
Die Stadtvilla wurde 1892 durch den Architekten Julius Hövel erbaut. Im denkmalgeschützten Gebäude werden Lebensart und Wohnkultur im Glanz der Gründerzeit präsentiert.
Das Damenzimmer ist mit kleinen feinen Möbeln eingerichtet. Der Schreibtisch, an dem die Dame des Hauses ihre Korrespondenz erledigte, besitzt viele kleine Fächer und Ablagen. Das weitere Mobiliar ist ebenso fein gestaltet, auffällig sind Intarsien, Drechslerarbeiten, Krönchen und die grazilen Balustergalerien. Der formvollendete Teetisch und die passenden Stühle laden zu einem Plauderstündchen ein. Die Schmuckformen der Zimmereinrichtung zeigen Übereinstimmungen mit den Deckenornamenten. Girlanden, Blüten und wellenförmige Linienornamente sind in hellen und goldfarbenen Tönen gehalten.
Die Herrschaften des Hauses empfingen die Gäste im Salon, dem eleganten Mittelpunkt des Hauses. Wunderschön ist hier die Deckengestaltung im Stil des Neobarock. In den Ecken sind die vier Jahreszeiten dargestellt. Feine Details sind auch in den Stuckarbeiten der Türbekrönungen zu entdecken. Der Prunkofen war technisch auf einem „modernen Stand“. Mit einer Füllung Kohle hatte dieser „Säulen-Regulierofen“ eine erhebliche Brenndauer. Das Mobiliar und der prächtige Kronleuchter zeugen vom neuen Reichtum des Bürgertums um das Jahr 1900.
Die Möbel im Speisezimmer ziehen die Blicke auf sich. Bis zu 14 Personen können an dem „Patent-Auszieh-Tisch“ der Firma Saalfeld speisen. Der prächtige „Schwanen-Grottenstuhl“ ist aus dunklem Holz und hat ein geheimnisvolles Versteck. Ein großer Ofen aus der Eisenhütte Primavesi Gravenhorst ist eine Rarität. An der verzierten Zimmerdecke findet man schöne Ornamente, wilde Ranken, Blüten und Früchte, auch Gemüse, Getreide und Feldblumen sind hier zu entdecken.
Wenn keine Gäste im Haus waren, wurde diese kleine Stube genutzt, um die drei repräsentativen Räume zur Straße hin nicht beheizen zu müssen. Sie diente als Rückzugsort nach den Mahlzeiten und bot Raum für private Momente.
Außergewöhnlich war der Besitz eines Badesalons. Wohlhabende ließen sich einen solchen einbauen, während das einfache Volk weiterhin in Zinkwannen badete. Wer sich diesen Luxus leistete, musste dafür zusätzliche Steuern entrichten. An der Stelle, wo heute das moderne Regal steht, verlief früher die Trennwand zur kleinen Stube.
Die Wand- und Bodenfliesen in der Küche sind noch im Original erhalten. An der gusseisernen Kochmaschine wurden zahlreiche Menüs zubereitet. Den Großteil ihrer Zeit verbrachten die Dienstmädchen natürlich hier.
Die originale Ausstattung im Eingangsbereich ist vom Boden bis zur Decke erhalten. Die Bodenfliesen mit dem Namen „Empire“ sind in außergewöhnlich gutem Zustand. Die Petroleumlampe setzt die verzierte Stuckdecke stimmungsvoll in Szene. Die zentral platzierte Standuhr sorgt mit ihrem Glockenschlag dafür, dass die Zeit bis in die obere Etage hörbar bleibt.
Milchbar, Nierentisch und Sammeltassen, die 1950er Jahre in Ibbenbüren
Zahlreiche Ausstellungsstücke werden in der oberen Etage präsentiert. Bei einem Blick in die Küche, ins Wohn- oder Spielzimmer werden Erinnerungen wach. Man genießt neuerdings Toast Hawaii und Käsespieß; der Eichenschrank kommt in den Keller und weiche runde Formen in Pastell sind modern. In den 1950er Jahren leistet man sich den ersten Fernseher, die erste Waschmaschine, alles elektrisch. Mit dem VW Käfer geht die Urlaubsreise nach Italien.
Der beste Platz war schon immer in der Küche. Die Sitzflächen dieser hellblauen Eckbank konnten aufgeklappt werden und bargen so manches Geheimnis. Hier war Stauraum für allerlei Krimskrams, Rezeptheftchen und Lockenwickler, die ersten neuen Plastiktüten, Zeitschriften, Bastelsachen, Geschirrtücher und Quellekatalog. Der neue elektrische Herd ersetzte den schmutzigen Kohleofen und bald gab es auch einen Kühlschrank.
„Das hatten wir auch! Damit habe ich gespielt! Mein Bruder hatte das in Blau! Oh, schau mal, die kleinen Schühchen!“
Solche Ausrufe hört man oft von Besuchern im Spielzimmer. Hier erwacht Nostalgie zum Leben: Eine Blechspielzeugeisenbahn aus dem Jahr 1925 dreht ihre Runden, und in der großen Puppenstube lässt sich mit einem Bakelit-Schalter sogar das Licht einschalten.
Fast vergessene Dinge, wie Flohspiel, Schiefertafel, Anziehpuppe, Schlittschuhe, Lernöfchen, Pöttkes und Pannen, Margarinefiguren, Mecki und Teddy und Co sind hier zu entdecken.
Blick in ein typisches Wohnzimmer der 1950er Jahre: Von links ein Musikschrank mit Röhrenradio und einer Anthurie darauf. Daneben ein gemütlicher Fernsehsessel, beleuchtet von einer charakteristischen Tütenlampe. Auf dem Wohnzimmerschrank thront ein Gummibaum, während hinter den Glasschiebetüren die besten Gläser aufbewahrt werden. Drei Plastik-Nelken schmücken eine Vase, und im Vordergrund steht der beliebte Servierwagen „Dinett“.