Als die Eisenbahn nach Ibbenbüren kam

Von Matthias Franke

Bahngeschichte

Die Vorläufer der Eisenbahn sind in Deutschland ebenso wie in England vor allem im Bergbau zu finden. Unter Tage liefen die bei der Förderung benutzten Loren anfangs auf Holzschienen und wurden entweder durch einen Spurnagel zwischen den Schienen oder durch Spurkränze an den Rädern geführt.

Wesentliche Anstöße für die Eisenbahn in Deutschland gaben die Entwicklung der ersten betriebstauglichen Lokomotiven in England (Trevithick 1804, Blenkinsop 1812) und die Eröffnung einer ersten öffentlichen Bahn, der Stockton and Darlington Railway 1825.

Die Geburtsstunde des deutschen Eisenbahnwesens schlug 1834, als Ludwig I., König von Bayern, die Genehmigung für den Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth erteilte. Danach machte der Bau von Eisenbahnen schnelle Fortschritte. Auch die übrigen deutschen Staaten, vor allem Preußen, legten Bahnen an und bauten ihr Netz aus. (Quelle: Wikipedia)

Bahnkarte Deutschland 1849. © Wikipedia

Ibbenbürener Bahngeschichte

Am 07.12.1835 nahm die erste deutsche Eisenbahn mit Dampfbetrieb von Nürnberg nach Fürth ihren Betrieb auf. Auch in Ibbenbüren regte sich Interesse an einer Eisenbahn. Man nahm an, das Ibbenbüren wohl keine Dampfeisenbahn bekommen würde, und plante schon vor 1847 eine Pferdebahn. Sie sollte Güter und Personen von Ibbenbüren nach Rheine befördern.
Das mit viel Eifer verfolgte Projekt verschwand in der Schublade, als die Absicht des preußischen Staates bekannt wurde, eine Eisenbahn von Osnabrück in Richtung auf die niederländische Grenze zu bauen. Sie sollte nördlich der „Ibbenbürener Kohleberge“ vorbeiführen: Das musste verhindert werden. Nach langen Verhandlungen, an denen der Ibbenbürener Bürgermeister Ohm (1834 bis 1871) und Bergrat Buff führend beteiligt waren, gelang es, die geplante Trassenführung zu ändern. Die Ibbenbürener atmeten erleichtert auf, als am 13.03.1852 der Königliche Staatsminister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten, von der Heydt, Berlin, dem Amt Ibbenbüren mitteilte, dass die Eisenbahn von Osnabrück nach Rheine „südlich der Kohlenberge von Ibbenbüren“ geleitet werden sollte.

Bahnhof Ibbenbüren um 1910 © Sammlung Suer

Den Startschuss für den Bahnbau gab König Friedrich Wilhelm IV. ,mit „allerhöchstem Erlaß“: Infolge des mit der Königlich Hannoverschen Regierung unterm 03.03.1846 und 27.01.1852 abgeschlossenen Staatsvertrag will ich hiermit genehmigen, daß der Bau der Eisenbahn von Münster über Rheine bis zur Hannoverschen Landesgrenze sowie von Rheine nach Osnabrück, nunmehr begonnen und die Ausführung des Baues sowie die Leitung des Betriebes der Bahnen der Direktion der Westfälischen Eisenbahnen übertragen werden. (Quelle: Bernhard Holwitt)

Die Bahnstrecke Löhne – Rheine

1846 konnte ein Staatsvertrag zwischen Preußen und Hannover abgeschlossen und endlich mit der Planung von Eisenbahnlinien begonnen werden. Der erste Bauabschnitt, die Westbahn, verband die Städte Löhne, Bünde, Osnabrück, Ibbenbüren und Rheine, vereinte sich dort mit der preußischen Staatsbahn (Westfälische Eisenbahn) und schuf mit dem Anschluss nach Emden 1856 die direkte Eisenbahnverbindung zur Nordsee.

Die Strecke Rheine – Osnabrück baute die Westfälische Eisenbahngesellschaft Münster – Paderborn. In Auftrag gegeben und finanziert hatte sie das Land Preußen. Nach Fertigstellung wurde die Bahnstrecke an das Land Hannover verpachtet, das sie der Eisenbahndirektion in der Landeshauptstadt unterstellte.

Drei Tage nach der offiziellen Eröffnung der Strecke gab die Königliche Hannoversche Eisenbahndirektion den ersten Fahrplan für die Westbahn heraus. Dreimal pro Tag war es nun möglich, vom Dollard in die Hauptstadt (Hannover) des Königreiches zu fahren. Am 19. und 20.06.1856 wurde die gesamte Strecke von Hannover bis Emden feierlich in Betrieb genommen.

Die Hannoversche Westbahn zweigt am Bahnhof Löhne von der Bahnstrecke Minden–Hamm ab und verläuft am Südhang des Wiehengebirges über Bünde und Melle nach Osnabrück. Da das nächste Teilstück von Osnabrück über Ibbenbüren nach Rheine auf westfälischem Gebiet liegt, wurde es vom preußischen Staat gebaut und danach an die Königlich Hannöverschen Staatseisenbahnen verpachtet. Von Rheine aus folgt die Strecke dann der Ems in nördlicher Richtung und verläuft über Salzbergen, Lingen (Ems), Meppen und Papenburg nach Emden.

Für die Entwicklung des Eisenbahnwesens einer Stadt sind die wirtschaftliche Bedeutung des Ortes sowie seine verkehrsgeographische Lage ausschlaggebend. Als die ersten Eisenbahnen in Deutschland gebaut wurden, sollten sie zunächst vor allem der Personenbeförderung dienen. Mit der starken wirtschaftlichen Aufwärtsentwicklung, die in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts einsetzte, wurden sie aber in steigendem Maße auch dem Güteraustausch nutzbar gemacht.

So entstanden allmählich die wichtigsten Linien, die als Anfänge unseres heutigen modernen Eisenbahnnetzes zu betrachten sind, zwischen bedeutenden Handelsplätzen und Orten, die auch mit der Binnen- und Seeschifffahrt in Verbindung standen. Auf diese Weise wurden die Schienenverbindungen nach Mitteldeutschland und dem Osten, zunächst mit Dresden und Berlin, hergestellt. Es verdankt auch die heutige von Holland über Rheine-Osnabrück-Löhne nach Berlin und Leipzig führende Eisenbahnlinie, an welcher der Bahnhof Ibbenbüren liegt, den dargelegten Verhältnissen ihren Ursprung.

Die Strecke Löhne-Rheine ist damals in zwei Abschnitten in Betrieb genommen worden: zunächst die von dem ehemaligen Königreich Hannover erbaute Teilstrecke Löhne-Osnabrück am 21. November 1855, dann die von der Westfälischen Eisenbahn auf Kosten des preußischen Staates errichtete Strecke Rheine-Osnabrück am 23. Juni 1856. Bei der Festlegung der Strecke im Jahr 1850 setzte sich Preußen mit der Streckenführung Osnabrück – Rheine über Hörstel und Ibbenbüren durch. Die 47,34 km lange Strecke wurde am 23.06.1856 eröffnet. Durch die Ereignisse von 1866 (Preußen übernimmt am 15.12.1866 die Hannoversche Staatsbahn und die kurhessischen Bahnen) ist die Gesamtstrecke Rheine-Löhne an Preußen gekommen und zuerst bei der Königlichen Eisenbahndirektion Hannover belassen worden. Seit dem 1. April 1899 untersteht diese Bahnlinie der Eisenbahndirektion Münster. (Quelle: Anton Rosen)

Das Fest-Diner zur Eröffnung der Königlich-Hannoverschen Westbahn am 20. Juni 1856. © IVZ-Heimat-Zeitung Nr. 12

Königlicher Besuch im Bahnhof Ibbenbüren am 18. Mai 1857

Als König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen am 18. Mai 1857 im Bahnhof lbbenbüren seinen Hofzug bestieg, war dies einer der Höhepunkte in der Chronik der Eisenbahnstrecke Osnabrück-Rheine. König Friedrich Wilhelm IV. kam von einer Feier (150jährige Zugehörigkeit der Grafschaft Tecklenburg zu Preußen) aus Tecklenburg nach Ibbenbüren, um seinen hier bereitstehenden Hofzug für den Heimweg nach Berlin zu besteigen.

Kohlenladestelle und Brikettfabrik © Sammlung Reimpell

Im Jahre 1902 wurden die Aufstellgleise für die leeren Kohlenwagen der Zeche am Nordende des Bahnhofes ausgebaut. 1907 erfolgte die Erweiterung des Empfangsgebäudes und 1910 die des Güterschuppens. Im gleichen Jahre wurde auch mit dem zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke Rheine-Osnabrück begonnen.

1908 beginnen die von vielen Reisenden gewünschten Erweiterungen des Bahnhofgebäudes. Die Vorhalle bekommt einen Anbau, die Wartesäle I. und II. Klasse werden vereint, die der III. und IV. Klasse durch einen Anbau auf doppelte Größe gebracht. Der Bahnhof wurde nun auch an das Ibbenbürener Gasnetz angeschlossen, (Gasbeleuchtung) nachdem die Stadt Ibbenbüren schon 1900 angeschlossen worden war.