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Münsterstraße 483 |
Inventar-Nr. A 19
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IVZ aktuell vom 14.10.2021
2 Kreuze erinnern an zerstörte Kapelle Zeugen der konfessionellen
und politischen Kämpfe
- Von Albert Recknagel
An der Münsterstraße stehen zwei Sandsteinkreuze. Ohne Inschrift
und ohne schriftliche Quelle über die Errichtung. Es gibt eine
Sage zu den Kreuzen – und eine etwas realistischere Geschichte.
Albert Recknagel, ehrenamtlicher städtischer Denkmalpfleger,
kennt sie beide..
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Den wenigsten Autofahrern dürften beim Vorbeifahren
zwei alte, wuchtige Steinkreuze an der Münsterstraße (B219),
gegenüber der Abzweigung Riesenbecker Straße, auffallen. Dennoch
sind sie Zeugen großer konfessioneller und politischer Kämpfe
und Veränderungen im 16. Jahrhunderts. Albert Recknagel ist
seit fast 15 Jahren ehrenamtlicher Denkmalpfleger der Stadt
Ibbenbüren und hat die Geschichte recherchiert.
Wer sie sich anschaut, stellt fest, dass die brusthohen Kreuze
jeweils in einem Stück aus einem Sandsteinblock herausgehauen
wurden. Da sie keine Inschriften haben und es auch keine schriftlichen
Quellen über ihre Errichtung gibt, geriet die ursprüngliche
Zwecksetzung in Vergessenheit. Damit kam der Moment, an dem
der Volksmund nach Erklärungen sucht und die Phantasie in Gang
setzt.
Ohne sie können wir nur versuchen, uns auf der Grundlage bekannter
Umstände und von Indizien dem Wahrscheinlichen zu nähern. Dazu
ist ein Blick in die kirchen- und machtpolitische Situation
im Tecklenburger Land in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
nötig. Konrad (*1501; †1557), Sohn des Tecklenburger Grafen
Otto und seiner Frau Irmgard von Rietberg, wurde als junger
Adeliger am Hof des protestantischen Landgrafen Philipp von
Hessen für künftige Regierungsaufgaben erzogen. 1521 nahm „Junker
Konrad“ im Gefolge Philipps von
He ssen am Wormser Reichstag teil und wird dort auch Luthers
Auftritt erlebt haben.
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Der dolle Cord“
Zurück im Tecklenburger Land übertrug ihm sein Vater 1524 die
Mitregentschaft in der Herrschaft Rheda und 1534 in der Grafschaft
Tecklenburg. Zu seinem Herrschaftsbereich gehörten auch die
vier Kirchspiele Ibbenbüren, Brochterbeck, Recke und Mettingen.
Mit dem Tod seines Vaters 1541 war er alleiniger Erbe. Graf
Konrad, „der dolle Cord“ genannt, soll nach Auskunft der Historiker
einen selbstherrlichen und kompromisslosen Charakter gehabt
haben. Mit Unterstützung reformatorischer Prediger führte er
nach und nach die lutherische Lehre in seinem Territorium ein.
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Obwohl die Grafschaft kirchlich zum Bistum Osnabrück
gehörte und viele Kirchen direkt dem Kloster Herford unterstanden,
besetzte Konrad die Pfarrstellen mit lutherischen Pfarrern und
erhob Anspruch auf kirchlichen Besitz und Einnahmen. Es ging
ihm wohl nie allein um den „reinen Glauben“, sondern immer auch
um politische Macht und wirtschaftliche Einnahmen. Reformation
und Ausbau seiner Landesherrschaft gingen Hand in Hand. Es wurde
ein langjähriger und mitunter gewalttätiger Prozess, der seine
Legitimation über die Religion absicherte. Luther lehnte die
in der katholischen Kirche praktizierte Anbetung von Heiligen
und die Reliquienverehrung ebenso wie den damit verbundenen
Ablasshandel als unbiblisch ab. Folglich befahl Graf Konrad
die Entfernung von Heiligenbildern in den Gotteshäusern der
Grafschaft („Bildersturm“)........
Quelle IVZ vom 14.10.2021: - https://www2.ivz-aktuell.de/articles/145616/kreuze-erinnern-an-zerstoerte-kapelle
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Untere Denkmalbehörde Ibbenbüren, technisches
Rathaus, Roncallistr. 3-5 – www.ibbenbueren.de
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© Förderverein Stadtmuseum Ibbenbüren e. V.
Breite Straße 9 - 49477 Ibbenbüren | |
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