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Ibbenbürens > Laggenbecker Schulchronik |
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Laggenbecker Schulchronik - Von den Anfängen bis zum Jahre 1949 -
Text von Felix Schulz. - Überarbeitet von Heinrich Westerkamp |
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Erschienen 1998 - Schulz, Felix - Überarbeitet
von Heinrich Westerkamp - Hrsg. Heimatverein Laggenbeck
Ibbenbürener Vereinsdruckerei, 1998 - Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von Heinrich Westerkamp |
| Vorwort Der Heimatverein Laggenbeck
hat es sich u. a. zur Aufgabe gemacht, die Geschichte Laggenbecks zu erforschen
und sie einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Als erstes erschien
die Heimatchronik von Felix Schulz. Es folgte "Laggenbeck in Wort und Bild" von
Alfons Pelster, inzwischen restlos vergriffen. Von Alfons Pelster stammt auch
"Laggenbeck - von der Bauerschaft zum modernen Industriestandort". Die vorliegende
Schulchronik ist im wesentlichen von Felix Schulz erstellt worden. Sie wurde überwiegend
in Sütterlin-Handschrift geschrieben. Heinrich Westerkamp hat es übernommen, die
Chronik zu bearbeiten und sie für eine Veröffentlichung bereitzustellen. Sie wurde
anlässlich des Jubiläums der Hauptschule Laggenbeck fertiggestellt. Der Heimatverein
hofft, dass diese Schulchronik einen weiteren Beitrag zur Entwicklung der Geschichte
Laggenbecks beitragen kann. Juni 1998 - Der Vorstand des Heimatvereins |
| I.
Der Schulort und der Schulverband - A: Der Schulort | |
| 1. Ältere Geschichte des Ortes
Die
zum Amte Ibbenbüren gehörende Bauerschaft Laggenbeck liegt etwa eine Stunde östlich
von der Stadt Ibbenbüren und 3/4 Stunde nordwestlich von Tecklenburg. Ihren
Namen führt sie wahrscheinlich von den Lachen des Aabaches, die sich in alten
Zeiten in der Nähe des jetzigen Hofes Schulte Laggenbeck befinden mochten. In
den Urkunden findet man die Namen Langenbike, Lachenbure, Lackenbike, Laggebike
und Laggebecke. Lache kommt wohl von dem lateinischen Worte lacus oder laguna
und bedeutet Sumpf oder Teich. Laggenbeck heißt danach Sumpfbach oder Teichbach.
In alten Zeiten hat Laggenbeck zur berühmten Grafschaft Tecklenburg gehört. Wie
aber die geschichtlichen Nachrichten dieser Grafschaft erst mit dem 12. Jahrhundert
beginnen, so ist aucn von Laggenbeck vor dieser Zeit kaum etwas bekannt. Nach
einer Urkunde vom Jahre 1150 schenkte der Graf Heinrich von Tecklenburg den Hof
Langenbike der Domkirche in Osnabrück, und 1160 schenkte der Bischof Philipp von
Osnabrück der Kirche des Klosters Gertrudenberg "die Zehnten der Mühle bei Lachebure."
In einer Urkunde des Jahres 1170 ist vom Besitz der Höfe in "Lackenbike ende Varenthorpe"
die Rede. Während die Höfe der Domkirche oder dem Bischof von Osnabrück als
Eigentum angehörten und die Bewohner unter dem Bischöfe von Osnabrück standen,
waren sie in herrschaftlicher Beziehung dem Grafen von Tecklenburg unterstellt,
welche die vom Kaiser Karl dem Großen getroffenen Schutzherrschaft- oder Schirmvogtei
über das Bistum Osnabrück ausübten. Als das Christentum von frommen Glaubensboten
in die Grafschaft Tecklenburg gebracht wurde, verließen auch die Bewohner von
Varenthorpe und Laegenbike ihren alten Götterglauben und schlössen sich wahrscheinlich
der christlichen Gemeinde in Ibbenbüren an. In einer im Pfarrarchiv Ibbenbüren
liegenden vom Pfarrer Frederic de Wulfen copierten und beglaubigten Urkunde vom
22. September 1417 wird Lamberte Schulten to Varenthorpe als Kirchenrat der hilligen
Kerken tho Ibbenbüren bezeichnet. Da aber der Wohnsitz des Schulzen Varenthorpe
(jetzt Varendorf) östlich von dem des Schulze Laegenbieke lag (und liegt), darf
wohl mit Recht behauptet werden, daß schon in dieser Zeit Schulze Lagenbike sowie
die in der Umgebung dieses Hofes liegenden Besitzungen zur Kirchengemeinde Ibbenbüren
gehörten. Eine andere, ebenfalls im Pfarrarchiv in Ibbenbüren aufbewahrte
Urkunde (aus dem Jahre 1596), unterzeichnet von Magdalena, des Frei-Edlo weltliche
Stifts Hervorde Abdissime, geborene Gravinne und Edle Freulein zur Lippe etc.,
erwähnt den Kotten Wesselinges (Wesselmann) zu Longebecke, so durch die Graven
zu Tecklenburgh vor undenk(lichen) Jahren der Werthumb und Kirchen jetztgedacht
(Ibbenbure) abgeschnitten, und successive (allmählich) hernacher an die Maytt
(Majestät) zu Hispanien under Administration (Verwaltung) des Rentmeisters zu
Linge gekommen. |
| In der "Weeme-Incumpste toll Ibbenbüren (1603)
(Verzeichnis der Pfarreinkünlte zu Ibbenbüren) wird die "Corenpagte ende Geltrente
op Michaelis ende Martini" für den Kotten Wesselman to Laggebike" und des "Miscoren
von 25 Erffleiden ute die Burschapen Alstedde ende Laggenbecke, van jeder tschepel
haver Osenbr. mate" erwähnt. All diese Schriftstücke besagen, daß Laggenbeck in
jenen Zeiten kirchlich nach Ibbenbüren gehörte.
Als Teil der kirchlichen
Gemeinde Ibbenbüren hat Laggenbeck mit dieser einen oftmaligen Wechsel der geistlichen
Obern erlebt. Ibbenbüren stand bis 1559 unter dorn Bischof von Osnabrück um
1559 bis 1590 unter dem Bischof von Deventer von 1590 bis ca. 1700 unter dem
apostolischen Vikar für Holland von 1700 bis 1788 unter dem Nuntius von Brüssel.
von 1788 bis 1791 unter dem Bischof von Paderborn von 1791 bis 1798 unter
dem Nuntius von Köln. von 1798 bis 1803 unter dem Bischof von Ermeland, von
1803 bis 1804 unter dem Erzpriester von Lingen, von 1804 bis 1812 unter dem
Bischof von Paderborn und Hildesheim. von 1812 bis 1821 unter dem Weihbischof
(Apostolischer Vikar) von Osnabrück seit 1821 unter dem Bischof von Münster
Die staatliche Herrschaft wurde noch öfter gewechselt als die kirchliche.
Bis zum Jahre 1509 war Ibbenbüren und somit auch Laggenbeck mit Tecklenburg vereinigt.
Ein Zwist in der Familie des Grafen von Tecklenburg hatte zur Folge, daß Ibbenbüren,
Mettingen, Recke und Brochterbeck von Tecklenburg getrennt wurden. Sie fielen
Nikolaus IV. zu und wurden mit Lingen vereinigt. So entstand die Grafschaft Lingen.
Der von Tecklenburg getrennte Teil erhielt den Namen "Obergrafschaft Lingen",
sie wurde auch "Überlingen" genannt.
1541 bis 1548 war Obertingen wieder
mit Tecklenburg vereinigt und 1548 - 1550 Kaiserliches Lehen unter dem niederländischen
(Geldernschen) Grafen von Büren 1550 - 1555 war die Obergrafschaft in kaiserlichem,
1555 - 1578 m spanischem, 1578 - 1580 in oranischem. 1580 - 1597 in
spanischem, 1597 - 1605 in oranischem. 1605 - 1633 in spanischem, 1633
- 1672 in oranischem. 1672 - 1674 in münsterschem, 1674- 1702 in oranisch-holländischem,
1702 - 1806 in preußischem, 1806 - 1813 in französischem und seit
1813 im preußischen Besitz Der oftmalige Besitzwechsel war von fortwährenden
Kämpfen und Kriegen begleitet und brachte Not und Elend über Land und Volk. Unerschwinglich
waren die Kriegssteuern, welche die Bevölkerung zu zahlen hatte, entsetzlich die
Verwüstungen und Brandschäden, Räubereien und Mordtaten, die der Krieg mit sich
brachte. Auch wenn die Waffen zeitweise ruhten, wurde das Räuberhandwerk namentlich
seitens der Spanier fast ununterbrochen fortgesetzt. War das Land in holländischem
Besitz, so machten die Onanier Anstrengungen, die Bewohner zum Übertritt zur reformierten
Religion zu bewegen. Die Leiden und Drangsale, die die Bewohner Lingens um der
Religion willen erdulden mußten, waren noch schmerzlicher als die Heimsuchungen
des Krieges. Das "deutsche Irland", wie Görres das Ländchen Lingen nennt, wurde
in dieser Beziehung mit einer so gewaltsamen Härte behandelt, wovon außer
Irland kein Beispiel zu finden ist." Die katholischen Geistlichen wurden aus
dem Land vertrieben und ihre Stellen mit reformierten Predigern besetz!. Wenn
die Spanier wieder zur Herrschaft kamen, stellten sie den früheren Zustand wieder
her. Kam aber das Land wieder an die Oranier. so wurden die gewaltsamen Reformationsversuche
wieder aufgenommen. Als 1674 die Geistlichen gewaltsam aus dem Bezirk vertrieben
und in Ibbenbüren alle Pfarrstellen mit reformierten Predigern besetzt wurden,
allen katholischen Geistlichen der Aufenthalt im Lingenschen strengstens verboten
und allen Katholiken untersagt war, irgendwelche Religionsübungen oder Versammlungen
zu halten oder denselben beizuwohnen, da erbauten sie auf der Brumley im Kirchspiel
Riesenbeck ein elendes Gotteshaus, die sogenannte Bramkirche. Dorthin zog
dann "mit Tränen aber auch mit Freude" an Sonn- und Festtagen die ganze Gemeinde,
auch die Bewohnerschaft Laggenbecks. Nur kleine Kinder, gebrechliche Greise und
schwächliche Frauen blieben zu Hause. Solches geschah trotz der drei bis vier
Stunden weiten beschwerlichen Landwege und ungeachtet der großen Unkosten und
peinlichen Verfolgungen und Strafen 43 Jahre lang, bis 1717. Erträgliche Zustände
traten erst wieder ein, als Prinz Wilhelm Heinrich von Oranien, der gleichzeitig
als König Wilhelm II. in England regierte und dort die sogenannten Blutgesetze
erließ, ohne Leibeserben am 17. März starb). Lingen kam jetzt in preußischen Besitz
und bald trat für die Bewohner dieses Ländchens eine Wendung zum Besseren ein.
1704 wurden den Katholiken auswärtige Taufen
und Trauungen widerruflich erlaubt, wenn sie dieselben durch die Prediger in die
Register eintragen ließen und außer den Gebühren sechs Karlsgulden an die Diakonie
oder Armenkasse zahlten. 1717 wurde die Rückkehr der katholischen Priester
und die Abhaltung katholischer Gottesdienste in Privathäusern gestattet. 1721/22
wurde mit Hilfe der königlichen Regierung in Ibbenbüren ein neues Gotteshaus für
die Katholiken erbaut, wozu auch in Laggenbeck nach Kräften beigesteuert wurde.
Dem Gerechtigkeitssinn der preußischen Regierung und besonders des preußischen
Königshauses ist es zu verdanken, daß nach und nach alle Härten beseitigt wurden.
Als die harten Bedrängnisse abflauten und die kirchlichen Verhältnisse nach
und nach geregelt wurden, vereinigten sich die Bewohner von Laggenbeck mit denen
der nördlich von ihnen gelegenen Bauerschaften Osterledde und Oberalstedde dahin,
einen gemeinsamen Lehrer zu halten. So entstand 1712 eine Wanderschule, die abwechselnd
in einer der Bauerschaften in einem Bauernhause, Backhause, Spieker oder Heuerhaus
ihr Schullokal hatte. So kam Laggenbeck in nähere Beziehung mit den Nachbarbauerschaften
Osterledde (Lylha, Oslerlidha, Osterelehde, Osterlede, die die östlich vom
Lid [bei Colon Schürmann] gelegene Bergschlucht) und Alstedde (Elstedi, Alstede,
ala stedi, d. i. Stätte des heidnischen Heiligtums |wahrscheinlich im Düwelslid
im Kolonat Kümper]), deren östlicher Teil auch Oberalstedde genannt wird. Die
Beziehungen der Bewohner der drei Bauerschaften wurden immer inniger. Es wurde
der Wunsch nach einem gemeinsamen Schulhause laut, und 1749 wagte man ein Gesuch
an den König Friedrich II. um die Erlaubnis für die Errichtung einer Schule
und Anstellung eines katholischen Schulhalters. Durch Hintertreiben der Regierung
in Lingen wurden dieses und mehrere andere Gesuche abschlägig beschieden. Erst
im Jahre 1780 wurde die Genehmigung vom Könige erteilt. Die für den Bau des
Schulhauses notwendigen Mittel wurden durch Sammlung zusammengebracht: bereits
1781 wurde der erste gesetzlich gestattete Lehrer angestellt und die Schule von
den Eingesessenen der drei Bauerschaften mit Kindern
beschickt. Das Gebäude muß recht leicht gebaut gewesen sein, dazu war es sehr
eng, es maß 18 Fuß im Quadrat. Im Jahre 1842 wurde ein Neubau aufgeführt,
da das erste Schullokal verfallen war und schon längst nicht mehr genügte. Das
neue Schulhaus sollte gleichzeitig kirchlichen Zwecken dienen und wurde deshalb
mit einem chorartigen Ausbau im Osten versehen. Schon 1838 hatte der Bischof
von Münster erlaubt, in der Bauerschaft Laggenbeck eine eigene Kapelle zu erbauen,
welche von einem vierten in Ibbenbüren anzustellenden Geistlichen bedient werden
sollte. Das Gesuch hierzu soll von dem Pfarrer Wenzeslaus Haakmann in Ibbenbüren
eingereicht sein, der den Bewohnern von Laggenbeck, Osierledde und Oberalstedde
den Besuch des Gottesdienstes erleichtern wollte, der in der ungünstigen Jahreszeit
oft recht mangelhaft war. Der Bau kam damals nicht zustande. Der Katholische Gottesdienst
in Laggenbeck blieb noch lange ein schöner Wunsch, auch als das neue Schulhaus
1842 dafür eingerichtet war. In diesem Jahre starb der Pfarrer Timotheus Bonaventura
Ficker in Ibbenbüren, und sein Nachfolger Pfarrer Goswin Bartmann arbeitele mit
aller Kraft gegen die Einrichtung des Gottesdienstes in Laggonbeck. |
| Um diese Zeit waren
in der Bauerschaft Laggenbeck 16. auf Osterledde 15 und auf Oberalstedde 23 Eigentümer,
der Schulbezirk zählte insgesamt 54 Besitzungen. Die Beschäftigung der Bewohner
bestand fast ausschließlich im Ackerbau. Der zum großen Teil recht fruchtbare
Boden konnte die Bevölkerung hinreichend ernähren und den fleißigen Landwirt zum
Wohlstande bringen. In den Jahren 1852 - 1856 wurde die Eisenbahn Rheine -
Löhne gebaut, welche das Amt Ibbenbüren von Osten nach Westen durchschneidet.
In Laggenbeck wurden ungeheure Erdmassen ausgehoben und fortgeschafft, so daß
ein 13 m tiefer Erdeinschnitt entstand, über den eine von drei Bogen getragene
Brücke aus Sandstein belegt wurde. Die Arbeiten wurden teils von hiesigen Leuten,
teils von fremden Arbeitern ausgeführt. Als die Bahn eröffnet wurde, erhielt Laggenbeck
weder. Personen- noch Güterverkehr. Der lang gehegte Wunsch nach dem Gottesdienst
wurde wieder angeregt und sollt erfüllt werden. Es wurden regelmäßig Sammlungen
abgehalten, und 1857 wurde der Bischöflichen Behörde mitgeteilt, es seien 4000
Thaler zusammengebracht als Fonds zur Besoldung eines Geistlichen. Die dringende
Bitte um einen Vikar wurde diesmal nicht wieder abgeschlagen, die geistliche Behörde
stellte den Vikar Kösters in Laggenbeck an. Bald wurde mit dem Bau einer Wohnung
für den Geistlichen begonnen. Eine zusammenliegende Ortschaft Laggenbeck gab
es zu der Zeit noch nicht, im jetzigen Kirchdorf Laggenbeck lag nur die Schule,
die Wirtschaft Meyering (später Linnenschmidt, jetzt Pizzeria) und ein Heuerhaus
des Landwirts Freude (im Garten der jetzigen Kaplanei). Der erste Vikar versah
den Gottesdienst an den Sonn-, Fest- und Werktagen und übernahm den Religionsunterricht
in der Schule. Streitigkeiten und Denuntiationen in der jungen Filialgemeinde
veranlagten die Bischöfliche Behörde, den Vikar abzuberufen, und etwa ein ganzes
Jahr war die Gemeinde wieder ohne Geistlichen. Dann hielt der Privatgeistliche
Rählmann, vorher verheirateter Arzt in Ibbenbüren, in der Laggenbecker Schule
wenigstens an Sonn- und Feiertagen wieder Gottesdienst. Auf wiederholtes dringendes
Bitten wurde am 11. Juli 1861 wieder ein Vikar in Laggenbeck angestellt, Baldamus.
Dieser regte den Bau der jetzigen katholischen Kirche an, welche Ende 1863 soweit
fertig gestellt war, daß am Weihnachtsfeste dieses Jahres darin der erste Gottesdienst
abgehalten werden konnte. Die nicht unerheblichen Bauschulden wurden durch monatlich
gesammelte Beitrage und eine Hauskollekte in der Provinz Westfalen in verhältnismäßig
kurzer Zeit getilgt. Das Inventar wurde nach und nach vervollständigt, und Mittel
für den Turmbau wurden gesammelt. Der Turm wurde 1883 fertig gestellt und mit
einem schönen Geläute und einer kunstvollen Turmuhr versehen. 1891
wurde die bisherige Tochtergemeinde unter Vikar Lefert, der zehn Jahre in der
Gemeinde gewirkt hat, von der Mutterkirche Ibbenbüren getrennt und zu einer eigenen
Pfarrei erhoben. Die Abpfarrung wurde am 22. November 1891 von der Kanzel in Laggenbeck
verkündet. 1894 wurde Johannes Reiermann, bisher Vikar in Ahlen, zum ersten Pfarrer
in Laggenbeck ernannt. 1897 wurde eine Kaplanstelle in Laggenbeck gegründet und
1899 eine Kaplanei gebaut. Mit und nach Einrichtung des Gottesdienstes und besonders
nach Fertigstellung der Kirche bildete sich der Ort Laggenbeck, der nach und nach
zu einem immer geschlosseneren Dorfe wurde. 1862 wurde von der Gewerkschaft
Perm das Bergwerk Perm zur Gewinnung von Blei und Eisenerz eröffnet, das zur Unterbringung
der Arbeiter und Beamten die Kolonie Perm mit 30 Arbeiter- und sechs Beamtenwohnungen
errichtete. 1871 wurden auf Perm auch franzosische Gefangene beschäftigt. Wegen
Abnahme des Bleies und kaum zu bewältigender Wassermassen hörte der Betrieb 1876
plötzlich auf. Einige Jahre später kaufte der Georgs-Marien-Hütten- und Bergwerksverein
das Bergwerk Perm an, der zum Transport der Erze eine Eisenbahn anlegte, die das
Bergwerk hier mit den Schmelzöfen in Oesede in Verbindung brachte. 1881 wurde
Laggenbeck durch Einrichtung des Güterbahnhofes, dem 1885 der Personenbahnhof
folgte, dem Weltverkehr angeschlossen, und jetzt stand ihm eine weitere Entwicklung
offen. |
| 2.
Der Ort und dessen nächste Umgebung | |
| Das Kirchdorf Laggenbeck hat eine günstige Lage,
da es an den Straßen Osnabrück - Rheine und Tecklenburg - Mettingen gelegen ist
und von der Eisenbahn Amsterdam - Berlin berührt wird. Die Bauerschaften Ober-Alstedde
und Ober-Osterledde liegen am Südabhange und am Fuße des Schafberges. Niedoralstedde
und Nieder-Osterledde sowie das Kirchdorf Laggenbeck sind am Hünhügel gelegen,
während der südliche Teil Laggenbecks (im Volksmunde die Bauerschaft Laggenbeck)
zwischen dem Hünhugel und dem Teutoburger Walde sich ausbreitet und dadurch den
Laggenbecker Esch und das Laggenbecker Wiesental einnimmt, das von der Ibbenbürener
Aa (hier Laggenbecker Aa) durchflössen wird. 1902 wurde das Wiesental meleoriert;
versäuerte und Uberschwemmte Wiesenflächen wurden so fruchtbares Weide- und Wiesenland.
Ober- Alstedde gehört dem Karbongebiet des Schafberges an und ist von den Stollen
des Fiskalischen Bergwerkes Ibbenbüren unterwühlt. An mehreren Stellen des
Gebirges treten Auslisse (?) der Flöze zutage. An der Abbruchplatte im Süden des
Schafberges steht harter Karbonsandstein an, der die Anlage mehrerer Steinbrüche
veranlaßte. Hier wird guter Haus-. Werk- und Bildhauersandstem gebrochen. Die
Sandsteinbauten Laggenbecks sind aus diesem Karbonsandstein hergestellt. In einigen
Sandsteinbrüchen findet man Steinkerne von Pflanzen der Steinkohlenzeit ("Steinwurzeln"
wurden sie von den Steinbrucharbeitern genannt) mit Längsriffelung und Ouerschnürungen.
mit verkohltem Stengel- rohr und dem die Pflanze umgebenden Abdruck. Südlich der
Abbruchplatte tritt das Zechsteingebiet der Dias- oder Permformation hervor. In
den Spalten und Klüften des Bruchgebietes ruhen kostbare Schätze von Eisenerz,
Weißklei und Zinkblende, die von der Georgs-Marien-Hütten- und Bergbau-Gewerkschaft
ans Tageslicht befördert werden. Die Eisenerze wurden in der Georgs-Marien-Hütte
bei Oesede zu Eisen verhüttet, während die Zinkblende und der Bleiglanz dem Handel
übergeben werden. Das genannte Karbongebiet und das südlich davon gelegene Zechsteingelände
sind mit diluvialem Geschiebelehm einer Grundmoräne bedeckt, das von einer stellenweise
sehr dünnen Schicht Löß- (Melm-)erde überschüttet ist. Der Schafberg war früher
fast vollständig mit Tannen bewachsen; fleißige Ansiedler haben manches Hektar
des steinreichen Gebirges zu fruchttragendem Ackerboden umgestaltet, auf dem sie
nach der Arbeit im Bergwerk oder in der Fabrik wohltuende Beschäftigung finden.
Zwischen den Höfen Prinz, Wefel, Brinkmann und dem Südabhange des Schafberges
befindet sich ein ausgedehnter Sandhügel, der von dem Geologen Tietze als eine
Deltabildung des diluvialen Erdzeitalters gedeutet wird. Die Sandgruben dieses
Gebietes geben die für die Bauten in Laggenbeck zur Mörtelbereitung nötigen Sande
, sie fassen noch Material für Jahrhunderte. In Nieder-Osterledde findet man südlich
vom Schafberg und nördlich der Chaussee Osnabrück - Rheine Muschelkalkbänke, die
der unteren Schicht des oberen Muschelkalkes angehören (die Brachiogode Terebratula
vulgaris und Inerinusstengel wurden dort in großer Zahl gefunden). Zur Ausnützung
dieser Bodenschätze waren früher drei Kalköfen nördlich Kerssen, später vier Kalköfen
westlich Bußmann aufgeführt. Der Kalk wurde als Mauer- und Düngerkalk verwendet
und hat stets guten Absatz gefunden. Südlich
der Chaussee in Oslerledde fließt der Brockbach nach dem Osten zur Düte. Dieser
Bach entsteht aus den Abwässern des Schafberger Stollens (Stollenbach) und mehrerer
anderer kleiner Bäche, die vom Hunhügel und dem Wieker Berg kommen. Südlich Siebelmann
bildet er einen mit Schilf und Rohr bewachsenen Mühlenteich. Er bildet die
Grenze zwischen Ibbenbüren/Laggenbeck und Ledde. Bald nach dem Permer Stollen
tritt er in die Gemeinde Westercappeln/Velpe ein. Der Permer Stollen mündet an
der äußersten östlichen Stelle der Gemeinde Ibbenbüren. Er ist ein vom Osten nach
Westen führender Stollen des G. M. B. u. H. Werkes, der eine Länge von 8 km hat,
durch den die Erze vom Rochushügel bei Ibbenbüren und dem übrigen Erzbergbau durch
Loren (Hunde) ans Tageslicht befördert werden. Der einstige oberirdische Bahnkörper
vom Rochushügel bis zum Hektorschachte ist jetzt noch sichtbar. Eine jetzt zerfallene
hohe Holzbrücke führte über das Gründkenliet bei Sommermeyer, es bildete ein sehenswertes
Viadukt. Der Hünhügel, an dessen Fuße das Kirchdorf Laggenbeck gelegen
ist, gehört dem Jurazeitalter an. Auch diese Schichten sind vom Geschiebelehm
bedeckt. Mächtige Findlinge aus Norwegens Bergen ragen an manchen Stellen hervor.
Die Ebene zwischen Hünhügel und Teutoburger Wald bildet im nördlichen Teil unserer
Gemeinde den Laggen- becker Esch, der den nördlich der Aa wohnenden Landwirten
Brotfrüchte, Knollen- und Wurzelgewächse und Gemüse liefert, während die Aaniederung
gutes Weide- und Wiesenland bietet. Die Aa hat ihren Ursprung zwischen dem Teutoburger
Walde und Velpe. Die Hauptquelle ist am Habichtswald; Zuflüsse erhält sie von
der Marga- rethenegge zwischen Leeden und Tecklenburg, vom Teutoburger Walde und
von dem Wieker Berg. Die alten Mühlen bei Schulte Vahrendort und Schulte Laggenbeck
sind längst verfallen und verschwunden und werden in der Zukunft nicht wieder
errichtet werden, da die Landwirte mit elektrischer Kraft versorgt sind, welche
ihre Maschinen treibt. Die Aa nimmt ihren Lauf von Osten nach Westen, während
der Brockbach von Westen nach Osten fließt. Der Brockbach mündet in die Düte,
diese in die Osnabrücker Hase; die Ibbenbürener Aa schickt ihr Wasser direkt in
die Ems. Die Kirchengemeinde Laggenbeck ist eine
Hügellandschaft mit dem Schafberg im Norden, woran sich der Fisbecker Esch südlich
anschließt, dann erhebt sich der Hünhügel (Juraformation) 25 m. südlich ist die
Senkung zum Laggenbecker Esch und dem Laggenbecker Wiesental mit 61 m relativer
Höhe. Laggenbeck ist verhältnismäßig gut mit Wegen versehen. Über den Schafberg
führt die Chaussee Osnabrück - Rheine (Napoleonstraße genannt). Sie bildet an
mehreren Stellen die Grenze zwischen Ibbenbüren und Mettingen und zwischen Ibbenbüren
und Westerkappeln.1/2 km südlich davon bildet die sog. Schleppbahn einen guten
Fußweg am Südabhang des Schafberges in Ost-Westrichtung. Ein Fahrweg in gleicher
Richtung führt von Ibbenbüren durch den Fisbecker Esch - Fisbeck soll früher dem
Kloster Fisbeck i. O. abgabenpflichtig gewesen sein - nach der Ostgrenze Osterleddes.
Die Hauptstraße von Ibbenbüren nach Osnabrück führt durch das Dorf Laggenbeck,
und eine zweite Chaussee führt durch den Laggenbecker Esch nach Ledde - Leeden
- Hagen - Iburg. Weniger gut ist die Querverbindung vom Schafberg nach dem Süden.
Eine Chaussee von Tecklenburg - Ledde führt durch das Dorf Laggenbeck nach Mettingen
- Recke - Schale (Schaler Weg genannt). Ein Verbindungsweg von Laggenbeck nach
Holthausen und von Laggenbeck nach Bocketal ist leider nicht ausgebaut, so daß
die Verbindung mit Brochterbeck sehr zu wünschen übrig läßt. Früher lag Laggenbeck
im Walde. Schafberg, Hünhügel, zum Teil auch der Fisbecker Esch. Ostededde und
ein Teil des Laggenbecker Esches waren mit Tannen, Buchen und Eichen bewachsen.
Der Wald hat dem Pfluge weichen müssen, Laggenbeck wird immer kahler. Den Mittelpunkt
der Gemeinde Laggenbeck bildet die im Jahre 1863 erbaute katholische Kirche, um
die sich im Laufe der Jahre das Dorf bildete. Die Gewerkschaft Perm baute für
ihre Beamten und Bergleute nördlich der Bahn 6 Beamten- und 30 Arbeiterwohnungen,
wodurch zwei geschlossene Häuserreihen entstanden. Als die Maschinenfabrik C.
Keller immer mehr Arbeiter einstellte, suchte mancher Arbeiter einen Haus- und
Gartenplatz zu erwerben. MM Hilfe des Amtes wurde ihm aus den Versicherungskassen
ein Baudarlehen vermittelt. Durch den Bau der (romanischen) evangelischen Kirche
wurde das Dorfbild sehr verschönert. Laggenbeck
ist ein aus zerstreut liegenden Häusern entstandener Ort geworden, es ist wenig
Aussicht, daß bald geschlossene Straßenreihen entstehen. 1912 wurde für Laggenbeck
ein Bebauungsplan ausgearbeitet, der dem bis dahin wilden Anbau ein Ende machte.
1897 erhielt Laggenbeck die erste gepflasterte Straße nördlich des Kirchplatzes,
alle übrigen Straßen waren Sandwege, nur die Straße vom Bahnhof zum Dorf war durchgehende
Chaussee, die sich gewöhnlich in sehr schlechtem Zustande befand. 1914 erhielt
die Kolonie ein Kleinpflaster aus Piesberger Sandstein, 1919 wurden die Parallelstraßen
zwischen Eisenbahnbrücke und Schule und zwischen Mädchenoberklasse und Pastorat
mit Kleinpflaster versorgt, und die nördlich der Kirche befindliche Straße wurde
bis zur Maschinenfabrik verlängert und mit Piesberger Kleinpflaster belegt. Seit
1914 war mit der Kleinpflasterung Kanalisation verbunden. Nach Einrichtung der
Kirche in Laggenbeck begann bald die Besiedelung in der Umgebung der Kirche. Handwerker
und Wirte öffneten ihre Stuben. In den achtziger Jahren gründeten die Landwirte
der Kirchengemeinde Laggenbeck eine Molkerei. Der Kirche gegenüber (hinter Wirtschaft
Keller) wurden die nötigen Gebäude aufgeführt. Von auswärts kommende Molkmeier
leiteten sie. Da sie keinen hohen Erfolg aufwies, ließ man sie 1900 eingehen.
Um die gleiche Zeit entstand am Bahnhof die Okerschlemmerei Oranien. Hier
wurden die in der Bauerschaft Muckhorst bei Mettingen gewonnenen Okermassen gewaschen
und für Farbbereitung vorbereitet. Um die Fabrikation gewinnbringend zu machen,
wurde das Okerwerk in eine Farbfabrik umgewandelt. Ihre Farbe fand ihren Weg in
alle Welt. Auf dem Okerwerk Oranien schien kein Glück zu ruhen. Es wechselte wiederholt
den Besitzer. 1925 erhielt es den Namen: Chemische Farbwerke Oranien GmbH. Größere
Bedeutung für die Entwicklung des Ortes hat die seit 1900 sich aus kleinen Anfängen
sich entfaltende Maschinenfabrik C. Keller und Comp, gehabt. Das Werk wuchs von
Jahr zu Jahr und beschäftigte 1914 rund 400 Arbeiter und Angestellte. In der Kriegszeit
wurden in der Fabrik Granaten ausgebohrt, wozu auch Mädchen und Frauen hinzugezogen
wurden. Nach Beendigung des großen Ringens wurde die Herstellung von Maschinen
eigener Erfindung für Ziegeleien wieder aufgenommen, die Absatz in ganz Europa,
auch in Amerika und Japan, fanden.
Fabrikarbeiter
und Bergleute bemühten sich, in der Nähe von Kirche, Schule, Fabrik und Bahnhof
Eigentum zu erwerben. Mit Hilfe von Darlehen, die teils durch Vermittlung des
Amtes aus der Reichsversicherung, teils durch Werke und Sparkassen zur Verfügung
gestellt wurden, waren nun in der Lage, Grund zu kaufen und Wohnungen zu errichten.
Laggenbeck wurde allmählich zu einem geschlossenen Orte. Die Kreisstraßen wurden
im Dorfe mit Kleinpflaster versehen, Kanalisation und Wasserleitung wurden angelegt,
die Niederdeutschen Kraftwerke lieferten elektrisches Licht und Kraft. Während
des Krieges stockte die Bautäligkeit, in der Inflationszeit wurde sie wieder angeregt,
dann wurde sie ganz eingestellt. Sie blühte wieder auf, als Baugelder (wenn auch
zu hohem Zinsfuße) flüssig gemacht werden konnten. Als nach dem Kriege das
Ruhrkohlengebiet vom Verkehr abgeschlossen war, wurden am Schafberg gegen 100
Pütts aufgemacht. Auch in Osterledde und Alstedde wurden die zu Tage gefundenen
Flöze angegraben und meist in Stollenbau ausgebeutet. Die Kohle war minderwertig
und fand nur wenig Absatz. Als das Industriegebiet von der Besetzung frei wurde,
mußte ein Pütt nach dem anderen wegen Mißwirtschaft oder Absatzmangel geschlossen
werden. Zeche Concordia (Schacht Morgenstern) war zum Schachtbau und zur Tiefbohrung
übergegangen und konnte deshalb eine bessere Rolle liefern. 1925 ließ die Gesellschaft
Concordia große Betriebsanlagen und eine Seilbahn vom Werk zum Bahnhof Laggenbeck
bauen, mit der die Kohlen zur Kippe am Bahnhof befördert wurden. Bei dieser Gelegenheit
wurde auf Kosten des Werkes der westliche Teil des Bahneinschnittes erweitert,
und die Bahnsteige wurden auf die Nord- und Südseite des Bahnhofs verteilt. Schacht
Morgenstern, der 1872 stillgelegt war, erlebte von 1923 bis 1928 eine zweite Blütezeit
mit schönen Hoffnungen, aber arger Enttäuschung, da durch Aufgabe des Unternehmens
300 Arbeiler, darunter viele Siedler, gezwungen wurden, an anderer Stelle Beschäftigung
zu suchen. |
| 3.
Die bürgerliche, kirchliche und gewerblichen Verhältnisse | |
| Die Bevölkerungsziffer
Laggenbecks in früherer Zeit kann schwer genau angegeben werden, da bei den Volkszählungen
die Zahlen der Gemeinde Ibbenbüren Land angeführt sind, und Laggenbeck nicht gesondert
aufgezählt wurde. Auch bei den jetzigen Zählungen wird die Bewohnerzahl der Bauerschaft
Alstedde nicht getrennt aufgeführt, obgleich der östliche Teil der Bauerschaft
Alstedde zur Kirchengemeinde und zum Schulort Laggenbeck und der westliche nach
Ibbenbüren gehört. Es steht jedoch fest, daß um 1830 im Schulbezirk Laggenbeck
Besitzungen vorhanden waren. Legt man die Schülerstalistik zugrunde, so hatte
Laggenbeck 1870 rund 1000 Einwohner, 1900 rund 1.800 (darunter 1.600 katholische).
1910 rund 2100 (darunter 1.800 katholische), 1920 rund 2.700 (darunter 2.400 katholische)
Bewohner. Bis zur Einrichtung des Bergwerkes Perm war Laggenbeck eine rein
ländliche Gemeinde, bestehend aus Landwirten und Heuerleuten. Von letzteren gingen
wenige als Bergleute zum fiskalischen Bergwerk Ibbenbüren. Als das Permer Bergwerk
die Förderung der Erze in Alstedde begann, kamen Fremde nach Laggenbeck, die in
der neu errichteten Kolonie Perm und in manchem Heuerhaus Unterkunft fanden. Die
Industrie hatte ihren Einzug gehalten und machte sich immer mehr breit. Die Arbeiterzahl
wuchs von Jahr zu Jahr. Gasthäuser wurden gebaut. Handwerker stellten sich ein,
Wirtschaften wurden eingerichtet und in Laggenbeck war ein reges Leben. Die
Hofbesitzer waren bis auf einen (Tönies) katholisch und gehörten der alten Kirchengemeinde
Ibbenbüren an. Die Industrie brachte auch Angehörige der evangelischen Konfession
nach Laggenbeck. 1876 war die Kinderzahl der evangelischen Bevölkerung so groß,
daß eine evangelische Schule errichtet werden konnte. In dieser wurde an den Sonntagen
evangelischer Gottesdienst abgehalten. Die Umgangssprache der ansässigen Bevölkerung
ist Plattdeutsch. Auch in den Geschäften wird plattdeutsch gesprochen. Die Kinder
sprechen nur in der Schule hochdeutsch, im Elternhause, auf dem Spielplatz und
auf dem Schulwege bedienen sie sich des Dialekts. Das hiesige Niederdeutsch weicht
von dem der Nachbargemeinden Mettingen. Ledde und Brochterbeck etwas ab, gleicht
aber dem der Stadt Ibbenbüren. Dieses ist auf den lebhaften Verkehr mit Ibbenbüren
zurückzuführen. Laggenbeck ist ein Teil des Amtes Ibbenbüren und gehörte bis 1895
auch kirchlich nach Ibbenbüren. Loslösungsbestrebungen führten zur kirchlichen
Trennung, Laggenbeck blieb aber Bauerschaft der Landgemeinde Ibbenbüren. Nach
wie vor ist das Standesamt der Landgemeinde Ibbenbüren im Amtshause zu Ibbenbüren,
und so sind die Bewohner Laggenbecks verpflichtet, dort ihren bürgerlichen
Verpflichtungen nachzukommen. So bleibt Laggenbeck mit der Stadt Ibbenbüren in
Verbindung und Beziehung. So lange die Gemeinde rein ländlichen Charakter hatte,
wohnten die Handwerker unter den Landwirten zerstreut, manche waren Heuerleute.
Bis zur jüngsten Zeit waren noch ältere Heuerleute "Holskenmaker. Schoumaker.
Timmerlüde". Heute noch ist ein Kleingrundbesitzer Schmied, und drei sind Schuster
in der Bauerschaft. Auch Landwirtssöhne scheinen Handwerke ausgeübt zu haben.
Darauf weist der Name Brockschmidt hin. Mit dem Bau der Kirche stellten sich die
Dorfhandwerker ein, Bäcker, Schmiede, Schuster, Schneider, Anstreicher. Um
1900 wurde der Grund zur Maschinenfabrik C. Keller u. Co. gelegt, die sich aus
kleinen Anfängen von Jahr zu Jahr erweiterte. Alljährlich wurden Schlosserlehrlinge
eingestellt und geschickte Schlosser, Schmiede und Arbeiter aus der Nähe und Ferne
herangezogen. Nach beendeter Lehrzeit blieben viele junge Leute in der Fabrik
tätig, bauten ein Heim und gründeten eine Familie. Seit
1929 trat aus Mangel an Aufträgen ein arger Rückschlag ein. In diesem Jahr
konnten nur noch drei Lehrlinge eingestellt werden, bald mußten auch Arbeiter
gekündigt werden. In den Jahren 1930 und 1931 wurde es noch schlimmer. Durch Kurzarbeit
schob man die Entlassung der Arbeiter auf. Manche Arbeiter wurden wöchentlich
drei Tage je sechs Stunden beschäftigt, später waren sie fünf Wochen arbeitslos
und fanden in der 6. Woche 18 Stunden Arbeit. Lehrlinge wurden in dieser Zeit
nicht eingestellt. 1933 betrug die Zahl der Arbeiter und Angestellten nur noch
40. Das Jahr 1933 brachte später die Belebung der Bautätigkeit und damit die Verminderung
der Arbeitslosigkeit. Früher entlassene Arbeitskräfte wurden wieder eingestellt
und Lehrlinge wieder angenommen. Die Zahl der Gefolgschaftsmitglieder stieg weiter
und erreichte bald den früheren Stand (rund 300 Gefolgschaften). Das gesellschaftliche
Leben und Treiben war vor der Errichtung der Kirche und des Bahnhofes, bevor man
also von einem "Dorf" Laggenbeck sprechen konnte, bauerschaftsweise aufgeteilt.
Jede der drei Bauerschaften hatte einen oder mehrere Fastnachtsvereine, die neben
den Schützenfesten und der Kirmes in Ibbenbüren das gesellige Leben ausmachten.
Die Fastnachten verfolgten den Zweck, in Sterbefällen gegenseitige Hilfe zu leisten
(Benachrichtigung der Verwandten. Stellung des Sarges, Herrichtung des Leichenschmauses
usw. Eine geldliche Hilfe wurde damals nicht gewährt. Die jährlichen Zusammenkünfte
fanden, weil ein Saal nicht zur Verfügung stand, abwechselnd auf den Bauerndielen
statt. Die Frauen ließ man zu Hause. Während die Männer in der Küche oder
auf der Upkammer um die Strafgelder tiäggelten. tanzte das junge Volk auf
der Diele, wobei der Dudelsack aufspielte. Aus den Strafgeldern wurde das Freibier
bezahlt. Der gastgebende Bauer stiftete die Schinkenbutterbrote. Dieses Freiessen
fiel später mit Zunahme der Mitglieder fort. Im Dorf entstand nach Erbauung
der Kirche eine Fastnacht (1863). Jährlich wurde im Meyeringschen (später Linnenschmidtschen)
Saale das Fest gefeiert. Die Frauen tranken nachmittags ihren Kaffee und daran
schloß sich der allgemeine Tanz an. Der "Tiäggelabend" fand bereits
einige Wochen vorher statt. Der Verein erhob im Sterbefall einen Beitrag.
Hinzu kamen noch Strafgelder für Nichtleilnahme am Begräbnis. Aus den Geldern
wurden die Kosten für den Sarg und den Leichenwagen bestritten, desgleichen wurde
ein Betrag als einmalige Unterstützung der Hinterbliebenen ausgezahlt. Im
Jahre 1938 feierte der Verein sein 75-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlaß wurde
ein Faschingszug veranstaltet und eine Fastnachtszeitung herausgegeben. Im Jahre
1939 beteiligten sich auch die anderen Fastnachtsvereine an einem Faschingszug.
Die Gemeinde Laggenbeck war in der Nachkriegszeit (1920) nach der kulturellen
und gesellschaftlichen Seite hin in eine Vielzahl von Vereinen aufgeteilt: Schützenvereine
im Dorf und auf dem Schafberg und in Oslerledde, Männergesangverein, Turnverein,
Sportverein, Deutsche Jugendkraft, dann die ständischen Zusammenschlüsse: der
christliche Arbeiterverein, der katholische Arbeiterverein, die Gewerkschaften,
der katholische Gesellenverein, der Bauernverein, dann die kirchlichen Zusammenschlüsse:
Junglings- und Jungfrauenverein, Mütterverein, dann der Kriegerverein, die Feuerwehr,
die oben genannten Fastnachtsvereine usw. Wenn auch
jeder dieser Vereine bestimmten Zielen nachging, in einem Punkt waren sie alle
einig: ein Sommerfest und auch ein Winterfest gehörten zum Vereinsstatut. Selbst
die in der Nachkriegszeit eintretende wirtschaftliche Depression vermochte den
Vergnügungstaumel nicht zu bannen. Eine Serie von Laienspielen ging über die Bühne
und brachte damit das Laienspiel selbst auf einen bedenklichen Tiefstand, da keinerlei
Kontrolle den sich hier offenbarenden Abstieg zu hemmen vermochte. Es kam ja auch
immer weniger auf das Spiel an sich, als vielmehr auf den nachfolgenden Tanz an.
Der Männergesangverein trat jährlich mit einem
Konzert in die Öffentlichkeit. In den letzten Jahren (1938/39) wurden Militärorchester
zur Mitwirkung herangezogen. Diese Konzerte bildeten die Höhepunkte innerhalb
der gesellschaftlichen Veranstaltungen. Mit Beginn des Krieges 1939 wurden die
Übungsabende wegen Einberufung des Dirigenten und vieler Sangesbrüder
eingestellt. Die Gaufilmstelle bot vom Jahre 1937 ab monatlich eine Filmvorführung.
Später stellte sich das Bedürfnis heraus, sonntäglich zu spielen. Zur Zeit (1941)
werden die Vorführungen auch wegen der gebotenen Wochenschauen stark besucht,
so daß die Halle im HJ- Heim meist voll besetzt ist. In Bezug auf die Presse
war es so, daß der evangelische Volksteil das "Tecklenburger Kreisblatt", der
katholische dagegen die "Ibbenburener Volkszeitung" hielt, da jede der beiden
Zeitungen eine entsprechende konfessionelle Richtung vertrat und auch durch diese
ihre Unterstützung erhielt (1932). Die neue Zeit
bringt einen gründlichen Wandel hinein in das Kulturleben des Dorfes. Die Schützenvereine
schließen sich zusammen. Hauptziel ist nicht mehr die Abhaltung eines Schützenfestes,
sondern Einberufung zur Wehrhaftig- keit. Deshalb werden Schießübungen das ganze
Jahr hindurch abgehalten. Am 15. Mai 1938 fanden sich in Laggenbeck 52 Vereine
des Kreises mit über 1.000 Schützen zusammen und kämpften um die Würde des Schützenkönigs.
Dieses Kreisheimatschützenfest wurde auch filmisch aufgenommen. Der Film ist
bei der Kreisbildstelle in Ibbenbüren zu leihen. Turn- und Sportverein sind nun
in einem Verein zusammengeschlossen. Der katholische Sportverein "Deutsche Jugendkraft"
ist aufgelöst. Die ständischen Verein, Gesellen- und Arbeitervereine, sind von
der Bühne abgetreten. Ihre Aufgabe sozialer und kultureller Art hat die "Deutsche
Arbeitsfront" übernommen. Die der "deutschen Arbeitsfront angegliederte NS-Gemeinschaft
Kraft durch Freude organisiert Veranstaltungen unterhaltender und bildender Art.
Die Laggenbecker Betriebe veranstalten jährlich in echter Kameradschaft ein
Betriebsfest. Die Sonnenwendbräuche leben wieder auf. Die Einwohner werden zu
diesen Veranstaltungen eingeladen. Am Tage vor dem 1. Mai wird der Maibaum feierlich
eingeholt, und die Aufrichtung desselben bei Musik und Tanz in alten Trachten
wird ein dauernder Brauch bleiben. Der 1. Mai vereinigt das ganze Dorf zum Tage
der nationalen Arbeit. Ein Festzug der Arbeiterschaft sämtlicher Betriebe leitet
die Feier ein, die mit Tanz in allen Sälen endet. Das Erntedankfest vereinigt
ebenso alle Schaffenden zum frohen Treiben. |
| II.
Die äußere Einrichtung der Schule - A. Ältere Geschichte
der Schule | |
| 1. Entstehung und Entwicklung der Schule
Zu
Beginn des 18. Jahrhunderts war es mit dem Unterricht in unserer Gegend
schlecht bestellt. Dies beweist ein Aktenstück aus dem Jahre 1719. welches von
8 großen Bauern zu Ibbenbüren unterzeichnet ist. Nur drei derselben haben mit
genauer Not ihre Namen selbst geschrieben, während die übrigen fünf, darunter
zwei aus Oslerledde (Conermann und Schurmann) nur ein + zustande brachten. Wie
konnte es auch anders sein, da durch oranische Verordnungen von 1641 und 1649
jeder katholische Unterricht insbesondere den Kloppen (Mitglieder des dritten
Ordens) streng verboten war, und da man den katholischen Lehrer Gerhard Lamberding,
der seit 1612 seines Amtes waltete, 1643 seiner Stelle enthob und aus der Gemeinde
vertrieb, weil er katholischen Religionsunterricht erteilte, und da der Droste
von Lingen am 29. Juni 1650 ein Edikt erließ, wonach den katholischen Schulmeistern
bei willkürlicher Züchtigung der Unterricht verboten wurde. Der Unterricht der
reformierten Lehrer wurde von den katholischen Kindern nicht besucht, sondern
zu dieser Zeit "hebben die Katholiken in particuliere hinssen (Privathäusern)
school gehouden". Am 2. Juni 1674 ließ der Drostamtsverwalter Dr. Palthen ein
Mandat ergehen, wodurch den katholischen Küstern unter Androhung einer Strafe
von 200 Goldgulden befohlen wurde, innerhalb drei Stunden die Schulen zu räumen
und die Schlüssel den Reformierten zu geben. Die Kinder besuchten den Unterricht
der reformierten Lehrer auch nicht, als das strenge Schulregelment des Prinzen
von Oranien (vom 24. März 1687) vorschrieb: .Alle Kinder von sechs Jahren an sollen
sich fleißig in den Stadt-, Kirchspiel- und Bauerschaftsschulen einfinden", und
als er drohte "Unbegründetes Ausbleiben soll mit fünf Karlsgulden bestraft werden."
Als Überlingen 1702 in preußischen Besitz kam,
wurden die alten oranischen Verordnungen aufrechterhalten, in den geschlossenen
Ortschaften gab es nur reformierte, auf dem platten Lande keine "gesetzlichen"
Schulen. 1706 erließ der Königliche Oberkommissar Dankelmann einen Befehl, wodurch
den Kloppen die Unterweisung der kleinen Kinder in den Anfangsgründen der Religion
bei willkürlicher Strafe verboten wurde. 1707 wurde es den Katholiken im Lingenschen
nochmals bedeutet, daß sie unter keinerley praetext (Vorwand) ein Schulhaus bauen
dürften. Der den Katholiken freundlich gestimmte Geheimrat und commmissaire en
chef von der Horst zu Lingen machte 1738 den Vorschlag,
"wenigstens die Erlaubnis zu erteilen, hier und da in den Bauerschaften katholishe
Schulmeister anzunehmen, wie solche auch schon vor langen Jahren per publica autoritate
(nach öffentlichem Recht) angestellt, geduldet und belassen", zog sich dadurch
einen Verweis des Ministers zu. In Laggenbeck ist trotz der Verbote und Strafandrohungen
bereits vor 1700 Schule gehalten. Das besagt ein Bericht des Pastors Kloppenburg
in Ibbenbüren vom Jahre 1752, worin es heißt:
Aus Laggenbeck, Osterleé
und Fisbeck erscheinen und offerieren sich auf folgendes zum Eid: Laggenbeck:
senior colonus Peter Freude alt 69 Jahre, colonus Hermann Hackmann, alt 58
Jahre. Osterlee: colonus Hermann Bertemann, alt 48 Jahre Fisbeck: colonus
Gen Uinkhaus, alt 43 Jahre.
Gesagter Peter Freude
sagt aus, er hätte schon zur Schule gegangen in Bügels Leibzucht bei einem
Schulmeister Joan Tönies, katholischer Religion. Besagter Freude mit Hermann Hackmann
bestätigen auch, daß nach diesem vor ungefährt 40 Jahren ein katholischer Schulmeister
in Bügels Spiker sei gewesen Namens Jakob Bügel. Diesem nächst behaupten sie alle,
daß ein Johann Feldmeyer, bürtig aus Kirchspiel Liehe (Tecklenburg) zwar reformierter
Religion, der Schule daselbsten von Laggenbeck, Osterlee und Fisbeck von sie habe
(sei) angesucht vor 40 Jahren. Dieser besagte Johann Feldtmeyer hätte ihnen allen
fest versprochen, daß er ihre Kinder nicht allein in Schreiben und Lesen, sondern
auch in catechismus und katholischen Lehrstücken aufs beste wolle instruieren,
so hat er dann erstens in Berlemanns Hause Selbsten, diesem nach in Brinkmanns
Backhaus in Osterlee. nachhero wieder in Berlemanns Backhaus, hiernächst in Conermanns
Spieker, zuletzt in Kleimanns (Kleemanns) Backhaus Schule gehalten und gelehn,
wo er denn vor ungefähr 18 Jahren gestorben. Von diesem
Johann Feldtmeyer bezeugen vorbenannte deponentes
(Berichterstatter) nicht allein, sondern versichern, daß alle miteinander, so
bei selbem in die Schule gegangen in selbigen Jahren und Zeiten, mit ihnen alle
eidlich attestieren werden, wie er sie nicht allein in Schreiben und Lesen, sondern
auch in katholischen Glaubens puncto so gut instruiert, daß sie auf seine Instruktion
nach Aussage des 48jährigen coloni Berlemann vom seligen pastore Wessels, meinem
antecessore (Vorgänger) mit vielen anderen zur Kommunion gelassen, hätte auch
dieser Jan Feldtmeyer, wenn wir auf außerhalb Landes unsere Gottesdienste abwarten
mußten, auf Ostern und Weihnachten seine Kinder in Ordnung nach der Brumley im
Riesenbeckschen auf dritte halb Stunden zur Beicht selbsten geführt. Offeriere
mich bei Erforderungsfall, daß ich wegen des Jan Feldtmeyers gründige Lehre und
Instruktion, besonders in katholischen Glaubenspunkten mein völliges attestatum
(Zeugnis) zur Bekräftigung dieser Wahrheit beizubringen nicht ermangele. Nach
Absterben des Jan Feldtmeyer deponierten praesentes supra nominati, daß einer
Namens Gert Bitrup, katholischer Religion, ohngefähr zwei Jahre Schule gehalten,
zuletzt bis auf Jahr 1751 inclusive eine katholische Tochter hätte Schule gehalten
in Schulte Laggenbecks Leibzucht mit Namen Mana Schildwechter. Auf Anfrage
"auß weß Grund? erwiderten sie, es wäre also ohne interruption (Unterbrechung)
also geschehen, sonsten wußten sie nicht als allein, es wäre ihnen also alle Zeit
zugelassen gewesen." Also antwortet schuldigst nach ausgebrachter Erfahrung und
Wissen in gesetzter Kürze der Zeit
Wohlgeborener
Herr geheimer Rath und Direktor auch übrige hochedel geborene Regierungsräthe
Ibbenbüren, den 17. Sept. 1752 dero unterthänigster Diener J. A. Kloppenborg
Römisch katholischer Pastor m. pr. |
| Seil 1748 gaben sich die Protestanten doppelte
Mühe, die "ungesetzlichen Nebenschulen aufzuheben und auch in den Bauerschaften
reformierte Schulen zu gründen. Die Katholiken dagegen reichten unermüdlich Bittschriften
auf Bittschriften ein, um wenigstens diese Nebenschulen zu behalten und für dieselben
gesetzliche Anerkennung zu erringen. Gleichsam die Führerschaft in diesem Schulstreite
wegen der Schule in Laggenbeck übernahmen die Pfarrer in Ibbenbüren. Im Oktober
1749 starb zu Osnabrück der Amtmann des Ortes Kloster Oesede Joh. Bergmeyer, gebürtig
aus Laggenbeck, welcher in seinem Testamente ein Legat von 600 Thalern für eine
katholische Schule in Laggenbeck aussetzte mit der Bedingung, daß das Legat dem
Waisenhause zu St. Johann in Osnabrück zufallen sollte, wenn die Eingesessenen
von Laggenbeck keine Schule errichteten. Ibbenbüren bat um Genehmigung zur Einrichtung
einer katholischen Schule in Laggenbeck, "zumal sonst ein Legat (das vorbenannte)
an das Ausland (Osnabrück) verioren ginge". Der König sandte das Gesuch unter
dem 15. Juni 1751 an die Lingensche Regierung "zur Abhilfe und Bescheidung", zugleich
mit dem Bemerken, .daß er dem Gesuche deferieren (entsprechen) wolle, wenn keine
haupt- bedenkliche Umstände sich ereigneten, zumal, wenn schon wirklich katholische
Kinder an dem Orte vorhanden wären." Am 14. September 1751 wurde der reformierte
Schulmeister zu Laggenbeck Heinrich Schürmann angestellt, der aber im Dezember
1754 in Riesenbeck zur katholischen Religion übertrat, nachdem er den Prediger
Schlüter zu Recke und den Oberjäger Bauer von seinem Vorhaben in Kenntnis
gesetzt hatte. Als er nach seinem Übertritt den Schuldienst fortsetzte, wurde
er davon, wegen der Religionsänderung, von der Regierung zu Lingen, suspendiert."
Schürmann legte darüber unterm 22 Februar 1755 Klage beim Hofe ein, allein das
Kirchendirektorium entschied gegen ihn, und es wurde seine Absetzung vom Ministerium
am 8. März desselben Jahres bestätigt.
Ungeachtet
des Legats für Laggenbeck kam dort die katholische Schule damals nicht zustande.
Noch im Jahre 1769 erklärte Colon Bergmeyer vor dem Dechanten Pieisticker
zu St. Johann in Osnabrück, "daß die Obrigkeit zu Ippenbuhren die sothane Besetzung
einor katholischen Schule nicht willigen wolle." Als nach dem königlichen
Dekrete vom 16. September 1779 der Bauerschaft Steinbeck (Kirchspiel Recke) ein
katholischer Lehrer war gestattet worden, weigerten sich die Eingesessenen von
Alstedde, Osterledde und Laggenbeck, woselbst nur sechs reformierte Heuerlinge
wohnhaft waren, den ihnen gesetzten retormierten Schulmeister anzunehmen. Auf
derhalbigen Bericht der Regierung vom 16. November 1779 kam ein Reskript von Berlin
den 2. Dezember, daß jene Eingesessenen mit Zwangsmaßregeln zu ihrer Schuldigkeit
anzuhalten seien. Die also bedrohten baten unterm 4. September 1780 wegen des
Legats um einen katholischen Lehrer, worüber die Regierung zu Lingen ein ungünstiges
Gutachten gab. Auf eine abermalige Supplik vom 6. Oktober erfolgte von Berlin
unterm 26. ders. abschlägige Bescheid. Auf eine dritte Bittschrift vom 22. November
wurde laut Cabinets-Ordre vom 30. den Supplikanten verstaltet, einen eigenen Schulmeister
ihrer Konfession anzunehmen, welche Resolution der Regierung zu Lingen unterm
3. Dezember mitgeteilt wurde. Die Konzession hat folgenden Wortlaut:
"Seiner
Königl. Majestät von Preußen usw.. Unserm allergnädigsten Herrn, scheinet
das angeschlossene Gesuch der kath. Eingesessenen zu Laggenbecke, Alstedde u.
Osterledde in der Grafschaft Lingen wegen eines eigenen Schulhauses und Schulmeisters
von ihrer Konfession nach dero bekannten Toleranz Prinzipiis angeführten Umständen
nach in der größten Billigkeit zu beruhen, und es wird solches noch dadurch begüünstigt.
daß durch deßen Billigung ein ansehnliches Legat aus dem Osnabrückschen in dero
Grafschaft gezogen und dann verwandt wird. Höchstdieselben finden dahero keinen
Grund, ihnen das Gesuch zu versagen, sondern wollen vielmehr solches hiermit dem
Ermessen und Verfügen dero GeWL Departement und Etats Ministri. Frhr. v. d. SchuWnberg
übergeben.
Potsdam, den 30ten Nov. 1789 - (gez.) Friednch An das geistl
Depart. u. den Etatsminister Frh. v. d. Schulenberg "
Die Regierung fand
Bedenken und bat das Ministerium um Verhaltungsmaßgabe wegen des Verhältnisses
beider Schulmeister. Ein Reskript vom 8 Febr. 1781 gab den Bescheid, daß dem reform.
Lehrer nichts von "einem fixo entzogen, aber auch nicht verlangt werden solle,
daß ihm von den Katholiken, die ihre Kinder nicht zu ihm schicken, das Schulgeld
bezahlt werde, weil sie sich dazu in ihrer Bitschrift nicht anheischig gemacht,
und die CaOmetsOrdre ihnen solches nicht auferlegt hätte. Nach Empfang des
königlichen Schreibens wurden Vorkehrungen getroffen für den Schulbau. Es
wurde ein Schulhaus errichtet, in welchem außer dem Schullokal einige Wohnräume
für den Lehrer vorhanden waren. Die Schule maß 18 Fuß im Quadrat. Johann
Bernhard Mersch aus Laggenbeck wurde 1781 als erster Lehrer der katholischen Schule
in Laggenbeck angestellt. |
| 2.
Frühere Lehrer und Lehrerinnen | |
| Nachweislich hat
gegen 1700 der katholische Schulmeister Joan Tönies. katholischer
Religion, in Bügels Leibzucht Schule gehalten. Nach diesem hielt gegen 1712 der
katholische Schulmeister Jakob Büael in Bügels Spiker Schule.
Diesem folgte Johan Feldtmeyer aus Ledde, reformierter Religion,
der in Beriemanns Hause, dann in Brinkmanns Backhaus, dann in Berlemanns Backhaus,
dann in Conermanns Spieker und zuletzt in Kiemanns Backhaus Schule gehalten und
die Kinder auch in katholischer Religion unterrichtet und sie sogar Ostern und
Weihnachten nach der Brumley zur Beicht geführt hat. Hierauf hielt Gert
Bitrup. katholisch, ungefähr zwei Jahre Schule, danach Maria
Schildwechter, eine katholische Tochter aus Laggenbeck bis 1751 inclusive
in Schulte Laggenbecks Leibzucht. Heinrich Schürmann, reformiert,
wurde 1751 als Lehrer in Laggenbeck angestellt. 1754 wurde er katholisch und deshalb
von der Regierung zu Lingen suspendiert. Seine Absetzung wurde am 8. März 1755
vom Minister bestätigt.
Von dieser Zeit an wird die Schulstelle mit reformierten
Lehrem besetzt gewesen sein, bis durch königliches Schreiben vom Jahre 1780 die
Errichtung einer katholischen Schule und Haltung eines katholischen Schulmeisters
gestattet wurde.
Bernhard Mersch.
Sohn eines hiesigen Kolonen, wurde 1781 als erster gesetzlicher Lehrer an der
kath. Schule in Laggenbeck angestellt. Sein Nachfolger war Berqmever.
ebenfalls gebürtig in Laggenbeck. Ihm folgte sein Sohn Theodor Berqmever,
im Jahre 1832. Dieser starb 1850. In seinen letzten Lebensjahren wurde er durch
Krankheit oft am Schulhalten gehindert und hatte in Rösing einen
Stellvertreter. Nachfolger des Bergmeyer war Stephan Kavser.
der 1863 in Ruhestand trat. Diesem folgte 1864 Joseph Fenneker,
geboren 1835 zu Stadtlohn. Dieser hatte nach zweijährigem Seminarbesuch 1858 Anstellung
an der einklassigen Schule in Uffeln, Gemeinde Ibbenbüren, gefunden. In Laggenbeck
arbeitete er von 1858 bis zum 15. Januar 1898 für das Wohl der Jugend und trat
dann in den Ruhestand. Er verlebte seinen Lebensabend in Ruhe und Zufriedenheit
bei seinem Sohne in Münster, wurde bei Gelegenheit eines Besuches in Borken vom
Tode überrascht und auf dem Gottesacker in Mauritz bei Münster bestattet. Anna
Börste, geboren am 24. Dezember 1847 zu Horsch bei Werne, wurde Herbst
1872 als erste Lehrerin in Laggenbeck angestellt. Sie war im Lehrerinnenseminar
in Münster für ihren Beruf vorgebildet. Nach dreijährigem Privatdienst trat sie
ihre Stelle in Laggenbeck an, wo sie anfangs die mit der Knabenklasse parallel
laufende einklassige Mädchenklasse verwaltete, 1876 bis 1886 unterrichtete sie
in der gemischten Unterklasse der zweiklassigen gemischten Schule, seit dieser
Zeit bis zu ihrem seligen Lebensende verwaltete sie die Klasse Ib. Sie starb am
1. Juni 1908; acht Tage vor ihrem Tode war sie noch in ihrer Klasse tätig. Ihren
Schülerinnen war sie lieb wie eine Mutter. Auf dem Kirchhofe in Laggenbeck setzten
sie ihr ein Denkmal. |
| B.
Die Schulgebäude- - 1. Die vorhandenen Gebäude | |
| Am 30. November
1780 unterzeichnete König Friedrich II. eigenhändig die Erlaubnisurkunde zur Erbauung
eines Schulhauses und Haltung eines katholischen Lehrers in Laggenbeck. Bald
darauf wurde ein Schulhaus von 18 Fuß im Quadrat aufgeführt, in dem außer der
Schulstube noch einige Wohnräume für den Lehrer vorgesehen waren. 1842 entschloß
man sich zum Bau eines größeren Schulgebäudes, da das vorhandene Schulhaus die
große Schülerzahl (158) nicht fassen konnte und baufällig war. Am 12. November
1842 wurde der Bau, der dem ersten Schulhause schräg gegenüber lag, eingeweiht.
Es ist das jetzige Schulgebäude in seiner ursprünglichen Gestalt, ein einstöckiger
Bau mit einer Schulstube und mit Fenstern nach Norden und Süden. Im Osten war
ein chorartiger Anbau, der durch Bretterverkleidung vom Schulraum abgeschlossen
wurde, worin ein kleiner Altar stand, da die Schule an Sonn- und Feiertagen als
Gotteshaus benutzt wurde. Das alte Schulhaus wurde bald darauf abgebrochen und
auf dem Platze eine Lehrerwohnung errichtet, das Gebäude südlich von der jetzigen
Hauptlehrerwohnung, das 1903 durch Kauf in den Besitz des Landwirtes Schildwächter
in Laggenbeck überging (1932 von Kerssen erworben). Als 1872 die zweite Lehrkraft
angestellt wurde, verlängerte man das Schulgebäude nach Osten hin um eine Klasse,
über der sich eine Lehrerwohnung mit einem geraden Wohnzimmer und drei schräge
Dachkammern befanden. 1878 wurde die Mädchenoberklasse mit der Lehrerinnenwohnung
eingerichtet. Herbst 1903 wurde nach mehrmaligem Antrage des damals noch einzigen
Lehrers eine neue Dienstwohnung in unmittelbarer Nähe der beiden vorhandenen
Schulgebäude erbaut, die Ostern 1904 bezogen wurde. Bei dieser Gelegenheit
wurde die frühere Dienstwohnung verkauft. 1903 betrug die Zahl der Schulkinder
bereits 259, und eine vierte Klasse wurde dringendes Bedürfnis. 1905 wurde
das zweiklassige Schulgebäude um ein Stockwerk vergrößert, im zweiten Stockwerk
wurden ein Klasse und eine Lehrerinnenwohnung emgenchtet. Ostern 1911 wurde
die Schule fünfklassig eingerichtet. Es fehlte ein Klassenzimmer. Ein Gesuch um
Einrichtung der fehlenden Klasse wurde von der Vertretung der Gemeinde abschlägig
beschieden. In der Kriegszeit wurden Klassen zusammengelegt, so daß wieder
vier Klassen vorhanden waren. Zeitweilig wurden die vier Klassen von einem Lehrer
und einer Lehrerinn verwaltet, die dazu noch die einklassige Schule Osterledde
zu verwalten hatten. Bald nach Beendigung des Krieges wurde der Antrag auf
Erbauung des fehlenden Schulzimmers wiederholt. Der Bau wurde 1919 beschlossen,
aber verschoben und nicht ausgeführt. Ostern 1922 wurde die sechste Lehrkraft
angestellt, und es fehlten jetzt zwei Schulräume. Immer dringender wurde um Vergrößerung
des Schulhauses gebeten. Die Gesuche der Schule wurden vom Elternbeirat kräftig
unterstützt. Herbst 1925 wurde der Schulvergrößerungsbau beschlossen und im Spätherbst
mit der Ausführung begonnen. Dem Bauunternehmer Gerhard Hohnhorst wurde der Bau
übertragen. Das ungünstige Winterwetter und verschiedene andere Umstände zogen
die Fertigstellung hin. Das ganze Gebäude wurde mit einer anfangs nicht vorgesehenen
Warmwasserheizung und Badeeinrichtung mit acht Brausen, Wannenbad und 18 Auskleidezellen
im Keller bedacht. Der Schulerweiterungsbaus wurde erst im Sommer 1926 fertiggestellt.
Die Einweihung fand am 5. Oktober 1926 statt. |
| 2.
Die Klassenzimmer und Nebenräume | |
| Das 1842 errichtete
Klassenzimmer der einklassigen Schule hatte bei einer Länge von 7,3 m eine
Breite von 9,15 m und beiderseits (im Norden und Süden) Beleuchtung durch drei
Fenster an jeder Seite in eisernem Rahmen. Nur die Oberlichter waren zu öffnen.
Ein Vorraum von 2.2 m diente als Flur und Kohlenraum. Der Fußboden des Flures
und das Schulzimmer waren mit Sandsteinplatten belegt. Als 1872 das Schulhaus
um ein Schulzimmer nach Osten verlängen wurde, ward der chorartige Anbau
abgebrochen. Das alte Klassenzimmer erfuhr keine weitere Veränderung. Der Anbau
bestand aus 2 x 9.15m Flur und einem Schulzimmer von 6.92 x 9,15 m. Der Flur lag
zwischen den beiden Schulräumen in der Mitte des Gebäudes. Er hatle vor der Haustür
eine breite Haustreppe ohne Treppenwangen oder sonstigem Seitenschutz. Auf der
höchsten Stufe waren zwei scharfe Kratzeisen zum Reinigen der Füße angebracht,
Im nördlichen Teil lag die Treppe zur Dachwohnung der Lehrerin und zum Baderaum.
Unter der Treppe war ein Verschlag für Kohlen der Klasse II angebracht. Das Schulzimmer
hatte Beleuchtung wie Klasse I von Norden und Süden. Das Pult stand wie in Klasse
I an der Ostwand, der Ofen in der Mitte des Schulraumes. Die Lehrerinnenwohnung
hatte ein gerades und drei schräge Zimmer. 1878 wurde 100 m westlich dieses
Schulhauses ein neuer Klassenraum als Mädchenoberklasse mit einer Lehrerinnenwohnung
errichtet. An der Nordseite des Schulraumes ist ein Flur von 5.30 x 1.50 m und
ein Kohlenraum von 2 x 1.50 m. Der mit vier großen Fenstern nach Westen versehene
Schulraum mißt 7.30 x 9,30 m. Die an das Schulzimmer nach Osten gebaute Lehrerinnenwohnung
hat ihren Eingang nach Süden und faßt außer Flur und Küche vier Räume. Im
Winter 1903 wurde die neue Lehrerwohnung nordwestlich der Schule vom Bauunternehmer
Carl Frommeyer, Laggenbeck, erbaut. Der Bau verursachte einen Kostenaufwand von
9000 Mark, er ist die beste Lehrerdienstwohnung der Landgemeinde Ibbenbüren. 1905
wurde das Schulhaus um ein Stockwerk vergrößert. Bauunternehmer Hermann Overmeyer
wurde mit der Ausfuhrung des Vergrößerungsbaues beauftragt. Der Haupteingang wurde
von Süden nach Norden verlegt. Das Schulzimmer l (Knabenoberklasse) wurde nach
Osten verlängert, und nach Norden mußte es Raum für einen Flur abgeben. Es hatte
jetzt einseitige Beleuchtung von Süden und behielt 9,45 x 6.05 m Grundfläche.
Der Vorbau im Westen wurde entfernt und unter der im Nordflur liegenden Treppe
wurde ein enger Flur für I eingerichtet. Das Klassenzimmer I behielt die früheren
Maße, bekam Fenster nach der Ostseite und einen Eingang zum Nordflur. Eine Sandsteintreppe
mit Eisengittern und hölzernem Treppenläufer führten zum 2. Stockwerk, in welchem
ein neuer Schulraum über Klasse I und eine Lehrerinnenwohnung über Klasse
II in gleichen Ausmaßen wie die darunter liegenden Klassenzimmer ausgeführt wurde.
Die Lehrerinnenwohnung umfaßte Flur, Küche, einen Wohn- und zwei Schlafräume.
Das Schulgebäude hatte an Größe zugenommen. Leider war ein Flur zum Aufenthalt
der Kinder bei schlechtem Wetter nicht eingerichtet. Das Äußere glich mehr einer
Kaserne als einer Erziehungs- und Unterrichtsanstalt. 1925/26
wurde der zur Straße (Westen) gelegene Anbau hergestellt, in dem ein Keller,
ein Flur mit Treppenanlage und zwei Schulräume Platz fanden. Bauunternehmer Gerhard
Hohnhorst wurde mit dem Bau beauftragt. Bei einer Länge von 14,71 m ist er 5.86
m breit. Der ebenso große Kellerraum dient als Baderaum für die Kinder und hat
zwei Abteilungen. 4,93 x 5.86 und 8,53 x 5.86 m. Der erste kleinere Raum hat acht
Brausen und eine Badewanne, der größere 18 Ankleidezellen. Über dem Bad liegen
die beiden Flure und über dem Ankleideraum die beiden Klassenzimmer, welche mit
diesem dieselben Ausmaße erreichen. Flure und Klassenzimmer sind helle angenehme
Räume. Sämtliche Flure wurden mit roten Sandsteinplatten ausgelegt und die neuen
Klassenzimmer mit Buchenparkett bedielt. Das Gebäude bekam Warmwasserheizung,
die auch das Wasser für die Badeanstalt liefert. Der Heizkessel ist unter Klasse
II in einem Kellergewölbe angebracht. Jeder Flur hat einen Heizkörper, jede Klasse
einen Heizkörper an der Tür und sechs bis acht Heizrohre unter der Fensterreihe.
Im Dachgeschoß ist in der Mitte ein Lehrmittelzimmer ausgebaut, das auch mit einem
Heizkörper versehen ist. Die Schule ist in den Grundfarben rotblaugelb gehalten.
Flurboden rot, Sockel und Holzbekleidung blau und die Decke und Wand gelb. Auch
die Klassenzimmer sind in frischen Farben gehalten. An der Westseite wurde
der Schulhof durch eine Sandsteinmauer gegen die Straße abgefnedigt. Fenster und
Türen des Schulhauses sowie Tore und Staket der Mauer wurde blau gestrichen und
weiß abgesetzt. Die Einweihungsfeier fand am 5. 10. 26 statt. Beiliegende Zeitungsberichte
der Redakteure Plake und Dr. Schölten geben darüber Auskunft. |
| Urkunde
zur Grundsteinlegung | |
| Geschehen zu Laggenbeck
am Donnerstag, den fünften November im Jahre eintausend neun hundert fünf und
zwanzig. als seine Exzellenz, Herr General-Feldmarschall Paul von Banneckendorf
und von Hindenburg. Präsident des Deutschen Reiches, als Herr Dr. jur. et rer.
Pol Rudolf Müller Amtmann des Amtes Ibbenbüren, als Herr Hofbesitzer Josef Verlemann
in Bockraden Gemeindevorsteher der Landgemeinde Ibbenbüren, als Sr. Hochwürden.
Herr Pastor Dr. Hölker Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde in Laggenbeck,
als Herr Arnold Drüding Hauptlehrer an der katholischen Schule in Laggenbeck,
als die Herren Fabrikbesitzer Karl Keller jr., Schlossermeister Karl Richter und
Bergmann Gustav Fuchs Landgemeindeverordnete für Laggenbeck, als die Herren Steiger
Wilhelm Meyer in Alstedde, Kolon August Witthake in Uffeln und Bergmann Karl Hoppe
in Püsselbüren Mitglieder der Baukommission der Landgemeinde Ibbenbüren, als die
Herren Berginvalide Hermann Sander, Lehrer Schlüter und Kolon Eduard Kerssen interessierende
Gemeindeverordnete im Schulsystem Laggenbeck waren, haben wir diese Urkunde verfertigt,
versiegelt und in den Grundstein des neu zu errichtenden Schulgebäudes für die
Schulgemeinde Laggenbeck gelegt. Die Notwendigkeit zur Errichtung eines neuen
Schulgebäudes ergab sich aus der Tatsache, dass in den vorhandenen beiden älteren
Schulgebäuden ein gedeihlicher Unterricht den Schulkindern nicht mehr erteilt
werden konnte. Bisher sind in den alten Gebäuden 4 Schulräume vorhanden.
Am Schulsystem unterrichten z. Zt. 6 Lehrpersonen 365 Schulkinder . Das neue Gebäude
bekommt zwei Schulklassen. Die Landgemeindevertretung hat auf Grund eines Antrages
des Elternbeirats der katholischen Schule Laggenbeck am 29. September 1925 den
Neubau beschlossen. Der Bau erforderte einen Kostenaufwand von ca. "Fünfundzwanzigtausend
Mark" und wurde die Summe, da die Gemeinde aus eigenen Mitteln kein Geld zur Verfügung
hatte, bei der Landesbank der Provinz Westfalen gegen fünfzehn%ige jährliche Verzinsung
und drei%ige jährliche Armortisation aufgenommen. Kurz nach dieser Beschlussfassung
wurden die Baupläne von dem Amtsbaumeister Keller aufgestellt und der Regierung
in Münster zur Genehmigung vorgelegt. Es erfolgte erst noch eine Inaugenscheinnahme
des Bauplatzes durch die Herren Regierungs- und Bauräte Arntzen und Pfaffendorf
von der Regierung in Münster. Nachdem diese Herren den Plan nach geringfügigen
Aenderungen gutgeheissen hatten, wurden die Bauarbeiten ausgeschrieben und vergeben.
Für die Erd-, Maurer- und Zimmerarbeiten gingen sechs Angebote ein und wurde der
Zuschlag dem Mindestfordernden Herrn Bauunternehmer Gerhard Hohnhorst zu Laggenbeck
erteilt. Die Schreinerarbeiten wurden dem Tischlermeister Herrn Keller, die Anstreicherarbeiten
Herrn Plagemann, die Klempnerarbeiten dem Klempnermeister Herrn Wilhelm Ludwigs,
die Steinmetzarbeiten dem Steinbruchpächter Herrn August Bücker in Laggenbeck
übertragen. Die katholische Bevölkerung in Laggenbeck sieht nun mit der Schaffung
dieses Werkes einen von ihr langgehegten Wunsch in Erfüllung gehen und ebenso
freuen sich die an der katholischen Schule in Laggenbeck augenblicklich tätigen
Lehrpersonen, nämlich die Lehrerinnen Fräulein Brandkamp, Lienkamp und Hesselmann,
sowie die Herren Lehrer Drüding, Knopp und Lammen darüber, dass nunmehr gute Schulverhältnisse
geschaffen werden. Wenn auch die augenblicklichen Verhältnisse schwer sind,
Handel und Wandel stockt, und die Menschheit noch sehr leidet unter den Auswirkungen
des verlorenen Krieges sowie unter den Folgeerscheinungen einer nie gekannten
Inflation, so glaubte die Landgemeindevertretung doch, den katholischen Eltern
und Kindern in Laggenbeck kein besseres Geschenk machen zu können als dieses,
wenn selbst auch für die Gemeindebewohner auf Jahre hinaus eine schwere finanzielle
Last damit verbunden ist. Der Bau soll mit möglichster Eile fertiggestellt und
zu Beginn des neuen Schuljahres 1926 bezogen werden. Wir alle, die bei der Grundsteinlegung
zugegen sind, wünschen und hoffen, dass der Bau ohne jeden Unfall mit Gottes Hülfe
fertig wird und dass die Schulkinder, die in dieser Schule erzogen und unterrichtet
werden, dereinst tüchtige und würdige Mitglieder der menschlichen Gesellschaft
werden mögen.
Mit der Pensionierung der Lehrerin Brandkamp Ostern 1930
wurde die Wohnung der ersten Lehrerin frei. Sie wurde der Lehrerin Lienkamp überwiesen,
und die II. Lehrerinnenwohnung im Schulhause I wurde zum Klassenraum umgearbeitet.
Die Schule hat nun sieben Klassenräume. Oktober 1939 wird der an der Lehrerinnendienstwohnung
angebaute Klassenraum dem Kindergarten zur Verfügung gestellt. Ostern 1939 werden
auch die beiden Klassenräume der früheren evangelischen Schule übernommen. |
| 3.
Spielplatz, Turnplatz, Abörter.
| |
| Der Schulplatz mit dem
älteren Schulgebäude nimmt einen Raum von 41 x 46 m - 1886 qm ein. Darauf befinden
sich das Schulhaus, das Nebengebäude mit Abort und Kohlenraum und das Spritzenhaus.
Der im Süden der Schule liegende Spielplatz ist rund 13 a groß. Bis zum Jahre
1898 hatte die Schule keinen Spiel- und Turnplatz. Die Kinder hielten sich in
den Pausen auf dem etwa 3 m breiten Landstreifen südlich der Schule auf der engen
Fläche zwischen Schule und Abortgebäude, auf dem Platze westlich der Schule und
auf der damals noch wenig belebten Straße auf. In den Mittagsstunden vergnügten
sie sich in den ausgedehnten Tannenbeständen des Hünhügels und in den schattigen
Buchenbeständen in Osterledde. Südlich des Schulhauses lag ein Garten, der bis
an den Wald des Hofbesitzers Dirksmeyer reichte. Es war der Gemüsegarten des Lehrers.
Auf Antrag wurde dieser Garten im Jahre 1898 zum Spielplatz umgestaltet, nur der
kleinere Teil blieb noch einige Jahre Gartenland. In dem südlichen Teil desselben
errichtete die Gemeinde 1900 ein Spritzenhaus für die Utensilien der freiwilligen
Feuerwehr Laggenbeck. Der Spielplatz diente gleichzeitig als Turnplatz für sämtliche
Schüler der Schule, zwei Recke und zwei Barren wurden dort aufgebaut. 1906
wurden auf der Westgrenze des Spielplatzes fünf Ulmen angepflanzt, von denen eine
im folgenden Jahre wohl aus Nahrungs- und Lichthunger einging. 1918 wurden an
der Ostseite sechs Ahorn angepflanzt, die In den ersten Jahren ein kümmerliches
Fortkommen zeigten. - An der Madchenoberklasse liegt im Norden und Osten ein kleiner
freier Platz, den die Kinder als Spielplatz benutzen. Im Sommer 1922 wurde
auf dem Hünhügel durch die Gemeinde Ibbenbüren Land vom Gutsbesitzer Schulte Vahrendorf
eine Fläche von ... a angekauft und zum Sportplatz bestimmt. Die ersten Ausrodungs-
und Einebnungsarbeiten wurden von den Kindern unter Anleitung der Lehrer ausgeführt.
1923 - 1924 wurde der Platz durch Arbeitslose trockengelegt und gebaut. 1926 ist
von der Ledder Chaussee (Schalsche Weg) ein Zugang zum Sportplatz gelegt. 1927
hielten die katholische und die evangelische Schule Laggenbeck und die Schule
Osterledde auf dem Sportplatz die Jugendwettkämpfe ab. 1929 landen dort die Jugendwettkämpfe
der Land- und Stadtgemeinde Ibbenbüren statt. Die Aborte sind an beiden Schulgebäuden
von diesen getrennt aufgeführt. An dem großen Schulgebäude dürfte die Zahl der
Aborte vermehrt werden. 1930 wurde der Spielplatz nach Süden und Osten vergrößert. |
| Die
Chronik der Kriegsjahre | |
| 1939 Nach den
Ereignissen dieses Jahres nach der Ernte polnische Terrormaßnahmen
gegen Volksdeutsche in Polen. In den letzten Augusttagen steigern sie sich. Es
herrscht Krisenstimmung. Am 1. 8. wird Lehrer Stenzel eingezogen. Am 26. 8. auch
Lehrer Lammen. Am 1. 9. Ausbruch des Krieges gegen Polen. Hauptlehrer Stenzel
am 31. 8. wieder entlassen. Am 11. Jan. 1940 auch Lehrer Ahlemeyer eingezogen.
Vertretung für Lehrer Lammen übernimmt Frau Kassebrock.
Bei großer
Kälte in den Ferien Heizung eingefroren. Klasse IV muß einige Tage im HJ-Heim
unterrichtet werden. Am 15. Oktober 1939 wird der Klassenraum der Mädchenschule
zur Errichtung eines Kriegskindergartens abgetreten. Dieser wird gut besucht.
Frl. Knolle leitet ihn. 10.11.39 Laggenbeck bekommt Einquartierung: Eine Batterie
Feldartillerie. In der Prinzschen Sandkuhle werden an Flugzeugattrappen Übungen
im Ein- und Aussteigen mitgebrachter kleiner Pferde und ebenso Ein- und Ausladen
kleinster Geschütze u. Mannschaften vorgenommen. Teile der Truppen sind später
in Holland als Luftlandetruppen eingesetzt. Die Einquartierung rückt am 23.11.39
wieder ab.
1940 Am 7. August wird ein Bataillon des Infanterie-Regiments
660 einquartiert. Bataillonsschreibstube in der Rektor-Dienstwohnung. Kompanie-Schreibstuben
in der Wirtschaft Vinzenz Overmeyer, im Laden Schuhmachermeister Wilhelm Brönstrup,
in der Wirtschaft Linnenschmidt und der Wirtschaft Borger. Alstedde. Sportplatz
und Schulplatz sind "Kasernenhöfe" geworden. Ein Orkan deckt in den Morgenstunden
einen großen Teil der Dachziegel ab und zerbricht die Stabantenne auf dem Schulhause
(15.11.40) Die Soldaten werden eingesetzt, um die fast überall beschädigten Dächer
auszubessern.
1941/42 Nach dem Runderlaß vom 7.1.1941 schließt
das Schuljahr mit Beginn der Sommerferien. Schulneulinge werden nach den Sommerferien
aufgenommen. Die gesetzlichen Bestimmungen über die Dauer der Schulpflicht werden
nicht geändert. Kinder, die Ostern eingeschult sind, werden nach achtjährigem
Schulbesuch Ostern entlassen. Die Leitung der Schule hatte seit der Versetzung
des Rektors Stenzel (Siehe "Lehrer"!) nach dem Osten Konrektor Schulz. Die
Schule umfaßte insgesamt 8 Klassen mit 508 Kindern, die Kinder der früheren evangelischen
Schule und der Ostertedder Schule mit einbegriffen. Für jede Klasse war eine Lehrkraft
vorhanden. Am 9.4.40 wurde Lehrer Kassebrock zur Wehrmacht einberufen (Kassebrock
wurde s. Zt. Von der evangelischen Schule übernommen). Für ihn übernahm Lehrer
Lagemann aus Ledde die Klasse, so daß für alle Klassen Lehrkräfte vorhanden waren.
Bis zur Versetzung des Konrektors Schulz nach dem Osten blieb die Schule vor
einem Lehrerwechsel verschont. Von Ostern 41 bis Herbst 41 fehlte die 8. Klasse
infolge der Änderung des Schuljahresbeginns. Ostern 1941 mußten für die Schulneulinge
Parallelklassen eingerichtet werden. Frl. Meyer übernahm zu ihrem 6. Jahrgang
alle Lernanfänger. Lehrer Hermann von Ortmetssen wurde zwar zum 1.6.41 nach Laggenbeck
versetzt. Er stand jedoch bei der Wehrmacht und hat seine Stelle niemals angetreten.
Ferner standen bei der Wehrmacht die Lehrer Franz Lammen und Wilhelm Ahlemeyer
(von der evgl. Schule übernommen). Konrektor Schulz wird zum 1.6.1941 zum Osten
versetzt. Und zwar erfolgte die Versetzung zunächst als Abordnung. Sie erfolgte
gegen den Willen des Genannten. Am 1.9.41 übernahm Rektor Karl Pagendarm die
Leitung der Schule. Bei der Übernahme der Schule durch ihn ergab sich folgendes
Bild: Schülerzahl: 524 Klasse la 47 Kinder
- Frl. Meyer Ib 48 Kinder - Frl. Meyer II 66 Kinder - Frl. Dreps III
75 Kinder - Frl. Wallmeyer IV 72 Kinder - Frl. Hesselmann V 56 Kinder
- Frau Kassebrock VI 63 Kinder - Rektor Pagendarm VII 56 Kinder - Lehrer
Kassebrock VIII 37 Kinder - Lehrer Lagemann Frau Kassebrock erkrankt.
An ihre Stelle tritt zum 16.4.42 die Schulhelferin Erna Peters aus Münster. Ansteckende
Krankheiten blieben während des Schuljahres auf Einzelfälle beschränkt. Doch war
es notwendig, eine Dyphterie- Schutzimpfung an allen Schulen durchzuführen. Sie
fand in Laggenbeck am 3.6. und 1.7.42 statt (zweimalige Impfung). Die Krankheitsfälle
gingen erheblich zurück. Besonders schwer hatte der Unterricht zu leiden unter
den häufigen Erkrankungen der Lehrpersonen. Es fehlten im Berichtsjahre fünf
Lehrpersonen an 380 Tagen (Frau Kassebrock 241 Tage, Frl. Hesselmann 11 Tage.
Frl. Meyer 9 Tage, Frl. Dreps 77 Tage, Lehrer Kassebrock 42 Tage). Beurlaubt
waren infolge Teilnahme an Kursen usw. vier Lehrpersonen an 54 Tagen. Der
strenge Winter hatte insofern für den Schulbetrieb nachteilige Folgen, als infolge
der grimmigen Kälte und der starken Schneeverwehungen am 6.3.42 200 Kinder
am 7.3.42 186 Kinder am 9.3.42 121 Kinder fehlen. Durch
Feindeinwirkung wurde der Unterricht nicht erheblich gestört. Bei Luftalarm
suchten die Kinder zunächst kaum die Luttschutzräume auf. Nach den Luftangriffen
auf Osnabrück änderte sich jedoch die Lage. Der Unterricht mußte nunmehr nach
nächtlichem Alarm eine Stunde später angesetzt werden. Der Schule standen
im Berichtsjahre 9 Klassenräume zur Verfügung: 6 in der früheren kath.
Schule 2 in der früheren evang. Schule 1 in der sogenannten Mädchenschule.
Nach einem neuen Bauplan soll die Schule nach der Nordseite ausgebaut werden.
Die beiden an der Straße gelegenen Klassenräume, die viel zu klein sind, sollen
in Lehrer- bzw. Lehrmittelzimmer verwandelt werden. Der Neubau soll in Angriff
genommen werden, sobald Material und Arbeitskräfte dies möglich machen.
Im Laufe des Jahres wird der Werkraum für den Flugmodellbau durch Hinzunahme eines
Bodenraumes vergrößert und gleichzeitig verschalt. Ein besonderer Plan für den
Fall von Luftangriffen sieht vor, daß die Kinder im Alarmfall die Klassenräume
verlassen und schutzsichere Räume aufsuchen, wo sie bei längerer Dauer des Alarms
auch unterrichtet werden können. Der "Großen Schule" stehen zur Verfügung der
Badekeller im Hause, der Keller im Jugendheim, der Keller beim Bäcker Elixmann.
Für die "Kleine Schule" sollen Luftschutzräume in der Nachbarschaft eingerichtet
werden. Sitzgelegenheiten und Luftschutzgerät sind bestellt.
Über Dienstwohnungen
verfügen: Rektor Paqendarm (der Schule gegenüber) Frl. Wallmeyer (in der
Schule Alstedde) Lehrer Ahlemeyer (in der früheren evangelischen Schule)
Lehrer Kassebrock (in der früheren evangelischen Schule) Lehrerin Meyer (in
der sog. Mädchenschule)
Die Rektorwohnung ist im Berichtsjahr vollkommen
erneuert worden und bietet nunmehr hinreichend Platz für die 7köpfige Familie
des Inhabers. Im Kriegseinsatz der Jugend (Ernteeinsatz - Rübenziehen usw.)
wurden von insgesamt 334 Kindern 2190 Tagwerke geleistet. Die Altmaterialsammlung
erbrachte Lumpen, Papier. Eisen, Knochen usw. 11 539 kg mit einem Erlös von 118,31
RM. An Heilkräutern (Brombeerblätter. Huflattich, Holunder, Heideblüten, Schafgarbe
und Johanniskraut) wurden insgesamt 85,65 kg mit einem Erlös von 40 RM gesammelt.
An Bucheckern wurden von den Kindern für ihre
Familien 10.14 Zentner gesammelt. Im Handarbeitsunterricht wurden angefertigt
bzw. ausgebessert und versandfertig gemacht: 4 Decken. 5 Pelze, 3 Ohrenschützer.
3 Pelzhauben. 1 Kopfschützer, 2 Schals, 1 Baskenmütze. 1 Wollweste und einige
weitere Sachen. Diese Teile waren für die Wehrmacht bestimmt. Die Schuljugend
beteiligte sich erfolgreich an einer Flaschensammlung für die Wehrmacht. Ferner
war die Schuljugend gehalten, die vom Feind abgeworfenen Flugblätter zu sammeln
und zur Vernichtung abzuliefern. Schätzungsweise sind etwa 1 000 Flugblätter vernichtet
worden. Nach dem Erlaß des Ministers vom 22.4.42 stehen dem Lehrer von den
rund 85 Ferientagen nur 21 Tage zu seiner Erholung zur Verfügung. An den übrigen
Tagen muß er in irgendeiner Form Einsatz leisten und ihn auch nachweisen. Der
Einsatz konnte sich auf Erntearbeiten, auf Arbeiten im Interesse der Partei, auf
Teilnahme an Schulungslehrgängen erstrecken.
1942/43 Schülerbestand
zu Beginn: 554 Kinder Neuaufnahmen (Herbst) 87 Kinder Entlassung
(Ostern) 45 Kinder Die Schule wird 8stufig. Die beiden untersten Jahrgänge
sind in je zwei Klassen aufgeteilt. Die Gesamtklassenzahl beträgt damit 10.
Durchschnittlich fallen auf eine Lehrkraft 61 Kinder.
Es unterrichten:
Frau Rüter in la und Ib. Frau Kassebrock in IIa, Frau Haft geb. Peters
in IIb, Frl. Dreps in III. Frl. Wallmeyer in IV. Frl. Hesselmann in
V. Lehrer Lagemann in VI. Rektor Pagendarm in VII. Lehrer Kassebrock
in VIII.
Nach Zurücknahme des Lehrauftrages der Lehrerin Frau Kassebrock
übernimmt die Schulhelferin Frl. Elisabeth Tombrink die Klasse. Nach Versetzung
der Lehrerin Dreps wird die Klasse von der Lehramtsanwärterin Hildegard Arnsberg
betreut. Bei der Wehrmacht stehen Hauptmann Lammen, Oberleutnant Ahlemeyer,
Feldwebel Ortmerssen. Hauptmann Lammen wurde mit der Spange zum EK II ausgezeichnet.
Lehrer Merzbach aus Florzheim bei Rheinbach, nur kurze Zeit in der hiesigen
Schule beschäftigt, fiel am 23.7.43 im Osten. Infolge Krankheit der Lehrpersonen
wurden im Berichtsjahr 170 Tage versäumt. Recht zahlreich waren auch die Beurlaubungen
im Laufe des Jahres, die in erster Linie durch die militärischen Übungen der männlichen
Lehrkräfte, durch Lehrgänge usw. in die Höhe gingen. Es waren beurlaubt: (Tage
in Klammern): Frl. Hoft - Besuch ihres Verlobten (1), Lagemann - militärische
Untersuchung (1), Frau Kassebrock - ärztliche Untersuchung (1), Lehrerin Meyer
- standesamtliche Trauung (1), Rektor Pagendarm - Musterungslager für LBA (11),
Lehrerin Meyer, verheiratete Rüter- Hochzeitsurlaub (5), Hoft verh. Peters
- Hochzeitsurlaub für Trauung in Frankreich (27). Bendick - Vorlesung in Münster
(4), Pagendarm - Dyphterie im Hause (12), Frau Rüter - Beerdigung von Bombenopfern
(9). Kassebrock - militärische Übung (2), desgl. Pagendarm (1) + (3) + (3). Insgesamt
wurde Urtaub für 111 Tage in Anspruch genommen. Es wurden im Laufe des Jahres
die Störungen des Unterrichts durch Fliegerangriffe häufiger. Nach nächtlichen
Luftangriffen beginnt der Unterricht um 9 Uhr und endet 13.15 Uhr. Es wurden dann
45-Minuten- Unterricht erteilt. Es gibt Tage, an denen die Kinder 2 oder 3mal
in die Schutzräume geführt werden mußten. Die behelfsmäßige Fortsetzung des Unterrichts
bringt wenig Gewinn. Die Sammlungen bringen manche unvermeidlichen Störungen
mit sich. Ergebnis: 2 155 kg Spinnstoffe, 1 721 kg Papier, 7 557 kg
Eisen, 5 300 kg Blech, 1 208 kg Knochen = 17 941 kg mit einem Erlös
von 168,61 RM
Heilkräuter: 3,975 kg Kamille 4,810 kg Erdbeerblätter
17 kg Brombeerblätter 12,430 kg Haselnußblätter 45,280 kg Schafgarbe,
2.160 kg Huflattich 33,570 kg Hirtentäschel, 83,4 kg Rainfarn 20.450
kg Johanniskraut, 0,7 kg Heideblüten, 130 kg Kastanien, zusammen 353,775
kg mit einem Eriös von 66,71 RM. Die Spareinlagen der Schuljugend beliefen
sich auf 9 481,51 RM. Für die Kriegsgräberfürsorge brachten die Kinder 463,03
RM zusammen {gegen 196.74 RM im Jahre 1942 und 70,65 RM im Jahre 1941). In
ähnlicher Weise wie im Vorjahre mußten sich die Lehrkräfte für die Ferientage
für einen Kriegseinsatz zur Verfügung stellen. Wiederum wurden jeder Lehrkraft
nur 21 Tage zur Erholung zugestanden. Als "Einsatz" wurden unter anderem angesehen:
Schulleiterarbeiten. Arbeiten im Dienste der Partei. Arbeiten im öffentlichen
Interesse (z.B. Bibliothek), vordringliche Arbeiten im eigenen Haushalt, Betreuung
hilfsbedürftiger Angehöriger. z.B. der betagten Eltern, Teilnahme an Schulungslehrgängen
und schließlich auch Erntearbeiten. Lehrpersonen, die vor dem 1.4.1888 geboren
sind, können die Erholungszeit auf 31 Tage ausdehnen, wenn es zur Erhaltung der
Arbeitskraft erforderlich ist. Dazu bedarf es eines Antrags, der vom Schulleiter
zu genehmigen ist. Am 12.10.42 findet in der Schule eine Berufsberatung statt
durch Beauftragte des Arbeitsamtes Rheine. Während die Jungen durchweg im
Bergwerk und in heimischen Betrieben leicht unterzubringen sind, sollen die Mädchen
zunächst ein Pflichtjahr in kinderreichen Familien durchmachen. Zum ersten Male
werden einige Mädchen für das Landjahrlager ausgesucht. Entsprechend einem Erlaß
vom 26.5.42 müssen sich sämtliche Lehrpersonen auf Tuberkulose untersuchen lassen.
1943/44 Die Luftangriffe nehmen
zu. Es gibt Tage, an denen die Kinder drei-, ja viermal den Unterricht unterbrechen
müssen. Oft sitzen die Kinder bis über die Mittagszeit hinaus im Schulkeller,
im Keller des HJ-Heims oder des Bäckers Elixmann. Die Keller sind überfüllt.
Ein gedeihlicher Unterricht kann nicht erteilt werden. Die Jugend selbst ist bei
all diesen Alarmen noch recht unbekümmert. Bombenwürfe sind verhältnismäßig selten
gewesen. Doch nimmt die Zahl der Überflüge feindlicher Luftgeschwader
bedenklich zu, und damit vermehren sich die gelegentlichen Luftkämpfe. Tiefflieger
kommen häufiger, belegen Autos, Fuhrwerke, Eisenbahnzüge mit Maschienengewehrfeuer.
Der Aufenthalt der Kinder auf den Straßen wird gefährlicher. Der ganze Schutz
im Schulkeller besteht dann, daß die Kellerfenster von außen mit Sandkisten abgesichert
sind. Im übrigen sind sämtliche Kellerräume weder gas- noch splittersicher. Zur
Brandbekämpfung sind im ganzen Schulgebäude Tüten und Behälter mit Sand aufgestellt.
Handspritzen und Löscheimer sind vorhanden. Besondere Löschtrupps sind gebildet.
Um eine Überfüllung der Kellerräume zu vermeiden, sollen alle Kinder, die einen
Schulweg von nicht mehr als 10 Minuten haben, im Alarmfalle den Keller im elterlichen
Hause aufsuchen. Es folge die Schilderung eines Vormittags an dem die Schularbeit
durch Alarm unterbrochen wird. Die Hausaufgaben sind vorsorglich gleich zu Beginn
des Unterrichts gegeben worden. Es ertönt die Sirene, die auf dem Dach der
Kellerschen Fabrik aufgestellt ist. Dreimal heult sie auf. Das bedeutet "Luftwarnung".
(Der Weg der feindlichen Geschwader ist noch nicht klar zu erkennen). Der Schulleiter
gibt mit der Trillerpfeife das Signal für luftschutzmäßiges Verhalten. Die Klassentüren
öffnen sich, und die Kinder, die in etwa 10 Minuten das Haus erreichen können,
stürmen nach draußen. Die übrigen Kinder werden nach dem Luftschutzplan in die
Kellerräume geführt. Kaum haben
die Kinder mit ihren Lehrpersonen die Plätze eingenommen, wird entwarnt.
Im Eilschritt geht es wieder in die Klassen. Die Kinder aus den Häusern kommen
zurück. Doch die Ruhe währt nicht lange. Abermalige Luftwarnung! So geht
es in den ersten beiden Unterrichtsstunden dreimal. Wird es aber bei der Warnung
bleiben? Bis 11 Uhr wird ruhig gearbeitet. Da ertönt abermals die Sirene. Ein
lang anhaltender Ton! Das ist Vollalarm! Schon hört man das Brummen des herannahenden
Bomberpulks. Jetzt heißt es, so schnell wie möglich handeln. Werden die Kinder
die elterlichen Schutzräume noch erreichen? Viele sind gleichgültig. Sie laufen,
so lange sie von den Lehrkräften beobachtet werden. Die Kinder haben die Schrecken
eines Angriffs noch nicht erlebt. Das Brummen kommt näher. Zunächst ist nichts
zu sehen. Da! Überm Schafberg einige Kondensstreifen. Jetzt sind die Bomber wie
winzige Silbervögel im Sonnenschein zu erkennen. Begleitende Jäger umschwirren
das Geschwader wie Wachhunde die Schafherde. Die Bomber zu zählen ist schier unmöglich.
Weitere Pulks folgen. Ab und zu blitzt es auf. Explosionen! Flammen. Über Velpe
stürzt ein Flugzeug ab. War es Freund oder Feind? Das Brummen nimmt ab. Die
Geschwader sind nach dem Osten weitergezogen, Tod und Vernichtung bringend.
1945
Der Beginn des Jahres brachte Luftangnffe von
ungewöhnlicher Ausdehnung. In der näheren Umgebung waren der Kanal bei Gravenhorst
und Osnabrück die Ziele der nächtlichen Angriffe. Bei einem der schwersten
Angriffe auf Gravenhorst wurden zunächst Hunderte von Leuchtbomben an Fallschirmen
abgeworfen, die das Ziel etwa 10-20 Minuten fast taghell erleuchteten und grausiges
Schauspiel boten. Die Zerstörung des Kanals und damit die Stillegung des Verkehrs
ist in den meisten Fällen gelungen. Immer wieder wurden Männer aufgeboten, die
Zerstörung zu beseitigen, doch war dies ein nutzloses Unterfangen. Wenn Osnabrück
nächtlicherweise angegriffen wurde, erschienen ebenfalls vorher die Leuchtbomben,
die wie riesige Tannenbaumbeleuchtung den Himmel bis Laggenbeck erhellten. Die
Menschen kamen aus den Häusern und sahen machtlos und verängstigt dem Treiben
zu. Die gewaltigen Detonationen ließen im Dorf Fenster und Türen erzittern.
Wenige Zeit später erfuhren die Laggenbecker dann, welchem Ziel der Angriff gegolten
hat und welche Auswirkungen er gehabt hat. Mit der Verlagerung der Front in
unsere heimatlichen Gebiete nahm die Tätigkeit der Tiefflieger zu. Ihre Ziele
waren vor allem Fahrzeuge leglicher Art. Im Bahneinschnitt etwa 200 m östlich
der Brücke wurde z. B. eine einzeln fahrende Lokomotive angegriffen. Der Kessel
erhielt einen Treffer. Die Lokomotive blieb liegen und wurde später abgeschleppt.
Das Personal hatte sich im letzten Augenblick durch Flucht die Böschung hinauf
retten können. Fast alle der durchfahrenden Züge wiesen durchweg zerschossene
Fensterscheiben auf. Eine Fahrt im Zuge wurde lebensgefährlich. Ein Personenzug,
der in Laggenbeck morgens um 9 Uhr vom Alarm überrascht wurde, suchte im Bahneinschnitt
unter der Brücke Schutz. Dort hat er bis gegen Abend stehen müssen. Den Tieffliegerangriffen
fiel in Laggenbeck der Krieger Siermann (Alstedde 206) zum Opfer und auf der Fahrt
nach Laggenbeck der hier früher tätig gewesene Lehrer Hermann Knopp. Ihn ereilte
der Tod in Wegeleben (Sachsen).
Am 17. 3. 45 nimmt Konrektor Schulz,
der 1941 nach dem Osten versetzt war und inzwischen wegen Räumung des Gebietes
wieder hier eingetroffen ist, den Dienst an der Schule wieder auf. Gleichzeitig
wird er allerdings für die Wehrmacht freigegeben. Doch ist es zur Einberufung
nicht mehr gekommen.
Am 25. 3. 45 werden die Schulen geschlossen,
weil unser Gebiet in unmittelbarer Nähe der Kampfzone liegt. Der Kanonendonner
ist ununterbrochen hörbar. Fliegeralarm reißt nicht mehr ab. Der Aufenthalt auf
den Straßen wird zeitweise gefährlich.
Zu dieser Zeit unterrichten an
der Schule: 1. Lehrer Edler, evakuiert aus Gelsenkirchen, 2. dessen Frau. 3. Frl.
Christine Wilhelmsen aus Schleswig, ebenfalls evakuiert, 4. 5.) Geschwister Freistühler.
evakuiert aus Recklinghausen. 6. Herr Heuser, der 23 Jahre im Berufsschulwesen
in der Türkei tätig war, 7. dann Frl. Hesselmann, 8. Frl. Wallmeyer, 9. Frl. Arnsberg.
10. Frl. Tombrink und 11. Schulz. |
| Das
Ende des zweiten Weltkrieges | |
| 29. 3. Gründonnerstag.
Engländer und Amerikaner kämpfen im Raum Münster. Der Geschützdonner vom Kanal
bei Saerbeck dröhnt herüber. Des Nachts werden die Munitionslager bei Hembergen
(?) gesprengt, dann leuchtet für eine kurze Zeit der südliche Himmel blutigrot
auf. Gleichzeitig erfolgt eine ohrenbetäubende Detonation, wohl dumpf, doch die
Häuser beben einen Augenblick.
30. 3. Es läuft das Gerücht, die
Amerikaner seien in Rheine eingedrungen. Die Menschen werden nervöser. Der Wehrmachtsbericht
meldet Kämple beiderseits Tecklenburg. Überall werden die Schutzräume für einen
möglichen Beschuss in Ordnung gebracht. Hier und da sind in gemeinsamer Arbeit
größere Bunker entstanden, so hinter dem Hause Jos. Keller (Laggenbeck 121) im
sogenannten Kleebusch. Dort suchen nachts etwa 15 Familien Schutz. Der Bauer Geesmann
(Alstedde 23) hat einen ehemaligen Kohlenstollen für diese Zwecke herrichten lassen.
Die im Östlichsten Teil von Osterledde wohnenden Leute suchen im sogenannten "Stollen"
Sicherheit. Dieser Stollen stammt aus den Jahren, da die Zeche "Perm" in Betrieb
war. Im Übrigen macht man die Schutzräume wohnbar. indem man Lagerstätten aufstellt.
Öfen einsetzt, die Decken abstützt usw. Es wagt kaum jemand, den Ort zu verlassen.
31. 3. Der Kanonendonner kommt näher. Störungsfeuer die Nacht hindurch.
1.4. Ostersonntag. In der Kirche wird das 40stündige Gebet gefeiert.
Doch muß die Feier gegen 10 Uhr abgebrochen werden, weil der Feind in unmittelbarer
Nähe ist. Deutsche Spähtrupps durchstreifen das Dorf. Gegen 10 Uhr trifft die
Spitze eines Regimentes an der Brücke ein, das an der Front, die etwa in Lehen
steht, eingesetzt werden soll. Nach Aussagen der Soldaten kommen sie aus Celle
in Hannover und haben den Weg zu Fuß zurücklegen müssen, da Eisenbahntransporte
zu gefährlich waren und Lastwagen nicht zur Verfügung standen. Die Soldaten waren
daher zum großen Teil fußkrank. Die Einwohner kamen aus den Häusern, der eine
brachte Kuchen, der andere reichte ein paar Plätzchen hin, der dritte ein Butterbrot,
der vierte Kaffee usw.. Der Vorbeimarsch dauerte, da die Soldaten mit 10 m Abstand
im "Gänsemarsch" marschierten, bis in den Nachmittag hinein. Fragen, wie z. B.
"Wo ist die Front? Wo steht der Ami?" richteten sie an die an der Straße stehenden
Menschen. Tatsächlich lag die Front schon unmittelbar hinter dem Dorf. Am Nachmittag
konnten "Schlachtenbummler" vom Hünhügel aus die Bewegung der feindlichen Panzer
an der Straße von Holthausen nach Tecklenburg beobachten.
2.4.
Starkes Geschützfeuer von Lehen her, ebenso vom Dörenther
Berg auf Ibbenbüren. Störungsfeuer die Nacht hindurch. Vom Schafberg antwortet
eine Batterie 15 cm-Geschütze. Die "Schlacht von Ibbenbüren" ist im Gange.
In unserem Dort wird es lebendiger. An beiden Seiten der Brücke werden Löcher
für Panzerfaustschützen gebuddelt. In den Gärten entstehen Maschinengewehrnester.
Überall liegen getarnt unsere Soldaten. Der elektrische Strom bleibt aus. Das
Wasser ebenso. Post und Telefon liegen still. Ein Verwundeter, der an der Ledder
Straße aufgefunden wird, bricht zusammen und wird in ein Haus getragen und später
nach Westerkappeln gebracht. Im Pferdestall Sommermeyer nimmt nachts eine hart
mitgenommene Kampfgruppe Quartier für einige Stunden. Einer von den Soldaten schildert
die ungewöhnlich grauenhafte Lage unserer Truppen, die den "Amis", die über
reichliche Panzer verfügen, nichts entgegenzusetzen haben als ein paar Panzerfäuste
und ein paar Maschinengewehre. In der Bauerschaft brennen die Gehöfte der Bauern
Hollkamp, Hackmann, Krüer, Schwieterjann, des Bergmanns Hölscher, Kempker (Schulte-Brochterbeck
gehörend). Remke-Schmale (zu Ibbenbüren gehörend).
3. 4. Im HJ-Heim
werden zwei verwundete amenkanische Soldaten untergebracht. Geschützfeuer auf
Ibbenbüren. Das Haus Perm 4 (Specht) erhält einen Treffer. Kämpfe in Ledde und
in der Bauerschaft Laggenbeck bei Brockschmidt (Laggenbeck 73) und Tönnies.
4.
4. Die das Dorf sichernden Truppen mehren sich. Überall sieht man sie. Hinter
dem Kriegerdenkmal, in Pastors Garten, an der Brücke usw. Alles in gespannter
Erwartung. Jeden Augenblick kann ein Vorstoß erfolgen. Es wird Abend. Die Gemüter
beruhigen sich. Denn es hat sich die Meinung verbreitet, daß der Feind gegen 8
Uhr das Feuer einstellt. Gegen 10 Uhr abends rasseln die feindlichen Panzer, von
Ledde kommend, ins Dorf hinein. Die Scheinwerfer werfen grelle Lichtbündel voraus.
Ein furchtbares Rasseln und Getöse. Mit erheblicher Geschwindigkeit biegen sie
bei Elixmann um die Kurve, etwa 40 an der Zahl. Jetzt hat die Spitze den Brückeneingang
erreicht. Da erdröhnt eine starke Detonation. Durch eine an der Böschung postierte
Panzerfaust wird der zweite Panzer zur Strecke gebracht. Der Panzer zerreißt die
Brückenmauer an beiden Seiten und liegt still. Die folgenden Panzer stoppen ab
und eröffnen nach allen Seiten ein verheerendes Streufeuer mit Maschinengewehren
und Leuchtmunition. Nach zehn Minuten Feuerpause. Lautsprecherkommandos! Der zerschossene
Panzer wird abgeschleppt. Drei der Toten wurden zunächst auf den Bürgersteig vor
dem Hause Stroot-Kümper (Nr. 39) gelegt und die andern beiden sah der Schreiber
dieser Zeilen, der sich während des Feuers hinter Kuriemanns Haus in Deckung hielt,
vor dem Schulgebäude liegen. Sie waren alle schwarz verbrannt und wurden von den
Truppen hinter die eigene Front gebracht. Einen Treffer erhielt während des Feuers
auch das Attermeyersche Haus, offenbar von einer fehlgegangenen Panzerfaust herrührend,
die hinter dem Kriegerdenkmal abgeschossen wurde. Während dieser Vorgänge
hielt sich die Bevölkerung in den Kellern auf. Indessen sicherten die feindlichen
Truppen den Brückenkopf an beiden Seiten. Die Deutschen hatten sich inzwischen
wohl abgesetzt. Der erste der Panzer, dem es gelungen war, die Brücke zu passieren,
verfing sich auf dem Schafberg in eine vor dem Hause Pott (Alstedde 218) aufgestellt
Panzerfalle und wurde dort abgeschossen. Ein Panzergeschoß drang in den Keller
des Betriebsmeisters Carl Richter (Laggenbeck Nr. 84) und verletzte den Haus-
besitzer an der Schulter. Er wurde am andern Tage in das im Keller der Fabrik
eingerichtete Notlazarett gebracht und ist an den Folgen gestorben.
5.4.
Am frühen Morgen werden alle Häuser nach Soldaten
durchsucht. Niemand durfte die Straße betreten. Die Durchsuchungen waren teilweise
mit Zerstörungen verbunden, z. B. beim Bäckermeister Elixmann (Laggenbeck 138).
Am Vormittag zogen die Panzer weiter, teils über die Straße, teils durch die
Gärten, am Ausgang des Dorfes sich über die Felder zerstreuend. Ein die Dorfstraße
passierender Panzer eröffnete überraschend Feuer, durch das die in der Küche arbeitende
Frau Teepe (Alstedde 125) verwundet wurde. Sie ist an den Verletzungen gestorben.
Einen Treffer erhielt auch das Haus Gustav Malsch (Alstedde 223), durch den der
Giebel abgerissen wurde. Albert Brügge (Alstedde 100), der sich außerhalb
seines Hauses befand, wurde am Fuß verwundet. Der Fuß mußte bald darauf amputiert
werden.
6.4. Heute rauschen etwa 230 Panzer, gepanzerte Fahrzeuge
usw. - offenbar eine Panzerbrigade - über die Brücke, über Osterledde auf Osnabrück
zu. Der Vorbeimarsch dauert etwa zwei Stunden Wir sind nunmehr hinter der Front.
7.4. Die Gefangenen und Zwangsverschickten sind frei, sie machen
sich breit, schnappen sich Fahrräder, holen sich hier und dort, was sie brauchen.
Es wird unheimlich, unsicher.
12.4. Alle Lehrkräfte müssen sich
auf dem Amte melden, um Botengänge zu erledigen. Denn Post. Telefon usw. sind
noch nicht wieder in Betrieb. Die Männer müssen sich auf dem Fabrikhofe der Firma
Keller morgens 7 Uhr stellen, marschieren geschlossen nach Ibbenbüren und müssen
dort an der Straße Ausbesserungen vornehmen. Der Nachschubverkehr ist so stark,
daß das Überqueren der Straße fast unmöglich ist.
7. 5. Eine
britische Artillenie-Abteilung bezieht hier Ruhestellung. Es werden das
HJ-Heim, die Rektorenwohnung und die Schule belegt. Die Russen, die nunmehr frei
sind, werden eine Landplage. Diebstähle häufen sich. Fahrräder werden beschlagnahmt.
Die Bevölkerung wird aufgefordert, Kleidungsstücke wie Mützen, Röcke, Hosen und
Decken abzuliefern. Es besteht Ablieferungszwang. Das Ablieferungssoll wird den
einzelnen Einwohnern schriftlich mitgeteilt. Gleichzeitig setzt ein Hamstern ein.
Da jeglicher Verkehr noch ruht, beherrscht der "Kuddelwagen" die Straße.
30.
5. Die britische Abteilung zieht ab.
31.5. Die Fronleichnamsprozession
darf nur auf dem Kirchplatz gehalten werden
6. 6. Eine Abteilung
Kanadier nimmt in Laggenbeck Quartier. Sie haben zunächst die gleichen Räume belegt
wie die Engländer. Die Kanadier treiben lebhaften Handel mit "Souvenirs*. Abzeichen
gegen Tee oder Kaffee. Orden gegen Zigaretten. Eier gegen Schokolade. Die Schulkinder
spielen vielfach die Vermittler
7. 6. Kaplan Kotier, Sohn des Bauern
Gerhard Kötter (Laggenbeck 16) kommt aus dem Konzentrationslager Dachau zurück.
Es wird eine "Einholungsfeier" improvisiert, an der sich große Teile der Bevölkerung
beteiligen.
26.6. Über das Schicksal der Lehrer, die Parteigenossen
waren, schwirren die wildesten Gerüchte. Einmal heißt es, sie sollen grundsätzlich
nicht wieder eingestellt werden, dann heißt es, sie sollen mit 80 % Pension abgeschoben
werden. Es werden verschiedene Bürger, die als Parteigenossen Ämter bekleidet
haben, verhaftet und in Lagern untergebracht; Bauer Geesmann. Dr. Timmerarens,
Rektor Pagendarm, Lehrer Kassebrock, der frühere Ortsgruppenleiter Hohnhorst.
2. 7. Die ersten Postsendungen treffen ein. |
| Die
Wiederaufnahme des Schulbetriebes | |
| 2. 8. Die Lehrpersonen
sind über die Zukunft völlig im Dunkel. Von
einer Wiedereröffnung der Schulen ist nichts zu hören.
24. 9. Überraschend
trifft die Nachricht ein, daß die Schulen am 26. 9. zu eröffnen sind. Es stehen
folgende Lehrkräfte zu Verfügung: Schulz (als Leiter). Frl. Hesselmann. Frl. Wallmeyer.
Frl. Kümper und Frl. Arnsberg. Die evangelischen Lehrkräfte stehen der evangelischen
Schule zur Verfügung. An Klassenräumen sind vorhanden die beiden Räume der evangelischen
Schule, und außerdem hat der Gastwirt Overmeyer (Alstedde 91) seinen Saal zur
Verfügung gestellt, in diese drei Räume müssen sich beide Schulen teilen. Auf
jede Klasse entfallen etwa 2 1/2-3 Stunden, entweder vormittags oder nachmittags.
Kein Klassenbuch, kein Stoffplan, keine Kreide, keine Hefte. Dazu steht der Winter
vor der Tür. Beide Schulen erlassen einen gemeinsamen Aufruf an die Eltern, mit
einer Kohlenspende die Schule zu unterstützen. 75 Zentner werden gezeichnet. Wohl
waren die Bergleute nicht abgeneigt, eine besondere Schicht für die Schulen zu
fahren, doch wurde dieser Vorschlag von der Besatzung abgelehnt.
12.
10. Die Kanadier rüsten zum Abzug. Das Dorf steht im Zeichen der Abschiedsfeiern,
die 48 Stunden währen, denn die Kanadier rechnen mit Abtransport zur Heimat.
14.
10. Die Schule wird frei. Aber wie sieht es darin aus? Das Radiogerät ist
verschwunden, ebenso das Filmgerät. Die Linsen und Spiegel aus den Epidiaskopen
sind herausgenommen. Das ganze Handwerksgerät aus dem Bastelraum fehlt. Die beiden
Hobelbänke aus dem gleichen Raum sind einfach nicht mehr da. Ein Greuel der Verwüstung
in den Klassen! Landkarten waren zu Vorhängen geworden. Auf den Fußböden lagen
Bücher, Akten, Papier mit Tinte Übergossen. Und in allen Räumen standen die teils
behelfsmäßigen, teils normalen Feldbettgestelle. Turnpferd entledert! Bänke hatten
draußen gelegen und waren zum Teil ihrer Sitzbretter beraubt worden.
22.
10. Heute ziehen wir in die Schule wieder ein.
Die etwa 70 Betten waren auf den Boden gebracht worden. Die zum Teil zerschossenen
Fenster wurden mit Sperrholz zugenagelt.
25. 10. Feierliche Einweihung
der Schule. Prozession und Weihe der Kreuze, Aufhängen der Kreuze. Die Kreuze
waren im Jahre 1938 aus den Klassenzimmern entfernt worden und kamen auf den Boden.
Der Zimmerer Gerhard Wöstemeyer (Laggenbeck 55) hatte sie heimlich unter dem Fußboden
versteckt, wo sie nun wieder aufgefunden wurden.
1.11. Der Allerheiligentag
ist wegen der Kohlennot kein Feierlag.
21. 11. Der Büß- und Bettag
ist in diesem Jahr kein Feiertag.
25.10. Alle Lehrpersonen werden
aufgefordert, sich einer Röntgenuntersuchung zu unterziehen.
8.12.
Maria Empfängnis kein Feiertag. Kohlennot.
12. 12. Wir betteln
täglich Kohlen von den Bergleuten, die ihr Deputat nach wie vor erhalten. Wir
holen die zugesagten Kohlen in Kuddelwagen zentnerweise ab.
14. 12.
Der engl, örtliche Kommandant bittet Pfarrer und Schulleiter zu einer Aussprache
über eine von der Besatzung zu veranstaltenden Weihnachtsfeier in seinen Dienstraum
(Dienstraum in der Rektorenwohnung). Es sollen 50 Kinder beschert werden.
14.
12. Erste öffentliche Versammlung der Lehrpersonen bei Bönning in Ibbenbüren.
U. a. verlangt der englische Erziehungsoffizier, daß gegen Schluß des Unterrichts
die herausgearbeiteten Ergebnisse an die Tafel zu schreiben sind. Die Bücherfrage
ist katastrophal. Es dürfen nur die von der Besatzung zugelassen Bücher benutzt
werden.
15. 12. Inzwischen sind abermals sieben Häuser für die Besatzung
beschlagnahmt worden, so daß insgesamt etwa 18 Gebäude freigemacht werden mußten.
Es war damit zu rechnen, daß Stimmen laut wurden, die für die Wiederbelegung der
Schulen eintraten, um Privathäuser zu entlasten.
19.12. Die Regierung
verlangt für die Zwecke der Gehaltsnachzahlung den Nachweis des Einsatzes während
der Zeit der Schulschließung. Es gaben an: Schulz: Leitung der Zweigstelle
des Wohnungsamtes für den Ortsteil Laggenbeck. Organisierung der Spritzaktion
für die Kartoffelkäferbekämpfung (wöchentlich 48 Stunden) Frl. Hesselmann:
Botengänge für das Amt, Kartoffel käfersuche Wohnungsüberprüfung zur Ermittlung
von freiem Wohnraum (wöchentlich 24 Stunden) Frl. Wallmeyer: dasselbe Frl.
Arnsberg: Botengänge für das Amt, Kartoffelkäfersuche (wöchentlich 22 Stunden)
Frl. Tombrink: dasselbe Frl. Kümper. Frl. Obermaier, Frl. Klein: Fehlanzeige
20. 12. Die Kinder sammeln für eine Weihnachtsfeier für Flüchtlinge
in Ibbenbüren: Butter, Mehl, Zucker, Äpfel usw. vorwiegend bei den Selbstversorgern.
23.12. 50 Kinder werden im HJ-Heim von der Besatzung beschert.
Lange Tische mil Kuchen und Weihnachtsgebäck. Pudding! Zwischen je zwei Soldaten
ein Kind. Der Saal war ungewöhnlich bunt, fast karnevalistisch geschmückt. Lautsprecher
und Schallplatten! Verlosung von 6 größeren Päckchen (anscheinend mit Kaffee)
und einer Torte. Der Weihnachtsmann (ein deutschsprechender Holländer) in englischen
Diensten hielt eine Ansprache und übergab jedem Kind ein Päckchen mit Süßigkeiten,
die Soldaten selbst gestiftet hatten. |
| Der Winter 1945/46
steht im Zeichen der Kohlennot. Die gebettelten Kohlen sind aufgebraucht. Die
Firma C. Keller leiht uns in höchster Not 20 Zentner (2.1.46)
3. 1.
Der Unterricht beginnt. In den Klassenräumen ist es viel zu kalt, denn die Heizung
ist für Koksfeuerung eingestellt. Es gibt die ersten Lesebücher und zwar für den
2. Jahrgang. Je zwei Kinder erhalten ein Buch.
9.1. Rundschreiben
fordert zum Einsammeln des Nazi-Schrifttums durch die Schulkinder auf. Die Sammlung
hatte nur schwachen Erfolg. Die Bücher wurden - es kamen noch eine Reihe aus der
früheren Schulbücherei hinzu - von Herrn Schulrat Küster mittels Lieferwagen abgeholt.
16. 1. Der Schülerbestand zählt 468 Kinder.
18.1.
Ein Runderlaß verbietet den Beamten die politische Betätigung in öffentlichen
Versammlungen.
19. 1. In der Schule werden alle Bergmannskinder
zusammengerufen, es wird ihnen die Kohlennot der Schule dargelegt. Sie werden
aufgefordert, ihren Eltern die Bitte zu übermitteln.
Am 21. 1.
werden 50 Zentner zugesagt. Sie werden nach und nach von Schulkindern abgeholt.
24.1. Erste "Arbeitsgemeinschaft" der Lehrpersonen des Amtsbezirks
Ibbenbüren. Der Schulrat macht die Lehrerschaft mit den neuesten Verfügungen bekannt.
Vorträge im Sinne einer "Demokratisierung des gesamten öffentlichen Lebens"
sollen gehalten werden.
5, 2. Die Pumpe aus der Badeanstalt wird
dem Bauern Theodor Oeinghaus (Alstedde 23) für seinen "Pütt" überlassen, wofür
er sich bereit erklärt, der Schule Püttkohle für Heizzwecke zu überlassen. Da
aber die "Pütts" behördlicherseits geschlossen werden, kam es vorerst nicht zur
Lieferung.
22. 2. Die Regierung verlangt,
bevor sie einen Schulleiter bestätigt, Leumundszeugnisse aus den Bevölkerungskreisen.
Es werden 222 Unterschriften für den zeitigen Schulleiter beigebracht. (Doch wurde
diese Verfügung wieder rückgängig gemacht und durch eine andere ersetzt: Ehemalige
PGs dürfen als Schulleiter nicht bestätigt werden.)
22. 2. Es werden
an die Eltern Formulare ausgegeben, in denen sie ihrer Einstellung zur Frage der
Konfessionsschule Ausdruck geben können. Diese Vordrucke müssen in Druckschrift
oder mit Schreibmaschine ausgefüllt werden. Eltern, deren jüngste Kindern Ostern
1946 aus der Schule entlassen werden, können keine Willenserklärung unterschreiben,
dagegen sind solche Eltern abstimmungsberechtigt, deren Kinder Ostern 46 eingeschult
werden. Das Ergebnis der Abstimmung wurde am 15. 4. 46 bekanntgegeben.
Kinderzahl:
466 Für die Abstimmung nicht in Frage kommend 6 berechtigt 402 Neulinge
Ostern 130 Für Schüler abgegebene Erklärungen 401 Für Neulinge abgegebene
Erklärungen 122 Nicht abgegebene Erklärungen 9
Damit hatten sich etwa
98 % der Eltern für die Bekenntnisschule entschieden.
1.3. Es wurden
in zweimaliger Impfung 600 Kinder gegen Dyphteriegefahr geschützt,
4.
3. Für die Monatsmeldung werden 515 Kinder gezählt.
9. 3. Die
Engländer räumen die Dienstwohnung und überlassen der Schule Kreide, Buntstifte,
Papier, Tinte usw. Die Dienstwohnung sieht allerdings grauenhaft aus. Sie kann
vorerst nicht bezogen werden und wird vom Wohnungsamt Ibbenbüren den Wohnungssuchenden
zugewiesen.
14. 3. Berufsberatung in der Schule. Da fast alle Jungen
eine Lehrstelle in Aussicht haben, bleibt für den Besuch eines 9. Schuljahres
kaum ein Schüler übrig. Daher Fehlanzeige!
23. 3. Etwa 150 Flüchtlinge
treffen ein. Ein Rest dieser Flüchtlinge, der nicht untergebracht werden konnte,
kampiert in der Schule auf Stroh. Sie blieben etwa 14 Tage dort. Das Wetter ist
naßkalt.
30. 3. Erste Schulentlassung.
11.15 Uhr.
31. 3. Kirchliche Entlassungsfeier mit Ansprache an
die Eltern und gemeinschaftlicher Kommunion.
15. 4. Ein amerikanisches
Kriegsgräberkommando ist auf der Suche nach noch nicht registrierten Gräbern.
Der Schulleiter kann lediglich auf die Gräber vorweisen, die sich auf dem Grund
des Bauern Sommerkamp in der Bauerschaft Laggenbeck (Nr. 20) finden. Es handelt
sich um die drei Insassen eines abgestürzten englischen Flugzeuges.
16.
4. Es läuft das Gerücht, daß im Kreise noch etwa 30 Lehrkräfte, die man für
politisch belastet hält, entlassen werden sollen.
9.5. Alle Lehrpersonen
müssen einen neuen Fragebogen in dreifacher Ausfertigung ausfüllen. Der Fragebogen
enthält auf 12 Seiten 133 Fragen.
22. 5. Versammlung aller Lehrer
des Kreises im Saale Silling in Ibbenbüren. Dr. Schulte-Ahlen spricht über Volkskunde
und Heimatgeschichte. Landrat Weil kündigt Beruhigung in der Entnazifizierungsangelegenheit
in etwa drei Wochen an. Für die Junglehrer wird je ein Mentor gefordert. Es handelt
sich um erfahrene Lehrkräfte, die sich mit den Lehramtsanwärtern in Verbindung
setzen, bei ihnen hospitieren, ihnen mit Rat und Tat zur Seite gehen. Monatlich
wird ein Bericht des Mentors angefordert.
1.6. Da die Lage bezüglich
Schreibmaterial katastrophal ist, entschließt sich Herr Schulrat Küster. Tafelrahmen
einsammeln zulassen und sie in ein Schieferwerk des Sauerlandes zu schicken, um
sie dort mit neuen Tafeln ausstatten zu lassen. Leider hatte diese Aktion keinen
Erfolg. Die in Frage kommende Firma sah sich nicht in der Lage, diesen Auftrag
auszuführen.
4.6. Die "Arbeitsgemeinschaft"
tagt bei Sommermeyer in Laggenbeck.
6. 6. Die Kartoffelkäfer
melden sich wieder. Das Absuchen der Felder durch ganze Klassen hat sich nicht
bewährt. Erstens werden Felder mit starkem Kartoffellaub im Wachstum gestört,
zweitens sind nicht alle Besitzer von Kartoffeläckern mit dem Absuchen durch Kinder
einverstanden. Deshalb wurden die Kolonnenführer, das sind Männer, die einen bestimmten
Bezirk zu überwachen haben, davon in Kenntnis gesetzt, daß sie, falls es nötig
ist, für die Suchaktionen die Schulkinder anfordern sollten. Das ist in einem
geringen Ausmaß auch geschehen, so daß der Unterricht nicht wesentlich beeinträchtigt
wurde.
19. 6. Flüchtlinge aus Schlesien treffen, aus dem Durchgangslager
in Lengerich kommend, in offenen Lastwagen hier ein. Vom Heimplatz aus werden
sie in die Quartiere gefahren. Immer neue Wagen treffen ein. In nicht seltenen
Fällen können die vorgesehenen Quartiere nicht bezogen werden. Ein großer Teil
der Flüchtlinge bleibt vorerst im Heim, im Massenquartier, 8. 10. ja 14 Tage hausen
sie dort unter den primitivsten Verhältnissen. Meutereistimmung herrscht.
Beschwerde wird geführt. Mit Rollkommandos werden sie schließlich in neu ermittelte
Wohnräume gebracht, hier freundlich, dort feindselig aufgenommen.
23.6.
Bezüglich des Schreibmaterials sieht es in den Klassen verheerend aus. Griffel
werden aus alten Schieferstücken geformt, gespaltene Tafeln werden mit Knöpfen
geflickt. Aus Dachschieferabfall werden klobige Tafeln gemacht. Hefte sind nicht
zu haben.
25. 7. Es läuft das unsinnige Gerücht, daß der Kreis
Tecklenburg geräumt werden soll, um Plalz für die Deportierten zu schaffen, insbesondere
für die Polen. Russen. Jugoslawen, die wegen der politischen Verhältnisse nicht
in ihre Heimat zurückkehren wollen.
1.8. Der
Unterrichtsbeginn am Ende der Sommerferien ist vorverlegt worden, um dafür
die Weihnachtsferien verlängern zu können. (Kohlennot!)
13.8. Da
es nicht möglich ist, die Platten im Parkettfußboden (Klasse I) zu erneuern -
es fehlt an Holz und an Klebmasse - wird der Fußboden zum Teil mit Zement ausgegossen.
16. 8. Es werden 12 Flüchtlingskinder angemeldet.
17.
8. Die Schule wird für die Feier der Ersten Heiligen Kommunion geschmückt,
doch müssen sämtliche Fähnchen wegen der Diebesgefahr abends abgenommen werden.
(Auch aus Fähnchen lassen sich mancherlei Dinge für den Haushalt herstellen.)
20. 8. An Heilkräutern werden gesammelt: 131 kg Rainfarn 22
kg Schachtelhalm 31 kg Johanniskraut 13 kg Hirtentäschelkraut 17 kg
Schafgarbe 4 kg Pfefferminze Erlös: 132.20 RM
21. 8. Einigen
Schulen werden Hefte angeboten: 1 Heft = 1 Ei
4. 9. Es sind in
der Schule 104 Bergmannskinder ermittelt worden, deren Eltern aufgefordert werden
sollen, Kohlen zu spenden.
21.10. Die Lehrpersonen sind aufgefordert,
sich für die Durchführung der Volkszählung zur Verfügung zu stellen.
23.10.
Die Klassen sind kalt, Unterricht in Mänteln und Handschuhen. Viele Kinder fehlen
wegen mangelnder warmer Kleidung. Schüler X kommt mit einem schwarzen und einem
braunen Schuh zur Schule. Lehrerin O. kann am Nachmittag keinen Unterricht
erteilen, da sie weder ein Fahrrad besitzt, noch geeignete Schuhe, um den Weg
von Ibbenbüren nach hier zurückzulegen. - Die Bahnverbindung mittags von Ibbenbüren
ist noch nicht eingerichtet.
1.11. Der Allerheiligentag ist wie
früher Feiertag. Lehrer Kick nimmt den Unterricht auf.
21. 10.
Buß- und Bettag: schulfrei
6.12. Es treffen 20 Zentner Ruhrkohle
ein. Zum ersten Male sind Heizkörper richtig warm.
18. 12. Eine
besondere Entlastung bringt das Eintreffen von 40 Zentner Koks. |
| 7.1. Eine grausame
Kältewelle ist herein gebrochen. (Im Osnabrückschen sind deshalb die Ferien
verlängert)
8. 1. Der Ostwind bläst eisig. Die Heizkörper im letzten
Klassenraum oben sind geplatzt. Hilferuf an die Fa. Keller. Zwar werden die schadhaflen
Rippen ausgebaut, doch bleiben so wenig Rippen übrig, daß eine Erwärmung des Raumes
nicht möglich ist. Der Raum wird ausgeschaltet.
24.1. Das Ausgleichsgefäß
für die Heizung wird ummontiert und kommt in die hinter dem Bastelraum liegende
fensterlose Kammer.
31. 1. Wegen der großen Kälte ist eine Durchwärmung
der Räume nicht möglich, vor allem, weil es an Koks fehlt. Der Unterricht muß
daher zeitweise gekürzt werden.
6. 2. Abermals ist die Heizung
geplatzt, wiederum in Kl. III (oben) Überschwemmung!
9. 2. Im letzten
Augenblick 20 Zentner Kohlen erhalten. Ein Besuch bei der Preußag bringt keinen
Erfolg.
12. 2. Der Frost ist bis 80 cm in den Boden gedrungen.
28. 2. Es türmt sich der Schnee.
1.3. Unheimliches
Schneetreiben. Viele Kinder fehlen. Die Bäckereien sind ohne Mehl. Die Kinder
fragen um Urlaub, um in Osnabrück Brot kaufen zu können.
6. 3.
Tauwetter und Matsch.
7. 3. Das Tauwetter hat sich nicht durchgesetzt.
10. 3. Es wird Tauwetter gemeldet. Es kommt jedoch mit solcher
Plötzlichkeit, daß Straßen und Wege unpassierbar sind. Der gesamte Verkehr liegt
fast still. Ungewöhnliche Wassermassen strömen vom Hühnhügel ins Dorf, vom Schafberg
herunter. Auf der Straße eine Glätte, wie man sie selten erlebt hat.
19.3.
Der Schulheizer streikt, weil es ihm nicht möglich ist, die Räume warm zu
halten.
21.3. Wir haben alle Kinder gebeten, Holz für die Heizung
mitzubnngen. Etwa zwei Raummeter sind zusammen- gekommen.
28. 3.
Schulentlassung Hungerstreik im Ruhrgebiet. Schlangen vor den hiesigen Bäckerläden.
5. 4. Die Schulkinder bringen das Maisbrot mit zur Schule. Es krümelt
sehr stark und verschmutzt auffällig den Fußboden.
8. 4. Die Lehrpersonen
werden aufgefordert, an der Wohnungskontrolle mitzuwirken. Alle Wohnungen innerhalb
des Kirchspiels müssen eingetragen, die einzelnen Räume nach ihrem Flächeninhalt
ausgemessen werden. Diese Arbeit wird von der Bevölkerung mit einigem Mißtrauen
verfolgt.
22. 4. Es beginnt das neue Schuljahr.
1.5. Am 1. Mai ist schulfrei.
6. 6. Die Einführung
der doppelten Sommerzeit hat das gesamte Leben beeinflußt. Post, Bahn, Kirche.
Behörden richten sich nach der vorgeschriebenen Zeit. Die Bauern sind von der
doppelten Sommerzeit nicht erbaut. Die Bergleute haben ihren Schichtwechsel um
eine Stunde verschoben. Viele Eltern klagen, daß sie ihre Kinder abends nicht
ins Bett bringen können (weil es noch so hell ist) und morgens nicht aus den Federn
kriegen können.
Es wird in der Schule eine Umfrage gehalten, dahingehend,
ob ein späterer Schulbeginn gewünscht wird. Die Umfrage ergab 150 Stimmen
für 9 Uhr und 270 Stimmen für 8 Uhr als Zeit des Unterrichtsbeginns. Im
allgemeinen haben die Eltern sich deshalb für einen Schulbeginn um 8 Uhr entschieden,
weil im andern Falle der Unterricht erst um 2 Uhr hätte geschlossen werden müssen.
12. 6. Lehrer Stake aus Ibbenbüren wird Schulleiter (Rektor) in
Laggenbeck.
25. 6. Bei ungewöhnlicher Hitze wohnt die VII. Klasse
einer Tell- Aufführung in Tecklenburg bei.
27. 6. Die Badeanstalt
wird in Betrieb genommen.
19. 7. Allgemein wird über die Dürre
geklagt, den Tabakpflanzen zum Nutzen. Die Raupenplage kommt dazu.
5.9.
Die Schulkinder sammeln Gebäck für eine am 14. 9. stattfindende Erstkommunionfeier
der Flüchtlingskinder.
10. 9. Man spricht viel über eine epidemisch
auftretende Krankheit, deren Kennzeichen Leibweh, Übelkeit, Schwäche sind. Dieser
Krankheit hat der Volksmund den Namen "Bergmannskrankheit" gegeben, weil zeitweise
die halbe Belegschaft von ihr befallen war. Tödlicher Ausgang ist wohl nicht beobachtet
worden.
14. 9. Die Feier der Erstkommunion der Flüchtlingskinder
erhält dadurch eine besondere Note, daß im Anschluß an die kirchliche Feier
die Kinder und deren Eltern mit Kaffee und Kuchen bewirtet werden.
22.
10. Die Schule wird angeheizt Die Verhältnisse haben sich gebessert. Für den
Winter steht genug Koks zur Verfügung. Die Glühbirnen sind allerdings nach und
nach aus der Schule gestohlen worden. Der tiefere Grund für diese Tatsache liegt
wohl darin, daß überall eine empfindliche Knappheit an Glühbirnen herrscht. Auch
aus der Kirche sind Birnen entwendet worden. Uberhaupt hat der Mangel an Lebensmitteln
und Gebrauchsgegenständen der Moral, der Ehrlichkeit einen gewaltigen Stoß versetzt.
Diebstähle. Abschlachten von Vieh auf der Weide. Einbrüche in Räucherkammern
sind an der Tagesordnung. Dem Bauern Hoppe-Kampschmidt z. B. hat ein Spitzbube
über Nacht die Pferdeschwänze abgeschnitlen, und zwar auf der Weide, um für ein
paar Bürsten das Material zu erhalten. Es wurden in nur wenigen Fällen die Täter
ermittelt, so z. B. beim Bauern Attermeyer (Osterledde 14), dem man das ganze
Pökelfaß leer gemacht hatte. Die gestohlenen Sachen wanderten zum größten Teil
auf den .schwarzen Markt", wo das Pfund Speck z. B. mit 150 - 200 Mark gehandelt
wurde. Den gleichen Preis forderte man für Butter. Kaffee kostete 300 - 400 Mark,
Zigaretten 2 Mark und mehr das Stück.
27.10. Es wird die Schulspeisung
eingeführt. Täglich wird eine warme Suppe (250 g) ausgegeben: Nudeln, Grieß, Kakao,
Erbsen. Teilnehmer können nur Normalverbraucher sein. Für die Speise sind täglich
20 Rpf zu zahlen. Die Zahl der Teilnehmer schwankt um 300. Die Suppe wird im Heim
gekochl und von den Kindern in der großen Pause geholt. Etwa 85 Kinder sind von
der Zahlungspflicht befreit. Für sie spnngt das Wohlfahrtsamt ein. Es handelt
sich vorwiegend um Flüchtlingskinder und um solche, deren Väter noch nicht zurückgekehrt
sind. Die süßen Suppen sind begehrter als etwa Erbsensuppe. Dann und wann gibt
es auch eine Sonderzuteilung an Schokolade.
28.10. Wir müssen Zeugnisformulare
drucken lassen. Außer Bezahlung der Formulare müssen 5 Pfund Altpapier abgeliefert
werden. Schulhefte sind ebenfalls schon gegen Bezahlung und Abgabe von Altpapier
zu haben.
1.11. Allerheiligen ist schulfrei. An Heilkräutern
wurden gesammelt: 22 kg Hirtentäschel 20 kg Johanniskraut 42 kg Rainfarn
12 kg Schafgarbe 27 kg Schachtelhalm 4 kg Brombeerblätter Erlös:
89.85 RM |
| Handel und Wandel
sind einigermaßen entartet. Arbeiten für die öffentliche Hand werden so gut wie
gar nicht ausgeführt. denn sie kann ja nicht ^kompensieren". Dort, wo .Fettquellen"
fließen, wo Schnaps und Rauchwaren als Köder dienen, da wird gebaut, angeschafft,
gehämmert und erneuert. Für unsere Schule ist nichts zu erreichen, das Bauamt
ist machtlos, obwohl Geldmittel vorhanden sind. Es fehlt an Bänken, an Schränken,
an Schlossern, An Anstrich in den Klassenräumen und vor allem im Flur. Das Dach
ist reparaturbedürftig. Es bleibt bei der Betonung der Notwendigkeit. 10.
1. Ein hiesiger Einwohner ist auf den Einfall gekommen, aus den Abfällen
von Dachschiefer Tafeln zu formen und sie mit Linien zu versehen. Etwa 50 - 60
Kinder gelangen dadurch in den Besitz eines brauchbaren Schreibgerätes. Andere
können hier und da gegen Fett eine neue Tafel erslehen, die angeblich aus der
russischen Zone stammen sollen. Eine Besserung ist jedenfalls fühlbar.
31.
1. Von der Schule Osterberg erhalten wir ein von der Kreisbildstelle zugewiesenes
Filmgerät, das gleichzeitig auch für die evangelische Schule und für Höveringhausen
bestimmt ist.
13. 2. Berufsberatung für die Entlaßschüler. Alle
Jungen und Mädchen haben Lehrstellen bzw. Stellen im Haushalt in Aussicht. Für
das 9. Schuljahr meldet sich ein Junge.
10. 3. Die zur Entlassung
kommenden Jungen und Mädchen nehmen an einem drei Tage dauernden Exerzitienkurs
teil. In einer besonders üblen Lage ist die Handarbeitslehrerin. Die für den Unterricht
erforderlichen Materialien sind äußerst knapp. Nähgarn gehört zu den rarsten Artikeln.
Im schwarzen Handel ist eine Rolle Nähgarn für 70 RM vereinzelt zu haben. Selbstversorger
sind in einer etwas besseren Lage.
23. 3. Der englische Erziehungsoffizier
fährt vor und bittet um Beantwortung einer Reihe von Fragen; Alter des Schulgebäudes?
Wie es kommt, daß in dem großen Gebäude nur sechs Räume vorhanden sind. Wie ist
die Zusammenarbeit mit der Geistlichkeit? Mit den anderen Konfessionen? Wann ist
der Schulrat zum letzten Mal hier gewesen? (8 Tage vorher!) Ist eine Beteiligung
der Kinder am Schwarzhandel beobachtet worden? Sind Kinder am Schwarzbrennen beteiligt?
Ist eine zunehmende Verwahrlosung bemerkbar? Zu dieser Frage wurde hingewiesen,
daß eine gewisse Kinosucht zu beobachten ist, daß vor allem die kaum aus der Schule
entlassenen Jungen und Mädchen sich mit Gier auf das Kino "stürzen", daß einige
Jungen sogar sich Ausweise austauschen, sich als älter ausgeben, um Zutritt zu
jenen Vorführungen zu erhalten, die für Jugendliche nichl frei sind. Es wird auch
ein Fall erwähnt, daß drei Schulmädchen während der Zeit, da die Kanadier hier
lagen, durch Eindrücken einer Scheibe bei Sommermeyer einem Kanadier ein Paket
stahlen, das dieser auf einem Tisch am Fenster hatte liegen lassen.
Auf
die Bemerkung, daß die Schule mit Anschauungsmaterial wohl gut ausgestattet
sei, daß sie also die Besatzungszeit gut überstanden habe, mußte allerdings geantwortet
werden, daß die Schule neben einem Filmgerät, einem Radiogerät, zwei Epidiaskopen
das gesamte Handwerksmaterial eingebüßt hat.
30. 3. Rektor Stake
muß wegen Erkrankung Urlaub nehmen. Vertretung in der Schulleitung: Schulz
9.
4. Amtsvertretersitzung: Für Laggenbeck werden zwei neue Planstellen beschlossen
13. 4. Schulaufnahme: Die Mütter bringen ihre Kleinen nach voraufgegangener
Messe zur Schule.
14. 4. Der Schulplatz wird mit Kastanienbäumen
bepflanzt. Gleichzeitig werden auch an beiden Seiten der Brücke je zwei Bäumchen
gesetzt.
7. 5. In der Schule wird der Unterricht im Englischen
eingeführt. Vorgesehen sind nur Schüler(innen) des 5. Jahrganges beider Schulen
(ev. + kath.). Es sind jedoch auch einige Schüler des 6. Jahrgangs aufgenommen:
Voraussetzung für die Aufnahme waren vor allem gute Leistungen im Deutschen. Den
Unterricht erteilt Frl. Arnsberg.
21. 5. Der Tag ist als Erinnerungstag
an die Ereignisse 1848 schulfrei.
13. 6. Der Pfarrer hat die Eltern
zu einer Versammlung bei Sommermeyer eingeladen. um die Wahl eines Elternausschusses
vornehmen zu lassen. Die Wahl ist von kirchlicher Seite angeregt worden.
14.
6. Der Tag X {Tag der Währungsreform)
wird in Kürze erwartet. Ärzte. Zahnärzte, Kaufleute, Handwerker begleichen
ihre Rechnungen und schreiben solche ihren Kunden aus, weil niemand mit Sicherheit
sagen kann, wie sich die geldlichen Verhältnisse gestalten werden. Alles ist nervös.
Allzu ängst- liche Käufer übernehmen jeden Plunder, wenn sie nur ihre Reichsmark
loswerden können. Die Geschäftsleute halten ihre Waren zurück, um sie besser gegen
das neue Geld absetzen zu können. Es ist praktisch nichts Brauchbares mehr zu
haben. Viele Betriebe machen "Betriebsferien", schließen aus einem anderen Grunde
das Geschäft, um die Warenbestände zu "schonen".
20. 6. Tag der
Währungsreform. Alle Einwohner erhalten 60 DM Kopfgeld, von denen 40 DM in funkelnagelneuen
Scheinen ausgezahlt werden. Ausgabestellen bei Sommermeyer und in der Spar- und
Dartehnskasse.
21. 6. Zunächst eine ungewöhnliche Zurückhaltung.
Aus den Hortungslagern tauchten nie gesehene Waren auf. Es war fast alles da!
Nach kurzem Schock setzte die Kauflust ein. Bald werden die Preise nach oben gedrückt.
An der Schulspeisung nahmen vor der Währungsreform 325 Kinder teil. Bis zum 29.
6. ging die Zahl auf 192 zurück, dann auf 146. Bald tauchten Hefte, Griffel,
Radiergummi auf, die frei zu kaufen waren.
Es ist immerhin eine Erleichterung
zu verzeichnen. Ironischerweise wird hier und da bemerkt, die neue Währung sei
eine ausgesprochene Beamtenwährung, d. h. die Beamten seien der einzige Kreis,
der in den Besitz der Geldmittel käme, um die Waren kaufen zu können. Diese Bemerkung
war nicht ohne Berechtigung. Allein es dauerte nur kurze Zeit, da waren die Preise
derart angezogen, daß wir mit unserem Gehalt nicht mehr mitkonnten. Handel und
Industrie waren durch Aufsaugung des Kopfgeldes zu Geldmitteln gekommen. Die Waren
wurden an jedem Tag rarer. Die Preise zogen an. Die Beamten waren wieder ins Hintertreffen
geraten.
17. 8. Die Osterledder Schule wird wieder geöffnet, nachdem
sie vor neun Jahren aufgelöst worden war. Die Kinder wurden damals in die sogenannte
"Deutsche Schule" überführt, das war die Vereinigung der evang. und katholischen
Schulen nach Beseitigung des konfessionellen Charakters. Von der Schule wurden
nach Osterledde trotz eigener mangelhafter Ausstattung 1 Wandtafel 2 Medizinbälle
1 Ständertafel 7 Viersitzer 2 Pulte 7 Zweisitzer 2 Schränke.
Die Schule gab 98 Kinder an Osterledde ab. Frl. Czech ging nach Osterledde.
22. 8. Zur Einweihungsfeier in Osterledde waren die Lehrpersonen geladen.
1. 9. Lehramtsanwärter Dirksmeyer (vgl. Abschnitt "Lehrkräfte")
wurde nach Laggenbeck versetzt, nimmt allerdings für den Mona! September eine
Vertretungsstelle an der Schule Dickenberg an.
1.10. Die Zahl der
Teilnehmer an der Schulspeisung belief steh im August auf 184, davon 83 Nichtzahler.
Ende August/Sept. 110, davon 68 Nichtzahter. Sie stieg nach Herabsetzung des Preises
auf 10 DPfg im Oktober auf 143, davon 68 Nichtzahler, Im November 225, davon 67
Nichtzahler.
9. 10. Es hat an Bemühungen
nicht gefehlt, die frühere Mädchenklasse für Unterrichtszwecke frei zu bekommen.
Die Familie Schmidt, der das Klassenzimmer zu groß und zu kalt ist, war zu einem
Wohnungswechsel gern bereit. Dem Wohnungsamt in Ibbenbüren war es gelungen, für
Familie Schmidt ein Behelfsheim am kath. Friedhof aufzutreiben. Sofort wurde die
Schule in Kenntnis gesetzt, damit sie gleich nach dem Auszug der Familie Schmidt
den Klassenraum in Benutzung nehme. Was aber geschah! Die Inhaberin des Behelfsheims
hatte den Schlüssel am Abend noch einer dritten Frau übergeben, die noch in derselben
Nacht einzog. Als Frau Schmidt nun nichtsahnend mit ihren Sachen vorfährt,
guckte bereits ein anderes Gesicht aus dem Fenster heraus. Einspruch beim Wohnungsamt
blieb erfolglos.
1.12. Rektor Stake tritt in den Ruhestand. Aus
diesem Anlaß vereinigten sich die Lehrporsonen, die Kinder der Klasse IV a und
der Kinderchor zu einer Entlassungsfeier. Der stellvertr. Schulleiter sprach im
Namen der Lehrerschaft. Für den Scheidenden gilt es Abschied zu nehmen von den
Kindern, von den Kollegen, von der Schule überhaupt. Bürgermeister Horstmann
dankte für seine Arbeit im Dienste der Jugend. Amtsdirektor Schotten dankte auch
für seine Tätigkeit im Öffentlichen Interesse und bat. auch ferner seine Erfahrungen
zur Verfügung zu stellen. Sinnige Gedichte und Chorvorträge boten den Rahmen.
Als bescheidenes Geschenk konnte Herrn Stake eine kleine Auswahl Gedichte, von
einer Lehrperson verfaßt, von Kindern geschrieben, überreicht werden. Der Lehrkörper
besteht zur Zeit aus folgenden Lehrpersonen 1. Felix Schulz 2. Enck Kick
3. Franz Lammen 4. Bernhard Dirksmeyer 5. Anna Hesselmann 6. Maria
Kümper 7. Anna Hövel 8. Hildegard Arnsberg Frt. Klein als technische
Lehrerin ist zum 30. 10. 48 von der Regierung entlassen. Sie erteilt zur Zeit,
von der Gemeinde besoldet, 14 Stunden Handarboit, die übrigen 14 Stunden verteilen
sich auf die evang. und die beiden Schafberger Schulen. Kinderzahl am 31.
12. 48 - 497 Wahrend der Weihnachtsferien werden sämtliche sechs Klassenräume
mit einem Ölsockel versehen. |
| Am 17. 2. legt Frl. Arnsberg
an der Schule die 2. Prüfung ab. Prüfungsausschuß: Reg. Rat Stock Schulrat
Küster und als 3. Mitglied der Leiter der Arbeitsgemeinschaft Dr. Bernatzki-Esch
Protokollführer: Hauptlehrer Schulz Lehrproben: 1. Religion: Der barmherzige
Samariter 8 - 11 Uhr - 2. Deutsch: Das Riesenspielzeug (Gedicht) 3. Rechnen:
Einführung in die Flächenmaße (Das Quadratmeter) 11-12.30 Uhr: Mündliche Prüfung
14-15 Uhr: Abschluß: Vervollständigung des Protokolls, Festsetzung der
Noten, Verkündigung des Ergebnisses
10. 3. Hauptlehrer Schulz wird
zum Rektor befördert. Ein Teil des an der Nordseite der Schule liegenden Gemeindegrundstücks
wird als Schulgarten hergerichtet. Er soll im Zusammenhang mit der Ostern 1949
einzurichtenden Koch Unterrichts Verwendung finden.
Schulspeisung: Es
wurde Schulspeise ausgegeben im Juni täglich 325 Portionen, im Juli täglich
192 Portionen, im August täglich 110 Portionen, im September täglich 110
Portionen, im Oktober täglich 143 Portionen, im November täglich 225 Portionen,
im Dezember täglich 225 Portionen, dazu für alle Kinder eine Weihnachtszuteilung;
1 Beutel Gebäck (25 Pfg.) im Januar täglich 256 Portionen, im Februar
täglich 224 Portionen, im März taglich 228 Was gab es? Grießsuppe. Erbsensuppe.
Nährstangen. Brisknudeln. 50 gr. Schokolade. Fleischbrühe mit Brötchen. Kakao
mil Brötchen. | Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von Heinrich Westerkamp |
| Laggenbecker
Schulchronik - von den Anfängen bis zum Jahre 1949 |
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Schulz, Felix Überarbeitet von Heinrich Westerkamp Hrsg. Heimatverein
Laggenbeck Druck: Ibbenbürener Vereinsdruckerei, 1998 96 Seiten
ISBN 3-932959-01-9 | |
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Foto Seite oben - Zeichnung von August
Dorfmüller - Ibbenbüren 1844 |
© Förderverein Stadtmuseum Ibbenbüren
e. V. Breite Straße 9 - 49477 Ibbenbüren | |
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