Das Kolpinghaus Ibbenbüren

Ein bedeutendes Stück Stadtgeschichte

Das Kolpinghaus in der Poststraße zählt zu den wenigen erhaltenen, stadtbildprägenden Gebäuden Ibbenbürens. Errichtet vor 1900 in ortstypischer Bauweise aus heimischem Sandstein, steht es auf einem hohen Sockel mit klassizistischen Elementen und einem markanten Krüppelwalmdach. Das Gebäude überzeugt durch seine Symmetrie, fein gestaltete Sandsteingewände und die historische Inschrift aus der Zeit um 1890 „Katholisches Gesellenhaus“ im Frontgiebel.

Obwohl das Haus nicht offiziell als Baudenkmal anerkannt ist, stuft das Amt für Denkmalpflege in Münster es als schützenswertes Kulturgut ein. Die Untere Denkmalbehörde hebt zudem seine hohe kultur- und stadtgeschichtliche Bedeutung hervor.

Das Kolpinghaus um 1905 © Sammlung Suer

Historischer Ursprung

Ursprünglich stand an dieser Stelle eine steinerne Scheune, die vermutlich um 1664 im Zusammenhang mit dem Alten Posthof errichtet wurde. In den 1850er-Jahren wurde sie in ein Wohnhaus umgebaut. 1899 erwarb der Katholische Gesellenverein das Gebäude, das fortan als „Katholisches Gesellenhaus“ bekannt wurde.

Im Januar 1925 bekam das Gesellenhaus zur Straße hin eine Einfriedungsmauer © Sammlung Suer

Zentrum des gesellschaftlichen Lebens

Schon bald wurde das Kolpinghaus zum Mittelpunkt des lokalen Vereinslebens. Ab 1905 bot es wandernden katholischen Gesellen Übernachtungsmöglichkeiten. Der große Saal diente der Kreisberufsschule, der Stadtvertretung, kirchlichen Lehrerkreisen sowie der Heimatbewegung als Versammlungsort. Es war nicht nur Treffpunkt für die Kolpingfamilie, sondern auch ein Ort der Geselligkeit, Bildung und christlich orientierten Gemeinschaftspflege.

Wandel und Erhalt

Im Laufe der Jahre wurde das Haus mehrfach umgebaut:
• 1925: Bau einer Sandsteinmauer mit schmiedeeisernen Gittern zur Straße hin
• 1927: Umgestaltung des Erdgeschosses – die heutige äußere Form entsteht
• 1954: Der Vorgarten muss dem Ausbau der Poststraße weichen
• 1973: Ehepaar Glüsing übernimmt das Kolpinghaus als Pächter
• 1987: Übernahme durch das Ehepaar Kunze als Pächter
• 1992: Umfassende Renovierung und Betrieb als Gaststätte mit Saal und Kegelbahnen
• 2009: Erweiterung und Modernisierung des Hotelbereichs
• 2020: Kauf durch das Architekturbüro Feldhaus, äußeres Erscheinungsbild bleibt erhalten

1954 muss der Vorgarten dem Ausbau der Straße weichen © Dreverhoff
2022 ist das Kolpinghaus zum Architektenbüro umgebaut © Bucken

Bedroht und gerettet

2006 geriet das Kolpinghaus in die öffentliche Diskussion – Abrisspläne für ein Einzelhandelsprojekt sorgten für Aufsehen. Dank breiter Unterstützung aus der Bevölkerung und der Zusicherung der Stadtverwaltung konnte der Abriss verhindert werden. Stattdessen entstanden Parkplätze hinter dem Haus.
Bis heute ist das Kolpinghaus in seinem äußeren Erscheinungsbild nahezu unverändert und beherbergt mittlerweile moderne Büroräume.

Unter dem Haupteingang in der Mitte vor Treppe sieht man das alte Handwerkerzeichen von 1954 „GOTT SEGNE DAS EHRBARE HANDWERK“.