers Graf Reden 1803 begann,
das Flöz zwischen dem Dickenberg und Ibbenbüren in Angriff zu nehmen. Dabei wurde
mit dem Glücksburger Oberstollen ein Flöz von 36 Zoll (94 cm) Mächtigkeit aufgefahren.
Die Freude über das Flöz und die ausgezeichnete Kohle war so groß, dass man den
Berg "Glücksberg" nannte (Bereich der westlichen Bergsiedlung) und das Flöz und
die Zeche bekam die Bezeichnung "Glücksburg". |
| Die Zeche Glücksburg
Sie baute
bis Mitte des 17. Jahrhunderts ab, zunächst im Ausgehenden des Flözes Glücksburg,
elf söhlige Stollen, die u.a. folgende Namen trugen: Albrecht, August, Gottlieb
und den Schacht Gute Hoffnung. Fünf Stollen waren in den Gärten der unteren Bergsiedlung,
sie gingen alle Richtung Norden und sie hatten nach ca. 25 m jeweils ein Lichtloch.
Das Flöz war hier 40 - 80 cm stark. Ein weiterer Stollen lag westlich der Siedlung
und 5 Stollen lagen östlich der heutigen Talstraße. Außerdem gehörten zu Zeche
Glücksburg noch der Oberstollen, der Mittelstollen und der Carl-Schacht. Im Jahre
1831 war Christian Schwabe Königlicher Geldempfänger und Kohlenmesser der Zeche
Glücksburg. Seine Aufgabe war es, die Menge der geförderten Kohle im Auftrag des
Königlichen Bergamtes zu messen, sie anzukaufen und sie an die Abnehmer weiterzugeben.
Dazu musste er zunächst jährlich eine hohe Kaution leisten. Jedoch erwies er sich
im Laufe der Jahre als so zuverlässig, dass ihm später diese regelmäßige Zahlungsverpflichtung
erlassen wurde. Ein Hauptabnehmer der Kohle war die Eisenhütte in Gravenhorst.
Um das Bergwerk erfolgreich zu betreiben und die Wasser zu lösen, wurde 1807 oberhalb
von Bauer Overklaus (Witthake, Prozessionsweg) auf Rechnung der Eisenhütte der
tiefer gelegene Glücksburger Mittelstollen aufgefahren. 1811 wurde das Flöz Glücksburg
erreicht. |
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| Der Glücksburger Mittelstollen
Der
Mittelstollen, auch Wasserstollen genannt, der Zeche Glücksburg von 1807 im Tal
westlich der Bergsiedlung ist auf eine Länge von 272 m in Sandstein-Trockenmauerwerk
ausgeführt. Er zeigt uns das hohe handwerkliche Geschick der Erbauer. Die Sandsteine
stammen aus einem kleinen ehemaligen Steinbruch südlich vom Mundloch. Sie sind
sehr sorgfältig bearbeitet und aufgesetzt, die Fugen sind so eng, dass keine Baumwurzel
sie durchdringen kann. Über der Firste (Gewölbe) ist eine sandige Lehmschicht
eingebaut, die gegen Oberflächenwasser und Wurzelwerk schützt. Der Stollen hat
ein ganz leichtes Gefälle Richtung Mundloch und eine ca. 20 cm breite Rösche (Graben).
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| Bildunterschrift: Das Mundloch des Mittelstollens,
Winterquartier für etwa 40 Fledermäuse, hier beginnt der Wasserstollen, der in
die Aa mündet |
| Er ist in Richtung NNO aufgefahren und nach 272
m geht er im Hangenden bei Erreichen von Flöz Bentingsbank (Mächtigkeit ca. 70
cm) bis zum Flöz Glücksburg in gewachsenen Sandstein über, hier ist kein Ausbau
erforderlich. 1811 - 1820 wurde das Flöz Glücksburg abgebaut, es hatte eine Mächtigkeit
von 40 - 80 cm. Im Übergang von der Mauerung zum Sandstein wurde das Flöz Bentingsbank
(50 - 60 cm stark) angetroffen. Dort wurden bei der Auffahrung des Stollens alte
Grubenbaue von 1790 angetroffen, dieses Flöz wurde von 1820 - 1850 abgebaut. Namensgeber
des hier angetroffenen Flözes war übrigens der damalige Freiherr von Bentinck
vom Adligen Gut Langewiese, er war im 17. Jahrhundert ein Pächter des Ibbenbürener
Bergwerks. Der Wasserstollen traf auf die Dickenberger Stollensohle.
Jetzt
konnte das Grubenwasser zwischen dem Abendsternschacht und dem Carl-Schacht (im
Garten von Elektro Schwabe, die Halde ist noch heute vorhanden) durch den Wasserstollen
gelöst werden. Übrigens ist der Carls-Schacht Namensgeber für die heutige Straße
"Am Karlschacht" und nicht die alte Kaue "Schacht Karl" am Wersborgweg, Ecke Offenbachstraße.
Etwa 1815 betrieb der Colon Kitten am Prozessionsweg eine Knochenmühle,
zum Antrieb des Mühlrads diente ihm der Wasserstollen. Bei Dränagearbeiten vor
ca. 20 Jahren wurde in der Wiese oberhalb der Mühle die alte Rösche (Graben in
Trockenmauerwerk) des Wasserstollens angetroffen, in der Sohle war noch eine dicke
Schicht Ocker, ein Brauneisenerz (damals wertvoller Rohstoff für die Farbenherstellung),
das durch eindringendes Wasser aus den Mineralien des Berges gelöst wird und welches
dann im Grubenwasser als Schwebstoff auftritt. |
| Der Mittelstollen war bis ca. 1950 zugänglich.
Er hat die erstaunliche Höhe von 2,20 m und eine Breite in der Sohle von 1,35
m und in Schulterhöhe von ca. 1,45 m. Ca. 70 m vom Mundloch entfernt ist in der
Firste ein quadratisch gemauerter Kamin von 60 x 50 cm und ungefähr 3,5 m Höhe.
Er endet dicht unter der Erdoberfläche mit einer Nische, deren Funktion unklar
ist (Lichtloch, Windofen?).
Vom lange verschlossenen Mundloch aus floss
das Wasser des Stollens im Tal in eine offene Rösche in Richtung SSW in Richtung
Aa-Bach. Die Rösche war in Trockenmauerwerk in Kastenprofil-Form als 50 cm tiefer
Graben ausgemauert. Josef Rötker und Franz Walterskötter erinnern sich, wie sie
als Kinder den Stollen mit Kerzenbeleuchtung erforscht haben. | |
| Bildunterschrift: In der Firste ist ein Wetterkamin
zur Bewetterung des Stollens durch Feuer auf der Stollensohle |
| Als sie ein gutes Stück gegangen waren, huschten
die Fledermäuse, die die beiden in ihrem Winterquartier aufgeschreckt hatten,
haarscharf an ihren Köpfen vorbei. Ein ganzes Stück weiter entdeckten sie im linken
Stoß einen Sandstein mit einem Kreuz und der Jahreszahl 1808. Es handelt sich
dabei wohl um einen Lachterstein, auf ihm ist die Länge bis zum alten Mundloch
mit 40 ½ Lachter angegeben.Später ist Franz noch einmal in den Stollen hineingegangen,
jedoch war er nur bis zum Ausbau-Ende bei Erreichen von Flöz Bentingsbank in Sandstein-Mauerwerk
begehbar, dahinter lag auf der Stollensohle eine dicke Schicht Ocker-Schlamm,
der ein weiteres Vordringen unmöglich machte. Während des 2. Weltkrieges wurde
1944 ein Luftschutzbunker unterhalb der westlichen Bergsiedlung in Angriff genommen.
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| | Man wollte von der Westseite einen Stollen auffahren,
der die Mauerung des Mittelstollens durchbrechen sollte. Das Vorhaben scheiterte,
weil der Wasserstollen 9 m tiefer als das Mundloch des Bunkers lag, man erreichte
lediglich die Lehmschicht oberhalb des Wasserstollens. In den Notzeiten nach dem
Krieg wurden im Mittelstollen von der Weberei Biederlack aus Emsdetten Kohlen
abgebaut.
Im Jahre 2001 konnte der Mittelstollen anhand von alten Unterlagen
von einem Bergmann wieder aufgefunden werden, mit seiner Hilfe konnte er geöffnet
und durch den Bergmann und den Autor erkundet werden. Nach Bekanntwerden der starken
Fledermauspopulation wurde der Stollen dem Kreis Steinfurt gemeldet. |
| Inschrift am Glücksburger Mittelstollen
- Unmittelbar nach Gründung der Gravenhorster Eisenhütte im Jahre 1806 nahm
die Hütte den Abbau von Steinkohle des Flözes Glücksburg am Fuße des Dickenbergs
auf. Aus der Kohle wurde Koks für den Hochofen hergestellt. 1807 begann man mit
der Auffahrung des Glücksburger Mittelstollens zur Wasserlösung des Bergwerkes.
Der in Naturstein gemauerte Stollen ist 288 m lang, 2,20 m hoch und 1,35 m breit.
Nach gut 100 m ist der Stollen verbrochen. Nach dem 2. Weltkrieg gab es im Bereich
des Stollens noch geringen Pachtgrubenbergbau durch die Emsdettener Textilfirma
Biederlack. Heute finden etwa 40 Fledermäuse im Stollen ihr Winterquartier. |
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| Der E- Schacht und der Schacht "Gute Hoffnung"
Bereits 1742 wurde in der Schlucht bei Weingarten nördlich vom Mittelstollen ein
nach Norden einfallender Stollen aufgefahren, um die tieferen Flözschichten zu
erschließen. Dieser Stollen wurde später nach Angaben von Herrn Weingarten bis
auf die zweite (die tiefe) Dickenberger Stollensohle vorgetrieben und er diente
als einziehender Wetterschacht oder E-Schacht. Etwas nördlich vom E-Schacht lag
neben dem Glücksburger Oberstollen der seigere Schacht "Gute Hoffnung" von 1833,
ein kleiner Versuchsschacht von geringer Tiefe. Die Dickenberger Stollensohle
dient bis heute der Entwässerung des ehemaligen Westfelds. Im Bereich des "Dickenberger
Tiefen Stollen-Mundlochs" unterhalb der Gastwirtschaft Wolters tritt der Stollenbach
aus dem Berg an die Oberfläche. Der E-Schacht-Stollen war bis ca. 1957 zugänglich.
Er ist auf 30 m Länge bis zum Verbruch in Sandstein Trockenmauerwerk ausgeführt
in der gleichen meisterhaften Weise wie der Mittelstollen ausgebaut. Die Fugen
im Mauerwerk sind mit lehmigem Sand gefüllt. Der Stollen ist im Vergleich zum
Mittelstollen sehr niedrig mit einer Höhe von nur 95 cm und er hat ein starkes
Einfallen von etwa 20 Grad (fast ein Gefälle wie ein flach geneigtes Dach). Er
hat eine Breite von 1,45 m bei rechteckigem Querschnitt mit leichtem Gewölbe in
der Firste. Nach dem Ausbau geht er im Hangenden in das feste Sandsteingebirge
über. Nach dem 2. Weltkrieg wurden ab 1945 in diesem Bereich in den nach beiden
Seiten abgehenden Strecken Restkohlen abgebaut. Nach Angaben von Herrn Weingarten
brach der Stollen 1948 am Übergang von der Mauerung zum festen Sandstein im Lockergestein
auf ca. 6 m Länge ein und es entstand die noch heute erkennbare kleine Pinge über
dem Stollen, die teilweise mit Hausmüll aufgefüllt ist. Es gab mehrere Verschüttete,
auch der Bruder von Helmut Weingarten wurde verschüttet, nach 2 ½ Stunden konnten
die Bergleute geborgen werden, es wurde keiner tödlich verletzt. Nach Aufwältigung
des Stollens wurde der gefährdete Bereich im sogenannter "Türstock-Ausbau" mit
Holzstempeln gesichert. 1965 stürzte der Stollen an dieser Stelle erneut ein,
weil die Stempel inzwischen vermodert waren. |
| Nach dem Krieg ist Otto Hoppe vom Püsselbürener
Damm mit Alfons Bischof vom Ossenliet manchmal in den Stollen eingefahren bis
auf die tiefe Stollensohle. Dort floss der Stollenbach Richtung Wolters. In der
Rösche setzte sich das Ocker ab, es reichte manchmal bis zur Firste und es bestand
die Gefahr, daß das Grubenwasser vom Westfeld nicht mehr abfließen konnte. Damit
das Wasser ungehindert fließen konnte, mussten Otto und Alfons den Schlamm aufwirbeln
bzw. aus der Rösche schaufeln. Um 1957 wurde vor dem Mundloch vom E-Schacht durch
die Familie Weingarten ein Hühnerstall in Ziegelsteinmauerwerk gebaut, das Mundloch,
es war inzwischen vergittert, diente dabei den Hühnern als Unterschlupf. Manchmal
landete ein Ball im Hühnerstall und kullerte dann den Stollen herunter, wo er
vielleicht noch heute liegt. |
| Die Bergschmiede "Gute Hoffnung"
Unmittelbar
östlich vom E-Schacht lag bis 1998 die Bergschmiede, Bergsiedlung 160. In ihr
wohnte von 1957 bis 1975 die Familie Weingarten. Die Schmiede dürfte etwa 1745
nach Fertigstellung des E-Stollens erbaut worden sein. In den letzten Jahren diente
die Schmiede der Familie Weingarten zur Kleintierhaltung. Das Gebäude wurde 1998
abgetragen, weil die Preußag aufgrund von Haldenerweiterungen Ausgleichsflächen
zur Wiederaufforstung benötigte. Das Gebäude war massiv aus Bruchsteinen errichtet
mit mächtigen Fenster- und Türgewänden, die glatt schariert waren. In den Fenstern
waren starke eiserne Gitter mit einem geschmiedeten Ring mit Eisenkreuz in der
Mitte. Im Bereich unter der heutigen Berghalde lag später der Steinbruch Apke.
Während der Betriebsphase des Steinbruchs diente die Bergschmiede als Schlosserei
zur Reparatur der Steinbruchgeräte und zum Schärfen der Werkzeuge. Das Gebäude
wurde später aufgestockt, das Obergeschoss wurde in Kalksandstein ausgeführt,
es diente italienischen Steinbrucharbeitern als Wohnung. |
| Der Pachtgrubenbergbau nach 1919
Als
nach dem verlorenen 1. Weltkrieg die von den Siegermächten geforderten Reparationsleistungen
die Weltwirtschaftskrise auslösten und Rohstoffmangel herrschte, kam es 1919 zur
Verleihung von Grubenfeldern durch den Bergfiskus. Damit sollte privaten Pächtern
die Möglichkeit gegeben werden, Flözreste zu erschließen.
Im Bereich der
Bergsiedlung galt das für die Flöze Glücksburg und Bentingsbank. Das Ausgehende
von Flöz Glücksburg lag im Bereich am Ende der jeweiligen Gärten vom unteren und
oberen Weg der Bergsiedlung. Im Bereich längs des unteren Weges strich das Flöz
Bentingsbank aus. | |
| Bildunterschrift:
Die alte Bergschmiede am E-Schacht von 1742, einem Stollen auf die tiefe Stollensohle. |
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| Der Pachtgrubenbergbau nach 1919
Als
nach dem verlorenen 1. Weltkrieg die von den Siegermächten geforderten Reparationsleistungen
die Weltwirtschaftskrise auslösten und Rohstoffmangel herrschte, kam es 1919 zur
Verleihung von Grubenfeldern durch den Bergfiskus. Damit sollte privaten Pächtern
die Möglichkeit gegeben werden, Flözreste zu erschließen. Im Bereich der Bergsiedlung
galt das für die Flöze Glücksburg und Bentingsbank. Das Ausgehende von Flöz Glücksburg
lag im Bereich am Ende der jeweiligen Gärten vom unteren und oberen Weg der Bergsiedlung.
Im Bereich längs des unteren Weges strich das Flöz Bentingsbank aus. Der Pachtgrubenbereich
wurde in einzelne Parzellen oder Grubenfelder aufgeteilt. Dieser Pachtgrubenbereich
erstreckte sich in einem breiten Streifen von der westlichen Bergsiedlung bis
zur Glücksburger Straße. Die Gruben hatten u.a. die Namen Hindenburg, Erika, Fuchs,
Herbert, Luise, Wilhelmine, Hubertus, Paula und Johanna. Die Grubenfelder
wurden von der Grube Hindenburg aus erschlossen. In der Wiese unterhalb der Bergsiedlung
steht noch heute ein grauer Betonsockel, der letzte Sachzeuge der Grube Hindenburg.
Auf diesem Sockel stand der Haspel für den nach Norden einfallenden tonnlägigen
(schräg einfallenden) Stollen der, das Mundloch lag etwa 30 m südlich vom unteren
Weg der Bergsiedlung. Es wurde 1942 wieder aufgewältigt und die Grube diente der
Bevölkerung als Luftschutzsbunker. Unterhalb des Betonsockels befand sich eine
große Berghalde, die so genannte "Hexenhalde". Ca. 30 m östlich vom Mundloch des
Mittelstollens betrieb der Busunternehmer Gronemann eine Pachtgrube. Etwa 80 m
südlich von Veit, Windmühlenweg 93, entstand 1919 die Grube Theresia, ein Stollenbetrieb
mit einer Berghalde mit angelehnter hölzerner Kipprampe. Am südlichen Haldenfuß
führte eine Bremsbergbahn, im Volksmund "Trissel" genannt, bergab zur Verladerampe
der Feldbahn des Steinbruch Schmitz nahe der Ostbahn bei Lammers, am Berghang
80. Hier war die Feldbahn mit einer Weiche an die Ostbahn angeschlossen. Die
Bremsbergbahn bestand aus zwei Schmalspurgleisen, die nebeneinander lagen. Die
Förderwagen, die bergab fuhren, waren mit einem Stahlseil über eine Umlenk-Rolle
mit Bremse, dem so genannten "Trissel" mit den bergauf fahrenden Loren verbunden
wie eine Art schräg liegender Paternoster. Das Haus von Lammers war 1946 ein bescheidenes
Gebäude, es diente als Wohnung für den Steinbrucharbeiter Bernhard Walterskötter,
heute ist es ein mitten im Wald gelegenes schönes Wohnhaus. 50 m westlich von
Schubert am Windmühlenweg 105, lag ein weiteres Mundloch der Grube Theresia und
30 m südöstlich Schubert wurde 1920 die Grube Weser betrieben. |
| Pachtgruben nach 1945
Nach dem
2. Weltkrieg war der Mangel ähnlich groß wie nach der Weltwirtschaftskrise von
1929. Die alten Gruben, so weit sie noch zugänglich waren, wurden wieder in Betrieb
genommen. Neben dem von der Preußag genehmigten Pachtgrubenbergbau gab es auch
eine wilde Kohlengräberei, deren Spuren im Ausgehenden der Flöze noch heute erkennbar
sind. Im Ausgehenden von Flöz Bentingsbank wurde 180 m östlich von Lammers ein
wilder Tagebau betrieben, dessen Spuren als zahlreiche Pingen (Trichter) die Zeit
überdauert haben. |
| Bildunterschrift. Rest einer Verlade-Rampe
am Grenzweg, bestehend aus sorgfältig bearbeiteten Steinwürfeln, angefertigt um
1938 für einen Brückenbau der Reichs-Autobahn. |
| Die Pachtgrube Biederlack
Diese
Grube der gleichnamigen Weberei in Emsdetten unter Leitung des Betriebsführers
Vorholt untersuchte den Glücksburger Mittelstollen. Als man feststellte, dass
dieser nach ca. 80 m verbrochen war, nahm man eine Stelle oberhalb in Angriff.
Man wollte die stehengebliebenen Kohlenpfeiler und Restvorkommen aus dem alten
Bergbau der Zeche Glücksburg abbauen. Dazu trieb man einen Stollen von Westen
her zum Mittelstollen und baute diesen ca. 8 m langen Stollen in Holz aus (Deutscher
Türstock). Der westliche Stoß des alten Stollens wurde in ca. 6 m Tiefe aufgebrochen.
Die Förderung von Restkohlen im westlichen Flügel von Flöz Bentingsbank erfolgte
mit Fördergefäßen auf Schienen mit Seilförderung durch einen Haspel am Mundloch.
Die Signalgebung erfolgte mit einem Schlag gegen eine Eisenplatte. Diese Platte
war an einer Buche in ca. 3 m Höhe befestigt und mit einem Schlaghammer mit Seilführung
von unten zu bedienen. Dabei bedeutete 1 Schlag: "Halt", 2 Schläge: "Auf", 3 Schläge:
"Hängen" (abwärts). Die Signalplatte an der Buche ist noch erhalten. Neben dem
Mundloch stand eine hölzerne Kaue als Unterkunft und für Geräte. Auf der Pachtgrube
Witthake unterhalb von Stork, Bergsiedlung 102, baute Bauer Witthake Restvorkommen
vom Flöz Bentingsbank im unteren Bereich der Bergsiedlung ab. Man erkennt noch
heute die Pinge (Trichter) des Stollenmundlochs und einen Damm Richtung Westen,
der vor der alten Steinbruch-Feldbahn von Apke endet. Von einer hölzernen Rampe
am Ende des Damms wurden die Kohlen in die Loren gekippt. |
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| Pachtgrube Alte Windmühle
In der
Wiese östlich der alten Windmühle am Windmühlenweg befand sich ab 1945 der Notbergbau
"Alte Windmühle" der Preußag. Man baute zunächst das Ausgehende von Flöz Buchholz
ab, welches hier mit ca. 2 m Mächtigkeit ansteht. Zwischen der Kaue und dem Weg
wurde die Kohle im Tagebau durch die Firma Tietmeyer aus Schlickelde mit Baggern
abgebaut. Der Weitertransport der Kohle erfolgte durch die Firma Dunkel, Lengerich.
Die Kohle hatte jedoch eine schlechte Qualität, weil sie so dicht unter der Oberfläche
verwittert war und weil sie mit Bergemitteln versetzt war. Im Volksmund hieß diese
Kohle deshalb "Blumenerde".
Dazu hieß es Anfang des 20. Jahrhunderts im
Tecklenburger Heimatkalender treffend: "Natt Holt, ne stumpe Bielen un Bockheolter
(Buchholzer) Küöhle, datt is en Unglück förn Husstand". Nachdem die Wiese ausgekohlt
war, wurde ein Schrägstollen von ca. 25 Grad mit dem Einfallen von Flöz Buchholz
nach Norden aufgefahren und eine hölzerne Verladebühne westlich der Kaue errichtet.
Bei Veit führte ein Weg an der Kaue vorbei unter die Bühne. Von großen Trichtern
rutschten die Kohlen dort in die Lastwagen. |
| Die Sandsteingewinnung und der Transport der
Bodenschätze
Der Steinbruch der Zeche Glücksburg - Das Mauerwerk des
Mittelstollens Dieser Steinbruch diente bereits um 1740 zur Gewinnung von Sandsteinen
zum Ausbau vom E-Schacht und dem Glücksburger Mittelstollens. Er lag nördlich
Witthake, damals Overklaus, in der Wiese unter der Hochspannungsleitung am östlichen
Talhang. Die Steine für die Firste des Mittelstollens wurden gebrochen und vor
Ort sorgfältig und exakt in Keilform bearbeitet. Weil der Stollen zunächst wenig
Überdeckung hatte, musste er in Mauerung gesetzt werden. Auf ca. 65 m wurde eine
Rösche (tiefer Graben) angelegt, damit man leichter mauern kann. Am Ende war die
Rösche bereits 5 m tief, so dass man die weitere Ausmauerung im Stollenbetrieb
durchführen musste, eine Arbeit, die vom Maurer sehr viel Geschick erforderte.
Dazu musste der Stollenquerschnitt etwas größer gemacht werden, um die Steine
setzen zu können. Durch die Keilform der Firststeine entstand ein besonders tragfähiges
Gewölbe. (Im E-Schacht-Stollen wurden quadratische Steine für die Firste verwendet
und der Firstbogen ist sehr flach). Bevor man schließlich die Rösche des Mittelstollens
verfüllte, wurde auf die Firste noch eine ca. 30 cm dicke Schicht sandigen Lehms
aufgebracht zum Schutz gegen eindringendes Oberflächenwasser und Wurzelwerk. Der
Steinbruch diente 1938 der Gewinnung und Bearbeitung von Werksteinen für eine
geplante Marienkapelle. Sie sollte im Talgrund unterhalb des Bruchs im Wäldchen
des Bauern Witthake zwischen den "Hülskrappen" (Stechpalmen oder Hedix) errichtet
werden. Die Baugrube für das Fundament war ausgehoben und die ersten behauenen
Steine lagen daneben, da musste der Plan aufgegeben werden. |
| Die Marienkapelle
Was war der
Anlass für den Bau der Marienkapelle? Agnes und Veronika Witthake waren Mitglieder
der Schönstatt-Bewegung, einer Gemeinschaft der Mariengläubigkeit, die besonders
die so genannte "Madonna von Schönstatt" verehrte. Es gab zwar schon eine Kapelle
der Madonna in Holthausen, aber der Weg dorthin war doch ziemlich weit. Daher
entstand der Gedanke, auf dem Grund von Overklaus eine zweite Kapelle zu bauen.
Viele Förderer kamen aus Püsselbüren, der Pastor von St. Mauritius in Ibbenbüren
setzte sich sehr dafür ein sowie einige Ibbenbürener Geschäftsleute, unter anderem
auch Konrad Elfers. Letztlich scheiterte das Vorhaben jedoch, weil inzwischen
der 2. Weltkrieg begann und die fleißigen Helfer an die Front mussten und weil
kein Geld mehr vorhanden war. |
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| Der Steinbruchbetrieb und die Feldbahn von
1920
Die so genannte Schleppbahn ging vom Steinbruch Apke (heute Schwabe)
am Grenzweg bis zum Verladegleis auf dem Gelände der Holzschuhfabrik Meyer in
Esch. Sie verband die Betriebe am Südrand des Berges. Auf ihr wurden Steine und
Kohlen befördert. Die Trasse der auch Ostbahn genannten Schmalspurbahn ist heute
noch deutlich im Gelände erkennbar. |
| Östlich von Kamp-Niermeyer trat die Bahn aus
dem Wald und westlich davon überquerte sie den Prozessionsweg, folgte dem heutigen
Weg nach Prein, bog dann nach Süden Richtung Bahnlinie, dabei folgte sie dem Busch
an der Biärke und führte schließlich bei Meyer am Birkhof auf das Gelände der
Holzschuhfabrik.
Westlich der Talstraße liegt der Steinbruch Jansen
an der Ostbahn. Im Steinbruch findet man noch heute Relikte eines Derricks, eines
großen Hebekrans aus Holz. Damit konnten die aus der Wand gebrochenen Steine mit
Haspel und Stahlseil zum Kran gezogen und dort gehoben, geschwenkt und verladen
werden. | |
| Bildunterschrift: Der Derrick
im Steinbruch Frehe an der Recker Straße. |
| | Bevor 1928 die Zechenbahn
gebaut wurde, führte aus dem Steinbruch Apke am Grenzweg eine weitere Feldbahn
nach Südwesten zum Bahnhof Püsselbüren (Kohlenwäsche), dort erfolgte die Verladung
des Sandsteins auf die Reichsbahn. Beim Bau der Zechenbahn wurde daher bei Richter
am Grenzweg eine kleine Brücke über die Feldbahn gebaut
Dieses Bauwerk
im Garten von Richter ist noch vorhanden. In den Steinbrüchen Apke und Kamp-Niermeyer
wurden 1938 Steine für einen besonderen Auftrag für Berlin gebrochen. Es waren
Sandsteine für die Fassade der chilenischen Botschaft. Sie wurden bei Apke sehr
sorgfältig und auf Maß gearbeitet und in unterschiedlichen Formaten mit glatten
Oberflächen versehen. |
| Bildunterschrift: Unter der Brücke der Zechenbahn
am Grenzweg verlief die Schleppbahn vom Steinbruch Apke (Schwabe) in Richtung
Kohlenwäsche und zum Bahnhof Püsselbüren. |
| Sie sahen aus wie große Würfel. Gruppenweise
nummeriert, wurden sie in einem großen Holzschuppen und auf dem Platz neben der
Steinsäge gelagert. Einige der Werksteine, die nicht ganz den hohen Anforderungen
des Auftraggebers genügten, wurden zum Bau einer Verladerampe von Apke am Grenzweg
verwandt. An dieser Rampe erfolgte bis ca. 1965 die Verladung von Schieferton,
der als Nebenprodukt im Steinbruch Apke gewonnen wurde, auf Lastwagen. Die Rampe
mit den würfeligen Fassadensteinen ist noch heute gegenüber von Richter vorhanden.
Bei Weingarten und Wellmeier unterhalb der Bergsiedlung (heute Bergehalde) lagen
zwei weitere Steinbrüche von Bauer Apke. Dort machte die Schleppbahn einen Bogen
nach Norden in die Schlucht und ging weiter bis in die Steinbrüche Büchters Kuhle
und Kuxenloch. Die alte Trasse ist noch an der Südwestecke der Bergehalde auf
halber Höhe erkennbar. In der Wiese bei Witthake war ein Abzweig zur Pachtgrube
Hindenburg, die Strecke verlief unterhalb der heutigen Hochspannungsleitung nach
Osten. |
| Unterhalb Weingarten führte die Ostbahn nach
Südwesten, ihre Trasse ist westlich des asphaltierten Wirtschaftswegs deutlich
als Hohlweg bzw. Graben erkennbar. Anfangs war die Schleppbahn im Bereich der
Zeche Glücksburg eine Pferdebahn, die Pferde wurden auch als Grubenpferde eingesetzt,
denn nach Angaben von Otto Hoppe diente der Steinbruch Kuxenloch nördlich der
Bergsiedlung um 1920 als Tränke für Grubenpferde. Die Bedeutung des Namens "Kuxenloch"
konnte nirgends in Erfahrung gebracht werden -möglicherweise wurden die dort angetroffenen
Kohleflöze abgebaut, dabei wurden an die einzelnen Teilhaber des Grubenbetriebs
Anteilsscheine, so genannte "Kuxen" ausgegeben.
Verfasst von Werner
Suer im April 2000 |
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Foto Seite oben - Zeichnung von August
Dorfmüller - Ibbenbüren 1844 |
© Förderverein Stadtmuseum Ibbenbüren
e. V. Breite Straße 9 - 49477 Ibbenbüren | |
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