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Bodendenkmal "Befestigungsanlage Dörenthe" - Von Werner Suer |
| Im Jahre 1990 entdeckte ich beim Betrachten der
Deutschen Grundkarte vom Dörenther Berg eine kreisförmige Struktur mit einem 6m
tiefen Graben auf der Bergkuppe. Der Kreis war unterbrochen durch eine Böschung
der vorbeiführenden Straße nach Münster. In Ansätzen ist zu erkennen, daß der
Graben, der im Westen in eine Wall übergeht, ursprünglich bis an die Münsterstraße
reichte. Das Ganze bildet in etwa eine Kreisfläche, die durch Wall und Graben
begrenzt wird. Diese Fläche erinnert stark an die bekannten historischen Höhenburgen,
die überall an strategisch wichtigen Pässen zu finden sind.
(Deutsche
Grundkarte 1965 - Landesvermessungsamt NRW) >>> | | | | | | Deutschen
Grundkarte vom Dörenther Berg |
| Als gelernter Vermessungstechniker galt mein
Interesse immer schon Karten, die viele Details darstellen. Grundkarten geben
ein recht genaues Bild der örtlichen Verhältnisse in allen Einzelheiten wieder.
Man erkennt Böschungen, Zäune, Stromleitungen, Wallhecken und alles mögliche.
Auf der vorliegenden Karte sieht man in unmittelbarer Nähe, östlich der oben
beschriebenen Anlage eine Quelle. Eine zweite Quelle liegt direkt südlich unterhalb
der Fläche. Beide Quellen dienten sicherlich der Wasserversorgung der beschriebenen
Anlage. Ich war mir ziemlich sicher, daß diese Struktur dem Amt
für Bodendenkmalpflege in Münster hinreichend bekannt war, daher unternahm
ich zunächst nichts. Erst 1992 teilte ich meine Kenntnis davon Dr. Grünewald telefonisch
mit. Zu meiner Überraschung war ihm diese Anlage völlig unbekannt, daher schickte
ich ihm nähere Informationen. |
| Einer seiner Mitarbeiter hat sich dann die Wallanlage
angesehen. Nach seiner Untersuchung vor Ort kam man dann in Münster zu dem Schluß,
daß es sich um eine bislang völlig unbekannte Befestigungsanlage aus dem Mittelalter
handelt. Sie diente wahrscheinlich der Kontrolle am Dörenther Paß, dem benachbarten
Weg. 1993 verfügt das Amt für Bodendenkmalpflege an die Stadt Ibbenbüren,
daß die Anlage als Bodendenkmal unter Schutz gestellt wird. Begründung:
„Es
handelt sich um eine umfangreiche Wall- und Grabenanlage. Sie diente wohl der
Kontrolle des Übergangs über den Teutoburger Wald. Sie hatte eine wichtige Bedeutung
für Handel und Verkehr. Die Burganlage ist für die Siedlungs-Geschichte der Menschen
im Raum Ibbenbüren bedeutend. Es besteht öffentliches und wissenschaftliches Interesse
an der Erhaltung als Bodendenkmal.“ „Bei der Nutzung der Fläche, insbesondere
durch die Forstwirtschaft oder Eingriffe in den Boden, darf die Anlage in keiner
Weise beeinträchtigt werden.“
Am 6.10.1994 erfolgt durch die Stadt Ibbenbüren
die Eintragung in die Denkmalliste. Die Anlage wurde unter dem Namen Befestigungsanlage
Dörenthe als Bodendenkmal mit folgenden Merkmale eingetragen: „Spornlage nach
Süden, etwa ein schildförmiger Innenraum von 100 x 100 Meter, von bis zu 3 Gräben
umgeben.“ |
| "Befestigungsanlage
Dörenthe" | | | | Aufnahme
Martin Weber, Juni 2010 |
| Ursprünglich wird der vorgelagerte, bis 6 m tiefe
Graben ein Spitzgraben gewesen sein, diese Profile sind vorwiegend im frühen Mittelalter
entstanden. Im Dezember 2008 schreibt Dr. Grünewald an die Stadt Ibbenbüren:
„Wir
wissen nicht viel über die Anlage und wer sie gebaut hat. Es gibt keine schriftlichen
Zeugnisse darüber. Ein Hiweis darauf, daß sie nicht lage existiert haben wird.
Vom Typ her dürfte sie im Hohen Mittelalter, also vom 11. bis zum 13. Jahrhundert
angelegt worden sein. Die Frage, ob auf der Fläche ein Gebäude gestanden hat,
ist bis heute nicht geklärt. Auf der anderen Seite dürfen keine Eingriffe in Bodendenkmäler
vorgenommen werden. Untersuchungen und archäologische Grabungen durch die Behörden
erfolgen nur, wenn eine notwendige Baumaßnahme an einem geschützten Objekt ansteht,
davon kann hier aber nicht ausgegangen werden."
Ibbenbüren, den 27.6.2010
- Werner Suer |
| Stadt Ibbenbüren Bauverwaltungsamt/Untere
Denkmalbehörde 6. Oktober 1994
Bescheid über die Eintragung in die
Denkmalliste
Beschreibung des Denkmals: ortsfestes Bodendenkmal
Lfd.
Nr. B 014
Kurzbezeichnung des Denkmals: Befestigungsanlage
Dörenthe
Lagemäßige Bezeichnung des Denkmals: Straße: Dörenthe,
B 219 Flur: 57 Flurstück(e): 167,181,182,183,184,185,186,187,194, |
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| Darstellung der wesentlichen charakteristischen
Merkmale des Denkmals: Befestigungsanlage Etwa schildförmiger Innenraum,
umgeben von bis zu drei Gräben auf nach Süden vorspringenden Sporn. Maße:
ca. 200 x 200m, Innenraum ca. 100 x 100 m Im Nordosten durch die B 219 tangiert.
Historische Quellen z. Z. unbekannt. | | | | Sehr geehrter Herr Daßmann, gemäß § 3 Abs. 3
Denkmalschutzgesetz NW (DSchG NW) vom 11.03.1980 (GV NW S. 226) in der z. Z. geltenden
Fassung werden Sie darüber unterrichtet, daß das Denkmal, wie vorstehend beschrieben,
aufgrund der Eintragungsverfügung des Regierungspräsidenten Münster vom 20.10.1993
mit dem heutigen Tage in die Denkmalliste eingetragen worden ist. Das Denkmal
unterliegt damit den Bestimmungen des Denkmalschutzgesetzes, um deren Beachtung
gebeten wird.
Denkmalsbereich Befestigungsanlage Dörenthe - PDF
Datei |
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| Dr. Christoph Grünewald Leiter der Außenstelle
LWL-Archäologie für Westfalen Außenstelle Münster
8. Dezember
2008 "Leider wissen wir selbst nicht viel über die Anlage. Erkennbar ist die Burganlage
am Besten von dem Parkplatz an der Bundesstraße. Von dort können Sie die Wälle
und Gräben sehen, die aus der Bergflanke herausgearbeitet sind und die Innenfläche
in Richtung Münsterland schützen. Auch im Osten, zum Campingplatz hin sind die
Wälle noch erkennbar, während sie im Westen von der Bundesstraße zerstört worden
sind.
Somit läßt sich die Anlage als etwa runde bis rechteckige Wallburg
rekonstruieren. Im Nordosten sieht man im Steilhang noch die Reste eines Hohlwegesystems,
das den Berg hinauf zieht und das als eine Art Vorgänger der Bundesstraße sicher
in Zusammenhang mit der Burg zu sehen ist. Es ist davon auszugehen, dass die Burg
den Übergang über den Berg schützte und die Verkehrsverbindung kontrollierte.
Was wir nicht wissen ist, wie die Burg gebaut war und wie alt sie ist.
Bislang gibt es keine Grabungen und keine Zufallsfunde von denen wir wissen,
auch schriftliche Quellen kennen wir nicht. Vom Typ der Burg her gehen wir am
ehesten davon aus, dass sie in das Hohe Mittelalter, vielleicht das 11. bis 13.
Jahrhundert gehören dürfte, sicher ist das aber nicht. Wahrscheinlich hat sie
auch nicht lange existiert, sonst hätte sie sicher einen Niederschlag in den Quellen
hinterlassen.
Als Burganlage gehört das Objekt eindeutig in die Kategorie
Bodendenkmal, das es zu schützen gilt. Daher wurde sie auch in die Denkmalliste
der Stadt Ibbenbüren eingetragen." |
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| Ibbenbürener Volkzeitung vom 09.02.1993:
Eine "Wittekindsburg" mehr? Historische Wallanlage im Dörenther Berg
entdeckt
Ibbenbüren. Der Fund einer historischen Wallanlage im Dörenther
Berg nur wenige Meter neben der Straße, "Zufallsfund" eines aufmerksamen Ibbenbüreners,
hat sogar die Fachleute überrascht. (Die IVZ berichtete am 30. Dezember 1992).
Werner Seeck, den IVZ-Lesern durch viele Beiträge zur Archäologie bekannt, versucht
eine Deutung des überraschenden Fundes:
Die entdeckte Befestigungsanlage
wirft die Frage nach der Entstehung und dem einstigen Zweck auf.
Bauwerke
dieser Art schleifen über die Jahrhunderte hinweg stark ab, wie auch an den Wällen
am Dörenther Berg erkennbar ist. Es bedarf schon eines geschulten Blickes, derartige
Veränderungen in der Landschaft als "Burg" zu erkennen. Dieses Verdienst gebührt
dem Entdecker Werner Suer. Die ursprüngliche Form hat sich durch nachrutschende
Erd- und Steinrnassen völlig verändert und im Falle einer archäologischen Untersuchung
müßte alles Versturzmaterial wieder entfernt werden, um an die einstige Tiefe
der Wälle zu gelangen. Als Ergebnis würde sich mit großer Wahrscheinlichkeit das
Bild eines vorgelagerten Spitzgrabens bieten, eine von den Erbauern beabsichtigte
Form, die einen wichtigen Hinweis auf das Alter der Burg gibt. Gräben mit
solch spitzem Profil sind in der hiesigen Gegend vorwiegen im frühen Mittelalter
entstanden. Gemessen an den damals verfügbaren Geräten muß die Erstellung eines
solchen Bauwerks als außerordentliche Leistung angesehen werden. Das Wort
Burg, abgeleitet von Bergen, sagt aus, daß innerhalb dieser Anlagen in Notzeiten
Mensch und Vieh Schutz suchten. Bei den meisten Anlagen dieser Art war eine Wasserversorgung
durch Brunnen oder fließendes Gewässer Voraussetzung. Ähnliche Anlagen in
der Region werden als Wittekindsburgen bezeichnet. Ihre Entstehung, etwa um 800
nach Christi Geburt ist zumeist eng im Zusammenhang mit der Christianisierung
der Bevölkerung durch die Franken zu sehen und den dadurch ausgelösten Abwehrmaßnahmen
der Sachsen unter ihrem Herzog Widukind, dessen Gemahlin Geva der Sage nach bei
Rulle in einem Großsteingrab beerdigt liegt. Die bekanntesten unter den sogenannten
Wittekindsburgen sind wohl die Burganlage bei Porta Westfalica, die bei Rüssel
im Kreis Bersenbrück und eine weitere Anlage im Gehn, zwischen Bramsche und Ueffeln.
Nicht zu vergessen die großflächigen, sehr beeindruckenden Burgreste der Wittekindsburg
im Nettetal bei Osnabrück/Rulle. Sie wurden Anfang der siebziger Jahre durch Prof.
Dr. H. G. Peters archäologisch untersucht. (Hier erwarb ich auch erste Fachkenntnisse
unter Expertenanleitung. Seitdem ist die Burgenforschung in unserer Region eines
meiner bevorzugten lnteressengebiete.) Die Wallburgen unseres Raumes haben
noch längst nicht alle ihre Geheimnisse preisgegeben. Der historischen Realität
auf die Spur zu kommen, ist auch nicht ausschließlich Sache der Archäologen, sondern
der Historiker. Richtig erkannt wurde bisher, daß es im weiten Umfeld unserer
Wallburgen oft eine größere Anzahl von Meierhöfen gibt, deren Entstehung nicht
selten eine direkte Einflußnahme des fränkischen Königstums vorausging. So gesehen
ist es durchaus denkbar, daß auf Königsbefehl hin auch unter anderem die Befestigung
Dörenthe/Nord entstand. Gebaut von Menschen der Umgebung als Schutz für sie und
zugleich als Sicherung der neuen Herrschaft. |
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Werner
Suer, der Entdecker der alten Wallanlage im Dörenther Berg, an der Südseite der
Bruder-Klaus-Kapelle. Foto.
IVZ Seeck | |
Durch
das Markierungsband werden die alten Wallanlagen am Berghang sichtbar. Foto.
IVZ Seeck |
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Die
"Wittekindsburg" bei Rulle wurde von Archäologen genau erforscht. Ähnlich könnte
die Wallburg im Dörenther Berg ausgesehen haben. Querschnitt durch die Hauptbefestigung
zeigt links den Wall, davor die Mauer, dann die Berme mit Versturzmaterial, rechts
einen Spitzgraben. Foto. IVZ Seeck
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| Westfälisches Museum für Archäologie -
AMT FÜR BODENDENKMALPFLEGE - an die Stadt Ibbenbüren Untere Denkmalbehörde
04.02.1993
Sehr geehrte Damen und Herren, Bei dem o. g. Objekt handelt
es sich um ein Bodendenkmal gem. § 2 DSchG NRW. Das Westf. Museum für Archäologie
bittet um Unterschutzstellung gem. § 3 DSchG NRW. Die dafür notwendigen Unterlagen
sind, wie in § 22 Abs. 3 des DSchG vorgesehen, beigefügt.
Begründung:
Es handelt sich bei der Befestigungsanlage Dörenthe um eine umfangreiche
Wall-Grabenanlage unbekannter Zeitstellung.
Ihr komplizierter Aufbau ist
Beleg für ein herausragendes Interesse der Erbauer an dieser Burganlage. Es muß
davon ausgegangen werden, daß der Anlage eine Kontrollfunktion des Übergangs über
den Teutoburger Wald zukam. Hinzu kommt, daß sich wenig südlich der Kreuzungspunkt
der heutigen B 219 mit dem Osning-Südrandweg befindet. Damit hatte sie während
der Zeit ihres Bestehens eine nicht nur für ihre direkte Umgebung, sondern auch
für Handel und Verkehr bestimmende Stellung. Dies gilt sicher auch für Erbauer
und Bewohner der Anlage. Daher ist die Burganlage Dörenthe bedeutend für die Geschichte
des Menschen im Großraum Ibbenbüren-Dörenthe.
Das Alter und die Bewohner
der Anlage sind bislang unbekannt. Es besteht daher ein großes wissenschaftliches
Interesse an der Erforschung der Anlage sowohl in historisch-topographischer als
auch archäologischer Sicht. Hieraus resultiert auch ein öffentliches Interesse
an der Erhaltung des Bodendenkmals. Darüberhinaus ist die Befestigungsanlage Dörenthe
ein beispielhaftes Zeugnis für den Befestigungsbau in vergangenen Zeiten. Größe,
Monumentalität und gute Erhaltung - zumal in hervorragender Verkehrslage - können
dies auch den Laien anschaulich vor Augen führen. Auch aus diesem Grund besteht
ein öffentliches Interesse an der Erhaltung des Bodendenkmals.
Das Westf.
Museum für Archäologie bittet daher um die UnterschutzsteIlung des Bodendenkmals
Mkz. 3712,126 Befestigungsanlage Dörenthe.
Mit freundlichen Grüßen Dr.
Trier Museumsdirektor |
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| Westfälisches Museum für Archäologie -
AMT FÜR BODENDENKMALPFLEGE - an Herrn W. Suer 16.12.1992
Betr.:
Ihre Fundmeldung einer Wallanlage bei Dörenthe
Sehr geehrter Herr
Suer,
in der Zwischenzeit hat sich einer unserer Mitarbeiter die von Ihnen
gemeldete Wallanlage einmal angesehen. Es handelt sich danach tatsächlich um eine
bislang völlig unbekannte Befestigungsanlage. Wir hätten wirklich nicht gedacht,
daß gerade in dieser Gegend, die früher von Hobbyarchäologen sehr intensiv begangen
worden ist, eine solche Anlage bislang verborgen bleiben konnte - zumal sie ja
direkt an der Bundesstraße liegt. Haben Sie daher um so mehr nochmals unseren
herzlichen Dank. Eine nähere historische Einordnung der Anlage konnte bislang
nicht vorgenommen werden. Auch wenn historische Quellen anscheinend nicht vorliegen,
ist eher anzunehmen, daß es sich um etwas mittelalterliches handelt, was den übergang
über den Berg in dieser Gegend kontrollierte. Wir werden diesbezüglich aber sicher
am Ball bleiben.
Mit den besten Grüßen und Wünschen auch für das Neue
Jahr i. A. Dr. Grünewald | | | | | |
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© Aufnahmen dieser Seite - Martin Weber
- IVZ Seek |
Foto Seite oben - Zeichnung von August
Dorfmüller - Ibbenbüren 1844 |
© Förderverein Stadtmuseum Ibbenbüren
e. V. Breite Straße 9 - 49477 Ibbenbüren | |
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