Kriegerdenkmal und Christuskirchplatz

von Werner Suer

Der nördliche Kirchplatz mit dem Kriegerehrenmal um 1905 © Sammlung Beckemeyer

Geschichte des Kriegerdenkmals – Erinnerung an die Gefallenen

Das Kriegerdenkmal wurde 1872 vom Kriegerverein auf dem Kirchplatz errichtet. Der Sockel erhielt zwei Gedenktafeln, die an die gefallenen Soldaten der Feldzüge von 1866 und 1870 erinnerten. Die Inschrift lautet: „Dem Andenken ihrer in den Kriegen gebliebenen Söhne widmet dieses Denkmal die dankbare Gemeinde der Nachwelt zur bleibenden Erinnerung.“

Der Kriegerverein und seine Traditionen
Der Kriegerverein wurde 1871 gegründet, ohne politische Interessen zu verfolgen. Sein Ziel war es, das Andenken an die gefallenen Kameraden zu wahren und deren Angehörige in Notlagen zu unterstützen. Jährlich wurden an den Heldengedenktagen Kränze am Denkmal niedergelegt – eine Tradition, die bis 1945 fortbestand. Danach wurde der Verein von der britischen Militärregierung aufgelöst.

1925 ergänzte der Kriegerverein das Denkmal um zwei weitere Tafeln für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten mit der Inschrift: „Den gefallenen Kameraden zum Gedächtnis.“
Die Namen der 157 Gefallenen wurden in acht großen Sandstein-Grabplatten eingemeißelt, die bis 1955 im Turmraum der Christuskirche aufbewahrt wurden. Heute sind sie als Bodenplatten im ersten Geschoss des Kirchturms zu sehen.

1950 stiftete Ehrenbürger Gustav Deiters eine eiserne Tafel zur Erinnerung an die Gefallenen beider Weltkriege. Sie trägt ein Zitat von Friedrich Schiller: „Und setzet ihr nicht das Leben ein, nie wird euch das Leben gewonnen sein.“

Gedenktafel auf der ersten Turmebene 2009 © Bucken
Gedenktafel auf der ersten Turmebene 2009 © Bucken
Nach 1915 mit Sandsteinsäulen und Kugelketten © Sammlung Suer

Die ursprüngliche Umfassung des Denkmals aus verzierten Eisenstäben wurde um 1915 durch Sandsteinsäulen mit Kugelketten ersetzt. Einige dieser Säulen, deren Kapitelle an Bischofsmützen erinnern, markieren noch heute die nördliche Begrenzung des Kirchplatzes.

Die fünf Meter hohe, schlanke Stele aus Ibbenbürener Karbonsandstein wurde von einem bronzenen Adler gekrönt. Im Laufe der Jahre bedeckte ihn eine grüne Patina. 1945 diente der Adler britischen Soldaten als Zielscheibe. Nach seinem Abschuss wurde er in der folgenden Nacht gestohlen.

Ab 1948 setzte sich der Heimatverein unter Leitung von Lehrer Wilhelm Stake für einen neuen Adler ein. Da ein Bronzeguss zu teuer war, entschied man sich für eine Sandsteinskulptur aus Ibbenbürener Stein. Der heutige Adler wurde 1976 von der Firma Merge gefertigt und unter Leitung von Albert Schwabe auf die Säule gesetzt.

1960 zeigt sich das Denkmal immer noch ohne Adler und einige Ketten sind bereits verschwunden © Dreverhoff
1976 wird das Denkmal saniert und bekommt den Sandsteinadler © Czirn
Das Denkmal mit Sandsteinadler 1991 © Bussmann

2010 begannen Überlegungen zur Umgestaltung des Kirchplatzes. Im Rahmen des Projekts „Den Kern öffnen“ wurden alternative Standorte für das Denkmal erprobt. Eine Nachbildung wurde provisorisch in der Schulstraße und später auf dem Clemensplatz aufgestellt.

Am 17. Januar 2011 wurde das Kriegerdenkmal schließlich abgebaut, eingelagert und zur späteren Restaurierung vorbereitet. Der Adler fand seinen Platz im Stadtmuseum, wo er bis heute besichtigt werden kann.

Das verhüllte Denkmal 2008 © Franke
Das Modell auf dem Friedhof Schulstraße 2008 © Franke
Das Denkmal wird abgebaut 17.01.2011 © Franke
Das Kapitell lagert bereits auf einer Palette © Bucken
Der Standort wird zugepflastert und als Parkplatz genutzt © Bucken

Der Friedhof auf dem nördlichen und südlichen Kirchplatz

Der jahrhundertealte Friedhof südlich der Kirche erstreckte sich bis an die Häuser des Unteren Marktes und der Kanalstraße. Während die Kirche im Besitz der Katholiken war, fanden dort katholische Bestattungen statt. Als 1958 auf dem südlichen Kirchplatz nahe dem Unteren Markt eine Linde gefällt wurde, kamen im Wurzelteller zahlreiche Knochen und zwei Totenschädel zum Vorschein.

1809 ließ die damalige französische Regierung den Friedhof nördlich des Kirchplatzes planieren, da er zu klein geworden war. Auf dem südlichen Kirchhof wurden bis 1832 weiterhin Beisetzungen vorgenommen, ehe sie auf den neuen Kommunalfriedhof an der Schulstraße – den heutigen „Alten Friedhof“ – verlegt wurden, der 1838 eingesegnet wurde.

Die ehemalige Friedhofsstraße, heute als Marktstraße bekannt, war einst ein schmaler Weg, gesäumt von Linden und Kastanien. Der alte Friedhof nördlich der Kirche reichte ursprünglich bis zur Brunnenstraße, bevor um 1850 die ersten Häuser an der Marktstraße errichtet wurden.

1953 wurde die Marktstraße verbreitert und kanalisiert. Dabei mussten die Linden auf dem Kirchhof gefällt werden. Bei den Erdarbeiten für die Kanalisation legte man zahlreiche Knochen und komplette Skelette frei. Diese wurden auf dem Zentralfriedhof an der Nordstraße beigesetzt.

Der ehemalige südliche Kirchplatz mit Blick auf den Unteren Markt um 1955 © Sammlung Kipp
Bei der Verbreiterung der Marktstraße wurden zahlreiche Knochen gefunden © Dreverhoff