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Zeichnung von August Dorfmüller - Ibbenbüren 1844
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Die Apostelbilder und die Stifterbilder von Ibbenbüren - Von Werner Suer
Eine Zusammenstellung der bisherigen Erkenntnisse
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spacerVermerk

Apostelbilder:
Hiermit bezeichnen wir die 12 Apostelbilder ohne Stifternamen, sie sind im Besitz der katholischen Kirche (vgl.
Broschüre: Die Bilder der zwölf Apostel im Pfarrhaus St. Mauritius)

Stifterbilder:
(vgl. Buch: Die Stifterbilder in der Christuskirche, Dr. Salaschek, Josef Bröker) Diese 15 Apostelbilder mit den
Namen der Stifter versehen, hingen mit Unterbrechungen bis zum Beginn der Renovierungsarbeiten 2012 in der
Christuskirche.

Fettdruck = Hervorhebung durch W. Suer
Zeittafel
1523 wurde der Grundstein für die heutige Christuskirche gesetzt.
1675 bis 1717 Notkirche in der Brumley
1722 Fachwerkkirche St. Mauritius
1831 Weihe der heutigen Kirche St. Mauritius

spacer1) Urkunden im Landeskichlichen Archiv Bielefeld (Bauakte 3119)
Transkription Mönninghoff / Suer
Trockels, Pfarrer

Betrifft den Verkauf alter Bilder (Stifterbilder)
Ibbenbüren, den 28. November 1883 Gn. gg. Niem. Gn. gz. Becker
An der alten Orgelbühne in der hiesigen evangelischen Kirche saßen 17 Bilder in Eichenholz-Rahmen, meist
Aposteldarstellungen.


Nach Wegräumung der alten Bühne sind die Bilder jahrelang in der Sakristei aufbewahrt worden. Die Gemeinde hatte keine Verwendung für dieselben und kann sie nun für 120 M verkaufen. Die Bilder sind in früherer Zeit von hiesigen Anstreichern, wie die Rede geht, in Öl gemalt und von Colonen der damals noch katholischen Kirche gestiftet worden. Sie stammen angeblich aus der Zeit um 1600.

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Wenn nun sich darunter (wohl kaum) ein verkanntes Kunstwerk befindet und die Bilder wohl nur den Werth anständiger Handwerksarbeit haben dürften, so beansprucht doch niemand aus den beiden Gemeinde-Vertretungen den Besitz eines durchaus maßgebenden Urtheils in dieser Sache. (es gibt keine Expertise über die Bilder) Genannte Vertretungen nun beauftragten in einer berathenden Versammlung den gehorsamst Unterzeichneten, bei dem Königlichen Consistorium anzufragen, ob dem Verkauf der Bilder, welche die Gemeinde sonst durchaus nicht verwerten kann, etwas im Wege steht, resp. ob bei einer erforderlichen Prüfung durch Sachverständige das Königl. Consistorium der Gemeinde Rath und Wege angeben könne.
In der Hoffnung einer gütigen Berücksichtigung dieser Darlegung fragt eines Hochwürdigen Königlichen Konsistoriums ganz gehorsamster Pfarrer Trockels.
Marginalien zum beabsichtigten Verkauf der alten Bilder
Lengerich, den 30.11.1883
Gesehen und weitergereicht
Der Superintendent Unterschrift Münster, 4. Dez. 83
an den Herrn Pfr. Trockels, Hochehrwürden, Ibbenbüren
p.c. des Herrn Sup. Kobmann, Hochwürden, Lengerich

Auf das anfragende Schreiben vom 28. d. Mts., den Verkauf von Bildern der dortigen Kirche betreffend, erwidern wir, daß es uns nach dem Gesetz vom 3. Juni 76 nicht zusteht, ohne Genehmigung des Herrn Ministers der (Inneren) Angelegenheiten, in den Verkauf der erwähnten Bilder einzuwilligen, und daß ein Antrag auf Genehmigung (des Verkaufs) ohne Gutachten eines Sachverständigen zwecklos sein würde.
Es wird also zunächst ein solches Gutachten zu erwirken sein, wobei sich bei der Geringfügigkeit des Angebots empfiehlt, die gnt Bilder. ruhig stehen zu lassen, bis etwa gelegentlich die Bilder dem Urtheil eines Sachverständigen unterstellt werden können.
Das Königl. Consistorium in Münster 4.12.83



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2) Wilfried Knebel 2012, (zitiert und von ihm genehmigt)
Die Amtszeit von Pastor Wilhelm Knebel in Ibbenbüren war von 1931 bis 1974. Das Dach des alten Gemeindehauses von 1830 an der Schulstraße (ab ca. 1885 evangelische Höhere Töchterschule und später Stadtkindergarten) wurde bei den Kämpfen un Ibbenbüren 1945 durch Granatenbeschuss beschädigt. Bei der notwendigen Dachreparatur 1945 sind die Stifterbilder entdeckt worden. Niemand hatte eine Ahnung gehabt, nichts war überliefert worden. Sie lagen auf dem hinteren Dachboden, einem großen Saal. Dieser hatte ein hölzernes Tonnengewölbe, das Dach hatte eine Deckung mit kleinen dunklen Dachziegeln. Durch eindringenden Regen waren die Bilder durchnässt, verschmutzt und verblaßt. Pastor Wilhelm Knebel holte die Bilder und brachte sie in das Pfarrhaus an der Kanalstr. Nach einer Reinigung hat er sie dort auf dem Dachboden gelagert. Er hatte kein großes Interesse an den Bildern, denn er hielt sie nicht für wertvoll, sondern für Bauernmalerei. Jedoch empfand er es als seine Pflicht, die Bilder aufzubewahren. Sein ältester Sohn Wilfried Knebel und sein Bruder spielten mit den Bildern auf dem Dachboden und bauten sich daraus Buden. 1949 wählte Pastor Knebel zwei Bilder aus, um sie beim Landeskonservator in Münster begutachten zu lassen. Nach Genehmigung durch den Kirchenrat fuhr der Pastor mit dem Bauunternehmer Karl Schäfer mit dessen Mercedes nach Münster zum Landesmuseum. Nach dem Urteil der Fachleute in Münster wurde den Bildern kein großer Wert beigemessen, außerdem waren sie stark renovierungsbedürftig. Der Pastor war mit dem Urteil der Gutachter nicht zufrieden. Eines Tages kam der Malermeister Walter Kersting aus Münster, der mit der Familie Knebel befreundet war, nach Ibbenbüren. Er hat sich die Bilder angesehen und zwecks Renovierung mit nach Münster genommen. Er hatte einen guten Ruf als Malermeister und Fachmann für Restaurierungen von Bildern. Nach einem Jahr bekam der Pastor die fertigen Bilder zurück, sie waren gereinigt und erstrahlten in neuem Glanz, es war reichlich Farbe aufgetragen worden. Pastor Wilhelm Knebel war nicht ganz glücklich über das Ergebnis und meinte "ob der Kersting wohl was dazu gemalt hat ?" Die Tafeln kamen dann auf den Spitzboden der ehemaligen Garage am Pfarrhaus und der Pastor hat sie in Stroh und Tücher eingewickelt. Nachdem 1955 das alte Gemeindehaus an der Schulstraße abgebrochen war, entstand hier 1956 das neue Gemeindehaus. Die Stifterbilder wurden dann im neuen Gemeindehaus aufgehängt. Sie sollten zu einem späteren Zeitpunkt in die Kirche gelangen, das lehnte Pastor Knebel jedoch ab.
Es war etwa 1962, da kam sein Amtsbruder, Pastor Bastert und sah sich die Stifterbilder an. Er setzte sich dafür ein, dass sie wieder in die Kirche kommen. Sie schmückten danach die Stirnwand der Orgelempore. Um 1965 gab es ein Gespräch zwischen Pfarrer Heufers und Pastor Knebel, der die Bilder der katholischen Kirche anbot, weil sie der damals noch katholischen Kirche von katholischen Colonen und Bürgern gestiftet worden waren, daraus wurde jedoch nichts. Sie blieben in der Christuskirche bis zum Umbau mit der Entfernung der Empore 1967/ 68. Danach fanden sie ihren Platz in den Seitenschiffen und im Chorraum. 2012 hat man sie wegen der aktuellen Renovierungsarbeiten ausgelagert.



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3) Gespräch W. Suer mit Pastor Johannes Lammers 2010 (zitiert und von ihm genehmigt) Die Apostelbilder sind aus dem 17. Jahrhundert, etwa 1650 bis 1690. Sie entstammen dem Umfeld von Peter Paul Rubens, gemalt von Rubens-Schülern und sie gehören zur "Flämischen Schule". Sie stammen von verschiedenen Malern und sind von hoher Qualität. Der Bruder von Pastor Lammers fand die Apostelbilder 1969 auf dem Dachboden des katholischen Pfarrhauses, sie schmückten wohl bereits die alte Fachwerk-Kirche Es gab einen Leitz-Ordner "Inneres der Kirche u. des Pfarrhauses", darin sind vom Landesmuseum Münster Expertisen gefertigt anläßlich der Restaurierung der Bilder. Auf der Rückseite eines Bildes findet sich der Restaurierungs-Vermerk "restauro et renovo 1971 CH." In diesem Gutachten werden auch die Attribute der Apostel erläutert. Der Ordner ist nicht auffindbar, er ist nicht im Kirchenarchiv u. nicht bei Pastor Elpers.
Das Bild des Apostels Siemon hat Pastor Lammers bei einem Restaurator in Rheine in Auftrag gegeben, die Arbeit war nicht ganz überzeugend, die anderen Bilder wurden in 1971 Münster restauriert.



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4) Frau Dr. Salaschek
Frau Dr. Salaschek hat im Internet mehrere Stiche aus Augsburg gefunden, die Vorlage sein könnten für die Stifterbilder. Sie hält die Stifterbilder für qualitätsvolle Arbeiten, sie betont die ausdrucksvollen Gesichtszüge.
Sie hält den Zyklus für so bedeutend, daß sie ein ganzes Buch über die Stifterbilder in der Christuskirche geschrieben hat.
Sie schmückten die Stirnwand der Orgelempore in ihrer ganzen Breite bis zur Entfernung der Empore 1967.
Zitat aus ihrem Buch "Die Stifterbilder" auf Seite 79
"Auch die Apostelbilder der Christuskirche zu Ibbenbüren entstammen einer Vorlagenserie, wie Vergleiche mit weit auseinander liegenden Kirchen von Kärnten bis zum Oldenburgischen zeigten. So geben uns die Bilder über ihre eigentlichte Thematik hinaus noch heute Einblick in die Kulturgeschichte der Zeit von vor über 250 Jahren".



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5) Gemeinsames Gespräch am 21.6.2012
Anwesend
Pastor Lemanski, Pastor Ströver, Pastor Lammers, Wilfried Knebel, Karl-Heinz Mönninghoff, Frau Leesmann, Werner Suer

Pfarrer Lemanski begrüßte die Teilnehmer/ die Teilnehmerin der Gesprächsrunde. Ziel des heutigen Gesprächs war es, mehr über die Geschichte der Apostelbilder der Mauritiuskirche und der Stifterbilder der Christuskirche herauszufinden. Man war sich darin einig, dass der Bilderzyklus "Apostelbilder" zweifellos einen hohen künstlerischen Wert hat.



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6) Werner Suer
Die Stifterbilder
Die Entstehung der Stifterbilder kann lokalisiert und datiert werden. Die Stifter haben laut Josef Bröker von 1618 bis 1633 in Ibbenbüren gelebt. Die Bilder könnten 1674 zur Zeit der Reformation aus der Kirche entfernt worden sein.
Die Stifterbilder haben eine große Bedeutung für die Stadtgeschichte.
Die Stifter waren angesehene, bedeutende und vermögende Bürger und Bauern von Ibbenbüren, die in zahlreichen Urkunden nachgewiesen sind ("Ibbenbürener Familiennamen", Bröker). 1883 sollten die Bilder verkauft werden (Archiv Bielefeld), der Verkauf kam nicht zustande, und sie gelangten wohl kurz danach in das alte evangelische Gemeindehaus an der Schulstr., das laut Urvermessung um 1830 gebaut wurde. Dort lagen sie vermutlich von 1883 bis 1944 und waren sicherlich vergessen worden.
Die Stifterbilder sind nicht bei Ludorff erwähnt in seinem Buch "Bau- und Kunstdenkmäler im Kreis Tecklenburg" von 1907, weil sie zu dieser Zeit nicht mehr in der Kirche waren.
Die Apostelbilder
Die Apostelbilder sind vermutlich vor Cremanns Amtszeit angekauft worden, möglicherweis stammen sie aus dem Kloster Gravenhorst. Sie waren wohl schon in der Fachwerkkirche. Weil sie bereits der Kirche gehörten, hat Pastor Cremann sie nicht als Ausstattung für die neue Kirche erwähnt, er erlebte den Abbruch der alten u. den Bau der neuen Kirche. Es sind bis heute keine urkundlichen Überlieferungen zu den Apostelbildern bekannt. (Vgl. Cremann "Die Geschichte der Mauritiuskirche")

Autor
Werner Suer 2012






Zur Geschichte der Stifterbilder in der Christuskirche Ibbenbüren,
von Helga Leesmann


spacer1618 - 1633 Entstehung der Bilder vgl.
Josef Bröker in " Die Stifterbilder in der Christuskirche
Sicherlich wurden sie dann auch in der Kirche an der Orgelempore aufgehängt.
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spacer1674 wurde die Kirche der reformierten Gemeinde zugesprochen. Es ist zu vermuten, teilweise auch bewiesen,
dass es zu radikalen Umbaumaßnahmen kam:Seitenaltar entfernt? Verbleib der Bilder? Monstranz ? …
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 1846 Stadtbrand - große Schäden in der Unterstadt
1851/53 Der teilweise zerstörte Kirchturm erhält zwei neue "Etagen"
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spacer1859/ 60 Umbaumaßnahmen :
Abriss der alten Empore und Neubau einer neuen u-förmigen Empore
neues Kirchengestühl etc.Pastor Trockel erwähnt 1883 in einem Brief, dass die Stifterbilder vor dem Umbau von
der Orgelempore abgenommen wurden.
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spacer1883 Die Kirchengemeinde möchte die Bilder für 120 Mark verkaufen.
"Bilder, die jahrelang in der Sakristei aufbewahrt wurden" "Die Gemeinde hat keine Verwendung für dieselben"
(P. Trockel in o.g. Brief )
Der Verkauf wurde vom königlichen Konsortium in Münster nicht genehmigt.
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spacer1902 größere Umbaumaßnahme: Altar, Taufstein
die Bilder werden nicht erwähnt
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spacer20/30 Jahre Umbaumaßnahmen werden vermutet, sind aber nicht konkret bewiesen
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spacer1944 Das ev Gemeindehaus an der - damals noch - Schulstraße wird zerstört, Pastor Knebel entdeckt die Bilder, säubert und trocknet sie und bringt sie dann im Pfarrhaus auf dem Dachboden unter.
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 1949 Pfarrer Knebel lässt 2 Bilder vom Landeskonservator in Münster begutachten, das Ergebnis ist niederschmetternd.
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spacer1950? 1955 ? Die Bilder werden von dem Maler Walter Kersting in Münster überarbeitet - wohl sehr laienhaft. Kommentare dazu:
Die Bilder waren kaum wieder zu erkennen ( Wilfried Knebel)
Na ja, mit Farbe hat er nicht gespart. ( Pastor Wilhelm Knebel)
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spacerDie Bilder werden von Pfarrer Knebel notdürftig verpackt auf dem Dach seiner Garage/ des Schweinestalls (in der Wehme) untergebracht.
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spacerPastor Bastert (ev. Pfarrer ) sieht die Bilder und sorgt dafür, dass sie wieder in die Kirche kommen und an der Orgelempore angebracht werden. Dort hängen sie bis zu den nächsten Umbaumaßnahmen 1967/68
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spacer1968 Im Rahmen umfassender Renovierungsarbeiten wurde die Orgelempore - traditioneller Platz von Apostelbildern - abgerissen. Die Bilder finden ihren neuen Platz an den Seitenwänden der Kirche und im Chorraum.
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spacer2012 Die Kirche wird renoviert - die Bilder werden abgehängt.
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Links zum Thema:  
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spacerDie Stifterbilder in der Christuskirche - Google Bookshttp://books.google.de/books/
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Info zum Thema: 
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Die Stifterbilder in der Christuskirche
- Sunhild Salaschek (Autor), Josef Bröker (Autor)

Gebundene Ausgabe: 80 Seiten
Verlag: historischer verein ibbenbueren (1993)
ISBN-10: 3921290724
ISBN-13: 978-3921290729
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Foto Seite oben - Zeichnung von August Dorfmüller - Ibbenbüren 1844



© Förderverein Stadtmuseum Ibbenbüren e. V.
Breite Straße 9 - 49477 Ibbenbüren
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Aktualisiert/Update 16.05.2018
www.stadtmuseum-ibbenbueren.de
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