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wurde hier eine Burg erbaut. Damals standen die Grafen von Tecklenburg auf der Höhe ihrer Macht. Es gehörte sogar die Grafschaft Schwerin zu ihrem Territorium. 1356 jedoch verkaufte Graf Nikolaus I. das fernliegende Gebiet

spacer Broschüre - Ibbenbüren UND DAS TECKLENBURGER LAND  

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1958
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 12 - 1958
Ibbenbüren- Die Entstehung der Dörenther Klippen
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Ibbenbüren - Die Entstehung der Dörenther Klippen Ein, wenn nicht sogar der anziehendste Punkt bei Ibbenbüren sind die Dörenther Klippen, von deren Entstehung wir nachstehend berichten. Viele Jahrtausende, vielleicht Jahrmillionen vor der Eiszeit traten in unserer Heimat furchtbare Erschütterungen ein. Das weite Münsterland brach tief ein. Bei dem Absinken wurden die an den Rändern liegenden Gesteinsmassen herauf gedrückt. In unserer Heimat entstanden durch diesen Druck drei Gebirgsketten, nämlich der Teutoburger Wald, der Pläner-Kalkrücken und der Schafberg. Am Rande des Teutoburger Waldes preßte der Seitendruck gewaltige Sandsteinfelsen heraus, die Herkensteine bei Leeden, die Hexenküche und den Heidentempel bei Tecklenburg, den Blücherfelsen bei Brochterbeck und die Dörenther Klippen.
Diese Sandsteinbänke wurden durch Kieselsäure nur locker zusammengefügt. Die vielen Wassermassen, die ehemals viele Jahre hindurch diese Felsen umschäumten, haben die weichen Sandmassen ausgewaschen und dabei die festeren Teile zu phantastischen Felsformen, wie wir sie im "Hockenden Weib" ausgeprägt finden, umgeformt.

 


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1959
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Ibbenbüren UND DAS TECKLENBURGER - LAND

Nr. 1 - Januar 1959 - 2. Jahrgang
Hrsg. Verkehrsverein Ibbenbüren e. V.

Druck: IVD bbenbürener Vereinsdruckerei GmbH


Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand

 
Ibbenbüren
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 1 - 1959
Mettingen
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Mettingen - Am nördlichen Steilhang des Schafberges liegt Mettingen in anmutiger Hügellandschaft unseres Tecklenburger Landes. Mit seinen mehr als 8500 Einwohnern ist Mettingen einer der größten Orte des Kreises. Der Anblick dieses alten Töddendorfes verrät wohlhabende Gepflegtheit. Charakteristisch für Mettingen sind seine stilechten Töddenhäuser, die Tecklenburger und holländische Bauweise in sich vereinen. Mettingen ist der Geburtsort führender deutscher Kaufmanns-Geschlechter und der Kaufmannsgeist, der diesen Firmen den Erfolg brachte, ist auch heute noch in seinen Geschäften und Unternehmen zu Hause.Hier sei besonders die Kornbrennerei und Preßhefefabrik C. Langemeyer genannt, deren Erzeugnisse weit und breit besten Ruf genießen. Abseits der Straße von Mettingen nach Westerkappeln liegt, umgeben von Parkanlagen und Gärten das Haus Langenbrück, ein Rittergut, in dem im 15., 16. und 17. Jahrhundert die "von Langen", "von Ledebur" und "von Grävemeier" auftraten. Aus dem Oberhof hat sich das Herrenhaus Langenbrück entwickelt, das seit 1928 im Besitz der Familie Brenninkmeyer ist.
Das Haus Langenbrück hat manche frohe aber auch schwere Zeit überstanden, so berichtet die Geschichte: "Als der Magister Gülich, Prediger an der Sankt-Katharinen-Kirche zu Osnabrück auf dem Gut (Langenbrück) dem kranken Droste zu Tecklenburg das Abendmahl bringen wollte, wurde er samt seinem Küster in der Kappeiner Landwehr angefallen und nach Fürstenau verschleppt und dort 14 Tage gefangen gehalten." Aus dieser Zeit stammt noch der Ausspruch: "Use Herrgott, beware us faör Krieg, Hungersnaut un Pest, faör kaputte Holsken, faör Locker in dei Strümpe un faör dat Gericht in´Fürstenau."

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 2 - 1959
Westerkappeln
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Westerkappeln - Als zur Zeit Kaiser Karls des Großen die Missionierung unserer Heimat begann, gehörten die dem Christentum gewonnenen Bewohner hiesiger Gebiete zum Osnabrücker Dom. Wegen der Entfernung der Anmarschwege und dem steten Wachsen der Gemeinde wurden etwa drei Wegstunden von der Mutterkirche entfernt Tochterkirchen errichtet. Eine Kapelle im Osten (Osterkappeln) und die Kapelle im Westen, die Kirche zu Westerkappeln. Sie ist somit eine Urpfarre des Osnabrücker Domes und begegnet uns erstmals im Jahre 1050. In ihrem romanisch - frühgotischen Stil ist sie das wertvollste Baudenkmal unseres Kreises.Ein noch älteres Denkmal aus grauer Vorzeit bereichert die Westerkappelner Umgebung. Es sind die Sloopsteene, die beweisen, daß schon der Steinzeitmensch in unserer Heimat lebte. Auch nach seinem Glauben war das Leben nach dem Tode ewig, und aus diesem Grunde baute er die unvergänglichen Grabstätten mit Findlingen, wie wir sie in den Sloopsteenen vorfinden. Weitere Sehenswürdigkeiten nahe Westerkappeln sind das Haus Langenbrück, das Haus Velpe und Haus Cappeln mit Festsaal. Durch die traditionellen Pferderennen zu Pfingsten jeden Jahres auf der Rennbahn Haus Cappeln ist der Name Westerkappeln in der weiten Umgebung bekannt.

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 3 - 1959
Hopsten
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Hopsten
Im Nordwesten unseres Kreises liegt das alte Töddendorf Hopsten, das in alten Urkunden Hopseten geschrieben wird, was so viel wie Sitz bedeutet. Es wird überragt von dem eigenwilligen Turm seiner im Jahre 1727 erbauten Barockkirche, deren Baupläne, vor allem die des Turmes, von dem großen Barock-Baumeister Schlaun korrigiert wurden. In dieser Gemeinde wirkte Wilhelm Emanuel von Ketteler, der spätere Bischof von Mainz, in den Jahren 1846 bis 1849 als Pfarrer. K. war 1848 Abgeordneter des Tecklenburger Landes zur Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche.
Nicht immer gehörte Hopsten zum Tecklenburger Land. So führte 1400 ein jahrelanger Streit der Landesherren dazu, daß Hopsten an das Hochstift Münster abgetreten wurde. Hierdurch entstand dann die selbständige Gemeinde Hopsten. 1813 kam es jedoch wieder zum Kreis Tecklenburg zurück. Alte Urkunden lassen darauf schließen, daß hier in früheren Jahrhunderten Leinen gewebt wurde. Ein besonders begehrter Artikel war die Hanfleinwand, die das Dorf 1756 zu einer Blüte geführt hat. Ein Teil der Leinwand, der nicht zum eigenen Bedarf benötigt wurde, wurde im Hausierhandel verkauft. Hieraus entwickelte sich dann im Laufe der Zeit das Töddentum. Die Tödden brachten ihre Waren in der Hauptsache in Norddeutschland und in Holland zum Verkauf. Diese wandernden Händler, von denen einigen besonderer Erfolg beschert war, gründeten in verschiedenen Städten ihre Niederlassungen, aus denen sich im vorigen Jahrhundert einige zu namhaften Kaufhäusern entwickelt haben. Wenn Hopsten auch nicht das einzige Töddendorf des Tecklenburger Landes ist, so hat es aber den Charakter als solches am meisten bewahren können.

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 4 - 1959
Ibbenbüren - Loismanns Botanischer Garten vor 30 Jahren
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Ibbenbüren- Loismanns Botanischer Garten vor 30 Jahren.
Viele unserer Leser haben den Botanischen Garten auf dem Bauernhof Loismann in Dörenthe sicher schon besucht oder zumindest von ihm gehört. Der verstorbene Heimatschriftsteller, Lehrer Emil Frank hat vor dreißig Jahren mit dem Gründer des Gartens einen Rundgang durch die Anlagen gemacht, die damals unter der fachkundigen Hand des naturliebenden Altbauern einen recht gepflegten Eindruck machten.Bauer Loismann ist der Besitzer dieser Sehenswürdigkeit und wohnt in Dörenthe. Der Weg zu diesem idyllischen Fleckchen Erde führt uns durch die Einsattlung des Teutoburger Waldes. Auf der Kammhöhe erblicken wir die Dörenther Klippen, deren schönstes Stück das vielbesuchte Hockende Weib ist. In der Ferne schimmert das Band des Dortmund-Ems-Kanals. Sirenen zerschneiden gellend die Stille, ein Zug Kähne wird von einem kleinen Dampfer zu Tal geschleppt. Rechts vom Wege liegt das Ziel unserer Wanderung, Loismanns vielgerühmter botanischer Garten, den so wenige kennen. Seine Entstehung verdankt dieser Garten dem Dortmund-Ems-Kanal, der sehr guten Gartenboden zutage förderte.
Mit Fleiß ging der Besitzer ans Werk und schaffte nahe an seinem Hof den köstlichen Garten, dem anläßlich einer Tagung in Münster bekannte Fachleute einen Besuch abstatteten. Die Schönheit dieses Gartens wird jeden ansprechen. Da träumt der kleine Goldfischteich halb versteckt zwischen blauen und gelben Schwertlilien. Dunkle Tannen schauen ernst auf den klaren Spiegel des Teiches. Bänke aus weißen Birkenstämmen laden zum Sitzen ein. Welch lieblicher Wechsel von Nutz- und Zierpflanzen! Darunter befinden sich viele, die man noch nie in unseren Breiten sah. Verschiedene Erdbeerarten laden im Sommer zum Genusse ein. Weisser Ginster schüttet seine Blütensterne über den Weg. Ein schmaler Pfad führt zwischen Zypressen, Tannen und Kiefern zum Grunde einer tief eingeschnittenen Schlucht, da reckt der Rhododendron seine leuchtenden Rosen. Stolz ragt der Tulpenbaum auf. Da erblicken wir den roten Palmbaum, die Sumpfzypresse, die Schirm-Magnolie und Hunderte verschiedener Arten von Tannen. Dazwischen recken deutsche Eichen, Tannen und Ahorn ihre breiten Kronen. Es ist eine wundervolle Farben-Schattierung von dem hellen Gelb ausländischer Bäume über das satt leuchtende Grün der Eichen bis zum blauschwarzen Dunkel fremder Tannen. Manche Pflanze wollte sich nicht an das deutsche Klima gewöhnen, und es bedurfte unendlicher Mühe und Geduld, um ihr die notwendigen Wachstumsbedingungen zu schaffen. Und das alles hat ein einfacher Bauer ohne jede gelehrte Bildung geleistet. Zäher Fleiß, erlesener Geschmack und hohes gärtnerisches Können haben dieses Werk geschaffen.

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 5 - 1959
Brochterbeck
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Brochterbeck- Die Entstehung Brochterbecks fällt wahrscheinlich in die Zeit der Einführung des Christentums in unserer Heimat. Die Entwicklung des Ortes mag von einem dort gelegenen Herrenhof ausgegangen sein, wo sich der jetzige Hof Schulte - Brochterbeck befindet. Als um das Jahr 800 die Grafschaft Tecklenburg entstand, kam Brochterbeck in den Besitz der Tecklenburger Grafen, die es zu einem Oberhof machten. 1184 verkaufte der damalige Graf Simon diesen Hof mit drei weiteren Höfen (Leeden, Lingen, Mellinghusen) an den Erzbischof von Köln, die jedoch bald darauf als Lehen zurückgegeben wurden. Urkundlich wird Brochterbeck erstmals 1150 als Brotterbike erwähnt und 1204 als Brochterbeke. Es waren die Namen der den Oberhof bewohnenden Ritter. Unter ihnen finden wir auch den Gründer des Klosters Gravenhorst, Conrad II., dessen Tochter Oda hier die erste Äbtissin war. Eine eigene Kapelle begegnet uns erstmals 1198 und von einem selbständigen Pfarramt lesen wir aus dem Jahre 1320. Die den Oberhof bewohnenden Ritter von Brochterbeck sind im 14. Jahrhundert ausgestorben, was wohl zur Folge hatte, daß der Hof auf verschiedene Geschlechter aufgeteilt wurde. In späteren Urkunden ist der Name auch nicht mehr zu finden, wohl aber begegnet uns dann erstmalig der Name Schulte to Brochterbeck.

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 6 - 1959
Bevergern
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Das Städtchen Bevergern, unmittelbar an der Westgrenze des Kreises gelegen, ist reich an alten Erinnerungen.Die Bevergerner Burg, deren Entstehungsjahr sich nicht mehr nachweisen läßt, begegnet uns erstmals im 12. Jahrhundert. Sie war ein Stützpunkt der Tecklenburger Grafen. Kriegerischen Auseinandersetzungen zufolge kam sie jedoch im 14. Jahrhundert zum Hochstift Münster, dessen Landesherr der Bischof war. Durch diesen Besitzwechsel wurde sie somit ein Stützpunkt gegen ihre ehemaligen Besitzer. 1680 fand sie ihr Ende, der friedliebende Fürstbischof Ferdinand II von Fürstenberg ließ sie in diesem Jahr sprengen.Die Gemeinde Bevergern war um diese Zeiten noch ein winziger Flecken. Etwa 90 Bürger zählte man zu Beginn des 15. Jahrhunderts, als die Ortskirche errichtet wurde. Kriege und Unruhen wirkten um 1800 auch auf die Entwicklung Bevergerns hemmend, doch jetzt begann für Handel und Handwerk eine Zeit der Blüte. Unter den besonders stark vertretenen Kaufleuten spielten die reisenden Händler eine besondere Rolle. In der alten Schützengilde bildeten sie z. B. eine eigene Kompanie, die vom Volk die "Herrenschützen" genannt wurden. Heute ist Bevergern als Stadt der Gärtner weit über seine Grenzen hinaus bekannt. Die gärtnerischen Anlagen befinden sich zum Teil auf dem alten Burggelände.

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 7 - 1959
Tecklenburger Land - Von den Bodenschätzen unserer Heimat
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Daß bei Ibbenbüren Kohle gefördert wird, ist weit über die Grenzen unseres Kreises hinaus bekannt und der Ibbenbürener Sandstein hat einen Ruf, der ihn zu einer begehrten Handelsware werden ließ. Die Kohlevorkommen sind aber nicht nur hier bei Ibbenbüren, sie erstrecken sich noch weiter zum Osten. So birgt z.B. der Piesberg bei Osnabrück eine hochwertige Anthrazitkohle. Ihre Förderung mußte jedoch um die Jahrhundertwende eingestellt werden, da die Abwässer den Abbau unrentabel machten, und ebenso wie im Ibbenbürener Gebiet werden auch hier in gewaltigen Steinbrüchen, die die größten Europas sind, Steine gebrochen. Eisenerzvorkommen am Schafberg und am Hüggel waren der Anlaß zur Gründung der Georgsmarienhütte, wie der Friedrich-Wilhelms-Eisenhütte in Gravenhorst, deren Hochofen 70 Jahre in Betrieb war, von 1806 bis 1876. Die Grafen von Tecklenburg ließen schon 1530 am Hüggel nach Eisen graben, sie besaßen sowohl hier wie im benachbarten Osnabrücker Gebiet die Schürfrechte. Auch Friedrich der Große veranlaßte die Eisenerzgewinnung rund um den Schafberg. Inzwischen sind die Förderungen jedoch wegen Unrentabilität eingestellt worden.
Ein Schacht bei Hasbergen schloß 1931 als letzter sein Tore, da die etwa 17prozentigen Vorräte erschöpft waren. Neben den genannten Erzvorkommen wurden in diesem Gebiet Silber und Blei gewonnen. So sagt uns eine Urkunde aus dem Jahre 1035, daß auf dem nahe des Hüggels gelegenen Silberberg Silbererze gewonnen wurden. Doch auch dieser Abbau währte wegen des niedrigen Metallgehaltes nicht lange, wurde jedoch einige Male wiederaufgenommen. Ein letzter Versuch scheiterte 1826. Da die Silbergewinnung nicht den erhofften Erfolg versprach, wollte man 1860 Blei und Zink gewinnen, doch auch dieser Versuch blieb ohne Erfolg, da die Kosten der Anlagen höher waren als der zu erwartende Gewinn.

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 8 - 1959
Tecklenburg - Die Tecklenburg in der Sage
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Die Tecklenburg in der Sage
Über die Tecklenburg gehen allerlei Sagen um. Das Volk begnügte sich nicht mit dem "wir wissen nicht". Es ging in seiner Weise den Dingen nach, bis es glaubte, ihren Anfang gefunden zu haben. Unsere mittelalterlichen Geschichts-schreiber nahmen solche Erzählungen auf und suchten dem Volk glaubhaft zu machen, was die Phantasie ersann. So sollen die Enakiter die Burg erbaut haben. Als Josua sie aus dem Lande Kanaan vertrieben hatte, flohen sie nach Norden und kamen in unser Land. Hier blieben sie eine Zeitlang und lernten dabei deutsche Sprache und Sitte kennen. Im Münsterland wurden sie von einer großen Flut überrascht. Sie ergriffen die Flucht; doch die Flut war schneller als sie. Ihr Untergang schien unvermeidlich. Da, in der höchsten Not rief einer von ihnen: "Tekene de Borg!" (Siehe da, die Rettung!) und zeigte auf ein in der Ferne aufsteigendes Gebirge. Sie eilten dorthin und wurden errettet. Später bauten sie auf jenem Berge eine feste Burg und nannten sie Tekenenborg. Der Schiffsturm soll ein Überrest der alten Enakiter-Burg gewesen sein.
Andere erzählen von der ungarischen Königin Tecla, die aus Furcht vor den Römern ins Land der Germanen floh und sich diese Burg zum Wohnsitz baute. Eine andere Sage gibt eine nicht weniger schöne Erklärung über den Ursprung des Namens Tecklenburg. In früheren Zeiten, so erzählt sich das Volk, lebte ein mächtiger Sachsenherzog. Er hatte drei Töchter: Tekla, Ida und Ravena. Als Heiratsgut ließ er ihnen auf der Höhe des Teutoburger Waldes drei starke Burgen bauen. Gisbert von Vincke singt: Und der Fürst verleihet jeder Tochter eine stolze Burg als Hochzeitsgabe, wohlbewahret mit Mauer, Turm und Zinnen; wiederum verleihet jede Jungfrau ihrer stolzen Burg den eignen Namen. Also schauen drei starke Sachsenfesten unerschütterlich noch manch Jahrhundert, Tecklenburg, Ravensburg und Iburg. Auf der Tecklenburg stand eine Kanone, die hieß ,,Graute Greite".
Auf dem Rohr trug sie folgenden Spruch: Graute Greite heit ick, sewen Mielen scheit ick, den ick dräp, den greut ick. Einst lag der Bischof von Münster in Fehde mit dem Tecklenburger Grafen. Der bischöfliche General wollte aber, bevor er gegen Tecklenburg anrückte, eine Musterung seiner Soldaten abhalten. Auf der grossen Heide von St. Mauritz ließ er ein großes Lager errichten. Weil er nun alles in bester Ordnung fand und es so schönes Wetter war, befahl er, die Mittagstafel im Freien aufzustellen. Von Tecklenburg meinte man nichts befürchten zu brauchen, mußten doch bis dorthin noch acht Stunden marschiert werden. Sollte der Feind trotzdem heranrücken, so würden die Vorposten ihn schon melden. So setzten sich die Herren zu Tisch und vergaßen bald über Essen und Trinken den Feind und dachten nicht an die "Graute Greite" auf der Tecklenburg. Die war ja auch noch weit entfernt in aller Ruhe auf ihrer Schanze und schaute in das weite Münsterland. Neben ihr stand aber ein tüchtiger Kanonier, der dem Treiben bei Münster zusah.
Er dachte, es könne nicht schaden, wenn er ihnen eine tüchtige Ladung zuschicke, während man sich an der bischöflichen Tafel von Kriegskunst und Schlichen und wie man den Feind ausräuchern wolle, unterhielt. Eben wurde der Schweinskopf auf den Tisch gesetzt. Plötzlich, als ob die Hölle losgelassen wäre, ein Donnern und Krachen und Gurgeln in der Luft. Die Kugel aus der "Grauten Greite" hatte den Schweinskopf weggeputzt. Alle fuhren von ihren Plätzen in die Höhe. Der Feldherr aber ging zum Bischof, rühmte seine Truppen und sagte, daß man Soldaten, die so tüchtig exerzieren könnten, nicht einem so gefährlichen Geschütz preisgeben solle. Dieser Vorschlag fand des Bischofs Beifall und er schickte einen Unterhändler ab, der mit dem Tecklenburger Grafen Frieden schließen mußte. So hatte die "Graute Greite" ohne Blutvergießen gesiegt.

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 9 - 1959
Lotte, gegründet 1312
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Lotte, gegründet 1312. Der Name Lotte ist eine Abwandlung aus Loheide, was sich aus der geographischen Lage dieser Ortschaft erklären läßt, deren Grundstein wohl schon vor Jahrtausenden gelegt wurde, da das Gohfeld im Osten der Gemeinde vor 3000 bis 4000 Jahren ein Thingplatz und eine Begräbnisstätte war. Einige um die Lotter Eschfluren gelegene Ursiedlungen sind bereits aus der Zeit um 3000 v. Chr. Funde von Urnen und Gerätschaften der Jungstein- und Bronzezeit bestätigen obige Annahmen. Aus der späteren Eisenzeit sind allerdings weniger Bodenfunde bekannt.Von den Stürmen der Völkerwanderungen, der Römerfeldzüge und der Hunnen-Plünderungen mag das Gebiet wohl mehr verschont worden sein, bis dann um 600 die Sachsen hier eindrangen und während der Kriege Karls des Großen gegen sie wurde die Bevölkerung christianisiert. 1190 soll Lotte erstmals urkundlich erwähnt worden sein und 1312 wurde von Graf Otto III. von Tecklenburg das Kirchspiel Lotte gegründet, das zuvor kirchlich zu St. Marien in Osnabrück gehörte. Von den vier Klostergründungen in der Grafschaft Tecklenburg war die des Klosters Osterberg bei Lotte die letzte (um 1400). Es war ein Männerkloster, dessen Insassen sich in der Hauptsache mit der Unterrichtung der Jugend befaßten. Durch die Reformation und den ihr folgenden 30jährigen Krieg fand dieses Klosterleben nach 223jähriger Blüte sein Ende. Durch Kauf im Jahre 1707 fiel Lotte mit dem Tecklenburger Land an das Königreich Preußen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts stand die Gemeinde unter französischer Herrschaft und erhielt eine eigene Amtsverwaltung, zu der auch die Gemeinde Wersen gehörte. Die Jahre nach dem letzten Krieg brachten durch die Zuwanderung der Ostvertriebenen einen wesentlichen Zuwachs der

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 9 - 1959
Halen - Das Haler Feld
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Halen - Das Haler Feld Zwischen den beiden Flüssen Hase und Düte in der Gemeinde Wersen liegt das Haler Feld. Staunend betrachten wir die gewaltigen Steinrecken, die hier zu seltsamen Denkmälern gefügt worden sind. Den Geschichtsschreibern des Mittelalters galt es als eine Tatsache, daß diese Steine für die Toten in der ersten Schlacht auf dem Haler Feld geschichtet wurden, in der ein Welfenheer unter Graf Günter von Schwerin gegen die Verbündeten des Staufers siegreich kämpfte. Graf Engelbert von der Mark führte die Widersacher des welfischen Leuen an, Graf Simon von Tecklenburg nebst vielen anderen westfälischen Großen kämpfte unter den Fahnen des Grafen von der Mark. Günter von Schwerin siegte und nahm viele der feindlichen Grafen gefangen. Heinrich der Löwe mußte sich hier gegen die Koalition der westfälischen Großen wehren. Das Herzogtum Sachsen wurde in viele Bestandteile zerschlagen, an Stelle des Welfen nahm fortan der Erzbischof von Köln den westfälischen Herzogstuhl ein. Noch einmal war das Haler Feld blutige Walstatt.
Auf dem bischöflichen Stuhl zu Münster saß Otto. Dieser wurde aber abgesetzt, für ihn wählte man Konrad, einen Grafen von Berg, und es konnte wohl nicht ausbleiben, daß die beiden Widersacher sich bekämpften. Sie suchten beide nach Bundesgenossen. Der abgesetzte Bischof Otto von Münster fand in seinem Osnabrücker Nachbarn, dem Bischof Ludwig, einen Bundesgenossen. Zahlreichere Unterstützung aber fand der neuerwählte Bischof Konrad, denn ihm standen zahlreiche Grafen bei. Bei dieser Übermacht schien das Schicksal seines Widersachers besiegelt zu sein. Konrad forderte im Vertrauen auf seine Verbündeten den Bischof Ludwig von Osnabrück zum Kampf heraus. Zum Ort des Treffens wurde das Haler Feld erwählt. Der Osnabrücker Kirchenfürst war in einer üblen Lage. Auf die Ritterschaft seines Sprengels war kein Verlaß. Umso treuer aber standen Osnabrücks Bürger zu ihrem Landesherrn. Sein Heer wurde durch die ausrückenden Zünfte ansehnlich vermehrt. Bevor sie zum Kampf auszogen, ordnete Bischof Ludwig au, daß sein Heer zum Zeichen der Unschuld weiße Kleider anziehen sollte.
Er selbst trug über dem Eisenharnisch gleichfalls einen weißen Mantel. Voll Löwenmut stürzten sich die Osnabrücker Zünfte in den ungleichen Kampf. Es regnete hageldichte Hiebe, bis der Feind anfing zu weichen. Bischof Ludwig geriet mit dem Grafen Engelbert selbst in heißen Kampf.Der weiße Mantel umwallte den Kirchenfürsten, der ritterliche Schläge austeilte, bis es ihm gelang, den Grafen Engelbert zu Boden zu werfen. Dabei riß der Graf dem Bischof den weißen Mantel ab. Ein Osnabrücker eilte dem Bischof zu Hilfe. Da aber im Fallen der weiße Mantel den am Boden liegenden Grafen bedeckt hatte, meinte der Bürger, sein Herr sei unterlegen. Mit seinem kurzen Schwert versetzte er Bischof Ludwig einen Hieb, der ihn schwer verletzte. Jetzt erkannte der Bürger seinen Irrtum. Aber es war bereits zu spät. Die Kunde, daß ihr Bischof gefährlich verletzt sei, stachelte die Osnabrücker zu heller Wut an. Die Feinde gerieten unter den furchtbaren Hieben vollends auseinander, und sie mußten das Schlachtfeld räumen. Bischof Ludwig aber wurde schwer verwundet nach Iburg gebracht, wo er wenige Tage später starb. Doch unvergessen blieb die Treue der Osnabrücker, die gegen eine bedeutende Übermacht den Sieg an ihre Fahnen geheftet hatten.

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 10 - 1959
Bevergern

Gefangen in der Burgfeste Bevergern Berndt von Oer wanderte wie ein gefangenes Raubtier in der engen Zelle auf und nieder, die ihm seit vielen Wochen zum Aufenthalt dient. Wenn ihm das einer vor Jahr und Tag vorhergesagt hätte: "Du wirst als Gefangener auf der festen Burg Bevergern schmachten! Man hat dich peinlich auf den Hals verklagt, weil du in wahnwitziger Verblendung Menschenblut vergossen hast!" Nie und nimmer würde er es geglaubt haben.Und nun war es bittere, unumstößliche Wahrheit. Wenn das Bluturteil nicht schon längst gefällt war, wenn er noch atmen durfte, so hatte er es wohl nur dem Umstände zu verdanken, daß hohe Angehörige sich heiß um seine Rettung mühten. Ein Oer sollte nicht wie ein gemeiner Verbrecher enden. Zu große Verdienste hatte sich das Geschlecht um Bischof und Land erworben. Wie hatte er zum Mörder werden können? Um ein Nichts war es geschehen. Als der Wein die Köpfe erhitzt hatte und Spott- und Scherzreden wie aufgescheuchte Immenschwärme hin und her flogen, hatte ihn Melchior Droste von Senden, Komtur des Ritterordens vom heiligen Johannes zu Münster, ob einer albernen Mädchengeschichte böse gehänselt.Du lieber Gott: unter Rittern geschah so etwas häufig. Und der Komtur meinte das vielleicht gar nicht so böse. Seine Zunge war durch den schweren Wein gelöst worden, so daß er unüberlegte Worte sprach, die ihm nüchtern nie über die Lippen gekommen wären.Aber Berndt von Oer war empfindlicher denn je.
Auch in ihm wirkte der genossene Wein nach. Vielleicht hätte er sonst über den Spott des Komturs nur gelacht. Es war ja gar nicht so schlimm, was er von ihm sagte. Heute aber fühlte er sich tödlich beleidigt und er sann auf RacheFrüher als die anderen verließ Berndt von Oer das Fest. Seine Rechte umklammerte den Degenkorb. Die Blicke lohten und spähten in das Dunkel des Aegidii-Kirchhofes. Diesen Weg mußte der Korntur kommen, wenn er zu seiner Kommende gelangen wollte.Nicht lange brauchte der Ritter von Oer zu warten. Nichtsahnend kam der Komtur über den Kirchhof. Oer vertrat ihm mit gezücktem Degen den Weg. Ein heißer Kampf entbrannte. Melchior Droste war ein gefährlicher Gegner und seine Hiebe fielen hageldicht auf den Angreifer. Dieser geriet in immer größere Wut. Jetzt erst fühlte er, daß es ein Kampf auf Tod und Leben war. Wie ein Berserker ging er gegen den Komtur an. Wilder Siegesjubel gellte in ihm auf, als er dem Verhaßten endlich den tödlichen Streich beigebracht hatte.Melchior Droste, der Komtur der Ordensritter vom heiligen Johannes, lag bleich und entseelt auf dem Kirchhofe des heiligen Aegidius. Der Sieger aber stand neben dem Opfer seines Anschlages, als hielten ihn unsichtbare Hände fest. Aus allen Winkeln des stillen Platzes kroch das Grauen heran und schnürte ihm die Kehle zu. Er dachte nicht an Flucht, dachte nicht an die Folgen seiner unbesonnenen Tat. Bis die Scharwache kam und mit einem Blick die Sachlage überschaute. Sie nahm den adeligen Übeltäter fest, und bereits am nächsten Tage wurde Berndt von Oer auf die feste Burg Bevergern gebracht, wo er das Urteil erwarten mußte.Wie es lauten würde, konnte Oer sich schon denken: Da er den Landfrieden gebrochen, den Komtur ohne Ansage überfallen und im Verlaufe de Kampfes getötet hatte, mußte er den Tod erleiden.Wie ein Verzweifelter wehrte er sich gegen diese Einsicht. Sein junges Leben bäumte sich auf gegen den grausen Vernichter, der schon die Sense hob. Klang nicht heiseres Lachen aus den dunklen Winkeln seiner Kerkerzelle?
Hier hatte einst Jan von Leyden, der König der Münsterschen Wiedertäufer, geschmachtet, bevor er den qualvollen Tod erlitt. Die Einsamkeit des Gefangenen wurde jäh unterbrochen. Sein treuer Diener Hermann trat ein. Aus freien Stücken war dieser seinem Herrn nach Bevergern gefolgt. Der bischöfliche Drost drückte ein Auge zu und ließ den Diener frei umhergehen, gestattete ihm auch, jederzeit seinen Herrn zu besuchen. Hermann machte von dieser Erlaubnis reichlich Gebrauch. Erlöst atmete Berndt von Oer auf: "Wo warst du so lange?" fragte er.Hermann lächelte pfiffig: "Ich merke es Euch ja an, gestrenger Herr, daß Ihr Euch nach der Freiheit sehnt. Aber Ihr werdet eben strenge bewacht. Nur durch List könntet Ihr entweichen. Und ich habe ein wenig vorgesorgt!" Erregt sprang Oer auf: "Du wolltest mir helfen, die Freiheit zu gewinnen?" "Wenn ich es Euch sage, dann ist es mir auch sicher Ernst!""Aber wie willst du das anfangen?" "Nun, etwas ist schon geschehen. Weiß zwar nicht, ob es etwas nützt. Hier habe ich von den Schlössern der Zelle und des Burgtores Wachsabdrücke gemacht." Aufgeregt nahm der Ritter die Wachsstücke an sich und musterte sie sorgfältig. Mühsam bändigte er seinen Jubel. Ja, so war die Rettung möglich! "Höre, Hermann, du machst dich auf den Weg nach Kakesbeck zu meinem Bruder Borchard und bringst ihm die Abdrücke. Das andere wird er dann schon besorgen. Bleib aber nicht zu lange aus!" War das ein qualvolles Warten für den gefangenen Ritter. Endlich kam Hermann.
Es war Sonntag, der 14. des Maimonats. Ungehindert betrat der treue Diener die Zelle seines Herrn und raunte ihm zu: "Haltet Euch für heute abend bereit: Die Gelegenheit ist günstig. Wenn die Wächter mit dem Glockenschlage zehn abgeblasen haben, öffne ich Euch die Gefängnistür. Ich stehe bereit und führe Euch." Und es geschah nach Hermanns Vorschlag. Der Diener führte Berndt zur Mauer, ließ ihn auf Stricken in den Graben hinab. Der Ritter durchschwamm das Wasser. Pferde standen bereit. Als der Morgen graute, war Berndt Oer auf seiner Burg in Kakesbeck. Hier wollte er sich verborgen halten, bis Gras über die Geschichte gewachsen sein würde. Doch bald munkelte man allenthalben, wo der Ritter von Oer sich befand. Dem Bruder wurde bedeutet, ihn herauszugeben, widrigenfalls es ihm selbst an den Kragen gehen würde. Borchard schwieg. Als aber die Drohungen immer ernsthafter wurden, da stellte Berndt sich selbst den Spähern.Diesmal wurde er nach Lingen gebracht. Er fand gnädige Richter und kam mit langer Haft davon. Als endlich der Tag der Freiheit für ihn hereinbrach, verließ er als ernster, stiller Mann die Burg, in der er so lange als Gefangener geschmachtet hatte. Dem treuen Diener Hermann vergaß er nie, was dieser in Bevergern für ihn gewagt hatte. Herr und Diener waren zeitlebens die besten Freunde.

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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 11 - 1959
Brochterbeck - Eine alte Wallburg bei Brochterbeck
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Brochterbeck - Eine alte Wallburg bei Brochterbeck Nicht nur alte Sagen aus der Brochterbecker Gegend, die Sage vom Hockenden Weib, von der Düwelskerke, dem Geisterschloß und der Fledermaushöhle, deuten darauf hin, daß es sich um ein altbesiedeltes Gebiet handelt, auch aus dem Formenbild der Landschaft ist auf ein altes kulturgeschichtliches Werden in diesem Raum zu schließen, das ohne Zweifel bis in die germanische Zeit, ja bis in die jüngere Steinzeit vor mindestens vier Jahrtausenden zurückreicht. Vor allem das Bocketal mit seinen Schluchten und Felsenkuppen bot in unruhigen Zeiten sichere Verstecke und geeignete Kampf- und Verteidigungsplätze, wenn fremde Völkerscharen das Land durchzogen. So mag aus dem rücken des Brochterbecker Berges nördlich des Dorfes und rechts vom Hermannsweg, der von Brochterbeck aus über die Berghöhe zu den Dörenther Klippen führt, auch die alte Wallburg entstanden sein, deren Überreste heute noch festzustellen sind und die vor etwa acht Jahren Gegenstand einer wissenschaftlichen Untersuchung waren. Diese Überreste einer alten Befestigungsanlage (Schweinskopf) deuten darauf hin, daß hier im Brochterbecker Berge in der vorchristlichen Zeit eine Fliehburg vorhanden war, die den Einwohnern dieser Gegend Schutz gewährte und zur Sicherung des Bergpasses diente.
Nach Süden und Westen konnten bei Grabungen ein Wall aus Steinen und Lehm und verkohlte Holzstämme freigelegt werden. Der Fund von Steinwerkzeugen an dieser Stelle läßt es als ziemlich sicher erscheinen, daß das Entstehen dieser Befestigungsanlage weit über die sächsische Zeit (600 bis 800 n. Chr.) in die vorgeschichtliche Epoche hineinreicht. Besonders gibt die alte Sage von der ,,Düwelskerke" und dem "Geisterschloß" zu denken, die sich auf den Raum, wo die Reste der Wallburg zu finden sind, beziehen. Auf jeden Fall dürfen wir hier einen geschichtlichen Schauplatz von besonderer Bedeutung, wenn nicht sogar eine Anlage vermuten, die auch als Kultstätte in vorchristlicher Zeit bekannt war und wahrscheinlich in einem alten Wallburgsystem längs des Teutoburger Waldes bis Detmold in der Landesverteidigung eine wesentliche Rolle spielte. Als in der karolingischen Zeit (nach 800) Brochterbeck der Stammsitz eines adligen Rittergeschlechtes wurde, übernahm der Oberhof, der als eine von Wasser umflossene Burganlage in der Nähe der jetzigen evangelischen Kirche lag, den Schutz der Bevölkerung in dieser Gegend der Grafschaft Tecklenburg bis ungefähr zum Ende des 14. Jahrhunderts

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 12 - 1959
Bevergern, die älteste Stadt in der Grafschaft Tecklenburg
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Die älteste Stadt in der Grafschaft Tecklenburg In der Geschichte der alten Grafschaft Tecklenburg spielte Bevergern eine bedeutende Rolle. Um 1350, als Graf Nikolaus I. auf der Tecklenburg regierte, wurde hier eine Burg erbaut. Damals standen die Grafen von Tecklenburg auf der Höhe ihrer Macht. Es gehörte sogar die Grafschaft Schwerin zu ihrem Territorium. 1356 jedoch verkaufte Graf Nikolaus I. das fernliegende Gebiet den Herzögen Albert und Heinrich von Mecklenburg für 20 000 Mark in Silber, wovon aber nur die Hälfte gezahlt worden sein soll.Um die Burg Bevergern entstand dann der Ort, der schon 1366 von Tecklenburger Grafen mit Stadtrechten ausgestattet wurde. Die Zeit der sogenannten "Tecklenburger Fehde" stand vor der Tür. Sie dauerte von ungefähr 1370 bis 1400. Es war eine Zeit größter Unsicherheit in ganz Westfalen und Nord-Westdeutschland. Der "Raubgraf" Nikolaus von Tecklenburg vor allem war es, der mit seinen Soldaten die ganze Gegend unsicher machte und raubend und plündernd in die Bistümer Münster und Osnabrück einfiel.
Aus keiner anderen Zeit sind so zahlreiche Versteckfunde von Münzen gehoben worden. Bauern und Bürger vergruben ihre Barschaft in tönernen Krügen, um sie vor den plündernden Horden der landeseigenen und fremden Soldaten zu retten. Wenn dann die Eigentümer umkamen, blieben die Münzen in der Erde liegen, bis sie in späteren Zeiten gefunden wurden.Der Kriegslust der Tecklenburger aber wurde schließlich von allen Seiten Einhalt gehoben. Als der Raubgraf sich mit dem Rest seiner Leute in die Tecklenburg zurückzog, kam die große Entscheidung. Die Tecklenburg wurde belagert und musste sich ergeben. Als die Vorräte in der Burg verzehrt waren, so kam es, dass im Jahr 1400 die Zeit der Tecklenburger Fehde ein Ende nahm und unter anderen Orten auch Bevergern den Tecklenburgern verloren ging. Seitdem gehörte Bevergern zum Fürstbistum Münster. Die Burg blieb bis 1680 erhalten und diente nun den Bischöfen von Münster zur Verteidigung ihres Gebietes. Die städtische Entwicklung geriet ins Stocken, weil der Ort verkehrsmässig nicht solch eine günstige Lage hatte wie z.b. Rheine, Emsdetten, Ibbenbüren und Lengerich.
In der Zeit der Wiedertäuferei, die bereits in Münster 1534 und 1535 ihr Unwesen trieb, spielte Bevergern insofern eine Rolle, als dort bis Januar 1536 der "König" der Wiedertäufer, Jan van Leiden, in der Burg als Gefangener sass. Hilla Feyken, eine Wiedertäuferin, die einen Mordversuch an dem Münsterschen Fürstbischof Franz von Waldeck unternommen hatte, wurde 1536 in Bevergern "aufs Rad geflochten". In der folgenden Zeit war die Burg Bevergern noch mehrmals ein Zankapfel zwischen Krieg führenden Mächten, bis sie nach dem dreißigjährigen Krieg 1680 von dem münsterschen Bischof Ferdinand II. von Fürstenberg aus Gründen der "Kriegsraison", wie es in den Akten heißt, geschleift, das heißt niedergerissen wurde, so daß sie keine strategische Bedeutung mehr besaß. Bis zum Jahre 1803 stand Bevergern unter der Verwaltung des Fürstbistums Münster. Durch die Säkularisation kam es an das Königreich Preußen. Während der Franzosenzeit, vom 13. Dezember 1810 bis Ende 1813, war Bevergern ein Kanton, zu dem außer Bevergern auch die Gemeinden Riesenbeck, Dreierwalde und Brochterbeck gehörten. Bei der Neueinteilung des Regierungsbezirks Münster in Kreise kam Bevergern 1816 zum Kreis Tecklenburg. Gegenwärtig gehören zum Amt Bevergern die Gemeinden Riesenbeck, Hörstel, Dreierwalde und Bevergern selbst. Von den 2200

 


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1960
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Ibbenbüren UND DAS TECKLENBURGER - LAND

Nr. 2 - Februar 1960 - 3. Jahrgang
Hrsg. Verkehrsverein Ibbenbüren e. V.

Druck: IVD bbenbürener Vereinsdruckerei GmbH


Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand

 
Ibbenbüren
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Ibbenbüren UND DAS TECKLENBURGER - LAND

Nr. 4 - April 1960 - 3. Jahrgang
Hrsg. Verkehrsverein Ibbenbüren e. V.

Druck: IVD bbenbürener Vereinsdruckerei GmbH


Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand

 
Nr. 4 - April 1960 - 3. Jahrgang
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 5 - 1960
Ibbenbüren - Zehn Jahre Kulturring Ibbenbüren
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Zehn Jahre Kulturring Ibbenbüren Bernhard Holwitt
Am 4 April endete die Spielzeit 1959/60 der "Ibbenbürener Bühne" mit einem glanzvollen Sinfoniekonzert, ausgeführt von der Nordwestdeutschen Philharmonie. Damit ging eine Spielzeit zu Ende, die als "Jubiläumsspielzeit" in die noch junge Kulturgeschichte Ibbenbürens eingehen wird. Sie brachte eine Fülle hochwertiger künstlerischer Veranstaltungen von großstädtischem Format und konnte wirklich auch die verwöhntesten Ansprüche zufriedenstellen. Nach Abschluß einer zehnjährigen Entwicklung kann man mit großer Befriedigung sagen, daß die Ibbenbürener Bühne, der Kulturring des Amtes Ibbenbüren, ein Begriff geworden ist. Mit ihm verbindet sich der Gedanke, daß auch in einer Kleinstadt ohne besondere kulturelle Tradition Schönes erreicht werden kann, wenn Mut, Ausdauer und Geschick einer solch dankenswerten Aufgabe gewidmet werden. Vor uns liegen mehrere sorgsam geführte Bände, die Zeugnis ablegen über Einsatz und Erfolg des Kulturamtes in der nun zurückliegenden Zeit des Aufbaues.
Was hier in Fotos und Presseberichten zum Leser spricht, ist ein getreues Spiegelbild der Entwicklung des Kulturlebens im Sektor Theater und Konzert in den zurückliegenden zehn Jahren.Ibbenbüren stand früher nicht in dem Ruf, eine besonders kulturfreudige Stadt zu sein. Es war daher ein Wagnis, als unser Kulturamt im Winter 1949 mit einigen freien Veranstaltungen seine kulturellen Bemühungen begann. Der Erfolg war durchaus ermutigend. Über eines war man sich von vorneherein klar, daß man ohne Besuchergemeinschaft nicht zu dauerhaften Erfolgen kommen würde. Besuchergemeinschaften sind nicht nur die materielle, sondern auch die ideelle Sicherung der Kulturarbeit. Es spricht für die Aufgeschlossenheit der Ibbenbürener Bevölkerung, daß sich schon in der ersten planmäßig vorbereiteten Spielzeit 1950/51 mehr als 300 Abonnenten für einen Veranstaltungsring zusammenfanden Sie sind im Laufe der Jahre nicht allein geblieben Ihre Zahl hat sich verdoppelt und verdreifacht, ja vervierfacht. Wenn auch unter verschiedenen Einflüssen in den letzten Jahren (Motorisierung, Fernsehen usw.) ihre Zahl sich verringerte, so bleibt noch ein treuer Stamm von Besuchern, der auch für die Zukunft die Weiterführung der begonnenen Arbeit sichert. Den Anfang machten Veranstaltungen im Central - Theater. Günstigere Voraussetzungen bot dann für einige Jahre die inzwischen umgebaute Schauburg. Beide Räumlichkeiten konnten nur ein Provisorium sein.
Eine Weiterentwicklung der kulturellen Arbeit war unter den gegebenen Verhältnissen nicht möglich. Pläne, im Zusammenhang mit dem Bau des Amts - Gymnasiums zu weiteren Räumlichkeiten zu kommen, zerschlugen sich leider. Endlich ergab sich eine für die damaligen Verhältnisse als großzügig angesehene Lösung, die kommunalen Vertretungen schufen die Möglichkeit, das Apollo- Theater mit seinen annähernd 700 Plätzen durch eine geräumige Bühne mit Orchesterraum auszubauen. Wenn sie auch keine großstädtischen Maße hat, so kann die mittelgroße Bühne doch sogar der Schauplatz festlichen Operngeschehens sein. Seit 1953 haben alle Theater und Konzerte hier einen Platz gefunden, der viele schöne Möglichkeiten bietet. Ein Glücks-Umstand, das Apollo-Theater hat im Gegensatz zu den meisten Lichtspielhäusern günstige akustische Voraussetzungen für Bühnen-aufführungen, vor allem für das musikalische Theater.Wie sehr schöne Räume das Interesse weiter Kreise am Theater- und Konzertbesuch wecken können, bewies die erste Spielzeit im neuen Hause. Innerhalb kurzer Zeit war nicht nur der aufgelegte Ring ausverkauft, man konnte sogar noch für einen zweiten Ring 550 Abonnenten gewinnen.
Der Ring B hat sich dann leider auf die Dauer nicht als lebensfähig erwiesen und mußte aufgegeben werden. Nun ein Rückblick auf das Gebotene. In den zehn Jahren des Bestehens der Ibbenbürener Bühne wurden insgesamt etwa 170 Kulturveranstaltungen durchgeführt. An der Spitze standen die Musikaufführungen (Opern und Operetten) . Es folgten Schauspiele, Konzerte und Ballettaufführungen. Blättern wir in den Jahresbänden, so ist eines unverkennbar: vom bescheidenen Beginn bis zum heutigen Stand führt ein schöner Weg bergan. Man beobachtet eine von Spielzeit zu Spielzeit steigende Leistung, dankbar anerkannt von Publikum und Presse.In der kürzlich

 


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Ibbenbüren UND DAS TECKLENBURGER LAND

Nr. 6 - Juni 1960 - 3. Jahrgang
Hrsg. Verkehrsverein Ibbenbüren e. V.

Druck: IVD Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH


Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand

 
Ibbenbüren
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 6 - 1960
Ibbenbüren - Ibbenbürens Verwaltung von 1509 bis 1959
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Ibbenbürens Verwaltung von 1509 bis 1959
Unter Berücksichtigung der während der jüngst erfolgten Verzeichnung der in den Ibbenbürener Stadt- und Amts- Archivalien ermittelten schriftlichen Überlieferung bringt vorliegende Abhandlung einen Überblick über die verwaltungsmäßigen Veränderungen in und um Ibbenbüren seit Bestehen des Ortes als Verwaltungs- und Wirtschaftsmittelpunkt der einstigen Obergrafschaft. Um 1500 herrschten im Hause Tecklenburg Hader und Streit um die Zukunft des immer mehr zerbröckelnden Kleinstaats. Es kam zu keiner Einigung. Nach dem Tode des Grafen Nikolaus III. (1493) teilten sich die Söhne Otto und Nikolaus derart in das väterliche Erbe, daß Otto Tecklenburg und Rheda erhielt, Nikolaus dagegen Lingen (die sogenannte Niedergrafschaft) und wenige Jahre später noch vier um Ibbenbüren gelegene tecklenburgische Kirchspiele, die dann als sogenannte Obergrafschaft den zweiten Landesteil Lingen bildeten. Die 1493 dem Grafen Nikolaus von Tecklenburg zuerkannte Niedergrafschaft Lingen umfaßt zehn Kirchspiele. Sie wurden verwaltet von den Ämtern: Lingen (Lingen und Bramsche), Freren (Freren, Thuine und Beesten), Lengerich auf der Wallage (Lengerich a. d. W., Backum und Bawinkel) sowie Schapen (Schapen und Plantlünne).
Die Obergrafschaft zählte die vier Kirchspiele Ibbenbüren, Recke, Mettingen und Brochterbeck. Hauptort und Amtssitz dieses Grafschaftsteiles war Ibbenbüren. Auf Grund eben jenes geschichtlichen Vorganges führt die Stadt heute noch das Lingener Wappenschild, den goldenen Anker im blauen Feld. Abgesehen von einer nur vorübergehenden kurzen Wiedervereinigung der beiden Lingener Grafschaftsteile (Niedergrafschaft und Obergrafschaft) mit der alten Grafschaft Tecklenburg, nämlich von 1541 bis 1548, blieb die 1509 erfolgte Trennung der sogenannten Obergrafschaft von Tecklenburg endgültig. Gleichzeitig mit der territorialen Veränderung im Ibbenbürener Raum trat ein Wechsel in der örtlichen Ibbenbürener Verwaltungsform ein. Kannte der Ort vor 1509 stets den Meier des Uphofs, den Upmeier, als Vorsteher sowohl der politischen als auch der kirchlichen Gemeinde, so führte nun ein Orts-Vogt die Verwaltungsgeschäfte, dem zur Mithilfe ein Rentmeister beigegeben war. Das blieb so, obschon die Lingener Grafschaftsteile bis 1702 mit Ausnahme der kurzen kaiserlichen Zeit von 1548 bis 1555 und der noch kürzeren münsterschen Zeit von 1672 bis 1674 bald in spanischem, bald in oranischem Besitz waren, bis die Spanier im Friedensvertrag zu Münster (1648) Lingen für sich als wertlos erachteten und es den Oraniern überließen. Damals also galt wie die Niedergrafschaft um Lingen, so auch die Obergrafschaft um Ibbenbüren als niederländisches Land. Als der Erbstatthalter der Niederlande, König Wilhelm III. von England, bald nach 1700 kinderlos verstarb, erbte der Preußenkönig, Friedrich I., der Sohn des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, beide Lingener Grafschaften, da seine Mutter, die Kurfürstin Henriette, aus dem Hause Oranien stammte.
Wenige Jahre später (1707 bzw. 1729) kam durch Kauf auch der Rest der alten Grafschaft Tecklenburg an Preußen, so daß Lingen und Tecklenburg nach rund 150- jähriger Trennung wieder unter einem Fürsten vereinigt waren. Ibbenbüren aber blieb auch in der preußischen Zeit Hauptort der Obergrafschaft und war ab 1702 Sitz des, den alten Obergrafschafts-Raum umfassenden, nunmehr zum preußischen Landdrostei-Bezirk Tecklenburg zählenden Amtsbezirks. Das heißt, der Ibbenbürener Ortsvogt war gleichzeitig der Vogt der Kirchspiele Ibbenbüren. Recke, Mettingen und Brochterbeck. Wegen seiner Bedeutung als Verkehrs-, Wirtschafts- und Verwaltungsmittelpunkt verlieh Preußen Ibbenbüren, dem Hauptort der Obergrafschaft 1721 die Stadtrechte. Als Stadt wurde Ibbenbüren bis zur Fremdherrschaft (1806) durch eine Magistratsverfassung, also städtisch verwaltet. Nach der Niederlage Preußens bei Jena im Jahr 1806 fiel der Landdrostei-Bezirk Tecklenburg und damit die Obergrafschaft an Frankreich, 1808 an das von Napoleon geschaffene Großherzogtum Berg (Hauptstadt Düsseldorf) und wurde schließlich 1810 dem Kaiserreich Frankreich einverleibt. Seit Beginn der Fremdherrschaft war das Land in Kantone aufgeteilt. So bestanden die Kantone Lengerich, Tecklenburg und Ibbenbüren. Letzterer umfaßte Ibbenbüren Stadt und Land, Mettingen, Recke, Hopsten, Schale und Halverde. Die Gemeindeverwaltung nannte man nach französischem Muster ,,Mairie". An ihrer Spitze stand der Maire (französische Bezeichnung für Bürgermeister). Als Maire zu Ibbenbüren verwaltete der vormalige Ibbenbürener Amtsrat Adolf Rump die städtischen Angelegenheiten, und zwar von 1806 bis 1811.
Im Oktober 1811legte Rump sein Amt nieder. Zum Maire von Ibbenbüren ernannte der Oberpräfekt nun mehr Rumps Schreiber, Johann Friedrich Sporleder aus Ibbenbüren. Nach den Befreiungskriegen erkannte der Wiener Kongreß die Niedergrafschaft Lingen dem Königreich Hannover zu. Die Obergrafschaft fiel zum zweiten Mal an Preussen. Im Jahr 1816 erhielt der preußischerseits gebildete Regierungsbezirk Münster zehn landrätliche Kreise, darunter den Kreis Tecklenburg mit Verwaltungssitz in der zentral gelegenen und schon das preußische Bergamt führenden Stadt Ibbenbüren, die Kreissitzverlegung nach Tecklenburg erfolgte erst später. Von Beginn dieser zweiten preußischen Zeit bis zur Einführung der Landgemeindeordnung vom 31. Oktober 1841 wurden Stadt- und Landgemeinde Ibbenbüren durch einen von der Regierung angestellten Bürgermeister verwaltet, den die Stadt bis 1854 in der Person des verdienstvollen Maire Sporleder erhielt, dem wir die im Ibbenbürener Amtsarchiv erhaltene, wertvolle Ibbenbürener Chronik verdanken. "Dann wurden beide Gemeinden nach den Bestimmungen dieser Gemeinde-ordnung sowie später nach den Gemeindeordnungen vom 11. März 1850 und vom 19. März 1856 in ihren gemeinsamen Angelegenheiten zusammen, in ihren besonderen Angelegenheiten getrennt durch einen Amtmann und Ortsvorsteher, bzw. Bürgermeister er verwaltet. Die letztere Ordnung ist gegenwärtig noch in gesetzlicher Kraft." So schrieb 1866 Sporleders Nachfolger, der Ibbenbürener Bürgermeister und nachherige Amtmann Ohm, der sich in seiner Amtszeit (1834 bis 1871) vor allem um den Ausbau des Ibbenbürener Verkehrs- und Wirtschaftslebens die größte Mühe gab. So erfolgten in seiner Amtszeit wiederholt Verhandlungen "wegen Einführung der Städteordnung in Ibbenbüren" Ohm selbst schrieb 1866: "Durch ihre Erweiterung und Zunahme der Bevölkerung nicht minder als durch ihren gewerblichen und merkantilischen Aufschwung hat sich die Stadt Ibbenbüren in den letzten 25 Jahren bedeutend gehoben und sind darin alle Elemente vorhanden, welche ein städtisches Leben und Wirken bedingen. Die Zugehörigkeit zwischen der Stadt- und Landgemeinde Ibbenbüren hat erfahrungsmäßig manche störenden Hindernisse für die erstere. Die Stadt hat nämlich oft Interessen zu verfolgen und Angelegenheiten zur Ausführung zu bringen, welche der Landgemeinde nicht zusagen und dann unterbleiben müssen, ebenso im umgekehrten Falle." Daraufhin gab die Stadtverordnetenversammlung nachstehende, von Bürgermeister Ohm und von den Stadtverordneten Albers, Knapstein, Orsmeier, Dr. Schrakamp, Jörgens, Stockmann, Cleving und Mensing unterzeichnete Erklärung ab: "Wir haben die feste Überzeugung erlangt, dass es für die Interessen der Stadt Ibbenbüren und ihre weitere Entwicklung und Hebung förderlich sey, wenn statt der bisherigen Land-gemeindeordnung vom 19. März 1856, wonach sie jetzt verwaltet wird, die Städteordnung für die Provinz Westfalen vom gleichen Tage in der Stadt Ibbenbüren eingeführt werde " Zur Einführung der Städteordnung kam es jedoch nicht. Der Landrat machte die Ibbenbürener Stadtverordneten wiederholt auf die nicht unwesentliche Steigerung der städtischen Verwaltungskosten aufmerksam, so dass man schließlich Ohms Plan fallen ließ. Der Amtmann blieb somit weiterhin die Verwaltungsspitze der Stadt.
Auf Ohm folgten die Amtmänner
Rinteln (1872 bis 1876)
Reinhard (1876 bis 1882),
Dietrich (1882 bis 1900),
Von Eichstedt (1900 bis 1912),
Eickhoff (1912 bis 1921),
Dr. Müller (1921 bis 1945) und seit der Neu-Ausrichtung der Kommunalverwaltung nach dem zweiten Weltkrieg ist Amtsdirektor Schotten leitender Beamter der Stadt- und Amtsverwaltung Ibbenbüren. Die Arbeit der Ibbenbürener Kommunalverwaltung erfolgte zunächst lange Zeit in den Privatstuben der Bürgermeister bzw. Amtmänner und dann in drei Mieträumen. Ein aus dem Jahr 1850 im Archiv der Amtsverwaltung vorliegender Plan zur Errichtung eines Ibbenbürener Stadt- oder Rathauses kam nicht zur Durchführung.

Erst im Jahre 1890 erhielt die Ibbenbürener Ortsverwaltung ein eigenes Amtsgebäude an der Breiten Straße. Das ständige Anwachsen der Bevölkerung

1871: Stadt 3190, Amt 7950 Einwohner;
1900: Stadt 5000, Amt 10 000 Einwohner
1940: Stadt 9300, Amt 21460 Einwohner
1945: Stadt 13 690, Amt 30 620 Einwohner

und der damit verbundene Arbeitsanfall, die Steigerung der Aufgaben des Bau- wie des Sozialamtes ließen die Verwaltung schon bald nach einem größeren Gebäude Ausschau halten. Man erwarb das alte preußische Bergamt und gestaltete es zum Rathaus der Stadt und zum Verwaltungsgebäude des Amtes.

 


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Ibbenbüren UND DAS TECKLENBURGER - LAND

Nr. 7 - Juli 1960 - 3. Jahrgang
Hrsg. Verkehrsverein Ibbenbüren e. V.

Druck: IVD Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH


Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand

 
Ibbenbüren
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 7- 1960
Tecklenburger Land - Die Grafschaft Tecklenburg stand auf dem Spiel
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Tecklenburger Land - Die Grafschaft Tecklenburg stand auf dem Spiel
Am Ende des Jahres 1225 schlossen sich die mächtigen Tore der Tecklenburg hinter einem Manne, der als Mörder unstet im Lande umherirrte und nun bei dem Grafen Otto II. inständig um Schutz vor Verfolgern bat. Was war geschehen? Der Erzbischof Engelbert von Köln, aus dem Hause Berg stammend, ein einflußreicher Mann der damaligen Zeit in Deutschland, Erzieher des kaiserlichen Thronfolgers, Reichsverweser nördlich der Alpen und dadurch auch Lehnsherr der Tecklenburger Grafen, war auf dem Heimwege von einem Fürstentage zu Soest am 7. November 1225 überfallen und getötet worden. Sein Mörder war der Graf Friedrich von Isenburg, eben jener Mann, der nun an einem kalten Wintertage Schutz und Zuflucht hinter den hohen Mauern der Tecklenburg fand. Dem Mord voraus ging eine Klage der Abtei Essen, deren Schirmvogt Graf von Isenburg war, wegen angeblicher Übergriffe des Grafen. Da der Erzbischof Engelbert von Köln sich auf die Seite der Abtei stellte, lehnte sich Graf von Isenburg gegen ihn auf.
Er wurde dabei von den meisten Grundherren aus Westfalen und vom Niederrhein unterstützt, denn auch diese wehrten sich gegen den Erzbischof, der noch entschiedener als seine Vorgänger seine Macht gegenüber den weltlichen Herren in seinem Gebiete zu erweitern suchte. Der 1225 nach Soest einberufene Fürstentag zur Schlichtung aller strittigen Anliegen brachte keine Entscheidung, ließ aber die Aussicht offen, daß über die Angelegenheiten wenige Tage später in Köln weiter verhandelt und notfalls auf dem Hoftag in Nürnberg entschieden werden sollte.Der Überfall auf den Erzbischof und sein gewaltsamer Tod, der vielleicht nicht einmal beabsichtigt war, gaben den Dingen einen völlig anderen Lauf, als man allgemein erwartet hatte. Der blutigen Tat folgte eine schwere Sühne. Dichterisch ist dieses tragische geschichtliche Ereignis von Annette von Droste-Hülshoff in einer Ballade dargestellt worden. Eine in gleichem Maße meisterhafte epische Darstellung ist noch nicht vorhanden. Einer der vertrautesten Freunde des Grafen Friedrich von Isenburg scheint Graf Otto II. von Tecklenburg gewesen zu sein. Dies ist allein schon aus der Tatsache zu vermuten, daß er dem flüchtigen Mörder Aufnahme gewährte und dann zur weiteren Flucht verhalf. Anzunehmen ist auch, daß der Tecklenburger entschieden auf der Seite der westfälischen und niederrheinischen Grundherren stand, die sich wegen ihrer angeblich geschmälerten Rechte gegen den Erzbischof Engelbert von Köln verschworen hatten.Der Nachfolger des ermordeten Kölner Erzbischofs, Heinrich von Molenark, führte seine blutige Fehde mit großer Erbitterung gegen alle Mitverschworenen des Grafen von Isenburg, besonders aber gegen den Grafen von Tecklenburg, weil dieser dem Mörder eine Zeitlang Schutz gewährt hatte. Der neue Erzbischof von Köln erklärte alle Tecklenburger Lehen für verwirkt.

Er schloß für die Durchführung einer Gebietsaufteilung ein Bündnis mit den Bischöfen von Münster und Osnabrück sowie mit den Grafen von Ravensberg. Graf Otto von Tecklenburg und seine Untertanen traf sogar der päpstliche Bann. Jene Stunde war eine der schwersten in der ganzen Geschichte der Grafschaft Tecklenburg; denn es ging um den Weiterbestand oder um den Untergang der gesamten Grafschaft. Als jedoch die Grafen von Ravensberg von dem Bündnis zurücktraten, atmete der Tecklenburger auf. Nun konnte die Aufteilung der Grafschaft Tecklenburg nicht mehr durchgeführt werden. Graf Otto aber verlor 1236 in dem Frieden zu Glandorf die alten Vogteirechte über Osnabrück. Ein Bruder des Grafen Otto II. von Tecklenburg war der 29. Bischof von Osnabrück, Engelbert, der ebenso wie seine Vorgänger auf dem Bischofstuhl mit seinen auf ihre weltlichen Rechte wohlbedachten Verwandten auf der Tecklenburg Fehden auszutragen hatte. Aus all diesen Streitereien ist zu ermessen, wie selbstherrlich sowohl die eine Seite als auch die andere in der damaligen Zeit ihre Rechte vertrat und zu herrschen versuchte.Von einigen Geschichtsforschern wird die Auffassung vertreten, daß viele der nach 1225 in Westfalen gegründeten Klöster, vor allem die Klöster der Zisterzienser, auf die Ermordung des Erzbischofs Engelbert von Köln zurückzuführen seien. Es sollen Sühneklöster für die Mordtat des Grafen Friedrich von Isenburg gewesen sein. Wahrscheinlich waren also auch in der Grafschaft Tecklenburg die drei Klöster Leeden (1240), Gravenhorst (1250) und Schale (1287) solche Sühneklöster.

 


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Ibbenbüren UND DAS TECKLENBURGER - LAND

Nr. 8 - August 1960 - 3. Jahrgang
Hrsg. Verkehrsverein Ibbenbüren e. V.

Druck: IVD bbenbürener Vereinsdruckerei GmbH


Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand

 
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 8 - 1960
Tecklenburg - Gräfin Anna von Tecklenburg
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Tecklenburg Gräfin Anna von Tecklenburg
Gräfin Anna von Tecklenburg war die einzige Tochter des Grafen Konrad von Tecklenburg, des "wilden Kord" und der Landgräfin Mechthilde von Hessen. Sie ist wahrscheinlich im Jahre 1529 geboren. Sie war die Erbtochter der Länder Tecklenburg, Rheda und Lingen. Als sie noch ein Kind war, wurde einmal Graf Simon VI zur Lippe, ein andermal Graf Johann von Rietberg, der "tolle Johann", als ihr künftiger Gemahl in Aussicht genommen.Zum Abschluß kamen die Verhandlungen mit dem Bentheimer Hause. Im März 1549 wurde sie dem Grafen Eberwin von Bentheim-Steinfurt verlobt, als der Bräutigam gerade 13 Jahre alt war. Die Eheschließung fand erst 1553 statt. Wohl hatte Annas Vater inzwischen durch den Schmalkaldischen Krieg Lingen und die halbe Grafschaft Tecklenburg eingebüßt, aber erheblicher Landgewinn winkte durch die Vereinigung mit den Grafschaften Steinfurt und Bentheim.Anna schenkte ihrem Gatten drei Kinder, von denen der jüngste Sohn bald wieder starb. Ihre Ehe war nicht sehr glücklich, da der junge Gatte sehr leichtsinnig und verschwenderisch lebte. Um das Erbe der Kinder zu retten, mußte die Gräfin 1560 um die Vermittlung benachbarter und befreundeter Fürsten bitten. Eberwin starb schon 1562, erst 25 Jahn alt, an Lungentuberkulose. Die Witwe hatte es nicht leicht. Die sorgfältige Erziehung ihrer Kinder lag ihr sehr am Herzen.Ihr Sohn Arnold wurde einer der edelsten Regenten Westfalens. Um die Zukunft ihrer Länder zu sichern, schloß die Gräfin Anna 1575 mit dem Landgrafen von Hessen eine Erbvereinigung. Dieser Vertrag war später der Anlaß zu einem Prozeß, der am Ende zugunsten der Grafen Solms entschieden wurde und 1729 den Grafen von Bentheim-Tecklenburg auch den Rest der Grafschaft Tecklenburg kostete.Als die Gräfin Anna 1569 in eine schwere Krankheit verfiel, rief sie die Hilfe des Arztes Johannes Weyer an. Er war damals der Leibarzt des Herzogs Wilhelm II. von Jülich, Cleve und Berg und Grafen von Ravensberg, bekannt durch sein Buch über "Die Blendwerke der Dämonen". Die Gräfin Anna war nicht nur eine gewissenhafte und pflichttreue Regentin, sie war auch eine herzensgute Frau. Sie half gern mit selbst hergestellten Hausmitteln ihren Mitmenschen. Sobald ihr Sohn mündig geworden war und geheiratet hatte, übergab sie ihm die Regierung seiner väterlichen Länder Bentheim und Steinfurt, 1580 auch ihres ererbten Besitzes, Tecklenburg und Rheda. Am 23. August 1582 starb sie in dem Bentheimschen Hofe zu Münster.

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 9 - 1960
Ibbenbüren- Die ältesten Straßen Ibbenbürens
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Zahlreiche Veranstaltungen

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 10- 1960
IIbbenbüren - Die Geschichte des privaten Kohlenbergbaues
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(A. Rosen) Die Anfänge der hiesigen Kohlenförderung lagen sicher in privater Hand. In einem Befahrungsbericht vom 1. November 1735 wird gesagt, "daß seit undenklichen Zeiten auf "Bokholz mitten in dem Busche" Kohlen gewonnen und das Flöz Buchholz mittels künstlicher Wasserhaltung durch eine größere Anzahl von Pingen und Schächten, etwa 40 an der Zahl, die durchweg miteinander in Verbindung standen, abgebaut worden sei, die Grubenhaue waren sehr regelmäßig angelegt. Der Betrieb wurde damals nur als Streckenbetrieb geführt, so daß viele Kohlenfelder unangetastet blieben. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war das Ausgehende des Flözes Glücksburg, das man, weil es unweit Kittengerd zu Tage trat, das Kittengerdsche Flöz nannte, Gegenstand einer wilden Graberei, die einen derartigen Umfang annahm, daß man energisch dagegen einschreiten mußte. Auf den Kanzeln der Kirchen wurde das Kohlengraben als ein Eingriff in das dem Könige allein zustehende Bergregal bei Strafe verboten. Darauf verzog sich die wilde Kohlengraberei in die Gegend von Rahmeyers Steinbruch oberhalb Ibbenbüren, woselbst sie bald eine ziemliche Ausdehnung annahm. (Rahmeyer war der Nachbarhof von Rählmann). Trotz der energischen Verbote wurde lustig weitergegraben, so daß bereits an mehreren Stellen Halden von Abraum sich häuften.
Die Täter stellten sich sogar mit geladenem Gewehr zur Wehr. Am 27. Januar 1795 wurde von der Regierung angeordnet, daß zur Verhütung unbefugten Kohlengrabens in der Grafschaft Tecklenburg und Lingen die Kohlenfahrer den vom Bergamt auszustellenden Ladeschein bei sich zu führen hatten. Die Scheine mußten Angaben über Qualität der Kohle, Tag und wenn möglich die Stunde der Verladung, Namen des Fuhrmannes und Ort, wohin die Kohle befördert werden sollte, enthalten. Den Fuhrleuten, die man ohne diesen Schein, der eine Gültigkeit von 24 Stunden hatte, antraf, wurden die Kohlen beschlagnahmt; außerdem mußten sie pro Ringel 40 Sgr. Strafe zahlen. Diese Maßnahmen zeigten guten Erfolg. Trotzdem kam es immer wieder vor, daß die Bauern des Dickenberges versteckt Kohlen förderten. Einen ungeahnten Aufschwung erreichte der private Kohlenbergbau in den Jahren nach dem ersten Weltkriege. Begünstigt durch den herrschenden Kohlenmangel, bildeten sich von 1919 ab bei Ibbenbüren ungefähr 100 kleine Pachtgruben, welche die nahe der Erdoberfläche in früheren Zeiten zurückgelassenen Kohlenreste abbauten. Diese Kleingruben, die sogenannten Pütts, die unserem Heimatort den gerade nicht schmeichelhaften Namen "Püttbüren" einbrachten, hatten 1921 eine Förderung von 362 363 Tonnen bei einer Belegschaft von 1620 Mann. Da diese Kohlen zu hoch lagen und deshalb entgast waren, hatten sie für die Feuerung einen geringen Wert. Die meisten Pachtgruben hatten nur eine kurze Lebensdauer. Anfang 1935 waren noch fünf Pachtgruben in Betrieb. Weit schlimmer entwickelte sich der private Kohlenbergbau nach dem zweiten Weltkriege. Ungezählte "Privatpütts" entstanden versteckt in den Wäldern des Dickenberges. Da der Kohlenmangel sehr groß war, fand auch die schlechteste Kohle einen guten Absatz. Infolge einzelner tödlicher Unglücksfälle, die bei der wilden Kohlenförderung ohne die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen eintraten, wurde der private Kohlenbergbau von der Preußag verboten.
Von 1951 ab kamen alle "Pütts" unter die Aufsicht der Preußag. Den Wucherpreisen sollte durch diese Maßnahme Einhalt geboten werden. Trotzdem blühte der "schwarze Kohlenhandel" weiter. In versteckt liegenden, getarnten Gruben wurde die minderwertige Kohle gewonnen und zu Wucherpreisen abgesetzt. Bis 100 DM pro Schicht verdiente der Bergmann auf einem schwarzen Pütt. Da diese geförderten Kohlen nur nachts abgeholt werden konnten, so wurden die Abnehmer oft schändlich betrogen. Bis zu 50 Prozent Steine wurden auf die Lastwagen als gute Kohle geladen. Oft kam es vor, daß die mühsam herausgeholten Kohlen gestohlen wurden. Im Banne des Alkohols vergnügten sich die ungewaschenen schwarzen Gesellen in den Gastwirtschaften "Zum Walde" und Kreuzmann. Es kam einmal vor, daß ein mit Püttkohlen beladener Kohlenlastzug, der vor der Wirtschaft hielt, gestohlen wurde. Wundern muß man sich, daß bei dieser wilden Kohlenförderung, die doch meist der notwendigsten Sicherheits-vorrichtungen entbehrte, keine größeren Unglücksfälle vorkamen. Jedenfalls konnte manches Werk dank dieser Püttkohlen seinen Betrieb weiterführen. So wichtig auch die Steinkohlenindustrie für die Entwicklung unserer Heimat ist,bringt sie doch erhebliche Nachteile für den Hausbesitz und die angrenzenden Bauernhöfe.
Die besonders in der Neuzeit eingetretenen Bodensenkungen erschüttern die Wohnhäuser, verursachen Mauer- und Deckenrisse und führen manchmal sogar die Baufälligkeit einzelner Wohnhäuser herbei. Der verursachte Schaden muß von der Grubenverwaltung beglichen werden, was eine erhebliche Mehrbelastung für das Werk bedeutet. Noch schlimmer ist der durch den Zechenbetrieb hervorgerufene Schaden bei den angrenzenden landwirtschaftlichen Betrieben. Nicht nur auf dem Schafberg, sondern auch in der Bauernschaft Uffeln ist der Grundwasser-spiegel, der früher hier nur 45 cm betrug, derart gesunken, daß sogar die tiefsten Brunnen versiegten. Auf dem sandigen Boden dieser Gegend wirkt sich dies so gewaltig aus, daß die Weideplätze im Sommer vertrocknen und auch die dortige Obsternte arg in Mitleidenschaft gezogen ist. Es wäre zu bedauern, wenn das Werk diese alten Bauernhöfe wegen der eingetretenen Unwirtschaftlichkeit aufkaufen müßte.

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 10 - 1960
Riesenbeck
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Riesenbeck
Riesenbeck, im Südwesten unseres Kreises am Dortmund-Ems-Kanal und dem Südhang des Teutoburger Waldes, ist durch die in seiner Nähe gelegenen landschaftlichen Schönheiten und Sehenswürdigkeiten zu einem Begriff des Tecklenburger Landes geworden. Sei es der Heldenfriedhof im Brumleytal, die Schöne Aussicht, der sagen umwobene Reinhildisbrunnen und nicht zuletzt die Surenburg, die bedeutendste Wasserburg unseres Kreises. Riesenbecks Industrie hat einen Klang in der Welt, ist doch hier die Westfälische Stahl-Pflug-Fabrik H. Niemeyer Söhne zu Hause, die sich aus kleinsten Anfängen zu einer der führenden Fabriken landwirtschaftlicher Maschinen entwickelte. Trotz der Industrialisierung hat Riesenbeck sein freundlich einladendes Gesicht bewahrt, und unter seinen Hotels und Gaststätten befinden sich Häuser, die mit zu den ersten der weiteren Umgebung zählen.

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 10 - 1960
Lengerich - Der Römer zu Lengerich
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Lengerich - Der Römer zu Lengerich
Welche Bedeutung hat der Lengericher Römer? Wie alt ist er? Woher kommt sein Name? - Diese Fragen sind schon oft gestellt worden und werden immer wieder gestellt, wenn ein Fremder nach Lengerich kommt und den Bau mit der Durchfahrt mitten über der Straße stehen sieht. Man darf annehmen, daß das untere Geschoß des Römers etwa so alt ist wie der Bau der evangelischen Kirche, die am Ende des 15. Jahrhunderts ihre jetzige Größe erhielt. Mithin müßte das Tor des Römers, das spätgotische Formen zeigt, ungefähr fünfhundert Jahre alt sein. Anzunehmen ist ferner, daß das Fundament des Römers noch älter ist und vielleicht bis in die Zeit der Entstehung der Lengericher Kirche, wenigstens bis ins 12. Jahrhundert, zurückreicht. Aber das ist nur eine Vermutung unsererseits, die allerdings einen ziemlichen Anschein von Wahrscheinlichkeit hat dadurch, daß der Römer in früheren Zeiten ein Eingangstor zum Kirchhof war. Ein zweites, ähnliches Gebäude mit einem Tor befand sich in der Westmauer des Kirchhofes.
Dies ist bei Leitungsverlegungen vor gut dreißig Jahren festgestellt worden. Wann dieses zweite Tor abgerissen wurde, weiß man nicht. Vielleicht geschah es schon vor dem 30jährigen Krieg. Das Obergeschoß des Römers stammt aus dem 18. Jahrhundert, wahrscheinlich aus der Zeit, als Lengerich Stadtrechte vom preußischen König erhalten hatte (1727).Es mag sein, daß der alte Bau damals schadhaft war und erneuert werden mußte, oder aber, daß die Ratsherren sich ein "modernes", etwas mehr städtisch aussehendes Rathaus wünschten. Denn nicht nur in der Zeit, als Lengerich noch ein Marktflecken mit einigen Stadtrechten war - von 1695 bis 1727 -, diente der Römer als Rathaus, sondern auch schon vorher war er das Amtshaus der Vögte. Zu der Zeit, als die Grafschaft Tecklenburg an Preußen fiel (1707), bemühte sich Lengerich bei der preußischen Regierung in Berlin um die Einrichtung einer Legge. Es wollte der Stadt Tecklenburg anscheinend Konkurrenz machen und bot als Leggeraum den Römer an. Aber die preußische Regierung ließ sich nicht darauf ein und lehnte den Antrag ab. Späterhin wurde der Römer dann das Lengericher "Kittchen" oder der "Kasten". So nannte man früher allgemein das Polizeigewahrsam.
Diese Funktion hatte der Bau auch noch vor hundert Jahren und später. Gleichzeitig war im Römer die Dienstwohnung des Ortspolizisten untergebracht. So hat auch hier noch der weitbekannte Lengericher Polizeidiener Stalljohann seine Behausung gehabt und ganz von oben herab für Ordnung auf der Straße gesorgt. Schließlich war der alte ehrwürdige Bau noch gut genug für die Aufnahme einer Klasse der Rektoratschule bis 1907. Danach diente der Römer als Rumpelkammer für Akten usw., zeitweilig auch noch als Wohnung. Was nun der Name "Römer" eigentlich bedeutet, haben wir immer noch nicht erklärt, und endgültig werden wir ihn auch nicht erklären können. Sollte der Bau nach dem Vorbild des Frankfurter Rathauses, das auch "Römer" genannt wird, den Namen erhalten haben? Und wann ? Auch das ist nicht bekannt. In alten Urkunden finden wir den Namen "Römer" nicht. Wahrscheinlich also stammt er aus jüngerer Zeit. Wenn das zutreffen sollte, müßten wir uns weniger um den Namen als um die geschichtliche Bedeutung des alten Baues selbst kümmern und den Namen "Römer" hierzulande als etwas Einmaliges weiterhin auf sich beruhen lassen.

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 12 - 1960
Ibbenbüren - Die Ableitung des Ortsnamens Ibbenbüren
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Lastwagen als gute Kohle geladen. Oft kam es vor, daß die mühsam herausgeholten Kohlen gestohlen wurden. Im Banne des Alkohols vergnügten sich die ungewaschenen schwarzen Gesellen in den Gastwirtschaften "Zum Walde" und Kreuzmann. Es kam einmal vor, daß ein mit Püttkohlen beladener Kohlenlastzug, der vor der Wirtschaft hielt, gestohlen wurde. Wundern muß man sich, daß bei dieser wilden Kohlenförderung, die doch meist der notwendigsten Sicherheits-vorrichtungen entbehrte, keine größeren Unglücksfälle vorkamen. Jedenfalls konnte manches Werk dank dieser Püttkohlen seinen Betrieb weiterführen.
So wichtig auch die Steinkohlenindustrie für die Entwicklung unserer Heimat ist,bringt sie doch erhebliche Nachteile für den Hausbesitz und die angrenzenden Bauernhöfe. Die besonders in der Neuzeit eingetretenen Bodensenkungen erschüttern die Wohnhäuser, verursachen Mauer- und Deckenrisse und führen manchmal sogar die Baufälligkeit einzelner Wohnhäuser herbei. Der verursachte Schaden muß von der Grubenverwaltung beglichen werden, was eine erhebliche Mehrbelastung für das Werk bedeutet. Noch schlimmer ist der durch den Zechenbetrieb hervorgerufene Schaden bei den angrenzenden landwirtschaftlichen Betrieben. Nicht nur auf dem Schafberg, sondern auch in der Bauernschaft Uffeln ist der Grundwasser-spiegel, der früher hier nur 45 cm betrug, derart gesunken, daß sogar die tiefsten Brunnen versiegten. Auf dem sandigen Boden dieser Gegend wirkt sich dies so gewaltig aus, daß die Weideplätze im Sommer vertrocknen und auch die dortige Obsternte arg in Mitleidenschaft gezogen ist. Es wäre zu bedauern, wenn das Werk diese alten Bauernhöfe wegen der eingetretenen Unwirtschaftlichkeit aufkaufen müßte. in Verbindung steht. Unwesentlich dabei ist, ob "Ibbi" ein Personen- oder Hofname war. Ibbenbüren, Ibbibure, ist dieselbe Siedlung in hiesiger Gegend, die um das Jahr 1000 unter dem Namen "Ibbi" Naturalleistungen an das Kloster Herford zu liefern hatte. Wenn man aber den Lautwandel unserer Sprache berücksichtigt, dann kann man auch den sagenhaften Ubo mit Ibbo oder Ibbi in Verbindung bringen. Sollte nicht vielleicht der Übergang von Cruce in Krüz und Krücke ebenso wie beispielsweise die Schreibweise Uffeln in Ueffeln, buren in büren dafür sprechen, daß im Lateinischen und Altdeutschen u wie ü lautete? Dadurch erklärte sich auch leichter der Übergang von u (ü) in i und umgekehrt, so daß Uebbo in Ibbo übergegangen ist. So würde der historische Name Ibbi doch von dem sagenhaften Ubo abzuleiten sein.

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 12 - 1960
Tecklenburg - Gut Wondahl - Wundal bei Tecklenburg
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Gut Wondahl - Wundal bei Tecklenburg
Westlich von Tecklenburg, unmittelbar am Rande des Ortes, aber zur Gemeinde Brochterbeck gehörend, liegt in einem Tal das Gut Wundal. So wird der jetzige Hof Schulte-Übbing, früher Oelrich, allenthalben genannt. Es heißt, daß dieses Besitztum früher ein Vorwerk der Grafen von Tecklenburg war. Das muß aber schon vor 1515 gewesen sein, denn in diesem Jahr heißt es in den Akten des Schloßarchivs Rheda, daß auf dem Hofe ein Schulte tom Wundal saß. Im Jahre 1678 kam durch Einheirat ein Cord Hermann Nietiedt auf den Hof in Wundal. Auch dieser taucht mehrmals unter dem Namen ,, Wundendael, sonst Nietyt" auf. Er wird auch als Amtmann (1695) und bei seinem Tode 1715 als Pächter bezeichnet.
Seine zweite Frau, eine Elsabein Brinkmann aus Lienen, wird als Witwe bei ihrer zweiten Heirat 1717 mit Johann Bischof, ebenfalls aus Lienen stammend, "Verwalterin zum Wundahl" genannt. Cord Hermann Nietiedt stammte übrigens aus Lengerich von einem Hofe gleichen Namens. Im Jahre 1765 wurde das Gut Wundal oder Wondahl als königlich-preußische Domäne erneut in Erbpacht vergeben. Erbpächter war ein Gerd Wilhelm Oelrich, stammend vom Hofe Oelrich in Wallen-Lienen Nr. 1 bei Brochterbeck, jetzt Stapenhorst; seine Frau war eine Anna Elsabein Eversmeyer aus Osnabrück. Durch diese Erbpacht kam Wundal schließlich im Laufe der Zeit durch Ablösung in den Eigenbesitz der Familie Oelrich, jetzt Schulte-Übbing.
Es gibt manchen, der immer wieder nach der Bedeutung des Namens Wundal, Wondahl oder Wundendahl fragt. Einmal heißt es sogar "Wummendahl". Offenbar ist dieses eine falsche Schreibweise des Namens, dessen ursprüngliche Form Wundal, Wannendal oder Wondahl ist. Darüber, daß sich hier früher einmal ein gräfliches Vorwerk befand, besteht kaum ein Zweifel. Auch der Schultenhof tom Wundal im Jahre 1515 war dem Grafen von Tecklenburg eigenbehörig. Vielleicht war dieser Schultenhof um 1509 entstanden, nachdem die Gemeinden Brochterbeck, Ibbenbüren, Mettingen und Recke als Teile der Grafschaft Lingen von der Grafschaft Tecklenburg abgetrennt worden waren. Offenbar war ursprünglich das Wundal ein Gebiet, das den Tecklenburger Grafen unmittelbar unterstand. Wenn wir das Wort etymologisch betrachten, so kommen wir zu der Feststellung, daß es nichts anderes als Viehweide im Tal bedeutet. Vermutlich lag im Wundaldie Pferdeweide der Grafen von Tecklenburg in der Zeit vor 1509. Die Wortsilbe "wun" geht nämlich auf das althochdeutsche "Wunna" zurück, das ist "Weideland". Wir finden das Wort auch in der altdeutschen Bezeichnung für den Monat Mai: "Wonnemonat" - Weidemonat.

 


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1961
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 4 - 1961
Tecklenburger Land - Über das Lehnswesen der Tecklenburger Grafen
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Über das Lehnswesen der Tecklenburger Grafen
Wenn wir die Geschichte des Tecklenburger Landes, insbesondere der alten Grafschaft Tecklenburg richtig verstehen wollen, müssen wir uns über das deutsche Lehnswesen des Mittelalters klar werden. Das Lehnswesen umfaßte jene Besitz- und Dienstverhältnisse, die zwischen den Kaisern bzw. Königen und Grafen einerseits und andererseits zwischen den Grafen und deren Vasallen bestanden. Das deutsche Lehnsverhältnis war eine fränkisch-westeuropäische Sonderform des sogenannten Feudalismus, der auch in anderen Ländern herrschte. Es ging hervor aus der schon im achten Jahrhundert in Frankreich vollzogenen Verschmelzung der personenrechtlichen Vasallität und des sachrechtlichen Benefizial-Wesens. Dabei war die Vasallität ein Treueverhältnis, das zu Dienst und Gehorsam verpflichtet, während das Benefizium die Form der dinglichen Landleihe war.
So müssen wir unter "Lehen" ein geliehenes Gut verstehen, dessen Empfang vor allem zu ritterlichem Kriegsdienst und Treue auf beiden Seiten verpflichtete. Durch Treubruch wurde jedes Lehen "verwirkt", d. h. hinfällig. Die Lehnsfähigkeit setzte Ritterbürtigkeit, Waffenfähigkeit und Vollbesitz der Ehre voraus. Diese Forderungen galten sowohl für die Grafen gegenüber dem König oder Kaiser als auch für die niederen Lehnsträger oder Vasallen gegenüber einem Grafen. Die Belehnung geschah vor dem Lehnshof oder Lehnsgericht und siewurde mit dem Lehnseid bekräftigt. Sie mußte nach dem Tode des belehnten Vasallen oder des Lehns vergebenden Herrn in jedem Falle von den Nachfolgern bestätigt bzw. erneuert werden. Ursprünglich war ein Lehen kein erbliches Eigentum des Belehnten. Es wurde nur verliehen für die Dienste, die der Belehnte für den Lehnsherrn auszuführen hatte. Ein Lehen stand also im Gegensatz zum sogenannten Allodium, das ein lehnsfreier und persönlicher Besitz war. Im Laufe der Zeit aber wurden die Lehen erblich und schließlich seit dem 16. Jahrhundert infolge Verfalls des alten Lehens-Rechtes durch Allodifizierung und Abfindung der Lehnsherren vielfach in freies Eigentum umgewandelt. Unerbliche Lehen erhielten auch unfreie Ministerialien. Mit ihrem Aufstieg zum freien Ritterstande im 14. Jahrhundert wurden auch diese Lehen erblich. So bildeten sich in Deutschland allmählich Lehnsverhältnisse, nach denen man das Lehen nicht mehr wegen seines Dienstes empfing, sondern man diente wegen des erblich gewordenen Lehens.
In späterer Zeit, als die Heere aufkamen, verlor das zumeist auf "Heerfahrt" und "Hoffahrt" gegründete Lehnswesen an Bedeutung und es konnten nun Dienste und Pflichten auch durch Geld abgelöst werden. Wie allgemein in ganz Deutschland entwickelte sich auch in der Grafschaft Tecklenburg das Lehnswesen bis etwa zum 13. Jahrhundert gewohnheitsrechtlich, dann auf Grund der geltenden Rechtsbücher. Infolgedessen scheinen, wie schon Holsche 1788 in seinem Buch über die Grafschaft Tecklenburg (S.146 ff.) bemerkte, keine allgemeingültigen Bestätigungen der Rechte, Pflichten und Freiheiten der Träger von Tecklenburger Lehen durch die Grafen von Tecklenburg aus früherer Zeit vorzuliegen. Obgleich Kaiser Friedrich III. durch eine Urkunde 1475 dem Grafen Nikolaus von Tecklenburg seine Privilegien ausdrücklich bestätigte, stammt anscheinend die erste Urkunde der gräflichen Regierung in Tecklenburg über die Rechte, Pflichten und Freiheiten der tecklenburgischen Lehnsträger vom 10. Mai 1562. Diese Urkunde wurde von der Gräfin Anna von Tecklenburg nach dem Tode ihres Mannes, des Grafen Eberwin von Bentheim, ausgefertigt. Lediglich die "Tecklenburgischen Lehens- und Burgmannsversicherungen" des Grafen Otto von Tecklenburg dürften in der Zeit von 1446 bis 1534 in lateinischer Sprache niedergelegt worden sein. Sie sind bei Holsche abgedruckt, S. 260 ff.
Danach bildete auch in der Grafschaft Tecklenburg das Lehnsrecht anfänglich eine geschlossene Ordnung, die aber durch das Aufkommen eines neuen, meist aus der emporstrebenden bürgerlichen Schicht gebildeten Beamtenstandes (der Räte, Amtmänner und Vögte) immer mehr durchbrochen wurde. So ist auch das in preußischer Zeit nach 1707 noch ständig zu beobachtende Streben der adeligen Landstände, eben der alten Lehnsträger der Tecklenburger Grafen, nach Wahrung der alten Vorrechte verständlich. Im alten Deutschen Reiche, auch im Gebiet der ehemaligen Grafschaft Tecklenburg, blieb das Lehnswesen bis zum Jahre 1806 formell bestehen. Die Aufhebung der noch bestehenden Lehen erfolgte dann meist im 19. Jahrhundert durch Allodifizierung und Beseitigung des Obereigentums der Lehnsherrschaft. Die Beseitigung des alten Lehnswesens ist also eine analoge Erscheinung wie die Abschaffung der bäuerlichen Leibeigenschaft und des Hörigkeitsverhältnisses in den letzten 150 Jahren.

 


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Ibbenbüren UND DAS TECKLENBURGER - LAND

Nr. 5/6 - Mai/Juni 1961 - 4. Jahrgang
Hrsg.Verkehrsverein Ibbenbüren e. V.

Druck: IVD Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH


Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand

 
Ibbenbüren
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 5 - 1961
Wersen, aus der Geschichte des Hauses Bringenburg bei Wersen
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Außer dem adligen Hause Bordewisch bei Wersen gab es hier unmittelbar am Dorfrande noch ein anderes herrschaftliches Haus, über das Gerhard Arnold Rump 1672 folgendes berichtet: "Bringenborg, nahe am Dorff Wersen gar lustig bey der Düte belegen, welches Weiland die Hochgeborene Gräfin und Frau, Fr. Anna geborne Gräfin zu Tekelenburg, Gräfin zu Bentheimb und Steinfurt usw. gn(ädigst) abgetretten und übergelassen dem Ehrn vesten und Manhafften Herrn Hanß Hermelinck; der es dann mit seiner lieben Tochter Fr. Christine Hermelinck Erblich übergelassen Der hier erwähnte Hans Hermelinck, man vermutet, daß er ein Halbbruder der Gräfin Anna war (?) - muß demnach zwischen 1562 und 1573 auf die Bringenburg gekommen sein; denn in dieser Zeit - nach dem Tode ihres Mannes Eberwin und dem Herrschaftsantritt ihres Sohnes, des Grafen Arnold von Tecklenburg - regierte sie in der Grafschaft Tecklenburg allein. In welcher Form die Bringenburg schon vorher vorhanden war, ist leider nicht bekannt.Über die Tochter Christine Hermelinck kam dann das Haus etwa um 1600 oder später in den Besitz eines Laurenz Schrader, eines gräflichen Beamten, der das Haus seinem Sohne Heinrich Schrader, der als Doktor beider Rechte ebenfalls in gräflichen Diensten stand, weitervererbte. Nachfolger dieses Heinrich Schrader war dessen Sohn Heinrich Schrader, "Tecklenburgischer Gräflicher Schatzverordneter". Er starb 1661 auf Haus Hülshoff bei Tecklenburg, wurde aber in Wersen begraben.
Er war verheiratet mit einer Anna Margarethe Metting, die Haus Bringenburg an Johann (Jean) Danckelmann vererbte, der "Mit-Schatzheber (Steuererheber) der Grafschaft Lingen" war. Er hat, so schreibt G. A. Rump, das Haus "dann viel verbessert und gezieret". Während die Familien Metting oder Mettingh und Danckelmann vielfach Beziehungen zu anderen Familien des Tecklenburger Landes hatten, scheint die Familie Schrader von auswärts zu stammen. Vermutlich besteht ein Zusammenhang mit einem Dr. Schrader, der um 1600 noch Besitzer des Hauses Kuhof bei Haaren war; 1612 verkaufte sein Sohn das Gut Kuhof an Daniel von Schele. War nun der genannte Johann Danckelmann identisch mit dem Rentmeister und Generalsteuerpächter in der Obergrafschaft Lingen, Johann Danckelmann, der auf der Lienenburg bei Ibbenbüren, dem späteren Hof Bäumer, wohnte und Ehemann einer Anna Margarethe Mettingh (Witwe des Heinrich Schrader?) war? Dieser Johann Danckelmann starb am 19. September 1682 auf der Lienenburg; seine Frau war dort drei Jahre vor ihm, am 15. März 1679, gestorben. Eine Gedenktafel der Familien Danckelmann und Mettingh befindet sich in der evangelischen Kirche zu Ibbenbüren. Wenn es zutrifft, daß die genannte Anna Margarethe Mettingh die Witwe des letzten Heinrich Schrader von der Bringenburg war, so muß sie von Wersen nach der Lienenburg bei Ibbenbüren umgesiedelt sein. Rump gibt darauf keinen Hinweis.
Es heißt bei ihm: "Henrico Schradero . . . , der es (Haus Bringenburg) seiner hinterlassenen Wittwe, der Wol-edlen Groß-Ehr und Tugent-reichen Frawe, Fr. Annae Margaretae Metting im Testamente vermacht, und mit derselben erblich kommen an den Wol-ehrn vest-, Groß-achtbar und Wol-fürnehmen Herrn, Jean Danckelmann . . . Mitschatzheber der Landschaft Linge ..." Ein Jahrhundert später war die Bringenburg bei Wersen im Besitz der Familie Rump, an die es durch Erbschaft von der Familie Mettingh gekommen war. Hierüber schreibt A. K. Holsche in seinem Buch über die Grafschaft Tecklenburg 1788: "Bringenburg ... ein schatzfreyes Gütchen nahe bey Wersen an der Düte belegen, welchem ein Bauernhof inkorporirt ist. Es rendiret etwa 250 Thaler und gehört itzt einem gewissen Rump, an welchen es durch Heirath von der Mettingschen Familie gekommen' Vor 200 Jahren stand also noch das Haus Bringenburg. Jetzt ist es schwer, den Ort genau zu bestimmen, wo es gestanden hat, oder das Bauwerk in seiner Art zu beschreiben. Wie an vielen anderen Orten im Tecklenburger Land ist auch hier ein Zeuge der bewegten tecklenburgischen Geschichte spurlos im 19. Jahrhundert verschwunden.

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 5- 1961
Tecklenburg - Das Landratsamt war früher ein Heuerhaus
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Tecklenburg Das Landratsamt war früher ein Heuerhaus
Wer heute das erst 1955 vergrößerte Gebäude der Kreisverwaltung in Tecklenburg sieht, das inzwischen schon wieder zu klein geworden ist, kann sich kaum vorstellen, daß vor 60 Jahren, um 1900 also, die gesamte Kreisverwaltung aus dem Landrat Belli und vier Beamten sowie zwei Angestellten bestand. Die Aufgaben und Befugnisse der Kreisverwaltung sind im Laufe der Jahrzehnte dauernd gewachsen, die Bevölkerungszahl wurde größer, soziale Aufgaben kamen dazu, Straßenausbau und Verkehrs - Angelegenheiten und vieles andere. Nur wer die Arbeit im Tecklenburger Ständehaus (Puppenmuseum) - so wurde das Landratsamt damals genannt - miterlebt hat, kann ermessen, welche Entwicklung von damals bis heute vor sich gegangen ist. Das neue Landratsamt wurde 1890 fertiggestellt, nachdem bis dahin der Landrat mit seinen wenigen Sekretären in verschiedenen Gebäuden untergebracht gewesen war, eine Zeitlang sogar in einem Heuerhaus auf Haus Marck. An die Benutzung einer Schreibmaschine oder eines Telefons im Bürobetrieb dachte man damals in Tecklenburg noch nicht. Hohe Stehpulte waren in der Mode.
Seit 1883 führte der Landrat und Geheime Regierungsrat Belli die Geschäfte. Seine Mitarbeiter waren ein 1. Sekretär, ein Kreisausschuß-sekretär, ein Steuersekretär und ein Kreisbote, der als alter Soldat ebenfalls Beamter war. Dazu kamen zwei Angestellte. Im Jahre 1900 war der Posten des 1. Sekretärs von Rechnungsrat Teuchert besetzt. Kreisausschußsekretär Brauns führte die Geschäfte des Kreisausschusses, der die meisten kommunalen Angelegenheiten des Kreises erledigte, er führte die Kreiskasse und nebenbei die Gemeindekassen Tecklenburg, Ledde und Leeden. Der Steuersekretär Tolle hatte die Steuern zu verbuchen und zu verwalten. Er war der Vorläufer unseres heutigen Finanzamtes. Erst nach dem 1. Weltkrieg ging die Steuerverwaltung vom Landrat auf das Finanzamt über.Der Landrat erhielt damals für die Führung der Geschäfte des Landkreises Tecklenburg einen Jahrespauschalbetrag vom preußischen Staat. Wollte er wirtschaftlich arbeiten, mußte er billige Kräfte einstellen. Darum wurden von Zeit zu Zeit die beiden Angestellten gewechselt, sobald ihr Gehalt wegen ihres Alters höher wurde. Dafür wurden dann wieder junge Kräfte eingestellt. Der Lohn eines Angestellten betrug 1900 monatlich 10 bis 15 Mark. Der ältere Kreisbote erhielt 26 Mark, nach einer Erhöhung 29 Mark. An sechs Tagen in der Woche wurde von morgens 7 Uhr bis abends 7 Uhr gearbeitet.
Freie Nachmittage gab es nicht. Wenn der Lohn für ältere Angestellte" zu teuer für den Kreis wurde, sorgte der Landrat persönlich für eine Unterbringung an anderer Stelle, denn das Verhältnis zu seinen Beamten und Angestellten war fast familiär zu nennen. So kam 1902 ein heute noch lebender Angestellter zum Amtsgericht als Gerichtsschreiber. Er wurde dort nach der Anzahl der mit der Hand geschriebenen Zeilen entlohnt. Auf jede Seite kamen 20 Zeilen, in jede Zeile gehörten 11 Silben. Für jede Zeile gab es etwa 10 Pfennig. Wer Adressen zu schreiben hatte, konnte so am schnellsten Geld verdienen, denn eine Adresse zählte für eine halbe Seite. Die Steuersachen im gesamten Kreisgebiet verwaltete nur ein Beamter. Jeder Kreiseingesessene war steuerpflichtig. Die Steuerlisten wurden von den Gemeinden aufgestellt. Die billigste Steuer war 1,20 Mark im Jahr, dann folgten 2,40 Mark, 4,- Mark, 6 Mark, 9 Mark usw. Es waren also sehr geringe Beträge. Die Steuerlisten der Gemeinden kamen zum Kreis.Wer so viel Einkommen hatte, daß er 6 Mark Steuern zahlen mußte, bekam vom Kreise die Veranlagung. Eingezogen wurden die Steuern jedoch von den Gemeinden. Waren die Steuern höher als 6 Mark anzusetzen, besorgte der Kreis die steuerliche Veranlagung. Außer dieser Steuer mußten aber dann noch gemeindliche Zuschläge gezahlt werden.
Wer ein Jahreseinkommen von über 3000 Mark hatte, mußte sich selbst einschätzen. Er bekam im Dezember eines jeden Jahres ein Formular, das bis zum 10. Januar des nächsten Jahres eingereicht werden mußte. Insgesamt waren es im ganzen Kreisgebiet etwa 300 Personen, deren Jahreseinkommen über 3000 Mark betrug. Der Steuersekretär trug die Veranlagten in das Steuerbuch ein. Es wurde von Beamten und Angestellten als "dat dicke Bouk" bezeichnet. Mitte Februar war meist eine Sitzung des Steuerausschusses unter Vorsitz eines Oberregierungsrates von Münster. Zum Steuerausschuß ´ gehörten 6 Personen, die vom Kreistag bestimmt waren. Die vorjährige Veranlagung wurde bei der Neufestsetzung der Steuern herangezogen. Es mag dabei für unsere heutigen Verhältnisse manchmal seltsam zugegangen sein. So soll sich ein Steuersekretär einmal mit Bleistift folgende Randnotiz ins Steuerbuch eingetragen haben: "X hat geordnete Buchführung, daher kein Einkommen." Dafür erteilte ihm der Abgesandte der Regierung in Münster einen Verweis. Jedenfalls muß es aber auch damals schon Steuerpflichtige gegeben haben, die den Dreh heraus hatten und alle steuerlichen Vorteile auszuschöpfen wußten.
Durch das erhöhte Einkommen der Einwohner, die Ansiedlung von neuen Industrien im Kreisgebiet usw. vergrößerte sich das Büro des Kreissteuersekretärs in Tecklenburg bis zum 1. Weltkrieg wesentlich, so daß schließlich drei Räume notwendig geworden waren. Innerhalb von 60 Jahren dürfte aber die Zahl der notwendigen Arbeitskräfte zur Verwaltung und Einziehung des Steuer-aufkommens im Kreisgebiet um etwa das Fünfzigfache gestiegen sein. Das Steuereinkommen wird ja heute vom Finanzamt Ibbenbüren verwaltet, und es ist wohl kaum mit dem von 1900 zu vergleichen, zumal ja heute eine Vollbeschäftigung herrscht und damals Tecklenburg noch ein armer Landkreis war und der größte Teil der Bevölkerung kaum ein nennenswertes Einkommen hatte.

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 7 - 1961
Tecklenburger Land - Beleuchtungsverhältnisse in früherer Zeit
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Tecklenburger Land - Beleuchtungsverhältnisse in früherer Zeit
Wenn durch irgendeine Störung das elektrische Licht plötzlich versagt und man sich mit Kerzen behelfen muß, wird man verdrießlich und fühlt sich unbehaglich bei einer solch kümmerlichen Beleuchtung. Wir Menschen von heute sind nämlich durch die glänzenden Lichtverhältnisse sehr verwöhnt. Wie ganz anders sah es dagegen mit den Beleuchtungsverhältnissen in der Jugend unserer Urgroßeltern aus! Streichhölzer kannte man vor 120 Jahren noch nicht. Mit Hilfe des Feuerstahls, des Flintsteins und des Zündschwamms brachte der Landmann seine Tabakpfeife in Brand. Die Diele wurde damals durch einen im Ring neben dem Feuerherd steckenden Lichtspan = Kienspan spärlich erleuchtet. Genügte die Leuchtkraft eines Kienspans nicht, dann zündete man den zweiten und dritten an, die irgendwo an den Wänden ihren Platz hatten. Mit einem brennenden Kienspan ging man abends in den Keller oder in die Milchkammer. Um an den dunklen Wintermorgen den Lichtspan schnell zum Brennen zu bringen, steckte man ihn an dem, im Beileger-Ofen nie verlöschenden Feuer an. Damit das Feuer auch nachts nicht ausging, wurde es abends vor dem Zubettgehen durch die Auflage einiger Torfstücke, die mit reichlicher Asche zugedeckt wurden, am Weiterglimmen erhalten. Lampen kannte man damals auch noch nicht. Man bediente sich in der Schlafkammer eines Schälchens aus Weißblech oder Messing von der Größe einer

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 7 - 1961
Bevergern - Bedeutsames Tafelgemälde in der Bevergerner Kirche
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Bevergern - Bedeutsames Tafelgemälde in der Bevergerner Kirche
Eins der alten Bildwerke der Bevergerner Pfarrkirche ist das Tafelgemälde mit der Darstellung der Auferweckung des Lazarus. Es hat im Hintergrund die bischöfliche Burg Bevergern. Dem Bild beigegeben sind die Wappen der beiden westfälischen Adelsfamilien von Kuckelsheim und von Morrien. Ein ähnliches Bild, ebenfalls die Auferweckung des Lazarus darstellend, befand sich vor dem Krieg an der Nordwand im Dom zu Münster. Eine Aufnahme des münsterschen Gemäldes befindet sich im 23. Band 1938, Heft Nr. 5, des Vereins für Geschichte und Altertum. Vergleicht man die beiden Darstellungen, so kommt man zu der Überzeugung, daß die beiden Gemälde von ein und demselben Meister sind.
Die Darstellung des Heilands ist auf beiden Bildern die gleiche, das gleiche Gewand, die gleiche Haltung mit der ausgestreckten rechten Hand. Lazarus, aufgerichtet im Grab, hat das Haupt mit dem Leichentuch bedeckt, das Gesicht ist enthüllt. Jedes Bild hat eine Nebenszene, die Begegnung der Schwester Martha mit dem Heiland. Auf beiden sieht man im Hintergrund eine Burg. In der zitierten Zeitschrift wird das münstersche Bild dem Künstler Hermann tom Ring zugeschrieben. Demnach wird auch das Bevergerner Bild denselben Urheber haben.Von beiden Bildern weiß nun der Volksglaube zu berichten, daß es sich um Sühnebilder handelt, die ein Theodorich von Galen wegen einer Straftat den beiden Kirchen stiften mußte. Theodorich von Galen war der Vater des Fürstbischofs Christoph von Galen.
Der Generalmajor Lambert Friedrich Corfey schreibt über diese Straftat in den Zusätzen zur Chronik: Anno 1605 hat sich zugetragen, daß der Marschall Morden zu Nordkirchen mit Herrn Theodorich von Galen zu Bisping wegen der Jagd streitig geworden ist und den Bispinger Jäger samt dem Jagdhund eingesperrt hielt. Da nun gelegentlich eines Landtags sich diese beiden Herren auf dem Domhof begegneten und Galen den Hund wieder forderte, kamen beide vom Wortstreit zum Degengefecht. Es blieb Marschall Morrien tot auf dem Platz. Er soll im Dom vor Sankt Stephans Altar begraben sein. Dessen Leichenstein wurde von Fürst Galen umgekehrt. Galen wollte nicht entweichen und hat sich auf Schloß Bevergern in Arrest legen lassen. Soweit Corfey, hieran knüpft sich die Überlieferung, daß durch Vermittlung hoher Herren der Gefangene freigelassen wurde mit der Auflage, zwei Sühnebilder zu stiften für Münster und Bevergern.

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 7 - 1961
Tecklenburg - Die Bastion unterhalb der Tecklenburg war ein mächtiges Festungswerk
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Die Bastion unterhalb der Tecklenburg war ein mächtiges Festungswerk Wer vom Marktplatz in Tecklenburg aus den Torbogen der Legge durchquert, wird durch ein Schild darauf aufmerksam gemacht, daß Gelegenheit besteht, die "Schloßbastion" zu besichtigen. Man geht nur wenige Schritte von der Schloßstraße und steht inmitten eines Bauwerkes, das noch heute alle Ansprüche eines Bunkers erfüllt.Die Anlage dieses Festungswerkes muß ein streng gehütetes Geheimnis gewesen sein. Man findet in keiner Schrift über die Tecklenburg einen Hinweis darauf, daß hier, von riesigen Erdmassen bedeckt, eine besondere Verteidigungsanlage zum Schutz der Nord- und Ostflanke der Burg vorhanden ist. Von hier aus gehen Gänge nach oben bis zum Plateau der Burg und in westlicher und südlicher Richtung. Aus dem vom französischen Ingenieur-Major D'Etan ausgearbeiteten Plan des Schlosses von Tecklenburg mit einem Projekt zum weiteren Ausbau als Festung aus dem Jahre 1723 konnte man keine Schlüsse auf das Vorhandensein einer solchen Anlage ziehen. Über diese Schloßbastion mit ihrem ungewöhnlich starken Mauerwerk durfte offensichtlich nicht gesprochen werden. Nur so ist es zu erklären, daß niemand in Tecklenburg eine Ahnung davon hatte, daß ein solcher Bunker vorhanden war. Verständlich, daß die Tecklenburger Bevölkerung im letzten Kriege einen Bunkerstollen in den Burgberg treiben wollte.
Sie erlebten bei ihren Bemühungen im Jahre 1943 eine nicht geringe Überraschung. Man stieß plötzlich auf eine altertümliche Schießscharte. Lehrer Zeller, als Oberleutnant gerade in Urlaub, zwängte sich im Trainingsanzug hindurch und stand nach Jahrhunderten als erster in dem mit stickig-modriger Luft erfüllten Raum, über dessen Existenz man so beharrlich schweigen konnte. Heute ist eine Schießscharte zum Eingang erweitert, durch den man die Bastion betritt. Sie dürfte nicht die einzige sein. Auf der Südseite der Burg scheint sich noch eine solche Anlage zu verbergen. Ein schon einmal begonnener Grabungsversuch konnte wegen Mangels an Mitteln nicht fortgesetzt werden. Das ist sehr bedauerlich! Man würde mit größter Wahrscheinlichkeit eine 2. Bastion finden und hätte dann ein vollständig klares Bild von der unterirdischen Befestigungsanlage einer Burg, die man zu den stärksten in Nordwestdeutschland zu zählen hätte.

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 12 - 1961
Bevergern - Aus dem alten Bürgerbuch der Stadt Bevergern
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Aus dem alten Bürgerbuch der Stadt Bevergern Schon früher war in der Heimatpresse vom Bevergerner Bürgerbuch die Rede. Dieses wertvolle, umfangreiche Dokument, das sich über eine Zeitspanne von 1427 bis 1803 erstreckt, berichtet im Laufe seiner vier Jahrhunderte geschichtlich denkwürdige Ereignisse aus dem Leben der Stadt Bevergern, aus der Entwicklung des örtlichen Kirchenwesens, namentlich aber die Reihe derer, die im Verlauf der Jahre Bevergerner Bürgerrechte empfingen. Aus der Nähe, aber auch aus der Ferne zogen hier Interessenten ein, die in Bevergern "die Bürgerschaft gewannen". Der feierliche Akt der Aufnahme war mit einem Eid verbunden. Wer Bürger der Stadt werden wollte, mußte zuvor den Bürgereid ablegen, der genau formuliert war. Allgemein sind unsere Bürgerbücher von größter Bedeutung. Sie sind viel älter als unsere Kirchenbücher. Diese beginnen auf dem Pfarramt Bevergern allmählich, als der Dreißigjährige Krieg schon manches Jahr beendet war, während das obengenannte Bevergerner Bürgerbuch im Jahr 1427 angelegt wurde.
Aus Nachbargemeinden wie auch aus weiterer Ferne zogen im Laufe der Jahrhunderte Neubürger in Bevergern ein. In diesem Burgstädtchen, wo Münsters Fürstbischöfe des öfteren weilten, herrschte reges Leben. In ruhigen Zeiten blühten Handel und Gewerbe. Sie wirkten anziehend für den Fremdenverkehr wie auch für den Aufstieg der Stadt. Unser Bürgerbuch erwähnt im Lauf der Zeiten immer wieder den Freibrief, den die jeweiligen Interessenten der hiesigen städtischen Obrigkeit vorlegten. Er war mal für einzelne Personen, mal für ein Ehepaar, mal für eine ganze Familie ausgeschrieben. Dieses wichtige Dokument, eine Einrichtung aus den Tagen der Hörigkeit bzw. Leibeigenschaft unserer Vorfahren, sicherte den Reisenden, die die Stätte ihrer Väter verließen, freien Abzug. Der Grundherr war imstande, Mitgliedern seiner hörigen Familien den Freibrief auszustellen, insofern jene in fremden Gemeinden ihr Glück versuchten.
Mit dem Freibrief konnten sie ihres Weges ziehen, um ihre Existenz in der neuen Heimat zu begründen. Texte ehemaliger Freibriefe sind uns noch heute im Original erhalten. Sie wurden hierzulande u. a. vom Bischof von Münster, vom Kloster Gravenhorst wie auch vom Haus Surenburg ausgestellt. Münsters Bischof und auch Gravenhorst zählten die meisten hörigen Familien in Riesenbeck und Hörstel (den benachbarten Ortschaften der Stadt Bevergern). Dazu kam speziell in Riesenbeck noch Haus Surenburg als Grundherr zahlreicher Bauern, Pferdekötter, Brinksitzer und dergleichen. Die letzten Aufnahmen ins Bevergerner Bürgerbuch wurden 1802 getätigt. Bald darauf endete das fürstbischöfliche Hochstift Münster. Hiermit begann 1803 ein neuer Abschnitt in der Geschichte der Heimat und des Vaterlandes

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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 12 - 1961
Bevergern - Aus dem alten Bürgerbuch der Stadt Bevergern
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Aus dem alten Bürgerbuch der Stadt Bevergern
Schon früher war in der Heimatpresse vom Bevergerner Bürgerbuch die Rede. Dieses wertvolle, umfangreiche Dokument, das sich über eine Zeitspanne von 1427 bis 1803 erstreckt, berichtet im Laufe seiner vier Jahrhunderte geschichtlich denkwürdige Ereignisse aus dem Leben der Stadt Bevergern, aus der Entwicklung des örtlichen Kirchenwesens, namentlich aber die Reihe derer, die im Verlauf der Jahre Bevergerner Bürgerrechte empfingen. Aus der Nähe, aber auch aus der Ferne zogen hier Interessenten ein, die in Bevergern "die Bürgerschaft gewannen". Der feierliche Akt der Aufnahme war mit einem Eid verbunden. Wer Bürger der Stadt werden wollte, mußte zuvor den Bürgereid ablegen, der genau formuliert war. Allgemein sind unsere Bürgerbücher von größter Bedeutung. Sie sind viel älter als unsere Kirchenbücher. Diese beginnen auf dem Pfarramt Bevergern allmählich, als der Dreißigjährige Krieg schon manches Jahr beendet war, während das obengenannte Bevergerner Bürgerbuch im Jahr 1427 angelegt wurde. Aus Nachbargemeinden wie auch aus weiterer Ferne zogen im Laufe der Jahrhunderte Neubürger in Bevergern ein.
In diesem Burgstädtchen, wo Münsters Fürstbischöfe des öfteren weilten, herrschte reges Leben. In ruhigen Zeiten blühten Handel und Gewerbe. Sie wirkten anziehend für den Fremdenverkehr wie auch für den Aufstieg der Stadt. Unser Bürgerbuch erwähnt im Lauf der Zeiten immer wieder den Freibrief, den die jeweiligen Interessenten der hiesigen städtischen Obrigkeit vorlegten. Er war mal für einzelne Personen, mal für ein Ehepaar, mal für eine ganze Familie ausgeschrieben. Dieses wichtige Dokument, eine Einrichtung aus den Tagen der Hörigkeit bzw. Leibeigenschaft unserer Vorfahren, sicherte den Reisenden, die die Stätte ihrer Väter verließen, freien Abzug. Der Grundherr war imstande, Mitgliedern seiner hörigen Familien den Freibrief auszustellen, insofern jene in fremden Gemeinden ihr Glück versuchten. Mit dem Freibrief konnten sie ihres Weges ziehen, um ihre Existenz in der neuen Heimat zu begründen. Texte ehemaliger Freibriefe sind uns noch heute im Original erhalten. Sie wurden hierzulande u. a. vom Bischof von Münster, vom Kloster Gravenhorst wie auch vom Haus Surenburg ausgestellt. Münsters Bischof und auch Gravenhorst zählten die meisten hörigen Familien in Riesenbeck und Hörstel (den benachbarten Ortschaften der Stadt Bevergern). Dazu kam speziell in Riesenbeck noch Haus Surenburg als Grundherr zahlreicher Bauern, Pferdekötter, Brinksitzer und dergleichen. Die letzten Aufnahmen ins Bevergerner Bürgerbuch wurden 1802 getätigt. Bald darauf endete das fürstbischöfliche Hochstift Münster. Hiermit begann 1803 ein neuer Abschnitt in der Geschichte der Heimat und des Vaterlandes.

 


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1962
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 1- 1962
Tecklenburger Land - Geologischer Aufbau unserer Heimat
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Tecklenburger Land- - Geologischer Aufbau unserer Heimat
Ob wir auf dem Kamm des Teutoburger Waldes stehen und unsere Blicke über eine bunt bewegte Landschaft schweifen lassen, die wir unter dem Gesamtbegriff ,.Tecklenburg-Osnabrücker Hügelland" zusammenfassen oder ob uns sonntägliche Wanderungen nach Iburg, zu den Dörenther Klippen, zum Hüggel oder gar ins Münsterland führen - immer wieder sind wir über die unendliche Mannigfaltigkeit unserer engen Heimat aufs neue entzückt. Dieser lebhafte Wechsel reizvoller Landschaftsbilder ist bedingt durch den geologischen Aufbau, der Fachleuten gerade in unserem Gebiet viel Neues bietet. Halbinselartig stoßen Teutoburger Wald und Wiehengebirge als Vorposten des deutschen Mittelgebirgsgürtels weit nach Nordwesten vor und scheiden die Münstersche Bucht von der nordwestdeutschen Tiefebene. Zwischen beiden Gebirgen liegt eine stark gewellte Berg- und Hügellandschaft, deren einzelne Höhen fast ausnahmslos gleichfalls von Südosten nach Nordwesten streichen, und aus der sich besonders markant hervorheben: die Ibbenbürener Platte (Schafberggebiet) bei Ibbenbüren, die Hügelgruppe zwischen Hasbergen und Georgsmarienhütte, der Piesberg nordwestlich Osnabrück,
Die Teutoburger-Wald-Ketten
Im Tecklenburger Land besteht der Teutoburger Wald im Wesentlichen nur noch aus zwei parallelen Ketten, dem südlichen "Pläner-Kalkzug", aus Kalkstein bestehend und der nördlicheren Sandsteinkette. Im Südosten unserer Heimat ist die Kalkkette in der Gebirgsbildung führend. Sie bildet lang gestreckte Rücken, die wegen der gleichmäßigen Gesteinshärte wie eine Mauer das Münsterland nach Norden abriegeln und nur selten einen Durchgang gestatten. Nach Nordwesten verlieren die Kalkberge langsam an Höhe. Hinter Brochterbeck sind sie nur noch als schwache Hügel durch ihren Kalkgehalt im Gelände zu erkennen. Der zweite Höhenzug hingegen, der aus Sandstein besteht, ist wegen der wechselnden Härte des Gesteins häufiger von Quertälern durchbrochen. Lediglich im Tecklenburger Land bleibt zwischen Leeden und Bevergern die Härte einigermaßen konstant, so daß sich hier ebenfalls langgestreckte Rücken bilden konnten, die nur durch das Bocketal und den Paß von Dörenthe zerschnitten werden. Von Leeden ab überragt diese Sandsteinkette die südlicheren Kalkhöhen und bildet ab Brochterbeck allein noch den Teutoburger Wald.
Auf dieser Strecke haben sich härtere Gesteinsschichten als Felsgruppen herausgeschält und bilden nun jene Punkte, die unsere Heimat interessant machen: Herkensteine und Rehfelsen, Hexenküche und Heidentempel, Blücherfelsen und schließlich die lange Reihe der Dörenther Klippen. Hinter Bevergern taucht auch der Sandsteinrücken unter. Zahlreiche Steinbrüche, der Bahneinschnitt vor dem Lengericher Tunnel und auch die vielen Felsen und Brüche im Sandsteinrücken lassen deutlich die Gesteinsschichten erkennen. Sie verlaufen in beiden Höhenzügen fast parallel zum Südhang. Die Schichten fallen nach Süden ein und erscheinen dann am Nordhang wie abgeschnitten
Vesteinerungen
Es ist nicht schwer, in den Kalksteinbrüchen Versteinerungen zu finden. Zumeist sind es Muscheln aus der großen Familie der Inceramen, die uns begegnen, aber auch Seeigel und Ammoniten, versteinerte Meerestiere also. Mit etwas Glück können wir sogar eine ganze Kollektion verschiedener Arten zusammentragen. Sie alle geben uns den Hinweis, daß wir den Ursprung dieser Gesteinsschichten auf dem Meeresboden zu suchen haben. In der Tat zeigt die mikroskopische Betrachtung unserer Kalksteine, daß sie sich aus den Kalkhüllen winzig kleiner Tierchen gebildet haben, die in unheimlichen Mengen das Meer bevölkern, nach ihrem Absterben zu Boden sinken und so Schicht um Schicht ablagern. Zwischen ihnen werden aber auch die unverwesten Schalen oder Skelette höherer Meerestiere eingebettet, der Muscheln, Schnecken, Seeigel, Fische usw. Schwieriger ist es schon, in der Sandsteinkette Versteinerungen zu finden. Wenn uns aber der Zufall hilft, können wir auch hier Vesteinerungen Es ist nicht schwer, in den Kalksteinbrüchen Versteinerungen zu finden. Zumeist sind es Muscheln aus der großen Familie der Inceramen, die uns begegnen, aber auch Seeigel und Ammoniten, versteinerte Meerestiere also.
Mit etwas Glück können wir sogar eine ganze Kollektion verschiedener Arten zusammentragen. Sie alle geben uns den Hinweis, daß wir den Ursprung dieser Gesteinsschichten auf dem Meeresboden zu suchen haben. In der Tat zeigt die mikroskopische Betrachtung unserer Kalksteine, daß sie sich aus den Kalkhüllen winzig kleiner Tierchen gebildet haben, die in unheimlichen Mengen das Meer bevölkern, nach ihrem Absterben zu Boden sinken und so Schicht um Schicht ablagern. Zwischen ihnen werden aber auch die unverwesten Schalen oder Skelette höherer Meerestiere eingebettet, der Muscheln, Schnecken, Seeigel, Fische usw. Schwieriger ist es schon, in der Sandsteinkette Versteinerungen zu finden. Wenn uns aber der Zufall hilft, können wir auch hier
Vesteinerungen
Es ist nicht schwer, in den Kalksteinbrüchen Versteinerungen zu finden. Zumeist sind es Muscheln aus der großen Familie der Inceramen, die uns begegnen, aber auch Seeigel und Ammoniten, versteinerte Meerestiere also. Mit etwas Glück können wir sogar eine ganze Kollektion verschiedener Arten zusammentragen. Sie alle geben uns den Hinweis, daß wir den Ursprung dieser Gesteinsschichten auf dem Meeresboden zu suchen haben. In der Tat zeigt die mikroskopische Betrachtung unserer Kalksteine, daß sie sich aus den Kalkhüllen winzig kleiner Tierchen gebildet haben, die in unheimlichen Mengen das Meer bevölkern, nach ihrem Absterben zu Boden sinken und so Schicht um Schicht ablagern. Zwischen ihnen werden aber auch die unverwesten Schalen oder Skelette höherer Meerestiere eingebettet, der Muscheln, Schnecken, Seeigel, Fische usw. Schwieriger ist es schon, in der Sandsteinkette Versteinerungen zu finden. Wenn uns aber der Zufall hilft, können wir auch hier

Leitfossilien
Wer nun ein besonders guter Beobachter ist, wird im Laufe seiner Sammler-Tätigkeit nicht nur verschiedene Tierarten unterscheiden, sondern auch feststellen, daß einzelne Muschelarten nur ganz bestimmten Schichten eigen sind. Damit hat er aber bereits den Schlüssel zur Lösung geologischer Fragen gefunden: das Problem der Leitfossilien nämlich. Leitfossilien sind solche Tiere und Pflanzen der Vorzeit, deren Existenz sich nur über ganz kurze Zeiträume erstreckte. Sie kommen daher auch nur in Schichten vor, die einer ganz kurzen Epoche unserer Erdvergangenheit entstammen. Wenn wir nun irgendwo anders auf der Erde die gleichen Leitfossilien finden, wie in unseren Lengericher Steinbrüchen, so wissen wir, daß hüben wie drüben die Gesteinsschichten der gleichen Zeit entstammen, ohne Rücksicht auf die Beschaffenheit des Materials. Denn wir müssen noch berücksichtigen, daß die Bildung irgendeiner Gesteinsart nicht an eine bestimmte Periode gebunden ist, sondern daß zu allen Zeiten die verschiedenartigsten Gesteine entstanden sind. Aus welcher geologischen Formation eine Schicht stammt, erkennen wir also vornehmlich an den darin enthaltenen Versteinerungen.

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 3 - 1962
Halen - Schlacht auf dem Haler Feld im Jahre 1308
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Schlacht auf dem Haler Feld im Jahre 1308 Es war im Jahre 1308. Über die Höhen des Osnings brauste der Herbststurm und rüttelte an den Stadttoren von Osnabrück. An der Grenze zwischen dem Bistum und der Grafschaft Tecklenburg, auf der Heide des Haler Feldes, fegte er das tote Laub der Birken in die tiefen Gräben der Landwehren. Es war wieder einmal Sturm im Land, und das nicht nur in der Natur, sondern auch in den Köpfen und Herzen der Menschen. Uneinigkeit, Haß und Zwietracht feierten wieder ihre Triumphe und ließen die Welt wie so oft, nicht zur Ruhe kommen. Der Bischof Ludwig von Osnabrück schaute in das heulende Treiben des Sturmes. Ihm war nicht recht wohl dabei. Die Lage, in der er sich befand, war nicht beneidenswert. Die halbe Welt stand gegen ihn, seit er den neuen Bischof von Münster, Konrad von Berg, nicht anerkennen wollte. Nun zog dieser mit einem Heer von Verbündeten heran.
Die Herren von Arnsberg, Waldeck. Jülich, Ahaus und manche andere waren nicht weniger kriegslustig. Nicht zuletzt auch Graf Otto von Tecklenburg. Der war noch jung und unerfahren, aber die Truppen des Grafen standen unter dem Befehl des sturmerprobten Engelbert von der Mark. Der Bischof seufzte. Worauf konnte er sich noch stützen? Ihm waren als Verbündete nur noch die Grafen von Ravensberg geblieben, aus deren Geschlecht er selber stammte. Auch die Männer seines Stiftes waren ihm nicht gerade hold. Aber auf seine Osnabrücker konnte er sich verlassen. Wie aber sollte er sich mit dieser kleinen Schar einer entrückenden Übermacht erwehren? Mut allein genügte nicht. Wenn nicht höhere Mächte die Lage zu seinen Gunsten entschieden, war alles verloren. Von der Gerechtigkeit der eigenen Sache überzeugt, befahl Bischof Ludwig: "Alle meine Männer sollen weiße linnene Mäntel über ihren Panzern tragen, Weiß ist die Farbe der Unschuld und Gott wird wissen, daß wir unschuldig sind an diesen grausamen Dingen. Auch der Bischof selbst warf einen leinenen Mantel über und zog so an der Spitze seines Heeres zum Osnabrücker Stadttor hinaus nach Westen. Über das Haler Feld pfiff immer wilder der Sturm. Regen klatschte aus der grauen Höhe und durchnäßte die weißen Mäntel der Osnabrücker. Schwer hing das Banner an der Stange. Daneben ritt schweigsam, mit schweren Gedanken, der Bischof auf seinem Roß. Am Schluß des Zuges ächzten müde die Heerwagen der Osnabrücker Gilden. Am Mittag klarte der Himmel auf, und die Sonne lugte kalt durch die jagenden Löcher der Wolken.
Von den Höhen des Osnings schweiften die Blicke nun frei in die Weite. Dort stand der münstersche Bannerträger Wulf von Lüdinghausen, hinter sich ein streitmächtiges Heer. Als er den weißen Heerwurm der Osnabrücker erblickte, rief er höhnend aus: ,,O, wie will ich diese weißen Schafe schinden!" Anfang November trafen die feindlichen Heere vor den Toren Osnabrücks auf dem Haler Feld zusammen. Vor der Wucht des ersten Angriffes wichen die Osnabrücker zurück. Die anfeuernden Worte des Bischofs brachten die Fliehenden nicht zum Stehen. Das Heer löste sich auf; alles schien verloren. Die Angreifer wiegten sich schon in Sicherheit. Da preschte in der höchsten Not todesmutig die Osnabrücker Kürschnergilde heran, brachte die Zurückweichenden zum Stehen und begann nun ihrerseits, mit scharfen Waffen den Feinden die Pelze auszuklopfen. Mit neuem Mut sprengte auch Bischof Ludwig in das wütende Gewoge des Kampfes. Da - war das nicht Engelbert von der Mark? "Ja, ich bin's! Steh, du weißes Schaf!" schrie der Gepanzerte von seinem Rappen dem Osnabrücker zu. Im nächsten Augenblick schon hatte der Bischof mit seinem Speer den Grafen kurzerhand aus dem Sattel gehoben, so daß er mit voller Wucht auf die Erde fiel und mit einem gebrochenen Bein liegenblieb. Der Bischof stürzte sich auf den Feind und drohte mit dem Speer: "Ergebt Euch! Oder Euer Leben hat ein Ende!" "Weh dir! Trägst du ein eisernes Hemd, so will ich's mit Eisen in deinem Blute waschen!" Das sprach der Graf Engelbert von der Mark und riß dem Bischof den flatternden weißen Mantel von den Schultern. Während die beiden sich nun, Panzer an Panzer, auf dem regenweichen Boden wälzten, kam einer von den Osnabrückern herzu - ein Metzger war's, wie man sagt - um seinen Herrn vor dem Tode zu retten. Sein Schwert war rasch; es blitzte und fuhr nieder, mit der Spitze voraus, durch eine Lücke des Panzers am Körper des einen, der keinen weißen Mantel mehr trug. Ein lähmendes Erschrecken ließ den Osnabrücker Krieger erbleichen. Das Schwert entfiel seiner Hand - die blutig warme Spitze sprang in den kalten, weichen Boden. Zu spät! Er hatte seinen eigenen Herrn getroffen. Immer noch brauste auf dem Haler Feld der Herbststurm durch die entblätterten Birken und dunkelgrünen Machangeln. Er faßte den Knauf des Schwertes und warf es zur Erde. Zitternd sank der Osnabrücker vor seinem tödlich getroffenen Bischof nieder: "Vergebt mir! Ich wollte Euer Leben retten!" "Ich spreche dich frei!" Bischof Ludwig hob die Hand und schlug segnend das Zeichen des Kreuzes. "Das Recht muß siegen. Gott will es!" Graf Engelbert von der Mark sah es, bis ins Innerste erschüttert. Mühsam erhob er sich mit seinem gebrochenen Bein, griff nach dem weißen Mantel, deckte ihn über den Sterbenden, und aus der Brust des Grafen quälte sich das Wort: "Feinde eint der Tod; aber die Liebenden trennt er." Dunkel wälzten sich mit dem Sturm die Wolken am Himmel dahin und warfen ihre Schatten drohend auf die blutgetränkte Erde. Die Schlacht auf dem Haler Feld am 4. November 1308 endete mit einem Sieg der Osnabrücker über die vielfache Macht der Feinde.

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 3 - 1962
Bevergern - Johann von Leyden in Bevergern
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Bevergern- Johann von Leyden in Bevergern
Für die Bewohner von Bevergern waren die Jahre 1534 und 1535 besonders aufregend. Im Jahre 1534 brachte man unter starker Bewachung eine Frau auf die Burg. Das war Hilla Feyken, die Judith der Wiedertäufer. Sie bekannte auf der Folter ihren Plan, daß sie den Fürstbischof Franz von Waldeck im Lager von Telgte habe umbringen wollen. Nach ihrem Geständnis wurde sie auf dem Galgenberg zu Bevergern enthauptet. Im Jahre 1535 wurde die Garnison der Burg bedeutend verstärkt. Die Bewohner Bevergerns schlossen daraus, daß man wohl einen der Führer der Wiedertäufer auf die Burg bringen würde.
Sie sollten sich nicht getäuscht haben. Während Knipperdolling und Krechting nach Horstmar gebracht wurden, schaffte man Bockelson, der sich als Johann von Leyden zum König von Zion hatte salben und krönen lassen, auf die feste Burg Bevergern. Was war das für ein Mann, der so ein furchtbares Schreckensregiment in Münster geführt hatte ? Die Bevergerner wußten schon mancherlei von ihm. Sie hatten gehört, daß er in Leyden in Holland geboren war, daß seine Mutter aus Stadtlohn im Kreise Ahaus stammte und daß er, wie sein Vater, das Schneiderhandwerk erlernt hatte. Er wanderte als junger Schneidergeselle durch England, Portugal und Flandern und kehrte dann wieder in seine Heimatstadt zurück. Hier heiratete er als Zwanzigjähriger die erheblich ältere Witwe eines Ewer-Führers und eröffnete in Leyden eine Kneipe, die sich von Anfang an nicht des besten Rufes erfreute. Im Herbst 1533 tauchte er in Coesfeld und für kurze Zeit zum zweiten Male in Münster auf, reiste taufend als Wiedertäufer durch die Provinzen und landete nach einem kurzen Leydener Aufenthalt im Januar 1533 wieder in Münster, um mit Hilfe von Krechting und Knipperdolling diese Stadt in ein Narrenhaus zu verwandeln.
Nach der Einnahme Münsters und seiner Gefangennahme wurde er 6 Monate lang in Ketten zur Schau geführt und kurze Zeit vor seiner Hinrichtung, die am 22. Januar 1536 auf dem Prinzipalmarkt in Münster erfolgte, auf die Burg Bevergern gebracht.

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 4(5 - 1962
Tecklenburger Land - Bäuerliche Gewerbetätigkeit in der Jugend unserer Vorfahren
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Tecklenburger Land - Bäuerliche Gewerbetätigkeit in der Jugend unserer Vorfahren Vor nahezu
100 Jahren blühte in den Bauernhäusern und anderen ländlichen Wohnungen unserer niederdeutschen Heimat eine vielseitige Gewerbetätigkeit, die infolge der hochentwickelten Technik und der neuzeitlichen Verkehrsmittel nach und nach verschwunden ist. Die einstige bäuerliche Gewerbetätigkeit hatte sich aus den Bedürfnissen der ländlichen Bewohner heraus entwickelt, indem diese die eigenen Erzeugnisse zunächst für eigene Zwecke verarbeiteten und dann vielfach auch den Überschuß an gewisse Abnehmer abtraten. Natürlich richtete sich die gewerbliche Tätigkeit in erster Linie auf die Herstellung von Erzeugnissen, die dem Eigenbedarf dienten. Ein Hauptzweig des bäuerlichen Hausgewerbes war das Backen. Während heute fast jedes Dorf eine oder mehrere Bäckereien besitzt, gab es vor 100 Jahren fast nirgends einen selbständigen Bäcker. Das Backen besorgten eben die Dorfbewohner. Die größeren Bauerngehöfte besaßen neben der Küche eine besondere Backstube, einen umfangreichen Raum, der zugleich zum Bierbrauen, Buttern und Waschen diente. In den Häusern der Kleinbauern war der Backofen unmittelbar neben dem offenen Feuerherd in der Küche aufgemauert. Wer keinen Backofen besaß, ließ bei einer benachbarten Familie backen oder kaufte seinen Brotbedarf bei einer solchen. Mit Rücksicht auf die anstrengende Tätigkeit wurde nur alle sechs Wochen gebacken. Das Backen war Frauenarbeit. Im Laufe des Tages brachte ein Knecht 100 bis 200 Pfund Roggen zur Mühle. Gegen Abend siebten die Frau und die Mägde das Mehl. Aus der feineren durchgesiebten Mehlmenge wurde das sogenannte Fein- oder Weißbrot hergestellt, aus dem groben Mehl dagegen das Grob- oder Schwarzbrot, das Hauptgebäck. Das grobe Mehl rührte man mit heißem Wasser zu einem dicken Brei zusammen, knetete diesen gehörig durch und setzte dann den Sauerteig hinzu, den man aus Teigresten vom vorigen Backen mit Hilfe von Essig und Salz durch Gärung gewonnen hatte. Damit der Teig richtig "aufgeht" (gärt), blieb er 24 Stunden im großen Backtrog mit einer Bettdecke gut warm verhüllt, stehen.
Am folgenden Abend schlugen die Frau und eine Großmagd (das Binnenmädchen) die Brote auf, d. h. formten sie mit den Händen in kleineren Backtrögen und legten sie in Reihen auf Horden in die Backstube. Am Morgen des dritten Tages erfolgte das Backen. Abends zuvor kroch die Kleinmagd in den Backofen, um überall an den Wandungen die erforderliche Anzahl von Torfsoden aufzustapeln. Nur in der Mitte blieb ein schmaler Gang für Holz und Stroh und sonst leicht Zündbares übrig. Am nächsten Morgen stand die Kleinmagd um 3 oder 4 Uhr auf, um den Ofen zu heizen, wobei fortwährend Holz und Torf nachgefüllt werden mußten. Wenn nach einigen Stunden der Ofen die richtige "Hitze" erlangt hatte, erschienen die Hausfrau und das Binnenmädchen, um das Brotbacken zu besorgen. Auf langen Brettern schob man die einzelnen Brote in den offenen Ofen, damit sie erst halbgar würden. Nach einer Weile holte man sie wieder hervor und bestrich sie mit einem Gemisch von Wasser und gequirltem Eigelb, wodurch sie ein blankes Aussehen erhielten und besser vor dem Verschimmeln bewahrt blieben. Später wurden alle Brote, auch die am Abend vorher mit Milch und Hefe angerührten Feinbrote, mit Hilfe eines schaufelähnlichen Gerätes überall in dem Backofen aufgestellt.
Den Ofen verschloß man dicht mit einem Deckel auf mehrere Stunden. Zum Durchleuchten des dunklen Ofenraumes steckte man in eins der Brote, die die äußersten Ecken einnahmen, den brennenden Fruchtkolben der im Herbst gesammelten Rohrkolben. Ein anderer Hauptzweig im bäuerlichen Gewerbe war das Bierbrauen, ebenfalls eine anstrengende Frauenarbeit. Es handelt sich um die Herstellung eines leichten, obergärigen, fast alkoholfreien Braunbieres, das den üblichen Haustrunk und das Erntegetränk bildete, ja, vielfach auch statt Milch zum dicken Grütz- und Mehlbrei verabreicht wurde. Das Malz stellte man aus der eigenen Gerste her. Eine gewisse Menge Gerste wurde in einem großen Waschkübel mit Wasser 24 Stunden oder länger durchweicht. Um die geweichte Gerste zum Keimen zu bringen, breitete man sie auf dem warmen Hausboden aus und deckte sie mit Getreidesäcken und alten Kleidungsstücken zu. Nachdem die Gerste zu einem festen Kuchen zusammengewachsen war, zerbrach man diesen in einzelne Stücke, die man zwischen den Händen so lange zerrieb, bis die Körner sich völlig lösten. Dann erfolgte das Darren auf dem Backofen oder in einer Sondereinrichtung unter dem Herd.
Sollte das Bierbrauen vor sich gehen, schrotete man in der eigenen Haus-Schrotmühle das Malz oder ließ dieses in der Mühle geschehen. In einem kleineren Kübel übergoß man das geschrotete Malz mit siedendem Wasser und eine Magd mußte jetzt fortwährend alles zu einer breiartigen Masse zusammenrühren, die man "Mäsk oder "Mämm" nannte und in das große Braufaß füllte. Auf dessen Boden hatte die Kleinmagd zuvor ungedroschenes Roggenstroh ausgebreitet und mit einem großen Feldstein beschwert. Hierauf schütteten die Hausfrau und die Großmagd die "Mämme", und eine von ihnen goß fortwährend langsam siedendes Wasser darüber. Nach einiger Zeit öffnete man den Hahn am Boden des Braufasses, um die braune Flüssigkeit erster Güte ("den ersten Lauf") abzuzapfen. Dann wurde wieder siedendes Wasser darüber gegossen und die Flüssigkeit zweiter Güte gewonnen. Nochmals spülte die Braumagd das Bierfaß durch und erzielte so die Flüssigkeit dritter Güte. Um der Flüssigkeit Geschmack und Haltbarkeit zu verleihen, setzte man Hopfen hinzu, kochte sie nun im kupfernen Braukessel und erhielt so die "Würze", die in großen offenen Fässern zum Gären gebracht wurde.
Sobald das Bier genügend abgekühlt war, ließ man es in große Tonnen laufen und im Keller lagern. Da das Braugeschäft schwieriger, umständlicher und langwieriger als das Backen war, betrieb man es nur 3- bis 4 mal im Jahr, und zwar meist nur in größeren Bauerngehöften. Diese verkauften dann von ihrem Überfluß an die übrigen Einwohner der Gemeinde. Das Bier erster Güte benutzte man als "Festbräu" nur bei feierlichen Anlässen, das zweiter Güte als gewöhnliches Getränk und das dritter Güte für Speisen. In noch älteren Zeiten betrieb man in jedem größeren Bauerngehöft sogar die Branntweinbrennerei, was jedoch geheim geschah, da dieses Gewerbe bei hoher Strafe verboten war.

 


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1964
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Ibbenbüren UND DAS TECKLENBURGER - LAND

Nr. 8 - August 1964 - 7. Jahrgang
Hrsg. Verkehrsverein Ibbenbüren e. V.

Druck: IVD Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH


Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand

 
Ibbenbüren
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 8 - 1964
Tecklenburg - Unterirdische Felsenfestung Tecklenburg
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Tecklenburg - Unterirdische Felsenfestung Tecklenburg
In einem Bericht des Osnabrücker Bauingenieurs und Rutenmeisters Heinrich Margraf wurde darauf hingewiesen, daß sich unter der Bergkuppe des Burggeländes Tecklenburg außer unterirdischen Höhlenkammern und Verbindungsgängen der ehemaligen Ritterburg die hiervon unabhängige unterirdische Anlage einer starken Felsenfestung verberge. Während die zur Ritterburg gehörige Anlage hauptsächlich aus drei kilometerlangen Verbindungsgängen bestehe, wovon einer über zwei Meter breit sei und eine lichte Höhe von etwa drei Metern aufweise und selbst Rittern zu Pferde das Durchreiten ermögliche, mündeten diese aus Richtung Osnabrück, Iburg und den Dörenther Klippen kommenden Gänge in zwei große Höhlenkammern, die sich unter dem Burgtor-Eingang und dem Burgwalldurchgang befänden. - Diese Gänge seien durchweg aus dem harten Felsgestein geschlagen und hätten die ehemaligen Burginsassen wohl hauptsächlich als Versteck sowie zur Proviantversorgung und Verbindung mit der Außenwelt bei Belagerungen gedient. Nachdem die Feuerwaffen aufkamen und die Burganlage keinen ausreichenden Schutz mehr bot, soll unter der Bergkuppe, die noch beiderseitig über das Burggelände hinausragt, eine unterirdische starke Felsenfestung mit mehreren Kastellen errichtet sein, wofür, wie erzählt wird, ein unbekannter französischer Architekt dereinst die geheimen Festungspläne angefertigt habe. Diese Feststellung erwähnten der Stadtdirektor und die Vertreter des Kultur- und Verkehrsvereins Tecklenburg anläßlich einer Besprechung mit Rutenmeister Margraf und seinem Mitforscher R. Steinhauer, die schon vor Jahren mit dem Ziel der Freilegung stattfand.
Wenn also auch das öffentliche Interesse zu einer baldigen Freilegung und Wiederzugänglichkeit schon allein zwecks Förderung des Fremdenverkehrs vorliege, so fehle es leider an den nötigen Mitteln zur Freilegung und Wiederverwendung. Man wolle anscheinend abwarten, bis der Bundesluftschutz mit staatlichen Mitteln diese unterirdischen Anlagen zu sicheren Atombunkern umbaue. Zur Entdeckung der Felsenfestung wird berichtet: Ein gut erhaltenes mächtiges Kastell mit einer großen Rundhalle, seitlichen großen Schießscharten für Geschütze, dazugehörigen Proviant- und Nebenräumen wurde schon vor Jahren durch Zufall bei Ausschachtungsarbeiten entdeckt und zugänglich gemacht. Heute kann man dieses Kastell hinter der Legge am kleinen Schloß-Restaurant durch einen künstlich hergestellten, etwa 15 Meter langen gemauerten Gang erreichen und bei elektrischer Beleuchtung durch einen älteren ortsansässigen Invaliden gegen ein geringes Entgelt erklären lassen. Während eine schmale, sehr steile, gemauerte Treppe mit fast 100 Stufen und einem Rundgewölbe hinauf bis vor die Burgmauer führt und hier unter einem Betoneingang mittels Eisentor verschlossen ist, führt ein zweiter, ähnlicher Treppengang weiter links anscheinend zu einem verborgenen weiteren Kastell. Dieser Gang ist aber nach einer Anzahl Stufen verschüttet. Wahrscheinlich hat sich über der verschütteten Stelle ein Luftschacht befunden, den man von oben mit Schuttmassen gefüllt hat. Bei wiederholten Besichtigungen dieses Kastells und bei durchgeführten rutentechnischen Hohlraum-Tests kam der Osnabrücker Rutenmeister Heinrich Margraf zu folgenden Feststellungen: Etwa in der Mitte der Kuppelhalle des zugänglichen Kastells habe sich ein etwa 60 Meter tiefer, aus dem Fels geschlagener Brunnen befunden, der über einer unterirdischen Wasserführung errichtet worden sei und den Festungsinsassen das dringend notwendige Trinkwasser geliefert habe. Ferner führe der zweite verschüttete Aufgang zu einer Gangabzweigung, die zu weiteren noch unbekannten im Fels schlummernden Kastellen weise.

 


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1968
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 2 - 1968
Tecklenburger Land - Entstehung der Bauerschaften, Dörfer und Städte unserer Heimat
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Tecklenburger Land - Entstehung der Bauerschaften, Dörfer und Städte unserer Heimat
Könnten wir zweitausend Jahre in die Vergangenheit zurückschauen, würden wir in unserer Heimat weder geschlossene Dörfer noch Städte vorfinden. Damals gab es noch keine Kirchtürme, keine festen Straßen, keine Steinhäuser. Es gab nur die bäuerlichen Ansiedlungen, die sich um das Ackerland der Eschfluren gebildet hatten. Diese uralten Siedlungskerne sind auch jetzt noch im Mittelpunkt vieler Bauerschaften zu finden. Die Bauerschaften also mit ihren Urhöfen sind die ältesten gemeinschaftlichen Wohnplätze in unserer Landschaft, und das sind sie an den meisten Stellen bis auf den heutigen Tag auch geblieben. Das Wort Bauerschaft oder "Burskup" gibt es erst seit dem elften oder zwölften Jahrhundert. Vordem hießen die bäuerlichen Ansiedlungen "thorp", "tharp", "thaurp". Das Urdorf war also ein "Tropp" oder "Trupp", der an der gemeinsam beackerten Eschflur sich angesiedelt hatte. In vielen Bauerschaftsnamen finden wir auch heute noch das Wort "trup" - Dorf, z. B. in Aldrup (das alte Dorf), Antrup, lntrup usw. Nach der Christianisierung um 800 erst wurde die Bezeichnung "Dorf" auf die nach und nach entstehenden Kirchdörfer übertragen, die sich als neue vorher nicht vorhandene Gemeinschaftsplätze bildeten. Zu einem Kirchdorf gehörten stets mehrere bäuerliche Urdörfer, die dann allmählich Bauerschaften genannt wurden.
In den Kirchdörfern wurden die Handwerker und Kaufleute seßhaft; dort wurden nun auch Kirchweihfeste, Märkte und sonstige Festlichkeiten abgehalten. Manches Kirchdorf entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem Wigbold, zu einem größeren Dorf, dessen Einwohner gegenüber den kleineren Kirchdörfern und Bauerschaften schon besondere Rechte für sich beanspruchten. Die Wigboldrechte gingen den Stadtrechten voraus. Der Name Wigbold hat sich bis in unsere Zeit in dem Worte "Weichbild" erhalten, womit die umliegenden Fluren einer Stadt bezeichnet werden. Das Wort "Wigbold" setzt sich zusammen aus den alten Wörtern ,wik" (Wohnung, Haus, Ort) und "bilede" (Recht); es bedeutet also "Ortsrecht", das für ein aus dem "Landrecht", dem bäuerlichen Recht, ausscheidendes Dorf galt. Aus den Wigbolden haben sich dann allmählich Städte entwickelt, wie es zum Beispiel im Kreise Tecklenburg bei Bevergern (1366), Tecklenburg (1388), Ibbenbüren (1721), Westerkappeln (1723), Lengerich (1727) der Fall war. In den Städten entstand nun wiederum ein neues Gemeinschafts-leben, das sich von dem Leben in den Bauerschaften, Kirchdörfern und Wigbolden deutlich unterschied.
Hier entwickelte sich das "Bürgertum", das im Gegensatz zum "Bauerntum" nicht mehr hörig und leibeigen, sondern frei war. "Stadtluft macht frei" so hieß es früher, solange der Bauer in der Fron der von ihm beackerten Scholle war. Noch vor zweihundert Jahren mußten sich Männer und Frauen von Bauernhöfen aus der Hörigkeit ihres Grundherren freikaufen, wenn sie in eine Stadt ziehen wollten. Diese "Unfreiheit" der Bauern wurde erst im 19. Jahrhundert überwunden, als ihnen gesetzlich die Möglichkeit gegeben wurde, sich selbst und ihre Höfe durch eine geldliche Ablösung für immer freizukaufen.

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 2 - 1968
Tecklenburg - Wie und wann entstand die Tecklenburg
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Tecklenburg - Wie und wann entstand die Tecklenburg.
Diese Frage hat bisher noch niemand genau beantworten können. Der erste regierende Graf von Tecklenburg war ein Graf Egbert, der von 1129 bis 1150 auf der Tecklenburg lebte. Damals stand schon die Burg auf der Höhe des Berges. Da auch schon vordem hin und wieder Grafen von Tecklenburg in alten Urkunden auftauchen, möchte man annehmen, daß auch diese aus unserer Gegend stammten.Wie nun überall, wo es an sicherem Wissen mangelt, die Sagen aber auf ihre Weise ungewisse Fragen zu beantworten suchen, so ist es auch bei der Entstehung der Tecklenburg. Folgende drei Sagen sind schon von alters her bekannt: Die erste Sage : Als in grauer Vorzeit noch Sumpf und Urwald das Gebiet unserer Heimat bedeckten, also die Menschen noch mit Streitaxt und Wurfspieß gegen Auerochsen und Höhlenbären kämpften, hauste in den düsteren Tälern des Teutoburger Waldes ein mächtiger Häuptling, der sich an der Stelle, wo heute Tecklenburg liegt, eine einfache Befestigungsanlage mit Wällen angelegt hatte. Drang der Feind ins Land, gewährte er seinen Gefolgsleuten Obdach und Schutz in seiner Wallburg. Nach dem Siege der Franken über die Sachsen durchzog auch Kaiser Karl unsere Gegend. Er soll in Tecklenburg einen Gaugrafen eingesetzt haben, der das Land ringsum zu verwalten hatte. Der erste Befestigungswall der Burg wurde dann im Laufe der Zeit immer mehr ausgebaut, bis die Burganlage schließlich ihre wuchtige Form bekam.
Die zweite Sage über die Entstehung der Tecklenburg zieht eine Verbindung vom Morgenlande nach Westfalen. Als die Enakiter von Josua aus dem Lande Kanaan vertrieben worden waren, sollen sie in unser Land geflohen sein. Sie nahmen die Bräuche und Sitten, die hier galten, an und blieben eine Zeit lang in der Ebene wohnen. Als sie aber von einer großen Flut überrascht wurden, flohen sie vor dem Wasser. Die Flut stieg immer höher und höher, und schon schien der Untergang nahe. In der höchsten Not erblickte einer ein Gebirge, das in der Ferne aufstieg. "Tekene de Borg!" - "Siehe da, ein Zufluchtsort!" - rief er aus, und schnell eilten alle auf den Höhenzug zu und wurden gerettet. Ein Rest der alten Enakiterburg soll der als Ruine im unteren Teile noch sichtbare mächtige fünfkantige Turm der Tecklenburg sein. Eine andere Sage berichtet über die Entstehung der Tecklenburg folgendes: Ein mächtiger Sachsenfürst hatte drei Töchter. Sie hießen Rava, Ida und Tekla. Als die Töchter heirateten, erbaute er ihnen zur Hochzeit auf dem Höhenrücken des Teutoburger Waldes drei Burgen, die er nach den drei Töchtern benannte: Ravensburg, Idaburg oder lburg und Tecklenburg. In dem Buch "Die Wittekindsagen von Dr. Karl Paetow, veröffentlicht im Verlag A. Sponholz, Hannover 1960", wird als Erbauer der drei Burgen und als Vater der drei Töchter der Sachsenherzogs Wittekind genannt. Von diesen drei Sagen scheint die erste den geschichtlichen Tatsachen am nächsten zu kommen; die beiden anderen sind in das Reich der Fabel zu verweisen. Die erste Sage deutet nämlich darauf hin, daß die Tecklenburg aus einer alten Wallburg oder Fliehburg noch vor der Zeit der Christianisierung (vor 800) entstand.
Sie müßte demnach ein Alter haben wie etwa die Iburg, deren Geschichte ebenfalls bis in die genannte Zeit zurückreicht. Als Bischof Benno von Osnabrück in Iburg ein Kloster bauen wollte, fand er dort die Trümmer einer uralten Burg, deren Zerstörung der Iburger Abt Norbert - seit 1084 Abt des Klosters - in die Zeit der Sachsenkriege (772 bis 804) verlegt. Auch über die Ravensburg wissen wir, daß sie bereits im 9. Jahrhundert auf der Höhe des Teutoburger Waldes bei Borgholzhausen stand; denn 851 wird sie in einer Urkunde erwähnt. Auch die Erklärung des Namens Tecklenburg hat manche sagenhafte Deutung laut werden lassen. Der eine suchte sie als "Pferdeburg" - von "tieke" hergeleitet, zu erklären. Der andere vermutete hinter dem Namen eine "Zeichenburg", weil ein altes niederdeutsches "teiken" = Zeichen in dem Wort stecken soll. Am eindeutigsten aber ist wohl die Erklärung, die auf das altniederdeutsche Wort "thegan" = Krieger, Gefolgsmann, Degen zurückgreift. (noch erhalten in "Haudegen"). Die Tecklenburg dürfte demnach von alters her eine "Herrenburg gewesen sein, im Gegensatz zu den verhältnismäßig zahlreich nachgewiesenen "Volksburgen" rings um die uralten Siedlungsgebiete unserer Heimat. Entnommen aus "Sagen und Geschichten", Hunsche

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 3 - 1968
Tecklenburg - Die Teufelsklippen bei Tecklenburg
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Die Teufelsklippen bei Tecklenburg
Am Südhange des Burgberges bei Tecklenburg liegen neben dem alten Weingarten die Teufelsklippen (mit der Hexenküche). Es sind mächtige Felsen aus weichem Sandstein. In einer Höhle dieser Felsen hielten in alter Zeit Hexen und Zauberer ihre geheimnisvollen Zusammenkünfte ab. In der Mitternachts-stunde kamen sie aus den Städten und Dörfern der weiten Umgebung herangeflogen. In der Hexenküche brauten sie den Zaubertrank. Wenn sie ihn getrunken hatten, vergnügten sie sich mit ausgelassenem Spiel und Tanz. Wehe dem Menschen, der es wagte, das wilde Treiben zu stören! Einmal kam in der Nacht ein Tecklenburger Graf an den Klippen vorbei, gerade als die Mitternachtsstunde angebrochen war. In dem Augenblick, als er das Kreischen und Johlen der Hexen vernahm, sank er betäubt nieder, wie vom Schlage gerührt. Am anderen Morgen fanden ihn seine Diener, die ihn klagend ins Schloß trugen. Alle Bewohner des Schlosses hielten den Grafen für tot, nur seine Gemahlin nicht. In der nächsten Nacht kleidete sie sich in ein weißes Gewand, nahm ein Kruzifix in die Hand und ging, als es Mitternacht schlug, betend aus dem Schloß und begab sich auf den Weg zu den Teufelsklippen.
Als sie dort angekommen war, erdröhnte ein gewaltiger Donnerschlag, ein Felsen zerbarst, und aus dem Spalt stieg hohnlachend der Teufel empor und streckte gierig seine Krallenfinger nach der Gräfin aus. Die Gräfin aber betete laut und hielt dem Bösen das Kruzifix vor die haßsprühenden Augen. Da zuckte der Teufel zusammen, daß seine Faust in dem Felsen einen Abdruck hinterließ, stieß ein klägliches Geheul aus und sprang in die Ebene hinab. Mit wutverzerrten Gesichtern folgten ihm seine Gesellen. Auf dem Felsen aber stand betend die fromme Gräfin, und ihr Kruzifix strahlte im milden Lichte des Mondes. Als die Gräfin in die Burg zurückkehrte, war ihr Gemahl genesen. E. K.
Entnommen dem Buch: "Sagen und Geschichten aus dem Tecklenburger Land", herausgegeben von F. E. Hunsche. Zu beziehen durcn den Buchhandel oder vom Verlag Ibbenbürener Vereinsdruckerei.

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 6 - 1968
Tecklenburg - Ritter Hans von Kronenburg
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Tecklenburg Ritter Hans von Kronenburg Ritter Hans lebte mit seiner Gemahlin Mathilde still und zufrieden auf seinem Rittergute Kronenburg bei Tecklenburg. Eines Tages veranstaltete der Tecklenburger Graf zu Ehren seiner Gemahlin, der schönen Hedwig, ein glänzendes Fest. Unter den eingeladenen Gästen befand sich auch Hans von Kronenburg. Als er seiner Frau Mathilde die Einladung überbrachte, saß sie in ihrer Kemenate und spielte auf einer Harfe. Als der Ritter eintrat, zersprang eine Saite der Harfe und streifte den Hals der Frau. Mathilde nahm es als ein böses Zeichen, und sie bat ihren Gemahl, die Einladung zu dem Fest nicht anzunehmen. Hans von Kronenburg lachte über den Aberglauben seiner Frau, holte ein Kästchen aus seinem Wams hervor und überreichte ihr einen schönen Schmuck, den er für sie zu dem Fest erstanden hatte. Dem Drängen ihres Mannes nachgebend, willigte Frau Mathilde schließlich ein, an dem Fest teilzunehmen.Unter den Gästen befand sich auch der Hofmarschall Ulrich von Eschenbach, der die schöne Mathilde heimlich liebte. Er wich nicht von ihrer Seite, so daß sie ihren Mann bat, sie nach Hause zu führen.Kurze Zeit später erhielt Hans von Kronenburg vom Grafen von Tecklenburg eine Gesandtschaft nach Rom übertragen.
Mathilde wollte ihn nicht fortziehen lassen. Sie mußte wieder an Ulrich von Eschenbach denken und fürchtete sich vor ihm. Um alle Bedenken seiner Frau zu zerstreuen, nahm Hans von Kronenburg das Kreuz, das Mathilde am Halse trug, und sprach: "Schwöre mir bei diesem heiligen Zeichen, daß du mir die Treue halten willst, bis du das Kreuz aus meinen Händen zurückerhältst. Sollte es dir aber ein anderer überbringen, dann bin ich tot." Weinend schwor Mathilde Treue und band das Kreuz um den Hals ihres Mannes. Hans von Kronenburg nahm Abschied und ritt mit einigen Begleitern davon. Er gelangte wohlbehalten nach Rom, erfüllte den Auftrag seines Lehnsherrn und machte sich wieder auf den Heimweg.Unterwegs aber wurde Hans von Kronenburg so schwer krank, daß er nicht mehr an seine Heimkehr glaubte. Er sandte dem Tecklenburger Grafen Nachricht durch einen Boten, warum er nicht heimkehren könne, und bat ihn, seiner Frau mitzuteilen, daß er krank sei.Als diese Botschaft in der Heimat eintraf, wurde der Hofmarschall Ulrich von Eschenbach beauftragt, die schöne Mathilde von der Krankheit ihres fernen Gemahls zu verständigen. Der Hofmarschall aber sann nun darauf, Frau Mathilde mit einer Lüge zu hintergehen, um sie für sich zu gewinnen.Mit geheuchelter Trauer trat er zu ihr ins Zimmer und berichtete ihr, daß ihr Gemahl in der Fremde an einer heimtückischen Krankheit gestorben sei. Seines Sieges gewiß, verließ der Hofmarschall das Zimmer.
Er sandte sogleich seine Spießgesellen aus, die den heimkehrenden Ritter Hans von Kronenburg in einem Hinterhalt überfallen sollten.Eher, als es vorauszusehen war, konnte aber Hans von Kronenburg seine Heimreise fortsetzen. Da traf er unterwegs einen Ritter, der sich als ein Landsmann ausgab und sagte, er sei noch vor kurzer Zeit auf der Tecklenburg gewesen. Hans von Kronenburg fragte ihn, ob er wisse, wie es seiner Frau gehe. Höhnisch lachend erwiderte der andere: "Die schöne Mathilde lebt in Lust und Freuden, seit es dem Hofmarschall gelungen ist, sie zu trösten." Ehe Hans von Kronenburg den Frechen für seinen lügnerischen Hohn bestrafen konnte, hatte dieser sein Pferd gewendet und war davon gesprengt. Hans verfolgte ihn. Dabei geriet er in ein Versteck, wo er von den Spießgesellen Ulrichs überfallen und nach heftigem Kampf bewußtlos zu Boden geschleudert wurde. Die Begleiter des überfallenen Ritters fanden an der Kampfstätte nur noch den blutigen, zerbrochenen Schild ihres Herrn. Trauernd ritten sie zur Tecklenburg und meldeten seinen Tod. Als Ulrich von Eschenbach vom vermeintlichen Tode des Kronenburgers hörte, warb er aufs Neue um die Gunst der schönen……….Rest fehlt

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 7 - 1968
Tecklenburg - Der tiefe Brunnen bei Tecklenburg -
F.E.Hunsche
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Der tiefe Brunnen bei Tecklenburg F.E.Hunsche
Eine Sage vom tiefen Brunnen ist in gleicher Fassung auf der Ravensburg bei Borgholzhausen überliefert. - Die Sage vom tiefen Brunnen bei Tecklenburg soll sich auf einen Brunnen beziehen, der am früheren Försterhause an dem Wege von Tecklenburg nach Leeden liegt. Unmittelbar am Wege westlich des Hauses steht ein Stein mit den Buchstaben "J.F.M." und der Jahreszahl "AO. 1760". Die Entfernung von dem Stein bis zu dem Brunnen soll der Tiefe des Brunnens entsprechen. Anf dem Wege von Tecklenburg nach Leeden liegt bei einem Hause, das zur Zeit der Tecklenburger Grafen die Wohnung des Försters war, ein tiefer Brunnen. Über seine Entstehung weiß die Sage folgendes zu berichten: Als einst ein Tecklenburger Graf auf einem Kriegszuge zwei junge tapfere Ritter gefangen genommen hatte, versprach er ihnen die Freiheit, wenn sie an der bezeichneten Stelle einen Brunnen anlegten. Voll froher Hoffnung machten sich die beiden Ritter an die Arbeit.
Zuerst ging es mit dem Brunnenbau gut voran. Dann aber stießen sie auf Felsen, und mühsam mußten sie Stück um Stück losbrechen und nach oben tragen. So gingen viele Wochen und Monate mit schwerer Arbeit dahin. Die Felsen wurden immer härter, je tiefer die beiden Gefangenen in die Erde eindrangen. Aus den Monaten wurden Jahre, und doch hatten sie keine Quelle gefunden. Unverdrossen gruben sie weiter; ging es doch um ihre Freiheit und um die Heimkehr in ihr Vaterland. Im Laufe der Jahre waren aus den jungen Rittern bärtige Männer und schließlich zitternde Greise geworden. Die Hoffnung auf Freiheit war in ihren Herzen fast erstorben; dennoch stiegen sie immer wieder in den wasserlosen Brunnen hinab, weil ihnen die Arbeit in der felsigen Tiefe zur Gewohnheit geworden war. Eines Tages aber hörten sie plötzlich unter ihren Füßen ein seltsames Rauschen und Klingen.
Sollten sie endlich auf eine Wasserader gestoßen sein? Der Fels war noch trocken. Es mußte wohl eine Täuschung sein. Aber mit einem leisen Schimmer wiedererwachter Hoffnung drangen sie weiter in das Gestein, bis es feucht und das Rauschen unter ihren zitternden Füßen zu einem Brausen wurden. Es war Wasser! Da packte die Sehnsucht die alten Männer, ihre Herzen jubelten auf; ihre Gedanken flogen in die Weite, in die Freiheit, zu den Stätten ihrer Heimat. Nach ein paar wuchtigen Schlägen waren sie am Ziele ihres jahrelangen Werkes. Aus der Tiefe des Berges quoll Wasser in den Brunnen hinein und füllte ihn so rasch, daß die Leute oben am Rande des Brunnens Mühe hatten, die beiden Männer mit Seilen an das Licht zu ziehen. Mit dem Jubelruf "Freiheit! Freiheit! stürzten die beiden am Brunnenrand einander in die Arme und starben, gebrochen von dem Übermaß der Freude, die so plötzlich in ihren Herzen aufgeflammt war.

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 7 - 1968
Tecklenburg - Der heilige Adolf von Tecklenburg
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Eine Sage vom tiefen Brunnen ist in gleicher Fassung auf der Ravensburg bei Borgholzhausen überliefert. - Die Sage vom tiefen Brunnen bei Tecklenburg soll sich auf einen Brunnen beziehen, der am früheren Försterhause an dem Wege von Tecklenburg nach Leeden liegt. Unmittelbar am Wege westlich des Hauses steht ein Stein mit den Buchstaben "J.F.M." und der Jahreszahl "AO. 1760". Die Entfernung von dem Stein bis zu dem Brunnen soll der Tiefe des Brunnens entsprechen. Anf dem Wege von Tecklenburg nach Leeden liegt bei einem Hause, das zur Zeit der Tecklenburger Grafen die Wohnung des Försters war, ein tiefer Brunnen. Über seine Entstehung weiß die Sage folgendes zu berichten: Als einst ein Tecklenburger Graf auf einem Kriegszuge zwei junge tapfere Ritter gefangen genommen hatte, versprach er ihnen die Freiheit, wenn sie an der bezeichneten Stelle einen Brunnen anlegten. Voll froher Hoffnung machten sich die beiden Ritter an die Arbeit. Zuerst ging es mit dem Brunnenbau gut voran. Dann aber stießen sie auf Felsen, und mühsam mußten sie Stück um Stück losbrechen und nach oben tragen. So gingen viele Wochen und Monate mit schwerer Arbeit dahin. Die Felsen wurden immer härter, je tiefer die beiden Gefangenen in die Erde eindrangen. Aus den Monaten wurden Jahre, und doch hatten sie keine Quelle gefunden. Unverdrossen gruben sie weiter; ging es doch um ihre Freiheit und um die Heimkehr in ihr Vaterland. Im Laufe der Jahre waren aus den jungen Rittern bärtige Männer und schließlich zitternde Greise geworden. Die Hoffnung auf Freiheit war in ihren Herzen fast erstorben; dennoch stiegen sie immer wieder in den wasserlosen Brunnen hinab, weil ihnen die Arbeit in der felsigen Tiefe zur Gewohnheit geworden war. Eines Tages aber hörten sie plötzlich unter ihren Füßen ein seltsames Rauschen und Klingen. Sollten sie endlich auf eine Wasserader gestoßen sein? Der Fels war noch trocken. Es mußte wohl eine Täuschung sein. Aber mit einem leisen Schimmer wiedererwachter Hoffnung drangen sie weiter in das Gestein, bis es feucht und das Rauschen unter ihren zitternden Füßen zu einem Brausen wurden. Es war Wasser! Da packte die Sehnsucht die alten Männer, ihre Herzen jubelten auf; ihre Gedanken flogen in die Weite, in die Freiheit, zu den Stätten ihrer Heimat. Nach ein paar wuchtigen Schlägen waren sie am Ziele ihres jahrelangen Werkes. Aus der Tiefe des Berges quoll Wasser in den Brunnen hinein und füllte ihn so rasch, daß die Leute oben am Rande des Brunnens Mühe hatten, die beiden Männer mit Seilen an das Licht zu ziehen. Mit dem Jubelruf "Freiheit! Freiheit! stürzten die beiden am Brunnenrand einander in die Arme und starben, gebrochen von dem Übermaß der Freude, die so plötzlich in ihren Herzen aufgeflammt war.

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 8 - 1968
Saerbeck - Ein Erlebnis in der Saerbecker Heide
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Ein Erlebnis in der Saerbecker Heide Man schrieb das Jahr 1818. Der Frühling zog ins Land. Der wenig kalte, dafür regennasse Winter hatte viele Erkältungskrankheiten gebracht, so auch in Bevergern. Der Vorsteher der Stadt Bevergern hatte seinem alten Freund, dem Lehrer in Münster Johann Bernhard Overberg geschrieben, er möchte sich doch um zwei Krankenschwestern bemühen, die zur Krankenpflege in Bevergern bereit seien. Overberg gelang es, zwei Klosterfrauen für den Dienst in Bevergern zu gewinnen. Er selbst erbot sich, sie im Reisewagen dorthin zu begleiten. Man rechnete für die Reise von Münster bis Bevergern damals acht bis zehn Stunden. So wurde die Reise frühmorgens angetreten, damit man bei unbehinderter Fahrt im Laufe des Nachmittags in Bevergern ankommen könne. Overberg wollte dann die Nacht bei seinem Freunde in Bevergern bleiben und am folgenden Tage nach Münster zurückkehren. Nach dreistündiger Fahrt war Greven erreicht. Da mußte am Reisewagen ein Rad in Ordnung gebracht werden.Der Stellmacher benötigte für seine Arbeit mehrere Stunden. Dann rollte der Wagen weiter auf Saerbeck zu. Schon hatte sich der Spätnachmittag auf die einsame Heidegegend herabgesenkt, und immer noch lief der Weg durch Gebüsche und Wacholdersträucher.
Als der Abend hereinbrach, sah Overberg auf seine Uhr. Es war schon später, als er gedacht hatte. Der Kutscher hatte offenbar Weg und Richtung verloren, auf einmal stand der Wagen still. während der Kutscher vom Bock stieg, sprang Overberg aus dem Wagen und rief "Ist etwas geschehen ?" "Nein, gnädiger Herr" lautete die Antwort des Kutschers - aber die Pferde müssen erst eine Weile rasten, sonst schaffen sie es nicht bis Bevergern". " Ja, ja, wenn wir heute überhaupt noch dahin kommen" seufzte niedergeschlagen eine der Frauen. Erschrocken schaute sie in die menschenleere Gegend, in der bei der einbrechenden Dunkelheit kein Haus zu erblicken war. Overberg tröstete die beiden Klosterfrauen. " Wir stehen im Schutze des Höchsten, in unserem Westfalenlande sind die Menschen gläubig und unverdorben. Wer sollte verirrten fremden Menschen hier etwas zu Leide tun ?" "Aber hier, in der Saerbecker Heide sollen sich manchmal arbeitsscheue und verkommene Leute aufhalten", meinte eine der Schwestern Bald ging es wieder vorwärts. Die Nacht senkte sich über die unbekannte Landschaft. Wieder hielt der Wagen. "Ich sehe ein Licht, gnädiger Herr, rief der Kutscher. "Es scheint dort ein Haus zu sein, das abseits vom Wege liegt. Soll ich dorthin fahren ?"- "Fahrt nur zu, rief Overberg erfreut "Wo ein Licht leuchtet, da müssen auch Menschen sein.
Dort finden wir auch wohl ein Lager. Etwas Heu und Wasser für die Pferde wird es auch noch geben". Bald hielt der Wagen vor einem kleinen Hause. Obgleich es einsam, weit vom Wege ab, mitten in der Heide lag, war das vom Licht erleuchtete Fenster mit einem Vorhang versehen. Das machte Overberg stutzig. Er sagte aber den beiden Frauen nichts, sondern klopfte an die Tür, die verschlossen war. Sie wurde nicht geöffnet. Erst als Overberg heftiger klopfte, wurde aufgemacht. Eine alte Frau, deren Gesicht man in dem kargen Lichtscheu nicht erkennen konnte, stand in der offenen Tür. Ihre Stimme klang aufgeregt und unfreundlich, als sie Overberg erklärte daß sie für die beiden Frauen, für ihn und den Kutscher und auch für die Pferde keinen Platz habe. Als nun die beider Klostertrauen die Bitte Overbergs, ihnen Herberge zu gewähren, wiederholten, erklärte sie sich doch bereit, die Fremden unterzubringen. Overberg bekam oben im Hause ein kleines Zimmer zugewiesen. Nicht weit davon wurden die beiden Klosterfrauen in einem bescheidenen Raume untergebracht. Der Kutscher mußte im Stall übernachten.
Es dauerte nicht lange, bis sich die Reisenden niedergelegt hatten und eingeschlafen waren. Mitten in der Nacht wachte Overberg auf. Er sah durch das Fenster in die weite Heidelandschaft, vom Mondschein beleuchtet. Plötzlich glaubte er zu hören, wie jemand mit schleichenden Schritten die Treppe heraufkam. Ganz leise pochte ein Finger an die Tür. Overberg zog sich schnell an und öffnete. Vor ihm stand die Frau, die am Abend die Reisenden so widerwillig aufgenommen hatte. Sie legte die Finger auf die Lippen und flüsterte: "Fort aus diesem Hause! Es droht Gefahr! Fort! Fort!" Overberg tastete sich durch den dunklen Flur zu dem Zimmer der Ordensfrauen. Er brauchte nicht mehr zu klopfen. Sie öffneten leise die Tür und standen schon angekleidet vor ihm. Sie hatten aus Furcht nicht schlafen können. Vorsichtig gingen die drei die Treppe hinunter. Overberg zog mit kräftiger Hand den Riegel am Stall zurück und weckte den Kutscher. Dieser wickelte den Pferden Tücher um die Hufe, damit man das Klappern der Eisen nicht hören sollte. Schnell war der Wagen reisefertig, und weiter ging die Fahrt. Als der Morgen graute, erblickte der Kutscher in der Ferne den Kirchturm von Bevergern. Er hielt den Wagen an und teilte voller Freude den Reisenden mit, daß das Ziel nahe sei. In dem alten Gasthof, (Klosterhof) inmitten des Städtchens, das vor vielen Jahren von der Äbtissin des Klosters Gravenhorst zur Zuflucht für ihre Nonnen erbaut worden war, fanden die Reisenden freundliche Aufnahme.
Die Kette der Aufregungen sollte aber für Overberg noch nicht zu Ende sein. Als er sich im Gastraum mit den Klosterfrauen über die Ereignisse der Nacht unterhielt, vernahm er von der Straße den Hufschlag eines heran galoppierenden Pferdes. Vor dem Gasthaus hielt der Reiter an. Ohne Gruß kam er in das Gastzimmer gestürzt. "Ich bin verloren!" schrie er. "Ich bin verloren! Ich habe das Leben von vier Menschen auf dem Gewissen."Overberg bat die Frauen, sich aus dem Zimmer zu entfernen und ihn mit dem Reiter allein zu lassen. Nun erfuhr Overberg, daß der Mann sich auch in dem Hause in der Saerbecker Heide hatte einquartieren wollen, und zwar kurze Zeit später, als Overberg mit den Klosterfrauen das unheimliche Haus verlassen hatte. Vor dem Hause hätten drei Männer mit einer Frau gestritten. Die Frau habe immer wieder gesagt: "Laßt doch die beiden Frauen und ihre Begleiter leben." Overberg erfaßte die Hand des Fremden und erzählte ihm von seinem Erlebnis in der Saerbecker Heide. Als der Reiter dies hörte, war auch er wieder froh. Als Overbergs Meldung an die fürstbischöfliche Behörde in Münster erstattet worden war, faßte sie mit starker Hand zu. Die Polizeitruppe aber, die das Haus in der Saerbecker Heide durchsuchte, fand es leer und konnte keinen der Bewohner mehr fassen.

 


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1969
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 1 - 1969
Lengerich - Lengerich war früher ein bedeutsamer Wallfahrtsort
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Lengerich war früher ein bedeutsamer Wallfahrtsort. 1671 baute Meister Hermann Kröger in die Lengericher Kirche eine Orgel ein, die zum Osterfest fertig war. Im Jahre 1687 starb der Orgelmacher Hermann Kröger aus Nienborg in Lengerich; er wurde am Mittwoch nach dem ersten Adventssonntag 1687 auf dem Lengericher Friedhof an der Kirche begraben. Obgleich für Lengerich der erste Pfarrer schon im Jahre 1141 urkundlich nachzuweisen ist, wurde der Margarethen-Altar erst 200 Jahre später - 1327 - von Graf Otto von Tecklenburg gestiftet. Der dafür angestellte Priester hatte täglich für die Fremden und für die als Wallfahrer nach Lengerich kommenden Pilger die Messe zu lesen. Es scheint, daß erst um jene Zeit Lengerich als Wallfahrtsort über die Grenzen Westfalens hinaus bekannt wurde. Zwei Jahrhunderte währte also die Wallfahrtzeit zu dem Bilde und dem Brunnen der heiligen Margarethe in Lengerich.
Das steinerne Heiligenbild soll in einer kleinen Kapelle gestanden haben, die dort, wo die jetzige Sakristei der Lengericher Kirche sich befindet, gestanden haben soll. Der Brunnen soll sich in Nähe des ,,Westfälischen Hofes" befunden haben, wo jetzt die Münsterstraße in die Bahnhofstraße einmündet. Um 1890 war, wie alte Leute wissen wollen, dieser Brunnen noch offen und mit einer steinernen Mauer eingefaßt. Später wurde er zugedeckt und eine Pumpe darauf angebracht. Als dann Lengerich eine Wasserleitung bekam, verschwanden Pumpe und Brunnen. Heute weiß niemand mehr genau, wo der Brunnen sprudelte. In Lengerich stand vor 500 Jahren ein Siechenhaus, für das im Jahre 1485 ein Knappe Johann Vinke, vermutlich vom Rittergut Schollbruch stammend, und das Kloster Leeden eine Schenkung aussetzten. Wahrscheinlich wurde das Siechenhaus gegründet, weil manche kranke Menschen nach Lengerich wallfahrteten und hier Heilung suchten. Der alte Hof Schnatbaum, der im südwestlichen Teil der Gemeinde Lengerich lag, ist insofern besonders beachtenswert, als durch den Namen nachgewiesen wird, daß dort früher eine Wegsperre war, die einen ungehinderten Durchgang durch die Lengericher Mark in den Ladberger Gemeindebezirk nördlich des alten Rittersitzes ,,auf der Kohnhorst" nicht zuließ. Die Lage des alten Kohnhorstschen Esches zeigt eindeutig, daß diese Besitzung in früheren Zeiten nur von Nord her zugänglich war. Im Süden versperrte ein Wasserlauf den Zugang zum alten Kerngebiet des Hofes.
Ein Blick auf ein Meßtischblatt dieses Gebietes zeigt uns, daß hier zwei alte Wege von Norden nach Süden liefen. Der eine Weg führte unmittelbar bis zur Kohnhorstschen Besitzung. Der andere, etwas westlicher gelegene Weg führt von Brochterbeck nach Ladbergen. Außerdem finden wir östlich dieser beiden Wege noch den alten Aldruper Damm, der früher der Postweg von Lengerich nach Ladbergen war. Alle drei Wege werden etwa in der Mitte zwischen Brochterbeck und Ladbergen von einem alten Damm gekreuzt, dem Saerbecker Damm.Der Lauf dieser vier Wege ist offenbar kein zufälliger, sondern er scheint uralt zu sein. An einem dieser Wege lag vermutlich der alte Hof Snautbaum, der schon in den Schätzungsregistern von 1511 als Snatboym zu finden ist, und an den die Pflicht des Schnadschutzes durch Sperrung des Weges gebunden war. Der mittlere dieser drei von Norden nach Süden führenden Wege scheint eigens für das Gebiet "auf der Kohnhorst" bestimmt gewesen zu sein; denn eine gerade Weiterführung über Kohnhorst hinaus nach Süden scheint nicht gegeben. Es ist den Heimatvereinen zu empfehlen, sich einmal eingehend mit solchen alten Wegen zu beschäftigen, die in früheren Zeiten für die einzelnen Bauerschaften sehr wichtig waren. Bis jetzt mangelt es noch an einer systematischen Übersicht über das alte Wegenetz im Raum unserer Tecklenburger Heimat.

 


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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 1 - 1969
Mettingen
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Mettingen - Am nördlichen Steilhang des Schafberges liegt Mettingen in anmutiger Hügellandschaft unseres Tecklenburger Landes. Mit seinen mehr als 8500 Einwohnern ist Mettingen einer der größten Orte des Kreises. Der Anblick dieses alten Töddendorfes verrät wohlhabende Gepflegtheit. Charakteristisch für Mettingen sind seine stilechten Töddenhäuser, die Tecklenburger und holländische Bauweise in sich vereinen. Mettingen ist der Geburtsort führender deutscher Kaufmanns-Geschlechter und der Kaufmannsgeist, der diesen Firmen den Erfolg brachte, ist auch heute noch in seinen Geschäften und Unternehmen zu Hause.Hier sei besonders die Kornbrennerei und Preßhefefabrik C. Langemeyer genannt, deren Erzeugnisse weit und breit besten Ruf genießen. Abseits der Straße von Mettingen nach Westerkappeln liegt, umgeben von Parkanlagen und Gärten das Haus Langenbrück, ein Rittergut, in dem im 15., 16. und 17. Jahrhundert die "von Langen", "von Ledebur" und "von Grävemeier" auftraten.
Aus dem Oberhof hat sich das Herrenhaus Langenbrück entwickelt, das seit 1928 im Besitz der Familie Brenninkmeyer ist. Das Haus Langenbrück hat manche frohe aber auch schwere Zeit überstanden, so berichtet die Geschichte: "Als der Magister Gülich, Prediger an der Sankt-Katharinen-Kirche zu Osnabrück auf dem Gut (Langenbrück) dem kranken Droste zu Tecklenburg das Abendmahl bringen wollte, wurde er samt seinem Küster in der Kappeiner Landwehr angefallen und nach Fürstenau verschleppt und dort 14 Tage gefangen gehalten." Aus dieser Zeit stammt noch der Ausspruch: "Use Herrgott, beware us faör Krieg, Hungersnaut un Pest, faör kaputte Holsken, faör Locker in dei Strümpe un faör dat Gericht in´Fürstenau."

 


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spacer Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Aufsätze von A bis Z
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  Heft 06 - 1959 - Bevergern  
  Heft 10 - 1959 - Bevergern - Gefangen in der Burgfeste Bevergern  
  Haft 12 - 1961 - Bevergern - Aus dem alten Bürgerbuch der Stadt Bevergern  
  Heft 12 - 1959 - Bevergern - Bevergern, die älteste Stadt in der Grafschaft Tecklenburg  
  Heft 03 - 1962 - Bevergern - Johann von Leyden in Bevergern  
  Heft 07 - 1961 - Bevergern - Bedeutsames Tafelgemälde in der Bevergerner Kirche  
  Heft 03 - 1962 - Bevergern - Bedeutsames Tafelgemälde in der Bevergerner Kirche  
  Heft 12 - 1961 - Bevergerns vergangene Tage werden lebendig. Auf den Spuren des 7jährigen Krieges  
  Heft 05 - 1959 - Brochterbeck  
  Heft 11 - 1959 - Brochterbeck - Eine alte Wallburg bei Brochterbeck  
  Heft 03 - 1962 - Halen- Schlacht auf dem Haler Feld im Jahre 1308  
  Heft 09 - 1959 - Halen - Das Haler Feld  
  Heft 03 - 1959 - Hopsten  
  Heft 12 - 1960 - Ibbenbüren - Die Ableitung des Ortsnamens Ibbenbüren  
  Heft 12 - 1958 - Ibbenbüren - Die Entstehung der Dörenther Klippen  
  Heft 10 - 1960 - Ibbenbüren - Die Entstehung der Dörenther Klippen  
  Heft 05 - 1960 - Ibbenbüren - Zehn Jahre Kulturring Ibbenbüren  
  Heft 04 - 1959 - Ibbenbüren - Loismanns Botanischer Garten vor 30 Jahren  
  Heft 09 - 1960 - Ibbenbüren - Die ältesten Straßen Ibbenbürens  
  Heft 01 - 1959 - Ibbenbüren - Wissenswertes über unsere Heimatstadt  
  Heft 06 -1960 - Ibbenbüren - Ibbenbürens Verwaltung von 1509 bis 1959  
     

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spacer Heft 04 - 1959 - Ladbergen und die Lönsheide mit dem Heimatmuseum  
  Heft 08 - 1959 - Leeden  
  Heft 10 - 1960 - Lengerich - Der Römer zu Lengerich  
  Heft 01 - 1969 - Lengerich war früher ein bedeutsamer Wallfahrtsort  
  Heft 09 - 1959 - Lotte, gegründet 1312  
  Heft 01 - 1959 - Mettingen  
  Heft 10 - 1960 - Riesenbeck  
  Heft 08 - 1968 - Saerbeck - Ein Erlebnis in der Saerbecker Heide  
  Heft 01 - 1962 - Tecklenburger Land - Geologischer Aufbau unserer Heimat  
  Heft 07 - 1959 - Tecklenburger Land - Bodenschätze unserer Heimat und deren Abbau in vergangenen Zeiten  
  Heft 4/5 - 1962 - Tecklenburger Land - Bäuerliche Gewerbetätigkeit in der Jugend unserer Vorfahren  
  Heft 07 - 1961 - Tecklenburger Land - Beleuchtungsverhältnisse in früherer Zeit  
  Heft 04 - 1961 - Tecklenburger Land - Über das Lehnswesen der Tecklenburger Grafen  
  Heft 07 - 1960 - Tecklenburger Land - Die Grafschaft Tecklenburg stand auf dem Spiel  
  Heft 07 - 1961 - Tecklenburg - Die Bastion unterhalb der Tecklenburg war ein mächtiges Festungswerk  
  Heft 08 - 1959 - Tecklenburg - Die Tecklenburg in der Sage  
  Heft 03 - 1968 - Tecklenburg - Die Teufelsklippen bei Tecklenburg  
  Heft 12 - 1960 - Tecklenburg - Gut Wondahl - Wundal bei Tecklenburg  
  Heft 07 - 1968 - Tecklenburg - Der heilige Adolf von Tecklenburg  
  Heft 08 - 1960 - Tecklenburg - Gräfin Anna von Tecklenburg  
  Heft 05 - 1961 - Tecklenburg - Das Landratsamt war früher ein Heuerhaus  
  Heft 06 - 1968 - Tecklenburg - Ritter Hans von Kronenburg  
  Heft 07 - 1968 - Tecklenburg - Der tiefe Brunnen bei Tecklenburg  
  Heft 08 - 1964 - Tecklenburg - Unterirdische Felsenfestung Tecklenburg  
  Heft 02 - 1968 - Tecklenburg - Wie und wann entstand die Tecklenburg  
  Heft 05 - 1961 - Wersen - Aus der Geschichte des Hauses Bringenburg bei Wersen  
  Heft 02 - 1959 - Westerkappeln  
     


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