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Ibbenbüren mit Christuskirche und Mauritiuskirche - Foto: Klaus Dreverhoff
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  Bemerkungen zur Denkmalpflege - Ein Interview der WN mit Sigrid Karliczek
» Es ist einfach wichtig, dass bestimmte Dinge bleiben, damit Städte nicht anonym werden.- Sigrid Karliczek «
 

 

Interview der WN - Westfälische Nachrichten - Redaktionsmitglied Johannes Loy

MÜNSTER. Die Perspektiven aus Richtung Steinfurter Straße im Norden oder von der Torminbrücke im Süden der Stadt haben es ihr angetan. Wenn die Architektin Sigrid Karliczek (70) nach Hause zur Sentruper Höhe Münsters mit den Türmen von Dom, Überwasser- und Lambertikirche erblickt, dann ist das für sie wie ein „Heimkommen“. Es weckt das angenehme Gefühl, zu Hause zu sein. Diese heimatliche Empfindung hat sich bei der heutigen Leiterin des Ortskuratoriums Münster der Deutschen Stiftung Denkmalschutz nicht per se und automatisch eingestellt; denn die junge Sigrid Karliczek wechselte in den ersten 37 Jahren ihres Lebens sechsmal den Wohnort.

 

 

Als gebürtige Leipzigerin ging es schon im Kindesalter Anfang der 1950er Jahre nach Duisburg, dann weiter nach Hofheim im Taunus. Die junge Architekturstudentin zog 1965 nach Darmstadt, wohnte von 1967 an in Stuttgart und ab 1977 in Lübeck.

 

 

1983 kam Sigrid Karliczek mit ihrem Mann, dem langjährigen Leiter des Stadtplanungsamtes Dr. Rainer Karliczek, schließlich nach Münster. „Sesshaft werden“, das stand nach diesem eher unruhigen Lebenslauf damals auf der Agenda. Die zweite Hälfte ihres Lebens hat Sigrid Karliczek nun in Münster verbracht. Für sie steht außer Frage: Die Westfalenmetropole ist ihre Heimat geworden. Das hängt für die Architektin und Denkmalpflegerin Sigrid Karliczek ganz wesentlich auch mit dem historischen, urbanen und auch gemütlichen Aussehen der Stadt zusammen, deren Silhouette sie wie ein Erkennungsmerkmal begreift. Heimat habe eben auch etwas mit dem „visuellen Gedächtnis“ des Menschen zu tun, sagt Sigrid Karliczek im Gespräch. Denkmäler begünstigten, auch wenn sie nicht unbedingt schön aussehen müssten, die Verwurzelung des Menschen: „Es ist einfach wichtig, dass bestimmte Dinge bleiben, damit Städte nicht anonym werden“, so bringt es die Denkmalschützerin auf den Punkt. Deshalb sei es auch besser, „etwas weiterzubauen“ als etwas gänzlich neu zu errichten.

 

 

In Zeiten geringer Wertschätzung für die Denkmalpflege hätten Stadtväter und Planer in den 1960er und 1970er Jahren zu viele Bauten abgerissen, die damit unwiederbringlich verloren gingen. Damit Denkmäler aber erhalten bleiben könnten, müssten sie genutzt werden. Mit Wohlwollen blickt die Denkmalpflegerin deshalb nach Senden, wo sich im örtlichen Wasserschloss erste Initiativen einer regelmäßigen Nutzung regen.

Ein Paradestück für gelungene Denkmalpflege, aber auch für den Wiederaufbau, ist für die gebürtige Leipzigerin der Prinzipalmarkt in Münster, der bei Umfragen häufig als einer der schönsten urbanen Plätze Deutschlands genannt wird. Der Tourist schätze die bauliche und räumliche Qualität dieses Ensembles. „Für den Einheimischen weckt Erinnerungen an eigene biografische Erlebnisse und Ereignisse. Man kennt halt jeden Winkel“, erklärt Sigrid Karliczek.

 

 

Dabei erinnert die Architektin mit dem Blick fürs Bauen und für Bauten an eine Weisheit, die vielleicht manche schon vergessen haben: „Um sich heimisch zu fühlen, braucht man Zeit.“ Zugleich müsse man natürlich die Fähigkeit und den Willen mitbringen,auch heimisch zu werden.
Manche Leute dächten wohl, Denkmalpflege oder der Erhalt historischer Bausubstanz seien pure Nostalgie oder gar spießig. „Aber das Heimischwerden hat nichts damit zu tun“, betont Sigrid Karliczek energisch. „Der Mensch möchte sich in bekannter Umgebung einfach heimisch fühlen!“ Mit der Vertrautheit der Umgebung müsse natürlich zugleich ein soziales Netzwerk entstehen, weiß Sigrid Karliczek um die notwendige Verknüpfung von baulicher Umgebung und menschlichen Kontakten.
Redaktionsmitglied Johannes Loy

 


 

Das Ortskuratorium der Deutschen Stiftung Denkmalschutz

 

 

Dem Ortskuratorium der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Münster gehören sechs ehrenamtliche Mitglieder an. Seit 2011 wird es von der Architektin Sigrid Karliczek geleitet. Das Ortskuratorium unterstützt die Anliegen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, informiert auf regionaler Ebene über die Stiftung und wirbt für ihre Ziele. In diesem Sinne tritt es mit Informationsständen, Ausstellungen, Exkursionen zu Förderprojekten, Vorträgen und Benefizkonzerten öffentlich in Erscheinung. Um auch die junge Generation für den Denkmalschutz zu gewinnen, werden Projekte „Denkmal trifft Schule“ durchgeführt. Auch gehört es zu den Aufgaben des Ortskuratoriums, im Auftrag der Deutschen Stiftung Denkmalschutz Förderverträge zu übergeben und Kontakt zu den Projekten zu halten.

Deutschen Stiftung Denkmalschutz - Ortskuratorium Münster - http://muenster.denkmalschutz.de/startseite.html

 


  Quelle :: Unternehmensgruppe Aschendorff
Westfälische Nachrichten - Fr., 29.01.2016 - Von Redaktionsmitglied Johannes Loy
 







Foto (Blick vom Sonnenhügel auf Ibbenbüren mit Christus- und Mauritiuskirche): Klaus Dreverhoff, Ibbenbüren um 1954



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Aktualisiert/Update 10.02.2016
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