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Sonderveranstaltung: Ofensonntag am 08. März 2009 im Stadtmuseum Ibbenbüren
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Am 08. März 2009 findet im Stadtmuseum eine
Sonderveranstaltung statt. Von 15:00 Uhr bis 18:00 Uhr werden reich verzierte
Gußöfen aus der Zeit um 1900 gezeigt. Sie stammen aus der Sammlung von Hans Hoffmeister,
der ein Ofenmuseum in
Asbeck aufbaut. Er befasst sich seit über 30 Jahren mit dem Thema "Feuer - Herd
- Ofen". Der Fachmann wird Fragen der Besucher beantworten und über die Entwicklung
von Feuerstätten, die Bedeutung für die Region Ibbenbüren und über die speziellen
Öfen im Museum sprechen. Als Besonderheit wird ein Prachtstück der Gießerei
Primavesi* in Gravenhorst präsentiert.
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Hopewell - Ofen |
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Kunstvoll verzierter
Hopewell Ofen | Tür
für die Aufnahme der Brennstoffe | Das
Hersteller-Markenzeichen von Primavesi &Co. Gravenhorst |
Eine der kunstvoll verzierten
Doppeltüren |
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*Hermann Casper Franz Primavesi (1848 bis1919) war Besitzer
der Gravenhorster „Friedrich-Wilhelms-Eisenhütte“. Siehe auch - Der frühe
Erzbergbau und die Hüttenindustrie im Tecklenburger Land - Hans Röhrs - IVD -
1985 - Seite 76-80 - Archiv |
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Der Hopewell - Ofen* Dieser "Hopewell
- Ofen" gliedert sich in drei Etagen, dem Brennraum und zwei Zirkulieraufsätzen
zum Warmhalten der Speisen. Auf dem Untergestell mit Klauenfüßen befindet sich
die Brennkammer mit Rost für Kohlefeuerung und zwei Türen für die Aufnahme der
Brennstoffe - bzw. Entleerung der Aschenlade. Deutlich sichtbar ist das Markenzeichen
der Region: Primavesi Gravenhorst Über dieser Brennkammer befindet sich
die Besonderheit eines solchen schrankähnlichen Ofens: Zwei aufgesetzte Etagen
mit kunstvoll verzierten Doppeltüren nehmen die Nachwärme der Rauchgase (ca. 900
Grad) auf. Wie bei einem Backofen schließen diese Türen die Koch- und Warmhaltefächer
ab. Sie sind von heißen Rauchzügen umgeben. Über diese langen zirkulierenden Rauchwege
wird verhindert, dass die Energie der Rauchgase auf direktem Wege "zum Schornstein
hinaus" verloren geht. Die abstrahlende Oberfläche wurde so um das DREIFACHE vergrößert!
Da ein Ofen nicht nur unverzichtbar, sondern auch der kostbarste Gegenstand
eines Haushaltes war, verzichtete man nicht darauf, ihn reich zu verzieren. Ranken,
Blüten, Blätter und Delphine schmücken die kunstvollen Platten. Bei diesem Ofen
handelt es sich möglicherweise um das größte, noch vorhandene Belegexemplar der
Firma Primavesi. Es ist sehr wahrscheinlich, dass ein solcher oder ähnlicher Ofentyp
früher den Speiseraum des heutigen Stadtmuseums erwärmte und zusätzlich die Möglichkeit
bot, die Speisen warm zu halten. *Hopewellofen mit
einer oder mehreren Kochkacheln, der ab Mitte des 19. Jahrhunderts in ovaler Form,
ein- oder zweistufig, von gut 20 bekannten Hütten und Gießeren hergestellt
wurde.. |
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Vor der Erfindung des Automobils war der Gussofen
der teuerste und wichtigste Gebrauchsge-genstand des Haushaltes. Die Produktionsstätten
der Öfen hatten eine herausragende Stellung, es wurden Öfen in unvorstellbar großen
Stückzahlen produziert. Seit Mitte des 15. Jahrhunderts gab es Nord- und Mitteleuropa
prunkvolle Öfen - sie kosteten ein Vermögen - soviel wie ein kleines Haus oder
ein geschnitzter Altar. In den folgenden Jahrhunderten wurden die geschlossenen
Feuerstätten weiter entwickelt und auch die Gießerei Primavesi in Gravenhorst
hat mit eigenen Entwürfen dazu beigetragen. Die technischen Details, die den
Musterbüchern zu entnehmen sind, zeigen deutlich, dass es der Firma nicht nur
um die Orientierung am Zeitgeschmack ging. Die Öfen erfüllten zunehmend technische
Eigenschaften, die ihre Bedienung erleichterten und zu einer erheblichen Brennstoffersparnis
führten. Ein solches Qualitätsprodukt brauchte den Produktionsstandort nicht
zu verbergen und fand schnell eine weite Verbreitung. Erst durch die Produktion
von Eisenöfen erkannte man den Wert unserer Kohle. Mit jedem Ofen wurde Gravenhorst
bekannter und die Firma* bekam 1870 aus allen Gegenden Deutschlands zahlreiche
Bestellungen. Ein gut funktionierender Ofen war früher überlebenswichtig.
Die Materialsammlungen der beiden Weltkriege und die Einführung der Zentralheizungen
haben fast zum vollständigen Verschwinden der Eisenöfen geführt. Die große Anzahl
der Öfen und die wichtige Bedeutung im Haus wird zwar häufig unterschätzt - aber
wie sollte denn ein durch Wände getrennter Wohnraum beheizt werden ... Gravenhorst
war ein idealer Standort für die Produktion von Öfen und die Gießerei war ein
wichtiger Baustein dieser Region, die mit ihren Produkten den Ort über die Grenzen
hinaus bekannt gemacht hat. Hans Hoffmeister |
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Stadtmuseum Ibbenbüren - Ofensonntag im Stadtmuseum Ibbenbüren |
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Wieder einmal gut besucht war die Sonderveranstaltung
im Stadtmuseum Ibbenbüren. Am 8. März, dem "Ofensonntag" herrschte reges
Interesse an dem Fachvortrag von Hans Hoffmeister. Gleich zu Anfang wurde er von
vielen Besuchern und deren Ofenfotos umringt. Da ging es um Ofenbaujahr und Herkunft,
Funktionsweise und Heizleistung, Materialbeschaffenheit und Ersatzteile, Musterbücher
und Orte mit Ofenmuseen. | |
Er führte die Besucher durch die historischen
Räume und zeigte die Entwicklung von der offenen Feuerstelle bis zum modernen
Brennwertofen auf. Jeder einzelne Prunkofen des Stadtmuseums wurde in seiner Funktionsweise
erklärt. Dabei ging er auch auf die technischen Details ein, die schon vor 100
Jahren zur Brennstoffersparnis eingesetzt wurden, ein Thema, dass heute wieder
aktuell ist. Im Anschluss fanden noch Fachgespräche mit Ofen- und Kaminbauern
statt. Aufgrund der großen Resonanz ist angedacht, diese Veranstaltung
zu wiederholen. |
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Links zum Thema :: |
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Foto Seite oben - Blick von der Bockradener
Straße auf Ibbenbüren - Sammlung Suer | |
© Förderverein Stadtmuseum Ibbenbüren
e. V. Breite Straße 9 - 49477 Ibbenbüren | |
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