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Stadtmuseum Ibbenbüren

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< < < Zurück zum Menü < Aufsätze zur Geschichte Ibbenbürens - (Geschichten und Berichte aus Ibbenbüren)

 
- Schwefelbad Ledde - 1882 - 1908
 
 
Inhalt: Schwefelbad Ledde in der Presse - Presse nach Datum des Erscheinens
 
 
Schwefelbad Ledde an der Windmühlenstr. 54,
 

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Nur Nummern erinnern an einstige gute Zeiten
 
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Schwefelbad Ledde
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Das Schwefelbad Ledde in seinen guten Jahren. Das Bild ist ca. 1907 gemacht worden
 

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Quelle; 14.5.1882 - Westf. Nachrichten

 

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Ledde. Am 14. Mai 1882 eröffnete der Gastwirt Ernst August Hannigbrink das Schwefelbad Ledde. Das Hauptgebäude existiert heute noch. Es liegt hart südlich der Autobahn E 8, in der Nähe zur Nachbargemeinde Westerkappeln. Das Bad war vom Bahnhof Velpe aus bequem zu erreichen. Die dort erbohrte Quelle nannte man "Hermannsquelle". Hier erlangten viele Badegäste Linderung ihrer Leiden. Zur Freude der vielen jungen Leute aus der weiten Nachbarschaft fanden hier oftmals Tanzveranstaltungen statt. Nach 26 Jahren florierenden Geschäfts verkaufte Ernst August Hannigbrink im Jahre 1908 das gesamte Areal an den Georgsmarienhütten-Verein für 120 000 Mark. Im Ersten Weltkrieg dienten die Gebäude einem anderen Zweck. Verwundete Soldaten erhofften sich hier Genesung.

 

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Quelle: 19.9.1986 - Westf. Nachrichten

 

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Schwefelbad Ledde
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Am 21. Mai 1901 ist diese Karte abgestempelt worden. Die Vorderseite zeigt neben privaten Bemerkungen des Absenders am oberen Rand das Schwefelbad Ledde um die Jahrhundertwende in seiner ganzen Pracht.
 

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Heilung an der "Hermannsquelle" Ledde.
Am 14. Mai 1882 eröffnete der Gastwirt Ernst August Hannigbrink das Schwefelbad Ledde. Das Hauptgebäude existiert heute noch. Es liegt hart südlich der Autobahn E 8, in der Nähe zur Nachbargemeinde Westerkappeln. Das Bad war vom Bahnhof Velpe aus bequem zu erreichen. Die dort erbohrte Quelle nannte man "Hermannsquelle". Hier erlangten viele Badegäste Linderung ihrer Leiden. Zur Freude der vielen jungen Leute aus der weiten Nachbarschaft fanden hier oftmals Tanzveranstaltungen statt. Nach 26 Jahren florierenden Geschäfts verkaufte Ernst August Hannigbrink im Jahre 1908 das gesamte Areal an den Georgsmarienhütten-Verein für 120 000 Mark. Im Ersten Weltkrieg dienten die Gebäude einem anderen Zweck. Verwundete Soldaten erhofften sich hier Genesung.

 

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Quelle: 16.3.1990 Westf. Nachrichten

 

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Anno 1907 präsentierte sich das Schwefelbad in voller Pracht.
Da nagt der Zahn der Zeit… Das alte Schwefelbad war ehemals ein modernes Haus mit Komfort - zeitweise war es Feldlazarett Tecklenburger Land. Ein ganz besonders imposantes Gebäude im Kreise Tecklenburg war zu Beginn dieses Jahrhunderts das Schwefelbad in Ledde. Auf einer kleinen Anhöhe wurde es 1900 von A. Hanningbrink erbaut. Es war ein großes und für die damalige Zeit modernes Haus mit Galerien, Kegelbahn und einer Brauerei, deren Schornstein heute noch zu einem guten Teil erhalten ist. Im ersten Weltkrieg wurde das Bad Ledde - wie viele andere Häuser ähnlicher Struktur auch, zum Feldlazarett umgewandelt. Zu diesem Bad gehörten damals große Ländereien. Nach dem Kriege ging das Schwefelbad in den Besitz der GM-Hüttenwerke über. Im Jahre 1938 kaufte es Erwin Bischof, der auch jetzt noch Besitzer des Anwesens ist, das sich allerdings im äußeren Erscheinungsbild verändert hat.

 

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Quelle: 8.8.1990 Westf. Nachrichten

 
  Brand im alten Schwefelbad in Ledde
 
  300 000 DM Schaden Hausbewohner kamen mit dem Schrecken davon  

 


Tecklenburger Land.
Mindestens 300 000 DM Schaden verursachte ein Brand in der Nacht von Montag auf Dienstag im Dachgeschoß des alten Schwefelbads Ledde. 30 Fahrzeuge und 120 Feuerwehrleute waren im Einsatz, um den Brand zu bekämpfen. - Kurzfassung:
Nach Angaben des Zugführers Brönstrup war die Wasserversorgung ein großes Problem. Zwar ist ein Hydrant und ein Teich in der Nähe, doch beides reichte nicht aus.Weitere Wehren und eine Drehleiter wurden angefordert. Die Feuerwehr verlegte eine 2 km lange Schlauchleitung bis zum Dorfteich. Gegen 01.30 Uhr war das Feuer unter Kontrolle. Personen kamen nicht zu Schaden, aber der Eigentümer und seine Frau standen unter Schock. Als Ursache für den Brand könnten Teerarbeiten am Montag auf dem Dach infrage

Schwefelbad Ledde
 

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Brand im alten Schwefelbad in Ledde
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Nach dem Brand des Dachgeschosses sind die Wohnungen im alten Schwefelbad aufgrund von
Wasserschäden nicht mehr bewohnbar.
 

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Quelle;15.2.1998 Westf. Nachrichten

 

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Ledder Schwefelbad wird nach dem Brand (von 1990) im vergangenen Jahr nicht wieder aufgebaut Tecklenburg-Ledde. Ein altes Haus - das Schwefelbad in Ledde - ist nicht mehr! Das Bad war zu Beginn dieses Jahrhunderts ein besonders imposantes Gebäude im Kreis Tecklenburg. Auf einer kleinen Anhöhe war es 1900 von A. Hanningbrink erbaut worden. Es war, wie alte Bilder zeigen für die damalige Zeit ein großes, modernes Haus mit Galerien, Kegelbahn und einer Brauerei, deren Schornstein bis zum Brand noch gut erhalten war. Ende August des letzten Jahres brannte es ab.

Das Feuer hatte so vollständige Arbeit geleistet, daß sich ein Wiederaufbau als sehr kostspielig erwies. Jetzt ist es abgebrochen - und wie das Bild zeigt, sind nur Trümmer von der einstigen Schönheit übriggeblieben. Von dieser Schönheit zeugt heute noch der Rest der ehemaligen Kegelbahn, die damals sicher auch als schönes Beiwerk in den Rahmen des ganzen Bildes vom Bad Ledde paßte. Im Ersten Weltkrieg wurde Bad Ledde - wie viele andere Häuser ähnlicher Struktur auch - zum Feldlazarett umgewandelt. Zu diesem Bad gehörten damals große Ländereien. Nach dem Krieg ging das Schwefelbad in den Besitz der GM-Hüttenwerke über. Im Jahre 1938 kaufte Erwin Bischof das Anwesen. Er ist auch jetzt noch Besitzer. Das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes hatte sich im Laufe der Jahre verändert, aber noch immer war die Größe des Hauses und, durch die Wirtschaftsgebäude bedingt, auch die Größe des Besitztums zu erkennen. Das Haupthaus aber ist jetzt nicht mehr. Dem Vernehmen nach will Erwin Bischof hier wieder ein kleineres Anwesen erbauen. Ein bedeutsamer Zeuge der Vergangenheit des Schwefelbades Ledde aber wurde ein Raub der Flammen und ist unwiederbringlich verloren.

 

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Schwefelbad Ledde
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Das Schwefelbad Ledde in seinen guten Jahren. Das Bild ist ca. 1907 gemacht worden Aus der großen Zeit
des Schwefelbades kündet noch das Mauerwerk der alten Kegelbahn
 


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Schwefelbad Ledde
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So sah das große Haus vor dem Brand aus. August 1990
 


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Schwefelbad Ledde
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... und das ist davon ubriggeblieben; der Bauschut dtes Gebäudes
 

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Mindestens 300 000 DM Schaden verursachte ein Brand in der Nacht von Montag auf Dienstag im Dachgeschoß des alten Schwefelbads Ledde. 30 Fahrzeuge und 120 Feuerwehrleute waren im Einsatz.
Kurzfassung:
Nach Angaben des Zugführers Brönstrup war die Wasserversorgung ein großes Problem. Zwar ist ein Hydrant und ein Teich in der Nähe, doch beides reichte nicht aus.Weitere Wehren und eine Drehleiter wurden angefordert. Die Feuerwehr verlegte eine 2 km lange Schlauchleitung bis zum Dorfteich. Gegen 01.30 Uhr war das Feuer unter Kontrolle. Personen kamen nicht zu Schaden, aber der Eigentümer und seine Frau standen unter Schock. Als Ursache für den Brand könnten Teerarbeiten am Montag auf dem Dach infrage kommen.

 

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Quelle;15.2.1991 Westf. Nachrichten

 

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Nur Trümmer erinnern an einstige Schönheit Ledder Schwefelbad wird nach dem Brand (von 1990) im vergangenen Jahr nicht wieder aufgebaut

Tecklenburg-Ledde. Ein altes Haus - das Schwefelbad in Ledde - ist nicht mehr! Das Bad war zu Beginn dieses Jahrhunderts ein besonders imposantes Gebäude im Kreis Tecklenburg. Auf einer kleinen Anhöhe war es 1900 von A. Hanningbrink erbaut worden. Es war, wie alte Bilder zeigen für die damalige Zeit ein großes, modernes Haus mit Galerien, Kegelbahn und einer Brauerei, deren Schornstein bis zum Brand noch gut erhalten war. Ende August des letzten Jahres brannte es ab.
Das Feuer hatte so vollständige Arbeit geleistet, daß sich ein Wiederaufbau als sehr kostspielig erwies. Jetzt ist es abgebrochen - und wie das Bild zeigt, sind nur Trümmer von der einstigen Schönheit übriggeblieben. Von dieser Schönheit zeugt heute noch der Rest der ehemaligen Kegelbahn, die damals sicher auch als schönes Beiwerk in den Rahmen des ganzen Bildes vom Bad Ledde paßte. Im Ersten Weltkrieg wurde Bad Ledde - wie viele andere Häuser ähnlicher Struktur auch - zum Feldlazarett umgewandelt. Zu diesem Bad gehörten damals große Ländereien. Nach dem Krieg ging das Schwefelbad in den Besitz der GM-Hüttenwerke über. Im Jahre 1938 kaufte Erwin Bischof das Anwesen. Er ist auch jetzt noch Besitzer. Das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes hatte sich im Laufe der Jahre verändert, aber noch immer war die Größe des Hauses und, durch die Wirtschaftsgebäude bedingt, auch die Größe des Besitztums zu erkennen. Das Haupthaus aber ist jetzt nicht mehr. Dem Vernehmen nach will Erwin Bischof hier wieder ein kleineres Anwesen erbauen. Ein bedeutsamer Zeuge der Vergangenheit des Schwefelbades Ledde aber wurde ein Raub der Flammen und ist unwiederbringlich verloren.

 

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Quelle; 23.7.1992 Westf. Nachrichten

 

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DHannigbrink erbaute 1900 das Gebäude - Schwefelbad Ledde:
Ein Haus erzählt seine Lebensgeschichte

Das war das prächtige Haus des Bades Ledde im Jahr 1900. Das Bild wurde 1907 aufgenommen.
Ledde. Es war einmal ein imposantes Gebäude - das Schwefelbad Ledde. 1900 wurde es von A. Hannigbrink auf einer kleinen Anhöhe nahe dem Dorf Ledde erbaut. Es war ein großes Haus, für die damalige Zeit sehr modern. Große Galerien umgaben den imposanten Bau, die sicherlich überleiteten zu großen Wandelhallen im Innern. Eine Brauerei war angeschlossen, deren Schornstein bis zur Vernichtung durch den Brand 1990 noch an der Rückseite des Hauses zu sehen war. Bei solchen Bauten gehörte eine Kegelbahn dazu, weil nach der damaligen Dorfordnung zwar vieles verboten, das "Kegelschieben" aber erlaubt war, weil es "der Rekreation (Erholung) diente". Diese Kegelbahn ist heute noch als Gebäude-Rest vorhanden. Im Laufe der Jahre wurde das Haus, vermutlich aus wirtschaftlichen Gründen immer kleiner. Im ersten Weltkrieg aber hat es noch als Feldlazarett gedient. Außerdem wurden die im ersten Weltkrieg auf der Zeche Perm beschäftigten Polen dort untergebracht.

 

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Das Bad war vom früheren Besitzer Hannigbrink - so schreibt Hans Röhrs in seinem Buch "Der frühe Erzbergbau" an den Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein (GMV) verkauft worden. Es wurde zu einem echten Zweckbau umgestaltet. Im Jahre 1938 kaufte Erwin Bischof, der auch jetzt noch Besitzer ist, das Anwesen, zu dem große Ländereien gehören. Das beweist am besten die große Scheune, die heute noch voll funktionsfähig ist, aber zur Ernteunterbringung kaum noch genutzt wird. Ende August des Jahres 1990 brannte das Wohnhaus ab, während Scheune und Kegelbahn verschont blieben. Neben dem Schornstein der früheren Brauerei begann der Brand, der das Wohnhaus so gründlich zerstörte, dass sich ein Wiederaufbau in der alten Form als zu kostspielig erwies. Es wurde völlig abgebrochen und Erwin Bischof entschloss sich, einen neuen Klinkerbau an die Stelle des alten Hauses zu setzen. Während der Zeit des Abbruchs und des Neubaus wohnte er mit seiner Frau im Heuerhaus seines Nachbarn, des Bauern Dresemann. Am 1. Dezember 1991 ist er in den Neubau eingezogen. So hat ein einstmals bedeutendes Haus im Kreise Tecklenburg in knapp einem Jahrhundert, genau genommen sind es gut 90 Jahre, sein "Gesicht" von Grund auf verändert.

 

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4.11.1998 - Gesundheitstourismus gab es schon zu Opas Zeiten
Das Tecklenburger Land war einst eine Bädergegend
Von CORNELIA Ruholl
 

 

Tecklenburger Land. Freizeit und Erholung sind keine Erfindungen der heutigen Zeil, In den 20er Jahren schlug die Geburtsstunde der Sommerrodelbahn in Ibbenbüren. Am 13. Mai 1926, am Himmel-fahrtstag, stellte Hermann Derhake diese neue Attraktion vor. Ein" Kinder-Rutschbahn, die er Anfang der zwanziger Jahre auf einer Kirmes sah, hatte ihn auf die Idee gebracht, so etwas in großem Stil und als Dauereinrichtung zu bauen. Nach Eröffnung der Sommerrodelbahn dauerte es aber noch zehn Jahre, bis sie sich in Ibhenbüren, im Tecklenburger Land und im weiten Umkreis als Ausflugsziel durchgesetzt hatte. Heute präsentiert sich die Sommerro-delbahn als eine moderne Freizeit- und Erholungsanlage, die Ibbenbüren bis ins Ausland bekannt gemacht hat. Alljährlich zieht sie viele tausend Besucher an. In Vergessenheit geraten ist dagegen, daß es auch in Bergeshövede einmal eine Sommerrodelbahn gab, die sogar nach dem Zweiten Weltkrieg noch in Betrieb war. Sie war am Restaurant zum Rhein-Ems-Kanal gelegen,


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Hilles Gaststätte, die jahrzehntelang ein beliebtes Ausflugslokal war. Viele Angebote auf dem Tourismus-Sektor waren früher ein Privileg der Betuchten. Dennoch war das Tecklenburger Land einst eine wahre Bäder-Landschaft. Sogar Ibbenbüren, wenngleich kein Badeort, beherbergte Kurgäste. Heute gibt es Bäderbetriebe noch in Bad Steinbeck und in Bad Holthausen. Bad Steinbeck, das in diesem Jahr auf sein 175jähriges Bestehen zurückblickt, ist erst vor wenigen Jahren einzige staatlich anerkannte Heilquelle im Regierungsbezirk Münster geworden. Nach wie vor steht heute bei den modernen Baderbetrieben der medizinische Aspekt im Vordergrund.
Daneben war aber in den Jahren um die Jahrhundertwende der Besuch eines Bades auch schick und wurde eng mit dem Freitgedanken verknüpft, eine Verbindung, wie sie heute wieder in dem Begriff "Wellness-Urlaub" auftaucht. Damals gab es in den Bädern des Altkreises Tecklenburg (neben Bad Holthausen und Bad Steinbeck kannte man früher auch Bad Mettingen und Bad Ledde) regelrechten Kurbetrieb. Nachdem im 17. Jahrhundert das Badewesen in Nord- und Mitteleuropa zurückgegangen war, kamen im 18. Jahrhundert zunächst Seebäder, dann auch geschlossene Badeanstalten wieder auf. Seit dem 19. Jahrhundert nahm das Badewesen einen großen Aufschwung, auch das Verständnis für den Wert der Heilbäder nahm zu, erläutert "Der Neue Brockhaus" zum kulturgeschichtlichen Hintergrund des Bäderwesens. Ein gewachsenes Verständnis für den Wert von Heilbädern hatten offenbar auch die Gründer der zahlreichen Kurhotels und Bäder im Tecklenburger Land. Der Inhaber des Kurhotels "Waldfrieden" in Ibbenbüren, Vogt, war vergleichsweise spät dran. 1916 kaufte er das Anwesen vom Gastwirt I.indemann. Dieser hatte auf dem Gelände, wo von 1852 bis 1870 eine Brauerei betrieben worden war, eine Gastwirtschaft und Sommerfrische eröffnet. Vogt machte daraus ein Luftkurhotel mit ainem kleinen Kurpark. In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und wahrend der Inflationsjahre florierte das Luftkurhatel "Waldfrieden". Vorwiegend zahlungskräftige Ausländer und Zechenhesitzer waren die Gäste, die dort Erholung suchten. Aber dem Haus war nur eine kurze Zeit als Kurhotel beschieden. Schon 1924 bot Besitzer Vogt der Stadt Ibbenbüren das Anwesen mit zwei Wohngebäuden und 9.2 Hektar Land für 43.000 Mark zum Kauf an. Weil die Stadt zu lange überlegte, wurde dem Provinzialat der Schwestern vom Guten Hirten in Münster das günstige Angebot gemacht, der es auf Anraten des Bischofs Poggenburg und der Landesbehärde annahm. Man hatte schon lange ein geeignetes Erhohlungshein Schwestern und Mädchen gesucht. Die Bäder im Tecklenburger Land haben alle eine andere Geschichte. In den 20er Jahren ging aber für einige die Glanzzeit zu Ende. Um die Jahrhundertwende hatte der Besuch von Kurbäddern bei den Betuchten zum guten Ton gehört. Nicht zuletzt die Creme der russischen Gesellschaft bevorzugte deutsche Kurbäder. Eine alte Postkarte aus dem Jahre 1900, die das Schwefelbad Ledde zeigt, belegt, daß man damals auch auf internationales Publikum eingestellt war. In zehn Sprachen ist das Wort "Postkarte" auf der Rückseite aufgedruckt. Auffallend ist die Vielzahl der osteuropäischen Sprachen, darunter auch Russisch.

Für den Betreiber des Ledder Schwefelbades, Ernst-August Hanningbrink, gehörten Gäste aus dem östlichen Teil Europas also offenbar zur Zielgruppe. Hannigbrink verkaufte sein Kurhaus, das 1882 feierlich eröffnet worden war, bereits 1908 an den "Georgs-Marien Bergwerks- und Hüttcnverein A.G.", der dort das Genesungsheim "Bad Ledde" betrieb. Es war ein großes, für die damalige Zeit sehr modernes Haus mit großen Galerien, die das Haus umgaben und großen Wandelhallen im Inneren des Hauses. Auch eine Brauerei war angeschlossen und eine Kegelbahn gehörte dazu. Im Ersten Weltkrieg wurde das Anwesen als Lazarett genutzt. Zuletzt gab es dort einen landwirtschaftlichen Betrieb und im August 1990 wurde das ehemalige Kurhaus durch einen Brand zerstört. Schwefelwasser, das unter artesischem Druck schon seit Jahrhunderten in Bad Holthausen aus dem Boden quoll, machte der Bauernsohn August Holthaus, Begründer vun Bad Holthausen, um das Jahr 1900 Heilzwecken zugänglich. Mit zwölf Grad Celsius drängt das Calcium-Hydrogenkarbonat-Wasser dort an die Oberfläche und wird direkt in die Wannen des Badehauses geleitet. Bis heute wird in Bad Holthausen mit Schwefelwasser-Anwendungen therapiert. Schon 1823 wurde durch einen Zufall bei der winterlichen Schilfernte die Steinbecker Schwefelquelle entdeckt. Die wissenschaftliche Untersuchung des Wassers ergab vornehmlich einen Schwefelgehalt. So schuf der bäuerliche Besitzer Sundermann dort eine Badeanlage. Die ersten Badegäste kamen aus der näheren Umgebung, zum Beispiel aus Beesten, Voltlage, Riesenbeck, Mettingen und Ibbenbüren und suchten Heilung von Gicht, Hautkrankheiten, Krätze oder Rheumatismus. Sogar aus den Niederlanden kamen Kranke in das zunächst recht anspruchslose Bad. 1881 wurde ein neues Badhaus errichtet, weil das erste Bad, das ein Fachwerkbau mit Mansardendach gewesen war mit zehn Badezimmern, einem geräumigen Saal und Logierzimmern, baufällig geworden war. 20 Jahre später wurde auch das zweite Badehaus durch einen Neubau ersetzt. Als 1900 das Wohnhaus abbrannte, wurde an seiner Stelle ein Neubau mit zahlreichen Fremdenzimmern errichtet, denn damals hatte der Besuch von Badegästen in erfreulichem Maße zugenommen, was nicht zuletzt eine Folge des zuvor beschriebenen Zeitgeistes gewesen sein mag. Der Bau der Kleinbahn Piesberg - Rheine von 1904 trug wesentlich zur Förderung des Badebelriebes und des Fremdenverkehrs in Steinbeck bei. Mitte dieses Jahrhunderts gehörten zu Bad Steinbeck ein Kurhaus und ein badeärztlich betreutes Badehaus. Liegewiesen, Tennisplatz und das Waldfreibad in der Nähe rundeten das Kurmilieu ab. Die Erfolge bei Rheuma, Gicht, Ischias und Frauenkrankheiten hatten neben den Privatpatienten auch die Sozialversichcrungsträger aufmerksam werden lassen. In früherer Zeit kamen auch viele auswärtige Gäste für einen längeren Kuraufenthalt nach Bad Steinbeck und logierten dort. Heute ist der Bäderbetrieb, der gerade wieder erweitert und mit modernster Bädertechnik ausgerüstet wurde, auf ambulante Patienten eingestellt. Wie in Ledde, Bad Holthausen und Steinbeck nutzte man auch in Bad Mettingen schwefelhaltiges Wasser. Der Kaufmann Hermann Heinrich Lampe, genannt Rahe, und seine Frau Juliana Rahe vererbten ihrem Sohn, dem Kaufmann Carl August Lampe zu Sneek ihr Anwesen, die Grundstücke genannt "Overgünne". Der Erbe errichtete durt noch im selben Jahr ein Tüöttenhaus und legte einen schönen Hausgarten an. Vermutlich bei diesen Arbeiten wurde der Schwefelgehalt des Wassers entdeckt. Das veranlaßte den Besitzer dazu, ein Schwefelbad dort einzurichten. Lampe legte einen Kurgarten an, erbaute westlich seines Wohnhauses einen Kursaal und ließ eine Kegelbahn anlegen. Dem Saalbau schloß sich die Badeeinrichtung an, die zunächst sechs Badezellen hatte, denen bald vier weitere folgten.
Am 20. Mai 1897 beantragte er die Genehmigung zur Aufstellung eines Kessels zum Badebetrieb. Erfreute sich das Bad zuerst guten Zuspruchs, so nahm der Badebetrieb allmählich ab, da sich herausstellte, daß der Schwefelgehalt des Wassers zu schwach war und Schwefel dem Badewasser zugesetzt werden mußte. Die Baderäume wurden schon 1888 zu einer Dampfmühle hergerichtet. Die Anlagen des Bades blieben nach wie vor ein beliebter Luftkurort, der 1898 durch einen größeren, von Kähnen befahrenen Teich erweitert und verschönert wurde. Mitten in diesem Teich lagen drei Inseln, die nach der amerikanischen Insel Cuba benannt wurden. Blieb Bad Mettingen auch weiterhin eine bevorzugte Sommerwirtschaft, so ging der Wirtschaftsbetrieb doch langsam zurück, als die Besitzerin Maria Lampe geb. Hettlage, genannt Bads-Marie, älter wurde. Als sie 1904 starb, wurde der Besitz verkauft und es wurde dort eine Zeiltang eine Dampfmolkerei betrieben. 1929 kaufte die katholische Kirchen-gemeinde das Gelände und die Anlage wurde zu einer großen Gaststätte ausgebaut. Der Saal wurde vergrößert und auch die darin befindliche Bühne. Der Teich wurde zugeschüttet, ein Spielplatz und ein Garten sowie eine Kegelbahn und ein Schießstand wurden dort angelegt. In Sachen Freizeit und Erholung spielten Anfang dieses Jahrhunderts im Tecklenburger Land auch die Gartenwirtschaften eine wachsende Rolle. Das wird auch anhand von Zeitungs-Annoncen aus dieser Zeit deutlich. Die "Restauration und Pension G. Zänker" in Gravenhorst warb als "der lohnendste und beliebteste und leicht zu erreichende Ausflugsort von Ibbenbüren mit idyllischer waldiger Umgebung, einem großen Teich und Gelegenheit zum Bootfahren. Kegelbahn usw." um Touristen und Ausflugsgäste. Als "beliebtester Ausflugsort für Touristen, Schulen, Vereine von Ihbenbürcn. Rhcinc. Münster und Osnabrück" empfahl sich in einer Anzeige auch Bad Mettingen. Man warb dort mit schwefel- und eisenhaltigen Quellen als "Sommer-Luftkurort mit Pension" und pries die "herrlichen, ausgedehnten Parkanlagen mit schattigen abgeschlossenen Lauben für kleine Gesellschaften und besonders die "Insel Cuba" in der künstlichen Teichanlage, die zu Kahnfahrten einlud. Kegelbahn, Spielplätze für Kinder und ein Karussell gehörten auch hier zur Ausstattung. Ähnlich las sich eine Anzeige des Schwefelbads Ledde: "Lohnender Ausflugsort für Touristen und Gesellschaften, Teich mit Kahnfahrt, verdeckte Kegelbahn, prachtvolle Gartenanlagen in romantischer Lage im Walde zwischen den Bergen". Als "Heilquelle ersten Ranges" präsentierte sich "Schwefelbad und Pension Steinheck bei Recke" in einer Anzeige. Der Besitzer J. Keßling warb mit "feinen Zimmern im mit allem Comfort ausgestatteten Logierhause. Sehr gute Pension zu billigen Preisen".

 

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Schwefelbad Ledde
Das Luftkurhotel "Waldfrieden" florierte nach dem Ersten Weltkrieg und noch in den zwanziger Jahren.
Es beherbergte betuchte ausländische Gäste und Zechenbesitzer.
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Schwefelbad Ledde
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Eine alte Postkarte, die zu Beginn dieses Jahrhunderts gedruckt wurde, zeigt das imposante Kurhaus
von Bad Ledde
 

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28.7.2000 - Westf. Nachrichten

 

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Ausflug zum alten Schwefelbad Kneipp-Verein wandert Samstag in Ledde - Abschluss mit Weggenessen
-jbi- Tecklenburg. Wandern am ehemaligen Schwefelbad Ledde will der Kneippverein morgen. Um 14.30 Uhr ist Treffpunkt auf dem Marktplatz, um 14.45 Uhr geht es in Fahrgemeinschaften ab Chalonnes-Platz los. In Ledde wollen die Kneippfreunde (Gäste sind willkommen) einen Teil des Kneipp-Rundwanderweges erkunden. Abschluss wird beim gemeinsamen Weggenessen in der Gaststätte Steinigeweg, Am Stollen 4, sein. Das alte Schwefelbad Ledde wurde von Gastwirt Ernst August Hannigbrinck angelegt und am 14. Mai 1882 feierlich eröffnet. Die Quelle trug den Namen Hermannsquelle. Nach kurzer Blütezeit verkaufte Hannigbrinck den Besitz 1908 für 120 000 Mark an den Georgsmarienhütten-Verein. Im Ersten Weltkrieg war in den Gebäuden ein Lazarett für verwundete Soldaten. Durch den Ibbenbürener Bergbau war die Ledder Quelle versiegt, damit war auch das Bad Geschichte.

 

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14.4.2006 - Westf. Nachrichten
Mondäne Heilquelle. Das Schwefelbad Ledde schrieb Geschichte

 

  Tecklenburg
In Ledde wanderte der Geschichts- und Heimatverein (GHV) und schaute dabei auf die wirtschaftliche Entwicklung der heimischen Region. Unterwegs fand der alte Windmühlenstandort auf dem Hupenberg das Interesse der Wanderer. Die Tnexttafel des Ledder Heimatvereins weist auf den Standort hin, der allerdings nicht einmal zu erahnen ist. Das sah um 1870 ganz anders ans. Der Auswanderer Heinrich Handiek (1854 bis 1932) aus dem Grenzbereich Tecklenburg/Ledde, der sich 1881nach Amerika einschiffte, schreibt 1926 in einem Bericht, dass er mit einer Schiebkarre das Korn zum Mahlen zur Windmühle auf dem Brochterbecker Berg, (heute der Bismarckturm) gebracht habe. ,,Es war mir immer eine schöne Ausschau, wenn ich von der Tecklenburger Mühle in nordöstlicher Richtung zwei wcitere Windmühlen, ihre großen Flügel drehend, beobachtete, nämlich die eine unweit des Dorfes Ledde, die andere auf dem Windmühlenhügel oberhalh von Westerkappeln." Die 1884 errichtete Mühle auf dem Hupenberg war eine kombinierte Mahl- und Sägemühle. Nachweislich war sie um 1900 noch in Betrieb. Das Foto von 1910 zeigt deutlich den kurzfristigen Verfall, wahrscheinlich hatte sie gebrannt. Nicht weit entfernt an der A 30, sind vor Jahren zwei große Windkraftanlagen entstanden. Ähnlich die Entwickluug auf dam Westerkappelner Windmühlenhügel. Die dort vorhandene Mühle wurde 1904 abgebrochen.

In der Nähe hat der Bauer Wieliginann vor etwa 15 Jahren eine mittelgroße Windkraftanlage installiert. Das eigentliche Ziel der Wanderer war die Gaststätte Steinigeweg, die unmittelbar am früheren "Bad Ledde" in Danebrock liegt. Das war ein Schwefelbad, das Ernst August Hannigbrink aus Westerkappeln 1832 bauen ließ. Es wurde empfohlen gegen Gicht. rheumatische Leiden, Ausschläge oder Flechten. Im Werbeprospekt verweist Hanigbrink auf prachtvolle Gartenanlagen, eine verdeckte Kcgelbahn, den Saal und den Teich mit Kahnfahrt. Den "vorzüglichen alten Münsterländer Korn" brannte der Unternehmer selbst (Kornbrennerei und Brauerei). Gespeist wurde das Bad von der "Hermansquelle", die später wohl wegen des sich ausweitenden Ibbenbürener Kohlebergbaus versiegte. 1906 brannte das Bad ab. Der Besitzer verkaufte es danach an den Georgsmarien-hüttenverein. Das Unternehmen brachte hier ausländische Arbeiter, vor allem Kroaten unter. Im Ersten Weltkrieg diente das Gebäude als Lazarett für etwa 50 verwundete Soldaten, die der Wcstorkappelner Arzt Dr. Siemon betreute. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde alles wieder (weiter) verkauft. Im Hauptgebäude entstanden Wohnungen. Es wurde in den 90er Jahren (1990) erneut ein Raub der Flammen. An einen Wiederaufbau war ninht mehr zu denken. Heute steht auf dem Grundstück ein zweigeschossiges Wohnhaus. An die alte Herrlichkeit erinnern ein gewaltiges Wirtschaftsgebäude und die Teichanlage. Der Ledder Heimatverein wird im Mai dort eine selbst gefertigte Tafel mit umfangreichen Informationen aufstellen - . Horst Wermeyer
 

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Schwefelbad Ledde Foto: Sogar Postkarten gab es vom mondänen Schwefelbad Ledde. Nur die alte Kegelbahn ist von
den imposanten Gebäuden übrig geblieben.
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1.1.2015 - Bad Ledde - Spurensuche

 

 

Meine Erinnerungen an die Umgebung in Ledde sind noch sehr lebendig und dies haben wir unserem Lehrer Wilhelm Riesenbeck zu verdanken. Herr Riesenbeck war sehr heimatverbunden und so erwanderten wir die Heimatgeschichte Leddes. Unterwegs, so nebenbei, erklärte er uns die Botanik. Es war spannend. So kamen wir als Ledder Schulkinder eines Tages hinter dem Windmühlenberg nach Bad Ledde. Nach der Überquerung des Innenhofes der früheren Kuranlage standen wir hinter dem zum Teil zerstörten Kurhaus, das als Ruine übrig geblieben war. Die anderen Gebäude waren noch erhalten. Einige Ledder wohnten dort zur Miete. Wilhelm Riesenbeck erzählte so spannend mit vielen Erklärungen über das feudale Bad aus dem 19ten Jahrhundert, dass Fantasiebilder mit den noch vorhandenen Gebäuden und dem Teich vor unseren Augen entstanden. Der damalige Besitzer, Herr Bischof bestätigte diese Ausführungen. Auch sprachen sie von dem Park und den Tanzvergnügungen im Saal und Garten: Eine Erholung mit Vergnügungen für begüterte Menschen. Unter anderem soll nach der Jagd im Teutoburger Wald Kaiser Wilhelm mit seiner Jagdgesellschaft für einige Tage eingekehrt sein. Weiter wurde im Jahr 1907 Kaiser Wilhelm in der Stadt Tecklenburg jubelnd mit Fähnchen begrüßt
So erzählte uns unser Lehrer, der all dies selbst als Schüler erlebt hatte

 

 

Natürlich erklärte er uns auch, wie es zu der Gründung des Bades gekommen war. Kurz: Die Hermanns-Quelle in Bad Ledde wurde ab 1882 als Schwefelbad für erholungsbedürftige und kranke Patienten nach der staatlichen Genehmigung eröffnet. Die entstandene Einrichtung brachte nicht nur für den Besitzer Hannigbrinck und Patienten einen Erfolg sondern auch der Bevölkerung in Ledde. Später wurde das Schwefelbad um ein größeres und modernes Bad mit Parkanlage erweitert. 500 Meter weiter vom Kurbad entfernt, befand sich ein unterirdischer Stollen (Permer Stollen) mit der Erdöffnung. Durch die Öffnung wurde das Erz zu Tage gefördert, dort gelagert und anschließend per Kleinbahn nach Georgsmarienhütte transportiert. Durch den damaligen Erzabbau soll eines Tages die Schwefelquelle allmählich versiegt sein. So ging die Blütezeit des Schwefelbades dem Ende zu. Nach einem großen Brand wurde das Bad 1908 aufgegeben und alles nach und nach verkauft. Wir durften an den Stolleneingang (vom Permer Stollen, der später verschlossen wurde) gehen und hinein schauen. Dort entdeckten wir an der Decke Tiere, die wir noch nie gesehen hatten. Lehrer Wilhelm Riesenbeck erklärte uns, das seien Fledermäuse, die auch in einem hohen Gebäude in Ledde Dorf hingen. Im 1. Weltkrieg dienten die erhaltenen Gebäude als Lazarett für die verwundeten Soldaten. Damals gab es zu wenige Krankenschwestern, so dass die Ledder Frauen die Soldaten gepflegt haben. Selbst die Essensrationen reichten nicht aus. So mancher Haushalt brachte heimlich, es war strengsten verboten, den Soldaten abends etwas zu essen. Ob die Frauen jemals dafür einen Orden bekommen haben?

 

 

Eine Wanderung führte uns aus Richtung Dorf kommend in das Gebiet Ledde-Widum unterhalb links vom Windmühlenberg. Dort ist noch heute die Widum-Quelle. Das Wasser sprudelte aus der Erde in einen Steintrog mit Überlauf. Für uns Kinder war das eine Sensation. Das Wasser lief über den Weg in einen Tümpel den Berg weiter hinunter bis ins Moorgebiet hinter der Osterledder Straße. An der Widum-Quelle wurde lange Wäsche gewaschen und das Wasser für die Höfe geholt. Etwas weiter neben der Quelle wohnte der Holzschuhmacher Birkenkamp, bei dem wir auch zuschauen durften, wie für Groß und Klein die Holzschuhe hergestellt wurden. Von dort wanderten wir weiter an dem Fachwerkhof/Pachthof Feldmann (heute Pelle) vorbei, dann weiter über den Windmühlenberg bis an die heutige Windmühlenstraße. Dort war die nächste Pause. Hier hatte vor vielen Jahren eine Windmühle gestanden. Die felsigen Grundsteine waren noch vorhanden, auf denen wir unser Frühstück einnahmen und herum hüpften und tanzten. Lehrer Riesenbeck erzählte uns Schülern, dass die Windmühle einem Herrn Hannigbrinck von Bad Ledde gehört hatte. Das war für mich interessant, denn uns gehörte ein Stück Acker und Wiese unterhalb dieser Ruine. Wahrscheinlich hatte Großvater den Acker von Hannigbrinck gekauft. In Ledde gab es verschiedene Mühlen, eine Wassermühle, um Korn zu mahlen und ein Sägewerk zu betreiben. Eine zweite Mühle gab es in Ledde am Fuße des Berges von Tecklenburg. Ob es dort früher auch eine Windmühle gab? Auch stand irgendwo eine Ölmühle, in der während des Krieges und danach zusätzlich selbst gesammelte Bucheckern zu Öl verarbeitet wurden. Direkt im Dorf Ledde gibt es heute noch die Wassermühle Hemmer, wo Korn gemahlen und auch Holz gesägt wurde. Hühner-, Tauben- und Kaninchenfutter konnten wir dort auch einkaufen. Von der Ruine der Mühle ging es weiter über den verlängerten Bergrücken Hupenberg zu dem großen Fachwerkhof Kohnhorst (am Habichtswald). Da unser Lehrer jeden Bewohner von Ledde kannte, war er immer herzlich willkommen und wir Kinder durften dort mit dem Wasser aus dem Hofbrunnen unseren Durst löschen.

Der große hohe Fachwerkgiebel war beeindruckend, besonders die Inschrift in dem Balken über dem Eingangstor. Durch das Eingangstor schauten wir auf die Diele, wo rechts und links die Tiere in Ställen standen. Die Balkensprüche wiesen auf die Namen der Erbauer und die Jahresdaten hin. Allgemein waren früher die Segenssprüche auf den Giebelbalken mit der Bitte an Gott versehen, dass er das Haus, Menschen und Tiere gegen Brand und Blitz schützen möge. So mancher Spruch lautete auch: " Gott schütze dieses Haus vor Gefahren und segne alle die da gehen ein und aus."
1880 beantragte Ernst August Hanigbrink die Errichtung eines Schwefelbades. Die Zustimmung erhielt er 1881 aus Münster nach einer Wasseranalyse. Die Eröffnung des Bades war am 14. Mai 1882. Die Quelle wurde daraufhin Hermannsquelle genannt. Zunächst war das Bad für zehn bis zwölf Patienten ausgelegt. Die Kosten betrugen damals 3 Mark pro Tag und 50 Pfennig für ein Bad. Einige Jahre danach wurde das Gebäude zu einem größeren und prächtigeren Bad ausgebaut. 1906 brannten Teile des Gebäudes ab, und das Schwefelbad wurde deswegen und wegen der immer weniger ergiebigen Quelle aufgrund des fortschreitenden Erzabbaus geschlossen. Danach wurde die Anlage für 120.000 Mark verkauft und zur Unterbringung von ausländischen Arbeitern genutzt. Im Ersten Weltkrieg diente das Gebäude als Lazarett für 50 Soldaten. Bis 1993 blieb das Hauptgebäude erhalten, brannte dann jedoch ab. Heute bestehen nur noch zwei Gebäude, welche derzeit als Wohnhaus genutzt werden

 

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WN - 2.1.2015
Mit der Kutsche ins Schwefelbad Tecklenburg-Ledde
Landwirt August Bernhard Hanningbrinck baut 1880 den Kurbetrieb auf.

 

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Landwirt August Bernhard Hanningbrinck baut 1880 Kurbetrieb auf Postkarte - Das Schwefelbad Ledde in seinen guten Jahren. Das Bild ist ca. 1907 gemacht worden
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Mit dem Begriff "Bad Ledde" können nur noch einige Bewohner Tecklenburgs etwas anfangen. Zu lange liegt die Blütezeit dieses einstmals florierenden Schwefelbades zurück. Wilhelm Kienemann hat die Geschichte der Einrichtung zusammengefasst
Es begann 1871 mit einem Antrag des Landwirtes August Bernhard Hanningbrinck zum Bau einer Kornbranntwein-Brennerei auf seinem Hof in Ledde-Danebrock. Neun Jahre später (1900) folgte ein Antrag zur Errichtung eines Schwefelbades, sicherlich beflügelt von den Erfolgen des seit 1822 bekannten Schwefelbades Steinbeck. Es entstand ein zweistöckiges Fachwerkhaus mit Gesellschafts- und Tanzsaal, Kegelbahn sowie einem großem Park mit Teichanlage. Viele Gäste kamen von außerhalb mit der Eisenbahn und wurden mit der Kutsche vom nahe gelegenen Bahnhof Velpe abgeholt.

Schwefelbad Ledde
 

 

Im Jahr 1903 wurden 1500 Bäder verschrieben. (1906) brannten die Gebäude über Nacht ab. Trotzdem entschloss sich August Hannigbrinck noch mit 66 Jahren zum Wiederaufbau - und zwar größer und prächtiger als vorher. Mit Zunahme der Kuren stieg der Wasserverbrauch, doch die "Hermannsquelle" lieferte nur eine begrenzte Menge. Weitere Brunnen wurden gebaut, insgesamt sieben auf dem eigenen Gelände. Sie konnten den Wasserbedarf jedoch nicht decken. Weil der Betrieb nicht mehr rentabel war, verkaufte Hannigbrinck das Anwesen 1908 für 120?000 Mark an den Georgs-Marien-Hütten- und Bergwerksverein. Vielleicht machte ihm auch das 1905 gegründete und von einer kräftig sprudelnden Quelle gespeiste nahe liegende Schwefelbad Holthausen zu schaffen, sodass er keine Zukunft mehr sah. Bad Ledde wurde im 1. Weltkrieg als Lazarett genutzt. 1945 wohnten noch 14 Familien in dem ehemaligen Kurhaus. Die Männer arbeiteten überwiegend im Bergbau. 1990 brannte das Haupthaus ab. Die Besitzerfamilie Bischof errichtete ein neues Wohnhaus auf dem Gelände. Nur die "Villa", das frühere Verwaltungsgebäude, Reste der Kegelbahn, ein Teich und die große Scheune erinnern an die vergangenen glorreichen Zeiten.
Link: Mit der Kutsche ins Schwefelbad - Westfälische Nachrichten
https://www.wn.de/muensterland/kreis-steinfurt/tecklenburg/mit-der-kutsche-ins-schwefelbad-1868133?&npg

 

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Postkarten vom Schwefelbad Ledde bei Velpe

 

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Das Schwefelbad Ledde in seinen guten Jahren
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Foto-1 - Das Schwefelbad Ledde in seinen guten Jahren. Das Bild ist ca. 1907 gemacht worden
 


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Schwefelbad Ledde
Schwefelbad Ledde - Kahnufahren - Karte Feldpost von 1917
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Quelle - 14.4.2006 Mondäne Heilquelle
Das Schwefelbad Ledde schrieb Geschichte

 

 

Tecklenburg - In Ledde wanderte der Geschichts- und Heimatverein (GHV) und schaute dabei auf die wirtschaftliche Entwicklung der heimischen Region. Unterwegs fand der alte Windmühlenstandort auf dem Hupenberg das Interesse der Wanderer. Die Tnexttafel des Ledder Heimatvereins weist auf den Standort hin, der allerdings nicht einmal zu erahnen ist. Das sah um 1870 ganz anders ans. Der Auswanderer Heinrich Handiek (1854 bis 1932) aus dem Grenzbereich Tecklenburg/Ledde, der sich 1881nach Amerika einschiffte, schreibt 1926 in einem Bericht, dass er mit einer Schiebkarre das Korn zum Mahlen zur Windmühle auf dem Brochterbecker Berg, (heute der Bismarckturm) gebracht habe. ,,Es war mir immer eine schöne Ausschau, wenn ich von der Tecklenburger Mühle in nordöstlicher Richtung zwei wcitere Windmühlen, ihre großen Flügel drehend, beobachtete, nämlich die eine unweit des Dorfes Ledde, die andere auf dem Windmühlenhügel oberhalh von Westerkappeln."


 

Die 1884 errichtete Mühle auf dem Hupenberg war eine kombinierte Mahl- und Sägemühle. Nachweislich war sie um 1900 noch in Betrieb. Das Foto von 1910 zeigt deutlich den kurzfristigen Verfall, wahrscheinlich hatte sie gebrannt. Nicht weit entfernt an der A 30, sind vor Jahren zwei große Windkraftanlagen entstanden. Ähnlich die Entwickluug auf dam Westerkappelner Windmühlenhügel. Die dort vorhandene Mühle wurde 1904 abgebrochen. In der Nähe hat der Bauer Wieliginann vor etwa 15 Jahren eine mittelgroße Windkraftanlage installiert. Dtm eigentliche Ziel der Wanderer war die Gaststätte Steinigeweg, die unmittelbar am früheren "Bad Ledde" in Danebrock liegt. Das war ein Schwefelbad, das Ernst August Hannigbrink aus Westerkappeln 1832 bauen ließ. Es wurde empfohlen gegen Gicht. rheumatische Leiden, Ausschläge oder Flechten. Im Werbeprospekt verweist Hanigbrink auf prachtvolle Gartenanlagen, eine verdeckte Kcgelbahn, den Saal und den Teich mit Kahnfahrt. Den "vorzüglichen alten Münsterländer Korn" brannte der Unternehmer selbst (Kornbrennerei). Gespeist wurde das Bad von der "Hermansquelle", die später wohl wegen des sich ausweitenden Ibbenbürener Kohlebergbaus versiegte. 1906 brannte das Bad ab. Der Besitzer verkaufte es danach an den Georgsmarienhüttenverein. Das Unternehmen brachte hier ausländische Arbeiter, vor allem Kroaten unter. Im Ersten Weltkrieg diente das Gebäude als Lazarett für etwa 50 verwundete Soldaten, die der Wcstorkappelner Arzt Dr. Siemon betreute. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde alles wieder verkauft. Im Hauptgebäude entstanden Wohnungen. Es wurde in den 90er Jahren (1991?) des vorigen Jahrhunderts erneut ein Raub der Flammen. An einen Wiederaufbau war ninht mehr zu denken. Heute steht auf dem Grundstück ein zweigeschossiges Wohnhaus. An die alte Herrlichkeit erinnern ein gewaltiges Wirtschaftsgebäude und die Teichanlage. Der Ledder Heimatverein wird im Mai dort eine selbst gefertigte Tafel mit umfangreichen Informationen aufstellen. Horst Wermeyer Foto

 

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Quelle - 20.6.2006 Schwefelbad Ledde einst Touristen-Magnet
Heimatverein stellt stabile Infotafel auf

 

 

Teuklenburg-Ledde. Das marode Wirtschaftsgebäude und die von Büscheu völlig verdeckte alte Kegelbahnanlage mit Teich sind die letzten Zeitzeugnisse des einstigen Schwefelbads Ledde. Rund 50 Mitglieder des Heimatvereins Ledde und weitere interessierte Gäste tummelten sich Freitagnachmittag an der Abzweigung Windmühlenstraße und Danebroker Esch. Die Gruppe "Alte Kunst" des Hcimatvereins hatte in mehrmonatiger Arbeit eine Infotafel zum ehemaligen Schwefelbad auf dem Hof Hanningbrink gebaut. Gerahmt von einer Plexiglasscheibe gaben alte Fotografien, eine Urkunde, Texte und eine Federzeichnung den Besuchern der Region Kenntnis über dieses historische Kulturgut. Schon um 1880 hatte Ernst-August Hanningbrink aus Westerkappeln die Errichtung eines Schwefelbads beantragt. Nach zwei Jahren Bauzeit konnte die prachtvolle Anlage am 14. Mai 1882 feierlich eröffnet werden.

Mondäne Heilquelle
 

 

Eine aufwendig angelegte Gartenanlage, eine Kegelbahn, der Gesellschaftsteil, ein Teich für Kahnfahrten und natürlich die sechs Schwefelbäder boten den zahlreichen Touristen und Gcsellschaften Erholung pur. Nach einem schweren Brandschaden wurde die Anlage im Jahre 1906 um eine Kornbrennerei, ein Stallgebäude und eine Meierei erweitert. Im Ersten Weltkrieg diente sie als Lazarett. Ein weiterer Großbrand im August 1990 legte das mächtige Hauptgcbäude in Schutt und Asche. Heute steht auf dem Gelände ein zweigeschossiges Wohnhaus. Der Heimatverein Ledde hat sich einer großartigen Kulturaufgabe gestellt und kontruktive Arbeil zum Erhalt von Kultur geleistet, betonte der stellvertretende Bürgermeister Klaus Holthaus in seinen Grußworten. So hat die zehnköpfige Gruppe "Alte Kunst" in mehrmonatiger Arbeit und mit gespendeten Materialien ein fast vergessenes Erbe kultureller Geschiehte der Region interessant nachkonstruiert. "Historisches in Erinnerung rufen und für nachfolgende Generationen erhalten", dieses Ziel betonte der Vorsitzende Hans Timmermann in seiner Festrede zum Arbeitshintergrund der aktiven Gruppe seines Heimatvereins ergänzend.

 

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Quelle - 100 JAHRE: JAHR FÜR JAHR - 1898/99 - 1998/99
Die wöchentliche Dokumentation zum Jubiläum der Ibbenbürener Volkszeitung Nr. 13

 

 

Die Jahre 1926 u. 1927 Der Tourismus hat im Tecklenburger Land wirtschaftlich schon früh eins Rolle gespielt. Auch damals lag der Schwerpunkt schon auf Naherholung. Gäste auch aus dem weiteren Umland und sogar aus dem Ausland lockten die Bäder in diese Region, die einst eine wahre Bäder-Landschaft waren. Schon im vergangenen Jahrhundert wurden Schwefelquellen in Mettingen, Ledde, Holthausen (Tecklenburg) und Steinbeck (Recke) entdeckt. Die Besitzer des Geländes erkannten den medizinischen und ökonomischen Wert der Quellen und errichteten Badehäuser, in denen Schwefel- und Moorbäder sowie Trinkkuren verabreicht wurden. Während Bad Steinbeck und Bad Holthausen sich weiterentwickelten - dort werden heute noch Bäderbetriebe geführt, verschwanden Bad Mettingen und Bad Ledde von der Bildfläche. In Mettingen haperte es am Schwefelgehalt des Wassers. Das Anwesen in Ledde (Bild unten rechts) verkaufte der Besitzer A. Hannigbrink nach dem Ersten Weltkrieg an die GM-Hüttenwerke, die dort ein Genesungsheim betrieben.

Schwefelbad Ledde
 

 

Das Bild links oben zeigt Kurgäste vor dem Badehaus in Bad Steinbeck zu.Beginn dieses Jahrhunderts. Die Gäste des Bades bildeten zumeist eine muntere Kurgesellschaft, denn in der ruhigen Umgebung war geselliges Miteinander, zum Beispiel bei "Pannekoken-Abenden" öder beim Kartenspiel willkommene Zerstreuung.

 

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Ledde - Karten

 

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Schwefelbad Ledde
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Karte 1 zeigt die Stelle, wo sich Bad Ledde befunden hat. Um 2015 ist der Name des Eigentümers Hukriede
, dieser Name ist in der Karte eingetragen. Kartengrundlage TIM-online NRW
 

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Schwefelbad Ledde
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Karte 2 ist ein Luftbild von 2020. Wo die Hausnummer 54 in der Karte steht, dort stand damals das
Hauptgebäude von Bad Ledde Kartengrundlage TIM-online NRW
 

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Schwefelbad Ledde
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Karte 3 - Das Bad befand sich dort, wo der Name Bischof (später Hukriede) in der Karte steht. Nördlich von Bischof ist dier A 30 mit dem Rastplatz Brockbachtal. Weiter nördlich verläuft die Bahnlinie von Osnabrück nach Rheine. Neben der Bahn ist die Straße von Velpe nach Laggenbeck zu sehen. Das Schwefelbad Ledde lag in der Bauerschaft Ledde-Danebrock. Nordöstlich vom Bad liegt der Ort Westerkappeln-Velpe mit der
Bahnstation ganz in der Nähe.
 

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Schwefelbad Ledde
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Karte 4 - Auf dieser Karte sind die Gebäude vom Schweflbad Ledde noch eingetragen, auch der Name des Eigentümers Hanigbrink. Oben links verläuft die Bahn nach Rheine und daneben die Straße nach Laggenbeck. Der Permer Stollen und die Erzbahn nach Georgsmarienhütte ist oberhalb von Hanigbrink eingetragen. Kartengrundlage Arcanum Maps - Mapire 1877 Preußen
 

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spacer Ledde - Eine Dorfchronik

von Brigitte Jahnke
Hrsg. Brigitte Jahnke, 2010
187 Seiten
Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand
 
Ledde - Eine Dorfchronik
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Ledde Buch: Ledde, eine Dorfchronik (2010) Seite 73 - Schwefelbad Ledde
von Karl-Heinz ZIMMERMANN, Ledde
 

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Lässt der Besucher von Ledde den Blick vom Windmühlenberg zum Schafberg schweifen, freut er sich über die wenig zersiedelte Hügellandschaft mit Wiesen und Wäldern. Der Ortskundige wird ihm dann sagen: "Da unten liegt Bad Ledde!" Das wird einiges Erstaunen hervorrufen, denn von einem Bad ist weit und breit nichts zu sehen. Doch das war nicht immer so. Hier gab es früher ein Kurhaus mit regem Badebetrieb. Auf dem Hof Hannigbrinck in Ledde - Danebrock gibt (gab) es seit Jahren eine Quelle, die von der Bevölkerung zu Heilzwecken genutzt wird. Sie entspringt aus Tonschieferschichten, die Schwefelkies enthalten und wird einen eindeutigen Schwefelgeruch gehabt haben. Das Vorkommen dieser Heilquelle ist kein Zufall, sondern hat seinen Grund in den geologisch - tektonischen Verhältnissen dieser Gegend. Verfolgt man auf einer Landkarte das Tal zwischen Teutoburger Wald und Wiehengebirge von Ost nach West, liegen Bäder wie Pyrmont, Oeynhausen, Salzuflen, Rothenfelde, Laer, Iburg u. a. wie aufgereiht hintereinander. Diese Linie bezeichnet man als Piesberg - Pyrmonter Achse. Verlängert man sie nach Westen, gehören auch Bäder wie Ledde, Holthausen, Mettingen, Steinbeck u. a. noch dazu. Ihre Entstehung verdanken sie den Verwerfungen, die ihren Ursprung in der Auffaltung von Teutoburger Wald und Wiehengebirge während des Überganges von der Kreidezeit zum Tertiär haben. August Bernhard Hannigbrinck wird im Jahre 1839 in Ledde - Danebrock geboren.
Seine Eltern bewirtschaften hier einen Hof, der früher zum Gut Velpe gehörte. Über Jugend und Ausbildung von Bernhard August ist nichts bekannt. Jahre später wird sein Bruder geboren, der, wie im Münsterland üblich, der Hoferbe ist. 1871, der deutsch - französische Krieg ist gerade beendet, taucht der Name Hannigbrinck wieder auf. Im Archiv der Stadt Tecklenburg befindet sich ein Antrag von August Bernhard zum Bau einer Kornbranntwein-Brennerei in Danebrock. Dem Ersuchen wird stattgegeben und auf dem Hof wird eine Anlage gebaut. 1873 heiratet er Maria Jost aus Lintorf, die 1849 geboren ist. Aus der Ehe gehen vier Kinder hervor, zwei Jungen und zwei Mädchen. Der Branntwein muss gut gewesen sein, denn die Brennerei floriert. Aus Sicherheitsgründen muss der Dampfkessel alle zwei Jahre auf seine Funktionstüchtigkeit überprüft werden. Darüber gibt es im Archiv ausführliche Protokolle, die belegen, dass die technische Überwachung wichtig genommen wurde.
Dann, im Jahre 1880, der nächste Antrag: August will in Ledde - Danebrock ein Schwefelbad errichten. Er ist jetzt 41 Jahre alt. Zehn Jahre besitzt er die Brennerei und der Ertrag daraus wird ihn ermutigt haben, seine Pläne zu verwirklichen. Der Bau eines Heilbades in dieser abgeschiedenen Lage ist ein Wagnis, das Unternehmungsgeist und erhebliche finanzielle Mittel erfordert. Er wird sicherlich die Entwicklung der Bäder in der weiteren Umgebung genau beobachtet und sich über die wirtschaftlichen und verkehrstechnischen Verhältnisse informiert haben. Der Hof wird umgebaut. Es entsteht ein zweistöckiges Fachwerkhaus mit hohem Giebel. Er lässt einen großen Park anlegen. Darin befinden sich drei Teiche, auf denen man mit dem Kahn fahren kann. Eine Kegelbahn entsteht. Ein unternehmungs-lustiger Mann, der da in Ledde seine Pläne verwirklicht. Zwei Jahre später ist die Eröffnung. Für die damalige Zeit sicher ein großes Ereignis. Die Hermannsquelle, Ausgangspunkt für die Gründung von Bad Ledde, lieferte einer offiziellen Analyse nach heilkräftiges Wasser. Dieses wurde in sechs Eichenbadewannen gefüllt und mit Dampf erhitzt. Behandelt wurden Gicht, Rheuma, Ausschlag usw. Zwölf Kurgäste konnten zu einem Tagessatz von drei Mark untergebracht werden. Kuren konnte man vom 15. Mai bis Ende September. In der heutigen Zeit besuchen wir ein Heilbad hauptsächlich aus medizinischen Gründen. Um die Wende des vorigen Jahrhunderts galt ein Aufenthalt als schick und war einem heutigen Wellness - Urlaub gleichzusetzen. Man erholte sich auf dem Lande, in der Sommerfrische.

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1© Foto Die alte Wetterfahne von Bad Ledde Foto: Zimmermann
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© Foto Die alte Wetterfahne von Bad Ledde Foto: Zimmermann
 
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Weil sich der Betrieb nicht mehr lohnt, die Kosten aber weiterhin hoch sind, verkauft er das Anwesen 1908 für 120 000 Mark an den Georgs - Marien - Hütten- und Bergwerksverein.Was so erfolgreich begonnen hatte, endete leider wenig erfreulich: Die kurze Blüte von Bad Ledde war vorbei. Ab 1908 wohnen fünfzig Gastarbeiter aus Kroatien in dem Haus. "Das Lager" wird es im Volksmund genannt. Die Männer arbeiten im nahe gelegenen Bergwerk (Perm). Mit der Elektrifizierung der Erzwäsche am Permer Stollen gibt es eine kleine Sensation in Danebrock, die erste Straßenbeleuchtung. Der Weg vom Permer Stollen bis zum Lager wird beleuchtet. Schnell ist der passende Namen gefunden: Füerstraude (Feuerstraße). Mit dem Ende des Erzbergbaus ist es wohl auch mit der Füerstraude vorbei, die Gastarbeiter verlassen Bad Ledde.

Während des 1. Weltkrieges von 1914 -1918 ist das Haus dann Lazarett für fünfzig Verwundete, die hier untergebracht und gepflegt werden. Dr. Simon aus Westerkappeln ist für die medizinische Behandlung zuständig. Obwohl A.B. Hannig-brick 1911 gestorben war, gibt es Briefe von Soldaten, die sich bei Hannigbrincks für die gute Pflege bedankt haben. Das Haus muss demnach weiter (von H. als Pächter?) bewirtschaftet worden sein. Eine Zeitzeugin berichtet von einer Doppelhochzeit, die 1919 "auf Hannigbrinck" gefeiert wurde, und bei der sie als Kind durchs Fenster geguckt hat. 1928/29 werden Festsaal und Säulengang abgerissen. Herr Hollenberg (Danebrock 7) berichtet, dass sein Vater beim Abriss geholfen hat. Einige Säulen wurden als Fundament beim Bau von Hollenbergs Scheune verwendet und sind heute noch zu erkennen. Und auch der Wetterhahn, der einst den Festsaal zierte, dreht sich heute noch auf dem Dach der Scheune. Er ist also schon hundert Jahre alt - alle Achtung!
Ledde Buch: Ledde, eine Dorfchronik

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 Briefkopf Bad Ledde
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Briefkopf des Schwefelbades Ledde bei Velpe
 

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1937 pachtet Familie Langehenke das Anwesen.
1939 kauft A . Bischof Haus und Stallgebäude.
1945 wohnen 14 Familien in dem ehemaligen Kurhaus. Die Männer arbeiten überwiegend im Bergbau.
1990 brennt das Wohnhaus völlig ab. Ein neues Zweifamilienhaus wird errichtet. Nur die "Villa" (das
ehemalige Verwaltungsgebäude, die Reste der Kegelbahn,einer der drei Teiche und die große Scheune
erinnern an vergangene Zeiten.

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Wasserversorgung im Tecklenburger Land einst und heute  
  Auszug aus dem Buch von von Hugo Strothmann (Autor),  

 

.Bad Ledde
Das Schwefelbad Ledde stand ehemals im Bereich der Windmühlenstraße Abzweigung Danebrocker Esch. Heute befindet sich dort das neue Wohnhaus Bischof, nebenan steht noch das alte Stallgebäude. Es hatte früher mehrere quer stehende Satteldächer, da die Kehlen jedoch immer undicht wurden, hat man das ganze Gebäude mit einem Satteldach versehen. Auf alten Postkarten ist das Gebäude noch mit den querstehenden Satteldächern zu sehen. Ebenfalls sind noch die Reste der ehemaligen Kegelbahn, der Teich und das Verwaltungsgebäude sowie kleine Nebengebäude vorhanden. Ein Problem bestand darin, daß im Bereich des Schwefelbades kein geeignetes Trinkwasser war. Auch die Tiere tranken das Wasser nur mit Widerwillen.

Wasserversorgung im Tecklenburger Land
Wasserversorgung
im Tecklenburger Land
 

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Um aber an gutes Trinkwasser zu kommen, hat man eine Quelle gefaßt, die etwa 300 m oberhalb des Wohnhauses Schwarze, Windmühlenweg 50, im dichten Fichtenwald entspringt (Quelle vom Danebrocksbach, südöstl. der Einmündung Danebrock in die Windmühlenstr.). Von hier aus wurde eine 1,3 km lange Stahlleitung verlegt. Um 1975 ist die alte Leitung durch eine 2-Zoll-Kunststoffleitung ersetzt worden. Bis 1991 nutzte man das Quellwasser als Trinkwasser, noch heute dient es zur Gartenbewässerung und zum Tränken der Tiere. Die Bewohner des Wohnhauses werden aus der zentralen Wasserleitung versorgt.

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Seite 138
Geschichtliches zu Bad Ledde -


Auf dem Hof Hannigbrinck wird eine Schwefelquelle mit heilender Wirkung gewesen sein, die nur der umliegenden Bevölkerung bekannt war und gelegentlich genutzt wurde. Um 1880 beantragte Ernst-August Hannigbrinck die Errichtung eines Schwefelbades. Da die Quelle nicht genügend Wasser lieferte, sind zwei Schachtbrunnen ins Schiefergestein niedergebracht worden. Um das Einbrechen des losen Gesteins zu verhindern, hat man die Brunnen mit Natursteinen ausgekleidet. Sie sollen einen Durchmesser von 1,80 m und eine Tiefe von 12 m gehabt und den Namen "Hermannsquelle" getragen haben. Ein Brunnen wurde später durch den Saalbau überbaut. Die feierliche Eröffnung fand am 14. Mai 1882 statt, zunächst konnten nur 10 bis 12 Kurgäste untergebracht werden. Der Tagessatz lag bei 3 Mark, jedes Schwefelbad kostete 50 Pfennig.

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Wasseranalyse der Hermannsquelle Bad Ledde um 1904. Deutsches Bäderbuch von 1907,
Verlag von J.J. Weber, Leipzig.
 

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Seite 139
Die sechs Eichenbadewannen waren im Badehaus in Einzelkabinen aufgestellt. Das Badewasser hat man in den Wannen durch direkt einströmenden Dampf (mit einer Dampf-Lanze) erwärmt. Die Bäder sollten Gicht, rheumatische Leiden, Ausschläge, Flechten usw. lindern. Die Kuren fanden in der Zeit vom 15. Mai bis Ende September statt. Infolge eines Brandschadens im Jahre 1904 konnten nur noch 600 Bäder (1903 waren es schon 1503) verabreicht werden.

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  Seite 140  
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Schwefelbad Ledde
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Schwefelbad Ledde
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Das Schwefelbad Ledde in seinen guten Jahren

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Bad Ledde bei Velpe um etwa 1890 - Postkarte Howe
 

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Nach dem Brand ist das Schwefelbad wieder aufgebaut worden. Neben dem Hauptgebäude gab es 1906 auch noch eine Kornbrennerei sowie ein Stallgebäude, wo gleich die Abfälle der Kornbrennerei an die Schweine verfüttert wurden. Wahrscheinlich war auch reichlich Milchvieh vorhanden, denn man betrieb dort eine eigene Meierei. Die Gebäude rechts auf der Postkarte von 1885 sollen die Badehäuser gewesen sein.

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Schwefelbad Ledde

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Diese Postkarte zeigt das Schwefelbad in seiner ganzen Pracht. Postkarte: Archiv IVD
 


 
Dahinter ist das Stallgebäude mit den querliegenden Satteldächern zu sehen. Dieses Gebäude steht noch heute, hat jedoch, wie beschrieben, ein Satteldach bekommen. In der Mitte der Postkarte ist das Hauptgebäude abgebildet mit der Veranda und dem Eingangsportal. Das Gebäude links neben dem Hauptgebäude (mit den zwei Türmchen) beherbergte den Gesellschaftssaal, in dem oft Tanzveranstaltungen stattfanden. Vorn links ist das kleine Wohnhaus zu erkennen, in dem später der Verwalter der Georgsmarienhütte wohnte. Auf dem unteren Teil der Karte -Gartenansicht- sieht man den noch heute vorhandenen Teich sowie die zum Teil noch existierende offene Kegelbahn. Dieses Gebäude ist in einem baufälligen Zustand, steht aber unter Denkmalschutz. Das frühere Verwaltungsgebäude gehört heute der Familie Bernd-Dieter und Reinhild Haskamp. 1905 stieg die Zahl der Kurgäste auf 112. Im Jahrew 1903 betrug sie 70, im Jahr darauf (1904) waren es nur 40, bedingt durch den Brandschaden. Nach dem Brand ist das Schwefelbad wohl zu pompös wiedererstellt worden. Die Belastungen waren dadurch sehr hoch.
Wasserversorgung im Tecklenburger Land
 
 
Alter Werbeprospekt vom Bad Ledde.
 


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Schwefelbad Ledde

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Hermann Nietiedt kutschierte einst mit dem Gespann von Hannigbrink die Gäste von und zum Bahnhof Velpe, 1903. Foto: Walter Nietied - Seite141
 


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Schwefelbad Ledde

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Seite 142 - Das Genesungsheim "Bad Ledde" des Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenvereins um 1916.
Postkarte: Archiv IVD
 

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Schwefelbad Ledde

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Das Hauptgebäude um 1985 Foto: Bischof
 


spacer Da die Ergiebigkeit der Quellen nachließ, angeblich durch den Erzabbau, verkaufte 1908 der Besitzer das Anwesen an den "Georgs-Marien Bergwerks- und Hütten-Verein A.G.". Im ersten Weltkrieg nutzte man das Gebäude als Lazarett für verwundete Soldaten. Einen Teil des Haupthauses und das Stallgebäude des ehemaligen Ledder Bades kaufte 1939 die Familie August Bischhof. Durch mündliche Überlieferungen weiß Wolfgang Huckriede, daß 7 Brunnen auf dem Grundstück gewesen sein sollen. Zwei davon habe man beim Überfahren vor dem Bau des neuen Hausesgefunden. Die Eichenbohlen, mit denen die Brunnen abgedeckt waren, hatten nachgegeben, darauf wurden die Brunnen verfüllt. Beim Abbruch des abgebrannten und beim Bau des neuen Hauses fand man noch drei Brunnen und hat sie ebenfalls verfüllt. Ein Brunnen befindet sich noch heute etwa 28 m vom neuen Wohnhaus entfernt in südöstlicher Richtung und ein zweiter östlich des Neubaus in der Wiese. Beide sind mit Deckeln und Erdreich abgedeckt. Die Brunnen waren aus Naturstein-Schiefergestein hergestellt. spacer


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Brand im alten Schwefelbad in Ledde

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143 - Das Hauptgebäude wurde am 6.8.1990 ein Raub der Flammen. Foto: Bischof
 

spacer Bei Ausschachtungsarbeiten stellte man fest, daß alle Brunnen untereinander mit Rohrleitungen verbunden waren. Es hat den Anschein, als sei der Brunnen, der in östlicher Richtung des Hauses stand, ein Sammelbrunnen gewesen, dem durch eine Heberleitung das Wasser aus den anderen Brunnen zufloß. Aus dem Sammelbrunnen wurde das Schwefelwasser für das Bad gefördert spacer

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 Kegelbahn

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Seite 144 - Reste der damaligen Kegelbahn (östlich an der Windmühlenstr.), im Jahr 1998. Sie soll heute unter
Denkmalschutz stehen. Foto: Strothmann
 

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Anmerkung:

Die letzten Informationen bekam ich von Luise Bischof, Elfriede Hannigbrink, Wolfgang Huckriede, Walter Nietiedt sowie Herbert Becker.

Legende zur Karte mit den 7 Brunnen:
Brunnen 1 - die Lage ist nicht bekannt.
Brunnen 2 + 5 wurden vor dem Brand 1990 verfüllt.
Brunnen 3 + 6 wurden nach dem Brand 1990 verfüllt.
Brunnen 4 ist mit einer Schlackenbetondecke und Boden abgedeckt.
Brunnen 7 ist mit einer Betonplatte und Boden abgedeckt.
Brunnen 4 - die Bemaßung ist richtig. Die Bemaßungen der anderen Brunnen sind nicht bindend, sondern wurden nach mündlichen Überlieferungen vorgenommen.

Ledde, den 24.2.2001 W. Huckriede / H. Strothmann

Karte (
Die Karte ist unscharf, sie wurde daher nicht übernommen) Die ungefähre Lage der 7 Brunnen. Zwei davon sind noch heute vorhanden.

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Links:

 
  Westf. Nachrichten - WN Westfälische Nachrichten - https://www.wn.de/
Ibbenbürener Vplkszeitung - https://www.ivz-aktuell.de/ zeit.punktNRW
zeit.punktNRW - https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/titleinfo/14563497
 

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Aktualisiert/Update06-05-2023
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