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Land |
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Broschüre - Ibbenbüren UND DAS TECKLENBURGER LAND |
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1958
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 12 - 1958
Ibbenbüren- Die Entstehung der Dörenther Klippen
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Ibbenbüren - Die Entstehung der Dörenther Klippen Ein, wenn
nicht sogar der anziehendste Punkt bei Ibbenbüren sind die Dörenther
Klippen, von deren Entstehung wir nachstehend berichten. Viele
Jahrtausende, vielleicht Jahrmillionen vor der Eiszeit traten
in unserer Heimat furchtbare Erschütterungen ein. Das weite
Münsterland brach tief ein. Bei dem Absinken wurden die an den
Rändern liegenden Gesteinsmassen herauf gedrückt. In unserer
Heimat entstanden durch diesen Druck drei Gebirgsketten, nämlich
der Teutoburger Wald, der Pläner-Kalkrücken und der Schafberg.
Am Rande des Teutoburger Waldes preßte der Seitendruck gewaltige
Sandsteinfelsen heraus, die Herkensteine bei Leeden, die Hexenküche
und den Heidentempel bei Tecklenburg, den Blücherfelsen bei
Brochterbeck und die Dörenther Klippen.
Diese Sandsteinbänke wurden durch Kieselsäure nur locker zusammengefügt.
Die vielen Wassermassen, die ehemals viele Jahre hindurch diese
Felsen umschäumten, haben die weichen Sandmassen ausgewaschen
und dabei die festeren Teile zu phantastischen Felsformen, wie
wir sie im "Hockenden Weib" ausgeprägt finden, umgeformt.
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1959
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Ibbenbüren UND DAS TECKLENBURGER - LAND
Nr. 1 - Januar 1959 - 2. Jahrgang
Hrsg. Verkehrsverein Ibbenbüren e. V.
Druck: IVD bbenbürener Vereinsdruckerei GmbH
Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 1 - 1959
Mettingen
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Mettingen - Am nördlichen Steilhang des Schafberges liegt Mettingen
in anmutiger Hügellandschaft unseres Tecklenburger Landes. Mit
seinen mehr als 8500 Einwohnern ist Mettingen einer der größten
Orte des Kreises. Der Anblick dieses alten Töddendorfes verrät
wohlhabende Gepflegtheit. Charakteristisch für Mettingen sind
seine stilechten Töddenhäuser, die Tecklenburger und holländische
Bauweise in sich vereinen. Mettingen ist der Geburtsort führender
deutscher Kaufmanns-Geschlechter und der Kaufmannsgeist, der
diesen Firmen den Erfolg brachte, ist auch heute noch in seinen
Geschäften und Unternehmen zu Hause.Hier sei besonders die Kornbrennerei
und Preßhefefabrik C. Langemeyer genannt, deren Erzeugnisse
weit und breit besten Ruf genießen. Abseits der Straße von Mettingen
nach Westerkappeln liegt, umgeben von Parkanlagen und Gärten
das Haus Langenbrück, ein Rittergut, in dem im 15., 16. und
17. Jahrhundert die "von Langen", "von Ledebur" und "von Grävemeier"
auftraten. Aus dem Oberhof hat sich das Herrenhaus Langenbrück
entwickelt, das seit 1928 im Besitz der Familie Brenninkmeyer
ist.
Das Haus Langenbrück hat manche frohe aber auch schwere Zeit
überstanden, so berichtet die Geschichte: "Als der Magister
Gülich, Prediger an der Sankt-Katharinen-Kirche zu Osnabrück
auf dem Gut (Langenbrück) dem kranken Droste zu Tecklenburg
das Abendmahl bringen wollte, wurde er samt seinem Küster in
der Kappeiner Landwehr angefallen und nach Fürstenau verschleppt
und dort 14 Tage gefangen gehalten." Aus dieser Zeit stammt
noch der Ausspruch: "Use Herrgott, beware us faör Krieg, Hungersnaut
un Pest, faör kaputte Holsken, faör Locker in dei Strümpe un
faör dat Gericht in´Fürstenau."
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 2 - 1959
Westerkappeln
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Westerkappeln - Als zur Zeit Kaiser Karls des Großen die Missionierung
unserer Heimat begann, gehörten die dem Christentum gewonnenen
Bewohner hiesiger Gebiete zum Osnabrücker Dom. Wegen der Entfernung
der Anmarschwege und dem steten Wachsen der Gemeinde wurden
etwa drei Wegstunden von der Mutterkirche entfernt Tochterkirchen
errichtet. Eine Kapelle im Osten (Osterkappeln) und die Kapelle
im Westen, die Kirche zu Westerkappeln. Sie ist somit eine Urpfarre
des Osnabrücker Domes und begegnet uns erstmals im Jahre 1050.
In ihrem romanisch - frühgotischen Stil ist sie das wertvollste
Baudenkmal unseres Kreises.Ein noch älteres Denkmal aus grauer
Vorzeit bereichert die Westerkappelner Umgebung. Es sind die
Sloopsteene, die beweisen, daß schon der Steinzeitmensch in
unserer Heimat lebte. Auch nach seinem Glauben war das Leben
nach dem Tode ewig, und aus diesem Grunde baute er die unvergänglichen
Grabstätten mit Findlingen, wie wir sie in den Sloopsteenen
vorfinden. Weitere Sehenswürdigkeiten nahe Westerkappeln sind
das Haus Langenbrück, das Haus Velpe und Haus Cappeln mit Festsaal.
Durch die traditionellen Pferderennen zu Pfingsten jeden Jahres
auf der Rennbahn Haus Cappeln ist der Name Westerkappeln in
der weiten Umgebung bekannt.
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 3 - 1959
Hopsten
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Hopsten
Im Nordwesten unseres Kreises liegt das alte Töddendorf Hopsten,
das in alten Urkunden Hopseten geschrieben wird, was so viel
wie Sitz bedeutet. Es wird überragt von dem eigenwilligen Turm
seiner im Jahre 1727 erbauten Barockkirche, deren Baupläne,
vor allem die des Turmes, von dem großen Barock-Baumeister Schlaun
korrigiert wurden. In dieser Gemeinde wirkte Wilhelm Emanuel
von Ketteler, der spätere Bischof von Mainz, in den Jahren 1846
bis 1849 als Pfarrer. K. war 1848 Abgeordneter des Tecklenburger
Landes zur Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche.
Nicht immer gehörte Hopsten zum Tecklenburger Land. So führte
1400 ein jahrelanger Streit der Landesherren dazu, daß Hopsten
an das Hochstift Münster abgetreten wurde. Hierdurch entstand
dann die selbständige Gemeinde Hopsten. 1813 kam es jedoch wieder
zum Kreis Tecklenburg zurück. Alte Urkunden lassen darauf schließen,
daß hier in früheren Jahrhunderten Leinen gewebt wurde. Ein
besonders begehrter Artikel war die Hanfleinwand, die das Dorf
1756 zu einer Blüte geführt hat. Ein Teil der Leinwand, der
nicht zum eigenen Bedarf benötigt wurde, wurde im Hausierhandel
verkauft. Hieraus entwickelte sich dann im Laufe der Zeit das
Töddentum. Die Tödden brachten ihre Waren in der Hauptsache
in Norddeutschland und in Holland zum Verkauf. Diese wandernden
Händler, von denen einigen besonderer Erfolg beschert war, gründeten
in verschiedenen Städten ihre Niederlassungen, aus denen sich
im vorigen Jahrhundert einige zu namhaften Kaufhäusern entwickelt
haben. Wenn Hopsten auch nicht das einzige Töddendorf des Tecklenburger
Landes ist, so hat es aber den Charakter als solches am meisten
bewahren können.
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 4 - 1959
Ibbenbüren - Loismanns Botanischer Garten vor 30 Jahren
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Ibbenbüren- Loismanns Botanischer Garten vor 30 Jahren.
Viele unserer Leser haben den Botanischen Garten auf dem Bauernhof
Loismann in Dörenthe sicher schon besucht oder zumindest von
ihm gehört. Der verstorbene Heimatschriftsteller, Lehrer Emil
Frank hat vor dreißig Jahren mit dem Gründer des Gartens einen
Rundgang durch die Anlagen gemacht, die damals unter der fachkundigen
Hand des naturliebenden Altbauern einen recht gepflegten Eindruck
machten.Bauer Loismann ist der Besitzer dieser Sehenswürdigkeit
und wohnt in Dörenthe. Der Weg zu diesem idyllischen Fleckchen
Erde führt uns durch die Einsattlung des Teutoburger Waldes.
Auf der Kammhöhe erblicken wir die Dörenther Klippen, deren
schönstes Stück das vielbesuchte Hockende Weib ist. In der Ferne
schimmert das Band des Dortmund-Ems-Kanals. Sirenen zerschneiden
gellend die Stille, ein Zug Kähne wird von einem kleinen Dampfer
zu Tal geschleppt. Rechts vom Wege liegt das Ziel unserer Wanderung,
Loismanns vielgerühmter botanischer Garten, den so wenige kennen.
Seine Entstehung verdankt dieser Garten dem Dortmund-Ems-Kanal,
der sehr guten Gartenboden zutage förderte.
Mit Fleiß ging der Besitzer ans Werk und schaffte nahe an seinem
Hof den köstlichen Garten, dem anläßlich einer Tagung in Münster
bekannte Fachleute einen Besuch abstatteten. Die Schönheit dieses
Gartens wird jeden ansprechen. Da träumt der kleine Goldfischteich
halb versteckt zwischen blauen und gelben Schwertlilien. Dunkle
Tannen schauen ernst auf den klaren Spiegel des Teiches. Bänke
aus weißen Birkenstämmen laden zum Sitzen ein. Welch lieblicher
Wechsel von Nutz- und Zierpflanzen! Darunter befinden sich viele,
die man noch nie in unseren Breiten sah. Verschiedene Erdbeerarten
laden im Sommer zum Genusse ein. Weisser Ginster schüttet seine
Blütensterne über den Weg. Ein schmaler Pfad führt zwischen
Zypressen, Tannen und Kiefern zum Grunde einer tief eingeschnittenen
Schlucht, da reckt der Rhododendron seine leuchtenden Rosen.
Stolz ragt der Tulpenbaum auf. Da erblicken wir den roten Palmbaum,
die Sumpfzypresse, die Schirm-Magnolie und Hunderte verschiedener
Arten von Tannen. Dazwischen recken deutsche Eichen, Tannen
und Ahorn ihre breiten Kronen. Es ist eine wundervolle Farben-Schattierung
von dem hellen Gelb ausländischer Bäume über das satt leuchtende
Grün der Eichen bis zum blauschwarzen Dunkel fremder Tannen.
Manche Pflanze wollte sich nicht an das deutsche Klima gewöhnen,
und es bedurfte unendlicher Mühe und Geduld, um ihr die notwendigen
Wachstumsbedingungen zu schaffen. Und das alles hat ein einfacher
Bauer ohne jede gelehrte Bildung geleistet. Zäher Fleiß, erlesener
Geschmack und hohes gärtnerisches Können haben dieses Werk geschaffen.
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 5 - 1959
Brochterbeck
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Brochterbeck- Die Entstehung Brochterbecks fällt wahrscheinlich
in die Zeit der Einführung des Christentums in unserer Heimat.
Die Entwicklung des Ortes mag von einem dort gelegenen Herrenhof
ausgegangen sein, wo sich der jetzige Hof Schulte - Brochterbeck
befindet. Als um das Jahr 800 die Grafschaft Tecklenburg entstand,
kam Brochterbeck in den Besitz der Tecklenburger Grafen, die
es zu einem Oberhof machten. 1184 verkaufte der damalige Graf
Simon diesen Hof mit drei weiteren Höfen (Leeden, Lingen, Mellinghusen)
an den Erzbischof von Köln, die jedoch bald darauf als Lehen
zurückgegeben wurden. Urkundlich wird Brochterbeck erstmals
1150 als Brotterbike erwähnt und 1204 als Brochterbeke. Es waren
die Namen der den Oberhof bewohnenden Ritter. Unter ihnen finden
wir auch den Gründer des Klosters Gravenhorst, Conrad II., dessen
Tochter Oda hier die erste Äbtissin war. Eine eigene Kapelle
begegnet uns erstmals 1198 und von einem selbständigen Pfarramt
lesen wir aus dem Jahre 1320. Die den Oberhof bewohnenden Ritter
von Brochterbeck sind im 14. Jahrhundert ausgestorben, was wohl
zur Folge hatte, daß der Hof auf verschiedene Geschlechter aufgeteilt
wurde. In späteren Urkunden ist der Name auch nicht mehr zu
finden, wohl aber begegnet uns dann erstmalig der Name Schulte
to Brochterbeck.
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 6 - 1959
Bevergern
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Das Städtchen Bevergern, unmittelbar an der
Westgrenze des Kreises gelegen, ist reich an alten Erinnerungen.Die
Bevergerner Burg, deren Entstehungsjahr sich nicht mehr nachweisen
läßt, begegnet uns erstmals im 12. Jahrhundert. Sie war ein
Stützpunkt der Tecklenburger Grafen. Kriegerischen Auseinandersetzungen
zufolge kam sie jedoch im 14. Jahrhundert zum Hochstift Münster,
dessen Landesherr der Bischof war. Durch diesen Besitzwechsel
wurde sie somit ein Stützpunkt gegen ihre ehemaligen Besitzer.
1680 fand sie ihr Ende, der friedliebende Fürstbischof Ferdinand
II von Fürstenberg ließ sie in diesem Jahr sprengen.Die Gemeinde
Bevergern war um diese Zeiten noch ein winziger Flecken. Etwa
90 Bürger zählte man zu Beginn des 15. Jahrhunderts, als die
Ortskirche errichtet wurde. Kriege und Unruhen wirkten um 1800
auch auf die Entwicklung Bevergerns hemmend, doch jetzt begann
für Handel und Handwerk eine Zeit der Blüte. Unter den besonders
stark vertretenen Kaufleuten spielten die reisenden Händler
eine besondere Rolle. In der alten Schützengilde bildeten sie
z. B. eine eigene Kompanie, die vom Volk die "Herrenschützen"
genannt wurden. Heute ist Bevergern als Stadt der Gärtner weit
über seine Grenzen hinaus bekannt. Die gärtnerischen Anlagen
befinden sich zum Teil auf dem alten Burggelände.
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 7 - 1959
Tecklenburger Land - Von den Bodenschätzen unserer Heimat
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Daß bei Ibbenbüren Kohle gefördert wird, ist weit über die Grenzen
unseres Kreises hinaus bekannt und der Ibbenbürener Sandstein
hat einen Ruf, der ihn zu einer begehrten Handelsware werden
ließ. Die Kohlevorkommen sind aber nicht nur hier bei Ibbenbüren,
sie erstrecken sich noch weiter zum Osten. So birgt z.B. der
Piesberg bei Osnabrück eine hochwertige Anthrazitkohle. Ihre
Förderung mußte jedoch um die Jahrhundertwende eingestellt werden,
da die Abwässer den Abbau unrentabel machten, und ebenso wie
im Ibbenbürener Gebiet werden auch hier in gewaltigen Steinbrüchen,
die die größten Europas sind, Steine gebrochen. Eisenerzvorkommen
am Schafberg und am Hüggel waren der Anlaß zur Gründung der
Georgsmarienhütte, wie der Friedrich-Wilhelms-Eisenhütte in
Gravenhorst, deren Hochofen 70 Jahre in Betrieb war, von 1806
bis 1876. Die Grafen von Tecklenburg ließen schon 1530 am Hüggel
nach Eisen graben, sie besaßen sowohl hier wie im benachbarten
Osnabrücker Gebiet die Schürfrechte. Auch Friedrich der Große
veranlaßte die Eisenerzgewinnung rund um den Schafberg. Inzwischen
sind die Förderungen jedoch wegen Unrentabilität eingestellt
worden.
Ein Schacht bei Hasbergen schloß 1931 als letzter sein Tore,
da die etwa 17prozentigen Vorräte erschöpft waren. Neben den
genannten Erzvorkommen wurden in diesem Gebiet Silber und Blei
gewonnen. So sagt uns eine Urkunde aus dem Jahre 1035, daß auf
dem nahe des Hüggels gelegenen Silberberg Silbererze gewonnen
wurden. Doch auch dieser Abbau währte wegen des niedrigen Metallgehaltes
nicht lange, wurde jedoch einige Male wiederaufgenommen. Ein
letzter Versuch scheiterte 1826. Da die Silbergewinnung nicht
den erhofften Erfolg versprach, wollte man 1860 Blei und Zink
gewinnen, doch auch dieser Versuch blieb ohne Erfolg, da die
Kosten der Anlagen höher waren als der zu erwartende Gewinn.
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 8 - 1959
Tecklenburg - Die Tecklenburg in der Sage
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Die Tecklenburg in der Sage
Über die Tecklenburg gehen allerlei Sagen um. Das Volk begnügte
sich nicht mit dem "wir wissen nicht". Es ging in seiner Weise
den Dingen nach, bis es glaubte, ihren Anfang gefunden zu haben.
Unsere mittelalterlichen Geschichts-schreiber nahmen solche
Erzählungen auf und suchten dem Volk glaubhaft zu machen, was
die Phantasie ersann. So sollen die Enakiter die Burg erbaut
haben. Als Josua sie aus dem Lande Kanaan vertrieben hatte,
flohen sie nach Norden und kamen in unser Land. Hier blieben
sie eine Zeitlang und lernten dabei deutsche Sprache und Sitte
kennen. Im Münsterland wurden sie von einer großen Flut überrascht.
Sie ergriffen die Flucht; doch die Flut war schneller als sie.
Ihr Untergang schien unvermeidlich. Da, in der höchsten Not
rief einer von ihnen: "Tekene de Borg!" (Siehe da, die Rettung!)
und zeigte auf ein in der Ferne aufsteigendes Gebirge. Sie eilten
dorthin und wurden errettet. Später bauten sie auf jenem Berge
eine feste Burg und nannten sie Tekenenborg. Der Schiffsturm
soll ein Überrest der alten Enakiter-Burg gewesen sein.
Andere erzählen von der ungarischen Königin Tecla, die aus Furcht
vor den Römern ins Land der Germanen floh und sich diese Burg
zum Wohnsitz baute. Eine andere Sage gibt eine nicht weniger
schöne Erklärung über den Ursprung des Namens Tecklenburg. In
früheren Zeiten, so erzählt sich das Volk, lebte ein mächtiger
Sachsenherzog. Er hatte drei Töchter: Tekla, Ida und Ravena.
Als Heiratsgut ließ er ihnen auf der Höhe des Teutoburger Waldes
drei starke Burgen bauen. Gisbert von Vincke singt: Und der
Fürst verleihet jeder Tochter eine stolze Burg als Hochzeitsgabe,
wohlbewahret mit Mauer, Turm und Zinnen; wiederum verleihet
jede Jungfrau ihrer stolzen Burg den eignen Namen. Also schauen
drei starke Sachsenfesten unerschütterlich noch manch Jahrhundert,
Tecklenburg, Ravensburg und Iburg. Auf der Tecklenburg stand
eine Kanone, die hieß ,,Graute Greite".
Auf dem Rohr trug sie folgenden Spruch: Graute Greite heit ick,
sewen Mielen scheit ick, den ick dräp, den greut ick. Einst
lag der Bischof von Münster in Fehde mit dem Tecklenburger Grafen.
Der bischöfliche General wollte aber, bevor er gegen Tecklenburg
anrückte, eine Musterung seiner Soldaten abhalten. Auf der grossen
Heide von St. Mauritz ließ er ein großes Lager errichten. Weil
er nun alles in bester Ordnung fand und es so schönes Wetter
war, befahl er, die Mittagstafel im Freien aufzustellen. Von
Tecklenburg meinte man nichts befürchten zu brauchen, mußten
doch bis dorthin noch acht Stunden marschiert werden. Sollte
der Feind trotzdem heranrücken, so würden die Vorposten ihn
schon melden. So setzten sich die Herren zu Tisch und vergaßen
bald über Essen und Trinken den Feind und dachten nicht an die
"Graute Greite" auf der Tecklenburg. Die war ja auch noch weit
entfernt in aller Ruhe auf ihrer Schanze und schaute in das
weite Münsterland. Neben ihr stand aber ein tüchtiger Kanonier,
der dem Treiben bei Münster zusah.
Er dachte, es könne nicht schaden, wenn er ihnen eine tüchtige
Ladung zuschicke, während man sich an der bischöflichen Tafel
von Kriegskunst und Schlichen und wie man den Feind ausräuchern
wolle, unterhielt. Eben wurde der Schweinskopf auf den Tisch
gesetzt. Plötzlich, als ob die Hölle losgelassen wäre, ein Donnern
und Krachen und Gurgeln in der Luft. Die Kugel aus der "Grauten
Greite" hatte den Schweinskopf weggeputzt. Alle fuhren von ihren
Plätzen in die Höhe. Der Feldherr aber ging zum Bischof, rühmte
seine Truppen und sagte, daß man Soldaten, die so tüchtig exerzieren
könnten, nicht einem so gefährlichen Geschütz preisgeben solle.
Dieser Vorschlag fand des Bischofs Beifall und er schickte einen
Unterhändler ab, der mit dem Tecklenburger Grafen Frieden schließen
mußte. So hatte die "Graute Greite" ohne Blutvergießen gesiegt.
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 9 - 1959
Lotte, gegründet 1312
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Lotte, gegründet 1312. Der Name Lotte ist eine Abwandlung aus
Loheide, was sich aus der geographischen Lage dieser Ortschaft
erklären läßt, deren Grundstein wohl schon vor Jahrtausenden
gelegt wurde, da das Gohfeld im Osten der Gemeinde vor 3000
bis 4000 Jahren ein Thingplatz und eine Begräbnisstätte war.
Einige um die Lotter Eschfluren gelegene Ursiedlungen sind bereits
aus der Zeit um 3000 v. Chr. Funde von Urnen und Gerätschaften
der Jungstein- und Bronzezeit bestätigen obige Annahmen. Aus
der späteren Eisenzeit sind allerdings weniger Bodenfunde bekannt.Von
den Stürmen der Völkerwanderungen, der Römerfeldzüge und der
Hunnen-Plünderungen mag das Gebiet wohl mehr verschont worden
sein, bis dann um 600 die Sachsen hier eindrangen und während
der Kriege Karls des Großen gegen sie wurde die Bevölkerung
christianisiert. 1190 soll Lotte erstmals urkundlich erwähnt
worden sein und 1312 wurde von Graf Otto III. von Tecklenburg
das Kirchspiel Lotte gegründet, das zuvor kirchlich zu St. Marien
in Osnabrück gehörte. Von den vier Klostergründungen in der
Grafschaft Tecklenburg war die des Klosters Osterberg bei Lotte
die letzte (um 1400). Es war ein Männerkloster, dessen Insassen
sich in der Hauptsache mit der Unterrichtung der Jugend befaßten.
Durch die Reformation und den ihr folgenden 30jährigen Krieg
fand dieses Klosterleben nach 223jähriger Blüte sein Ende. Durch
Kauf im Jahre 1707 fiel Lotte mit dem Tecklenburger Land an
das Königreich Preußen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts stand
die Gemeinde unter französischer Herrschaft und erhielt eine
eigene Amtsverwaltung, zu der auch die Gemeinde Wersen gehörte.
Die Jahre nach dem letzten Krieg brachten durch die Zuwanderung
der Ostvertriebenen einen wesentlichen Zuwachs der
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 9 - 1959
Halen - Das Haler Feld
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Halen - Das Haler Feld Zwischen den beiden Flüssen Hase und
Düte in der Gemeinde Wersen liegt das Haler Feld. Staunend betrachten
wir die gewaltigen Steinrecken, die hier zu seltsamen Denkmälern
gefügt worden sind. Den Geschichtsschreibern des Mittelalters
galt es als eine Tatsache, daß diese Steine für die Toten in
der ersten Schlacht auf dem Haler Feld geschichtet wurden, in
der ein Welfenheer unter Graf Günter von Schwerin gegen die
Verbündeten des Staufers siegreich kämpfte. Graf Engelbert von
der Mark führte die Widersacher des welfischen Leuen an, Graf
Simon von Tecklenburg nebst vielen anderen westfälischen Großen
kämpfte unter den Fahnen des Grafen von der Mark. Günter von
Schwerin siegte und nahm viele der feindlichen Grafen gefangen.
Heinrich der Löwe mußte sich hier gegen die Koalition der westfälischen
Großen wehren. Das Herzogtum Sachsen wurde in viele Bestandteile
zerschlagen, an Stelle des Welfen nahm fortan der Erzbischof
von Köln den westfälischen Herzogstuhl ein. Noch einmal war
das Haler Feld blutige Walstatt.
Auf dem bischöflichen Stuhl zu Münster saß Otto. Dieser wurde
aber abgesetzt, für ihn wählte man Konrad, einen Grafen von
Berg, und es konnte wohl nicht ausbleiben, daß die beiden Widersacher
sich bekämpften. Sie suchten beide nach Bundesgenossen. Der
abgesetzte Bischof Otto von Münster fand in seinem Osnabrücker
Nachbarn, dem Bischof Ludwig, einen Bundesgenossen. Zahlreichere
Unterstützung aber fand der neuerwählte Bischof Konrad, denn
ihm standen zahlreiche Grafen bei. Bei dieser Übermacht schien
das Schicksal seines Widersachers besiegelt zu sein. Konrad
forderte im Vertrauen auf seine Verbündeten den Bischof Ludwig
von Osnabrück zum Kampf heraus. Zum Ort des Treffens wurde das
Haler Feld erwählt. Der Osnabrücker Kirchenfürst war in einer
üblen Lage. Auf die Ritterschaft seines Sprengels war kein Verlaß.
Umso treuer aber standen Osnabrücks Bürger zu ihrem Landesherrn.
Sein Heer wurde durch die ausrückenden Zünfte ansehnlich vermehrt.
Bevor sie zum Kampf auszogen, ordnete Bischof Ludwig au, daß
sein Heer zum Zeichen der Unschuld weiße Kleider anziehen sollte.
Er selbst trug über dem Eisenharnisch gleichfalls einen weißen
Mantel. Voll Löwenmut stürzten sich die Osnabrücker Zünfte in
den ungleichen Kampf. Es regnete hageldichte Hiebe, bis der
Feind anfing zu weichen. Bischof Ludwig geriet mit dem Grafen
Engelbert selbst in heißen Kampf.Der weiße Mantel umwallte den
Kirchenfürsten, der ritterliche Schläge austeilte, bis es ihm
gelang, den Grafen Engelbert zu Boden zu werfen. Dabei riß der
Graf dem Bischof den weißen Mantel ab. Ein Osnabrücker eilte
dem Bischof zu Hilfe. Da aber im Fallen der weiße Mantel den
am Boden liegenden Grafen bedeckt hatte, meinte der Bürger,
sein Herr sei unterlegen. Mit seinem kurzen Schwert versetzte
er Bischof Ludwig einen Hieb, der ihn schwer verletzte. Jetzt
erkannte der Bürger seinen Irrtum. Aber es war bereits zu spät.
Die Kunde, daß ihr Bischof gefährlich verletzt sei, stachelte
die Osnabrücker zu heller Wut an. Die Feinde gerieten unter
den furchtbaren Hieben vollends auseinander, und sie mußten
das Schlachtfeld räumen. Bischof Ludwig aber wurde schwer verwundet
nach Iburg gebracht, wo er wenige Tage später starb. Doch unvergessen
blieb die Treue der Osnabrücker, die gegen eine bedeutende Übermacht
den Sieg an ihre Fahnen geheftet hatten.
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 10 - 1959
Bevergern
Gefangen in der Burgfeste Bevergern Berndt von Oer wanderte
wie ein gefangenes Raubtier in der engen Zelle auf und nieder,
die ihm seit vielen Wochen zum Aufenthalt dient. Wenn ihm das
einer vor Jahr und Tag vorhergesagt hätte: "Du wirst als Gefangener
auf der festen Burg Bevergern schmachten! Man hat dich peinlich
auf den Hals verklagt, weil du in wahnwitziger Verblendung Menschenblut
vergossen hast!" Nie und nimmer würde er es geglaubt haben.Und
nun war es bittere, unumstößliche Wahrheit. Wenn das Bluturteil
nicht schon längst gefällt war, wenn er noch atmen durfte, so
hatte er es wohl nur dem Umstände zu verdanken, daß hohe Angehörige
sich heiß um seine Rettung mühten. Ein Oer sollte nicht wie
ein gemeiner Verbrecher enden. Zu große Verdienste hatte sich
das Geschlecht um Bischof und Land erworben. Wie hatte er zum
Mörder werden können? Um ein Nichts war es geschehen. Als der
Wein die Köpfe erhitzt hatte und Spott- und Scherzreden wie
aufgescheuchte Immenschwärme hin und her flogen, hatte ihn Melchior
Droste von Senden, Komtur des Ritterordens vom heiligen Johannes
zu Münster, ob einer albernen Mädchengeschichte böse gehänselt.Du
lieber Gott: unter Rittern geschah so etwas häufig. Und der
Komtur meinte das vielleicht gar nicht so böse. Seine Zunge
war durch den schweren Wein gelöst worden, so daß er unüberlegte
Worte sprach, die ihm nüchtern nie über die Lippen gekommen
wären.Aber Berndt von Oer war empfindlicher denn je.
Auch in ihm wirkte der genossene Wein nach. Vielleicht hätte
er sonst über den Spott des Komturs nur gelacht. Es war ja gar
nicht so schlimm, was er von ihm sagte. Heute aber fühlte er
sich tödlich beleidigt und er sann auf RacheFrüher als die anderen
verließ Berndt von Oer das Fest. Seine Rechte umklammerte den
Degenkorb. Die Blicke lohten und spähten in das Dunkel des Aegidii-Kirchhofes.
Diesen Weg mußte der Korntur kommen, wenn er zu seiner Kommende
gelangen wollte.Nicht lange brauchte der Ritter von Oer zu warten.
Nichtsahnend kam der Komtur über den Kirchhof. Oer vertrat ihm
mit gezücktem Degen den Weg. Ein heißer Kampf entbrannte. Melchior
Droste war ein gefährlicher Gegner und seine Hiebe fielen hageldicht
auf den Angreifer. Dieser geriet in immer größere Wut. Jetzt
erst fühlte er, daß es ein Kampf auf Tod und Leben war. Wie
ein Berserker ging er gegen den Komtur an. Wilder Siegesjubel
gellte in ihm auf, als er dem Verhaßten endlich den tödlichen
Streich beigebracht hatte.Melchior Droste, der Komtur der Ordensritter
vom heiligen Johannes, lag bleich und entseelt auf dem Kirchhofe
des heiligen Aegidius. Der Sieger aber stand neben dem Opfer
seines Anschlages, als hielten ihn unsichtbare Hände fest. Aus
allen Winkeln des stillen Platzes kroch das Grauen heran und
schnürte ihm die Kehle zu. Er dachte nicht an Flucht, dachte
nicht an die Folgen seiner unbesonnenen Tat. Bis die Scharwache
kam und mit einem Blick die Sachlage überschaute. Sie nahm den
adeligen Übeltäter fest, und bereits am nächsten Tage wurde
Berndt von Oer auf die feste Burg Bevergern gebracht, wo er
das Urteil erwarten mußte.Wie es lauten würde, konnte Oer sich
schon denken: Da er den Landfrieden gebrochen, den Komtur ohne
Ansage überfallen und im Verlaufe de Kampfes getötet hatte,
mußte er den Tod erleiden.Wie ein Verzweifelter wehrte er sich
gegen diese Einsicht. Sein junges Leben bäumte sich auf gegen
den grausen Vernichter, der schon die Sense hob. Klang nicht
heiseres Lachen aus den dunklen Winkeln seiner Kerkerzelle?
Hier hatte einst Jan von Leyden, der König der Münsterschen
Wiedertäufer, geschmachtet, bevor er den qualvollen Tod erlitt.
Die Einsamkeit des Gefangenen wurde jäh unterbrochen. Sein treuer
Diener Hermann trat ein. Aus freien Stücken war dieser seinem
Herrn nach Bevergern gefolgt. Der bischöfliche Drost drückte
ein Auge zu und ließ den Diener frei umhergehen, gestattete
ihm auch, jederzeit seinen Herrn zu besuchen. Hermann machte
von dieser Erlaubnis reichlich Gebrauch. Erlöst atmete Berndt
von Oer auf: "Wo warst du so lange?" fragte er.Hermann lächelte
pfiffig: "Ich merke es Euch ja an, gestrenger Herr, daß Ihr
Euch nach der Freiheit sehnt. Aber Ihr werdet eben strenge bewacht.
Nur durch List könntet Ihr entweichen. Und ich habe ein wenig
vorgesorgt!" Erregt sprang Oer auf: "Du wolltest mir helfen,
die Freiheit zu gewinnen?" "Wenn ich es Euch sage, dann ist
es mir auch sicher Ernst!""Aber wie willst du das anfangen?"
"Nun, etwas ist schon geschehen. Weiß zwar nicht, ob es etwas
nützt. Hier habe ich von den Schlössern der Zelle und des Burgtores
Wachsabdrücke gemacht." Aufgeregt nahm der Ritter die Wachsstücke
an sich und musterte sie sorgfältig. Mühsam bändigte er seinen
Jubel. Ja, so war die Rettung möglich! "Höre, Hermann, du machst
dich auf den Weg nach Kakesbeck zu meinem Bruder Borchard und
bringst ihm die Abdrücke. Das andere wird er dann schon besorgen.
Bleib aber nicht zu lange aus!" War das ein qualvolles Warten
für den gefangenen Ritter. Endlich kam Hermann.
Es war Sonntag, der 14. des Maimonats. Ungehindert betrat der
treue Diener die Zelle seines Herrn und raunte ihm zu: "Haltet
Euch für heute abend bereit: Die Gelegenheit ist günstig. Wenn
die Wächter mit dem Glockenschlage zehn abgeblasen haben, öffne
ich Euch die Gefängnistür. Ich stehe bereit und führe Euch."
Und es geschah nach Hermanns Vorschlag. Der Diener führte Berndt
zur Mauer, ließ ihn auf Stricken in den Graben hinab. Der Ritter
durchschwamm das Wasser. Pferde standen bereit. Als der Morgen
graute, war Berndt Oer auf seiner Burg in Kakesbeck. Hier wollte
er sich verborgen halten, bis Gras über die Geschichte gewachsen
sein würde. Doch bald munkelte man allenthalben, wo der Ritter
von Oer sich befand. Dem Bruder wurde bedeutet, ihn herauszugeben,
widrigenfalls es ihm selbst an den Kragen gehen würde. Borchard
schwieg. Als aber die Drohungen immer ernsthafter wurden, da
stellte Berndt sich selbst den Spähern.Diesmal wurde er nach
Lingen gebracht. Er fand gnädige Richter und kam mit langer
Haft davon. Als endlich der Tag der Freiheit für ihn hereinbrach,
verließ er als ernster, stiller Mann die Burg, in der er so
lange als Gefangener geschmachtet hatte. Dem treuen Diener Hermann
vergaß er nie, was dieser in Bevergern für ihn gewagt hatte.
Herr und Diener waren zeitlebens die besten Freunde.
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 11 - 1959
Brochterbeck - Eine alte Wallburg bei Brochterbeck
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Brochterbeck - Eine alte Wallburg bei Brochterbeck Nicht nur
alte Sagen aus der Brochterbecker Gegend, die Sage vom Hockenden
Weib, von der Düwelskerke, dem Geisterschloß und der Fledermaushöhle,
deuten darauf hin, daß es sich um ein altbesiedeltes Gebiet
handelt, auch aus dem Formenbild der Landschaft ist auf ein
altes kulturgeschichtliches Werden in diesem Raum zu schließen,
das ohne Zweifel bis in die germanische Zeit, ja bis in die
jüngere Steinzeit vor mindestens vier Jahrtausenden zurückreicht.
Vor allem das Bocketal mit seinen Schluchten und Felsenkuppen
bot in unruhigen Zeiten sichere Verstecke und geeignete Kampf-
und Verteidigungsplätze, wenn fremde Völkerscharen das Land
durchzogen. So mag aus dem rücken des Brochterbecker Berges
nördlich des Dorfes und rechts vom Hermannsweg, der von Brochterbeck
aus über die Berghöhe zu den Dörenther Klippen führt, auch die
alte Wallburg entstanden sein, deren Überreste heute noch festzustellen
sind und die vor etwa acht Jahren Gegenstand einer wissenschaftlichen
Untersuchung waren. Diese Überreste einer alten Befestigungsanlage
(Schweinskopf) deuten darauf hin, daß hier im Brochterbecker
Berge in der vorchristlichen Zeit eine Fliehburg vorhanden war,
die den Einwohnern dieser Gegend Schutz gewährte und zur Sicherung
des Bergpasses diente.
Nach Süden und Westen konnten bei Grabungen ein Wall aus Steinen
und Lehm und verkohlte Holzstämme freigelegt werden. Der Fund
von Steinwerkzeugen an dieser Stelle läßt es als ziemlich sicher
erscheinen, daß das Entstehen dieser Befestigungsanlage weit
über die sächsische Zeit (600 bis 800 n. Chr.) in die vorgeschichtliche
Epoche hineinreicht. Besonders gibt die alte Sage von der ,,Düwelskerke"
und dem "Geisterschloß" zu denken, die sich auf den Raum, wo
die Reste der Wallburg zu finden sind, beziehen. Auf jeden Fall
dürfen wir hier einen geschichtlichen Schauplatz von besonderer
Bedeutung, wenn nicht sogar eine Anlage vermuten, die auch als
Kultstätte in vorchristlicher Zeit bekannt war und wahrscheinlich
in einem alten Wallburgsystem längs des Teutoburger Waldes bis
Detmold in der Landesverteidigung eine wesentliche Rolle spielte.
Als in der karolingischen Zeit (nach 800) Brochterbeck der Stammsitz
eines adligen Rittergeschlechtes wurde, übernahm der Oberhof,
der als eine von Wasser umflossene Burganlage in der Nähe der
jetzigen evangelischen Kirche lag, den Schutz der Bevölkerung
in dieser Gegend der Grafschaft Tecklenburg bis ungefähr zum
Ende des 14. Jahrhunderts
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 12 - 1959
Bevergern, die älteste Stadt in der Grafschaft Tecklenburg
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Die älteste Stadt in der Grafschaft Tecklenburg In der Geschichte
der alten Grafschaft Tecklenburg spielte Bevergern eine bedeutende
Rolle. Um 1350, als Graf Nikolaus I. auf der Tecklenburg regierte,
wurde hier eine Burg erbaut. Damals standen die Grafen von Tecklenburg
auf der Höhe ihrer Macht. Es gehörte sogar die Grafschaft Schwerin
zu ihrem Territorium. 1356 jedoch verkaufte Graf Nikolaus I.
das fernliegende Gebiet den Herzögen Albert und Heinrich von
Mecklenburg für 20 000 Mark in Silber, wovon aber nur die Hälfte
gezahlt worden sein soll.Um die Burg Bevergern entstand dann
der Ort, der schon 1366 von Tecklenburger Grafen mit Stadtrechten
ausgestattet wurde. Die Zeit der sogenannten "Tecklenburger
Fehde" stand vor der Tür. Sie dauerte von ungefähr 1370 bis
1400. Es war eine Zeit größter Unsicherheit in ganz Westfalen
und Nord-Westdeutschland. Der "Raubgraf" Nikolaus von Tecklenburg
vor allem war es, der mit seinen Soldaten die ganze Gegend unsicher
machte und raubend und plündernd in die Bistümer Münster und
Osnabrück einfiel.
Aus keiner anderen Zeit sind so zahlreiche Versteckfunde von
Münzen gehoben worden. Bauern und Bürger vergruben ihre Barschaft
in tönernen Krügen, um sie vor den plündernden Horden der landeseigenen
und fremden Soldaten zu retten. Wenn dann die Eigentümer umkamen,
blieben die Münzen in der Erde liegen, bis sie in späteren Zeiten
gefunden wurden.Der Kriegslust der Tecklenburger aber wurde
schließlich von allen Seiten Einhalt gehoben. Als der Raubgraf
sich mit dem Rest seiner Leute in die Tecklenburg zurückzog,
kam die große Entscheidung. Die Tecklenburg wurde belagert und
musste sich ergeben. Als die Vorräte in der Burg verzehrt waren,
so kam es, dass im Jahr 1400 die Zeit der Tecklenburger Fehde
ein Ende nahm und unter anderen Orten auch Bevergern den Tecklenburgern
verloren ging. Seitdem gehörte Bevergern zum Fürstbistum Münster.
Die Burg blieb bis 1680 erhalten und diente nun den Bischöfen
von Münster zur Verteidigung ihres Gebietes. Die städtische
Entwicklung geriet ins Stocken, weil der Ort verkehrsmässig
nicht solch eine günstige Lage hatte wie z.b. Rheine, Emsdetten,
Ibbenbüren und Lengerich.
In der Zeit der Wiedertäuferei, die bereits in Münster 1534
und 1535 ihr Unwesen trieb, spielte Bevergern insofern eine
Rolle, als dort bis Januar 1536 der "König" der Wiedertäufer,
Jan van Leiden, in der Burg als Gefangener sass. Hilla Feyken,
eine Wiedertäuferin, die einen Mordversuch an dem Münsterschen
Fürstbischof Franz von Waldeck unternommen hatte, wurde 1536
in Bevergern "aufs Rad geflochten". In der folgenden Zeit war
die Burg Bevergern noch mehrmals ein Zankapfel zwischen Krieg
führenden Mächten, bis sie nach dem dreißigjährigen Krieg 1680
von dem münsterschen Bischof Ferdinand II. von Fürstenberg aus
Gründen der "Kriegsraison", wie es in den Akten heißt, geschleift,
das heißt niedergerissen wurde, so daß sie keine strategische
Bedeutung mehr besaß. Bis zum Jahre 1803 stand Bevergern unter
der Verwaltung des Fürstbistums Münster. Durch die Säkularisation
kam es an das Königreich Preußen. Während der Franzosenzeit,
vom 13. Dezember 1810 bis Ende 1813, war Bevergern ein Kanton,
zu dem außer Bevergern auch die Gemeinden Riesenbeck, Dreierwalde
und Brochterbeck gehörten. Bei der Neueinteilung des Regierungsbezirks
Münster in Kreise kam Bevergern 1816 zum Kreis Tecklenburg.
Gegenwärtig gehören zum Amt Bevergern die Gemeinden Riesenbeck,
Hörstel, Dreierwalde und Bevergern selbst. Von den 2200
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1960
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Ibbenbüren UND DAS TECKLENBURGER - LAND
Nr. 2 - Februar 1960 - 3. Jahrgang
Hrsg. Verkehrsverein Ibbenbüren e. V.
Druck: IVD bbenbürener Vereinsdruckerei GmbH
Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand
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Ibbenbüren UND DAS TECKLENBURGER - LAND
Nr. 4 - April 1960 - 3. Jahrgang
Hrsg. Verkehrsverein Ibbenbüren e. V.
Druck: IVD bbenbürener Vereinsdruckerei GmbH
Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 5 - 1960
Ibbenbüren - Zehn Jahre Kulturring Ibbenbüren
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Zehn Jahre Kulturring Ibbenbüren Bernhard Holwitt
Am 4 April endete die Spielzeit 1959/60 der "Ibbenbürener Bühne"
mit einem glanzvollen Sinfoniekonzert, ausgeführt von der Nordwestdeutschen
Philharmonie. Damit ging eine Spielzeit zu Ende, die als "Jubiläumsspielzeit"
in die noch junge Kulturgeschichte Ibbenbürens eingehen wird.
Sie brachte eine Fülle hochwertiger künstlerischer Veranstaltungen
von großstädtischem Format und konnte wirklich auch die verwöhntesten
Ansprüche zufriedenstellen. Nach Abschluß einer zehnjährigen
Entwicklung kann man mit großer Befriedigung sagen, daß die
Ibbenbürener Bühne, der Kulturring des Amtes Ibbenbüren, ein
Begriff geworden ist. Mit ihm verbindet sich der Gedanke, daß
auch in einer Kleinstadt ohne besondere kulturelle Tradition
Schönes erreicht werden kann, wenn Mut, Ausdauer und Geschick
einer solch dankenswerten Aufgabe gewidmet werden. Vor uns liegen
mehrere sorgsam geführte Bände, die Zeugnis ablegen über Einsatz
und Erfolg des Kulturamtes in der nun zurückliegenden Zeit des
Aufbaues.
Was hier in Fotos und Presseberichten zum Leser spricht, ist
ein getreues Spiegelbild der Entwicklung des Kulturlebens im
Sektor Theater und Konzert in den zurückliegenden zehn Jahren.Ibbenbüren
stand früher nicht in dem Ruf, eine besonders kulturfreudige
Stadt zu sein. Es war daher ein Wagnis, als unser Kulturamt
im Winter 1949 mit einigen freien Veranstaltungen seine kulturellen
Bemühungen begann. Der Erfolg war durchaus ermutigend. Über
eines war man sich von vorneherein klar, daß man ohne Besuchergemeinschaft
nicht zu dauerhaften Erfolgen kommen würde. Besuchergemeinschaften
sind nicht nur die materielle, sondern auch die ideelle Sicherung
der Kulturarbeit. Es spricht für die Aufgeschlossenheit der
Ibbenbürener Bevölkerung, daß sich schon in der ersten planmäßig
vorbereiteten Spielzeit 1950/51 mehr als 300 Abonnenten für
einen Veranstaltungsring zusammenfanden Sie sind im Laufe der
Jahre nicht allein geblieben Ihre Zahl hat sich verdoppelt und
verdreifacht, ja vervierfacht. Wenn auch unter verschiedenen
Einflüssen in den letzten Jahren (Motorisierung, Fernsehen usw.)
ihre Zahl sich verringerte, so bleibt noch ein treuer Stamm
von Besuchern, der auch für die Zukunft die Weiterführung der
begonnenen Arbeit sichert. Den Anfang machten Veranstaltungen
im Central - Theater. Günstigere Voraussetzungen bot dann für
einige Jahre die inzwischen umgebaute Schauburg. Beide Räumlichkeiten
konnten nur ein Provisorium sein.
Eine Weiterentwicklung der kulturellen Arbeit war unter den
gegebenen Verhältnissen nicht möglich. Pläne, im Zusammenhang
mit dem Bau des Amts - Gymnasiums zu weiteren Räumlichkeiten
zu kommen, zerschlugen sich leider. Endlich ergab sich eine
für die damaligen Verhältnisse als großzügig angesehene Lösung,
die kommunalen Vertretungen schufen die Möglichkeit, das Apollo-
Theater mit seinen annähernd 700 Plätzen durch eine geräumige
Bühne mit Orchesterraum auszubauen. Wenn sie auch keine großstädtischen
Maße hat, so kann die mittelgroße Bühne doch sogar der Schauplatz
festlichen Operngeschehens sein. Seit 1953 haben alle Theater
und Konzerte hier einen Platz gefunden, der viele schöne Möglichkeiten
bietet. Ein Glücks-Umstand, das Apollo-Theater hat im Gegensatz
zu den meisten Lichtspielhäusern günstige akustische Voraussetzungen
für Bühnen-aufführungen, vor allem für das musikalische Theater.Wie
sehr schöne Räume das Interesse weiter Kreise am Theater- und
Konzertbesuch wecken können, bewies die erste Spielzeit im neuen
Hause. Innerhalb kurzer Zeit war nicht nur der aufgelegte Ring
ausverkauft, man konnte sogar noch für einen zweiten Ring 550
Abonnenten gewinnen.
Der Ring B hat sich dann leider auf die Dauer nicht als lebensfähig
erwiesen und mußte aufgegeben werden. Nun ein Rückblick auf
das Gebotene. In den zehn Jahren des Bestehens der Ibbenbürener
Bühne wurden insgesamt etwa 170 Kulturveranstaltungen durchgeführt.
An der Spitze standen die Musikaufführungen (Opern und Operetten)
. Es folgten Schauspiele, Konzerte und Ballettaufführungen.
Blättern wir in den Jahresbänden, so ist eines unverkennbar:
vom bescheidenen Beginn bis zum heutigen Stand führt ein schöner
Weg bergan. Man beobachtet eine von Spielzeit zu Spielzeit steigende
Leistung, dankbar anerkannt von Publikum und Presse.In der kürzlich
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Ibbenbüren UND DAS TECKLENBURGER LAND
Nr. 6 - Juni 1960 - 3. Jahrgang
Hrsg. Verkehrsverein Ibbenbüren e. V.
Druck: IVD Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH
Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 6 - 1960
Ibbenbüren - Ibbenbürens Verwaltung von 1509 bis 1959
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Ibbenbürens Verwaltung von 1509 bis 1959
Unter Berücksichtigung der während der jüngst erfolgten Verzeichnung
der in den Ibbenbürener Stadt- und Amts- Archivalien ermittelten
schriftlichen Überlieferung bringt vorliegende Abhandlung einen
Überblick über die verwaltungsmäßigen Veränderungen in und um
Ibbenbüren seit Bestehen des Ortes als Verwaltungs- und Wirtschaftsmittelpunkt
der einstigen Obergrafschaft. Um 1500 herrschten im Hause Tecklenburg
Hader und Streit um die Zukunft des immer mehr zerbröckelnden
Kleinstaats. Es kam zu keiner Einigung. Nach dem Tode des Grafen
Nikolaus III. (1493) teilten sich die Söhne Otto und Nikolaus
derart in das väterliche Erbe, daß Otto Tecklenburg und Rheda
erhielt, Nikolaus dagegen Lingen (die sogenannte Niedergrafschaft)
und wenige Jahre später noch vier um Ibbenbüren gelegene tecklenburgische
Kirchspiele, die dann als sogenannte Obergrafschaft den zweiten
Landesteil Lingen bildeten. Die 1493 dem Grafen Nikolaus von
Tecklenburg zuerkannte Niedergrafschaft Lingen umfaßt zehn Kirchspiele.
Sie wurden verwaltet von den Ämtern: Lingen (Lingen und Bramsche),
Freren (Freren, Thuine und Beesten), Lengerich auf der Wallage
(Lengerich a. d. W., Backum und Bawinkel) sowie Schapen (Schapen
und Plantlünne).
Die Obergrafschaft zählte die vier Kirchspiele Ibbenbüren, Recke,
Mettingen und Brochterbeck. Hauptort und Amtssitz dieses Grafschaftsteiles
war Ibbenbüren. Auf Grund eben jenes geschichtlichen Vorganges
führt die Stadt heute noch das Lingener Wappenschild, den goldenen
Anker im blauen Feld. Abgesehen von einer nur vorübergehenden
kurzen Wiedervereinigung der beiden Lingener Grafschaftsteile
(Niedergrafschaft und Obergrafschaft) mit der alten Grafschaft
Tecklenburg, nämlich von 1541 bis 1548, blieb die 1509 erfolgte
Trennung der sogenannten Obergrafschaft von Tecklenburg endgültig.
Gleichzeitig mit der territorialen Veränderung im Ibbenbürener
Raum trat ein Wechsel in der örtlichen Ibbenbürener Verwaltungsform
ein. Kannte der Ort vor 1509 stets den Meier des Uphofs, den
Upmeier, als Vorsteher sowohl der politischen als auch der kirchlichen
Gemeinde, so führte nun ein Orts-Vogt die Verwaltungsgeschäfte,
dem zur Mithilfe ein Rentmeister beigegeben war. Das blieb so,
obschon die Lingener Grafschaftsteile bis 1702 mit Ausnahme
der kurzen kaiserlichen Zeit von 1548 bis 1555 und der noch
kürzeren münsterschen Zeit von 1672 bis 1674 bald in spanischem,
bald in oranischem Besitz waren, bis die Spanier im Friedensvertrag
zu Münster (1648) Lingen für sich als wertlos erachteten und
es den Oraniern überließen. Damals also galt wie die Niedergrafschaft
um Lingen, so auch die Obergrafschaft um Ibbenbüren als niederländisches
Land. Als der Erbstatthalter der Niederlande, König Wilhelm
III. von England, bald nach 1700 kinderlos verstarb, erbte der
Preußenkönig, Friedrich I., der Sohn des Großen Kurfürsten Friedrich
Wilhelm von Brandenburg, beide Lingener Grafschaften, da seine
Mutter, die Kurfürstin Henriette, aus dem Hause Oranien stammte.
Wenige Jahre später (1707 bzw. 1729) kam durch Kauf auch der
Rest der alten Grafschaft Tecklenburg an Preußen, so daß Lingen
und Tecklenburg nach rund 150- jähriger Trennung wieder unter
einem Fürsten vereinigt waren. Ibbenbüren aber blieb auch in
der preußischen Zeit Hauptort der Obergrafschaft und war ab
1702 Sitz des, den alten Obergrafschafts-Raum umfassenden, nunmehr
zum preußischen Landdrostei-Bezirk Tecklenburg zählenden Amtsbezirks.
Das heißt, der Ibbenbürener Ortsvogt war gleichzeitig der Vogt
der Kirchspiele Ibbenbüren. Recke, Mettingen und Brochterbeck.
Wegen seiner Bedeutung als Verkehrs-, Wirtschafts- und Verwaltungsmittelpunkt
verlieh Preußen Ibbenbüren, dem Hauptort der Obergrafschaft
1721 die Stadtrechte. Als Stadt wurde Ibbenbüren bis zur Fremdherrschaft
(1806) durch eine Magistratsverfassung, also städtisch verwaltet.
Nach der Niederlage Preußens bei Jena im Jahr 1806 fiel der
Landdrostei-Bezirk Tecklenburg und damit die Obergrafschaft
an Frankreich, 1808 an das von Napoleon geschaffene Großherzogtum
Berg (Hauptstadt Düsseldorf) und wurde schließlich 1810 dem
Kaiserreich Frankreich einverleibt. Seit Beginn der Fremdherrschaft
war das Land in Kantone aufgeteilt. So bestanden die Kantone
Lengerich, Tecklenburg und Ibbenbüren. Letzterer umfaßte Ibbenbüren
Stadt und Land, Mettingen, Recke, Hopsten, Schale und Halverde.
Die Gemeindeverwaltung nannte man nach französischem Muster
,,Mairie". An ihrer Spitze stand der Maire (französische Bezeichnung
für Bürgermeister). Als Maire zu Ibbenbüren verwaltete der vormalige
Ibbenbürener Amtsrat Adolf Rump die städtischen Angelegenheiten,
und zwar von 1806 bis 1811.
Im Oktober 1811legte Rump sein Amt nieder. Zum Maire von Ibbenbüren
ernannte der Oberpräfekt nun mehr Rumps Schreiber, Johann Friedrich
Sporleder aus Ibbenbüren. Nach den Befreiungskriegen erkannte
der Wiener Kongreß die Niedergrafschaft Lingen dem Königreich
Hannover zu. Die Obergrafschaft fiel zum zweiten Mal an Preussen.
Im Jahr 1816 erhielt der preußischerseits gebildete Regierungsbezirk
Münster zehn landrätliche Kreise, darunter den Kreis Tecklenburg
mit Verwaltungssitz in der zentral gelegenen und schon das preußische
Bergamt führenden Stadt Ibbenbüren, die Kreissitzverlegung nach
Tecklenburg erfolgte erst später. Von Beginn dieser zweiten
preußischen Zeit bis zur Einführung der Landgemeindeordnung
vom 31. Oktober 1841 wurden Stadt- und Landgemeinde Ibbenbüren
durch einen von der Regierung angestellten Bürgermeister verwaltet,
den die Stadt bis 1854 in der Person des verdienstvollen Maire
Sporleder erhielt, dem wir die im Ibbenbürener Amtsarchiv erhaltene,
wertvolle Ibbenbürener Chronik verdanken. "Dann wurden beide
Gemeinden nach den Bestimmungen dieser Gemeinde-ordnung sowie
später nach den Gemeindeordnungen vom 11. März 1850 und vom
19. März 1856 in ihren gemeinsamen Angelegenheiten zusammen,
in ihren besonderen Angelegenheiten getrennt durch einen Amtmann
und Ortsvorsteher, bzw. Bürgermeister er verwaltet. Die letztere
Ordnung ist gegenwärtig noch in gesetzlicher Kraft." So schrieb
1866 Sporleders Nachfolger, der Ibbenbürener Bürgermeister und
nachherige Amtmann Ohm, der sich in seiner Amtszeit (1834 bis
1871) vor allem um den Ausbau des Ibbenbürener Verkehrs- und
Wirtschaftslebens die größte Mühe gab. So erfolgten in seiner
Amtszeit wiederholt Verhandlungen "wegen Einführung der Städteordnung
in Ibbenbüren" Ohm selbst schrieb 1866: "Durch ihre Erweiterung
und Zunahme der Bevölkerung nicht minder als durch ihren gewerblichen
und merkantilischen Aufschwung hat sich die Stadt Ibbenbüren
in den letzten 25 Jahren bedeutend gehoben und sind darin alle
Elemente vorhanden, welche ein städtisches Leben und Wirken
bedingen. Die Zugehörigkeit zwischen der Stadt- und Landgemeinde
Ibbenbüren hat erfahrungsmäßig manche störenden Hindernisse
für die erstere. Die Stadt hat nämlich oft Interessen zu verfolgen
und Angelegenheiten zur Ausführung zu bringen, welche der Landgemeinde
nicht zusagen und dann unterbleiben müssen, ebenso im umgekehrten
Falle." Daraufhin gab die Stadtverordnetenversammlung nachstehende,
von Bürgermeister Ohm und von den Stadtverordneten Albers, Knapstein,
Orsmeier, Dr. Schrakamp, Jörgens, Stockmann, Cleving und Mensing
unterzeichnete Erklärung ab: "Wir haben die feste Überzeugung
erlangt, dass es für die Interessen der Stadt Ibbenbüren und
ihre weitere Entwicklung und Hebung förderlich sey, wenn statt
der bisherigen Land-gemeindeordnung vom 19. März 1856, wonach
sie jetzt verwaltet wird, die Städteordnung für die Provinz
Westfalen vom gleichen Tage in der Stadt Ibbenbüren eingeführt
werde " Zur Einführung der Städteordnung kam es jedoch nicht.
Der Landrat machte die Ibbenbürener Stadtverordneten wiederholt
auf die nicht unwesentliche Steigerung der städtischen Verwaltungskosten
aufmerksam, so dass man schließlich Ohms Plan fallen ließ. Der
Amtmann blieb somit weiterhin die Verwaltungsspitze der Stadt.
Auf Ohm folgten die Amtmänner
Rinteln (1872 bis 1876)
Reinhard (1876 bis 1882),
Dietrich (1882 bis 1900),
Von Eichstedt (1900 bis 1912),
Eickhoff (1912 bis 1921),
Dr. Müller (1921 bis 1945) und seit der Neu-Ausrichtung der
Kommunalverwaltung nach dem zweiten Weltkrieg ist Amtsdirektor
Schotten leitender Beamter der Stadt- und Amtsverwaltung Ibbenbüren.
Die Arbeit der Ibbenbürener Kommunalverwaltung erfolgte zunächst
lange Zeit in den Privatstuben der Bürgermeister bzw. Amtmänner
und dann in drei Mieträumen. Ein aus dem Jahr 1850 im Archiv
der Amtsverwaltung vorliegender Plan zur Errichtung eines Ibbenbürener
Stadt- oder Rathauses kam nicht zur Durchführung.
Erst im Jahre 1890 erhielt die Ibbenbürener Ortsverwaltung
ein eigenes Amtsgebäude an der Breiten Straße. Das ständige
Anwachsen der Bevölkerung
1871: Stadt 3190, Amt 7950 Einwohner;
1900: Stadt 5000, Amt 10 000 Einwohner
1940: Stadt 9300, Amt 21460 Einwohner
1945: Stadt 13 690, Amt 30 620 Einwohner
und der damit verbundene Arbeitsanfall, die Steigerung der Aufgaben
des Bau- wie des Sozialamtes ließen die Verwaltung schon bald
nach einem größeren Gebäude Ausschau halten. Man erwarb das
alte preußische Bergamt und gestaltete es zum Rathaus der Stadt
und zum Verwaltungsgebäude des Amtes.
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Ibbenbüren UND DAS TECKLENBURGER - LAND
Nr. 7 - Juli 1960 - 3. Jahrgang
Hrsg. Verkehrsverein Ibbenbüren e. V.
Druck: IVD Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH
Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 7- 1960
Tecklenburger Land - Die Grafschaft Tecklenburg stand auf dem
Spiel
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Tecklenburger Land - Die Grafschaft Tecklenburg stand auf dem
Spiel
Am Ende des Jahres 1225 schlossen sich die mächtigen Tore der
Tecklenburg hinter einem Manne, der als Mörder unstet im Lande
umherirrte und nun bei dem Grafen Otto II. inständig um Schutz
vor Verfolgern bat. Was war geschehen? Der Erzbischof Engelbert
von Köln, aus dem Hause Berg stammend, ein einflußreicher Mann
der damaligen Zeit in Deutschland, Erzieher des kaiserlichen
Thronfolgers, Reichsverweser nördlich der Alpen und dadurch
auch Lehnsherr der Tecklenburger Grafen, war auf dem Heimwege
von einem Fürstentage zu Soest am 7. November 1225 überfallen
und getötet worden. Sein Mörder war der Graf Friedrich von Isenburg,
eben jener Mann, der nun an einem kalten Wintertage Schutz und
Zuflucht hinter den hohen Mauern der Tecklenburg fand. Dem Mord
voraus ging eine Klage der Abtei Essen, deren Schirmvogt Graf
von Isenburg war, wegen angeblicher Übergriffe des Grafen. Da
der Erzbischof Engelbert von Köln sich auf die Seite der Abtei
stellte, lehnte sich Graf von Isenburg gegen ihn auf.
Er wurde dabei von den meisten Grundherren aus Westfalen und
vom Niederrhein unterstützt, denn auch diese wehrten sich gegen
den Erzbischof, der noch entschiedener als seine Vorgänger seine
Macht gegenüber den weltlichen Herren in seinem Gebiete zu erweitern
suchte. Der 1225 nach Soest einberufene Fürstentag zur Schlichtung
aller strittigen Anliegen brachte keine Entscheidung, ließ aber
die Aussicht offen, daß über die Angelegenheiten wenige Tage
später in Köln weiter verhandelt und notfalls auf dem Hoftag
in Nürnberg entschieden werden sollte.Der Überfall auf den Erzbischof
und sein gewaltsamer Tod, der vielleicht nicht einmal beabsichtigt
war, gaben den Dingen einen völlig anderen Lauf, als man allgemein
erwartet hatte. Der blutigen Tat folgte eine schwere Sühne.
Dichterisch ist dieses tragische geschichtliche Ereignis von
Annette von Droste-Hülshoff in einer Ballade dargestellt worden.
Eine in gleichem Maße meisterhafte epische Darstellung ist noch
nicht vorhanden. Einer der vertrautesten Freunde des Grafen
Friedrich von Isenburg scheint Graf Otto II. von Tecklenburg
gewesen zu sein. Dies ist allein schon aus der Tatsache zu vermuten,
daß er dem flüchtigen Mörder Aufnahme gewährte und dann zur
weiteren Flucht verhalf. Anzunehmen ist auch, daß der Tecklenburger
entschieden auf der Seite der westfälischen und niederrheinischen
Grundherren stand, die sich wegen ihrer angeblich geschmälerten
Rechte gegen den Erzbischof Engelbert von Köln verschworen hatten.Der
Nachfolger des ermordeten Kölner Erzbischofs, Heinrich von Molenark,
führte seine blutige Fehde mit großer Erbitterung gegen alle
Mitverschworenen des Grafen von Isenburg, besonders aber gegen
den Grafen von Tecklenburg, weil dieser dem Mörder eine Zeitlang
Schutz gewährt hatte. Der neue Erzbischof von Köln erklärte
alle Tecklenburger Lehen für verwirkt.
Er schloß für die Durchführung einer Gebietsaufteilung ein Bündnis
mit den Bischöfen von Münster und Osnabrück sowie mit den Grafen
von Ravensberg. Graf Otto von Tecklenburg und seine Untertanen
traf sogar der päpstliche Bann. Jene Stunde war eine der schwersten
in der ganzen Geschichte der Grafschaft Tecklenburg; denn es
ging um den Weiterbestand oder um den Untergang der gesamten
Grafschaft. Als jedoch die Grafen von Ravensberg von dem Bündnis
zurücktraten, atmete der Tecklenburger auf. Nun konnte die Aufteilung
der Grafschaft Tecklenburg nicht mehr durchgeführt werden. Graf
Otto aber verlor 1236 in dem Frieden zu Glandorf die alten Vogteirechte
über Osnabrück. Ein Bruder des Grafen Otto II. von Tecklenburg
war der 29. Bischof von Osnabrück, Engelbert, der ebenso wie
seine Vorgänger auf dem Bischofstuhl mit seinen auf ihre weltlichen
Rechte wohlbedachten Verwandten auf der Tecklenburg Fehden auszutragen
hatte. Aus all diesen Streitereien ist zu ermessen, wie selbstherrlich
sowohl die eine Seite als auch die andere in der damaligen Zeit
ihre Rechte vertrat und zu herrschen versuchte.Von einigen Geschichtsforschern
wird die Auffassung vertreten, daß viele der nach 1225 in Westfalen
gegründeten Klöster, vor allem die Klöster der Zisterzienser,
auf die Ermordung des Erzbischofs Engelbert von Köln zurückzuführen
seien. Es sollen Sühneklöster für die Mordtat des Grafen Friedrich
von Isenburg gewesen sein. Wahrscheinlich waren also auch in
der Grafschaft Tecklenburg die drei Klöster Leeden (1240), Gravenhorst
(1250) und Schale (1287) solche Sühneklöster.
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Ibbenbüren UND DAS TECKLENBURGER - LAND
Nr. 8 - August 1960 - 3. Jahrgang
Hrsg. Verkehrsverein Ibbenbüren e. V.
Druck: IVD bbenbürener Vereinsdruckerei GmbH
Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 8 - 1960
Tecklenburg - Gräfin Anna von Tecklenburg
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Tecklenburg Gräfin Anna von Tecklenburg
Gräfin Anna von Tecklenburg war die einzige Tochter des Grafen
Konrad von Tecklenburg, des "wilden Kord" und der Landgräfin
Mechthilde von Hessen. Sie ist wahrscheinlich im Jahre 1529
geboren. Sie war die Erbtochter der Länder Tecklenburg, Rheda
und Lingen. Als sie noch ein Kind war, wurde einmal Graf Simon
VI zur Lippe, ein andermal Graf Johann von Rietberg, der "tolle
Johann", als ihr künftiger Gemahl in Aussicht genommen.Zum Abschluß
kamen die Verhandlungen mit dem Bentheimer Hause. Im März 1549
wurde sie dem Grafen Eberwin von Bentheim-Steinfurt verlobt,
als der Bräutigam gerade 13 Jahre alt war. Die Eheschließung
fand erst 1553 statt. Wohl hatte Annas Vater inzwischen durch
den Schmalkaldischen Krieg Lingen und die halbe Grafschaft Tecklenburg
eingebüßt, aber erheblicher Landgewinn winkte durch die Vereinigung
mit den Grafschaften Steinfurt und Bentheim.Anna schenkte ihrem
Gatten drei Kinder, von denen der jüngste Sohn bald wieder starb.
Ihre Ehe war nicht sehr glücklich, da der junge Gatte sehr leichtsinnig
und verschwenderisch lebte. Um das Erbe der Kinder zu retten,
mußte die Gräfin 1560 um die Vermittlung benachbarter und befreundeter
Fürsten bitten. Eberwin starb schon 1562, erst 25 Jahn alt,
an Lungentuberkulose. Die Witwe hatte es nicht leicht. Die sorgfältige
Erziehung ihrer Kinder lag ihr sehr am Herzen.Ihr Sohn Arnold
wurde einer der edelsten Regenten Westfalens. Um die Zukunft
ihrer Länder zu sichern, schloß die Gräfin Anna 1575 mit dem
Landgrafen von Hessen eine Erbvereinigung. Dieser Vertrag war
später der Anlaß zu einem Prozeß, der am Ende zugunsten der
Grafen Solms entschieden wurde und 1729 den Grafen von Bentheim-Tecklenburg
auch den Rest der Grafschaft Tecklenburg kostete.Als die Gräfin
Anna 1569 in eine schwere Krankheit verfiel, rief sie die Hilfe
des Arztes Johannes Weyer an. Er war damals der Leibarzt des
Herzogs Wilhelm II. von Jülich, Cleve und Berg und Grafen von
Ravensberg, bekannt durch sein Buch über "Die Blendwerke der
Dämonen". Die Gräfin Anna war nicht nur eine gewissenhafte und
pflichttreue Regentin, sie war auch eine herzensgute Frau. Sie
half gern mit selbst hergestellten Hausmitteln ihren Mitmenschen.
Sobald ihr Sohn mündig geworden war und geheiratet hatte, übergab
sie ihm die Regierung seiner väterlichen Länder Bentheim und
Steinfurt, 1580 auch ihres ererbten Besitzes, Tecklenburg und
Rheda. Am 23. August 1582 starb sie in dem Bentheimschen Hofe
zu Münster.
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 9 - 1960
Ibbenbüren- Die ältesten Straßen Ibbenbürens
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Zahlreiche Veranstaltungen
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 10- 1960
IIbbenbüren - Die Geschichte des privaten Kohlenbergbaues
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(A. Rosen) Die Anfänge der hiesigen Kohlenförderung lagen sicher
in privater Hand. In einem Befahrungsbericht vom 1. November
1735 wird gesagt, "daß seit undenklichen Zeiten auf "Bokholz
mitten in dem Busche" Kohlen gewonnen und das Flöz Buchholz
mittels künstlicher Wasserhaltung durch eine größere Anzahl
von Pingen und Schächten, etwa 40 an der Zahl, die durchweg
miteinander in Verbindung standen, abgebaut worden sei, die
Grubenhaue waren sehr regelmäßig angelegt. Der Betrieb wurde
damals nur als Streckenbetrieb geführt, so daß viele Kohlenfelder
unangetastet blieben. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war das
Ausgehende des Flözes Glücksburg, das man, weil es unweit Kittengerd
zu Tage trat, das Kittengerdsche Flöz nannte, Gegenstand einer
wilden Graberei, die einen derartigen Umfang annahm, daß man
energisch dagegen einschreiten mußte. Auf den Kanzeln der Kirchen
wurde das Kohlengraben als ein Eingriff in das dem Könige allein
zustehende Bergregal bei Strafe verboten. Darauf verzog sich
die wilde Kohlengraberei in die Gegend von Rahmeyers Steinbruch
oberhalb Ibbenbüren, woselbst sie bald eine ziemliche Ausdehnung
annahm. (Rahmeyer war der Nachbarhof von Rählmann). Trotz der
energischen Verbote wurde lustig weitergegraben, so daß bereits
an mehreren Stellen Halden von Abraum sich häuften.
Die Täter stellten sich sogar mit geladenem Gewehr zur Wehr.
Am 27. Januar 1795 wurde von der Regierung angeordnet, daß zur
Verhütung unbefugten Kohlengrabens in der Grafschaft Tecklenburg
und Lingen die Kohlenfahrer den vom Bergamt auszustellenden
Ladeschein bei sich zu führen hatten. Die Scheine mußten Angaben
über Qualität der Kohle, Tag und wenn möglich die Stunde der
Verladung, Namen des Fuhrmannes und Ort, wohin die Kohle befördert
werden sollte, enthalten. Den Fuhrleuten, die man ohne diesen
Schein, der eine Gültigkeit von 24 Stunden hatte, antraf, wurden
die Kohlen beschlagnahmt; außerdem mußten sie pro Ringel 40
Sgr. Strafe zahlen. Diese Maßnahmen zeigten guten Erfolg. Trotzdem
kam es immer wieder vor, daß die Bauern des Dickenberges versteckt
Kohlen förderten. Einen ungeahnten Aufschwung erreichte der
private Kohlenbergbau in den Jahren nach dem ersten Weltkriege.
Begünstigt durch den herrschenden Kohlenmangel, bildeten sich
von 1919 ab bei Ibbenbüren ungefähr 100 kleine Pachtgruben,
welche die nahe der Erdoberfläche in früheren Zeiten zurückgelassenen
Kohlenreste abbauten. Diese Kleingruben, die sogenannten Pütts,
die unserem Heimatort den gerade nicht schmeichelhaften Namen
"Püttbüren" einbrachten, hatten 1921 eine Förderung von 362
363 Tonnen bei einer Belegschaft von 1620 Mann. Da diese Kohlen
zu hoch lagen und deshalb entgast waren, hatten sie für die
Feuerung einen geringen Wert. Die meisten Pachtgruben hatten
nur eine kurze Lebensdauer. Anfang 1935 waren noch fünf Pachtgruben
in Betrieb. Weit schlimmer entwickelte sich der private Kohlenbergbau
nach dem zweiten Weltkriege. Ungezählte "Privatpütts" entstanden
versteckt in den Wäldern des Dickenberges. Da der Kohlenmangel
sehr groß war, fand auch die schlechteste Kohle einen guten
Absatz. Infolge einzelner tödlicher Unglücksfälle, die bei der
wilden Kohlenförderung ohne die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen
eintraten, wurde der private Kohlenbergbau von der Preußag verboten.
Von 1951 ab kamen alle "Pütts" unter die Aufsicht der Preußag.
Den Wucherpreisen sollte durch diese Maßnahme Einhalt geboten
werden. Trotzdem blühte der "schwarze Kohlenhandel" weiter.
In versteckt liegenden, getarnten Gruben wurde die minderwertige
Kohle gewonnen und zu Wucherpreisen abgesetzt. Bis 100 DM pro
Schicht verdiente der Bergmann auf einem schwarzen Pütt. Da
diese geförderten Kohlen nur nachts abgeholt werden konnten,
so wurden die Abnehmer oft schändlich betrogen. Bis zu 50 Prozent
Steine wurden auf die Lastwagen als gute Kohle geladen. Oft
kam es vor, daß die mühsam herausgeholten Kohlen gestohlen wurden.
Im Banne des Alkohols vergnügten sich die ungewaschenen schwarzen
Gesellen in den Gastwirtschaften "Zum Walde" und Kreuzmann.
Es kam einmal vor, daß ein mit Püttkohlen beladener Kohlenlastzug,
der vor der Wirtschaft hielt, gestohlen wurde. Wundern muß man
sich, daß bei dieser wilden Kohlenförderung, die doch meist
der notwendigsten Sicherheits-vorrichtungen entbehrte, keine
größeren Unglücksfälle vorkamen. Jedenfalls konnte manches Werk
dank dieser Püttkohlen seinen Betrieb weiterführen. So wichtig
auch die Steinkohlenindustrie für die Entwicklung unserer Heimat
ist,bringt sie doch erhebliche Nachteile für den Hausbesitz
und die angrenzenden Bauernhöfe.
Die besonders in der Neuzeit eingetretenen Bodensenkungen erschüttern
die Wohnhäuser, verursachen Mauer- und Deckenrisse und führen
manchmal sogar die Baufälligkeit einzelner Wohnhäuser herbei.
Der verursachte Schaden muß von der Grubenverwaltung beglichen
werden, was eine erhebliche Mehrbelastung für das Werk bedeutet.
Noch schlimmer ist der durch den Zechenbetrieb hervorgerufene
Schaden bei den angrenzenden landwirtschaftlichen Betrieben.
Nicht nur auf dem Schafberg, sondern auch in der Bauernschaft
Uffeln ist der Grundwasser-spiegel, der früher hier nur 45 cm
betrug, derart gesunken, daß sogar die tiefsten Brunnen versiegten.
Auf dem sandigen Boden dieser Gegend wirkt sich dies so gewaltig
aus, daß die Weideplätze im Sommer vertrocknen und auch die
dortige Obsternte arg in Mitleidenschaft gezogen ist. Es wäre
zu bedauern, wenn das Werk diese alten Bauernhöfe wegen der
eingetretenen Unwirtschaftlichkeit aufkaufen müßte.
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 10 - 1960
Riesenbeck
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Riesenbeck
Riesenbeck, im Südwesten unseres Kreises am Dortmund-Ems-Kanal
und dem Südhang des Teutoburger Waldes, ist durch die in seiner
Nähe gelegenen landschaftlichen Schönheiten und Sehenswürdigkeiten
zu einem Begriff des Tecklenburger Landes geworden. Sei es der
Heldenfriedhof im Brumleytal, die Schöne Aussicht, der sagen
umwobene Reinhildisbrunnen und nicht zuletzt die Surenburg,
die bedeutendste Wasserburg unseres Kreises. Riesenbecks Industrie
hat einen Klang in der Welt, ist doch hier die Westfälische
Stahl-Pflug-Fabrik H. Niemeyer Söhne zu Hause, die sich aus
kleinsten Anfängen zu einer der führenden Fabriken landwirtschaftlicher
Maschinen entwickelte. Trotz der Industrialisierung hat Riesenbeck
sein freundlich einladendes Gesicht bewahrt, und unter seinen
Hotels und Gaststätten befinden sich Häuser, die mit zu den
ersten der weiteren Umgebung zählen.
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 10 - 1960
Lengerich - Der Römer zu Lengerich
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Lengerich - Der Römer zu Lengerich
Welche Bedeutung hat der Lengericher Römer? Wie alt ist er?
Woher kommt sein Name? - Diese Fragen sind schon oft gestellt
worden und werden immer wieder gestellt, wenn ein Fremder nach
Lengerich kommt und den Bau mit der Durchfahrt mitten über der
Straße stehen sieht. Man darf annehmen, daß das untere Geschoß
des Römers etwa so alt ist wie der Bau der evangelischen Kirche,
die am Ende des 15. Jahrhunderts ihre jetzige Größe erhielt.
Mithin müßte das Tor des Römers, das spätgotische Formen zeigt,
ungefähr fünfhundert Jahre alt sein. Anzunehmen ist ferner,
daß das Fundament des Römers noch älter ist und vielleicht bis
in die Zeit der Entstehung der Lengericher Kirche, wenigstens
bis ins 12. Jahrhundert, zurückreicht. Aber das ist nur eine
Vermutung unsererseits, die allerdings einen ziemlichen Anschein
von Wahrscheinlichkeit hat dadurch, daß der Römer in früheren
Zeiten ein Eingangstor zum Kirchhof war. Ein zweites, ähnliches
Gebäude mit einem Tor befand sich in der Westmauer des Kirchhofes.
Dies ist bei Leitungsverlegungen vor gut dreißig Jahren festgestellt
worden. Wann dieses zweite Tor abgerissen wurde, weiß man nicht.
Vielleicht geschah es schon vor dem 30jährigen Krieg. Das Obergeschoß
des Römers stammt aus dem 18. Jahrhundert, wahrscheinlich aus
der Zeit, als Lengerich Stadtrechte vom preußischen König erhalten
hatte (1727).Es mag sein, daß der alte Bau damals schadhaft
war und erneuert werden mußte, oder aber, daß die Ratsherren
sich ein "modernes", etwas mehr städtisch aussehendes Rathaus
wünschten. Denn nicht nur in der Zeit, als Lengerich noch ein
Marktflecken mit einigen Stadtrechten war - von 1695 bis 1727
-, diente der Römer als Rathaus, sondern auch schon vorher war
er das Amtshaus der Vögte. Zu der Zeit, als die Grafschaft Tecklenburg
an Preußen fiel (1707), bemühte sich Lengerich bei der preußischen
Regierung in Berlin um die Einrichtung einer Legge. Es wollte
der Stadt Tecklenburg anscheinend Konkurrenz machen und bot
als Leggeraum den Römer an. Aber die preußische Regierung ließ
sich nicht darauf ein und lehnte den Antrag ab. Späterhin wurde
der Römer dann das Lengericher "Kittchen" oder der "Kasten".
So nannte man früher allgemein das Polizeigewahrsam.
Diese Funktion hatte der Bau auch noch vor hundert Jahren und
später. Gleichzeitig war im Römer die Dienstwohnung des Ortspolizisten
untergebracht. So hat auch hier noch der weitbekannte Lengericher
Polizeidiener Stalljohann seine Behausung gehabt und ganz von
oben herab für Ordnung auf der Straße gesorgt. Schließlich war
der alte ehrwürdige Bau noch gut genug für die Aufnahme einer
Klasse der Rektoratschule bis 1907. Danach diente der Römer
als Rumpelkammer für Akten usw., zeitweilig auch noch als Wohnung.
Was nun der Name "Römer" eigentlich bedeutet, haben wir immer
noch nicht erklärt, und endgültig werden wir ihn auch nicht
erklären können. Sollte der Bau nach dem Vorbild des Frankfurter
Rathauses, das auch "Römer" genannt wird, den Namen erhalten
haben? Und wann ? Auch das ist nicht bekannt. In alten Urkunden
finden wir den Namen "Römer" nicht. Wahrscheinlich also stammt
er aus jüngerer Zeit. Wenn das zutreffen sollte, müßten wir
uns weniger um den Namen als um die geschichtliche Bedeutung
des alten Baues selbst kümmern und den Namen "Römer" hierzulande
als etwas Einmaliges weiterhin auf sich beruhen lassen.
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 12 - 1960
Ibbenbüren - Die Ableitung des Ortsnamens Ibbenbüren
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Lastwagen als gute Kohle geladen. Oft kam es vor, daß die mühsam
herausgeholten Kohlen gestohlen wurden. Im Banne des Alkohols
vergnügten sich die ungewaschenen schwarzen Gesellen in den
Gastwirtschaften "Zum Walde" und Kreuzmann. Es kam einmal vor,
daß ein mit Püttkohlen beladener Kohlenlastzug, der vor der
Wirtschaft hielt, gestohlen wurde. Wundern muß man sich, daß
bei dieser wilden Kohlenförderung, die doch meist der notwendigsten
Sicherheits-vorrichtungen entbehrte, keine größeren Unglücksfälle
vorkamen. Jedenfalls konnte manches Werk dank dieser Püttkohlen
seinen Betrieb weiterführen.
So wichtig auch die Steinkohlenindustrie für die Entwicklung
unserer Heimat ist,bringt sie doch erhebliche Nachteile für
den Hausbesitz und die angrenzenden Bauernhöfe. Die besonders
in der Neuzeit eingetretenen Bodensenkungen erschüttern die
Wohnhäuser, verursachen Mauer- und Deckenrisse und führen manchmal
sogar die Baufälligkeit einzelner Wohnhäuser herbei. Der verursachte
Schaden muß von der Grubenverwaltung beglichen werden, was eine
erhebliche Mehrbelastung für das Werk bedeutet. Noch schlimmer
ist der durch den Zechenbetrieb hervorgerufene Schaden bei den
angrenzenden landwirtschaftlichen Betrieben. Nicht nur auf dem
Schafberg, sondern auch in der Bauernschaft Uffeln ist der Grundwasser-spiegel,
der früher hier nur 45 cm betrug, derart gesunken, daß sogar
die tiefsten Brunnen versiegten. Auf dem sandigen Boden dieser
Gegend wirkt sich dies so gewaltig aus, daß die Weideplätze
im Sommer vertrocknen und auch die dortige Obsternte arg in
Mitleidenschaft gezogen ist. Es wäre zu bedauern, wenn das Werk
diese alten Bauernhöfe wegen der eingetretenen Unwirtschaftlichkeit
aufkaufen müßte. in Verbindung steht. Unwesentlich dabei ist,
ob "Ibbi" ein Personen- oder Hofname war. Ibbenbüren, Ibbibure,
ist dieselbe Siedlung in hiesiger Gegend, die um das Jahr 1000
unter dem Namen "Ibbi" Naturalleistungen an das Kloster Herford
zu liefern hatte. Wenn man aber den Lautwandel unserer Sprache
berücksichtigt, dann kann man auch den sagenhaften Ubo mit Ibbo
oder Ibbi in Verbindung bringen. Sollte nicht vielleicht der
Übergang von Cruce in Krüz und Krücke ebenso wie beispielsweise
die Schreibweise Uffeln in Ueffeln, buren in büren dafür sprechen,
daß im Lateinischen und Altdeutschen u wie ü lautete? Dadurch
erklärte sich auch leichter der Übergang von u (ü) in i und
umgekehrt, so daß Uebbo in Ibbo übergegangen ist. So würde der
historische Name Ibbi doch von dem sagenhaften Ubo abzuleiten
sein.
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 12 - 1960
Tecklenburg - Gut Wondahl - Wundal bei Tecklenburg
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Gut Wondahl - Wundal bei Tecklenburg
Westlich von Tecklenburg, unmittelbar am Rande des Ortes, aber
zur Gemeinde Brochterbeck gehörend, liegt in einem Tal das Gut
Wundal. So wird der jetzige Hof Schulte-Übbing, früher Oelrich,
allenthalben genannt. Es heißt, daß dieses Besitztum früher
ein Vorwerk der Grafen von Tecklenburg war. Das muß aber schon
vor 1515 gewesen sein, denn in diesem Jahr heißt es in den Akten
des Schloßarchivs Rheda, daß auf dem Hofe ein Schulte tom Wundal
saß. Im Jahre 1678 kam durch Einheirat ein Cord Hermann Nietiedt
auf den Hof in Wundal. Auch dieser taucht mehrmals unter dem
Namen ,, Wundendael, sonst Nietyt" auf. Er wird auch als Amtmann
(1695) und bei seinem Tode 1715 als Pächter bezeichnet.
Seine zweite Frau, eine Elsabein Brinkmann aus Lienen, wird
als Witwe bei ihrer zweiten Heirat 1717 mit Johann Bischof,
ebenfalls aus Lienen stammend, "Verwalterin zum Wundahl" genannt.
Cord Hermann Nietiedt stammte übrigens aus Lengerich von einem
Hofe gleichen Namens. Im Jahre 1765 wurde das Gut Wundal oder
Wondahl als königlich-preußische Domäne erneut in Erbpacht vergeben.
Erbpächter war ein Gerd Wilhelm Oelrich, stammend vom Hofe Oelrich
in Wallen-Lienen Nr. 1 bei Brochterbeck, jetzt Stapenhorst;
seine Frau war eine Anna Elsabein Eversmeyer aus Osnabrück.
Durch diese Erbpacht kam Wundal schließlich im Laufe der Zeit
durch Ablösung in den Eigenbesitz der Familie Oelrich, jetzt
Schulte-Übbing.
Es gibt manchen, der immer wieder nach der Bedeutung des Namens
Wundal, Wondahl oder Wundendahl fragt. Einmal heißt es sogar
"Wummendahl". Offenbar ist dieses eine falsche Schreibweise
des Namens, dessen ursprüngliche Form Wundal, Wannendal oder
Wondahl ist. Darüber, daß sich hier früher einmal ein gräfliches
Vorwerk befand, besteht kaum ein Zweifel. Auch der Schultenhof
tom Wundal im Jahre 1515 war dem Grafen von Tecklenburg eigenbehörig.
Vielleicht war dieser Schultenhof um 1509 entstanden, nachdem
die Gemeinden Brochterbeck, Ibbenbüren, Mettingen und Recke
als Teile der Grafschaft Lingen von der Grafschaft Tecklenburg
abgetrennt worden waren. Offenbar war ursprünglich das Wundal
ein Gebiet, das den Tecklenburger Grafen unmittelbar unterstand.
Wenn wir das Wort etymologisch betrachten, so kommen wir zu
der Feststellung, daß es nichts anderes als Viehweide im Tal
bedeutet. Vermutlich lag im Wundaldie Pferdeweide der Grafen
von Tecklenburg in der Zeit vor 1509. Die Wortsilbe "wun" geht
nämlich auf das althochdeutsche "Wunna" zurück, das ist "Weideland".
Wir finden das Wort auch in der altdeutschen Bezeichnung für
den Monat Mai: "Wonnemonat" - Weidemonat.
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1961
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 4 - 1961
Tecklenburger Land - Über das Lehnswesen der Tecklenburger Grafen
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Über das Lehnswesen der Tecklenburger Grafen
Wenn wir die Geschichte des Tecklenburger Landes, insbesondere
der alten Grafschaft Tecklenburg richtig verstehen wollen, müssen
wir uns über das deutsche Lehnswesen des Mittelalters klar werden.
Das Lehnswesen umfaßte jene Besitz- und Dienstverhältnisse,
die zwischen den Kaisern bzw. Königen und Grafen einerseits
und andererseits zwischen den Grafen und deren Vasallen bestanden.
Das deutsche Lehnsverhältnis war eine fränkisch-westeuropäische
Sonderform des sogenannten Feudalismus, der auch in anderen
Ländern herrschte. Es ging hervor aus der schon im achten Jahrhundert
in Frankreich vollzogenen Verschmelzung der personenrechtlichen
Vasallität und des sachrechtlichen Benefizial-Wesens. Dabei
war die Vasallität ein Treueverhältnis, das zu Dienst und Gehorsam
verpflichtet, während das Benefizium die Form der dinglichen
Landleihe war.
So müssen wir unter "Lehen" ein geliehenes Gut verstehen, dessen
Empfang vor allem zu ritterlichem Kriegsdienst und Treue auf
beiden Seiten verpflichtete. Durch Treubruch wurde jedes Lehen
"verwirkt", d. h. hinfällig. Die Lehnsfähigkeit setzte Ritterbürtigkeit,
Waffenfähigkeit und Vollbesitz der Ehre voraus. Diese Forderungen
galten sowohl für die Grafen gegenüber dem König oder Kaiser
als auch für die niederen Lehnsträger oder Vasallen gegenüber
einem Grafen. Die Belehnung geschah vor dem Lehnshof oder Lehnsgericht
und siewurde mit dem Lehnseid bekräftigt. Sie mußte nach dem
Tode des belehnten Vasallen oder des Lehns vergebenden Herrn
in jedem Falle von den Nachfolgern bestätigt bzw. erneuert werden.
Ursprünglich war ein Lehen kein erbliches Eigentum des Belehnten.
Es wurde nur verliehen für die Dienste, die der Belehnte für
den Lehnsherrn auszuführen hatte. Ein Lehen stand also im Gegensatz
zum sogenannten Allodium, das ein lehnsfreier und persönlicher
Besitz war. Im Laufe der Zeit aber wurden die Lehen erblich
und schließlich seit dem 16. Jahrhundert infolge Verfalls des
alten Lehens-Rechtes durch Allodifizierung und Abfindung der
Lehnsherren vielfach in freies Eigentum umgewandelt. Unerbliche
Lehen erhielten auch unfreie Ministerialien. Mit ihrem Aufstieg
zum freien Ritterstande im 14. Jahrhundert wurden auch diese
Lehen erblich. So bildeten sich in Deutschland allmählich Lehnsverhältnisse,
nach denen man das Lehen nicht mehr wegen seines Dienstes empfing,
sondern man diente wegen des erblich gewordenen Lehens.
In späterer Zeit, als die Heere aufkamen, verlor das zumeist
auf "Heerfahrt" und "Hoffahrt" gegründete Lehnswesen an Bedeutung
und es konnten nun Dienste und Pflichten auch durch Geld abgelöst
werden. Wie allgemein in ganz Deutschland entwickelte sich auch
in der Grafschaft Tecklenburg das Lehnswesen bis etwa zum 13.
Jahrhundert gewohnheitsrechtlich, dann auf Grund der geltenden
Rechtsbücher. Infolgedessen scheinen, wie schon Holsche 1788
in seinem Buch über die Grafschaft Tecklenburg (S.146 ff.) bemerkte,
keine allgemeingültigen Bestätigungen der Rechte, Pflichten
und Freiheiten der Träger von Tecklenburger Lehen durch die
Grafen von Tecklenburg aus früherer Zeit vorzuliegen. Obgleich
Kaiser Friedrich III. durch eine Urkunde 1475 dem Grafen Nikolaus
von Tecklenburg seine Privilegien ausdrücklich bestätigte, stammt
anscheinend die erste Urkunde der gräflichen Regierung in Tecklenburg
über die Rechte, Pflichten und Freiheiten der tecklenburgischen
Lehnsträger vom 10. Mai 1562. Diese Urkunde wurde von der Gräfin
Anna von Tecklenburg nach dem Tode ihres Mannes, des Grafen
Eberwin von Bentheim, ausgefertigt. Lediglich die "Tecklenburgischen
Lehens- und Burgmannsversicherungen" des Grafen Otto von Tecklenburg
dürften in der Zeit von 1446 bis 1534 in lateinischer Sprache
niedergelegt worden sein. Sie sind bei Holsche abgedruckt, S.
260 ff.
Danach bildete auch in der Grafschaft Tecklenburg das Lehnsrecht
anfänglich eine geschlossene Ordnung, die aber durch das Aufkommen
eines neuen, meist aus der emporstrebenden bürgerlichen Schicht
gebildeten Beamtenstandes (der Räte, Amtmänner und Vögte) immer
mehr durchbrochen wurde. So ist auch das in preußischer Zeit
nach 1707 noch ständig zu beobachtende Streben der adeligen
Landstände, eben der alten Lehnsträger der Tecklenburger Grafen,
nach Wahrung der alten Vorrechte verständlich. Im alten Deutschen
Reiche, auch im Gebiet der ehemaligen Grafschaft Tecklenburg,
blieb das Lehnswesen bis zum Jahre 1806 formell bestehen. Die
Aufhebung der noch bestehenden Lehen erfolgte dann meist im
19. Jahrhundert durch Allodifizierung und Beseitigung des Obereigentums
der Lehnsherrschaft. Die Beseitigung des alten Lehnswesens ist
also eine analoge Erscheinung wie die Abschaffung der bäuerlichen
Leibeigenschaft und des Hörigkeitsverhältnisses in den letzten
150 Jahren.
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Ibbenbüren UND DAS TECKLENBURGER - LAND
Nr. 5/6 - Mai/Juni 1961 - 4. Jahrgang
Hrsg.Verkehrsverein Ibbenbüren e. V.
Druck: IVD Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH
Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 5 - 1961
Wersen, aus der Geschichte des Hauses Bringenburg bei Wersen
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Außer dem adligen Hause Bordewisch bei Wersen gab es hier unmittelbar
am Dorfrande noch ein anderes herrschaftliches Haus, über das
Gerhard Arnold Rump 1672 folgendes berichtet: "Bringenborg,
nahe am Dorff Wersen gar lustig bey der Düte belegen, welches
Weiland die Hochgeborene Gräfin und Frau, Fr. Anna geborne Gräfin
zu Tekelenburg, Gräfin zu Bentheimb und Steinfurt usw. gn(ädigst)
abgetretten und übergelassen dem Ehrn vesten und Manhafften
Herrn Hanß Hermelinck; der es dann mit seiner lieben Tochter
Fr. Christine Hermelinck Erblich übergelassen Der hier erwähnte
Hans Hermelinck, man vermutet, daß er ein Halbbruder der Gräfin
Anna war (?) - muß demnach zwischen 1562 und 1573 auf die Bringenburg
gekommen sein; denn in dieser Zeit - nach dem Tode ihres Mannes
Eberwin und dem Herrschaftsantritt ihres Sohnes, des Grafen
Arnold von Tecklenburg - regierte sie in der Grafschaft Tecklenburg
allein. In welcher Form die Bringenburg schon vorher vorhanden
war, ist leider nicht bekannt.Über die Tochter Christine Hermelinck
kam dann das Haus etwa um 1600 oder später in den Besitz eines
Laurenz Schrader, eines gräflichen Beamten, der das Haus seinem
Sohne Heinrich Schrader, der als Doktor beider Rechte ebenfalls
in gräflichen Diensten stand, weitervererbte. Nachfolger dieses
Heinrich Schrader war dessen Sohn Heinrich Schrader, "Tecklenburgischer
Gräflicher Schatzverordneter". Er starb 1661 auf Haus Hülshoff
bei Tecklenburg, wurde aber in Wersen begraben.
Er war verheiratet mit einer Anna Margarethe Metting, die Haus
Bringenburg an Johann (Jean) Danckelmann vererbte, der "Mit-Schatzheber
(Steuererheber) der Grafschaft Lingen" war. Er hat, so schreibt
G. A. Rump, das Haus "dann viel verbessert und gezieret". Während
die Familien Metting oder Mettingh und Danckelmann vielfach
Beziehungen zu anderen Familien des Tecklenburger Landes hatten,
scheint die Familie Schrader von auswärts zu stammen. Vermutlich
besteht ein Zusammenhang mit einem Dr. Schrader, der um 1600
noch Besitzer des Hauses Kuhof bei Haaren war; 1612 verkaufte
sein Sohn das Gut Kuhof an Daniel von Schele. War nun der genannte
Johann Danckelmann identisch mit dem Rentmeister und Generalsteuerpächter
in der Obergrafschaft Lingen, Johann Danckelmann, der auf der
Lienenburg bei Ibbenbüren, dem späteren Hof Bäumer, wohnte und
Ehemann einer Anna Margarethe Mettingh (Witwe des Heinrich Schrader?)
war? Dieser Johann Danckelmann starb am 19. September 1682 auf
der Lienenburg; seine Frau war dort drei Jahre vor ihm, am 15.
März 1679, gestorben. Eine Gedenktafel der Familien Danckelmann
und Mettingh befindet sich in der evangelischen Kirche zu Ibbenbüren.
Wenn es zutrifft, daß die genannte Anna Margarethe Mettingh
die Witwe des letzten Heinrich Schrader von der Bringenburg
war, so muß sie von Wersen nach der Lienenburg bei Ibbenbüren
umgesiedelt sein. Rump gibt darauf keinen Hinweis.
Es heißt bei ihm: "Henrico Schradero . . . , der es (Haus Bringenburg)
seiner hinterlassenen Wittwe, der Wol-edlen Groß-Ehr und Tugent-reichen
Frawe, Fr. Annae Margaretae Metting im Testamente vermacht,
und mit derselben erblich kommen an den Wol-ehrn vest-, Groß-achtbar
und Wol-fürnehmen Herrn, Jean Danckelmann . . . Mitschatzheber
der Landschaft Linge ..." Ein Jahrhundert später war die Bringenburg
bei Wersen im Besitz der Familie Rump, an die es durch Erbschaft
von der Familie Mettingh gekommen war. Hierüber schreibt A.
K. Holsche in seinem Buch über die Grafschaft Tecklenburg 1788:
"Bringenburg ... ein schatzfreyes Gütchen nahe bey Wersen an
der Düte belegen, welchem ein Bauernhof inkorporirt ist. Es
rendiret etwa 250 Thaler und gehört itzt einem gewissen Rump,
an welchen es durch Heirath von der Mettingschen Familie gekommen'
Vor 200 Jahren stand also noch das Haus Bringenburg. Jetzt ist
es schwer, den Ort genau zu bestimmen, wo es gestanden hat,
oder das Bauwerk in seiner Art zu beschreiben. Wie an vielen
anderen Orten im Tecklenburger Land ist auch hier ein Zeuge
der bewegten tecklenburgischen Geschichte spurlos im 19. Jahrhundert
verschwunden.
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 5- 1961
Tecklenburg - Das Landratsamt war früher ein Heuerhaus
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Tecklenburg Das Landratsamt war früher ein Heuerhaus
Wer heute das erst 1955 vergrößerte Gebäude der Kreisverwaltung
in Tecklenburg sieht, das inzwischen schon wieder zu klein geworden
ist, kann sich kaum vorstellen, daß vor 60 Jahren, um 1900 also,
die gesamte Kreisverwaltung aus dem Landrat Belli und vier Beamten
sowie zwei Angestellten bestand. Die Aufgaben und Befugnisse
der Kreisverwaltung sind im Laufe der Jahrzehnte dauernd gewachsen,
die Bevölkerungszahl wurde größer, soziale Aufgaben kamen dazu,
Straßenausbau und Verkehrs - Angelegenheiten und vieles andere.
Nur wer die Arbeit im Tecklenburger Ständehaus (Puppenmuseum)
- so wurde das Landratsamt damals genannt - miterlebt hat, kann
ermessen, welche Entwicklung von damals bis heute vor sich gegangen
ist. Das neue Landratsamt wurde 1890 fertiggestellt, nachdem
bis dahin der Landrat mit seinen wenigen Sekretären in verschiedenen
Gebäuden untergebracht gewesen war, eine Zeitlang sogar in einem
Heuerhaus auf Haus Marck. An die Benutzung einer Schreibmaschine
oder eines Telefons im Bürobetrieb dachte man damals in Tecklenburg
noch nicht. Hohe Stehpulte waren in der Mode.
Seit 1883 führte der Landrat und Geheime Regierungsrat Belli
die Geschäfte. Seine Mitarbeiter waren ein 1. Sekretär, ein
Kreisausschuß-sekretär, ein Steuersekretär und ein Kreisbote,
der als alter Soldat ebenfalls Beamter war. Dazu kamen zwei
Angestellte. Im Jahre 1900 war der Posten des 1. Sekretärs von
Rechnungsrat Teuchert besetzt. Kreisausschußsekretär Brauns
führte die Geschäfte des Kreisausschusses, der die meisten kommunalen
Angelegenheiten des Kreises erledigte, er führte die Kreiskasse
und nebenbei die Gemeindekassen Tecklenburg, Ledde und Leeden.
Der Steuersekretär Tolle hatte die Steuern zu verbuchen und
zu verwalten. Er war der Vorläufer unseres heutigen Finanzamtes.
Erst nach dem 1. Weltkrieg ging die Steuerverwaltung vom Landrat
auf das Finanzamt über.Der Landrat erhielt damals für die Führung
der Geschäfte des Landkreises Tecklenburg einen Jahrespauschalbetrag
vom preußischen Staat. Wollte er wirtschaftlich arbeiten, mußte
er billige Kräfte einstellen. Darum wurden von Zeit zu Zeit
die beiden Angestellten gewechselt, sobald ihr Gehalt wegen
ihres Alters höher wurde. Dafür wurden dann wieder junge Kräfte
eingestellt. Der Lohn eines Angestellten betrug 1900 monatlich
10 bis 15 Mark. Der ältere Kreisbote erhielt 26 Mark, nach einer
Erhöhung 29 Mark. An sechs Tagen in der Woche wurde von morgens
7 Uhr bis abends 7 Uhr gearbeitet.
Freie Nachmittage gab es nicht. Wenn der Lohn für ältere Angestellte"
zu teuer für den Kreis wurde, sorgte der Landrat persönlich
für eine Unterbringung an anderer Stelle, denn das Verhältnis
zu seinen Beamten und Angestellten war fast familiär zu nennen.
So kam 1902 ein heute noch lebender Angestellter zum Amtsgericht
als Gerichtsschreiber. Er wurde dort nach der Anzahl der mit
der Hand geschriebenen Zeilen entlohnt. Auf jede Seite kamen
20 Zeilen, in jede Zeile gehörten 11 Silben. Für jede Zeile
gab es etwa 10 Pfennig. Wer Adressen zu schreiben hatte, konnte
so am schnellsten Geld verdienen, denn eine Adresse zählte für
eine halbe Seite. Die Steuersachen im gesamten Kreisgebiet verwaltete
nur ein Beamter. Jeder Kreiseingesessene war steuerpflichtig.
Die Steuerlisten wurden von den Gemeinden aufgestellt. Die billigste
Steuer war 1,20 Mark im Jahr, dann folgten 2,40 Mark, 4,- Mark,
6 Mark, 9 Mark usw. Es waren also sehr geringe Beträge. Die
Steuerlisten der Gemeinden kamen zum Kreis.Wer so viel Einkommen
hatte, daß er 6 Mark Steuern zahlen mußte, bekam vom Kreise
die Veranlagung. Eingezogen wurden die Steuern jedoch von den
Gemeinden. Waren die Steuern höher als 6 Mark anzusetzen, besorgte
der Kreis die steuerliche Veranlagung. Außer dieser Steuer mußten
aber dann noch gemeindliche Zuschläge gezahlt werden.
Wer ein Jahreseinkommen von über 3000 Mark hatte, mußte sich
selbst einschätzen. Er bekam im Dezember eines jeden Jahres
ein Formular, das bis zum 10. Januar des nächsten Jahres eingereicht
werden mußte. Insgesamt waren es im ganzen Kreisgebiet etwa
300 Personen, deren Jahreseinkommen über 3000 Mark betrug. Der
Steuersekretär trug die Veranlagten in das Steuerbuch ein. Es
wurde von Beamten und Angestellten als "dat dicke Bouk" bezeichnet.
Mitte Februar war meist eine Sitzung des Steuerausschusses unter
Vorsitz eines Oberregierungsrates von Münster. Zum Steuerausschuß
´ gehörten 6 Personen, die vom Kreistag bestimmt waren. Die
vorjährige Veranlagung wurde bei der Neufestsetzung der Steuern
herangezogen. Es mag dabei für unsere heutigen Verhältnisse
manchmal seltsam zugegangen sein. So soll sich ein Steuersekretär
einmal mit Bleistift folgende Randnotiz ins Steuerbuch eingetragen
haben: "X hat geordnete Buchführung, daher kein Einkommen."
Dafür erteilte ihm der Abgesandte der Regierung in Münster einen
Verweis. Jedenfalls muß es aber auch damals schon Steuerpflichtige
gegeben haben, die den Dreh heraus hatten und alle steuerlichen
Vorteile auszuschöpfen wußten.
Durch das erhöhte Einkommen der Einwohner, die Ansiedlung von
neuen Industrien im Kreisgebiet usw. vergrößerte sich das Büro
des Kreissteuersekretärs in Tecklenburg bis zum 1. Weltkrieg
wesentlich, so daß schließlich drei Räume notwendig geworden
waren. Innerhalb von 60 Jahren dürfte aber die Zahl der notwendigen
Arbeitskräfte zur Verwaltung und Einziehung des Steuer-aufkommens
im Kreisgebiet um etwa das Fünfzigfache gestiegen sein. Das
Steuereinkommen wird ja heute vom Finanzamt Ibbenbüren verwaltet,
und es ist wohl kaum mit dem von 1900 zu vergleichen, zumal
ja heute eine Vollbeschäftigung herrscht und damals Tecklenburg
noch ein armer Landkreis war und der größte Teil der Bevölkerung
kaum ein nennenswertes Einkommen hatte.
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 7 - 1961
Tecklenburger Land - Beleuchtungsverhältnisse in früherer Zeit
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Tecklenburger Land - Beleuchtungsverhältnisse in früherer Zeit
Wenn durch irgendeine Störung das elektrische Licht plötzlich
versagt und man sich mit Kerzen behelfen muß, wird man verdrießlich
und fühlt sich unbehaglich bei einer solch kümmerlichen Beleuchtung.
Wir Menschen von heute sind nämlich durch die glänzenden Lichtverhältnisse
sehr verwöhnt. Wie ganz anders sah es dagegen mit den Beleuchtungsverhältnissen
in der Jugend unserer Urgroßeltern aus! Streichhölzer kannte
man vor 120 Jahren noch nicht. Mit Hilfe des Feuerstahls, des
Flintsteins und des Zündschwamms brachte der Landmann seine
Tabakpfeife in Brand. Die Diele wurde damals durch einen im
Ring neben dem Feuerherd steckenden Lichtspan = Kienspan spärlich
erleuchtet. Genügte die Leuchtkraft eines Kienspans nicht, dann
zündete man den zweiten und dritten an, die irgendwo an den
Wänden ihren Platz hatten. Mit einem brennenden Kienspan ging
man abends in den Keller oder in die Milchkammer. Um an den
dunklen Wintermorgen den Lichtspan schnell zum Brennen zu bringen,
steckte man ihn an dem, im Beileger-Ofen nie verlöschenden Feuer
an. Damit das Feuer auch nachts nicht ausging, wurde es abends
vor dem Zubettgehen durch die Auflage einiger Torfstücke, die
mit reichlicher Asche zugedeckt wurden, am Weiterglimmen erhalten.
Lampen kannte man damals auch noch nicht. Man bediente sich
in der Schlafkammer eines Schälchens aus Weißblech oder Messing
von der Größe einer
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 7 - 1961
Bevergern - Bedeutsames Tafelgemälde in der Bevergerner Kirche
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Bevergern - Bedeutsames Tafelgemälde in der Bevergerner Kirche
Eins der alten Bildwerke der Bevergerner Pfarrkirche ist das
Tafelgemälde mit der Darstellung der Auferweckung des Lazarus.
Es hat im Hintergrund die bischöfliche Burg Bevergern. Dem Bild
beigegeben sind die Wappen der beiden westfälischen Adelsfamilien
von Kuckelsheim und von Morrien. Ein ähnliches Bild, ebenfalls
die Auferweckung des Lazarus darstellend, befand sich vor dem
Krieg an der Nordwand im Dom zu Münster. Eine Aufnahme des münsterschen
Gemäldes befindet sich im 23. Band 1938, Heft Nr. 5, des Vereins
für Geschichte und Altertum. Vergleicht man die beiden Darstellungen,
so kommt man zu der Überzeugung, daß die beiden Gemälde von
ein und demselben Meister sind.
Die Darstellung des Heilands ist auf beiden Bildern die gleiche,
das gleiche Gewand, die gleiche Haltung mit der ausgestreckten
rechten Hand. Lazarus, aufgerichtet im Grab, hat das Haupt mit
dem Leichentuch bedeckt, das Gesicht ist enthüllt. Jedes Bild
hat eine Nebenszene, die Begegnung der Schwester Martha mit
dem Heiland. Auf beiden sieht man im Hintergrund eine Burg.
In der zitierten Zeitschrift wird das münstersche Bild dem Künstler
Hermann tom Ring zugeschrieben. Demnach wird auch das Bevergerner
Bild denselben Urheber haben.Von beiden Bildern weiß nun der
Volksglaube zu berichten, daß es sich um Sühnebilder handelt,
die ein Theodorich von Galen wegen einer Straftat den beiden
Kirchen stiften mußte. Theodorich von Galen war der Vater des
Fürstbischofs Christoph von Galen.
Der Generalmajor Lambert Friedrich Corfey schreibt über diese
Straftat in den Zusätzen zur Chronik: Anno 1605 hat sich zugetragen,
daß der Marschall Morden zu Nordkirchen mit Herrn Theodorich
von Galen zu Bisping wegen der Jagd streitig geworden ist und
den Bispinger Jäger samt dem Jagdhund eingesperrt hielt. Da
nun gelegentlich eines Landtags sich diese beiden Herren auf
dem Domhof begegneten und Galen den Hund wieder forderte, kamen
beide vom Wortstreit zum Degengefecht. Es blieb Marschall Morrien
tot auf dem Platz. Er soll im Dom vor Sankt Stephans Altar begraben
sein. Dessen Leichenstein wurde von Fürst Galen umgekehrt. Galen
wollte nicht entweichen und hat sich auf Schloß Bevergern in
Arrest legen lassen. Soweit Corfey, hieran knüpft sich die Überlieferung,
daß durch Vermittlung hoher Herren der Gefangene freigelassen
wurde mit der Auflage, zwei Sühnebilder zu stiften für Münster
und Bevergern.
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 7 - 1961
Tecklenburg - Die Bastion unterhalb der Tecklenburg war ein
mächtiges Festungswerk
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Die Bastion unterhalb der Tecklenburg war ein mächtiges Festungswerk
Wer vom Marktplatz in Tecklenburg aus den Torbogen der Legge
durchquert, wird durch ein Schild darauf aufmerksam gemacht,
daß Gelegenheit besteht, die "Schloßbastion" zu besichtigen.
Man geht nur wenige Schritte von der Schloßstraße und steht
inmitten eines Bauwerkes, das noch heute alle Ansprüche eines
Bunkers erfüllt.Die Anlage dieses Festungswerkes muß ein streng
gehütetes Geheimnis gewesen sein. Man findet in keiner Schrift
über die Tecklenburg einen Hinweis darauf, daß hier, von riesigen
Erdmassen bedeckt, eine besondere Verteidigungsanlage zum Schutz
der Nord- und Ostflanke der Burg vorhanden ist. Von hier aus
gehen Gänge nach oben bis zum Plateau der Burg und in westlicher
und südlicher Richtung. Aus dem vom französischen Ingenieur-Major
D'Etan ausgearbeiteten Plan des Schlosses von Tecklenburg mit
einem Projekt zum weiteren Ausbau als Festung aus dem Jahre
1723 konnte man keine Schlüsse auf das Vorhandensein einer solchen
Anlage ziehen. Über diese Schloßbastion mit ihrem ungewöhnlich
starken Mauerwerk durfte offensichtlich nicht gesprochen werden.
Nur so ist es zu erklären, daß niemand in Tecklenburg eine Ahnung
davon hatte, daß ein solcher Bunker vorhanden war. Verständlich,
daß die Tecklenburger Bevölkerung im letzten Kriege einen Bunkerstollen
in den Burgberg treiben wollte.
Sie erlebten bei ihren Bemühungen im Jahre 1943 eine nicht geringe
Überraschung. Man stieß plötzlich auf eine altertümliche Schießscharte.
Lehrer Zeller, als Oberleutnant gerade in Urlaub, zwängte sich
im Trainingsanzug hindurch und stand nach Jahrhunderten als
erster in dem mit stickig-modriger Luft erfüllten Raum, über
dessen Existenz man so beharrlich schweigen konnte. Heute ist
eine Schießscharte zum Eingang erweitert, durch den man die
Bastion betritt. Sie dürfte nicht die einzige sein. Auf der
Südseite der Burg scheint sich noch eine solche Anlage zu verbergen.
Ein schon einmal begonnener Grabungsversuch konnte wegen Mangels
an Mitteln nicht fortgesetzt werden. Das ist sehr bedauerlich!
Man würde mit größter Wahrscheinlichkeit eine 2. Bastion finden
und hätte dann ein vollständig klares Bild von der unterirdischen
Befestigungsanlage einer Burg, die man zu den stärksten in Nordwestdeutschland
zu zählen hätte.
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 12 - 1961
Bevergern - Aus dem alten Bürgerbuch der Stadt Bevergern
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Aus dem alten Bürgerbuch der Stadt Bevergern Schon früher war
in der Heimatpresse vom Bevergerner Bürgerbuch die Rede. Dieses
wertvolle, umfangreiche Dokument, das sich über eine Zeitspanne
von 1427 bis 1803 erstreckt, berichtet im Laufe seiner vier
Jahrhunderte geschichtlich denkwürdige Ereignisse aus dem Leben
der Stadt Bevergern, aus der Entwicklung des örtlichen Kirchenwesens,
namentlich aber die Reihe derer, die im Verlauf der Jahre Bevergerner
Bürgerrechte empfingen. Aus der Nähe, aber auch aus der Ferne
zogen hier Interessenten ein, die in Bevergern "die Bürgerschaft
gewannen". Der feierliche Akt der Aufnahme war mit einem Eid
verbunden. Wer Bürger der Stadt werden wollte, mußte zuvor den
Bürgereid ablegen, der genau formuliert war. Allgemein sind
unsere Bürgerbücher von größter Bedeutung. Sie sind viel älter
als unsere Kirchenbücher. Diese beginnen auf dem Pfarramt Bevergern
allmählich, als der Dreißigjährige Krieg schon manches Jahr
beendet war, während das obengenannte Bevergerner Bürgerbuch
im Jahr 1427 angelegt wurde.
Aus Nachbargemeinden wie auch aus weiterer Ferne zogen im Laufe
der Jahrhunderte Neubürger in Bevergern ein. In diesem Burgstädtchen,
wo Münsters Fürstbischöfe des öfteren weilten, herrschte reges
Leben. In ruhigen Zeiten blühten Handel und Gewerbe. Sie wirkten
anziehend für den Fremdenverkehr wie auch für den Aufstieg der
Stadt. Unser Bürgerbuch erwähnt im Lauf der Zeiten immer wieder
den Freibrief, den die jeweiligen Interessenten der hiesigen
städtischen Obrigkeit vorlegten. Er war mal für einzelne Personen,
mal für ein Ehepaar, mal für eine ganze Familie ausgeschrieben.
Dieses wichtige Dokument, eine Einrichtung aus den Tagen der
Hörigkeit bzw. Leibeigenschaft unserer Vorfahren, sicherte den
Reisenden, die die Stätte ihrer Väter verließen, freien Abzug.
Der Grundherr war imstande, Mitgliedern seiner hörigen Familien
den Freibrief auszustellen, insofern jene in fremden Gemeinden
ihr Glück versuchten.
Mit dem Freibrief konnten sie ihres Weges ziehen, um ihre Existenz
in der neuen Heimat zu begründen. Texte ehemaliger Freibriefe
sind uns noch heute im Original erhalten. Sie wurden hierzulande
u. a. vom Bischof von Münster, vom Kloster Gravenhorst wie auch
vom Haus Surenburg ausgestellt. Münsters Bischof und auch Gravenhorst
zählten die meisten hörigen Familien in Riesenbeck und Hörstel
(den benachbarten Ortschaften der Stadt Bevergern). Dazu kam
speziell in Riesenbeck noch Haus Surenburg als Grundherr zahlreicher
Bauern, Pferdekötter, Brinksitzer und dergleichen. Die letzten
Aufnahmen ins Bevergerner Bürgerbuch wurden 1802 getätigt. Bald
darauf endete das fürstbischöfliche Hochstift Münster. Hiermit
begann 1803 ein neuer Abschnitt in der Geschichte der Heimat
und des Vaterlandes
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 12 - 1961
Bevergern - Aus dem alten Bürgerbuch der Stadt Bevergern
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Aus dem alten Bürgerbuch der Stadt Bevergern
Schon früher war in der Heimatpresse vom Bevergerner Bürgerbuch
die Rede. Dieses wertvolle, umfangreiche Dokument, das sich
über eine Zeitspanne von 1427 bis 1803 erstreckt, berichtet
im Laufe seiner vier Jahrhunderte geschichtlich denkwürdige
Ereignisse aus dem Leben der Stadt Bevergern, aus der Entwicklung
des örtlichen Kirchenwesens, namentlich aber die Reihe derer,
die im Verlauf der Jahre Bevergerner Bürgerrechte empfingen.
Aus der Nähe, aber auch aus der Ferne zogen hier Interessenten
ein, die in Bevergern "die Bürgerschaft gewannen". Der feierliche
Akt der Aufnahme war mit einem Eid verbunden. Wer Bürger der
Stadt werden wollte, mußte zuvor den Bürgereid ablegen, der
genau formuliert war. Allgemein sind unsere Bürgerbücher von
größter Bedeutung. Sie sind viel älter als unsere Kirchenbücher.
Diese beginnen auf dem Pfarramt Bevergern allmählich, als der
Dreißigjährige Krieg schon manches Jahr beendet war, während
das obengenannte Bevergerner Bürgerbuch im Jahr 1427 angelegt
wurde. Aus Nachbargemeinden wie auch aus weiterer Ferne zogen
im Laufe der Jahrhunderte Neubürger in Bevergern ein.
In diesem Burgstädtchen, wo Münsters Fürstbischöfe des öfteren
weilten, herrschte reges Leben. In ruhigen Zeiten blühten Handel
und Gewerbe. Sie wirkten anziehend für den Fremdenverkehr wie
auch für den Aufstieg der Stadt. Unser Bürgerbuch erwähnt im
Lauf der Zeiten immer wieder den Freibrief, den die jeweiligen
Interessenten der hiesigen städtischen Obrigkeit vorlegten.
Er war mal für einzelne Personen, mal für ein Ehepaar, mal für
eine ganze Familie ausgeschrieben. Dieses wichtige Dokument,
eine Einrichtung aus den Tagen der Hörigkeit bzw. Leibeigenschaft
unserer Vorfahren, sicherte den Reisenden, die die Stätte ihrer
Väter verließen, freien Abzug. Der Grundherr war imstande, Mitgliedern
seiner hörigen Familien den Freibrief auszustellen, insofern
jene in fremden Gemeinden ihr Glück versuchten. Mit dem Freibrief
konnten sie ihres Weges ziehen, um ihre Existenz in der neuen
Heimat zu begründen. Texte ehemaliger Freibriefe sind uns noch
heute im Original erhalten. Sie wurden hierzulande u. a. vom
Bischof von Münster, vom Kloster Gravenhorst wie auch vom Haus
Surenburg ausgestellt. Münsters Bischof und auch Gravenhorst
zählten die meisten hörigen Familien in Riesenbeck und Hörstel
(den benachbarten Ortschaften der Stadt Bevergern). Dazu kam
speziell in Riesenbeck noch Haus Surenburg als Grundherr zahlreicher
Bauern, Pferdekötter, Brinksitzer und dergleichen. Die letzten
Aufnahmen ins Bevergerner Bürgerbuch wurden 1802 getätigt. Bald
darauf endete das fürstbischöfliche Hochstift Münster. Hiermit
begann 1803 ein neuer Abschnitt in der Geschichte der Heimat
und des Vaterlandes.
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1962
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 1- 1962
Tecklenburger Land - Geologischer Aufbau unserer Heimat
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Tecklenburger Land- - Geologischer Aufbau unserer Heimat
Ob wir auf dem Kamm des Teutoburger Waldes stehen und unsere
Blicke über eine bunt bewegte Landschaft schweifen lassen, die
wir unter dem Gesamtbegriff ,.Tecklenburg-Osnabrücker Hügelland"
zusammenfassen oder ob uns sonntägliche Wanderungen nach Iburg,
zu den Dörenther Klippen, zum Hüggel oder gar ins Münsterland
führen - immer wieder sind wir über die unendliche Mannigfaltigkeit
unserer engen Heimat aufs neue entzückt. Dieser lebhafte Wechsel
reizvoller Landschaftsbilder ist bedingt durch den geologischen
Aufbau, der Fachleuten gerade in unserem Gebiet viel Neues bietet.
Halbinselartig stoßen Teutoburger Wald und Wiehengebirge als
Vorposten des deutschen Mittelgebirgsgürtels weit nach Nordwesten
vor und scheiden die Münstersche Bucht von der nordwestdeutschen
Tiefebene. Zwischen beiden Gebirgen liegt eine stark gewellte
Berg- und Hügellandschaft, deren einzelne Höhen fast ausnahmslos
gleichfalls von Südosten nach Nordwesten streichen, und aus
der sich besonders markant hervorheben: die Ibbenbürener Platte
(Schafberggebiet) bei Ibbenbüren, die Hügelgruppe zwischen Hasbergen
und Georgsmarienhütte, der Piesberg nordwestlich Osnabrück,
Die Teutoburger-Wald-Ketten
Im Tecklenburger Land besteht der Teutoburger Wald im Wesentlichen
nur noch aus zwei parallelen Ketten, dem südlichen "Pläner-Kalkzug",
aus Kalkstein bestehend und der nördlicheren Sandsteinkette.
Im Südosten unserer Heimat ist die Kalkkette in der Gebirgsbildung
führend. Sie bildet lang gestreckte Rücken, die wegen der gleichmäßigen
Gesteinshärte wie eine Mauer das Münsterland nach Norden abriegeln
und nur selten einen Durchgang gestatten. Nach Nordwesten verlieren
die Kalkberge langsam an Höhe. Hinter Brochterbeck sind sie
nur noch als schwache Hügel durch ihren Kalkgehalt im Gelände
zu erkennen. Der zweite Höhenzug hingegen, der aus Sandstein
besteht, ist wegen der wechselnden Härte des Gesteins häufiger
von Quertälern durchbrochen. Lediglich im Tecklenburger Land
bleibt zwischen Leeden und Bevergern die Härte einigermaßen
konstant, so daß sich hier ebenfalls langgestreckte Rücken bilden
konnten, die nur durch das Bocketal und den Paß von Dörenthe
zerschnitten werden. Von Leeden ab überragt diese Sandsteinkette
die südlicheren Kalkhöhen und bildet ab Brochterbeck allein
noch den Teutoburger Wald.
Auf dieser Strecke haben sich härtere Gesteinsschichten als
Felsgruppen herausgeschält und bilden nun jene Punkte, die unsere
Heimat interessant machen: Herkensteine und Rehfelsen, Hexenküche
und Heidentempel, Blücherfelsen und schließlich die lange Reihe
der Dörenther Klippen. Hinter Bevergern taucht auch der Sandsteinrücken
unter. Zahlreiche Steinbrüche, der Bahneinschnitt vor dem Lengericher
Tunnel und auch die vielen Felsen und Brüche im Sandsteinrücken
lassen deutlich die Gesteinsschichten erkennen. Sie verlaufen
in beiden Höhenzügen fast parallel zum Südhang. Die Schichten
fallen nach Süden ein und erscheinen dann am Nordhang wie abgeschnitten
Vesteinerungen
Es ist nicht schwer, in den Kalksteinbrüchen Versteinerungen
zu finden. Zumeist sind es Muscheln aus der großen Familie der
Inceramen, die uns begegnen, aber auch Seeigel und Ammoniten,
versteinerte Meerestiere also. Mit etwas Glück können wir sogar
eine ganze Kollektion verschiedener Arten zusammentragen. Sie
alle geben uns den Hinweis, daß wir den Ursprung dieser Gesteinsschichten
auf dem Meeresboden zu suchen haben. In der Tat zeigt die mikroskopische
Betrachtung unserer Kalksteine, daß sie sich aus den Kalkhüllen
winzig kleiner Tierchen gebildet haben, die in unheimlichen
Mengen das Meer bevölkern, nach ihrem Absterben zu Boden sinken
und so Schicht um Schicht ablagern. Zwischen ihnen werden aber
auch die unverwesten Schalen oder Skelette höherer Meerestiere
eingebettet, der Muscheln, Schnecken, Seeigel, Fische usw. Schwieriger
ist es schon, in der Sandsteinkette Versteinerungen zu finden.
Wenn uns aber der Zufall hilft, können wir auch hier Vesteinerungen
Es ist nicht schwer, in den Kalksteinbrüchen Versteinerungen
zu finden. Zumeist sind es Muscheln aus der großen Familie der
Inceramen, die uns begegnen, aber auch Seeigel und Ammoniten,
versteinerte Meerestiere also.
Mit etwas Glück können wir sogar eine ganze Kollektion verschiedener
Arten zusammentragen. Sie alle geben uns den Hinweis, daß wir
den Ursprung dieser Gesteinsschichten auf dem Meeresboden zu
suchen haben. In der Tat zeigt die mikroskopische Betrachtung
unserer Kalksteine, daß sie sich aus den Kalkhüllen winzig kleiner
Tierchen gebildet haben, die in unheimlichen Mengen das Meer
bevölkern, nach ihrem Absterben zu Boden sinken und so Schicht
um Schicht ablagern. Zwischen ihnen werden aber auch die unverwesten
Schalen oder Skelette höherer Meerestiere eingebettet, der Muscheln,
Schnecken, Seeigel, Fische usw. Schwieriger ist es schon, in
der Sandsteinkette Versteinerungen zu finden. Wenn uns aber
der Zufall hilft, können wir auch hier
Vesteinerungen
Es ist nicht schwer, in den Kalksteinbrüchen Versteinerungen
zu finden. Zumeist sind es Muscheln aus der großen Familie der
Inceramen, die uns begegnen, aber auch Seeigel und Ammoniten,
versteinerte Meerestiere also. Mit etwas Glück können wir sogar
eine ganze Kollektion verschiedener Arten zusammentragen. Sie
alle geben uns den Hinweis, daß wir den Ursprung dieser Gesteinsschichten
auf dem Meeresboden zu suchen haben. In der Tat zeigt die mikroskopische
Betrachtung unserer Kalksteine, daß sie sich aus den Kalkhüllen
winzig kleiner Tierchen gebildet haben, die in unheimlichen
Mengen das Meer bevölkern, nach ihrem Absterben zu Boden sinken
und so Schicht um Schicht ablagern. Zwischen ihnen werden aber
auch die unverwesten Schalen oder Skelette höherer Meerestiere
eingebettet, der Muscheln, Schnecken, Seeigel, Fische usw. Schwieriger
ist es schon, in der Sandsteinkette Versteinerungen zu finden.
Wenn uns aber der Zufall hilft, können wir auch hier
Leitfossilien
Wer nun ein besonders guter Beobachter ist, wird im Laufe seiner
Sammler-Tätigkeit nicht nur verschiedene Tierarten unterscheiden,
sondern auch feststellen, daß einzelne Muschelarten nur ganz
bestimmten Schichten eigen sind. Damit hat er aber bereits den
Schlüssel zur Lösung geologischer Fragen gefunden: das Problem
der Leitfossilien nämlich. Leitfossilien sind solche Tiere und
Pflanzen der Vorzeit, deren Existenz sich nur über ganz kurze
Zeiträume erstreckte. Sie kommen daher auch nur in Schichten
vor, die einer ganz kurzen Epoche unserer Erdvergangenheit entstammen.
Wenn wir nun irgendwo anders auf der Erde die gleichen Leitfossilien
finden, wie in unseren Lengericher Steinbrüchen, so wissen wir,
daß hüben wie drüben die Gesteinsschichten der gleichen Zeit
entstammen, ohne Rücksicht auf die Beschaffenheit des Materials.
Denn wir müssen noch berücksichtigen, daß die Bildung irgendeiner
Gesteinsart nicht an eine bestimmte Periode gebunden ist, sondern
daß zu allen Zeiten die verschiedenartigsten Gesteine entstanden
sind. Aus welcher geologischen Formation eine Schicht stammt,
erkennen wir also vornehmlich an den darin enthaltenen Versteinerungen.
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 3 - 1962
Halen - Schlacht auf dem Haler Feld im Jahre 1308
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Schlacht auf dem Haler Feld im Jahre 1308 Es war im Jahre 1308.
Über die Höhen des Osnings brauste der Herbststurm und rüttelte
an den Stadttoren von Osnabrück. An der Grenze zwischen dem
Bistum und der Grafschaft Tecklenburg, auf der Heide des Haler
Feldes, fegte er das tote Laub der Birken in die tiefen Gräben
der Landwehren. Es war wieder einmal Sturm im Land, und das
nicht nur in der Natur, sondern auch in den Köpfen und Herzen
der Menschen. Uneinigkeit, Haß und Zwietracht feierten wieder
ihre Triumphe und ließen die Welt wie so oft, nicht zur Ruhe
kommen. Der Bischof Ludwig von Osnabrück schaute in das heulende
Treiben des Sturmes. Ihm war nicht recht wohl dabei. Die Lage,
in der er sich befand, war nicht beneidenswert. Die halbe Welt
stand gegen ihn, seit er den neuen Bischof von Münster, Konrad
von Berg, nicht anerkennen wollte. Nun zog dieser mit einem
Heer von Verbündeten heran.
Die Herren von Arnsberg, Waldeck. Jülich, Ahaus und manche andere
waren nicht weniger kriegslustig. Nicht zuletzt auch Graf Otto
von Tecklenburg. Der war noch jung und unerfahren, aber die
Truppen des Grafen standen unter dem Befehl des sturmerprobten
Engelbert von der Mark. Der Bischof seufzte. Worauf konnte er
sich noch stützen? Ihm waren als Verbündete nur noch die Grafen
von Ravensberg geblieben, aus deren Geschlecht er selber stammte.
Auch die Männer seines Stiftes waren ihm nicht gerade hold.
Aber auf seine Osnabrücker konnte er sich verlassen. Wie aber
sollte er sich mit dieser kleinen Schar einer entrückenden Übermacht
erwehren? Mut allein genügte nicht. Wenn nicht höhere Mächte
die Lage zu seinen Gunsten entschieden, war alles verloren.
Von der Gerechtigkeit der eigenen Sache überzeugt, befahl Bischof
Ludwig: "Alle meine Männer sollen weiße linnene Mäntel über
ihren Panzern tragen, Weiß ist die Farbe der Unschuld und Gott
wird wissen, daß wir unschuldig sind an diesen grausamen Dingen.
Auch der Bischof selbst warf einen leinenen Mantel über und
zog so an der Spitze seines Heeres zum Osnabrücker Stadttor
hinaus nach Westen. Über das Haler Feld pfiff immer wilder der
Sturm. Regen klatschte aus der grauen Höhe und durchnäßte die
weißen Mäntel der Osnabrücker. Schwer hing das Banner an der
Stange. Daneben ritt schweigsam, mit schweren Gedanken, der
Bischof auf seinem Roß. Am Schluß des Zuges ächzten müde die
Heerwagen der Osnabrücker Gilden. Am Mittag klarte der Himmel
auf, und die Sonne lugte kalt durch die jagenden Löcher der
Wolken.
Von den Höhen des Osnings schweiften die Blicke nun frei in
die Weite. Dort stand der münstersche Bannerträger Wulf von
Lüdinghausen, hinter sich ein streitmächtiges Heer. Als er den
weißen Heerwurm der Osnabrücker erblickte, rief er höhnend aus:
,,O, wie will ich diese weißen Schafe schinden!" Anfang November
trafen die feindlichen Heere vor den Toren Osnabrücks auf dem
Haler Feld zusammen. Vor der Wucht des ersten Angriffes wichen
die Osnabrücker zurück. Die anfeuernden Worte des Bischofs brachten
die Fliehenden nicht zum Stehen. Das Heer löste sich auf; alles
schien verloren. Die Angreifer wiegten sich schon in Sicherheit.
Da preschte in der höchsten Not todesmutig die Osnabrücker Kürschnergilde
heran, brachte die Zurückweichenden zum Stehen und begann nun
ihrerseits, mit scharfen Waffen den Feinden die Pelze auszuklopfen.
Mit neuem Mut sprengte auch Bischof Ludwig in das wütende Gewoge
des Kampfes. Da - war das nicht Engelbert von der Mark? "Ja,
ich bin's! Steh, du weißes Schaf!" schrie der Gepanzerte von
seinem Rappen dem Osnabrücker zu. Im nächsten Augenblick schon
hatte der Bischof mit seinem Speer den Grafen kurzerhand aus
dem Sattel gehoben, so daß er mit voller Wucht auf die Erde
fiel und mit einem gebrochenen Bein liegenblieb. Der Bischof
stürzte sich auf den Feind und drohte mit dem Speer: "Ergebt
Euch! Oder Euer Leben hat ein Ende!" "Weh dir! Trägst du ein
eisernes Hemd, so will ich's mit Eisen in deinem Blute waschen!"
Das sprach der Graf Engelbert von der Mark und riß dem Bischof
den flatternden weißen Mantel von den Schultern. Während die
beiden sich nun, Panzer an Panzer, auf dem regenweichen Boden
wälzten, kam einer von den Osnabrückern herzu - ein Metzger
war's, wie man sagt - um seinen Herrn vor dem Tode zu retten.
Sein Schwert war rasch; es blitzte und fuhr nieder, mit der
Spitze voraus, durch eine Lücke des Panzers am Körper des einen,
der keinen weißen Mantel mehr trug. Ein lähmendes Erschrecken
ließ den Osnabrücker Krieger erbleichen. Das Schwert entfiel
seiner Hand - die blutig warme Spitze sprang in den kalten,
weichen Boden. Zu spät! Er hatte seinen eigenen Herrn getroffen.
Immer noch brauste auf dem Haler Feld der Herbststurm durch
die entblätterten Birken und dunkelgrünen Machangeln. Er faßte
den Knauf des Schwertes und warf es zur Erde. Zitternd sank
der Osnabrücker vor seinem tödlich getroffenen Bischof nieder:
"Vergebt mir! Ich wollte Euer Leben retten!" "Ich spreche dich
frei!" Bischof Ludwig hob die Hand und schlug segnend das Zeichen
des Kreuzes. "Das Recht muß siegen. Gott will es!" Graf Engelbert
von der Mark sah es, bis ins Innerste erschüttert. Mühsam erhob
er sich mit seinem gebrochenen Bein, griff nach dem weißen Mantel,
deckte ihn über den Sterbenden, und aus der Brust des Grafen
quälte sich das Wort: "Feinde eint der Tod; aber die Liebenden
trennt er." Dunkel wälzten sich mit dem Sturm die Wolken am
Himmel dahin und warfen ihre Schatten drohend auf die blutgetränkte
Erde. Die Schlacht auf dem Haler Feld am 4. November 1308 endete
mit einem Sieg der Osnabrücker über die vielfache Macht der
Feinde.
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 3 - 1962
Bevergern - Johann von Leyden in Bevergern
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Bevergern- Johann von Leyden in Bevergern
Für die Bewohner von Bevergern waren die Jahre 1534 und 1535
besonders aufregend. Im Jahre 1534 brachte man unter starker
Bewachung eine Frau auf die Burg. Das war Hilla Feyken, die
Judith der Wiedertäufer. Sie bekannte auf der Folter ihren Plan,
daß sie den Fürstbischof Franz von Waldeck im Lager von Telgte
habe umbringen wollen. Nach ihrem Geständnis wurde sie auf dem
Galgenberg zu Bevergern enthauptet. Im Jahre 1535 wurde die
Garnison der Burg bedeutend verstärkt. Die Bewohner Bevergerns
schlossen daraus, daß man wohl einen der Führer der Wiedertäufer
auf die Burg bringen würde.
Sie sollten sich nicht getäuscht haben. Während Knipperdolling
und Krechting nach Horstmar gebracht wurden, schaffte man Bockelson,
der sich als Johann von Leyden zum König von Zion hatte salben
und krönen lassen, auf die feste Burg Bevergern. Was war das
für ein Mann, der so ein furchtbares Schreckensregiment in Münster
geführt hatte ? Die Bevergerner wußten schon mancherlei von
ihm. Sie hatten gehört, daß er in Leyden in Holland geboren
war, daß seine Mutter aus Stadtlohn im Kreise Ahaus stammte
und daß er, wie sein Vater, das Schneiderhandwerk erlernt hatte.
Er wanderte als junger Schneidergeselle durch England, Portugal
und Flandern und kehrte dann wieder in seine Heimatstadt zurück.
Hier heiratete er als Zwanzigjähriger die erheblich ältere Witwe
eines Ewer-Führers und eröffnete in Leyden eine Kneipe, die
sich von Anfang an nicht des besten Rufes erfreute. Im Herbst
1533 tauchte er in Coesfeld und für kurze Zeit zum zweiten Male
in Münster auf, reiste taufend als Wiedertäufer durch die Provinzen
und landete nach einem kurzen Leydener Aufenthalt im Januar
1533 wieder in Münster, um mit Hilfe von Krechting und Knipperdolling
diese Stadt in ein Narrenhaus zu verwandeln.
Nach der Einnahme Münsters und seiner Gefangennahme wurde er
6 Monate lang in Ketten zur Schau geführt und kurze Zeit vor
seiner Hinrichtung, die am 22. Januar 1536 auf dem Prinzipalmarkt
in Münster erfolgte, auf die Burg Bevergern gebracht.
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 4(5 - 1962
Tecklenburger Land - Bäuerliche Gewerbetätigkeit in der Jugend
unserer Vorfahren
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Tecklenburger Land - Bäuerliche Gewerbetätigkeit in der Jugend
unserer Vorfahren Vor nahezu
100 Jahren blühte in den Bauernhäusern und anderen ländlichen
Wohnungen unserer niederdeutschen Heimat eine vielseitige Gewerbetätigkeit,
die infolge der hochentwickelten Technik und der neuzeitlichen
Verkehrsmittel nach und nach verschwunden ist. Die einstige
bäuerliche Gewerbetätigkeit hatte sich aus den Bedürfnissen
der ländlichen Bewohner heraus entwickelt, indem diese die eigenen
Erzeugnisse zunächst für eigene Zwecke verarbeiteten und dann
vielfach auch den Überschuß an gewisse Abnehmer abtraten. Natürlich
richtete sich die gewerbliche Tätigkeit in erster Linie auf
die Herstellung von Erzeugnissen, die dem Eigenbedarf dienten.
Ein Hauptzweig des bäuerlichen Hausgewerbes war das Backen.
Während heute fast jedes Dorf eine oder mehrere Bäckereien besitzt,
gab es vor 100 Jahren fast nirgends einen selbständigen Bäcker.
Das Backen besorgten eben die Dorfbewohner. Die größeren Bauerngehöfte
besaßen neben der Küche eine besondere Backstube, einen umfangreichen
Raum, der zugleich zum Bierbrauen, Buttern und Waschen diente.
In den Häusern der Kleinbauern war der Backofen unmittelbar
neben dem offenen Feuerherd in der Küche aufgemauert. Wer keinen
Backofen besaß, ließ bei einer benachbarten Familie backen oder
kaufte seinen Brotbedarf bei einer solchen. Mit Rücksicht auf
die anstrengende Tätigkeit wurde nur alle sechs Wochen gebacken.
Das Backen war Frauenarbeit. Im Laufe des Tages brachte ein
Knecht 100 bis 200 Pfund Roggen zur Mühle. Gegen Abend siebten
die Frau und die Mägde das Mehl. Aus der feineren durchgesiebten
Mehlmenge wurde das sogenannte Fein- oder Weißbrot hergestellt,
aus dem groben Mehl dagegen das Grob- oder Schwarzbrot, das
Hauptgebäck. Das grobe Mehl rührte man mit heißem Wasser zu
einem dicken Brei zusammen, knetete diesen gehörig durch und
setzte dann den Sauerteig hinzu, den man aus Teigresten vom
vorigen Backen mit Hilfe von Essig und Salz durch Gärung gewonnen
hatte. Damit der Teig richtig "aufgeht" (gärt), blieb er 24
Stunden im großen Backtrog mit einer Bettdecke gut warm verhüllt,
stehen.
Am folgenden Abend schlugen die Frau und eine Großmagd (das
Binnenmädchen) die Brote auf, d. h. formten sie mit den Händen
in kleineren Backtrögen und legten sie in Reihen auf Horden
in die Backstube. Am Morgen des dritten Tages erfolgte das Backen.
Abends zuvor kroch die Kleinmagd in den Backofen, um überall
an den Wandungen die erforderliche Anzahl von Torfsoden aufzustapeln.
Nur in der Mitte blieb ein schmaler Gang für Holz und Stroh
und sonst leicht Zündbares übrig. Am nächsten Morgen stand die
Kleinmagd um 3 oder 4 Uhr auf, um den Ofen zu heizen, wobei
fortwährend Holz und Torf nachgefüllt werden mußten. Wenn nach
einigen Stunden der Ofen die richtige "Hitze" erlangt hatte,
erschienen die Hausfrau und das Binnenmädchen, um das Brotbacken
zu besorgen. Auf langen Brettern schob man die einzelnen Brote
in den offenen Ofen, damit sie erst halbgar würden. Nach einer
Weile holte man sie wieder hervor und bestrich sie mit einem
Gemisch von Wasser und gequirltem Eigelb, wodurch sie ein blankes
Aussehen erhielten und besser vor dem Verschimmeln bewahrt blieben.
Später wurden alle Brote, auch die am Abend vorher mit Milch
und Hefe angerührten Feinbrote, mit Hilfe eines schaufelähnlichen
Gerätes überall in dem Backofen aufgestellt.
Den Ofen verschloß man dicht mit einem Deckel auf mehrere Stunden.
Zum Durchleuchten des dunklen Ofenraumes steckte man in eins
der Brote, die die äußersten Ecken einnahmen, den brennenden
Fruchtkolben der im Herbst gesammelten Rohrkolben. Ein anderer
Hauptzweig im bäuerlichen Gewerbe war das Bierbrauen, ebenfalls
eine anstrengende Frauenarbeit. Es handelt sich um die Herstellung
eines leichten, obergärigen, fast alkoholfreien Braunbieres,
das den üblichen Haustrunk und das Erntegetränk bildete, ja,
vielfach auch statt Milch zum dicken Grütz- und Mehlbrei verabreicht
wurde. Das Malz stellte man aus der eigenen Gerste her. Eine
gewisse Menge Gerste wurde in einem großen Waschkübel mit Wasser
24 Stunden oder länger durchweicht. Um die geweichte Gerste
zum Keimen zu bringen, breitete man sie auf dem warmen Hausboden
aus und deckte sie mit Getreidesäcken und alten Kleidungsstücken
zu. Nachdem die Gerste zu einem festen Kuchen zusammengewachsen
war, zerbrach man diesen in einzelne Stücke, die man zwischen
den Händen so lange zerrieb, bis die Körner sich völlig lösten.
Dann erfolgte das Darren auf dem Backofen oder in einer Sondereinrichtung
unter dem Herd.
Sollte das Bierbrauen vor sich gehen, schrotete man in der eigenen
Haus-Schrotmühle das Malz oder ließ dieses in der Mühle geschehen.
In einem kleineren Kübel übergoß man das geschrotete Malz mit
siedendem Wasser und eine Magd mußte jetzt fortwährend alles
zu einer breiartigen Masse zusammenrühren, die man "Mäsk oder
"Mämm" nannte und in das große Braufaß füllte. Auf dessen Boden
hatte die Kleinmagd zuvor ungedroschenes Roggenstroh ausgebreitet
und mit einem großen Feldstein beschwert. Hierauf schütteten
die Hausfrau und die Großmagd die "Mämme", und eine von ihnen
goß fortwährend langsam siedendes Wasser darüber. Nach einiger
Zeit öffnete man den Hahn am Boden des Braufasses, um die braune
Flüssigkeit erster Güte ("den ersten Lauf") abzuzapfen. Dann
wurde wieder siedendes Wasser darüber gegossen und die Flüssigkeit
zweiter Güte gewonnen. Nochmals spülte die Braumagd das Bierfaß
durch und erzielte so die Flüssigkeit dritter Güte. Um der Flüssigkeit
Geschmack und Haltbarkeit zu verleihen, setzte man Hopfen hinzu,
kochte sie nun im kupfernen Braukessel und erhielt so die "Würze",
die in großen offenen Fässern zum Gären gebracht wurde.
Sobald das Bier genügend abgekühlt war, ließ man es in große
Tonnen laufen und im Keller lagern. Da das Braugeschäft schwieriger,
umständlicher und langwieriger als das Backen war, betrieb man
es nur 3- bis 4 mal im Jahr, und zwar meist nur in größeren
Bauerngehöften. Diese verkauften dann von ihrem Überfluß an
die übrigen Einwohner der Gemeinde. Das Bier erster Güte benutzte
man als "Festbräu" nur bei feierlichen Anlässen, das zweiter
Güte als gewöhnliches Getränk und das dritter Güte für Speisen.
In noch älteren Zeiten betrieb man in jedem größeren Bauerngehöft
sogar die Branntweinbrennerei, was jedoch geheim geschah, da
dieses Gewerbe bei hoher Strafe verboten war.
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1964
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Ibbenbüren UND DAS TECKLENBURGER - LAND
Nr. 8 - August 1964 - 7. Jahrgang
Hrsg. Verkehrsverein Ibbenbüren e. V.
Druck: IVD Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH
Stadtmuseum Ibbenbüren - Im Bestand
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 8 - 1964
Tecklenburg - Unterirdische Felsenfestung Tecklenburg
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Tecklenburg - Unterirdische Felsenfestung Tecklenburg
In einem Bericht des Osnabrücker Bauingenieurs und Rutenmeisters
Heinrich Margraf wurde darauf hingewiesen, daß sich unter der
Bergkuppe des Burggeländes Tecklenburg außer unterirdischen
Höhlenkammern und Verbindungsgängen der ehemaligen Ritterburg
die hiervon unabhängige unterirdische Anlage einer starken Felsenfestung
verberge. Während die zur Ritterburg gehörige Anlage hauptsächlich
aus drei kilometerlangen Verbindungsgängen bestehe, wovon einer
über zwei Meter breit sei und eine lichte Höhe von etwa drei
Metern aufweise und selbst Rittern zu Pferde das Durchreiten
ermögliche, mündeten diese aus Richtung Osnabrück, Iburg und
den Dörenther Klippen kommenden Gänge in zwei große Höhlenkammern,
die sich unter dem Burgtor-Eingang und dem Burgwalldurchgang
befänden. - Diese Gänge seien durchweg aus dem harten Felsgestein
geschlagen und hätten die ehemaligen Burginsassen wohl hauptsächlich
als Versteck sowie zur Proviantversorgung und Verbindung mit
der Außenwelt bei Belagerungen gedient. Nachdem die Feuerwaffen
aufkamen und die Burganlage keinen ausreichenden Schutz mehr
bot, soll unter der Bergkuppe, die noch beiderseitig über das
Burggelände hinausragt, eine unterirdische starke Felsenfestung
mit mehreren Kastellen errichtet sein, wofür, wie erzählt wird,
ein unbekannter französischer Architekt dereinst die geheimen
Festungspläne angefertigt habe. Diese Feststellung erwähnten
der Stadtdirektor und die Vertreter des Kultur- und Verkehrsvereins
Tecklenburg anläßlich einer Besprechung mit Rutenmeister Margraf
und seinem Mitforscher R. Steinhauer, die schon vor Jahren mit
dem Ziel der Freilegung stattfand.
Wenn also auch das öffentliche Interesse zu einer baldigen Freilegung
und Wiederzugänglichkeit schon allein zwecks Förderung des Fremdenverkehrs
vorliege, so fehle es leider an den nötigen Mitteln zur Freilegung
und Wiederverwendung. Man wolle anscheinend abwarten, bis der
Bundesluftschutz mit staatlichen Mitteln diese unterirdischen
Anlagen zu sicheren Atombunkern umbaue. Zur Entdeckung der Felsenfestung
wird berichtet: Ein gut erhaltenes mächtiges Kastell mit einer
großen Rundhalle, seitlichen großen Schießscharten für Geschütze,
dazugehörigen Proviant- und Nebenräumen wurde schon vor Jahren
durch Zufall bei Ausschachtungsarbeiten entdeckt und zugänglich
gemacht. Heute kann man dieses Kastell hinter der Legge am kleinen
Schloß-Restaurant durch einen künstlich hergestellten, etwa
15 Meter langen gemauerten Gang erreichen und bei elektrischer
Beleuchtung durch einen älteren ortsansässigen Invaliden gegen
ein geringes Entgelt erklären lassen. Während eine schmale,
sehr steile, gemauerte Treppe mit fast 100 Stufen und einem
Rundgewölbe hinauf bis vor die Burgmauer führt und hier unter
einem Betoneingang mittels Eisentor verschlossen ist, führt
ein zweiter, ähnlicher Treppengang weiter links anscheinend
zu einem verborgenen weiteren Kastell. Dieser Gang ist aber
nach einer Anzahl Stufen verschüttet. Wahrscheinlich hat sich
über der verschütteten Stelle ein Luftschacht befunden, den
man von oben mit Schuttmassen gefüllt hat. Bei wiederholten
Besichtigungen dieses Kastells und bei durchgeführten rutentechnischen
Hohlraum-Tests kam der Osnabrücker Rutenmeister Heinrich Margraf
zu folgenden Feststellungen: Etwa in der Mitte der Kuppelhalle
des zugänglichen Kastells habe sich ein etwa 60 Meter tiefer,
aus dem Fels geschlagener Brunnen befunden, der über einer unterirdischen
Wasserführung errichtet worden sei und den Festungsinsassen
das dringend notwendige Trinkwasser geliefert habe. Ferner führe
der zweite verschüttete Aufgang zu einer Gangabzweigung, die
zu weiteren noch unbekannten im Fels schlummernden Kastellen
weise.
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1968
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 2 - 1968
Tecklenburger Land - Entstehung der Bauerschaften, Dörfer und
Städte unserer Heimat
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Tecklenburger Land - Entstehung der Bauerschaften, Dörfer und
Städte unserer Heimat
Könnten wir zweitausend Jahre in die Vergangenheit zurückschauen,
würden wir in unserer Heimat weder geschlossene Dörfer noch
Städte vorfinden. Damals gab es noch keine Kirchtürme, keine
festen Straßen, keine Steinhäuser. Es gab nur die bäuerlichen
Ansiedlungen, die sich um das Ackerland der Eschfluren gebildet
hatten. Diese uralten Siedlungskerne sind auch jetzt noch im
Mittelpunkt vieler Bauerschaften zu finden. Die Bauerschaften
also mit ihren Urhöfen sind die ältesten gemeinschaftlichen
Wohnplätze in unserer Landschaft, und das sind sie an den meisten
Stellen bis auf den heutigen Tag auch geblieben. Das Wort Bauerschaft
oder "Burskup" gibt es erst seit dem elften oder zwölften Jahrhundert.
Vordem hießen die bäuerlichen Ansiedlungen "thorp", "tharp",
"thaurp". Das Urdorf war also ein "Tropp" oder "Trupp", der
an der gemeinsam beackerten Eschflur sich angesiedelt hatte.
In vielen Bauerschaftsnamen finden wir auch heute noch das Wort
"trup" - Dorf, z. B. in Aldrup (das alte Dorf), Antrup, lntrup
usw. Nach der Christianisierung um 800 erst wurde die Bezeichnung
"Dorf" auf die nach und nach entstehenden Kirchdörfer übertragen,
die sich als neue vorher nicht vorhandene Gemeinschaftsplätze
bildeten. Zu einem Kirchdorf gehörten stets mehrere bäuerliche
Urdörfer, die dann allmählich Bauerschaften genannt wurden.
In den Kirchdörfern wurden die Handwerker und Kaufleute seßhaft;
dort wurden nun auch Kirchweihfeste, Märkte und sonstige Festlichkeiten
abgehalten. Manches Kirchdorf entwickelte sich im Laufe der
Zeit zu einem Wigbold, zu einem größeren Dorf, dessen Einwohner
gegenüber den kleineren Kirchdörfern und Bauerschaften schon
besondere Rechte für sich beanspruchten. Die Wigboldrechte gingen
den Stadtrechten voraus. Der Name Wigbold hat sich bis in unsere
Zeit in dem Worte "Weichbild" erhalten, womit die umliegenden
Fluren einer Stadt bezeichnet werden. Das Wort "Wigbold" setzt
sich zusammen aus den alten Wörtern ,wik" (Wohnung, Haus, Ort)
und "bilede" (Recht); es bedeutet also "Ortsrecht", das für
ein aus dem "Landrecht", dem bäuerlichen Recht, ausscheidendes
Dorf galt. Aus den Wigbolden haben sich dann allmählich Städte
entwickelt, wie es zum Beispiel im Kreise Tecklenburg bei Bevergern
(1366), Tecklenburg (1388), Ibbenbüren (1721), Westerkappeln
(1723), Lengerich (1727) der Fall war. In den Städten entstand
nun wiederum ein neues Gemeinschafts-leben, das sich von dem
Leben in den Bauerschaften, Kirchdörfern und Wigbolden deutlich
unterschied.
Hier entwickelte sich das "Bürgertum", das im Gegensatz zum
"Bauerntum" nicht mehr hörig und leibeigen, sondern frei war.
"Stadtluft macht frei" so hieß es früher, solange der Bauer
in der Fron der von ihm beackerten Scholle war. Noch vor zweihundert
Jahren mußten sich Männer und Frauen von Bauernhöfen aus der
Hörigkeit ihres Grundherren freikaufen, wenn sie in eine Stadt
ziehen wollten. Diese "Unfreiheit" der Bauern wurde erst im
19. Jahrhundert überwunden, als ihnen gesetzlich die Möglichkeit
gegeben wurde, sich selbst und ihre Höfe durch eine geldliche
Ablösung für immer freizukaufen.
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 2 - 1968
Tecklenburg - Wie und wann entstand die Tecklenburg
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Tecklenburg - Wie und wann entstand die Tecklenburg.
Diese Frage hat bisher noch niemand genau beantworten können.
Der erste regierende Graf von Tecklenburg war ein Graf Egbert,
der von 1129 bis 1150 auf der Tecklenburg lebte. Damals stand
schon die Burg auf der Höhe des Berges. Da auch schon vordem
hin und wieder Grafen von Tecklenburg in alten Urkunden auftauchen,
möchte man annehmen, daß auch diese aus unserer Gegend stammten.Wie
nun überall, wo es an sicherem Wissen mangelt, die Sagen aber
auf ihre Weise ungewisse Fragen zu beantworten suchen, so ist
es auch bei der Entstehung der Tecklenburg. Folgende drei Sagen
sind schon von alters her bekannt: Die erste Sage : Als in grauer
Vorzeit noch Sumpf und Urwald das Gebiet unserer Heimat bedeckten,
also die Menschen noch mit Streitaxt und Wurfspieß gegen Auerochsen
und Höhlenbären kämpften, hauste in den düsteren Tälern des
Teutoburger Waldes ein mächtiger Häuptling, der sich an der
Stelle, wo heute Tecklenburg liegt, eine einfache Befestigungsanlage
mit Wällen angelegt hatte. Drang der Feind ins Land, gewährte
er seinen Gefolgsleuten Obdach und Schutz in seiner Wallburg.
Nach dem Siege der Franken über die Sachsen durchzog auch Kaiser
Karl unsere Gegend. Er soll in Tecklenburg einen Gaugrafen eingesetzt
haben, der das Land ringsum zu verwalten hatte. Der erste Befestigungswall
der Burg wurde dann im Laufe der Zeit immer mehr ausgebaut,
bis die Burganlage schließlich ihre wuchtige Form bekam.
Die zweite Sage über die Entstehung der Tecklenburg zieht eine
Verbindung vom Morgenlande nach Westfalen. Als die Enakiter
von Josua aus dem Lande Kanaan vertrieben worden waren, sollen
sie in unser Land geflohen sein. Sie nahmen die Bräuche und
Sitten, die hier galten, an und blieben eine Zeit lang in der
Ebene wohnen. Als sie aber von einer großen Flut überrascht
wurden, flohen sie vor dem Wasser. Die Flut stieg immer höher
und höher, und schon schien der Untergang nahe. In der höchsten
Not erblickte einer ein Gebirge, das in der Ferne aufstieg.
"Tekene de Borg!" - "Siehe da, ein Zufluchtsort!" - rief er
aus, und schnell eilten alle auf den Höhenzug zu und wurden
gerettet. Ein Rest der alten Enakiterburg soll der als Ruine
im unteren Teile noch sichtbare mächtige fünfkantige Turm der
Tecklenburg sein. Eine andere Sage berichtet über die Entstehung
der Tecklenburg folgendes: Ein mächtiger Sachsenfürst hatte
drei Töchter. Sie hießen Rava, Ida und Tekla. Als die Töchter
heirateten, erbaute er ihnen zur Hochzeit auf dem Höhenrücken
des Teutoburger Waldes drei Burgen, die er nach den drei Töchtern
benannte: Ravensburg, Idaburg oder lburg und Tecklenburg. In
dem Buch "Die Wittekindsagen von Dr. Karl Paetow, veröffentlicht
im Verlag A. Sponholz, Hannover 1960", wird als Erbauer der
drei Burgen und als Vater der drei Töchter der Sachsenherzogs
Wittekind genannt. Von diesen drei Sagen scheint die erste den
geschichtlichen Tatsachen am nächsten zu kommen; die beiden
anderen sind in das Reich der Fabel zu verweisen. Die erste
Sage deutet nämlich darauf hin, daß die Tecklenburg aus einer
alten Wallburg oder Fliehburg noch vor der Zeit der Christianisierung
(vor 800) entstand.
Sie müßte demnach ein Alter haben wie etwa die Iburg, deren
Geschichte ebenfalls bis in die genannte Zeit zurückreicht.
Als Bischof Benno von Osnabrück in Iburg ein Kloster bauen wollte,
fand er dort die Trümmer einer uralten Burg, deren Zerstörung
der Iburger Abt Norbert - seit 1084 Abt des Klosters - in die
Zeit der Sachsenkriege (772 bis 804) verlegt. Auch über die
Ravensburg wissen wir, daß sie bereits im 9. Jahrhundert auf
der Höhe des Teutoburger Waldes bei Borgholzhausen stand; denn
851 wird sie in einer Urkunde erwähnt. Auch die Erklärung des
Namens Tecklenburg hat manche sagenhafte Deutung laut werden
lassen. Der eine suchte sie als "Pferdeburg" - von "tieke" hergeleitet,
zu erklären. Der andere vermutete hinter dem Namen eine "Zeichenburg",
weil ein altes niederdeutsches "teiken" = Zeichen in dem Wort
stecken soll. Am eindeutigsten aber ist wohl die Erklärung,
die auf das altniederdeutsche Wort "thegan" = Krieger, Gefolgsmann,
Degen zurückgreift. (noch erhalten in "Haudegen"). Die Tecklenburg
dürfte demnach von alters her eine "Herrenburg gewesen sein,
im Gegensatz zu den verhältnismäßig zahlreich nachgewiesenen
"Volksburgen" rings um die uralten Siedlungsgebiete unserer
Heimat. Entnommen aus "Sagen und Geschichten", Hunsche
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 3 - 1968
Tecklenburg - Die Teufelsklippen bei Tecklenburg
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Die Teufelsklippen bei Tecklenburg
Am Südhange des Burgberges bei Tecklenburg liegen neben dem
alten Weingarten die Teufelsklippen (mit der Hexenküche). Es
sind mächtige Felsen aus weichem Sandstein. In einer Höhle dieser
Felsen hielten in alter Zeit Hexen und Zauberer ihre geheimnisvollen
Zusammenkünfte ab. In der Mitternachts-stunde kamen sie aus
den Städten und Dörfern der weiten Umgebung herangeflogen. In
der Hexenküche brauten sie den Zaubertrank. Wenn sie ihn getrunken
hatten, vergnügten sie sich mit ausgelassenem Spiel und Tanz.
Wehe dem Menschen, der es wagte, das wilde Treiben zu stören!
Einmal kam in der Nacht ein Tecklenburger Graf an den Klippen
vorbei, gerade als die Mitternachtsstunde angebrochen war. In
dem Augenblick, als er das Kreischen und Johlen der Hexen vernahm,
sank er betäubt nieder, wie vom Schlage gerührt. Am anderen
Morgen fanden ihn seine Diener, die ihn klagend ins Schloß trugen.
Alle Bewohner des Schlosses hielten den Grafen für tot, nur
seine Gemahlin nicht. In der nächsten Nacht kleidete sie sich
in ein weißes Gewand, nahm ein Kruzifix in die Hand und ging,
als es Mitternacht schlug, betend aus dem Schloß und begab sich
auf den Weg zu den Teufelsklippen.
Als sie dort angekommen war, erdröhnte ein gewaltiger Donnerschlag,
ein Felsen zerbarst, und aus dem Spalt stieg hohnlachend der
Teufel empor und streckte gierig seine Krallenfinger nach der
Gräfin aus. Die Gräfin aber betete laut und hielt dem Bösen
das Kruzifix vor die haßsprühenden Augen. Da zuckte der Teufel
zusammen, daß seine Faust in dem Felsen einen Abdruck hinterließ,
stieß ein klägliches Geheul aus und sprang in die Ebene hinab.
Mit wutverzerrten Gesichtern folgten ihm seine Gesellen. Auf
dem Felsen aber stand betend die fromme Gräfin, und ihr Kruzifix
strahlte im milden Lichte des Mondes. Als die Gräfin in die
Burg zurückkehrte, war ihr Gemahl genesen. E. K.
Entnommen dem Buch: "Sagen und Geschichten aus dem Tecklenburger
Land", herausgegeben von F. E. Hunsche. Zu beziehen durcn den
Buchhandel oder vom Verlag Ibbenbürener Vereinsdruckerei.
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 6 - 1968
Tecklenburg - Ritter Hans von Kronenburg
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Tecklenburg Ritter Hans von Kronenburg Ritter Hans lebte mit
seiner Gemahlin Mathilde still und zufrieden auf seinem Rittergute
Kronenburg bei Tecklenburg. Eines Tages veranstaltete der Tecklenburger
Graf zu Ehren seiner Gemahlin, der schönen Hedwig, ein glänzendes
Fest. Unter den eingeladenen Gästen befand sich auch Hans von
Kronenburg. Als er seiner Frau Mathilde die Einladung überbrachte,
saß sie in ihrer Kemenate und spielte auf einer Harfe. Als der
Ritter eintrat, zersprang eine Saite der Harfe und streifte
den Hals der Frau. Mathilde nahm es als ein böses Zeichen, und
sie bat ihren Gemahl, die Einladung zu dem Fest nicht anzunehmen.
Hans von Kronenburg lachte über den Aberglauben seiner Frau,
holte ein Kästchen aus seinem Wams hervor und überreichte ihr
einen schönen Schmuck, den er für sie zu dem Fest erstanden
hatte. Dem Drängen ihres Mannes nachgebend, willigte Frau Mathilde
schließlich ein, an dem Fest teilzunehmen.Unter den Gästen befand
sich auch der Hofmarschall Ulrich von Eschenbach, der die schöne
Mathilde heimlich liebte. Er wich nicht von ihrer Seite, so
daß sie ihren Mann bat, sie nach Hause zu führen.Kurze Zeit
später erhielt Hans von Kronenburg vom Grafen von Tecklenburg
eine Gesandtschaft nach Rom übertragen.
Mathilde wollte ihn nicht fortziehen lassen. Sie mußte wieder
an Ulrich von Eschenbach denken und fürchtete sich vor ihm.
Um alle Bedenken seiner Frau zu zerstreuen, nahm Hans von Kronenburg
das Kreuz, das Mathilde am Halse trug, und sprach: "Schwöre
mir bei diesem heiligen Zeichen, daß du mir die Treue halten
willst, bis du das Kreuz aus meinen Händen zurückerhältst. Sollte
es dir aber ein anderer überbringen, dann bin ich tot." Weinend
schwor Mathilde Treue und band das Kreuz um den Hals ihres Mannes.
Hans von Kronenburg nahm Abschied und ritt mit einigen Begleitern
davon. Er gelangte wohlbehalten nach Rom, erfüllte den Auftrag
seines Lehnsherrn und machte sich wieder auf den Heimweg.Unterwegs
aber wurde Hans von Kronenburg so schwer krank, daß er nicht
mehr an seine Heimkehr glaubte. Er sandte dem Tecklenburger
Grafen Nachricht durch einen Boten, warum er nicht heimkehren
könne, und bat ihn, seiner Frau mitzuteilen, daß er krank sei.Als
diese Botschaft in der Heimat eintraf, wurde der Hofmarschall
Ulrich von Eschenbach beauftragt, die schöne Mathilde von der
Krankheit ihres fernen Gemahls zu verständigen. Der Hofmarschall
aber sann nun darauf, Frau Mathilde mit einer Lüge zu hintergehen,
um sie für sich zu gewinnen.Mit geheuchelter Trauer trat er
zu ihr ins Zimmer und berichtete ihr, daß ihr Gemahl in der
Fremde an einer heimtückischen Krankheit gestorben sei. Seines
Sieges gewiß, verließ der Hofmarschall das Zimmer.
Er sandte sogleich seine Spießgesellen aus, die den heimkehrenden
Ritter Hans von Kronenburg in einem Hinterhalt überfallen sollten.Eher,
als es vorauszusehen war, konnte aber Hans von Kronenburg seine
Heimreise fortsetzen. Da traf er unterwegs einen Ritter, der
sich als ein Landsmann ausgab und sagte, er sei noch vor kurzer
Zeit auf der Tecklenburg gewesen. Hans von Kronenburg fragte
ihn, ob er wisse, wie es seiner Frau gehe. Höhnisch lachend
erwiderte der andere: "Die schöne Mathilde lebt in Lust und
Freuden, seit es dem Hofmarschall gelungen ist, sie zu trösten."
Ehe Hans von Kronenburg den Frechen für seinen lügnerischen
Hohn bestrafen konnte, hatte dieser sein Pferd gewendet und
war davon gesprengt. Hans verfolgte ihn. Dabei geriet er in
ein Versteck, wo er von den Spießgesellen Ulrichs überfallen
und nach heftigem Kampf bewußtlos zu Boden geschleudert wurde.
Die Begleiter des überfallenen Ritters fanden an der Kampfstätte
nur noch den blutigen, zerbrochenen Schild ihres Herrn. Trauernd
ritten sie zur Tecklenburg und meldeten seinen Tod. Als Ulrich
von Eschenbach vom vermeintlichen Tode des Kronenburgers hörte,
warb er aufs Neue um die Gunst der schönen……….Rest fehlt
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 7 - 1968
Tecklenburg - Der tiefe Brunnen bei Tecklenburg - F.E.Hunsche
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Der tiefe Brunnen bei Tecklenburg F.E.Hunsche
Eine Sage vom tiefen Brunnen ist in gleicher Fassung auf der
Ravensburg bei Borgholzhausen überliefert. - Die Sage vom tiefen
Brunnen bei Tecklenburg soll sich auf einen Brunnen beziehen,
der am früheren Försterhause an dem Wege von Tecklenburg nach
Leeden liegt. Unmittelbar am Wege westlich des Hauses steht
ein Stein mit den Buchstaben "J.F.M." und der Jahreszahl "AO.
1760". Die Entfernung von dem Stein bis zu dem Brunnen soll
der Tiefe des Brunnens entsprechen. Anf dem Wege von Tecklenburg
nach Leeden liegt bei einem Hause, das zur Zeit der Tecklenburger
Grafen die Wohnung des Försters war, ein tiefer Brunnen. Über
seine Entstehung weiß die Sage folgendes zu berichten: Als einst
ein Tecklenburger Graf auf einem Kriegszuge zwei junge tapfere
Ritter gefangen genommen hatte, versprach er ihnen die Freiheit,
wenn sie an der bezeichneten Stelle einen Brunnen anlegten.
Voll froher Hoffnung machten sich die beiden Ritter an die Arbeit.
Zuerst ging es mit dem Brunnenbau gut voran. Dann aber stießen
sie auf Felsen, und mühsam mußten sie Stück um Stück losbrechen
und nach oben tragen. So gingen viele Wochen und Monate mit
schwerer Arbeit dahin. Die Felsen wurden immer härter, je tiefer
die beiden Gefangenen in die Erde eindrangen. Aus den Monaten
wurden Jahre, und doch hatten sie keine Quelle gefunden. Unverdrossen
gruben sie weiter; ging es doch um ihre Freiheit und um die
Heimkehr in ihr Vaterland. Im Laufe der Jahre waren aus den
jungen Rittern bärtige Männer und schließlich zitternde Greise
geworden. Die Hoffnung auf Freiheit war in ihren Herzen fast
erstorben; dennoch stiegen sie immer wieder in den wasserlosen
Brunnen hinab, weil ihnen die Arbeit in der felsigen Tiefe zur
Gewohnheit geworden war. Eines Tages aber hörten sie plötzlich
unter ihren Füßen ein seltsames Rauschen und Klingen.
Sollten sie endlich auf eine Wasserader gestoßen sein? Der Fels
war noch trocken. Es mußte wohl eine Täuschung sein. Aber mit
einem leisen Schimmer wiedererwachter Hoffnung drangen sie weiter
in das Gestein, bis es feucht und das Rauschen unter ihren zitternden
Füßen zu einem Brausen wurden. Es war Wasser! Da packte die
Sehnsucht die alten Männer, ihre Herzen jubelten auf; ihre Gedanken
flogen in die Weite, in die Freiheit, zu den Stätten ihrer Heimat.
Nach ein paar wuchtigen Schlägen waren sie am Ziele ihres jahrelangen
Werkes. Aus der Tiefe des Berges quoll Wasser in den Brunnen
hinein und füllte ihn so rasch, daß die Leute oben am Rande
des Brunnens Mühe hatten, die beiden Männer mit Seilen an das
Licht zu ziehen. Mit dem Jubelruf "Freiheit! Freiheit! stürzten
die beiden am Brunnenrand einander in die Arme und starben,
gebrochen von dem Übermaß der Freude, die so plötzlich in ihren
Herzen aufgeflammt war.
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 7 - 1968
Tecklenburg - Der heilige Adolf von Tecklenburg
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Eine Sage vom tiefen Brunnen ist in gleicher Fassung auf der
Ravensburg bei Borgholzhausen überliefert. - Die Sage vom tiefen
Brunnen bei Tecklenburg soll sich auf einen Brunnen beziehen,
der am früheren Försterhause an dem Wege von Tecklenburg nach
Leeden liegt. Unmittelbar am Wege westlich des Hauses steht
ein Stein mit den Buchstaben "J.F.M." und der Jahreszahl "AO.
1760". Die Entfernung von dem Stein bis zu dem Brunnen soll
der Tiefe des Brunnens entsprechen. Anf dem Wege von Tecklenburg
nach Leeden liegt bei einem Hause, das zur Zeit der Tecklenburger
Grafen die Wohnung des Försters war, ein tiefer Brunnen. Über
seine Entstehung weiß die Sage folgendes zu berichten: Als einst
ein Tecklenburger Graf auf einem Kriegszuge zwei junge tapfere
Ritter gefangen genommen hatte, versprach er ihnen die Freiheit,
wenn sie an der bezeichneten Stelle einen Brunnen anlegten.
Voll froher Hoffnung machten sich die beiden Ritter an die Arbeit.
Zuerst ging es mit dem Brunnenbau gut voran. Dann aber stießen
sie auf Felsen, und mühsam mußten sie Stück um Stück losbrechen
und nach oben tragen. So gingen viele Wochen und Monate mit
schwerer Arbeit dahin. Die Felsen wurden immer härter, je tiefer
die beiden Gefangenen in die Erde eindrangen. Aus den Monaten
wurden Jahre, und doch hatten sie keine Quelle gefunden. Unverdrossen
gruben sie weiter; ging es doch um ihre Freiheit und um die
Heimkehr in ihr Vaterland. Im Laufe der Jahre waren aus den
jungen Rittern bärtige Männer und schließlich zitternde Greise
geworden. Die Hoffnung auf Freiheit war in ihren Herzen fast
erstorben; dennoch stiegen sie immer wieder in den wasserlosen
Brunnen hinab, weil ihnen die Arbeit in der felsigen Tiefe zur
Gewohnheit geworden war. Eines Tages aber hörten sie plötzlich
unter ihren Füßen ein seltsames Rauschen und Klingen. Sollten
sie endlich auf eine Wasserader gestoßen sein? Der Fels war
noch trocken. Es mußte wohl eine Täuschung sein. Aber mit einem
leisen Schimmer wiedererwachter Hoffnung drangen sie weiter
in das Gestein, bis es feucht und das Rauschen unter ihren zitternden
Füßen zu einem Brausen wurden. Es war Wasser! Da packte die
Sehnsucht die alten Männer, ihre Herzen jubelten auf; ihre Gedanken
flogen in die Weite, in die Freiheit, zu den Stätten ihrer Heimat.
Nach ein paar wuchtigen Schlägen waren sie am Ziele ihres jahrelangen
Werkes. Aus der Tiefe des Berges quoll Wasser in den Brunnen
hinein und füllte ihn so rasch, daß die Leute oben am Rande
des Brunnens Mühe hatten, die beiden Männer mit Seilen an das
Licht zu ziehen. Mit dem Jubelruf "Freiheit! Freiheit! stürzten
die beiden am Brunnenrand einander in die Arme und starben,
gebrochen von dem Übermaß der Freude, die so plötzlich in ihren
Herzen aufgeflammt war.
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 8 - 1968
Saerbeck - Ein Erlebnis in der Saerbecker Heide
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Ein Erlebnis in der Saerbecker Heide Man schrieb das Jahr 1818.
Der Frühling zog ins Land. Der wenig kalte, dafür regennasse
Winter hatte viele Erkältungskrankheiten gebracht, so auch in
Bevergern. Der Vorsteher der Stadt Bevergern hatte seinem alten
Freund, dem Lehrer in Münster Johann Bernhard Overberg geschrieben,
er möchte sich doch um zwei Krankenschwestern bemühen, die zur
Krankenpflege in Bevergern bereit seien. Overberg gelang es,
zwei Klosterfrauen für den Dienst in Bevergern zu gewinnen.
Er selbst erbot sich, sie im Reisewagen dorthin zu begleiten.
Man rechnete für die Reise von Münster bis Bevergern damals
acht bis zehn Stunden. So wurde die Reise frühmorgens angetreten,
damit man bei unbehinderter Fahrt im Laufe des Nachmittags in
Bevergern ankommen könne. Overberg wollte dann die Nacht bei
seinem Freunde in Bevergern bleiben und am folgenden Tage nach
Münster zurückkehren. Nach dreistündiger Fahrt war Greven erreicht.
Da mußte am Reisewagen ein Rad in Ordnung gebracht werden.Der
Stellmacher benötigte für seine Arbeit mehrere Stunden. Dann
rollte der Wagen weiter auf Saerbeck zu. Schon hatte sich der
Spätnachmittag auf die einsame Heidegegend herabgesenkt, und
immer noch lief der Weg durch Gebüsche und Wacholdersträucher.
Als der Abend hereinbrach, sah Overberg auf seine Uhr. Es war
schon später, als er gedacht hatte. Der Kutscher hatte offenbar
Weg und Richtung verloren, auf einmal stand der Wagen still.
während der Kutscher vom Bock stieg, sprang Overberg aus dem
Wagen und rief "Ist etwas geschehen ?" "Nein, gnädiger Herr"
lautete die Antwort des Kutschers - aber die Pferde müssen erst
eine Weile rasten, sonst schaffen sie es nicht bis Bevergern".
" Ja, ja, wenn wir heute überhaupt noch dahin kommen" seufzte
niedergeschlagen eine der Frauen. Erschrocken schaute sie in
die menschenleere Gegend, in der bei der einbrechenden Dunkelheit
kein Haus zu erblicken war. Overberg tröstete die beiden Klosterfrauen.
" Wir stehen im Schutze des Höchsten, in unserem Westfalenlande
sind die Menschen gläubig und unverdorben. Wer sollte verirrten
fremden Menschen hier etwas zu Leide tun ?" "Aber hier, in der
Saerbecker Heide sollen sich manchmal arbeitsscheue und verkommene
Leute aufhalten", meinte eine der Schwestern Bald ging es wieder
vorwärts. Die Nacht senkte sich über die unbekannte Landschaft.
Wieder hielt der Wagen. "Ich sehe ein Licht, gnädiger Herr,
rief der Kutscher. "Es scheint dort ein Haus zu sein, das abseits
vom Wege liegt. Soll ich dorthin fahren ?"- "Fahrt nur zu, rief
Overberg erfreut "Wo ein Licht leuchtet, da müssen auch Menschen
sein.
Dort finden wir auch wohl ein Lager. Etwas Heu und Wasser für
die Pferde wird es auch noch geben". Bald hielt der Wagen vor
einem kleinen Hause. Obgleich es einsam, weit vom Wege ab, mitten
in der Heide lag, war das vom Licht erleuchtete Fenster mit
einem Vorhang versehen. Das machte Overberg stutzig. Er sagte
aber den beiden Frauen nichts, sondern klopfte an die Tür, die
verschlossen war. Sie wurde nicht geöffnet. Erst als Overberg
heftiger klopfte, wurde aufgemacht. Eine alte Frau, deren Gesicht
man in dem kargen Lichtscheu nicht erkennen konnte, stand in
der offenen Tür. Ihre Stimme klang aufgeregt und unfreundlich,
als sie Overberg erklärte daß sie für die beiden Frauen, für
ihn und den Kutscher und auch für die Pferde keinen Platz habe.
Als nun die beider Klostertrauen die Bitte Overbergs, ihnen
Herberge zu gewähren, wiederholten, erklärte sie sich doch bereit,
die Fremden unterzubringen. Overberg bekam oben im Hause ein
kleines Zimmer zugewiesen. Nicht weit davon wurden die beiden
Klosterfrauen in einem bescheidenen Raume untergebracht. Der
Kutscher mußte im Stall übernachten.
Es dauerte nicht lange, bis sich die Reisenden niedergelegt
hatten und eingeschlafen waren. Mitten in der Nacht wachte Overberg
auf. Er sah durch das Fenster in die weite Heidelandschaft,
vom Mondschein beleuchtet. Plötzlich glaubte er zu hören, wie
jemand mit schleichenden Schritten die Treppe heraufkam. Ganz
leise pochte ein Finger an die Tür. Overberg zog sich schnell
an und öffnete. Vor ihm stand die Frau, die am Abend die Reisenden
so widerwillig aufgenommen hatte. Sie legte die Finger auf die
Lippen und flüsterte: "Fort aus diesem Hause! Es droht Gefahr!
Fort! Fort!" Overberg tastete sich durch den dunklen Flur zu
dem Zimmer der Ordensfrauen. Er brauchte nicht mehr zu klopfen.
Sie öffneten leise die Tür und standen schon angekleidet vor
ihm. Sie hatten aus Furcht nicht schlafen können. Vorsichtig
gingen die drei die Treppe hinunter. Overberg zog mit kräftiger
Hand den Riegel am Stall zurück und weckte den Kutscher. Dieser
wickelte den Pferden Tücher um die Hufe, damit man das Klappern
der Eisen nicht hören sollte. Schnell war der Wagen reisefertig,
und weiter ging die Fahrt. Als der Morgen graute, erblickte
der Kutscher in der Ferne den Kirchturm von Bevergern. Er hielt
den Wagen an und teilte voller Freude den Reisenden mit, daß
das Ziel nahe sei. In dem alten Gasthof, (Klosterhof) inmitten
des Städtchens, das vor vielen Jahren von der Äbtissin des Klosters
Gravenhorst zur Zuflucht für ihre Nonnen erbaut worden war,
fanden die Reisenden freundliche Aufnahme.
Die Kette der Aufregungen sollte aber für Overberg noch nicht
zu Ende sein. Als er sich im Gastraum mit den Klosterfrauen
über die Ereignisse der Nacht unterhielt, vernahm er von der
Straße den Hufschlag eines heran galoppierenden Pferdes. Vor
dem Gasthaus hielt der Reiter an. Ohne Gruß kam er in das Gastzimmer
gestürzt. "Ich bin verloren!" schrie er. "Ich bin verloren!
Ich habe das Leben von vier Menschen auf dem Gewissen."Overberg
bat die Frauen, sich aus dem Zimmer zu entfernen und ihn mit
dem Reiter allein zu lassen. Nun erfuhr Overberg, daß der Mann
sich auch in dem Hause in der Saerbecker Heide hatte einquartieren
wollen, und zwar kurze Zeit später, als Overberg mit den Klosterfrauen
das unheimliche Haus verlassen hatte. Vor dem Hause hätten drei
Männer mit einer Frau gestritten. Die Frau habe immer wieder
gesagt: "Laßt doch die beiden Frauen und ihre Begleiter leben."
Overberg erfaßte die Hand des Fremden und erzählte ihm von seinem
Erlebnis in der Saerbecker Heide. Als der Reiter dies hörte,
war auch er wieder froh. Als Overbergs Meldung an die fürstbischöfliche
Behörde in Münster erstattet worden war, faßte sie mit starker
Hand zu. Die Polizeitruppe aber, die das Haus in der Saerbecker
Heide durchsuchte, fand es leer und konnte keinen der Bewohner
mehr fassen.
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1969
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 1 - 1969
Lengerich - Lengerich war früher ein bedeutsamer Wallfahrtsort
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Lengerich war früher ein bedeutsamer Wallfahrtsort. 1671 baute
Meister Hermann Kröger in die Lengericher Kirche eine Orgel
ein, die zum Osterfest fertig war. Im Jahre 1687 starb der Orgelmacher
Hermann Kröger aus Nienborg in Lengerich; er wurde am Mittwoch
nach dem ersten Adventssonntag 1687 auf dem Lengericher Friedhof
an der Kirche begraben. Obgleich für Lengerich der erste Pfarrer
schon im Jahre 1141 urkundlich nachzuweisen ist, wurde der Margarethen-Altar
erst 200 Jahre später - 1327 - von Graf Otto von Tecklenburg
gestiftet. Der dafür angestellte Priester hatte täglich für
die Fremden und für die als Wallfahrer nach Lengerich kommenden
Pilger die Messe zu lesen. Es scheint, daß erst um jene Zeit
Lengerich als Wallfahrtsort über die Grenzen Westfalens hinaus
bekannt wurde. Zwei Jahrhunderte währte also die Wallfahrtzeit
zu dem Bilde und dem Brunnen der heiligen Margarethe in Lengerich.
Das steinerne Heiligenbild soll in einer kleinen Kapelle gestanden
haben, die dort, wo die jetzige Sakristei der Lengericher Kirche
sich befindet, gestanden haben soll. Der Brunnen soll sich in
Nähe des ,,Westfälischen Hofes" befunden haben, wo jetzt die
Münsterstraße in die Bahnhofstraße einmündet. Um 1890 war, wie
alte Leute wissen wollen, dieser Brunnen noch offen und mit
einer steinernen Mauer eingefaßt. Später wurde er zugedeckt
und eine Pumpe darauf angebracht. Als dann Lengerich eine Wasserleitung
bekam, verschwanden Pumpe und Brunnen. Heute weiß niemand mehr
genau, wo der Brunnen sprudelte. In Lengerich stand vor 500
Jahren ein Siechenhaus, für das im Jahre 1485 ein Knappe Johann
Vinke, vermutlich vom Rittergut Schollbruch stammend, und das
Kloster Leeden eine Schenkung aussetzten. Wahrscheinlich wurde
das Siechenhaus gegründet, weil manche kranke Menschen nach
Lengerich wallfahrteten und hier Heilung suchten. Der alte Hof
Schnatbaum, der im südwestlichen Teil der Gemeinde Lengerich
lag, ist insofern besonders beachtenswert, als durch den Namen
nachgewiesen wird, daß dort früher eine Wegsperre war, die einen
ungehinderten Durchgang durch die Lengericher Mark in den Ladberger
Gemeindebezirk nördlich des alten Rittersitzes ,,auf der Kohnhorst"
nicht zuließ. Die Lage des alten Kohnhorstschen Esches zeigt
eindeutig, daß diese Besitzung in früheren Zeiten nur von Nord
her zugänglich war. Im Süden versperrte ein Wasserlauf den Zugang
zum alten Kerngebiet des Hofes.
Ein Blick auf ein Meßtischblatt dieses Gebietes zeigt uns, daß
hier zwei alte Wege von Norden nach Süden liefen. Der eine Weg
führte unmittelbar bis zur Kohnhorstschen Besitzung. Der andere,
etwas westlicher gelegene Weg führt von Brochterbeck nach Ladbergen.
Außerdem finden wir östlich dieser beiden Wege noch den alten
Aldruper Damm, der früher der Postweg von Lengerich nach Ladbergen
war. Alle drei Wege werden etwa in der Mitte zwischen Brochterbeck
und Ladbergen von einem alten Damm gekreuzt, dem Saerbecker
Damm.Der Lauf dieser vier Wege ist offenbar kein zufälliger,
sondern er scheint uralt zu sein. An einem dieser Wege lag vermutlich
der alte Hof Snautbaum, der schon in den Schätzungsregistern
von 1511 als Snatboym zu finden ist, und an den die Pflicht
des Schnadschutzes durch Sperrung des Weges gebunden war. Der
mittlere dieser drei von Norden nach Süden führenden Wege scheint
eigens für das Gebiet "auf der Kohnhorst" bestimmt gewesen zu
sein; denn eine gerade Weiterführung über Kohnhorst hinaus nach
Süden scheint nicht gegeben. Es ist den Heimatvereinen zu empfehlen,
sich einmal eingehend mit solchen alten Wegen zu beschäftigen,
die in früheren Zeiten für die einzelnen Bauerschaften sehr
wichtig waren. Bis jetzt mangelt es noch an einer systematischen
Übersicht über das alte Wegenetz im Raum unserer Tecklenburger
Heimat.
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Heft 1 - 1969
Mettingen
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Mettingen - Am nördlichen Steilhang des Schafberges liegt
Mettingen in anmutiger Hügellandschaft unseres Tecklenburger
Landes. Mit seinen mehr als 8500 Einwohnern ist Mettingen einer
der größten Orte des Kreises. Der Anblick dieses alten Töddendorfes
verrät wohlhabende Gepflegtheit. Charakteristisch für Mettingen
sind seine stilechten Töddenhäuser, die Tecklenburger und holländische
Bauweise in sich vereinen. Mettingen ist der Geburtsort führender
deutscher Kaufmanns-Geschlechter und der Kaufmannsgeist, der
diesen Firmen den Erfolg brachte, ist auch heute noch in seinen
Geschäften und Unternehmen zu Hause.Hier sei besonders die Kornbrennerei
und Preßhefefabrik C. Langemeyer genannt, deren Erzeugnisse
weit und breit besten Ruf genießen. Abseits der Straße von Mettingen
nach Westerkappeln liegt, umgeben von Parkanlagen und Gärten
das Haus Langenbrück, ein Rittergut, in dem im 15., 16. und
17. Jahrhundert die "von Langen", "von Ledebur" und "von Grävemeier"
auftraten.
Aus dem Oberhof hat sich das Herrenhaus Langenbrück entwickelt,
das seit 1928 im Besitz der Familie Brenninkmeyer ist. Das Haus
Langenbrück hat manche frohe aber auch schwere Zeit überstanden,
so berichtet die Geschichte: "Als der Magister Gülich, Prediger
an der Sankt-Katharinen-Kirche zu Osnabrück auf dem Gut (Langenbrück)
dem kranken Droste zu Tecklenburg das Abendmahl bringen wollte,
wurde er samt seinem Küster in der Kappeiner Landwehr angefallen
und nach Fürstenau verschleppt und dort 14 Tage gefangen gehalten."
Aus dieser Zeit stammt noch der Ausspruch: "Use Herrgott, beware
us faör Krieg, Hungersnaut un Pest, faör kaputte Holsken, faör
Locker in dei Strümpe un faör dat Gericht in´Fürstenau."
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Die Geschichte des Tecklenburger Landes - Aufsätze von A bis Z
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Heft 06 - 1959 - Bevergern |
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Heft 10 - 1959 - Bevergern -
Gefangen in der Burgfeste Bevergern |
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Haft 12 - 1961 - Bevergern -
Aus dem alten Bürgerbuch der Stadt Bevergern |
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Heft 12 - 1959 - Bevergern - Bevergern,
die älteste Stadt in der Grafschaft Tecklenburg |
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Heft 03 - 1962 - Bevergern - Johann von Leyden
in Bevergern |
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Heft 07 - 1961 - Bevergern - Bedeutsames
Tafelgemälde in der Bevergerner Kirche |
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Heft 03 - 1962 - Bevergern - Bedeutsames
Tafelgemälde in der Bevergerner Kirche |
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Heft 12 - 1961 - Bevergerns vergangene Tage
werden lebendig. Auf den Spuren des 7jährigen Krieges |
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Heft 05 - 1959 - Brochterbeck |
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Heft 11 - 1959 - Brochterbeck - Eine alte
Wallburg bei Brochterbeck |
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Heft 03 - 1962 - Halen- Schlacht auf dem
Haler Feld im Jahre 1308 |
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Heft 09 - 1959 - Halen - Das Haler Feld |
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Heft 03 - 1959 - Hopsten |
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Heft 12 - 1960 - Ibbenbüren - Die Ableitung
des Ortsnamens Ibbenbüren |
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Heft 12 - 1958 - Ibbenbüren - Die Entstehung
der Dörenther Klippen |
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Heft 10 - 1960 - Ibbenbüren - Die Entstehung
der Dörenther Klippen |
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Heft 05 - 1960 - Ibbenbüren - Zehn Jahre
Kulturring Ibbenbüren |
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Heft 04 - 1959 - Ibbenbüren - Loismanns Botanischer
Garten vor 30 Jahren |
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Heft 09 - 1960 - Ibbenbüren - Die ältesten
Straßen Ibbenbürens |
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Heft 01 - 1959 - Ibbenbüren - Wissenswertes
über unsere Heimatstadt |
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Heft 06 -1960 - Ibbenbüren - Ibbenbürens
Verwaltung von 1509 bis 1959 |
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Heft 04 - 1959 - Ladbergen und
die Lönsheide mit dem Heimatmuseum |
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Heft 08 - 1959 - Leeden |
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Heft 10 - 1960 - Lengerich - Der Römer zu
Lengerich |
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Heft 01 - 1969 - Lengerich war früher ein
bedeutsamer Wallfahrtsort |
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Heft 09 - 1959 - Lotte, gegründet 1312 |
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Heft 01 - 1959 - Mettingen |
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Heft 10 - 1960 - Riesenbeck |
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Heft 08 - 1968 - Saerbeck - Ein Erlebnis
in der Saerbecker Heide |
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Heft 01 - 1962 - Tecklenburger Land - Geologischer
Aufbau unserer Heimat |
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Heft 07 - 1959 - Tecklenburger Land
- Bodenschätze unserer Heimat und deren Abbau in vergangenen
Zeiten |
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Heft 4/5 - 1962 - Tecklenburger Land - Bäuerliche
Gewerbetätigkeit in der Jugend unserer Vorfahren |
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Heft 07 - 1961 - Tecklenburger Land
- Beleuchtungsverhältnisse in früherer Zeit |
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Heft 04 - 1961 - Tecklenburger Land - Über
das Lehnswesen der Tecklenburger Grafen |
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Heft 07 - 1960 - Tecklenburger Land - Die
Grafschaft Tecklenburg stand auf dem Spiel |
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Heft 07 - 1961 - Tecklenburg - Die Bastion
unterhalb der Tecklenburg war ein mächtiges Festungswerk |
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Heft 08 - 1959 - Tecklenburg - Die Tecklenburg
in der Sage |
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Heft 03 - 1968 - Tecklenburg - Die Teufelsklippen
bei Tecklenburg |
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Heft 12 - 1960 - Tecklenburg -
Gut Wondahl - Wundal bei Tecklenburg |
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Heft 07 - 1968 - Tecklenburg - Der heilige
Adolf von Tecklenburg |
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Heft 08 - 1960 - Tecklenburg - Gräfin Anna
von Tecklenburg |
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Heft 05 - 1961 - Tecklenburg - Das Landratsamt
war früher ein Heuerhaus |
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Heft 06 - 1968 - Tecklenburg - Ritter Hans
von Kronenburg |
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Heft 07 - 1968 - Tecklenburg
- Der tiefe Brunnen bei Tecklenburg |
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Heft 08 - 1964 - Tecklenburg - Unterirdische
Felsenfestung Tecklenburg |
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Heft 02 - 1968 - Tecklenburg - Wie und wann
entstand die Tecklenburg |
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Heft 05 - 1961 - Wersen - Aus der Geschichte
des Hauses Bringenburg bei Wersen |
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Heft 02 - 1959 - Westerkappeln |
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Archivbestände des Stadtmuseums
Bitte beachten Sie, dass in unseren
Archivbeständen Kaufen Ausleihe und Fernleihe leider
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© Förderverein Stadtmuseum Ibbenbüren
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